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Azyria Sun

Bewertungen

Insgesamt 681 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


ausgezeichnet

Der absolute Psychotrip

Worum geht’s?
Der Literaturprofessor Steven Harding und die Collegestudentin Ellie sind seit einem halben Jahr ein Paar und wollen dies gemeinsam in einem einsamen Luxusferienhaus feiern. Doch was als romantisches Wochenende geplant war, endet in einem blutigen Horrortrip.

Meine Meinung:
Mit „Nur du und ich“ schreibt Laure van Rensburg ein wirklich gelungenes Thrillerdebüt. Ihre Schreibweise ist eindrucksvoll und mitreißend und für mich war das Buch wirklich ein Pageturner. Die Landschaft, die Kälte und die atmosphärische Spannung bringt sie authentisch rüber und direkt unter die Haut! Dabei erzählt die Autorin abwechselnd aus drei Erzählperspektiven.

Hauptsächlich lesen wir aus der Sicht von Steven bzw. Ellie, zwischendurch gibt es immer wieder kurze Kapitel über andere Frauen, deren Bedeutung sich den LeserInnen aber schnell erschließt. Dadurch, dass die Kapitel von Ellie in der Ich-Form geschrieben sind, identifiziert man sich eher mit ihr, als mit Steven. Doch oft täuscht der Schein.

Das Buch selbst beginnt fast schon ruhig und langweilig mit einem Pärchen, das ein romantisches Wochenende irgendwo im Nirgendwo plant. Da dachte ich noch: Aha, mal schauen, was da noch kommt. Doch schon hier baut die Autorin Spannung auf mit den Panoramafenstern zum dunklen Wald hin, spielt mit den Schatten der Bäume und den Geräuschen des Hauses und lässt Kindheitsängste zum Leben erwachen. Und wenn ihr denkt, das war es schon, dann habt ihr euch wirklich geschnitten. Bereits im mit Tag Zwei überschriebenen Kapitel kommt ein Twist, der einen einfach umhaut. Und von da an geht es Schlag auf Schlag! Teilweise war ich ein bisschen an S.J. Watson in „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ erinnert, aber es war deutlich krasser und wurde immer psychotischer! Das Buch ist ein einziger fulminanter Showdown, es geht Schlag auf Schlag. Es ist atemberaubend, wie die Autorin die Spannung – ja, langsam explodieren lässt und die Explosion hört einfach nicht mehr auf! Wirklich genial und unerwartet und ich hoffe, dass wir bald mehr von Laure van Rensburg lesen werden – diese Autorin versteht Psychoangst.

Fazit:
„Nur du und ich“ ist das Thrillerdebüt von Laure van Rensburg und ich muss sagen, das Buch ist eine einzige Explosion. Es beginnt mit Tag Eins und ich dachte noch, aha, mal schauen, bissle ruhig. Und dann kam Tag Zwei. Und alles flog in die Luft. Und es hörte gar nicht mehr auf, war atemberaubend, erschreckend, psychotisch, unvorhersehbar, voller Wendungen und einfach nur genial. Für mich war dieses Buch wirklich ein Pageturner!

5 Sterne und bitte schnell mehr von Laure van Rensburg!

Bewertung vom 27.09.2022
Der Sturm
Harper, Jane

Der Sturm


sehr gut

Ein unerwarteter Ruf aus der Vergangenheit

Worum geht’s?
Kieran war noch ein Jugendlicher, als er bei einem Sturm seinen Bruder verlor. Doch war es wirklich seine Schuld? Diesem Sturm fiel nicht nur sein Bruder zum Opfer. Auch dessen bester Freund und ein junges Mädchen verschwanden. Und jetzt, 12 Jahre später, wird wieder eine Frau tot am selben Strand aufgefunden.

