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Elchi130
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Insgesamt 438 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2020
Der Traum vom Meer / Riviera-Saga Bd.1
Kröhn, Julia

Der Traum vom Meer / Riviera-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Kein seichtes Gute-Laune-Buch

Salome wächst bei ihrem Vater Arthur und der Großmutter auf. Als die Großmutter plötzlich stirbt, verändert dies ihr ganzes Leben. Ihr Vater eröffnet eine Zweigstelle seines Reisebüros in San Remo und dort verbringen sie fortan ihren Sommer. Hier lernt Salome die ein Jahr ältere Ornella kennen. Schnell werden die beiden beste Freundinnen.

Zu Beginn habe ich mich ein bisschen schwer getan, in der Geschichte anzukommen. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich aufgrund des Covers eine seichte Story erwartet habe, die mich angenehm und vielleicht etwas oberflächlich unterhält. Doch das Buch „Riveira – Der Traum vom Meer“ von Julia Kröhn ist so viel mehr und hat eine unglaubliche Tiefe.

Das Buch beginnt sehr humorvoll, was ich als Einstieg in einen Roman sehr gut gelungen finde. Julia Kröhn liefert uns in jedem Zeitabschnitt zudem die Moral, den Zeitgeist und die Vorurteile der damaligen Zeit. Wir beginnen mit der Erzählung im Jahr 1922 und enden 1936. Das Geschehen spielt in Frankfurt, San Remo und Menton, an der französischen Riveira. Es passiert unglaublich viel in dem Buch und jede Handlung trägt sehr viele Aspekte in sich.

Besonders begeistert bin ich von der Vielschichtigkeit und der erzählerischen Dichte des Romans. Als Leserin entsteht die Umgebung vor meinem inneren Auge. Ich nehme den Flair der Zeit war und kann mir das Rollenverständnis sehr gut vorstellen. Jede einzelne Szene liefert mir durch zahlreiche, wie nebenbei eingestreute Sätze, Informationen und ein umfassendes Gefühl für die Szenerie.

Die Figurenzeichnung ist sehr gut gelungen. Die Personen sind nicht eindimensional, sondern sehr komplex. Alle haben gute und liebenswerte Eigenschaften und ebenso schlechte und nicht für sich einnehmende Persönlichkeitszüge. Dazu kommt oft noch eine Widersprüchlichkeit des Charakters und Brüche im Verhalten. Dadurch wirken die Figuren des Romans sehr wirklichkeitsnah. Julia Kröhn erweckt Figuren zum Leben, die für mich so komplex und widersprüchlich sind, wie Menschen im wahren Leben.

Persönlich hätte ich für den Roman ein ernsthafteres Cover ausgewählt, denn das Buch gehört für mich nicht in den Bereich des unterhaltsamen Historienromans, wie das Cover suggeriert. Es bietet tolle Szenen, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Nun freue ich mich auf den zweiten Band mit Salome, Ornella und Felix.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5 (eBook, ePUB)
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5 (eBook, ePUB)


sehr gut

Über weite Strecken ein Pageturner

„Die Rückkehr des Würfelmörders“ von Stefan Ahnhem schließt da an, wo Band 1 „Der Würfelmörder“ endet. Fabian Risk möchte immer noch den korrupten Kollegen überführen. Sein Sohn stellt sich den dänischen Behörden als Zeuge zur Verfügung. Und der Würfelmörder spielt nach wie vor sein perverses Spiel.

Kaum habe ich mit dem Buch begonnen, will ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Die einzelnen Handlungsstränge spitzen sich zu. Es wird klar, dass das Team, dem Fabian Risk angehört, ein paar Irrtümern aufgesessen ist. Hierbei finde ich es sehr spannend, wie der Autor die Handlung aus Band 1 weiterentwickelt.

