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Benutzername: 
smartie11
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In Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 02.03.2020
Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3
Cole, Daniel

Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3


sehr gut

Ein solider Krimi mit kantigen Charakteren, der nicht ganz an seine Vorgänger heranreicht

„Du bist als Mensch einfach nur eine Totalkatastrophe“ (Baxter zu Wolf / S. 108)

Meine Meinung:
„Wolves“ ist der dritte Teil der „New-Scotland-Yard“-Reihe des britischen Bestsellerautors Daniel Cole. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass „Wolves“ mehr an Band 1 („Ragdoll“) als an Band 2 („Hangman“) anschließt und ich würde jedem empfehlen, zunächst die vorangegangenen Bände zu lesen.

Anders als bei den ersten beiden Büchern der Reihe entspinnt sich diese Story ausgehend vom mutmaßlichen Selbstmord von DS Finlay „Fin“ Shaw, dem väterlichen Freund von William „Wolf“ Fawkes, und bleibt über die ca. erste Hälfte überraschend unblutig, ja gar „zahm“. Nach zwei absolut harten Thrillern mit viel Blut, Action und Tempo war dies für mich dann doch eine echte Überraschung. So würde ich dieses Buch auch eher als grundsoliden Krimi bezeichnen, denn ein Thriller ist es mit Sicherheit nicht. Dennoch hat mich die Story über ihre gesamte Länge hinweg durchaus gut unterhalten und wusste auch zu fesseln. Dies erreichte der Autor allerdings eher durch seine schillernden Charaktere und die manchmal irrwitzigen Interaktionen zwischen jenen als durch einen spannenden Verlauf des eigentlichen Falls. Erst im ca. letzten Drittel nehmen Spannung und Tempo ordentlich an Fahrt auf, da endlich „Bewegung“ in den Fall hineinkommt. Einem geschickten Schachspiel gleich nehmen es Coles Ermittler mit einem schier übermächtigen Gegner auf und täuschen und tricksen, um am Ende zu einer überraschenden Auflösung zu kommen. Doch den größten Paukenschlag liefert dieses Buch am Ende nicht mit der Auflösung des Falls, sondern mit einer ganz anderen Überraschung…

Sehr gut gefallen hat mir erneut der Schreibstil des Autors, der sich sehr gut und flüssig lesen lässt und immer wieder mit humorvollen, gerne auch ironischen Spitzen gewürzt ist. Teilweise haben diese Szenen schon eine regelrecht skurril anmutende Erscheinung, wie etwa bei Wolfs überambitionierter iPad-Präsentation oder bei der überbesetzten Gästetoilette. Bei Wolfs selbstgezeichnetem Phantombild und den kindlich anmutenden Tatortskizzen (zu bewundern auf S. 262 / 263) bin ich sogar in spontane Lacher ausgebrochen. Mir hat das sehr gut gefallen, aber man muss so etwas bei einem Krimi / Thriller schon mögen.

FAZIT:
Eine klare Empfehlung für Fans dieser Reihe, wenn sie auch mit weniger Action, Tempo und Blut leben können und Spaß an einer ausgefeilten Charakterentwicklung haben.

Bewertung vom 02.03.2020
Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
Hardy, Vashti

Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)


ausgezeichnet

Ein großes Abenteuer voller Gefahren, Spannung und Überraschungen

„Die Angst tötet mehr Träume, als es das Versagen jemals könnte. Du kannst dich entweder behaglich fühlen oder mutig sein – aber niemals beides zugleich.“ (S. 67)

Meine Meinung:
„Euer Vater kommt nicht mehr zurück.“ … „Er ist auf dem Dritten Kontinent verschollen – das ist alles, was ich weiß.“ (S. 16) – Diese beiden Sätze stürzen die zwölfjährigen Zwillinge Marie und Arthur „Arty“ Brightstorm von einem Tag auf den nächsten ins Unglück. Elternlos, mittellos und jeglicher Zukunft beraubt landen die beiden im Waisenhaus der ausbeuterischen Beggins. Doch so schnell ergeben sich die beiden ihrem Schicksal nicht und heuern bei der Entdeckerin Harriet „Harry“ Mildred Audrey Culpfeffer an, um auf ihrer Forschungsreise nach Südpolaris nach Spuren ihres Vaters zu suchen und die Familienehre wieder herzustellen…