Meine Meinung:
„Der Sturm“ ist das erste Buch, das ich von Jane Harper lese und es war wirklich spannend. Obwohl ich die ganze Zeit ein Deja Vu hatte, schonmal etwas Ähnliches gelesen zu haben. Die Höhlen, die Überschwemmung, aber ich kann es aktuell nicht zuordnen. Gut gefallen haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit und auch, die Entwicklung der Menschen von damals nach heute zu sehen. Das ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Hauptsächlich lesen wir von Kieran, der mit seiner Freundin Mia und ihrer gemeinsamen Tochter Audrey zurück in seinen Heimatort geht, um seiner Mutter und seinem dementen Vater zu helfen. Er ist ein sehr gelungener Charakter, die Schuld, mit der er leben muss, wurde von der Autorin wirklich greifbar dargestellt. Wie schwierig muss das für einen Jugendlichen und später Erwachsenen sein? Gemeinsam mit ihm versuchen wir herauszufinden, was mit Bronte geschehen ist und werden schnell in die Geschehnisse der Vergangenheit zurückgeworfen.

Der Sturm, die Höhlengänge, die damaligen Geschehnisse. Diese Düsterheit wurden von Jane Harper perfekt eingefangen. Es war so realistisch und greifbar. Die Beschreibungen der Landschaft und der Personen, wirklich klasse. Die Story baute sich langsam auf, wir bekamen immer mehr Details und hatten zwischendurch immer wieder Spannungshochs, die wie Wellen in einem Sturm abflachten und sich erneut aufbauten. Und auch mit dem Ende hätte ich so nie gerechnet – ein sehr gelungener Schachzug der Autorin. Allerdings muss ich auch sagen, dass es für einen Thriller doch etwas an Spannung gefehlt hat. Das Buch hat mich mitgerissen und überrascht und ich bin absolut begeistert, aber es war doch eher ein Kriminalroman oder Spannungsroman, als ein Thriller.

Fazit:
„Der Sturm“ war mein erstes aber sicherlich nicht letztes Buch von Jane Harper. Ich war begeistert von den Beschreibungen der Szenerie. Auch die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart und die Weiterentwicklung der Personen in dieser Zeit war perfekt eingefangen. Dann die Verknüpfung der Ereignisse von damals und heute, einfach genial gemacht. Nie wäre ich auf dieses Ende gekommen! Es war spannend und mitreißend. Allerdings war es für mich eher ein Spannungsroman als ein Thriller, dafür war es doch etwas zu unblutig und zu wenig psycho. Daher ein Stern Abzug von mir.

4 Sterne für diese gelungene Geschichte, die die Geister der Vergangenheit heraufbeschwört.

Bewertung vom 23.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


ausgezeichnet

Unerwartet mit einem alptraumhaften Ende

Worum geht’s?
Im isländischen Hochland wird die Leiche einer Frau gefunden. Fast unbekleidet und mit einem Messer neben sich. Aber sie ist unverletzt. Doch sie bleibt nicht die einzige Leiche. Sind diese Menschen eines natürlichen Todes gestorben oder steckt mehr hinter den rätselhaften Todesfällen?

Meine Meinung:
Mit „Schnee“ schreibt Yrsa Sigurdardóttir einen Thriller, der ein wahres Meisterwerk ist. Aus drei Erzählperspektiven nimmt sie uns mit in das kalte und verschneite isländische Hochland und schreibt auf eine Art, die direkt unter die Haut geht.

Zum einen erzählt sie aus Sicht der Wandergruppe und wir befinden uns eine Woche vor der Gegenwart. Eine normale Gruppe aus zwei Pärchen und einem Studenten, die sich gemeinsam ins Hochland aufmachen, um den Zähler einer Messstation auszulesen. Und dann auf unerklärliche Phänomene stoßen. Zum anderen lesen wir die Sicht von Hjörvar auf der Station etwas außerhalb, der einerseits auf erschreckende Dinge aus seiner Vergangenheit stößt und andererseits auch in der Gegenwart seltsame Ereignisse erlebt. Und zuletzt haben wir noch Jóhanna und Geiri, die Teil des Suchtrupps sind, der sich auf die Suche nach den Vermissten macht. Und natürlich Kisi den Kater und den verschwundenen gelben Papagei.