Im privaten Bereich von Fabian Risk türmen sich die Probleme immer höher. Die ganze Atmosphäre in seiner Familie empfinde ich als erdrückend. Die Persönlichkeitsveränderung seiner Tochter nach dem Koma, die sprunghafte, schwer zu berechnende Ehefrau und der Sohn, der von einer Schwierigkeit in die nächste stolpert. Das ist für eine Familie schon sehr viel, um nicht daran zu zerbrechen.

Doch im Laufe des Geschehens gibt es auch Momente, in denen mir das Buch fast zu viel wird. Zum Beispiel, dass es gleich zwei korrupte Polizisten gibt. Einer hätte vollkommen ausgereicht. Zwei finde ich fast nicht zu ertragen. Diese Machtbesessenheit und das Allmachtsgefühl, das beide vermitteln, sind kaum auszuhalten. Dazu kommt ein fanatischer Würfelmörder, der sich auf seine erwürfelten Opfer versteift und sie um jeden Preis umbringen muss. Zudem vermittelt die Geschichte sehr lange den Eindruck, dass er nicht zu stoppen sei.

Fabian Risk kommt mir in dem Buch zum Teil wie Bruce Willis in einem Actionfilm vor. Egal, wie sehr er verletzt ist, er macht weiter und spielt den großen Helden, der das Böse stoppen muss.

Doch insgesamt ist das Buch sehr spannend, ein Pageturner, bei dem ich einfach immer weiterlesen muss. Nun bin ich gespannt auf das nächste Buch von Stefan Ahnhem mit Fabian Risk und hoffe, dass er weitere Handlungsstränge zu einem für mich befriedigenden Ende führt.

Bewertung vom 02.08.2020
Götterpfade (MP3-Download)
Kappler, Julian

Götterpfade (MP3-Download)


ausgezeichnet

Abenteuerliches Fantasybuch mit einem grandiosen Sprecher

In einer Kneipe lernen sich die Kriegerin Esme, Gero, der Sohn eines Schmiedes, und Derio der Magier kennen. Schnell werden sie zu Gefährten, die vielen Gefahren ausgesetzt sind und gemeinsame Abenteuer bestreiten…

Kaum hat der Sprecher Max Hoffmann angefangen, hat er mich auch schon in seinen Fängen. Selten habe ich das Gefühl, dass ein Sprecher und ein Buch so gut zueinander passen. Er liest so lebendig und mit so viel Freude, dass man als Hörer/in gar nicht mehr aufhören möchte, ihm zu lauschen.

Der Autor Julian Kappler hat im ersten Teil von „Die Steine der Götter“ eine tolle Fantasywelt erschaffen. Wir begegnen Magiern, Orks, Untoten und noch vielen anderen Wesen aus dem Reich der Fantasy. Die drei Figuren, die im Mittelpunkt des Geschehens stehen, Derio, Gero und Esme sind Helden, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe. Da ist Gero, der sich mutig und oft auch etwas naiv in jedes neue Abenteuer stürzt, immer eine Hand am Schwert. Derio, der Magier, der gelehrt ist, trotzdem mit einem Schwert umzugehen weiß und mit seiner Magie so manche Situation rettet. Und zuletzt die Kriegerin Esme. Sie ist eine hervorragende Kämpferin und verdreht mit ihrer Schönheit so manchem männlichen Wesen den Kopf, obwohl sie es gar nicht darauf anlegt. Zudem ist sie diejenige, die am wenigsten über sich Preis gibt.

Alle drei zusammen ergeben eine unschlagbare Gruppe, die von einem Abenteuer ins nächste gerät und immer wieder ausweglos scheinenden Gefahren ausgesetzt ist. Im Laufe der Geschichte von „Götterpfade“ werden die Aufgaben, die die drei zu bewältigen haben, immer komplexer und schwieriger und das Böse rückt ihnen immer näher auf den Leib. Das steigert die Spannung ungemein.

Allerdings habe ich ab und an gedacht, dass den Gefährten alles etwas zu mühelos gelingt. Sie treffen auf ein Hindernis und zack ist es bewältigt. Sie werden verletzt und schon kümmert sich der Magier darum. Das hat jedoch auch den Vorteil, dass wir es nicht mit langen und zähen Kämpfen, die mich meistens sehr langweilen, zu tun haben. Daher ist mir diese scheinbare Mühelosigkeit lieber als sich endlos hinziehende Probleme.

