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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2020
Can you help me find you?
Parks, Amy Noelle

Can you help me find you?


ausgezeichnet

Süße Teenieromanze

Evie Beckham, Tochter eines Mathematikers und einer Psychologin, ist selber ein Mathegenie und besucht die Newton Academy für Mathematik und Naturwissenschaften. Egal, was Evie in ihrem Leben macht, immer mit dabei ist ihr Vorschulfreund Caleb. Er ist schon ewig in seine beste Freundin Evie verliebt. Doch die interessiert sich nicht für Jungs – bis eines Tages Leo auftaucht. Nun muss Caleb sich etwas einfallen lassen, um doch noch Evies Herz zu gewinnen...

Das Buch „Can you help me find you?“ ist zuckersüß und als Leserin muss man sich einfach in Evie, Caleb, Leo und Evies beste Freundin Bex verlieben. Evie weist die typischen Anzeichen einer Person mit einer Autismusspektrumsstörung auf. Sie ist oft einfach sehr analytisch und spricht immer wieder Gedanken aus, die uns durch gesellschaftliche Konventionen abtrainiert werden, sodass es sehr großen Spaß bereitet, sie auf ihrem Weg durch die ersten Liebeserfahrungen zu begleiten.

Die Liebesgeschichte ist nichts, was ich nicht schon so ähnlich gelesen habe. Aber sie ist erfrischend unbeschwert und macht gute Laune. Das ist meiner Ansicht nach ein guter Grund, das Buch zu lesen. Der Humor kommt in diesem Buch ebenfalls nicht zu kurz. Die kleinen Längen, die das Buch an ein oder zwei Stellen aufweist, verzeihe ich der Autorin Amy Noelle Parks daher gerne.

Die vier Jugendlichen haben alle mit Problemen in ihrem Leben zu kämpfen. Überbehütende Eltern, Angststörungen, Minderwertigkeitsgefühle, psychisch kranke Eltern das ist nur ein Teil der Themen, die angesprochen werden. Auch dies geschieht auf eine unterhaltsame Art und Weise. Es wird deutlich, dass es sich um ernste Probleme handelt, aber sie sind so geschickt eingebaut, dass sie dem Lesespaß keinen Abbruch tun.

Es wird auch immer wieder angesprochen, dass Evie als weibliches Mathegenie gegen viele Vorurteile anzukämpfen hat und oft zu Beginn gar nicht ernst genommen wird. Doch auch hier zeigt die Autorin, dass mit der nötigen Portion Beharrlichkeit und Selbstbewusstsein, eine Änderung möglich ist.

Bewertung vom 25.04.2020
Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1
Ventura, Luca

Mitten im August / Capri-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

An einem Morgen im August wird ein Toter, Jack, ein Student aus gutem Haus, erstochen in einem Boot aufgefunden. Dies ist der erste Mord in Capri, seitdem Enrico Rizzi auf Capri Inselpolizist ist. Er macht sich sofort daran, den Fall aufzuklären…

Der Krimi „Mitten im August“ startet gemächlich. Der Autor Luca Ventura legt sehr viel Wert darauf, uns ein Gefühl für die Insel und das Lebensgefühl der Menschen zu vermitteln. Wir lernen den Polizisten Rizzi kennen, erfahren einiges über sein Privatleben und wie er „la dolce vita“ lebt. Rizzi ist ein selbstbewusster, in sich ruhender, familiärer und ehrgeiziger Mann, der tief in der Insel Capri verwurzelt ist. Sein Kollegin Antonia Cirillo ist dagegen erst vor einigen Wochen hierhin strafversetzt worden und muss ihren Platz sowohl im Team als auch auf der Insel noch finden.

Neben den zu Beginn langsam startenden Ermittlungen, führt der Autor noch Sofia, die Lebensgefährtin des Ermordeten, ein. Sie bringt uns die Geschehnisse aus ihrer Sicht bis zu Jacks Tod näher.

Etwa ab der Hälfte des Buches zieht der Autor die Spannungsschrauben mächtig an. Haben wir bis dahin das leichte, sonnige Leben auf der Insel genossen, ziehen nun Wolken auf, die sich zu einem Sturm verdichten. Das geschieht sowohl bei den Ereignissen, die in der Vergangenheit spielen, als auch bei der aktuellen Ermittlung. Nach und nach tauchen Verdächtige und Motive auf, die Handlung verdichtet sich – alles läuft auf die Katastrophe zu. Die Geschichte nimmt Schwung und Spannung auf.