Mit diesen Charakteren nimmt Yrsa uns mit durch das Buch. Dabei ist das Kalte und Dunkle der Landschaft greifbar. Die Geräusche und Schatten – ich habe mich fast nicht zu Blinzeln getraut! Und hinter alledem drei Schicksale, die doch einen gemeinsamen Auslöser zu haben scheinen. Es war unheimlich und gruselig von Anfang an. Je mehr wir erfahren haben, desto unwirklicher und beängstigender wurde alles und am Ende war die Spannung kaum noch auszuhalten! Und dann das Ende, das letzte Kapitel. Ich weiß nicht, ob dadurch alles besser oder schlimmer wurde. Es hat erklärt und doch nicht alles erklärt und es blieben genau die Fragen offen, die einem während dem Lesen Gänsehaut gemacht haben. Ein wahrlich großartiger Thriller, der direkt unter die Haut geht!

Fazit:
Bei dem Thriller „Schnee“ von Yrsa Sigurdardóttir bekommt man Gänsehaut, aber nicht vor Kälte, sondern vor Spannung! Die Autorin bringt die Geister der Vergangenheit in die Zukunft, spielt mit unseren Nerven und hält einen bis zum Ende atemlos am Lesen. Die fühlbare Kälte und Dunkelheit des isländischen Hochlands tun ihr Ding dazu. Es ist düster, teilweise mystisch und das Ende ist – ich weiß gar nicht, wie ich es sagen soll. Einerseits ein in sich schlüssiges Ende, andererseits ein Ende, das tausend neue Fragen aufwirft. Platz für Alpträume lässt. Ein Ende, das das Grauen weiterhin lebendig hält.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir, wenn ihr es düster mögt.

Bewertung vom 18.09.2022
Der Diamanten-Coup
Burow, Patrick

Der Diamanten-Coup


gut

Spannender Plot mit einigen Schwächen

Worum geht’s?
In Dresden werden die legendären Diamanten des Grünen Gewölbes gestohlen. Der Raub dauert nur 5 Minuten. Kunstdetektiv Adrian Falke, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, geraubte Kunstgegenstände wieder der Allgemeinheit zurückzubringen, heftet sich den Tätern an die Fersen, wird aber schnell selbst zum Hauptverdächtigen der Polizei.

Meine Meinung:
Ich habe schon ein paar Bücher von Patrick Burow gelesen und war bislang immer mehr als begeistert. Mit „Der Diamanten Coup“, ebenfalls einem Cold-Case-Thriller, konnte er mich jedoch leider nicht überzeugen. Das Cover des Buches ist einfach genial, der bunte Buchschnitt ein absoluter Hingucker und auch die Grundidee perfekt für einen spannenden Thriller. Das Buch liest sich gut und ist durch die kurzen Kapitel besonders rasant.

Mit Kunstdetektiv Adrian Falke und Museumsdirektorin Julia Graf heften wir uns den Tätern an die Fersen. Die Jagd führt uns von Dresden nach London, Paris, Dubai und Antwerpen. Es ist immer wieder durchaus spannend und wir erleben die Planung und Durchführung mehrerer weiterer Diebstähle. Begeben uns mit den Hauptprotagonisten auf die andere Seite des Gesetzes, zu Adrians Informanten aus den einschlägigen Kreisen. Wir haben also die perfekten Zutaten für einen Thriller, der rasant und atemberaubend sein könnte und zudem auf einer wahren Geschichte beruht.

Und es gibt auch durchaus immer wieder spannende Szenen. Was mir allerdings gefehlt hat, ist mehr Hintergrundwissen. Es ging Schlag auf Schlag und teilweise haben Informationen gefehlt oder es war einfach zu Oberflächlich. Einige Szenen, wie die Flucht von Boucher, kamen mir etwas unglaubwürdig vor. Gut gefallen hat mir dagegen der Raubüberfall in Dubai und auch das Ende, als herauskam, wer hinter alledem steckt – das war nochmal eine gelungene Wendung. Doch auch diese etwas plötzlich. Mit ein paar Seiten mehr, etwas intensiveren Beschreibungen der einzelnen Szenerien und der Zwischenschritte wäre es für mich ohne mit der Wimper zu zucken, ein 5-Sterne-Thriller gewesen. So hat mir leider ein bisschen der Thrill und stellenweise der Tiefgang gefehlt, sodass ich leider 2 Sterne abziehen muss.