Leider endet das Hörbuch Mitten in der Geschichte. Doch das steigert nur den Wunsch, ganz schnell den nächsten Band zu lesen bzw. zu hören. Gewünscht hätte ich mir bei diesem Hörbuch, dass es viel mehr Tracks gibt. So ca. alle 5 Minuten. Das erleichtert das (Weiter-) Hören ungemein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2020
Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4
Dabos, Christelle

Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4


weniger gut

Ich habe mich Seite um Seite durch das Buch gequält

Ophelia befindet sich weiterhin auf der Arche Babel. Sie sucht nach dem Anderen, um die Welt vor der Vernichtung zu bewahren. Doch sie ist nicht allein, denn Thorn kämpft an ihrer Seite…

Die erste Enttäuschung war für mich, dass auch dieser Band auf der Arche Babel spielt. Denn den vorherigen Band, der ebenfalls auf Babel spielte, mochte ich nicht sonderlich. Zum Glück ist Ophelia im letzten Band „Im Sturm des Echos“ nicht wieder das ewige Opfer, so wie im dritten Teil.

Doch dieser Teil sprengte meine Phantasie dann doch ein wenig. Mir waren die Erklärungen, wie der Andere und die Echos entstanden sind, zu abstrakt. Obwohl es wirklich wieder und wieder erklärt wurde, wurden diese Schilderungen für mich nicht greifbar. Das führte dazu, dass ich mich unglaublich gelangweilt habe. Insgesamt fehlt mir in dem Buch etwas, was die Handlung vorantreibt und für Tempo sorgt. Wir drehen uns immer und immer wieder um die gleichen Probleme bzw. Themen. Schließlich musste ich mich Seite um Seite zwingen, das Buch häppchenweise zu lesen. Denn ich wollte erfahren, wie denn nun alles endet. Doch je weiter ich zum Ende des Buches vordrang, desto mehr musste ich feststellen, dass es sich nicht gelohnt hat. Ich langweilte mich immer mehr und die Auflösung hat mir überhaupt nicht zugesagt.

Insgesamt hat sich diese Reihe für mich nicht gelohnt. Der Hype, der um diese Bücher gemacht wird, ist für mich nicht nachvollziehbar. Das einzige Buch der Serie, das mir gefallen hat, war Teil 2. Hier entwickelte sich Ophelia zu einer mutigen, eigenständigen Person und die Handlung erinnerte an einen Kriminalfall. Band 1 war mir zu grausam und erdrückend, Band 3 nervte mich damit, dass Ophelia das ewige Opfer war. Der letzte Teil nun hat mich zu Tode gelangweilt.

Meine Empfehlung, wenn ihr mit der Reihe noch nicht begonnen habt: Lasst sie links liegen. Es gibt so viele gute Bücher, die es verdient haben, dass sie eure Aufmerksamkeit finden.

Bewertung vom 26.07.2020
Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3 (eBook, ePUB)
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Solider Thriller

In Hamburg werden Frauen aus ihren Fahrzeugen heraus entführt. Der Kidnapper stellt Fotos auf Instagram online und gibt der Polizei 24 Stunden Zeit, um das Opfer zu finden. Wenn es den Ermittlern nicht gelingt, stellt er die Tote an einem öffentlichen Platz aus.

Dies war sowohl mein erstes Buch um das Ermittlerteam von Jens Kerner als auch das erste des Autors Andreas Winkelmann überhaupt. Das Buch ist handwerklich gut geschrieben – und doch konnte es mich nicht ganz packen.

Das lag vor allem daran, dass wir es hier einmal mehr mit einem psychopathischen Serienkiller zu tun haben, der seine Opfer auf den ersten Blick willkürlich auswählt. Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob es keine Krimis oder Thriller mehr gibt, in denen Menschen aus persönlichen Gründen Morde im näheren Umfeld begehen. Das fände ich viel Interessanter und Lebensnäher.