Mir hat die Erzählweise unglaublich gut gefallen. Ich werde als Leserin eingelullt, wiege mich in dieser herrlich entspannenden Inselatmosphäre in Sicherheit. Doch plötzlich schlägt das Geschehen um. Es kommen Geschehnisse zu tage, die dramatisch sind. Die jeweiligen Kapitel enden zumeist mit einem Cliffhanger. Wir können nur ahnen, was passiert ist. Natürlich muss ich unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, was nun tatsächlich geschehen ist und welche Auswirkungen dies für die weitere Geschichte hat.

Die Auflösung fand ich schließlich gut und plausibel. Der Täter gehörte zu meinem Kreis der Verdächtigen, und zwar genau wegen dieses Motives. Aber das fand ich nicht schlimm. Viel eher denke ich, dass man als Leserin, die viele Krimis liest, oft über den Erfahrungsschatz verfügt, richtig zu tippen.

Der Erzählstil ist sehr bildhaft, sodass mir gerade die Erzählungen ab der Mitte des Buches wie ein Film vor Augen standen. Sehr gerne würde ich den Film zum Buch sehen.

Nun hoffe ich, dass ich nicht allzu lange auf Teil 2 der Capri-Krimis warten muss. Denn die Reihe hat das Potential zu einer meiner Lieblingsreihen aufzusteigen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2020
Die 12 Leidensstationen nach Pasing
Wimmer, Stefan

Die 12 Leidensstationen nach Pasing


weniger gut

Die Nerds von 1985

Pasing 1985: Vier männliche Teenager sind auf der Suche nach der geilsten Party, dem ersten Sex und dem nächsten Bier…

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, denn genauso wie der Ich-Erzähler, war auch ich in dem Jahr 16 Jahre alt. Doch im Unterschied zu dem Roman, waren die New Waver bei uns cool, unnahbar und jeder wollte sie unbedingt kennen. Zudem waren sie meistens auf gutem Hause, denn die Kleidung und Accessoires waren teuer.

In „Die 12 Leidensstationen nach Pasing“ begleiten wir eine Clique, die von einer Peinlichkeit in die nächste schliddert und immer wieder darauf angesprochen wird, was für Loser sie sind – von Eltern, Lehrern und Mitschülern gleichermaßen. Viele der erzählten Geschichten fand ich unglaublich belanglos. Im direkten Vergleich war ja selbst meine normale Jugend fast spannend.

Die eine oder andere Anekdote war ganz witzig. Allerdings ist satirisch oder witzig gemeinte Literatur an mich meistens verschwendet, weil ich sie gar nicht als solche erkenne. Wenn dieses Buch also als zwinkernde Hommage an die damalige Zeit gedacht war, dann ist dies an mir vorbei gegangen.

Gestört hat mich zudem, dass immer wieder kulturelle Ereignisse genannt wurden, die nicht im Jahr 1985, sondern erst später in Deutschland stattgefunden haben. So wird mehrfach der Film Platoon genannt, in den die Clique ins Kino geht. Dieser Film ist jedoch erst aus dem Jahre 1986 und hatte in Deutschland laut Internet erst am 30. April 1987 seinen Filmstart. Ähnliches gilt für 9 1/2 Wochen. Da frage ich mich, ob der Autor einfach schlampig war oder es nur nicht genau nehmen wollte.

Die zum Teil in bayerischer Sprache gehaltenen Dialoge waren zwar verständlich, haben das Lesen jedoch verlangsamt. Dazu kommt, dass wohl neben den Kölnern nur die Bayern wert darauf legen, immer wieder ihren Dialekt in Büchern und Filmen zu sprechen. Cool finde ich das nicht.