Mit ihrem beachtlichen Debut lädt die britische Autorin Vashti Hardy ihre Leser*innen auf eine wirklich unglaublich spannende und temporeiche Abenteuergeschichte ein. Schnell entdeckt man sein Herz für die beiden Zwillinge, denen das Schicksal so schwer mitspielt und die sich dennoch nicht unterkriegen lassen. Zusammen mit der unerschrockenen und toughen Harry, der herzensguten und glückslöffelschwingenden Felicitas Wiggety und dem etwas unterkühlten Butler Welby, der mit ungeahnten Fähigkeiten aufwartet, beschert uns Vashti Hardy eine unglaublich illustre Reisegruppe, die sich diesem Abenteuer auf einem faszinierenden Fluggefährt stellt. Eine passende Antagonistin hält sie mit der „Cruella de Vil“-liken Eudora Vane selbstverständlich auch bereit.

Die Reise selbst, die über drei Kontinente und stürmische Meere hinweg führt, ist voller Abenteuer, Widrigkeiten und Gefahren und dabei immer wieder überraschend und absolut phantastisch. Heiße Wüsten mit Treibsand und orientalisch anmutenden Städten oder eine tief verschneite Wildnis am Ende der Welt begegnen uns hier ebenso wie unglaubliche Wesen, seien es Weisewesen oder auch Gedankenwölfe. In jedem Kapitel gibt es hier Neues zu entdecken und zu bestaunen. Das Buch lässt sich dabei für mich nicht eindeutig einem Genre einordnen. Es ist zweifellos ein Jugendbuch, weiß aber auch hervorragend erwachsene Leser zu fesseln. Es hat Fantasy-Anklänge und Steampunk-Anleihen und ganz zweifellos ist es ein Abenteuerroman, der in der Tradition der ganz Großen dieses Genres steht, wie etwa Jules Verne. Es ist eines dieser Bücher, das einen beim Lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen lässt und nicht eher wieder freigibt, ehe die letzte Seite gelesen ist.

FAZIT:
Ein beeindruckendes Debut mit einem unglaublich atmosphärischen Abenteuerroman auf den Spuren von Jules Verne & Co.

Bewertung vom 02.03.2020
Die letzte Dichterin
Seck, Katharina

Die letzte Dichterin


ausgezeichnet

Ein phantastisches Abenteuer in einer extrem atmosphärischen Welt

„Fernab war eine entrückte Stadt, eine Stadt voller krummer Häuser und verwinkelter Gassen, voller Geheimnisse und mit Bewohnern, die mit ihren seltenen Gaben die Stadt am Leben hielten, wobei sie schon lange nur noch an einem seidenen Faden hing.“ (eBook, S. 17)

Meine Meinung:
Dass Katharina Seck ein Händchen für atmosphärische, phantastische Geschichten hat, hat sie ja bereits u.a. mit „Die silberne Königin“ und „Tochter des dunklen Waldes“ bewiesen. Diesmal entführt sie ihre Leser*innen nach Phantopien – ein Land, in dem die Magie und die schönen Künste fast gänzlich verschwunden sind. Hier ziehen die Dichterin Minna Fabelreich und der Schatzsucher Finn Minengräber durchs Land, um ihre Bestimmung zu finden. Eines Tages führt das Schicksal sie zusammen und auf den Weg zur sagenumwobenen Stadt Fernab, von der keiner so genau weiß, wie und wo sie zu finden ist…

Von der ersten Seite an verfügt dieses Buch über eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich wahnsinnig schnell in ihren Bann gezogen hat. Zuerst der düstere und gefährliche Nymphorawald, später die geheimnisvollen Wanderprärien. Es ist ein phantastisches Land, das Katharina Seck hier erschaffen hat. Die beiden ungleichen Protagonisten Minna und Finn, die doch mehr gemeinsam haben als sie selbst zu Beginn vermuten, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Beide stehen als Underdogs am unteren Ende der gesellschaftlichen Ordnung, beide haben schon viel Elend erlebt, sind mehr oder minder auf sich allein gestellt und leben von der Hand im Mund. Von der ersten Seite an sind sowohl Minna („Dass sie mehr vorzuweisen hatte, erkannte man erst auf den zweiten Blick; besser gesagt, wenn man auf den Klang ihrer Worte hörte, der wie warmer, süßer Honig war, und dann auf ihre Worte selbst, die ins Herz treffen konnten, wenn man sie nur ließ.“ – eBook S. 26“) als auch Finn („Es war so, dass Finn Minengräber in seinem Leben meist mit vollen Händen in die Mistgrube gegriffen hatte.“ – eBook S. 123) absolut liebenswert, mit ihren Ecken und Kanten.

