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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Everett
Wohnort: 
Barsinghausen

Bewertungen

Insgesamt 691 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2015
Auf den Hengst gekommen
Volk, Andrea

Auf den Hengst gekommen


sehr gut

Frisch getrennt, mit einer neuem, eher langweiligen Job, in einer fremden Stadt. Sandra ist Mitte dreißig und sucht fast schon krampfhaft nach einem neuen Mann in ihrem Leben. Da kommt der Tipp einer Freundin und die Anzeige für eine Reitbeteiligung gerade recht. So landet sie auf dem Hof Weideland und trifft auf einige recht spezielle Personen. Allen voran Bauer Helmut, der eine ziemlich besondere Art hat.
Ihre Reit- und Pferdekenntnisse lassen durchaus zu wünschen übrig, aber mutig ist sie. Dann wir ein wertvoller Friesenhengst erstochen in seiner Box gefunden. Da die örtliche Polizei nicht sehr engagiert wirkt, beginnt Sandra sich selber um die Aufklärung zu kümmern. Dies führt zu einigen skurrilen Erlebnissen. Dazu werden brutale Methoden der Pferdeabrichtung angeprangert.
Wenn auch Sandra ein wenig unreif wirkt, manchmal sogar nervend, gerade in Bezug auf Männer, hat dieser Roman eine ganz eigene Art, die mir gut gefallen hat. Die überspitzt dar-gestellten Personen und diese einfach herrlichen Dialoge ließen mich "Auf den Hengst ge-kommen" sehr schnell lesen. Einige Male musste ich laut auflachen. Und die Auflösung der Verbrechen ist richtig gut konstruiert und nicht gleich ersichtlich. Ein gelungener Krimi, angesiedelt im ländlichen Umland von Köln, mit Pferden und ihren Besitzern, wunderbar humorvoll geschrieben. Mal eine andere Art von Krimi, die mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 03.04.2015
Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2
Arendt, Judith

Sündenbock / Schöffin Ruth Holländer Bd.2


sehr gut

Ruth Holländer besitzt ein Bistro und ist Schöffin. In Sündenbock erlebt sie ihren zweiten Fall. Margit Drombroschke, an Parkinson erkrankt, wurde vergiftet. Ihr Ehemann beließ sie zwei Wochen in der gemeinsamen Wohnung und wird des Mordes an ihr angeklagt. So richtig kann Ruth das nicht glauben, und beginnt, so nebenbei, selber nachzuforschen.
Sündenbock hat mir richtig gut gefallen. Ein Hauptcharakter, der auf eigenen Beinen mitten im Leben steht und dabei nicht mehr ganz jung, aber durchaus dynamisch ist. Denn ihr Leben regelt Ruth alleine. Dazu kommt die Schilderung eines ganz normalen Alltages. Dieser kommt neben der sich fast schon nebenbei entwickelnden Geschichte um den Tod von Margit Drombroschke nicht zu kurz. Das hat mir gefallen, denn sonst scheinen Ermittler oft gar kein Privatleben zu haben.
Das Ganze, die Ermittlungen, die Entwicklung wird eher unaufgeregt geschildert, und das, mit dem Schreibstil, ist gut gelungen.
Hier gibt es keine Helden, kein klares glückliches Ende, sondern allzu menschliches, aus dem noch was werden kann.
Ich wünsche dem Buch noch viele Leser!

Bewertung vom 18.03.2015
Ich spür noch immer ihre Hand
Eder, Ruth

Ich spür noch immer ihre Hand


ausgezeichnet

In Gedenken an ihre Mutter und das Erleben ihres Todes hat die Autorin dieses Buch geschrieben, was jetzt in einer überarbeiteten Auflage erschienen ist. Es zeigt, wie wichtig dieses Thema ist, der Tod, das Sterben und der Verlust der Mutter.
Dazu wurden die Geschichten von fünfzehn Frauen aufgeschrieben, die den Tod ihrer Mütter auf verschiedene Weise erlebt haben. Wie auch das Verhältnis zueinander unterschiedlich war. Hier könnten sicherlich noch sehr viele Erfahrungsberichte dazu kommen, und immer wieder neue Perspektiven eröffnen.
Das Vorwort und die Einleitung sind gleich sehr einfühlsam geschrieben und führen gut in das Thema ein. Hier kommen gleich die Gedanken an die eigene Mutter, deren Tod und das eigene Erleben auf.
Dann die Gedanken um das wo und wie, die Tabuisierung des Themas Sterben und Alter.
Ebenfalls haben mir die von der Autorin ans Ende gesetzte Gedanken zum Schluss sehr gut gefallen. Wie können wir besser mit dem Tod umgehen? Was hinterlassen uns unsere Mütter und der Epilog. Ganz wichtig fand ich, dass man als Tochter dann auch frei vom schlechten Gewissen sein soll. Denn nicht immer geht es, dass die Mutter friedlich, zu Hause, im Kreis der Familie, sterben kann. Es ist so richtig, wie es passiert ist. Manche sterben dann halt auch lieber allein, manche Krankheitserscheinung lässt Pflege zu Hause nicht zu, Arbeit und eigene Familie sind mit einer rund um die Uhr Pflege ebenfalls schlecht vereinbar. Und oft kommt jemand bei aller Liebe auch an seine Grenzen.
Da ist es wichtig, dass es Hospize gibt, den ambulanten Hospizdienst und die Palliativstationen. Diese Einrichtungen sind ein Glück weiter auf dem Vormarsch, finanzieren sich ganz oft aus privaten Spenden und sind so wichtig. Allein deshalb ist dieses Buch schon ganz wichtig, um diverse Hospizdienste und Palliativstationen weiter in den Fokus zu rücken, damit diese weiter und mehr unterstützt werden, es in Zukunft mehr davon gibt, so sie doch eine so wichtige Arbeit leisten. Für die Angehörigen und für die Sterbenden.

