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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2020
Unter der Erde
Ludwig, Stephan

Unter der Erde


gut

Elias ist zum Geburtstag seines 90-jährigen Großvaters, den er seit seinem 4. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat, eingeladen. Das Dorf Volkow, in dem sein Opa wohnt, liegt tief im Osten, irgendwo im Nirgendwo am Rand eines Tagebaugebietes. Schon bei der Einfahrt zum Ort passiert etwas Ungewöhnliches. Elias verliert die Gewalt über seinen PKW, weil auf dem Boden ein Krähenfuß, wie sie für Straßensperren genutzt werden, lag. Beobachtet wird dieser Unfall von zwei Gestalten, die sich über Walkie Talkies unterhalten…

Schon zu Beginn von „Unter der Erde“ wirft der Autor Stephan Ludwig viele Fragen beim Leser auf und lässt diesen über mehreren Rätseln grübeln. Die Atmosphäre, die er heraufbeschwört, ist mit der in Horrorromanen vergleichbar. Die Stimmung ist düster, unheimlich und unheilverkündend. Die Personen wirken bereits auf den ersten Eindruck ungewöhnlich und schräg. Sie betonen jedoch bei jeder Gelegenheit, dass sie sich alle untereinander helfen und Elias nun dazu gehört.

Das Buch spielt auf drei Ebenen. Wir begleiten Elias bei seiner Geschichte, die er in Volkow erlebt. Verschiedene Ereignisse lösen bei ihm im Laufe der Zeit Flashbacks aus, bei denen er sich an Erlebnisse erinnert, bevor er mit 4 Jahren das Dorf verlassen musste und in ein Heim gekommen ist. Etwa ab der Hälfte des Buches kommt ein Erzählstrang hinzu, der im Jahr 1946 startet und das Entstehen der Geschehnisse im Dorf und den Werdegang von Elias Großvater, Wilhelm, schildert. Die Erzählung in der Jetztzeit wird durch Unterhaltungen der Wachposten per Walkie Talkie aufgelockert.

Die erste Hälfte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Die Erzählung ist spannend, unheimlich, rätselhaft. Als Leserin habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was wohl hinter den Geheimnissen des Dorfes steckt, was dort genau vor sich geht und wer alles involviert ist.

Doch irgendwann hatte ich den Eindruck, dass ich mich in einer riesigen Scharade befinde. Die Erzählung wurde immer unglaubwürdiger und war mir zu abstrus und abgedreht. Mich hat das Ganze an Romane von Fitzek oder Strobel erinnert, die mir auch ab einem gewissen Punkt zu realitätsfern sind. Die Erzählungen, die im Jahr 1946 starten, wirken teilweise erschreckend authentisch. Sie sind jedoch brutal sowie hart und damit schwer zu verdauen.

Zum Ende hin wollte ich nur noch wissen, wie es ausgeht. Habe ich am Anfang des Buches noch gedacht, dass diese Geschichte sich zu einem Highlight entwickelt, ist davon am Schluss nichts mehr übrig geblieben. Die Idee war sehr gut, die Umsetzung leider viel zu überzogen.

Bewertung vom 21.03.2020
Echo des Schweigens
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


ausgezeichnet

Ein Virtuose der Choreografie

Hannes bekommt seinen ersten großen Fall als Strafverteidiger übertragen. Er soll einen Polizisten verteidigen, der des Mordes an einem Asylbewerber angeklagt ist. Dieser verbrannte in seiner Gefängniszelle. Sophie ist Rechtsmedizinerin. Sie hat ein Gutachten erstellt, das beweisen soll, dass sich der Tote nicht selber in seiner Zelle in Brand gesetzt hat, wie es ursprünglich behauptet wurde. Die beiden lernen sich kennen und lieben, ohne zu ahnen, dass sie auf verschiedenen Seiten desselben Gerichtsprozesses stehen…

Markus Thiele ist meiner Ansicht nach mit „Echo des Schweigens“ der ganz große Wurf gelungen. Schon der Einstieg in den Roman, der mit dem Schlussplädoyer bzw. mit dem Abbruch desselben startet, sorgt für Spannung. Im Folgenden führt uns der Autor in mehrere Handlungsstränge ein, bei denen sich die Frage stellt, was diese mit dem Gerichtsprozess zu tun haben. Die Frage, die nach und nach immer mehr aufkommt ist, ob diese völlig unterschiedlichen Vorgänge überhaupt einen gemeinsamen Nenner haben.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist, dass diese einzelnen Handlungsstränge zum Ende hin perfekt zusammenlaufen. Alles in der Geschichte fällt punktgenau an seinen Platz. Die Spannung ist regelrecht zu greifen, als nach und nach alles auf seinen Höhepunkt zusteuert. Auch das Zusammenspiel einzelner Szenen, die parallel erzählt werden, ist großartig ausgearbeitet.