Fazit: Leider konnte ich mit dem Buch nicht viel anfangen, da sowohl meine Erwartungen als auch meine Erfahrungen aus der Jugendzeit nicht mit dem Roman korrespondierten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2020
Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge / Die Profilerin und die Patin Bd.2
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge / Die Profilerin und die Patin Bd.2


sehr gut

Wer den ersten Teil mochte, findet den zweiten wahrscheinlich auch gut

Zara hat einen Traum. Ein Terrorist, der Frauen hasst, fährt mit einem LKW in eine Kundgebung und viele Frauen sterben bei dem Anschlag. Also gilt es, diesen Anschlag zu verhindern. Da sie dafür ungesetzliche Dinge tun muss, bittet sie ihre Schwester Zoe, noch einmal mit ihr die Rollen zu tauschen. Doch auch Zoe hat Probleme. Die Araber versuchen immer noch, den Paten von Korsika aus dem Geschäft zu drängen. Dafür müssen sowohl der Mafioso als auch seine rechte Hand, Zoe, aus dem Weg geräumt werden…

Das Buch macht da weiter, wo der erste Teil aufgehört hat. Islamistische Terroristen kämpfen gegen das europäische Wertesystem. Der Krieg um Marseille tobt nach wie vor.

Mir hat zu Beginn ein Personenregister gefehlt, in dem die Personen aus dem ersten Teil, die hier wieder eine Rolle spielen, aufgeführt sind. Ohne hat es ein wenig gedauert wieder in die Geschichte einzufinden. Ich brauchte länger, bis ich wieder wusste, wer noch einmal wer ist.

Des Weiteren hat es mich zu Beginn gestört, dass immer noch die bösen Islamisten bekämpft werden müssen. Dieses klare Feindbild in Schwarz und Weiß ohne Zwischentöne kam mir ein wenig schlicht vor. Als ich weitergelesen habe, habe ich festgestellt, dass die Geschichte aus Band 1 weitererzählt wird. Daher ist es auch stimmig, dass wieder die gleichen Gruppen bekämpft werden.

Zara und Zoe tauschen auch hier wieder die Rollen. Besonders gut hat mir dabei gefallen, wie Zara, also die gute Schwester, plötzlich als rechte Hand des Paten von Korsika agiert. Ich war gespannt, wie sie die Konflikte im Bandenkrieg löst, ohne zur Mörderin zu werden. Ihre Schwester hat wieder leicht und unproblematisch die Rolle der Europol Ermittlerin übernommen und Schwierigkeiten auf ihre bewährte Art und Weise aus dem Weg geräumt.

Leider habe ich den Mittelteil zum Teil recht unspannend gefunden. Die Erzählungen von Zoe, die sich als Zara ausgibt, fand ich ein wenig langweilig. Ich habe mich immer gefreut, wenn der Handlungsstrang wieder zu Zara wechselte.

Zudem erfahren wir auch wieder etwas über die Familiengeschichte der ungleichen Zwillingsschwestern. Diese Rückblicke ins Jahr 2005 haben mir ebenfalls gut gefallen, weil sie die Dynamik der zerrissenen Familie gut erklären.

Alles in allem fand ich den Krimi wieder spannend und unterhaltsam. Zum absoluten Highlight reicht es jedoch nicht.

Bewertung vom 14.04.2020
Das Reich der Grasländer 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.3
Williams, Tad

Das Reich der Grasländer 1 / Der letzte König von Osten Ard Bd.3


ausgezeichnet

König Simon muss alleine am Hochthron regieren und alle Hiobsbotschaften in Empfang nehmen, da sich seine Gattin Miriamel in Nabban befindet. Dort versucht sie die politischen Probleme der Gegend zu lösen. Ihr Enkel, Prinz Morgan, und seine Leibgarde wurden überfallen. Der Prinz konnte sich in die angrenzenden Wälder retten und versucht hier zu überleben und einen Weg nach Hause zu finden. Sein Begleiter, Graf Eolair, wurde von Banditen gefangen genommen und will einfach nur überleben.

Dies ist nur ein Teil der Figuren, die wir in dem Buch „Das Reich der Grasländer 1“ von Tad Williams begleiten. Und das ist für mich auch das Tolle an dem Buch. Es ist eine episch angelegte, sehr komplexe Geschichte, die sich nur langsam aufbaut und von vielen Szenenwechseln lebt. Der Erzählstil hat mich an G.R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ erinnert.