Fazit:
Bislang war Patrick Burow für mich immer ein 5-Sterne-Autor. Leider kann „Der Diamanten Coup“ da nicht mithalten. Der Klappentext und auch das geniale Cover versprechen jede Menge Spannung. Basierend auf einem wahren Fall versuchen wir an der Seite von Adrian und Julia, die Diamanten aus dem Grünen Gewölbe wiederzufinden. Es ist durchaus spannend, allerdings leider oft etwas kurz und oberflächlich erzählt, sodass einige Verbindungen und Schlussfolgerungen den LeserInnen verborgen geblieben sind und man Dinge als gegeben hinnehmen musste. Was schade ist, da die Geschichte an sich durchaus das Potenzial für einen herausragenden Thriller geboten hätte.

Gute 3 Sterne von mir, aber ich freue mich dennoch auf die weiteren Bücher des Autors!

Bewertung vom 11.09.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Die Psycho-Clique

Worum geht’s?
1982: Emily ist kurz vor ihrem Highschool-Abschlussball, aber als ungewollt Schwangere wird sie von allen in dem kleinen Ort Longbill Beach geächtet. Kurz nach dem Ball findet man ihre schrecklich zugerichtete Leiche. 40 Jahre später soll US-Marshal Andrea Oliver in demselben kleinen Ort eine Richterin beschützen, eine Richterin, bei der es ich um die Mutter der damals verstorbenen Emily handelt.

Meine Meinung:
Mit „Die Vergessene“ setzt Karin Slaughter ihre Thrillerserie um Andrea Oliver fort. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen und nur zufällig mitbekommen, dass dieses Buch Teil einer Serie ist, das Buch kann problemlos auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Auch die Perspektiven, die zwischen der Gegenwart und Andrea und der Vergangenheit und Emily hin- und herwechseln. Zwei Frauen in unterschiedlichen Jahrtausenden auf der Suche nach demselben Täter. Außergewöhnlich und spannend.

Andrea Oliver gefällt mir besonders gut. Sie und ihre Mutter sind Teil eines Zeugenschutzprogramms. Dennoch hat Andrea sich für eine Laufbahn bei den US-Marshals entschieden und dies durchgezogen. In diesem Buch nun wird sie auf ihren ersten Fall angesetzt. Gemeinsam mit dem ihr zugeteilten Partner Bible ermittelt sie. Auch er ist ein einmaliger Charakter, verheiratet mit der Chefin der beiden, die zwischen Boss und Ehefrau hin- und herwechselt und ein Mensch, von dem Andrea viel an Erfahrung mitnehmen kann. Dann gibt es noch Mike, ebenfalls US-Marshal und Andreas Ex, von dem wir hier allerdings nicht viel erfahren. Aber ich bin mir sicher, dass wir ihm in den Folgebänden sicher wieder begegnen werden.

Der Fall selbst hat es wirklich in sich. Und es ist erstaunlich, wie die Autorin es schafft, dass man gleichzeitig in der Vergangenheit der 1980er Jahre und in der Gegenwart ermittelt und alle Figuren vor denselben Fragen stehen, die es zu lösen gibt. Wir erleben, wie geächtet Mädchen sind, die ungewollt und unschuldig schwanger werden. Wie es deren Leben zerstört. Wir erfahren von der Verachtung Homosexueller. Und wir lesen von toxischen Beziehungen. Obwohl es nicht besonders blutig ist, hat das Buch doch einen ganz eigenen und intensiven psychischen Thrill, der einen nicht loslässt. Sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart erleben wir Spannungshoch an Spannungshoch, die bis zum Showdown am Schluss steil ansteigen. Die Autorin verführt uns zu Vermutungen, setzt uns auf falsche Fährten und am Ende lässt sie einen sogar noch an Clay zweifeln, mit dem sie uns zudem noch einen Cliffhanger liefert, der mich jetzt bereits dem nächsten Band entgegenfiebern lässt. Karin Slaughter ist wirklich eine außergewöhnliche Autorin, die weiß, wie man Spannung aufbaut und die LeserInnen mitreißt!