Der Autor spielt im Laufe des Buches mit unseren Werten und Einstellungen. Damit regt er uns zum Nachdenken an über den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit und die Frage, was richtig und was falsch ist. So hat Sophie ganz klare und unumstößliche Ansichten, was für sie Recht und Unrecht bedeutet. Diese gelten jedoch plötzlich nicht mehr, als ihre Perspektive sich ändert. Und genau an diesen Punkt kommen wir als Leser/in auch immer wieder. Wir haben unsere Meinungen, die durch Brüche in der Handlung plötzlich überprüft werden, bis wir uns eingestehen müssen, dass es meistens kein einfaches schwarz oder weiß gibt.

Für mich auf jeden Fall ein Highlight in diesem Jahr und ein Autor, von dem wir hoffentlich noch mehr zu lesen bekommen.

Bewertung vom 21.03.2020
Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1
Frennstedt, Tina

Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1


ausgezeichnet

Tess ist die Chefin eines Ermittlerteams, das Cold Cases bearbeitet. Als ein Serienvergewaltiger nach einer Ruhephase wieder anfängt Frauen zu überfallen und zum Teil auch zu töten, führen die Spuren zu dem ungeklärten Verschwinden eines 19-jährigen Mädchens vor ca. 17 Jahren. Die Umstände dieses Verschwindens konnten niemals geklärt werden. Wird es Tess und ihrem Team gelingen, diese beiden Verbrechen jetzt aufzuklären?

Das Geschehen wird auf mehreren Ebenen geschildert. Da ist zum einen Tess und ihr Team, welches die Ermittlungen aufnimmt. Dann treffen wir auf den Vergewaltiger und werden mit seinen Taten konfrontiert. Zudem gibt es noch Einschübe aus dem Jahr 2002. Hierbei erleben wir das damalige Geschehen aus Opfersicht. Dann gibt es noch einzelnen Szenen, in denen Zeugen und Verdächtige des Cold Case zu Wort kommen. Die Schilderungen der heutigen Taten sind spannend und gehen unter die Haut, ohne dass Tina Frennstedt zu sehr ins Detail geht. Ebenso sind die Szenen aus dem Jahr 2002, in denen Annika, das verschwundene Mädchen, zu Wort kommt, sehr eindrücklich. Denn wir als Leser/innen wissen ja, dass ihr etwas Schreckliches passieren wird.

Das Ermittlerteam besteht aus sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, was die Darstellung der Arbeit abwechslungsreich und interessant macht. Die Autorin führt die Personen zu Beginn ausführlich ein. Dabei hatte ich oft den Eindruck, dass sie Filmszenen beschreibt. Deshalb war mir am Anfang des Buches der Szenenaufbau oft zu lang und damit zu langatmig. Nach der Einführung hat sich das jedoch gegeben und das Gefühl hat sich bei mir zerstreut. Ebenso ist das Privatleben zu Beginn der Geschichte für mich zu ausführlich geraten, was unnötige Längen produziert hat. Doch auch hier ist es so, dass ich im Laufe der Geschichte, die Schilderungen des Privatlebens ansprechend fand.

Das Buch war für mich ein Pageturner, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die beiden Ermittlungen haben mir sehr gut gefallen und waren genau nach meinem Geschmack. Ein wenig schade fand ich, dass mir schon sehr früh klar war, wer für das Verschwinden von Annika verantwortlich war.

Doch für den ersten Teil einer Reihe fand ich das Buch sehr gut und spannend. Nun freue ich mich auf das Erscheinen des zweiten Teils.

