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smartie11
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In Niedersachsen
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Bewertungen

Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2020
Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1
Frennstedt, Tina

Das verschwundene Mädchen / Cold Case Bd.1


weniger gut

Ein Schweden-Krimi (kein Thriller!), der mich nicht wirklich überzeugen konnte

Meine Meinung:
Die Autorin Tina Frennstedt gilt als eine der renommiertesten Kriminalreporterinnen Schwedens und Expertin für Fälle, die nie aufgeklärt wurden. „Cold Case“ ist ihr Debut als Krimiautorin und startet mit einem wahrlich fesselnden und düsteren Prolog. Entsprechend schnell war ich von dieser Story angefixt und hatte hohe Erwartungen an dieses Buch.

Obgleich es sich hier – wie der Titel ja schon aussagt - um einen „Cold Case“-Krimi handelt, wird die Handlung doch zunächst von einer aktuellen Überfallserie beherrscht, bei der ein maskierter Täter Frauen in ihren eigenen Häusern auflauert und sie vergewaltigt. Erst etwas später kristallisiert sich der passende „Cold Case“ heraus: das spurlose Verschwinden der jungen Annika im Jahr 2002. Diese Verquickung von Aktuellem und Vergangenem hat mir an sich sehr gut gefallen und ich war gespannt, wie diese beiden Fälle wohl zusammengehören könnten (denn ein erstes Indiz hierfür hat sich relativ früh ergeben).

Alles in allem beste Voraussetzungen also für einen spannenden Thriller – eigentlich. Doch leider wurden meine Erwartungen an dieses Buch sehr enttäuscht. Der aktuelle Fall, der wohl für Thrill und Spannung sorgen sollte, konnte mich nicht recht fesseln. Der über weite Strecken unbekannte Täter, der sogenannte „Valby-Mann“, blieb für mich blass und auch nicht richtig bedrohlich, er war eher ein billiger Abklatsch eines gefährlichen Serientäters. Zu keiner Zeit hatte dieses Buch mehr Thrill als im Prolog – sehr schade! Auch im „Cold Case“-Fall um die verschwundene Annika kam zu keiner Zeit wirkliche Spannung auf. Stück für Stück wühlen sich die Ermittler durch alte Fallakten und befragen die damaligen Zeugen. Dazu nimmt das Privatleben der Protagonistin Therese „Tess“ Hjalmarsson immer wieder breiten Raum ein. Am Ende ergibt sich im Annika-Fall eine Auflösung, die ich nach rund zwei Dritteln des Buches schon vorausgeahnt hatte und deren Aufklärung gleich in mehrfach vom Zufall Hilfestellung bekommt. Das alles habe ich als wenig befriedigend empfunden, zumal am Ende noch nicht mal alle offenen Fragen beantwortet werden. Das hinterlässt bei mir als Leser kein zufriedenes Bauchgefühl.

Leider merkt man diesem Buch nicht wirklich etwas von der Expertise an, die die Autorin mit Sicherheit im echten Berufsleben gesammelt hat. Der Fall gestaltet sich holprig und ohne große Spannung, die Antagonisten bleiben blass und konturlos und darüber hinaus werden vielversprechende Charaktere eingeführt (wie z.B. der Profiler Carsten Morris), die rückblickend betrachtet sich als absolut verzichtbar erwiesen haben. Für den Folgeband wird sich die Autorin deutlich steigern müssen!

FAZIT:
Wenig Spannung, blasse Antagonisten, eine langatmige Spurensuche und dazu noch Hilfe von „Kommissar Zufall“ – leider enttäuschend!