Der Thriller ist spannend geschrieben. Die Handlung wird immer wieder mit dem Ermittler Jens Kerner und seinen Problemen verknüpft. Ich mag es, wenn mir die Figuren aus dem Ermittlerteam nach und nach vertraut werden und ich viel Persönliches aus ihrem Leben erfahre. Das stellt Nähe her und macht neugierig auf die bisherige und weitere Entwicklung der einzelnen Personen.

Andreas Winkelmann animiert mich als Leser/in zudem zum Miträtseln. Ich begebe mich auf Tätersuche und frage mich immer wieder, ob der Autor mich mit dieser oder jenen Fährte nur aufs Glatteis führen möchte oder ob ich auf der richtigen Fährte bin. Und leider ist die Auflösung dann auch der zweite Schwachpunkt des Buches. Wenn ein Autor die Geschichte schon so anlegt, dass ich mitraten kann, dann sollte auch die Möglichkeit bestehen, auf den Täter zu kommen. Ansonsten fühle ich mich an der Nase herumgeführt, wie in diesem Fall.

Fazit: stilistisch und handwerklich versteht der Autor seine Arbeit. Nun muss er nur noch seine Leser/innen ernst nehmen und sich fragen, ob es wirklich der psychopathische Täter sein muss.

Bewertung vom 19.07.2020
Blutsohn / Die Quellen von Malun Bd.2
Winterfeld, Daniela

Blutsohn / Die Quellen von Malun Bd.2


ausgezeichnet

Wieder ungewöhnlich (und) gut

Ruann: Dorgen hat das Kommando über das Heer übernommen und soll nun zu Ende führen, was sein Vorgänger begonnen hat. Dabei denkt er an das Wohl seiner Frauen und Kinder, ganz besonders an Feyla. Leymon und Tailin gehen getrennte Wege. Der eine nimmt seine alte Position wieder ein. Der andere beginnt mit seiner Ausbildung. Ailia hingegen gelingt mit ihrem Geliebten und ihrer Schwester nach einigen Unannehmlichkeiten die Flucht…

Zu Beginn habe ich ein wenig gebraucht, um wieder in die Geschichte um „Die Quellen von Malun“ einzutauchen. Da zu Beginn von Daniela Winterfeld weitere Figuren eingeführt wurden, fiel mir die Orientierung und das Wieder-Einlesen leider schwerer als üblich, wenn ich den nächsten Teil einer Reihe lese. Zudem begleiten wir nun ebenfalls Leymon, den Pamuschkrieger mit seiner Pameli. Doch nach ein paar Kapiteln hatte mich die spannende und immer wieder unvorhersehbare Geschichte voll gepackt. Besonders gut hat mir gefallen, dass der im Titel benannte „Blutsohn“ regelmäßige Auftritte hat.

Daniela Winterfeld spielt im Laufe des Buches sehr schön mit unseren Vorstellungen von Gut und Böse. Die Figuren entwickeln sich im Laufe der Erzählung, und zwar oft in eine für mich unerwartete Richtung. Es tauchen weitere Schauplätze auf und die einzelnen Geschichten greifen mehr und mehr ineinander. Die Welt und auch der Handlungsverlauf sind komplex, was für Spannung sorgt und mich als Leserin regelrecht an das Geschehen gefesselt hat.

Wer im ersten Teil mit der Gewalt und Brutalität Probleme hatte, dem wird es in diesem Buch nicht anders ergehen. Die Welt von Ruann ist eine harte Welt, in der ein ständiger Kampf ums Überleben herrscht. Manipulation durch Wenige und Entbehrung zeichnen die Existenz der meisten Menschen aus.

Ich bin schon sehr gespannt, wie die Trilogie endet und wie alles ineinandergreift und zusammenhängt. Eine Fantasyerzählung der besonderen Art.