Bewertung vom 18.03.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


weniger gut

Es passiert mir einfach zu wenig

Tomas Piety kehrt mit seiner Einheit aus dem Krieg zurück in seine Heimatstadt. Hier war er der Unterwelt-Herrscher über ein ganzes Viertel. Nun muss er jedoch feststellen, dass sich während seiner Abwesenheit andere seine Geschäfte unter den Nagel gerissen haben. Kurzerhand beschließt er, dass die „Pious Men“ wieder zurück sind und sich wieder holen, was ihnen vor dem Krieg gehörte…

Tja, und damit ist schon gut beschrieben, worum es in dem Buch geht. Das finde ich inhaltlich einfach zu wenig für ein ganzes Buch. Wir erleben den Aufbau einer Gang und wie diese sich etabliert. Vergleichbar ist das Ganze wohl mit einer Mafia-Organisation, die Fuß fassen bzw. ihr Gebiet zurück erobern will. Das gesamte Buch liest sich für mich wie der Beginn einer Geschichte.

Was ich jedoch vermisst habe, ist das Element, warum dieses Buch im Genre Fantasy angesiedelt ist. „Priest of Bones – Kampf um den Rosenthron“ spielt in einer fiktiven Welt und hin und wieder taucht eine magiebegabte Person auf. Doch an einen Fantasyroman erinnert das Buch beim Lesen nicht.

Die Beschreibungen von Peter McLean sind sehr eindrücklich. Als Leserin hatte ich eine gute Vorstellung von den Straßen in Ellinburg. Die Atmosphäre ist sehr düster und gewalttätig. Der Autor kann zudem packend schreiben. Die Geschichte wird aus der Sicht von Tomas Piety, der Hauptperson, erzählt. Wir begleiten seine Gedanken und seinen unentwegt stattfindenden Monolog. Dadurch lernen wir ihn sehr gut kennen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil seine Motive offengelegt werden und seine Handlungen dadurch stets nachvollziehbar sind. Doch leider reicht der gute Schreibstil alleine nicht, um einen guten Roman zu schaffen. Dazu gehört für mich eine erzählenswerte Geschichte. Die hier hätte mit wenigen Sätzen erzählt werden können und benötigte nicht über 400 Seiten.

Bewertung vom 18.03.2020
Serafin. Das kalte Feuer / Merle-Zyklus Bd.4
Meyer, Kai

Serafin. Das kalte Feuer / Merle-Zyklus Bd.4


sehr gut

Ein Feuerwerk guter Ideen

Serafin ist illegaler Schlammsammler in Venedig. Er sucht in der trockenen Lagune im Schlamm nach Schätzen, wenn sich in der Neumondnacht das Wasser aus der Lagune zurückzieht. Während so einer Nacht findet er Merle und Junipa in der Lagune neben einem alten Spiegel. Während Merle von Schlammsammlern zum Obersten der Gilde der Glasbrenner gebracht wird, gelingt ihm mit Junipa die Flucht in die Spiegelwelt…

Für mich ist „Serafin Das kalte Feuer“ das erste Buch aus dem Merle Zyklus von Kai Meyer. Zu Beginn hatte ich ein wenig Sorge, ob ich das Buch wirklich ohne Kenntnis der drei vorher erschienen Bücher verstehen kann. Aber ja, das geht. Der Autor erklärt immer wieder Eigenheiten der Welt aus dem Zyklus und erläutert zum Teil Geschehnisse aus den vorherigen Büchern. Er flechtet diese Erläuterungen ganz geschickt in den Ablauf der aktuellen Ereignisse ein, sodass der Lesefluss dadurch nicht gestört wird.

Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich immer wieder ins Staunen geraten bin, weil der Schriftsteller tolle Ideen hat, auf die ich niemals gekommen wäre. Doch Kai Meyer ist so ein Autor. Sein Buch wartet immer wieder mit überraschenden Einfällen auf, die so klasse sind, dass ich mir wünschte, ich selber hätte so eine übersprudelnde Fantasie. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten oder Begegnungen am Rande, zum Teil jedoch auch Einfälle, wie das ganze Konzept des Universums, in dem dieses Buch spielt.

Die Figuren sind sehr liebevoll ausgearbeitet. Manche Personen wie Merle, Junipa und Serafin muss man einfach gerne haben. Andere, wie die Widersacherin von Merle dagegen verabscheuen. Und doch schafft der Autor es auch hier, dass wir uns beim Lesen hinterfragen, ob die Guten wirklich gut und die Bösen wirklich böse sind.

Die Geschichte selber ist zudem spannend und so geschrieben, dass man als Leser/in nur so über die Seiten fliegt. Bevor man es richtig realisiert hat, kommt auch schon der Showdown und das Vergnügen ist vorbei. Im Gegensatz zu manch anderem Leser kann ich mich nun jedoch noch auf die ersten drei Teile des Merle Zyklus freuen. Denn lesen werde ich sie bestimmt in der nächsten Zeit.