Sehr schnell (für mich fast zu schnell – ich hätte sehr gerne noch viel mehr über die Reise der beiden gelesen!) führt die Geschichte die beiden zur legendären Stadt Fernab – auch hier wieder ein von Phantastik geprägtes Setting. Die Geschichte nimmt einen Lauf, der an sich sehr schnell vorhersehbar war, und dann doch wieder an der einen oder anderen Stelle zu überraschen weiß. So baut sich beim Lesen erst schleichend, dann immer konkreter ein ungutes Bauchgefühl auf, dass diese Geschichte in ein Finale gipfeln lässt, das spannend, überraschend, schockierend und dramatisch zugleich ist – bis zur letzten Seite. Am Ende ist alles rund, wird alles Wesentliche geklärt und die Geschichte ist vollständig erzählt. Und dennoch lässt sich die Autorin ein klitzekleines Hintertürchen offen und macht ihren Leser*innen Hoffnung, doch noch einmal nach Phantopien zurückzukehren. Mich würde es auf jeden Fall sehr freuen!


Kurz erwähnen möchte ich auch noch Katharina Secks wunderbaren Schreibstil, mit dem sie es immer wieder geschafft hat, mir Bilder und ganze Szenerien in den Kopf zu pflanzen und mich zum Nachdenken zu bringen:

„Mit wertvollen Gegenständen konnte man vielleicht das ganze Land beherrschen, nicht aber die Herzen der Menschen, und das gab dem Leben ihrer Ansicht nach einen viel tieferen Sinn.“ (S. 24)

„Denn böse Worte konnten zu einem Sturm werden, der einen irgendwann einholte, vielleicht erst am anderen Ende der Welt, aber er würde es tun.“ (S. 119)

FAZIT:
(Nicht nur) für Fans von Kai Meyers „Die Seiten der Welt“ eine absolute Leseempfehlung - Phantastik pur!

Bewertung vom 28.02.2020
Jenseits der Goldenen Brücke / Cassardim Bd.1
Dippel, Julia

Jenseits der Goldenen Brücke / Cassardim Bd.1


ausgezeichnet

Ein wahrlich fantastisches Abenteuer voller Intrigen und Ränkespiele

„Cassardim zu beschreiben, ist genauso unmöglich, wie das Sonnenlicht einzufangen oder eine Melodie in Worte zu fassen.“ (S. 90)

Meine Meinung:
In „Cassardim“ entführt die deutsche Autorin Julia Dippel (Vielen sicherlich durch ihre „Izara“-Reihe bekannt) ihre Leser*innen in eine atemberaubende, faszinierende und zugleich auch brandgefährliche Welt: In das Totenreich Cassardim. Sehr schnell hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, denn die Protagonistin Amaia und ihre Familie sind so ganz anders als alle anderen Menschen: sie sind viel, viel älter, als sie aussehen und haben obendrein noch geheimnisvolle Gaben. Warum dies alles so ist, kann sich die schlagfertige und toughe Amaia selbst nicht erklären. Als ihre Eltern dann noch einen mysteriösen Unbekannten zu Hause im Keller einsperren und foltern, waren Spannung und Neugier bei mir auf einem extrem hohen Level angelangt…

Diese Geschichte lebt von der und fesselt durch die faszinierende Welt, die die Autorin hier erschaffen hat. Es gibt unwirtliche Landschaften und gefährliche Wesen, wie etwa die Chaoshunde oder die Shendai, die geflügelten Panthern ähneln, und sogar einen Berg, der ein eigenes Bewusstsein zu haben scheint. Zentrum dieser Welt ist ein Königshof, der nach außen hin mit seiner goldenen Pracht blendet, nach innen hin aber von Intrigen, Ränkespielen, Täuschungen und Verrat beherrscht wird. So wird nicht nur Amaia mehr als einmal im Verlauf der Geschichte mit faustdicken Überraschungen konfrontiert, die ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringen. Auch ich als Leser habe diese unvorhersehbaren Twists immer wieder genossen, gestaunt und mich gleichzeitig gefragt, welche Überraschungen Julia Dippel im weiteren Verlauf der Geschichte wohl noch parat halten wird. Tempo und Spannung bleiben hierdurch über das gesamte Buch hinweg auf hohem Niveau, bis uns die Autorin im actiongeladenen Finale einen hollywoodreifen Showdown liefert.