Bewertung vom 19.07.2020
Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Der zweite Würfelmörder-Band sollte schon im Haus sein

Fabian Risk und sein Team haben alle Hände voll zu tun. Da gibt es den vermeintlichen Selbstmord eines Arbeitskollegen, der Fabian nicht in Ruhe lässt. Ein Junge wird in einer Waschmaschine zu Tode geschleudert. Der Mord an einem Verkäufer vor lauter Zeugen beschäftigt das Team ebenso wie der Tod einer jungen Frau, die an einer Vergiftung gestorben ist.

Im letzten Jahr habe ich das Buch „Der Würfelmörder“ bereits unter dem Titel „Zehn Stunden tot“ gelesen. Damals war ich sehr enttäuscht, denn das Buch endet Mitten in den Ermittlungen und es gab keine Information, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.

Doch jetzt, im zweiten Anlauf, da ich vorher wusste, dass das Buch nur der erste Teil ist und ich den zweiten Teil des „Würfelmörders“ bereits im Haus habe, hat mir das Buch super gefallen. Es ist spannend und bietet viele überraschende Wendungen.

Bereits im Prolog findet ein Mord statt. Hier wird, entgegen sonstiger Geschichten aus dem Genre Thriller, bereits ein Täter namentlich genannt. Das steigert in diesem Buch die Spannung ungemein. Denn zum einen konnte ich es kaum fassen, dass diese Person ein Mörder sein soll. Und zum anderen habe ich mich gefragt, welche Auswirkungen dies auf die weitere Erzählung haben wird.

Insgesamt bietet dieser Thriller für meinen Geschmack zu viele Handlungsstränge auf. Als Leser/in muss ich mich immer wieder orientieren und auf den jeweiligen Strang umstellen. Es geht um willkürliche Morde, um Rechtsextremismus und Pädophilie, dazu kommen Stalking und korrupte Polizisten. Das Ganze wird gekrönt durch die sich weiter aufschaukelnden Probleme im Privatleben von Fabian Risk. Bis ich mich eingelesen hatte, war schon ein guter Teil des Buches um.

Die Handlung ist zum Teil sehr brutal und bewegt sich mitunter am Rande des guten Geschmacks. Wer Schwierigkeiten damit hat, in einem Buch über Pädophilie oder Vergewaltigungen zu lesen, lässt besser die Finger von dieser Reihe.

In toto hat mich der Thriller gepackt und nun freue ich mich darauf, den zweiten Teil zu lesen. Dabei bin ich besonders neugierig darauf, ob der Autor Stefan Ahnhem alle Fäden befriedigend auflöst und zu einem Ende führt. Denn mit den beiden Teilen hat er sich schriftstellerisch viel vorgenommen und nur wenigen Autoren traue ich es zu, die jeweiligen Handlungen alle im Blick zu behalten und zufriedenstellend zu beenden.

Bewertung vom 07.07.2020
Die Telefonistin - Mrs. Dalton hört mit
Berg, Gretchen

Die Telefonistin - Mrs. Dalton hört mit


gut

Dem Buch fehlen Sympathieträger

Vivian Dalton lebt in den 1950er Jahren in einer Kleinstadt in Ohio. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet bei einer Telefongesellschaft. Als Telefonistin hat sie immer ein Ohr in den Telefonaten, die sie vermittelt. Denn Vivian liebt Klatsch und Tratsch. Bis sie selber eines Tages der Grund für den neuesten Skandal in ihrer Stadt ist.

Zu Beginn war es für mich nicht ganz leicht, mich in das Buch „Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit“ von Gretchen Berg einzulesen. Zum einen ist Mrs. Dalton keine Figur, über die ich gerne etwas gelesen habe. Sie ist kleingeistig, tratschsüchtig und vergleicht sich und ihre Stellung stets mit ihrem Umfeld. Vieles ist eindeutig der Zeit, in der das Buch spielt, geschuldet. In den 50er Jahren zählte mehr der Schein als das Sein. Wichtig war, die perfekte Ehefrau, Hausfrau und Mutter zu sein. Daher mochte ich die Frauen in diesem Buch nicht, denn sie wirkten oberflächlich und missgünstig.