Bewertung vom 16.03.2020
Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2
Iosivoni, Bianca

Feeling Close to You / Was auch immer geschieht Bd.2


ausgezeichnet

Gutes Buch aus dem New Adult Bereich

Teagan lebt fürs Streamen, wenn sie am PC sitzt und spielt. Nur dann hat sie das Gefühl, wirklich das zu tun, was sie machen will. Aus diesem Grund will sie nach der Schule unbedingt Game Design studieren. Doch ihr Vater hat andere Pläne mit ihr… Parker ist ein bekannter Gamer, der eine riesige Gemeinschaft an Followern hat, die ihm beim Spielen am PC zusehen. Eines Tages begegnen sich die beiden bei einem gemeinsamen Spiel und nach und nach entwickelt sich aus dem gemeinsamen Spielen noch so viel mehr…

Bianca Iosivoni hat mit „Feeling close to you” einen New Adult Roman geschrieben, der aus der Masse der Bücher in diesem Bereich positiv herausragt. Das Buch ist zum Großteil kurzweilig und humorvoll geschrieben. Das gelingt ihr zum einen durch die Kommunikation von Teagan und Parker über Chats und SMS/Whatsapp. Hier wird mit Emojis und Frotzeleien der beiden Schreiber gearbeitet. Die Chatkommunikation wirkt genauso, wie wir sie auch führen könnten. Zum anderen entwirft sie viele tolle Figuren, die mir als Leserin schnell ans Herz wachsen. Neben einer starken Hauptdarstellerin in Form von Teagan und einem sehr liebenswerten Gegenpart namens Parker, hat sie eine WG geschaffen, in der jede einzelne Person so ist, dass die Leserin sich unbedingt eine eigenen Geschichte zu jeder dieser Personen wünscht. Das Lesen macht über weite Teile des Buches einfach sehr viel Spaß.

Erst im letzten Drittel des Buches verliert sich diese Freude und Leichtigkeit ein wenig. Die Autorin baut einen für dieses Genre üblichen Konflikt ein. Diesen hätte es für meinen Lesegenuss nicht gebraucht. Im Gegenteil, er hat dem Buch viel von seiner Leichtigkeit und Schönheit genommen.

Nichts desto Trotz sticht dieses Buch positiv aus den vielen Büchern, die jedes Jahr im Genre der Liebesromane erscheinen, heraus und ist sehr lesenswert.

Bewertung vom 13.03.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


gut

Für Fans von Brunetti und Montalbano

Commissario Morello wird aus seiner Heimat Sizilien nach Venedig versetzt, da die Mafia seine Ermordung befohlen hat. Doch in Venedig ticken die Uhren anders und er muss sich gewaltig umstellen, wenn er hier bestehen will. Zudem sind seine Mitarbeiter ebenso wenig über seine Versetzung erfreut wie er selber. Kaum in Venedig angekommen, geschieht ein Mord und nun wird sich zeigen, ob er sich an seiner neuen Arbeitsstätte behaupten kann…

Beim Lesen ist mir sofort das ausgeprägte italienische Flair des Buches aufgefallen. Ich musste an die Bücher von Donna Leon und Andrea Camilleri denken. Immer wieder dreht sich alles um die Schönheit der Städte und das gute Essen. Auf den ersten Blick erscheint alles freundlich und sonnig. Erst auf den zweiten Blick tuen sich die Abgründe des menschlichen Daseins auf.

Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo bedienen sich in ihrem ersten gemeinsamen Buch „Der freie Hund“ eines aktuellen umweltpolitischen Themas, welches Venedig und viele andere Städte weltweit bewegt: Sie werden von Touristen überschwemmt, seitdem Kreuzfahrten zu einem Massenphänomen geworden sind, das sich jeder leisten kann. Nicht nur fallen die Touristen wie Heuschrecken in diese einzigartige Oase, die Venedig darstellt, ein. Auch die Schiffe selbst schaden dieser Stadt, die im Wasser gebaut ist und vernichten sowohl die Bauwerke als auch den Untergrund, auf dem Venedig errichtet wurde. Diese umweltpolitische Katastrophe belegen die beiden Autoren mit interessanten Fakten und Zahlen.