Bewertung vom 22.01.2020
Der Hof der Wunder Bd.1 (2 MP3-CDs)
Grant, Kester

Der Hof der Wunder Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Eine faszinierende Grundidee mit einer etwas enttäuschenden Umsetzung

„Ich bin die schwarze Katze und das ist meine Jagd“

Meine Meinung:
Paris, 1828: Nach dem Scheitern der Französischen Revolution bestimmen zwei Parallelwelten das Leben in der Stadt an der Seine. Ein feudales Königshaus, das unverändert in Saus und Braus lebt, bestimmt die Geschicke der von Armut und Hunger geplagten Pariser Bevölkerung. Derweil hat sich in der Pariser Unterwelt eine zweite Gesellschaftsschicht gebildet, die das Verbrechen und die Kriminalität streng organisiert hat. Neun Gilden haben die Stadt unter sich aufgeteilt und herrschen mit eisernem Regiment jeweils über einen Bereich: Die Gilde der Diebe, die Gilde der Meuchelmörder (auch die Todesbringer genannt), die Gilde der Bettler (auch Geister genannt), die Gilde des Fleisches (Menschenhandel & Zwangsprostitution), die Gilde des Glücks (Glücksspiel), die Gilde der Schreiber (Fälschungen, Erpressung, Geldwäsche, Falschgeld), die Gilde der Schmuggler, die Gilde der Träumer (Rauschgift) und die Gilde der Söldner (bezahlte Gewalt). Zusammen bilden sie den legendenumwobenen „Hof der Wunder“. Als eines Tages die junge Azelma von ihrem schmierigen Vater an die Gilde des Fleisches verkauft wird, bricht für ihre Schwester Nina ihre ganze Welt zusammen. Um Azelma zu retten, treibt es Nina in die Fänge der Diebesgilde…

Die Grundidee eines „alternativen Paris“, das von verschiedenen Verbrechergilden beherrscht wird, fand ich von Anfang an sehr faszinierend. Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf, denn Nina empfiehlt sich mit einem beeindruckenden „Gesellenstück“ selbst bei Tomasis Vano, dem Herrscher der Diebesgilde – ein sehr vielversprechender Start, der mich schnell gefesselt hat!

Doch leider hat mich die Geschichte im weiteren Verlauf zunehmend enttäuscht. Die Handlung verläuft viel zu eindimensional und gradlinig. Eigentlich geht es die ganzen 400 Seiten nur darum, dass Nina zunächst ihre Schwester Azelma, dann das Waisenmädchen Ettie aus den Fängen des widerwärtigen „Tigers“, des Herrschers der Gilde des Fleisches, retten will. Damit ist die Handlung dieses Buches tatsächlich schon weitestgehend erzählt. Nur punktuell tauchen Themen wie die Nachwirkungen der gescheiterten Französischen Revolution oder Menschenhandel und Zwangsprostitution auf. Hier hätte man aus dem interessanten Grundkonstrukt der Story viel mehr machen können, ja machen müssen, um diesem Roman Tiefgang und Raffinesse zu verleihen. Ich hätte mir eine intelligente Geschichte erhofft, die nicht nur linear verläuft, sondern auch Verästelungen hat, Haken schlägt und zeitweise mehrgleisig läuft. Durch die verschiedenen Gilden wäre das sicherlich problemlos möglich gewesen, doch letztlich spielen auch hier nur drei bis vier Gilden eine spürbare Rolle, während alle anderen mehr oder minder bedeutungslos bleiben. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack sehr viel Potenzial verschenkt.

Dennoch ist es für ein Debut durchaus beeindruckend, was Kester Grant hier geschaffen hat, auch wenn es eben doch noch einiges an Luft nach oben gibt. Insgesamt vergebe ich hierfür gerne drei Sterne, was keine schlechte, sondern eine solide Bewertung ist.

Zum Hörbuch:
Die Hörbuchproduktion hat mir voll und ganz gefallen. Die Schauspielerin und Synchronsprecherin Marie Bierstedt, die ihre Stimme u.a. Kirsten Dunst, Kate Beckinsale und Anne Hathaway leiht, hat eine sehr angenehme Stimme, ein passendes Lesetempo und eine abwechslungsreiche Modulation. Obgleich Jahrgang 1974, passt ihre Stimme sehr gut zur jungen Protagonistin Nina. So hat es mir durchweg Spaß gemacht, ihr zu lauschen und mich von der Geschichte treiben zu lassen.

FAZIT:
Ein durchaus beeindruckendes Debut, das allerdings Einiges an Potenzial verschenkt.