Zum anderen kommt noch hinzu, dass um den Tratsch, welchen Vivian eines Abends belauscht und der sie betrifft, ein großes Geheimnis gemacht wird. Da in der Inhaltsangabe zu dem Buch jedoch bereits steht, worum es geht, war das eher nervig als spannungssteigernd. Ich war sehr froh, als im Buch endlich der Skandal benannt wurde.

Ein wenig Spannung kam dann gegen Ende des Buches auf, als endlich alle Fäden der verschiedenen Skandale zusammenliefen. Die Auflösung hat mir gut gefallen und ich konnte endlich einmal schmunzeln, darüber, wie die Fäden des Lebens miteinander verknüpft sind. Gut gefallen hat mir zudem, dass die Telefonistin sich im Laufe des Buches entwickelt und eine eigene Persönlichkeit sowie Bedürfnisse entwickelt.

Doch insgesamt reicht es nur zu einem Buch, das ich mittelmäßig finde. Den Großteil der Geschichte war ich von den Figuren und der Handlung gelangweilt. Schade, dass nicht das gesamte Buch so unterhaltsam war wie das Ende. Wahrscheinlich hätte schon eine Figur gereicht, mit der ich mich als Leserin identifizieren oder die ich mögen kann, um das Buch lieber zu lesen.

Bewertung vom 03.07.2020
Die Frau mit den zwei Gesichtern (eBook, ePUB)
Wilhelm, Uwe

Die Frau mit den zwei Gesichtern (eBook, ePUB)


gut

Noa leitet eine Securityfirma. Sie bietet Personenschutz für Frauen an. Eines Tages steht Tiara, die Tochter eines Unterweltbosses vor ihrer Tür und bittet um Schutz vor ihrem Vater Samy Moussa. Mit gemischten Gefühlen willigt Noa ein und setzt damit eine Spirale aus Gewalt in Gang.

Der Autor Uwe Wilhelm erschafft in seinem ersten Krimi um Noa Stern ein paar interessante und eigenwillige Figuren. Da ist die mutige, emanzipierte Hauptfigur Noa Stern. Sie kämpft mit allen Mitteln, wenn sie etwas erreichen oder ihr jemand etwas Wichtiges nehmen will. Ihre ehemalige Geliebte Alma, die ebenfalls stark und sehr unkonventionell ist. Auch Noas Mutter Rena ist eine starke Frauenfigur. Als interessante männliche Figur gibt es den Polizisten Bukowski, der um jeden Preis den Unterweltboss Samy Moussa hinter Schloss und Riegel bringen will.

Doch es gibt da auch Figuren, die der Autor viel zu stereotyp gezeichnet hat. Allen voran die beiden Teenagermädchen Ava und Tiara. Tiara ist die Tochter von Samy Moussa. Sie ist über alle Maßen verwöhnt, sehr dumm und oft zickig oder hysterisch. Ava, die Tochter von Noa Stern, zeichnet sich ebenfalls durch Naivität, Dummheit, zickiges Auftreten und einen Hang zu Drama und Hysterie aus. Das fand ich ziemlich nervig. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, welches Problem der Autor mit weiblichen Teenagern hat.

Genauso eindimensional hat er die Mitglieder zweier moslemischer Unterweltbanden gezeichnet. Egal, ob diese Figuren dumm oder intelligent dargestellt wurden, sie waren alle sehr gewaltbereit. Gewalt war die Lösung für alle Probleme. Die Botschaft dahinter hieß für mich, dass Moslems auf jeden Fall böse und brutal sind.