Für mich war der Einstieg ein wenig holprig, denn hier ist mir genau das passiert, was bei Fantasybüchern meistens gar nicht geht. Ich habe mich davon blenden lassen, dass der Titel „Das Reich der Grasländer 1“ heißt. Den Zusatz „Der letzte König von Osten Ard 2“ habe ich dabei geflissentlich übersehen. Dadurch waren mir weder das Reich noch die Personen vertraut. Zu Beginn hatte ich deshalb die Befürchtung, dass ich gar nichts mit dem Buch anfangen kann. Zum Glück war dies jedoch nicht der Fall. Es hat lediglich ein wenig gedauert, bis ich in die Handlung eingestiegen war.

Doch beim Lesen ist mir immer wieder aufgefallen, dass mir die Vorgeschichte der Figuren fehlt, um manches gut einordnen zu können. Genauso wie mir das Worldbuilding und die Entwicklungen des Reiches nicht bekannt waren, sodass mir immer wieder Lücken in meinem Wissen aufgefallen sind.

Allerdings habe ich mir mittlerweile Teil 1 „Der Drachenbeinthron“ besorgt, da mir sowohl der Schreibstil als auch die Figuren sehr gut gefallen haben und ich mir noch viele spannende Lesestunden von dieser Serie verspreche. Komplexe Sagen, die episch erzählt werden, finde ich sehr schön zu lesen, da ich als Leserin tief in die gestaltete Welt eintauchen kann. Nach ein paar Büchern ist es dann so, als wären die Figuren Teil meines Lebens und ich freue mich jedes Mal erneut auf ein Wiedersehen.

Bewertung vom 11.04.2020
Rendezvous in zehn Jahren
Pinnow, Judith

Rendezvous in zehn Jahren


ausgezeichnet

Süße Liebesgeschichte

Etwa 2 Stunden lang dauert die Begegnung der Deutschen Valerie und des Niederländers Ted in einem Café in Amsterdam. Am Ende beschließen sie, sich in genau 10 Jahren wieder in demselben Café zu treffen. Doch schnell wird beiden klar, dass sie nicht so lange warten wollen und sie fangen an, sich zu suchen. Er in München und sie in Amsterdam…

Die Begegnung der beiden Hauptfiguren fand ich schön und auch authentisch geschildert. Doch dann war ich mir nicht sicher, ob das Buch „Rendezvous in zehn Jahren“ von Judith Pinnow wirklich etwas für mich ist. Die Vorstellung, dass die beiden nun wie die Königskinder, die nicht zusammenkommen können, umeinanderkreisen und sich immer wieder verpassen, fand ich eher frustrierend und darüber zu lesen würde mich bestimmt schnell nerven, befürchtete ich. Doch dann ist alles ganz anders gekommen.

Es ist mir gelungen, mich einfach auf die Geschichte einzulassen. Zugegeben, der positive Schreibstil der Autorin hat es mir sehr leicht gemacht. Zu erfahren, wie beide mit ihrem Leben weitermachen und sich doch nie wirklich vergessen können, hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Entwicklung von Valeries Leben, das ich einfach toll fand, zu begleiten, hat mir sehr großen Spaß bereitet. Bei Ted hatte ich oft den Eindruck, dass er nur auf Impulse von außen reagiert, ohne wirklich hinter ihnen zu stehen. Okay, er hat auch nicht so tolle Freunde wie Valerie. Bei Valerie und ihren Freundinnen habe ich besonders viel Lebensfreude wahrgenommen. Diese ist bei Ted nicht so zu spüren. Doch auch seine Geschichte ist wichtig für den Verlauf der Handlung.

Das Buch hat mir ein paar schöne Lesestunden beschert. Die Figuren waren so angelegt, dass sie mir fast alle sofort ans Herz gewachsen sind. Die Kulisse mit München, Amsterdam und Norderney hat noch ein Übriges zur guten Stimmung des Buches beigetragen. Für mich ein rundum gelungener Liebesroman, der einen glücklich und zufrieden zurücklässt.

Bewertung vom 10.04.2020
The Street
Petry, Ann

The Street


ausgezeichnet

Ein Hörbuch-Highlight

Lutie Johnson will für sich und ihren Sohn ein besseres Leben schaffen. Ihr Leben in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Harlem ist ein ständiger Kampf gegen die Armut, Rassismus und Sexismus. Doch ihr Ziel ist es, herauszukommen aus dem erdrückenden Leben in einer kleinen Wohnung, einem schlechtbezahlten Job und Männern, die sie als ihren Besitz ansehen.