Bewertung vom 22.01.2020
Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2
Horst, Jørn Lier

Wisting und der fensterlose Raum / William Wisting - Cold Cases Bd.2


sehr gut

Ein durchdachter Krimi, der etwas Anlauf braucht

Meine Meinung:
Im Sommerhaus des an einem natürlichen Tod verstorbenen Top-Politikers Bernhard Clausen werden 80 Millionen Kronen in Bar gefunden, deren Herkunft sich niemand erklären kann. Der Oberstaatsanwalt selbst, der ein politisches Erdbeben befürchtet, beauftragt William Wisting unter höchster Geheimhaltung herauszufinden, woher dieses Geld stammt. Ein mühsames Puzzlespiel beginnt…

Nach dem überzeugenden ersten Band („Wisting und der Tag der Vermissten“) war ich sehr gespannt auf diesen Nachfolger. Zu Beginn war ich dann allerdings eher enttäuscht, da mich das „Grundverbrechen“ nicht recht fesseln konnte. So hat es eine ganze Weile gebraucht, bis mich dieser Krimi in seinen Bann ziehen konnte. Erst als Jörn Lier Horst geschickt zwei weitere Cold Cases in seine Story hineinwebt, kam bei mir ein Gefühl der Spannung auf und der Autor „hatte mich“. Ein bunter Strauß an potenziell verdächtigen Personen wurde nach und nach eingeführt – und jeder verhielt sich auf seine eigene Art irgendwie verdächtig. Erneut war es sehr interessant zu lesen, wie akribisch die Protagonisten alte Fallakten studieren, neu interpretieren und dabei über den Tellerrand blicken und die neusten kriminaltechnischen Methoden anwenden. Besonders gut gefallen hat mir hierbei wieder Wistings Tochter Line, die als Journalistin ihre ganz eigene Art hat, an diesen Fall heranzugehen. Nur dass ihre Tochter Amalile anscheinend ständig vor dem iPad geparkt wird, finde ich etwas unschön (das aber nur am Rande).

Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr lädt sie den Leser dazu ein, sich eigene Gedanken zum Fall zu machen und eigene Theorien aufzustellen. Trotz immer neuer Hinweise ist es dem Autor dabei mehr als einmal gelungen, mich faustdick zu überraschen, und je weiter dieser Fall auf sein Finale zusteuert, desto realer und bedrohlicher wird auch die Gefahr, der sich die Ermittler aussetzen. Am Ende gelingt es dem Autor, eine rückblickend vollständig plausible Auflösung zu präsentieren. Etwas schade fand ich dabei nur, dass das Finale für meinen Geschmack sehr schnell „über die Bühne gebracht“ wurde, gerade nachdem der Beginn des Buches ja etwas langatmig war. Hier hätte sich der Autor für meinen Geschmack gerne noch etwas mehr Zeit nehmen dürfen.

FAZIT:
Ein überzeugender Krimi, der zunehmend an Spannung gewinnt und durch sympathische Protagonisten glänzt.

Bewertung vom 16.01.2020
Es beginnt / Beastmode Bd.1
Wekwerth, Rainer

Es beginnt / Beastmode Bd.1


ausgezeichnet

Moderne Superhelden einmal anders – in einer faszinierenden Story

„Sie war verloren in Raum und Zeit, in einer Welt, die nicht mehr die ihre war, und einer Welt, die untergehen würde, wenn sie versagten.“ (S. 216)

Meine Meinung:

Ein sich stetig ausdehnendes Energiefeld unbekannter Herkunft inmitten der unwirtlichen Beringsee beunruhigt Politiker und Militärs. Es zieht Meeresbewohner an und lässt sie spurlos verschwinden. Spezialisierte Erkundungstrupps wurden hineingeschickt und nie wiedergesehen. Alle konventionellen Mittel zur Aufklärung und Eindämmung scheinen versagt zu haben, und so setzt das US Militär seine letzte Hoffnung auf fünf Teenager, die alles andere als normal sind: Die rund 5.000 Jahre alte Göttin Amanda, den vor hunderten von Jahren beschworenen Dämon Damon, das Mädchen Jenny, das - halb Mensch halb Maschine - mit Gedächtnisverlust an einem Highway aufgefunden wurde, den von Kopf bis Fuß tätowierten Wilbur, der die Zeit anhalten kann, und den tollpatschigen Underdog Malcolm, der anscheinend stets von seinem verstorbenen Bruder beschützt wird. Können diese Fünf die Menschheit retten?