Und damit sind wir auch schon bei dem Punkt angelangt, der mich am meisten an diesem Buch gestört hat. Der Autor glaubt, er müsse seine Meinung zu vielen Problemen dieser Zeit einfließen lassen. Ganz egal, ob es dabei um die Me-Too-Bewegung, Migranten in Deutschland oder den Wohnungsmarkt in Berlin ging. Klar, das Buch spielt in der realen Welt und kann dann auch reale Themen aufgreifen. Teilweise hat der Autor dabei jedoch regelrecht doziert. Mir hat das den Spaß an diesem Krimi mit der Zeit genommen.

Denn die eigentliche Krimihandlung fand ich aufgrund der zum Teil ungewöhnlichen Figuren zu Beginn spannend und erfrischend. Bis zum Ende gab es zudem die eine oder andere Überraschung. Das habe ich sehr begrüßt. Im Großen und Ganzen hat mich das Buch gut unterhalten. Wenn es weniger Meinungsmache enthalten hätte, wäre es jedoch besser gewesen.

Bewertung vom 27.06.2020
Ein Kleid aus Seide und Sternen Bd.1
Lim, Elizabeth

Ein Kleid aus Seide und Sternen Bd.1


ausgezeichnet

Wunderschönes Fantasy-Märchenbuch

Maia wächst die ersten Jahre ihres Lebens mit ihren drei Brüdern und den Eltern in einem liebevollen Zuhause aus. Als die Mutter stirbt, gerät dieses Leben ins Wanken. Der Vater ist von Beruf Schneider. Da die Brüder kein Talent für diesen Beruf haben, erlernt Maia schon früh das Handwerk. Leider darf sie im Reich A´landi – in dem sie lebt - als Frau diesem Handwerk nicht offiziell nachgehen. Als der Kaiser eines Tages einen neuen Hofschneider sucht, verkleidet sie sich als Mann und geht an den Hof des Kaisers, um der beste Schneider des Reiches zu werden.

Bereits mit dem Prolog und dem ersten Satz des 1. Kapitels hatte mich die Autorin Elizabeth Lim auf ihrer Seite. Ich war neugierig und hatte Lust auf mehr. Das Buch „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ mutete für mich zu Beginn wie ein Märchen an. Die Superlative bzw. Übertreibungen, die die Autorin verwendet, passen perfekt in ihren Erzählstil und machen das Buch liebenswert. Ein Beispiel von Seite 32 des E-Books: “…, dass er blendend genug aussah, um selbst die Sonne erbleichen zu lassen.“

Zu Beginn denkt man als Leser/in noch, man weiß, worauf das Buch hinausläuft. Doch die Erzählung ändert immer wieder die Richtung und wartet mit Überraschungen auf. Die Liebesgeschichte ist sehr romantisch geschrieben und baut sich erst nach und nach auf. Dadurch finde ich sie wunderschön. Besonders im letzten Fünftel hat diese mir sehr gut gefallen.

Durch das gesamte Buch ziehen sich immer wieder Elemente aus bekannten Märchen. Das passt sehr gut zur Stimmung der Geschichte. Auch ansonsten bietet „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ alles, was ich mir von einem schönen Buch wünsche. Es gibt unglaublich liebenswerte Figuren, die mir sofort ans Herz gewachsen sind. Dann sind mehrere Gegenspieler vorhanden, die Spannung ins Geschehen bringen. Es sind Figuren vorhanden, die nicht durchschaubar und nicht einfach einzuordnen sind und von denen ich als Leserin nicht weiß, was ich von ihnen zu halten habe. Die Welt steckt voller Magie – auch hier guter und böser.

Maia und der Magier Edan müssen im Laufe des Buches mehrere Aufgaben lösen und aufregende Abenteuer bestehen. Diese waren für mich im Großen und Ganzen toll geschrieben. Lediglich während der einzelnen kleinen Höhepunkte hätte die Handlung ein bisschen dramatischer sein können. Auch hier waren die Ideen gut, aber das Erreichen der Zwischenziele wirkte oft ein wenig zu einfach.

Das Ambiente hat auf mich wie eine Mischung aus orientalisch, asiatisch und märchenhaft gewirkt. Auch das hat dazu beigetragen, dass ich mich einfach wohl gefühlt habe.