Aber nicht nur die Geschichte und die Welt konnten mich voll und ganz begeistern, sondern auch der Schreibstil der Autorin, bei dem mir insbesondere die bildhaften Beschreibungen und die oftmals trocken-ironischen Sprüche gefallen haben („Unter anderen Umständen wäre ich aufgesprungen, hätte laut ›Frauenpower!‹ gerufen und mich mit ihr verbündet.“ ebook, S. 352). Kombiniert mit schillernden, teils sehr undurchsichtigen Charakteren (allen voran natürlich Noár), wird dieses Buch zu einem echten Lesegenuss!

p.s.: Am Ende (!) des ebooks gibt es übrigens ein sehr hilfreiches Personenregister und ein passendes Glossar!

FAZIT:
Für Freunde von fantastischen Geschichten, verworrenen Ränkespielen und einer faszinierenden Welt ein echter Lesegenuss!

Bewertung vom 28.02.2020
Nie mehr Zucker-Junkie!
Zika, Ulli;Sillipp, Johanna

Nie mehr Zucker-Junkie!


ausgezeichnet

Ein runder und fundierter Überblick über die gesundheitlichen Auswirkungen von zuckerlastiger Ernährung

Meine Meinung:
Dipl.-Ernährungsberaterin Ulrike Zika und Ernährungswissenschaftlerin und Diätologin Johanna Sillipp haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich der Zuckerkonsum auf den menschlichen Körper auswirkt. Passender Weise startet das Buch mit einer „kleinen Geschichte des Zuckers“ und leitet schnell über zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Autorinnen erklären unseren „Japp auf Süßes“ mit der Evolutionsgeschichte des Menschen („Süß“ wird auch als „Sicherheitsgeschmack“ der Evolution bezeichnet), stellen die Vor- und Nachteile von Zuckerarten vor und betrachten den Stoffwechselprozess unseres Körpers. Dies alles stets wissenschaftlich fundiert (es werden viele Studien zitiert) und doch – auch für Laien – stets gut verständlich und leicht nachvollziehbar. Selbstverständlich gehen die Autorinnen dabei nicht in die medizinische Tiefe, aber sie liefern einen meiner Meinung nach sehr runden und vollständigen Überblick über das Thema, so dass man sich bei Bedarf zu einzelnen Themenschwerpunkten selbst weiter informieren kann (am Ende des Buches findet sich passende Quellen- und Literaturangaben).

Obgleich ich mich mit dem Thema "Gesunde Ernährung" schon beschäftigt habe, habe ich in diesem rd. 80seitigen „Theorieteil“ doch durchaus einiges Neues dazugelernt. Beispielsweise kannte ich zuvor weder den "Mere-Exposure-Effekt" noch das "Leaky-Gut-Syndrom". Passender Weise stellen die Autorinnen im Kapitel „Süße Lebensmittel: Potenzial und Gefahr“ (S. 18 ff.) viele Lebensmittel vor, die sich sehr positiv auf unsere Gesundheit auswirken können (wie z.B. Pastinaken, die entkrampfend wirken und bei einer Vielzahl von Magen- und Darmproblemen helfen), insbesondere auf unsere Darmflora (denn rund 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm! - S. 49).

Der Theorie-Teil schließt auf den Seiten 84/85 mit „sieben goldenen Regeln“ für ein Ausstiegsprogramm aus der „Zucker-Sucht“ – und jede dieser sieben Regeln ist nach der Lektüre des Theorieteils absolut nachvollziehbar und plausibel, auch wenn es an sich keine wirklich neuen Erkenntnisse sind. Allerdings muss ich ganz deutlich sagen, dass man es nur selbst in der Hand hat, den eigenen „Japp auf Zucker“ zu besiegen. Dieses Buch liefert das notwendige Grundverständnis hierfür und Anregungen, den Speiseplan mit gesunden Lebensmitteln, die von Natur aus Zucker enthalten, umzustellen.