Autor Rainer Wekwerth stellt nach seinen erfolgreichen Labyrinth- und Pheromon-Reihen mit „Beastmode“ einmal mehr sein außergewöhnliches Talent für phantastische und intelligente Stories eindrucksvoll unter Beweis. Bereits mit dem Prolog, in dem die fünf Protagonisten geschickt vorgestellt werden, hat mich dieses Buch voll und ganz in seinen Bann gezogen. Allein die Eigenschaften der fünf Teenager sind dermaßen faszinierend und geheimnisvoll, dass man unbedingt mehr über sie erfahren möchte. Hinzu kommt eine Geschichte, deren ganzes Ausmaß man zu Beginn noch gar nicht erahnen kann, auch nicht mal ansatzweise! Ausgehend von dem ungewöhnlichen und rauen Schauplatz auf der Aleuteninsel Attu entspinnt sich eine Story, die mehrfach einen kompletten Twist hinlegt und uns Leser an diverse besondere Schauplätze führt, die ich hier noch nicht verraten mag. Nur soviel sei hier gesagt: Es bleibt unvorhersehbar und überraschend bis zum Schluss! Ein waschechter Pageturner par excellence, den man gar nicht mehr aus der Hand legen mag, bis auch die letzte Seite verschlungen ist.

„Beastmode“ ist für meinen Geschmack ein Buch, bei dem wirklich alles überzeugt: Von der intelligenten und immer wieder überraschenden Story, über die ungewöhnlichen Charaktere, die ihresgleichen suchen, und unglaublich faszinierende Settings bis hin zu einem ausdrucksstarken Schreibstil, der perfekt zur Story passt („Das war keine Wüste. Das war ein Brennofen, der die Seelen all derjenigen einschmolz, die so verrückt waren, sich hineinzubegeben.“ - S. 135).

Glücklicher Weise ist der zweite Band dieser Dilogie bereits für August 2020 angekündigt.

FAZIT:
Wer auf extrem ungewöhnliche Charaktere, überraschende Twists und einen fesselnden Erzählstil steht, kommt an diesem Buch nicht vorbei!

Bewertung vom 16.01.2020
Ein Hausdämon packt aus! / Cornibus & Co Bd.1
Till, Jochen

Ein Hausdämon packt aus! / Cornibus & Co Bd.1


ausgezeichnet

Über das faszinierende Wesen von Hausdämonen – Lacher garantiert!

Unsere Meinung:
Cornibus ist der heimliche… nein, der eigentliche kleine Star der „Luzifer Junior“-Reihe von Jochen Till. Der wuschelige kleine Hausdämon, der sich in allerlei beliebige Gestalten verwandeln kann (auch in längst ausgestorbene und in jegliche beliebige Kombination!), hat nun mit „Cornibus & Co.“ sein eigenes Spin-Off bekommen!

In dieser 140 Seiten starken Graphic Novel wird Corbibus die Ehre zuteil, Mittelpunkt einer RTHell-Dokumantation über Hausdämonen zu sein, die sich sogar der Chef höchstpersönlich im Fernsehen anguckt (ok, „The Beast“ schläft nach einem anstrengenden Arbeitstag dabei ein…). Es werden sensationelle Szenen gezeigt, wie z.B. die Geburt eines Hausdämons, und die Zuschauer / Leser darüber aufgeklärt, wie es damals wirklich war mit dem unter einer Ombrophobie leidenden Noah und seiner Arche. Alles natürlich irre witzig (wunderbar: Cornibus als Waschbär-Krake!) und immer wieder überraschend. Und am Ende erfährt man sogar noch, welche Risiken sich auftun, wenn man dem possierlichen Hausdämon seine heißgeliebte Schlotzolade vorenthält…! Hier sind Lacher wirklich garantiert!