Fazit:
Mit ihrem zweiten Band der Thrillerserie um US-Marshal Andrea Oliver schickt uns Karin Slaughter auf die Suche, „Die Vergessene“ zu rächen und ihren Mörder zu finden. Das Buch ist der zweite Teil der Serie, kann aber problemlos auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Mir gefallen die Charaktere, Andrea natürlich, die toughe frischgebackene US-Marshal, aber auch ihr Partner Bible, ihr Ex Mike und all die anderen. Ich hoffe, wir werden alle in den Folgebänden wieder treffen! Der Fall selbst ist nicht blutig, hat aber einen tollen Psycho-Thrill, der einen nicht aufhören lässt, zu lesen. Es fängt spannend an, sowohl in den Teilen aus den 1980er Jahren, als auch in der Gegenwart. Die gleichen Ermittlungen aus der Sicht zweier unterschiedlicher Jahrzehnte, ja, sogar unterschiedlicher Jahrtausende – außergewöhnlich und wirklich spannend. Das Erzähltempo wird immer rasanter, bis zum unvorhersehbaren Showdown am Ende und dem Cliffhanger, der mich auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt!

5 Sterne von mir für Andrea und eine Thrillerserie, dich ich nur weiterempfehlen kann!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2022
Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3
Lacrosse, Marie

Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3


ausgezeichnet

Leider endet mit diesem tollen Buch die Weingut-Saga

Worum geht’s?
Neben der intensiven Tätigkeit auf dem Weingut entscheidet sich Franz für den Reichstag zu kandidieren und ist kaum noch zu Hause. Zugleich intensiviert Irene ihre Arbeit in den Arbeiterinnenvereinigungen. Die beiden treiben immer weiter auseinander – wird ihre Liebe das überstehen?

Meine Meinung:
Mit „Das Weingut – Tage des Schicksals“ beendet Marie Lacrosse leider schon ihre Weingut-Saga. Auch in diesem Band hat sie Fakten und Fiktion wieder perfekt vereint und auf ihre mitreißende Art die Geschichte von Irene und Franz weitererzählt, bzw. zu Ende erzählt.

Gut finde ich, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern dass wir auch einmal erleben dürfen, dass die Hauptprotagonisten Eheprobleme haben und sich streiten – aber auch an sich arbeiten. Was einerseits schade ist, andererseits aber die beiden noch menschlicher macht. Und daneben müssen beide auch noch persönliche Schicksale und lebensverändernde Tatsachen bewältigen. Das ist ein wirklich emotionales Buch! Auch Pauline erlebt neben Franz und Irene ihr ganz eigenes Glück, was mich für sie wirklich von Herzen freut! Überhaupt bekommt in diesem letzten Teil jeder das, was er verdient hat – außer Emma, Thea und Sophia.

Und neben der fiktiven Geschichte der ganzen liebgewonnenen Menschen haben wir die Fakten vom Kampf der Selbstverwaltung Elsass-Lothringens gelesen, von dem Sozialistengesetz, dem Versucht, die Sozialdemokraten aus der Politik zu drängen, vom versuchten Mord am Kaiser und vor allem auch von den Arbeiterinnenvereinigungen, bei denen Irene schon in der Vergangenheit aktiv war. All diese Fakten sind wieder perfekt eingesponnen in die fiktive Geschichte um die Gerbans – es war einmalig, informativ, emotional, mitreißend, man konnte lachen, man konnte weinen und dieses Buch ist ein wirklich gelungener Abschluss der Trilogie. Vielleicht gibt es ja eine weitere Trilogie mit Fränzel, Marie und den anderen Personen der Nachfolgegeneration? Ich würde mich sehr freuen!

Fazit:
Leider schreibt Marie Lacrosse mit „Das Weingut – Tage des Schicksals“ den letzten Teil ihrer Weingut-Saga. Es war wieder wunderschön, emotional und mitreißend zu lesen. Und die Autorin hat für jeden ihrer Protagonisten ein passendes Ende gefunden. Ebenso war es wieder absolut informativ, von den ganzen geschichtlichen Begebenheiten zu erfahren, sei es der Kampf der Arbeiterinnen, der Versuch einer Selbstverwaltung Elsass-Lothringens oder auch der Kampf der Autonomisten und Sozialdemokraten. Ich habe das Buch verschlungen, mit den Protagonisten mitgefiebert, mich mitgefreut und mitgelitten und ich würde mir wirklich eine vielleicht neue Trilogie aus der jüngeren Generation wünschen.