Sehr gut passt dazu der hier anschließende Rezeptteil, der knapp 40 sehr abwechslungsreiche und gesunde Rezepte enthält, die ich eher als „Bonus“ zum Buch verstehen würde, da dieses Buch aus meiner Sicht mehr ein Ratgeber und Sachbuch als ein Kochbuch ist. Von schnell vorbereiteten „Overnight Oats“, (88) über „Welscurry mit rotem Paprika“ (S. 97) bis hin zu ein paar Rezepten für den süßen Zahn: „Kakao-Dattel-Aufstich“ (S. 92) oder auch „Früchteriegel mit Birne“ (S. 119) oder auch „Apfel-Schichtkuchen“ (S. 121) ist hier für wohl jeden Geschmack etwas dabei. Die Rezepte, die ich bislang selbst ausprobiert habe, haben selbst den Kindern sehr gut geschmeckt (was ja leider nicht immer der Fall ist) und mich voll und ganz überzeugt. Lediglich das Fehlen von Nährwertangaben zu den Rezepten finde ich ein bisschen schade. Dafür schließt das Buch mit einem 14-Tage-Abnehmplan (S. 124 / 125) ab, basierend auf den im Buch enthaltenen Rezepten.

FAZIT:
Kompakt und hochinformativ, ein runder und fundierter Überblick über das Thema mit knapp 40 abwechslungsreichen und gesunden Rezepten.

Bewertung vom 28.02.2020
Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2
Geschke, Linus

Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Ein packender Thriller voller menschlicher Abgründe

„Finsterthal war kein Ort, der einen wieder freigab oder ein gutes Ende versprach. Finsterthal war eine Endstation; die Endstation ihrer viel zu kurzen Reise.“ (S. 156)

Meine Meinung:
„Finsterthal“ ist nach „Tannenstein“ der zweite Band von Linus Geschke („Jan Römer“-Reihe) um den kriminell gewordenen Ex-Polizisten Alexander Born. Obgleich ich Teil 1 noch nicht kenne (was ich jetzt definitiv nachhole!), hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Story hineinzukommen und mit den Charakteren vertraut zu werden.

Bereits zu Beginn weiß Linus Geschke seine Leser*innen zu fesseln: Unbekannte entführen die noch minderjährige Alice aus ihrem Zuhause und schon gleich schwingt beim Lesen das ungute Bauchgefühl mit, dass dies für die arme Alice nicht gut ausgehen könnte. Diese Tat ist dann auch der Auslöser dafür, dass der Ex-KGB-Mann Dimitri seinen Freund Alexander Born händeringend darum bittet, sich auf die Spur der Entführer zu begeben. So entspinnt sich eine Story um Macht, Gier, Gewalt, Exzesse und die tiefschwarzen Abgründe der menschlichen Seele. Durch regelmäßige Kapitel aus Sicht des Täters, durch immer wieder neue Gräueltaten – die nicht alle miteinander in Verbindung zu stehen scheinen – und durch mehr als eine überraschende Wendung im Plot versteht der Autor es brillant, Spannung und Tempo über die gesamte Story hinweg auf hohem Niveau zu halten. Als Leser zittert man mit, hofft und bangt für die Opfer – und wird immer wieder zutiefst schockiert, wenn Linus Geschke uns in die teils rabenschwarzen Seelen seiner Charaktere blicken lässt. Von klassischen „Guten“ bis zu abgrundtief „Bösen“ sind hier alle Schattierungen an Figuren vorhanden – und Protagonist Born steht mit seiner Vergangenheit, seiner Vorgehensweise und seinen inneren Dämonen selbst tief im Graubereich zwischen Gut und Böse. Alexander Born ist ein Ausnahme-Protagonist, der düster schimmert und zugleich polarisiert – und definitiv kein Sympathieträger auf den ersten Blick ist. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich dann doch mit ihm warm geworden bin.

„Finsterthal“ ist ein Thriller, der fesselt, der schockiert und immer wieder überrascht. Es ist ein Portrait einer oftmals falschen und abgründigen (Schatten-)Gesellschaft und ein Buch, das hinter die Fassaden des Gutbürgertums blickt und die Frage aufwirft, ob Moral und Anstand echt sind oder nur ein Schutzschild, hinter dem sich finstere Abgründe verstecken.

FAZIT:
Ein harter Page-Turner voller polarisierender Charaktere und menschlicher Abgründe – unbedingt lesen!

Bewertung vom 14.02.2020
Die Dunkelheit der Drachen
Patrick, S. A.

Die Dunkelheit der Drachen


ausgezeichnet

Die Macht der Musik – ein wunderbares Fantasy-Abenteuer, nicht nur für Kids!