Dieses Buch stellt erneut Jochen Tills Ader für schön-schrägen Humor und Raimund Freys Talent für coole Grafiken unter Beweis. Übrigens haben sich die Beiden auf S. 62 auch selbstironisch verewigt.
:-)

FAZIT:
Eine höllisch gute Graphic Novel mit feurigem Humor für Leser ab ca. 10 Jahren!

Bewertung vom 13.01.2020
Doktor Dolittle
Lofting, Hugh

Doktor Dolittle


ausgezeichnet

Ein Klassiker neu aufgenommen – ein tolles und spannendes Abenteuer für Klein und Groß!

Unsere Meinung:
Mit „Doktor Dolittle“ hat DER AUDI VERLAG einen Klassiker des englischen Schriftstellers Hugh Lofting von 1920 neu und zeitgemäß vertont. Es geht um den gutmütigen Doktor Dolittle, der viel lieber Tiere als Menschen behandelt und dank seiner pfiffigen Papageien-Dame Polynesia lernt, sich mit den Tieren zu verständigen. Eines Tages bricht der Doktor mit tierischer Unterstützung Richtung Afrika auf und erlebt dabei allerhand unglaubliche und spannende Abenteuer.

Mein Sohn (8) ist von diesem Hörbuch regelrecht begeistert, denn die Geschichte wird sehr schnell abenteuerlich-spannend und bereits auf Hör-CD 1 (von 3) erreicht die kleine Reisegruppe Afrika, was der Geschichte neben der Spannung auch sehr viel Exotik verleiht. Seien es unfreundliche Könige oder wilde Piraten – Langeweile kommt hier auf gar keinen Fall auf! Es ist schon regelrecht erstaunlich, wie viel Inhalt und Ereignisse Hugh Lofting in dieser im Vergleich dazu kurzen Hörzeit von knapp 3 Stunden untergebracht hat. Entsprechend temporeich und immer wieder überraschend geht es hier zu. Dass dabei die Tiere eine ganz gewichtige Rolle einnehmen, liegt in der Natur dieser Geschichte. Sogar ganz unbekannte Tierarten gibt es hier zu entdecken, wie etwa das putzige Stoß-mich-drück-dich. Alles in allem ein wunderbarer Klassiker, der weit entfernt davon ist, nicht mehr zeitgemäß oder gar angestaubt zu sein.

Die Hörbuchproduktion des DAV ist absolut liebevoll. Angefangen bei dem bunten Cover bis hin zur Sprecherauswahl. Mit Rufus Beck hat man einen der bekanntesten und routiniertesten Schauspieler und Hörbuchsprecher Deutschlands verpflichtet, der dieser Geschichte und den Charakteren seine Stimme verleiht. Es macht wirklich Spaß, ihm zuzuhören, denn er beschert allen wichtigen Charakteren eine unverwechselbare Identität und ist deutlich hörbar mit viel Spaß und Freude bei der Lesung dabei gewesen.

FAZIT:
Ein wunderbares und sehr kurzweiliges Abenteuer voller Überraschungen!

Bewertung vom 13.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


sehr gut

Das Grab der Lebenden - Ein wortgewaltiger historischer Roman mit viel Dramatik und leichten Krimi-Anleihen

„Womöglich wird die Welt nur älter, aber niemals besser. Vielleicht erlaubt uns der Fortschritt, den wir als Zivilisation bezeichnen, letztlich nur, das Böse, das unserem Menschengeschlecht innewohnt, in einem nie gesehenen Ausmaß auszuleben?“ (S. 125)

Meine Meinung:
Vorweg: den vielgerühmten Bestseller und Vorgänger „1793“ kenne ich noch nicht, würde nach der Lektüre von „1794“ aber jedem empfehlen, zuerst „1793“ zu lesen, da es sehr viele Anknüpfungspunkte zum Erstlingswerk gibt.