Zu Beginn des Hörbuchs war ich vollkommen geflasht. Noch nie habe ich eine Sprecherin als so perfekt besetzt empfunden, wie Bettina Hoppe für „The Street – Die Straße“ von Ann Petry. Sie passt mit ihrer erwachsen klingenden Stimme super zu dem Hörbuch, in dem eine Mutter und Schwarze gegen die Lebensumstände ankämpft. Die Figuren entstehen so ausdrücklich vor einem, dass man sie und die Umgebung und Umstände, in denen sie leben, plastisch vor sich sieht.

Dafür verantwortlich ist selbstverständlich ebenso die Autorin Ann Petry. Sie ist sehr privilegiert als Tochter einer Familie, die bereits seit Generationen dem Beruf des Apothekers nachgeht, in einem kleinen Ort aufgewachsen, in dem sie wohlbehütet groß geworden ist, ohne mit Armut, Sexismus oder ausgeprägtem Rassismus in Berührung zu kommen. Erst als sie im Alter von 30 Jahren nach New York gegangen ist, wurde sie mit dem Leben konfrontiert, das die meisten Schwarzen in Großstädten oder den Südstaaten führten.

Sie schildert die Lebensumstände der schwarzen Menschen in Harlem sehr eindrücklich. Als Hörerin konnte ich mir die Straßen, Gebäude und Menschen lebhaft vorstellen. Dabei verleiht sie den einzelnen Figuren eine eigene Persönlichkeit, in dem sie uns an deren Gedankengängen und Motivationen teilhaben lässt.

Zu Beginn habe ich die Leichtigkeit bewundert, mit der uns Ann Petry das harte Leben besonders der schwarzen Frauen schildert, ohne dass ich die Lektüre als deprimierend, niederdrückend oder frustrierend empfunden habe. Wir lernen Lutie als mutige und starke Frau kennen, die das Leben immer wieder bei den Hörnern packt und versucht, sich und ihrem Sohn ein gutes Leben zu ermöglichen. Doch wir lernen unter anderem auch die schwarze Partnerin des Hausmeisters und ihre Sorgen kennen. Wir begleiten die weiße Lehrerin, die in Harlem angstvoll schwarze Kinder betreut. Und so lernen wir nach und nach viele Menschen kennen und verstehen. Selten habe ich ein Buch gelesen, das ein Lebensgefühl, die Menschen und ihre Beweggründe so gut transportieren kann.

Ganz außergewöhnlich finde ich zudem, dass dieser Roman bereits im Jahr 1946 erschienen ist. Das merkt man dem Buch in keiner Weise an. Der Erzählstil ist modern, die Lebensumstände sind nachvollziehbar. Natürlich gibt es Inhalte, die heute nicht mehr unserer Realität entsprechen, zumindest hoffe ich das. So denkt hier z. B. jeder Mann, dass Lutie Johnson ihm gehört, im wahrsten Sinne des Wortes. Egal, ob es sich dabei um den schwarzen älteren Hausmeister handelt, der völlig auf die junge Frau fixiert ist oder der schwarze Musiker, der ein Gigolo und Lebemann ist. Genauso wie der weiße, hutzelige Pate des Stadtteils, der seinen Anspruch auf sie geltend macht.

Ich bin davon ausgegangen, dass dieses Buch ein Aufruf zu Mut, Selbstständigkeit und Stärke ist, sich nicht in sein Schicksal als Schwarze/r zu fügen. Vielleicht bin ich genau deshalb frustriert und deprimiert über den Verlauf, den die Geschichte nimmt. Aber wahrscheinlich war es der Schriftstellerin gar nicht möglich, etwas anderes zu schreiben, mit Blick auf ihre Biografie und ihrer Wahrnehmung der Lebensumstände von Schwarzen in New York.

Ein tolles Buch, das mich leider resigniert zurückgelassen hat.

Bewertung vom 01.04.2020
Schicksalskämpfer / Die 12 Häuser der Magie Bd.2 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Schicksalskämpfer / Die 12 Häuser der Magie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nic und seine Freunde sind Ines entkommen. Doch im sicheren Haus kommen lediglich Nic und Liz an. Jane und Matt sind verschollen. Zudem gelten sie nun alle als Staatsfeinde Nr. 1 und werden nicht nur von Ines gejagt. Wie sollen sie so Gabriel finden, Ines Treiben ein Ende setzen und das zweite Regnum verhindern?