Genauso, wie sie einen spannenden Einblick in die Verflechtungen der italienischen Politik mit der Mafia liefern. Über vieles davon habe ich noch nie nachgedacht und mir war bislang auch noch nicht klar, wie sehr die Mafia ihre Interessen bereits bei der Wahl ihrer Politiker durchsetzt.

Die Darstellung der Auswirkungen von Massentourismus und der Verknüpfung von Politik und Verbrechen sind die Bereiche, die das Buch interessant gemacht haben. Denn über weite Teile wirkt die Handlung eher seicht und oberflächlich. Das Buch ist vergleichbar mit den Büchern über Commissario Brunetti bzw. Commissario Montalbano. Wir begleiten Commissario Morello immer wieder auf ausgedehnten Streifzügen durch Venedig und die kulinarische Landschaft Italiens.

Die Erwartungen, die ich als Leserin an einen politischen Krimischreiber wie Wolfgang Schorlau gesetzt habe, waren sehr hoch. Dabei fehlte mir in diesem Buch die von ihm bekannte Tiefgründigkeit und der politische Biss. Lediglich bei der Beschreibung der Beziehung zwischen Politik und Mafia, habe ich diese gefunden.

Fazit: ein massentauglicher Krimi, der sich gut im Urlaub am Strand lesen lässt.

Bewertung vom 13.03.2020
Der Tote im Camper
Bendixen, Britta

Der Tote im Camper


ausgezeichnet

Urlaub auf dem Campingplatz. Alle sind in Ferienlaune, Bekanntschaften werden schnell geschlossen, Cliquen entstehen. Doch plötzlich gibt es einen Toten in ihrer Mitte. Er wurde ermordet. Doch von wem? Die Kommissare Weichert und Andresen machen sich an die Ermittlungen und decken nach und nach die Geheimnisse der einzelnen Personen auf…

Ich liebe Krimis, die klassisch aufgebaut sind und mich zum Miträtseln motivieren. Britta Bendixen baut das Szenario sorgfältig auf. Wir lernen die Beteiligten und das Umfeld kennen. Hierbei bewegen wir uns im relativ geschlossenen Kosmos eines Campingplatzes.

Schon der Prolog baut Spannung auf, denn er machte meine Erwartungen an die Geschichte erst einmal zunichte. Zurück bleibt die Frage, was hat das Geschehen des Prologs mit den Ereignissen auf dem Campingplatz zu tun.

Nachdem wir die Figuren kennengelernt haben, geschieht der Mord. Die Mordmethode ist sehr ungewöhnlich und gerissen.

Wir als Leser wissen und sehen dabei auch nicht mehr als die Personen im Buch. Nach und nach wird unser Wissen um die Verdächtigen vertieft. Wir erfahren, wer welche Leiche im Keller hat. Genauso wie wir erfahren, welche Motive es für den Mord geben könnte. Ich mag Krimis, in denen ich mitraten kann, wer den Mord begangen hat und warum. Und das macht die eigentliche Spannung dieses Buches aus.

Britta Bendixen baut die Figuren und das Umfeld gut auf. Sie liefert uns Motive und Verdächtige. Vorangetrieben werde ich als Leserin von der Neugierde zu erfahren, was wirklich passiert ist und ob meine Vermutungen hinsichtlich des Mörders und seines Motivs stimmen.

Sehr gut gefallen hat mir zudem, dass hier nicht mit übertriebenen Actionszenen und Verfolgungsjagden gearbeitet wird, um künstlich Spannung zu erzeugen.

Der Schreibstil wirkt sehr locker und leicht, was zum Teil auch an der humorvollen Erzählweise liegt.

Fazit: Wer auf klassische Krimis im Sinne von Agatha Christie steht, kommt hier voll auf seine Kosten.

Bewertung vom 28.02.2020
Spiel um dein Schicksal / Night of Crowns Bd.1
Tack, Stella

Spiel um dein Schicksal / Night of Crowns Bd.1


sehr gut

Schönes Buch aus dem Bereich Romantic Fantasy

Nach einer Party verändert sich das Leben von Alice schlagartig. Sie sieht überall Spinnen, die außer ihr niemand sieht und zweifelt zunehmend an ihrer geistigen Gesundheit. Da ihre Schulnoten aufgrund dessen stark abfallen, soll sie während der Sommerferien Kurse im Eliteinternat Chesterfield besuchen. Dieses Internat pflegt eine innige Feindschaft zum ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Eliteinternat St. Burrington. Doch hinter dieser Fehde steckt weit mehr als auf den ersten Blick zu sehen ist und Alice ist auch nicht grundlos auf das Gelände der beiden Schulen geraten…