Zu Beginn erzählt Natt och Dag die Geschichte des jungen Adligen Erik Drei Rosen, die diesem Roman die Grundlage verleiht. Obgleich Erik mit einer bemerkenswerten Naivität ausgestatten ist und zuweilen sogar regelrecht dümmlich erscheint, war er mir doch irgendwie von Anfang an sympathisch. Schnell führt die Geschichte aus Schweden hinaus über den Atlantik bis ins tropische Gustavia auf Saint-Barthélemy. Doch statt des heutigen unbeschwerten und exotischen Karibik-Flairs zeichnet der Autor ein düsteres Bild dieser Insel, die damals ein Zentrum des Sklavenhandels gewesen ist. Auch wenn die Geschichte diesen dennoch interessanten Schauplatz schon bald wieder verlässt, zieht sich die düstere Grundstimmung durch das gesamte Buch wie ein roter Faden. Diese Geschichte ist stellenweise grausam, immer wieder brutal und ekelerregend, dunkel, dreckig und unmenschlich. Menschenhandel, Hurerei und Gewalt sind hier allgegenwärtig und ein Spiegel der Zeit. Dies alles verleiht dieser Geschichte zugleich aber auch eine unglaubliche Intensität und Authentizität – und dadurch eine ganz besondere Sogwirkung. Schnell gelangt man in die Handlung hinein, wird mit den Protagonisten vertraut. Doch der Autor erzählt hier nicht eine Geschichte, sondern gleich drei. Zweimal wechselt der Handlungsfaden und ich hatte dabei das Gefühl, ein ganz neues Buch zu beginnen, das kaum Berührungen zu den anderen Handlungen aufweist – ausgerechnet an Stellen, an denen es gerade besonders fesselnd wurde. Erst nach dem diese drei Geschichten sehr weitreichend erzählt sind, fängt Natt och Dag an, diese konsequent und nachdrücklich miteinander zu verknüpfen. Das hat er wahrlich geschickt gemacht. So ergibt sich ein mehrdimensionales Drama, das die Leser berührt und gleichsam schockiert. Am Ende fühlt es sich für mich allerdings an, als bleibe mir der Autor etwas schuldig, ließe mich allein mit drei gebrochenen Protagonisten und einem für mich nicht wirklich befriedigenden Ende. Das hätte ich mir durchaus anders gewünscht!

Bemerkenswert sind für mich an diesem Roman vor allem die außergewöhnlichen Charaktere, allen voran natürlich Jean Michael „Mickel“ Cardell – grobschlächtig, versehrt, aber tief im Inneren doch herzensgut und mit einer gewissen Selbstironie versehen – und Emil Winge, der Zeit seines Lebens im Schatten seines Bruders gestanden hat und nun nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Am liebsten waren mir allerdings die toughe Anna Stina – die allen Widrigkeiten trotzt, alle Niederschläge des Schicksals erträgt – und die Nebenfigur der Lisa Einsam.

Begeistert bin ich von dem wortgewaltigen Schreibstil des Autors, der ganz hervorragend zu einem historischen Roman passt und der sich oft ausgefallener, altertümlicher Worte bedient („Der Talg beginnt zu blaken“, „Diskant“ oder auch „Servilität“).

FAZIT:
Ein gewaltiger historischer Roman, der von menschlichen Dramen und seelischen Abgründen geprägt ist.

Bewertung vom 13.01.2020
Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1 (eBook, ePUB)
Schwab, V. E.

Vicious - Das Böse in uns / Vicious & Vengeful Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

ExtraOrdinär – eine faszinierende Grundidee mit viel Potenzial, das nicht ganz ausgeschöpft wurde