Die ersten Seiten von „Schicksalskämpfer“, dem zweiten Band der Trilogie „Die 12 Häuser der Magie“ von Andreas Suchanek, kamen mir sehr gemächlich vor im Gegensatz zum ersten Teil „Schicksalswächter“. Doch dieser Eindruck blieb nicht lange erhalten. Denn schnell hat der Autor das Tempo der Geschichte gewohnt angezogen.

Der Erzählstil ist sehr anschaulich und direkt. Der Autor gestaltet auch den zweiten Teil gewohnt abwechslungs- und actionreich. Seine Fantasie kennt keine Grenzen und so bin ich als Leserin immer wieder von den Entwicklungen überrascht, teilweise geradezu überrannt worden. Doch genau dieses Tempo macht den Lesespaß zu einem großen Teil aus. Es passiert immer etwas, was bedeutet, dass keine Längen aufkommen. Des Weiteren bin ich als Leserin stets sehr neugierig darauf, was Andreas Suchanek sich noch ausgedacht hat, um mich zu überraschen. Denn das gelingt ihm regelmäßig. Auch wenn ich nicht immer glücklich über die Entwicklungen in der Geschichte bin, schreibt der Autor sehr spannend und nicht vorhersehbar. Daher könnte ich süchtig nach seinen Büchern werden.

Besonders gerne habe ich das Schicksal von Matt verfolgt. Dieser Handlungsstrang, in dem wir auch den bereits mehrfach im ersten Teil erwähnten genialen Magier Chavale kennenlernen, hat sehr viele Hintergrundinformationen geliefert und war daher besonders spannend. Doch auch die Ereignisse rund um Nic, Liz, Jane, Angelo, Nox und Gabriel sind toll. Obwohl dies erst der zweite Teil ist, habe ich das Gefühl, die Figuren sind mir sehr vertraut und zum Teil habe ich sie schon sehr lieb gewonnen.

Allerdings habe ich manchmal den Verdacht, dass ich mich beim Lesen nicht auf die Logik des Geschehens konzentrieren sollte. Das könnte mir den Spaß an der Geschichte teilweise nehmen. Denn ab und an kommt der Gedanke auf, dass ich mir nicht sicher bin, ob der Aspekt wirklich logisch ist. Lange darüber nachdenken bzw. grübeln mag ich jedoch nicht. Ich lasse mich lieber in weitere Abenteuer hineinziehen.

Fazit: Ein zweiter Teil, der genauso spannend wie der Vorgänger ist und einen sehnsüchtig auf den Abschlussband warten lässt.

Bewertung vom 29.03.2020
Die Tanzenden
Mas, Victoria

Die Tanzenden


gut

Im Mittelpunkt von „Die Tanzenden“ stehen die Menschen in einer Nervenheilanstalt für Frauen in Paris. Hier begegnen wir der langjährigen Oberaufseherin Genevieve. Sie ist nach dem frühen Tod ihrer geliebten Schwester innerlich erstarrt. Die Prostituierte Therese ist mittlerweile seit 20 Jahren Patientin in der Anstalt. Sie möchte auch nirgendwo anders sein. Ganz anders Louise. Sie hofft in Kürze von Jules, einem jungen Mediziner aus der Salpetriere, wie das berühmteste Krankenhaus der Stadt heißt, nach 3 Jahren endlich herausgeholt zu werden. Das immergleiche Leben hinter den Mauern gerät in Bewegung durch die Einlieferung von Eugenie, einer gutbürgerlichen Notarstochter. Sie wird von ihrem Vater hierher gebracht, nachdem er erfahren hat, dass sie mit Toten kommunizieren kann.

Victoria Mas führt die Hauptfiguren sehr lang und ausführlich und damit für meinen Geschmack zum Teil auch sehr langatmig ein. Besonders die Beschreibungen, wenn es um Genevieve und ihr Leben geht, sind sehr detailliert. Dabei ist es egal, ob es um Wertvorstellungen der Oberaufseherin geht oder um die Beschreibungen der Umgebung.