„Denn eines wird nur allzu leicht vergessen:
Der Musik wohnt ein Zauber inne.
Hört genau hin…“ (S. 366)

Meine Meinung:
Tief verschneit und abgeschnitten von der Außenwelt wird das kleine Dorf Patterfall von einer zuvor nie dagewesenen Rattenplage heimgesucht. Da kommt ein Junge aus dem winterlichen Wald gestapft, in komplett vereister Kleidung und fast erfroren. Auch Erinnerungen hat er zunächst keine, aber die Dorfbewohner sind sich sicher: Es muss der Pfeiffer sein, nach dem sie geschickt haben, um der Ratten Herr zu werden…

Nach 13 Jahren als Spieleentwickler legt der nordirische Autor mit „Die Dunkelheit der Drachen“ nun sein Debut vor – und es hat mich wahrlich beeindruckt! Aufbauend auf dem alten Märchen des „Rattenfängers von Hameln“ entspinnt er in diesem Buch ein ganz eigenes Abenteuer, in einer eigenständigen Welt, in der die Pfeiffer einen ganzen Berufsstamm mit unterschiedlichen Garden bilden und über Magie verfügen. Sein Protagonist, Flick Klarwasser, war mir von Beginn an durch-und-durch sympathisch. Mit seinen gerade mal 13 Jahren ist er bereits ein Underdog, verstoßen und auf der Flucht („Flick war gar kein Pfeifer, jedenfalls kein richtiger. Er war in Ungnade gefallen und von der Burg Tiviscan geflohen, noch ehe er die Schule beendet hatte.“). Warum das so ist, erfahren wir als Leser*innen erst im Verlauf der Geschichte, Stück für Stück. Ihm zur Seite stellt der Autor die liebenswerte, mutige und pfiffige Rena Sommerfeld, ein verzaubertes Mädchen in Gestalt einer Ratte, sowie den Drachengreif Barver Knopferkerkel, ausgestattet mit besten Manieren und ungeahnten Fähigkeiten. Ein merkwürdigeres Trio habe ich schon lange nicht gesehen, und ein liebenswerteres auch nicht.

Dieses Buch punktet aber nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit einer atemberaubenden Abenteuergeschichte, die die Leser*innen zu allerlei extrem atmosphärischen und ausgefallenen Schauplätzen führt. Sei es die Burg der Pfeiffer, Tiviscan, das heimelige Kloster Martal („Aus der Ferne wirkte es, als hätte der Baumeister eine Vorliebe für Igel gehabt.“ – S. 161) oder auch die düsteren und legendenumwobenen Berge von Gemspar, in denen nicht nur gefürchtete Räuberbanden ihr Unwesen treiben, sondern auch eine gefährliche Hexe. Dieser Geschichte fehlt es wirklich an Nichts, was ein gutes Abenteuer und ein überzeugendes Fantasywerk benötigt, bis hin zum ausgefallenen Magiesystem der Musik. Nachdem ich das Buch regelrecht verschlungen habe, wundert es mich, wie der Autor derart viel Handlung, Schauplätze und Ideen auf den knapp 370 Seiten unterbringen konnte. Gefühlt würde ich sagen, ich habe eine Geschichte mit 800 oder mehr Seiten gelesen, ohne mich auch nur eine Minute gelangweilt zu haben. Ein Abenteuer, das seines Gleichen sucht!

FAZIT:
Eines der besten Abenteuerbücher für Kids, das ich in den letzten Jahren gelesen habe!

Bewertung vom 14.02.2020
Fiese schöne Welt / Luzifer junior Bd.7
Till, Jochen

Fiese schöne Welt / Luzifer junior Bd.7


ausgezeichnet

Eine spannende Story mit Tiefgang und höllisch guten Gags

Unsere Meinung:
Mit „Fiese schöne Welt“ geht die „Luzifer junior“-Reihe von Kult-Autor Jochen Till in die siebte Runde, und wer sie noch nicht kennt, hat wirklich etwas verpasst! Dank der kleinen Galerie am Anfang des Buches, in der die acht Protagonisten der Serie kurz vorgestellt werden, können sich auch Neueinsteiger einen guten und humorigen Überblick machen und ohne Vorkenntnisse in dieses himmlisch-höllische Abenteuer starten.