Meine Meinung:
Die Kurzbeschreibung klang sehr vielversprechend und bereits kurz nach dem Start hatte mich die Story gefesselt, auch dank des geheimnisvollen und morbiden Settings der Auftaktszene. Die Grundidee der Story ist extrem spannend: Zwei Ausnahmestudenten forschen an dem Phänomen der „ExtraOrdinären“ – Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Für sich genommen nichts Neues, aber der Ansatz – eine Art Mischung aus „Heroes“ und „Flatliners“ – empfinde ich als sehr vielversprechend. Schnell wird klar, dass die beiden Protagonisten Victor Vale und Eli Cardale (alias „Eli Ever“) einiges gemein haben, und zugleich doch grundverschieden sind. Kein Wunder also, dass die Reibung der Beiden nicht nur kreative Prozesse befeuert, sondern früher oder später auch für genügend Hitze sorgt, um den Prozess zum „explodieren“ zu bringen.
Wie gesagt war ich sehr schnell sehr angefixt von dieser Story und den außergewöhnlichen Charakteren, die V. E. Schwab hier erschaffen hat. Allerdings gab es einen Punkt, an dem die Geschichte für mein Empfinden immer mehr auf der Stelle getreten ist und immer weiter auf das Duell Vicious vs. Ever zurechtgedampft wurde. Hier hätte es für meinen Geschmack mehr „drum herum“ geben dürfen, mehr von der Grundidee der Extraordinären, mehr Verstrickungen, mehr Haupthandlungsstränge. Wahrscheinlich ist das „nur“ subjektives Empfinden, aber ich hatte mir da irgendwie mehr erhofft. Nach einem für mich eher enttäuschenden Mittelteil hat mich die Story dann erst wieder kurz vor dem Finale so richtig gepackt, in dem es zum erwartbaren Showdown kommt, den die Autorin für meinen Geschmack sehr geschickt entwickelt hat.
Trotz meiner nicht erfüllten Erwartungen an dieses Buch haben mir die hier präsentierten Charaktere sehr gut gefallen. Sie sind wahrlich außergewöhnlich - in allen Dimensionen dieses Wortes! Sie sind mir zwar nicht wirklich sympathisch, aber wissen zu überzeugen und zu überraschen. Lediglich eine einzige Figur hat mir von Beginn an und vollkommen gut gefallen: die toughe Sydney Clarke!
Auch wenn mich dieser Auftaktband nicht so begeistern konnte wie erhofft, bieten die Grundidee und die Charaktere dennoch ein sehr großes Potenzial für weitere Bände, denen ich gerne noch eine Chance geben werde.

FAZIT:
Eine spannende Grundidee und faszinierende Charaktere, doch meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.

Bewertung vom 16.12.2019
Ein Traum von Liebe / Strange the Dreamer Bd.2
Taylor, Laini

Ein Traum von Liebe / Strange the Dreamer Bd.2


ausgezeichnet

Eine großartige Geschichte voller Fantasie und Gefühle, brillant erzählt… aber noch nicht zu Ende!

„..und schon waren sie ein junges Paar an einem Tisch, das sich schüchtern durch ein Gekräusel aus dampfendem Tee betrachtete. In einem Traum. Innerhalb einer verlorenen Stadt. Im Schatten eines Engels. Am Rande von Tod und Verhängnis.“

Meine Meinung:
Bereits der erste Band (unbedingt zuerst lesen!) hatte mich rundum überzeugt und sehr schnell in seinen Bann gezogen. Umso gespannter war ich auf diesen zweiten Band, der nahtlos an die Geschehnisse des ersten anknüpft. Zurück in Weep, zurück bei Lazlo und Sarai – endlich! Wie es zum Ende von Band 1 schon angeklungen war, nimmt diesmal das wundersame und schon fast märchenhafte Wechselspiel zwischen Lazlo und Sarai breiten Raum ein, während die Entwicklung um (fast) alle anderen Charaktere zunächst in den Hintergrund tritt. Es ist faszinierend und herzerwärmend zugleich, wie die beiden zueinanderfinden, wie sie die Welt verändern, ja sogar nach ihren eigenen Wünschen in ihren gemeinsamen Träumen neu formen. So schafft Laini Taylor eine ganz besondere Phantastik innerhalb ihrer schon fantastischen Geschichte, in die man ganz tief versinken kann. Darüber hinaus ist es schon regelrecht bewundernswert, welch außergewöhnliche Charaktere der Autorin mit Lazlo und Sarai gelungen sind. Lazlo ist so unglaublich liebenswert in seiner verträumten, sanftmütigen manchmal schon kindlich anmutenden Art und seinem reinen Herzen, das immer wieder aufs Neue über die Wunder dieser seltsamen Welt staunt. So kommt Lazlo ein ums andere Mal auf Gedanken, Fragen und Ideen, die wohl nur ihm kommen können (Gibt es Regeln der Etikette dafür, wie man Göttinnen in einem Traum die passende Gastfreundschaft erwies?). Sarai ist ihm in Vielem dabei sehr ähnlich, und anscheinend doch so anders. Zerrissen zwischen Hass und Verständnis, weit weg von den Menschen von Weep und ihnen doch immer wieder so nah. Im Zusammenspiel der beiden potenzieren sich ihre Wesen und werden dabei zu etwas ganz Besonderem, wie zwei Hälften eines Ganzen, wie Ying und Yang.