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 03.09.2022
Tief in den Wäldern
Stevens, Chevy

Tief in den Wäldern


sehr gut

Rasant und unerwartet

Worum geht’s?
Der Cold Creek Highway führt mitten durch einen Wald im Nordwesten Kanadas. Und immer wieder verschwinden Frauen spurlos auf diesem Highway oder werden brutal verstümmelt aufgefunden. Amber, Beth‘ Schwester, ist eines der Opfer. Beth macht sich auf den Weg nach Cold Creek, um Amber zu rächen.

Meine Meinung:
Ich hatte zuvor schon einiges über „Tief in den Wäldern“ (Fischer Scherz, Juni 2022) von Chevy Stevens gehört und umso gespannter war ich auf das Buch, das zugleich mein erstes Buch der Autorin ist. Ich muss gestehen: Als ich im ersten Teil gelesen hatte, dass die Hauptdarstellerin Hailey unter 20 ist, war ich zunächst etwas skeptisch, da ich schon einige Bücher gelesen hatte, die dann oft in ein etwas seichteres Young Adult Format gekippt sind.

Aber dies war hier gar nicht der Fall, im Gegenteil! Es war spannend, es war rasant und der Schreibstil der Autorin hat die Wälder Kanadas zum Leuchten gebracht. Hailey hat mir gut gefallen, eine starke Frau, die ihren Weg geht. Und auch Beth ist ein starker Charakter, die alles daransetzt, um den Mörder ihrer Schwester zu finden. Mit Jonny haben wir eine Verbindung zwischen den beiden Frauen und einen weiteren Protagonisten, der allerdings eher eine Nebenrolle spielt. Auch gut gefällt mir der Hund Wolf – ein nettes und aufgewecktes Kerlchen.

Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Hailey und Beth, was dem Ganzen einen sehr eigenen Charme verleiht, da man unterschiedliche Sichtweisen erleben darf. Dennoch schafft sie es zugleich, dass man oftmals über das Schicksal eben dieser beiden im Unklaren ist. Wirklich sehr gelungen und zugleich ein Dreh, mit dem die Spannung zusätzlich angeheizt wird. Überhaupt ist es von Anfang an spannend. Es fängt subtil an, aber dann steigt die Spannungskurve rasant und bleibt bis zum Ende oben. Zudem schafft es die Autorin, dass man bis fast zum Ende im Unklaren bleibt oder den falschen möglichen Täter im Visier hat. Einen Punkt Abzug muss ich allerdings für das Ende selbst geben. Hier hätte die Autorin durchaus noch eine Schippe Spannung drauflegen können, da hat sie leider ihre Möglichkeiten nicht ganz ausgeschöpft und auch die Zusammenhänge kamen nicht ganz so gut rüber, wie es hätte sein können – mehr kann ich euch hierzu leider nicht sagen, ohne zu spoilern. Dennoch ein geniales und mitreißendes Buch und ich werde definitiv noch mehr von der Autorin lesen!

Fazit:
„Tief in den Wäldern“ von Chevy Stevens ist mein erstes Buch der Autorin und es hat mich definitiv überzeugt, noch mehr von ihr zu lesen! Abwechselnd aus der Sicht von Hailey und Beth erzählt sie uns die Geschichte des Highway Mörders von Cold Creek. Wir tauchen tief ein in die Wälder Kanadas, es ist spannend, es ist rasant und am Ende lässt sie es nochmal richtig krachen! Allerdings schöpft sie dann auf den letzten Seiten ihr Potenzial doch nicht ganz aus, wofür ich einen Stern Abzug geben muss. Dennoch hat mich das Buch absolut überzeugt, mitgerissen, ich habe bis zum Ende mitgefiebert und mich einige Male wirklich auf eine falsche Spur leiten lassen.

4 Sterne und eine definitive Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 28.08.2022
Der Hunger nach Leben
Zeiss, Ella

Der Hunger nach Leben


sehr gut

Wenn Kinder erwachsen sein müssen

Worum geht’s?
Großweiden 1930: Der Vater des 10jährigen Noah wird als Volksverräter verhaftet. Kurz darauf verliert auch seine hochschwangere Mutter ihre Arbeit und es ist an dem kleinen Noah, die Familie durch den strengen Winter zu bringen und sie zu versorgen.