Diesmal verschlägt es Luzifer junior, Lilly, Gustav, Aaron und natürlich unseren absoluten Liebling, Hausdämon Cornibus, in Omas neu geschaffenes Paralleluniversum. Hier ist eigentlich alles wie zuhause… nur viel, viel besser! Die Schule macht Spaß (weil man nur das lernt, was einem gefällt), keiner muss langweilige Arbeiten verrichten und selbst der olle Schuldirektor ist in diesem Universum voll nett und total relaxed. Um alle Wünsche und Wehwehchen kümmert sich hier die digitale KIWA (Künstliche Intelligent weiß alles) – und so ist es fast wie im Schlaraffenland. Es gibt keine Länder, keine Grenzen und kein Rassismus. Eigentlich zu gut, um wahr zu sein, oder…?

Mal wieder ist es Jochen Till gelungen, ein spannendes und vor allem super-spaßiges Abenteuer zu erschaffen. Meine Jungs (knapp 9 & 12) haben die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite geliebt und sich immer wieder gekringelt vor Lachen. Sei es bei Stevens Versuchen, die Langeweile seines Chefs (The Beast himself!) zu vertreiben, was gar nicht so einfach ist („JETZT UNTERSTLLST DU MIR AUCH NOCH EMOTIONEN! GEHT´S NOCH?“ - S. 16), den immer wieder auftauchenden skurrilen Situationen (insbesondere, wenn Luzie mal wieder die Welt nicht versteht) oder auch bei Cornibus´ akuten Ernährungsproblemen, die für ständige Fress-Flashs sorgen (noch mehr als sonst) und Cornibus dabei immer mehr zur kleinen flauschigen „Rum-Kugel“ mutieren lassen. Hier bleibt echt kein Auge trocken und kein Lachmuskel ungereizt! Unser persönliches Highlight war dabei die größte Eierschlacht der Weltgeschichte. Komplettiert wird das Ganze mal wieder mit vielen teuflisch guten Illustrationen von Raimund Frey.

Bei aller Spannung und trotz des ganzen Humors gelingt es Jochen Till aber auch, ernste Themen mitschwingen zu lassen. Es geht hier z.B. um Zwei-Klassen-Gesellschaften und die Tücken künstlicher Intelligenz. Insgesamt eine tolle Mischung!

FAZIT:
Einfach teuflisch gute Leseunterhaltung mit Lach-Garantie.

Bewertung vom 31.01.2020
Post von Karlheinz
Kazim, Hasnain

Post von Karlheinz


ausgezeichnet

Bedrückend, beschämend, aufwühlend - und ganz hervorragend gekontert!

„Aber wenn wir schweigen, wenn wir diese Leute ignorieren, beginnen wir, ihren Hass und ihre Häme zu akzeptieren“ (Track 07)
„Religion ist nicht per se schlecht oder gut, sondern sie ist das, was Menschen aus ihr machen. Oft genug ist das etwas Schlechtes – leider!“ (Track 10)


Meine Meinung:
Autor Hasnain Kazim, Sohn indisch-pakistanischer Eltern, ist ein deutscher Journalist, Autor und mehrfacher Medienpreisträger. In „Post von Karlheinz“ macht er einen kleinen Teil der fremdenfeindlichen Zuschriften öffentlich, die ihn immer wieder erreichen, sowie seine Antworten darauf. Allein wenn man einige der Nicknames der Absender betrachtet, die sich in der vermeintlichen Anonymität des Internets tummeln, wird schnell klar, in welche Richtung die Zuschriften gehen. Wir treffen hier u.A. auf „Hermann the German“, „Maria gegen Scharia“ oder auch auf „Deutschländer1933“ (ob der wohl auch die Würstchen kennt?). Das Spektrum dessen, mit dem sich Kazim bei den Zuschriften konfrontiert sieht, reicht von Unkenntnis, über Ignoranz, Penetranz bis hin zu ungeniert offen formulierten Anfeindungen, Hasstiraden und Drohungen („alle erschießen“). Beim Hören dieses Hörbuches changieren meine Gefühle dementsprechend in wildem Wechsel zwischen Unglauben, Fremdschämen und schockiert sein. Es ist absolut bewundernswert, dass es Hasnain Kazim dabei immer noch gelingt, meist ruhig und sachlich zu bleiben. Glücklicher Weise hat er einen Weg gefunden, mit den stetigen Anfeindungen umzugehen: sie öffentlich zu machen und mit Humor zu kontern („Humor ist ein Weg, mit all dem Hass fertig zu werden, ihn auszuhalten, zu ertragen.“ - Track 07). Dass es ihm dabei nicht immer ganz gelingt, die Contenance zu bewahren, und den ein oder anderen Internet-Hetzer als Rumpelstilzchen oder Vollidioten tituliert, kann ich da voll und ganz verstehen. Und wenn er am Ende seiner Korrespondenz mit dem titelgebenden Karlheinz mit dem folgenden Versprechen „Karlheinz, wir kommen. Ob du willst, oder nicht. Also mach den Gartenschlauch klar!“ schließt, habe ich tatsächlich beim Lachen fast Tränen in den Augen.