Dazu kommen zum Teil schwer erträgliche Szenen, wenn es darum geht, wie schnell Frauen 1885 und früher in der Salpetriere landen können und wie wenig Hoffnung besteht, dass sie die Nervenheilanstalt jemals wieder verlassen. Die ganze Zeit hatte ich ein beklemmendes Gefühl des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht. Bei den Schilderungen werden teilweise Behandlungsmethoden oder Lebensumstände vorgeführt, die ich nur mit Abscheu lesen konnte.

Dass Eugenie Tote sehen und mit ihnen kommunizieren kann, war für mich sehr befremdlich, sodass ich beim Lesen dieser Szenen zu Beginn meistens nur ein Fragezeichen im Kopf hatte und gar nicht wusste, wie ich diesen Erzählstrang einordnen sollte. Der Gedanke, dass es Menschen gibt, die mit Toten kommunizieren können, ist mir einfach zu irreal. Obwohl mir natürlich bekannt ist, dass es diese spirituelle Richtung in der Avantgarde gab.

Das Ganze führte dazu, dass ich die erste Hälfte des Buches nur mit Widerwillen gelesen habe. Es gab keinen Erzählstrang, der mich interessierte. Geändert hat sich das in der zweiten Hälfte des Buches. Endlich hatte ich den Eindruck, im Buch angekommen zu sein. Wir erleben hier die Entwicklung der Genevieve von einer innerlich erstarrten Person, die funktioniert, zu einem empathischen Menschen, der sich für andere einsetzt und sich selber wieder fühlt. Diese Entwicklung fand ich spannend und interessant. Hier habe ich den Schreibstil, den ich vorher zum Teil hölzern und langatmig fand, als sehr flüssig und kurzweilig empfunden.

Die bessere zweite Hälfte des Buches reicht mir jedoch nicht für eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.03.2020
Die Magier von Paris
Wolff, Christina

Die Magier von Paris


sehr gut

Schönes, fantasievolles Kinderbuch

Die Schülerin Claire Delune muss ihr Internat verlassen und wieder in Paris leben, da ihr Vater plötzlich verstorben ist. Nun ist sie die letzte Magierin aus der Familie Delune. Diese Familie befindet sich in einer Rivalität mit der Familie Belleson. Der junge Rafael Belleson ist ebenfalls der letzte Magier seiner Familie. Doch alle Streitereien sind vergessen, als die beiden gegen einen gemeinsamen Gegner, Gargoll, kämpfen müssen…

Christina Wolff hat mit „Die Magier von Paris“ ein schönes Kinderbuch geschrieben. Dieses Buch ist nicht für meine Altersgruppe der 50+ geschrieben worden. Dafür ist die Sprache eindeutig zu schlicht gehalten. Doch ein Kind hat bestimmt sehr viel Freude an diesem fantasievollen Buch. Die Autorin hat tolle Ideen, die Wendungen der Geschichte waren sehr einfallsreich und die Figuren sind sehr liebevoll gestaltet. Dabei ist es egal, ob es sich um die beiden Kinder Claire und Rafael handelt, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, oder um den Familiengeist der Delunes bzw. den Siebenschläfer der Bellesons.

Genau das ist auch der Grund, warum ich trotz meines fortgeschrittenen Alters zwischendurch gerne einmal ein Kinderbuch lese. Ich liebe die Einfälle und die Fantasie, die ich in diesen Büchern finde. Sehr gut hat mir bereits der Prolog gefallen, denn er weckt ganz andere Erwartungen daran, wer im Folgenden gut und wer böse ist.

Ein besonderer Hingucker ist das Cover mit seinen kräftigen Farben und dem Titel, die eine magische Geschichte versprechen. Im Buch selber befinden sich mehrere wirklich toll gezeichnete Bilder, die die Handlung unterstreichen. Als Kind habe ich solche Bilder geliebt und ich bin mir sicher, dass diese den Kindern ebenfalls sehr gefallen werden.

Insgesamt ein sehr schönes Buch, das sich zudem immer wieder mit dem Thema Freundschaft beschäftigt. Es geht genauso um die Freundschaft von Claire und Rafael, wie um die Freundschaft ihrer Väter. Doch ebenso wird die Freundschaft zu dem gemeinsamen Gegner Gargoll angesprochen.

Fazit: Für Erwachsene zu schlicht vom Sprachstil, für Kinder jedoch ein schönes, fesselndes Abenteuer.