Meine Meinung:
Mit „Hunger nach Leben“ startet Ella Zeiss ihre Wege-des-Schicksals-Reihe. Auf eindrucksvolle Weise bringt sie uns in diesem historischen Roman in die Ukraine der 1930-1940er Jahre zurück.

Im Mittelpunkt steht der kleine Noah, der mit seiner Familie in Großweiden wohnt. Viel zu schnell muss er erwachsen werden und für seine Familie sorgen. Wir erleben seinen Weg in dieses Erwachsenwerden mit. Wie er zu kämpfen hat, in der Gesellschaft anerkannt zu werden und wie ihm immer wieder das angebliche Verbrechen seines Vaters im Wege steht. Und mit Jakobine sehen wir das genaue Gegenteil. Die Gesellschaftsschicht der volkstreuen Bürger, denen es gut geht, die keinen Hunger und kein Leid kennen. Die es einfach haben in der Schule, der Ausbildung und auch sonst überall im Leben. Und wie einfach es für diese Gesellschaftsschicht ist, den anderen Steine in den Weg zu legen.

Auf eindrucksvolle Weise stellt die Autorin den Hunger und das Leid dar. Zeigt, wie schnell man durch falsche Anschuldigungen in eine Mühle gerät, aus der man nicht mehr hinauskommt. Sie erzählt vom Schicksal der Russlanddeutschen in der Ukraine aber auch, wie die Sowjetunion mit Menschen umgegangen ist. Wir lesen von Enteignungen. Von Denunzierung Einzelner, die ganze Familien in einen Abgrund stößt. Das ist ein Teil der Geschichte, den ich so in der Schule nicht mitbekommen habe, der aber wirklich interessant zu lesen ist. Und in ihrer Art zu Schreiben bringt die Autorin die Gefühle dieser Zeit, insbesondere die Ängste, den Hunger und die Verzweiflung, absolut authentisch zu Papier. Anfangs hat es etwas gedauert, bis ich wusste, wohin die Reise der Autorin führt. Und bis zum Ende wurde mir nicht klar, was die Geschichte mit dem Glauben der Menschen zu tun hatte und welcher Religion Noah und seine Familie angehörten, dafür muss ich leider einen Stern Abzug geben. Aber die Geschichte selbst, die Entwicklung und der Kampf von Noah und den anderen Protagonisten war so fühlbar lebendig, ich konnte mich absolut hineinversetzen in die einzelnen Personen, habe einen sehr guten Einblick in die Politik dieser Zeit erhalten und bin mehr als gespannt, wie es mit Noah und Jakobine weitergehen wird!

Fazit:
In dem ersten Band ihrer Wege-des-Schicksals-Reihe zeigt uns Ella Zeiss mit der Familie von Noah den „Hunger nach Leben“, den die Menschen dieser Zeit hatten. Wir erleben das Schicksal der Russlanddeutschen in der Ukraine. Erfahren, wie die Sowjetunion mit Volksverrätern umgegangen ist und wie schwer auch deren Familienmitgliedern das Leben gemacht wurde. Dann die harten Winter und die Hungersnot in den 1930er Jahren, der Kampf ums nackte Überleben. Eindrucksvoll hat die Autorin die Bilder und Gefühle dieser Zeit transportiert. Und mit Noah haben wir erlebt, wie hart das Leben war. Wie schwer er kämpfen musste, um trotz der ungerechtfertigten Verurteilung seines Vaters eine Stellung in der Gesellschaft zu finden und mussten erleben, wie er immer wieder gegen Mauern gerannt ist und wie ihm die sog. volkstreuen Genossen Steine in den Weg legen konnten, obwohl er sich nie etwas hat zuschulden kommen lassen. Seine Geschichte hat mich tief berührt. Anfangs war mir nicht ganz klar, was mit der Religion der Familie gemeint war und worauf genau die Autorin hinausmöchte; einige Dinge musste ich zum Verständnis im Internet nachsehen. Daher muss ich leider einen Stern Abzug geben.