Ja, so schockierend Vieles von dem ist, was den Autor immer wieder erreicht, ist es doch ein Spiegel unserer Gesellschaft (oder zumindest von Teilen davon). Neben all den beklemmenden Gefühlen macht es dennoch wirklich Spaß, Hasnain Kazim bei seinen Antworten zuzuhören. Es ist wirklich wunderbar zu hören, wie er immer wieder gekonnt, intelligent, auf den Punkt und oft herrlich ironisch kontert. Sehr gut gemacht!

Zur Hörbuchproduktion:
Kurz: extrem gelungen! Teile dieses Hörbuchs spricht Hasnain Kazim selbst, was mir sehr gut gefällt, da es für Authentizität sorgt. Während Cathlen Gawlich und Bernhard Schütz den „Schreibern“ ihre Stimmen leihen (und dabei ganz passende Charaktere entwickeln) werden Kazims schlagfertige Antworten von Bjarne Mädel vorgetragen, den ich selbst sehr gerne sehe und höre. Hierdurch ergibt sich neben dem tiefenwirksamen Inhalt auch eine wunderbare Abwechslung, so dass sich dieses Hörbuch bei allen menschlichen Charakter-Untiefen, die es offenbart, ganz hervorragend hören lässt.

FAZIT:
Vom alltäglichen Fremdenhass und wie man damit umgehen kann. Absolut und uneingeschränkt empfehlenswert!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.01.2020
Hannah und ihre Brüder
Balson, Ronald H.

Hannah und ihre Brüder


sehr gut

Ben Solomons Geschichte - Freunde, Feine und die Wirren eines furchtbaren Kriegs

„sie konnten mich nicht brechen, ich hatte nichts mehr zu verlieren. Kein Schmerz, keine Drohung konnte mich dazu bringen, Namen zu nennen, denn der Tod war mir willkommen.“ (ebook, S. 259)

Meine Meinung:
Ben und Otto sind als beste Freunde aufgewachsen, waren fast wie Brüder füreinander. Doch dann fiel der Schatten der Nazis über ihre Heimat und Ben wurde zum Opfer, während Otto zum Täter wurde…

Ronald H. Balson hat sich für seinen Roman ein Thema ausgesucht, das trotz der vielen Jahrzehnte, die seitdem vergangen sind, noch immer absolut aktuell ist. Ausgehend von der Rahmenhandlung in der heutigen Zeit zeichnet er ein einfühlsames Bild der schrecklichen Ereignisse der Judenverfolgung im Polen der 1930er Jahre. Es ist immer wieder schockierend, beschämend und bestürzend zu lesen, welche Verbrechen damals unter den Nazis dort begangen worden sind. Geschickt erzählt Balson seine Geschichte auf zwei Zeitachsen, was sich durch die gewählten Erzählperspektiven immer gut auseinanderhalten lässt, sodass es für die Leser*innen immer wieder Pausen zum Durchatmen und reflektieren der Ereignisse gibt. Es ist spannend zu lesen, wie sich Ben mit Hilfe von Privatdetektiv Liam Taggart und der Anwältin Catherine auf Spurensuche begibt, um seine schreckliche Vermutung bezüglich der wahren Identität Elliot Rosenzweigs zu belegen. Am Ende ergibt sich eine Auflösung, die passend, aber etwas vorhersehbar war und für meinen Geschmack zu schnell präsentiert wurde.

Während mir die beiden Protagonisten Ben und Chatherine sehr sympathisch waren, muss ich gestehen, dass mit Liam irgendwie zu stereotyp gewesen ist. Diesen Charakter hätte der Autor irgendwie besser „ausformen“ können. Sein Schreibstil lässt sich dafür sehr flüssig und leicht lesen. Vor dem Hintergrund des schweren Themas hätte dem Buch an der ein oder anderen Stelle ein bisschen mehr erzählerische Tiefe allerdings sicher gutgetan.

FAZIT:
Eine bewegende Geschichte über eine dunkle Zeit und die Art, wie diese Menschen verändert hat.