Die Idee, die Schüler von zwei Schulen aufgrund eines Fluches zu Schachfiguren zu machen, die bis gegeneinander kämpfen müssen, hat mir sehr gut gefallen. Dabei stört es mich auch nicht, dass das Buch die Regeln und Abläufe eines realen Schachspiels nicht widerspiegelt. Ich denke, dass eine getreue Umsetzung der Dynamik der Geschichte geschadet hätte Die Geschichte lebt von Intrigen, Machtkämpfen und davon, dass ich als Leserin mit Alice mitfiebere, die als Spielball zwischen den beiden Gruppen hin- und hergetrieben wird. Gut hat mir auch die Idee einer Person, ähnlich eines Jokers im Kartenspiel, hier Slave genannt, gefallen. Dadurch wird die Figur der Alice unglaublich spannend, denn als Leserin weiß ich nie genau, was noch in ihr steckt und für welche Überraschung sie noch gut ist.

Zum Teil ist „Night of Crowns” genretypisch aufgebaut. Es gibt zwei junge, gutaussehende Leadertypen, die beiden Könige im Schachspiel, die um die Gunst der Protagonistin buhlen. Wobei immer wieder damit gespielt wird, ob sie dies aus niederträchtigen Motiven machen, um Alice als Spielfigur einsetzen zu können, wie es ihnen beliebt, oder ob sie wirklich Gefühle für sie hegen.

Besonders gut gefallen hat mir der Kater Curse, bei dem ich mir jedoch ebenfalls nicht sicher bin, ob er den Slave unterstützen will oder ob er auch nur seinen eigenen Vorteil im Blick hat.

Die Geschichte ist insgesamt spannend und vielschichtig, hat immer wieder Wendungen, die den Handlungsverlauf vollkommen ändern und die Idee ist frisch und unverbraucht. Zum Teil hat Stella Tack für meinen Geschmack allerdings zu viel Drama und Gezicke in die Story eingebaut. Ich denke jedoch, dass sie damit mehr Action und Spannung in die Erzählung bringen wollte.

Sehr gut fand ich zudem die Träume, die Alice regelmäßig hat, die die Entstehung des Fluchs und die Geschichte dahinter zeigen.

Voller Spannung warte ich nun auf das Erscheinen des zweiten Teils, denn ich bin sehr neugierig, wie die Autorin die Verwicklungen auflöst.

Bewertung vom 21.02.2020
Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0
Sullivan, Michael J.

Im Schatten des Kronturms / Riyria Bd.0


ausgezeichnet

Fantasy mal leise erzählt, aber trotzdem gut

Hadrian Blackwater und Royce Melborn treffen sich, sie lernen sich kennen und sie hassen sich. Doch der Zauberer Arcadius verlangt von ihnen, einen Auftrag für ihn gemeinsam auszuführen. Danach kann jeder seines Weges gehen…

Die Erzählweise von Michael J. Sullivan habe ich als angenehm leise und harmonisch empfunden. Der naive und gute Hadrian Blackwater war mir sofort sympathisch. Royce Melborn hingegen habe ich eher gemischte Gefühle entgegengebracht. Wahrscheinlich hätte ich ihn nicht gemocht, wenn ich nicht wüsste, dass er in der zuerst erschienen Riyria Serie der Geschäftspartner von Hadrian ist. Also muss an ihm mehr dran sein, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Zu der Erzählung, wie Royce und Hadrian sich kennenlernen, kommt noch die Geschichte von Gwen, einer Hure, die mit ihren Kolleginnen ein eigenes Freudenhaus errichtet. Die Ereignisse um Gwen haben mir am besten gefallen und ich habe mich immer gefreut, wenn es mit ihr weiterging. Die Erzählung um Gwen handelt von starken Frauen, die entgegen jeder Aussicht auf Erfolg, ihr eigenes Auskommen und Glück suchen, ohne von habgierigen und brutalen Männern abhängig zu sein.

Nachdem der Schreibstil von „Im Schatten des Kronturms“ so angenehm war, da nicht alles mit Actionszenen und Geschehnissen überfrachtet war und auf der anderen Seite der Schreibstil ebenfalls nicht langatmig ist, werde ich mich nun mit Freude auf die Ursprungsserie stürzen.