Daher 4 Sterne für dieses beeindruckende Buch und eine klare Leseempfehlung von mir – ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Noah und den anderen weitergehen wird!

Bewertung vom 25.08.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


sehr gut

Cassie ist eine der herzlichsten Protagonisten überhaupt

Worum geht’s?
Als Cassies Oma einen Schlaganfall überlebt, erzählt sie ihrer Enkelin die wahre Geschichte über die vermeintlich totgeglaubten Eltern, nämlich dass ihr Vater ihre Mutter ermordet hat. Plötzlich steht eben dieser vor Cassie und beteuert seine Unschuld. Ein Gefühl veranlasst sie, dem tiefer auf den Grund zu gehen und bringt Schreckliches zutage.

Meine Meinung:
Mit „Wer mit den Toten spricht“ schreibt A.K. Turner den zweiten Teil ihrer Thrillerserie um Cassie Raven und wie der erste war auch dieser toll zu lesen. Ich mag den Stil der Autorin, wie sie Personen und Geschehnisse in Szene setzt. Das hat etwas ganz Eigenes und Eindrückliches. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Bücher für mich bislang eher Kriminalromane denn Thriller sind, spannend und mitreißend, aber ohne den blutigen Thrill.

Eigentlich sind es zwei Hauptprotagonisten, aus deren Sicht die Autorin im Wechsel erzählt. Einmal Cassie Raven, ich mag sie einfach. Ihre respektvolle und herzliche Art, mit ihren Kunden, den Toten in der Rechtsmedizin umzugehen. Ihres Äußeren wegen, den Goth-Klamotten, Piercings etc. wird sie oft fälschlicherweise in eine Schublade gesteckt, die so gar nicht zu ihr passt. Sie ist zurückhaltend und hat eine Mauer um sich gebaut, aber dennoch absolut empathisch und die Szenen mit den Toten, die die Autorin beschreibt, gehen total zu Herzen. Und zum anderen DS Phyllida Flyte. Sie lernen wir in diesem Band besser kennen. Erfahren mehr über ihre Vergangenheit und was sich hinter ihrem überkorrekten Verhalten verbirgt. Daneben haben wir noch Cassies Oma – sie ist einfach bezaubernd - und Kieran, ihr bester Kumpel, ein Mensch, dem man nur das Beste wünscht.

Wie der erste Teil geht auch dieser für meinen Geschmack etwas zu langsam los. Erst nach und nach kommen wir in die Hauptgeschichte um Cassies Vater und die Nebengeschichten rein. Lesen von Vertuschungen der Polizei in den 1990er Jahren, von den Protestbewegungen in Oakwood, den Undercovereinsätzen der Polizisten. Ab da wird es dann immer spannender und rasanter. Und obwohl ich diesmal eine Menge vorausgesehen habe, hat dies der Spannung dennoch keinen Abbruch getan. Wie die Autorin ab dem zweiten Drittel die Geschehnisse aufeinander aufgebaut hat, unterschiedliche Erzählstränge zueinander geführt hat und es zum Schluss dann Schlag auf Schlag ging, gepaart mit all den sympathischen Charakteren, hat mich die Längen am Anfang schnell vergessen lassen. Eine klare Leseempfehlung von mir und ich freue mich schon auf den 3. Teil der Serie!

Fazit:
Cassie Raven ist wohl eine der sympathischsten Charaktere, denen ich bislang in Thrillerserien begegnet bin. In ihrem zweiten Band „Wer mit den Toten spricht“ schickt A.K. Turner Cassie auf einen sehr persönlichen Fall und auch von DS Flyte erfahren wir viele persönliche Dinge. Dann haben wir es noch mit Undercovereinsätzen in den 1990er Jahren zu tun, Vertuschungsaktionen der Polizei und den Protestbewegungen in Oakwood. Die Story selbst hat anfangs m.E. einige Längen und ist eher ein Kriminalroman als ein Thriller, aber ab dem 2. Drittel nimmt die Geschichte an Fahrt auf und es ist spannend und rasant zu lesen, wie Cassie der Wahrheit Schritt für Schritt näherkommt, bis zum fulminanten Ende des Buchs.

4 Sterne von mir für die Sektionsassistentin mit Herz!