Erst nach und nach nimmt die eigentliche Rahmenhandlung wieder an Fahrt auf und ich habe mich beim Lesen immer banger gefragt, wohin diese Geschichte mich führen und welches Ende sie nehmen wird. Auf den letzten rd. 100 Seiten wird es dann auch dermaßen actionreich und dramatisch, dass ich beim Lesen am liebsten die Luft angehalten hätte. Laini Taylor hält eine unglaubliche Enthüllung bereit – und beschert uns ein unglaubliches Finale der Wechselgefühle. Es werden Türen verschlossen und andere wieder geöffnet. Es wird Hoffnung gesät und wieder vernichtet. Und doch gibt es dabei immer einen Lichtschimmer am Ende des Tunnels. Und dann… endet dieses Buch an einer Stelle, an der es nicht enden dürfte. Gemein, wirklich! So tröstet es mich zuletzt nur, dass für Juli 2020 die Fortsetzung avisiert ist. Ich kann es kaum abwarten…

FAZIT:
Unglaubliche Phantastik und große Gefühle – eine der besten Neuerscheinungen 2019, definitiv!

Bewertung vom 16.12.2019
Hurentochter - Die Distel von Glasgow / Hurentochter Bd.1
Koenig, Tabea

Hurentochter - Die Distel von Glasgow / Hurentochter Bd.1


sehr gut

Das Geheimnis des Medaillons - ein überzeugender historischer Roman mit Krimi-Anleihen

“Emily spürte die Wärme seines Blickes, als wäre es die Sonne, die ihre Haut kitzelte.” (ebook, S. 70)

„Sie waren Kämpferinnen. Zäh wie stacheliges Unkraut. Sie waren Disteln. Widerstandsfähige, unabhängige, und trotzige Disteln.“ (ebook, S. 123)

Meine Meinung:
Schottland, Ende des 19. Jahrhunderts: Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch, mitten in der Industrialisierung herrschen noch immer Standesdenken, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Die kleine Emily bekommt dabei keinen einfachen Start ins Leben – sie wächst in einem Hurenhaus auf und mehr als ein tragisches Unglück wird ihr Leben beeinflussen…

Von der Grundkonzeption ist die Geschichte von Emily eine klassische „Underdog-Story“ – ein Mädchen aus den niedersten Gesellschaftsschichten kämpft beharrlich für ein selbstbestimmtes Leben und darum, von der Gesellschaft anerkannt zu werden. So war mir Emily von Beginn an sympathisch, wie sie Rückschläge einsteckt und sich doch nie beirren lässt. Zusammen mit ihrem Gefährten Liam, ein durch-und-durch netter und solider Kerl, der neben der toughen Emily irgendwie doch immer „Beiwerk“ geblieben ist, beweist sie, wie stark Frauen in einer Zeit sein konnten, in der dies noch alles andere als gewöhnlich gewesen ist. Besonders gut gefallen haben mir neben den beiden Protagonisten die Krimi-Gene, die Tabea Koenig ihrem Debut verliehen hat und die der Geschichte insgesamt sehr gut getan haben. Dies bringt neben dem sehr gelungenen und fundiert recherchiert erscheinenden historischen „Feeling“ eine gehörige Portion Spannung mit ins Spiel und sorgt im Verlauf der Story für mehr als eine Überraschung. So hat mich dieses Buch über die gesamte Länge hinweg gut unterhalten und wartet mit einem Finale auf, das in sich rund ist und doch genug Spielraum für die Fortsetzungen lässt.

FAZIT:
Ein überzeugendes Debut – Tabea Koenig sollt man sich merken!