Bewertung vom 21.02.2015
Der Zug der Waisen
Kline, Christina Baker

Der Zug der Waisen


ausgezeichnet

Anfang des 20. Jahrhunderts werden Waisenkinder in Zügen von der Ostküste in den mittleren Westen der USA gebracht und an neue Familien vermittelt. Die Kinder reisen ins Ungewisse und kommen oft nicht in ein neues, liebevolles Haus, sondern werden als billige Arbeitskräfte missbraucht.
So ergeht es auch der erst neunjährigen Niamh, die mit ihren Eltern aus Irland einwandert und diese dann bei einem Wohnungsbrand verliert. Im Laufe ihrer Geschichte wird auch ihr Namen geändert und man lernt sie als Vivian kennen. Sie trifft als alte Frau auf die junge Molly und erzählt ihre Geschichte. Denn Molly wird in der heutigen Zeit von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht.
Vivian und Molly erzählen ihre Geschichte in der Ich-Form, ohne gefühlsduselig zu sein. Gerade diese unsentimentale Art lässt einen als Leser voll in die Geschichte eintauchen, lässt einen mitfühlen und man kann sich die Situationen sehr gut vorstellen. Nachfühlen ist da schlechter, wie kann man sich auch nur annähernd so etwas vorstellen.
Hier wird ein eher wenig bekannter, nicht sehr rühmlicher, Teil der jüngeren Geschichte der USA erzählt. Mir hat dieser Roman einfach nur sehr gut gefallen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Schreibweise ist sehr ansprechend, schnörkellos und gut. Eine totale Leseempfeh-lung von mir.

Bewertung vom 17.02.2015
Die Achse meiner Welt
Atkins, Dani

Die Achse meiner Welt


gut

Ein schrecklicher Unfall verändert das Leben von den Freundin zum Beginn des Studiums für immer. Besonders Rachels. Erst nach dem Unfall und Jahre später scheint sie zu realisieren, wie sehr ihr ihr bester Freund fehlt. Dann passiert etwas und Rachel findet sich in einer, für sie, Parallelwelt wieder, in der der Unfall zwar passierte, aber ohne die verheerenden Folgen. Ist das echt, ein Traum, wieso hat sich die Realität verändert?
Eine richtig gute Geschichte, mit einem sogenannten packenden Ende, wenn auch logisch, es sei denn, man glaubt an eine Art von Zeitreisen.
Die Geschichte einer großen Liebe, die sich gut lesen lässt und ich doch immer dabei bleiben musste. Erstaunlich, denn die Hauptpersonen waren in gewisse Schema gepresst und mir fehlte ein wenig Tiefe der Charaktere. Zudem habe ich Rachel in Bezug auf das Erkennen ihrer Gefühle, ihrer Liebe absolut nicht verstanden. Muss dazu erst jemand, oder beide, sterben? Der Vater von Rachel tat mir am Ende unendlich leid, wobei das Ende recht viel erklärt, auch wieder offen lässt, aber Rachel wohl endlich ihr Glück gefunden hat.
Mir hat die Geschichte gut gefallen, doch so richtig konnte ich mit den Personen nicht mit fühlen, das fehlte hier. Auf jeden Fall lässt Rachels Geschichte einen nachdenklich zurück.

Bewertung vom 01.02.2015
Blutrot - Die Farbe der Lust
Page, Sharon

Blutrot - Die Farbe der Lust


weniger gut

Althea Yates ist Vampirjägerin und ist mit ihrem Vater unterwegs, einen Vampir zu erwecken und zu bannen. Das scheint aber auch gewissen Gründen nicht zu funktionieren. Denn Althea hat seit einiger Zeit sehr erotische, intensive Träume, die nun wahr werden, mit einem Vampir.
Die ersten Seiten haben mir gut gefallen, das war ein anständiger Einstieg und las sich gut und relativ prickelnd. Leider wurde es mit fortschreiten der Geschichte immer schwieriger diese zu lesen. Da war so gar nichts mehr, was mich weiter fesseln konnte. Dabei lese ich sehr gerne erotische Romane, bei einer guten Handlung und angenehm und ansprechend beschriebenen erotischen Szenen. Das habe ich hier sehr vermisst. Und einfach nur dauerndes "ins Bett Gespringe" mit diesem, oder dem anderen Vampir, oder dann beiden reicht nicht um die Leserin gerade mit diesem Thema bei der Stange zu halten. Ich habe mir hier eindeutig mehr erwartet und habe das Buch vorzeitig abgebrochen.

Bewertung vom 01.02.2015
Unser letzter Tanz
Swayze, Lisa Niemi

Unser letzter Tanz


ausgezeichnet

Lisa Niemi, die einstige Ehefrau vom Schauspieler Patrick Swayze erzählt sehr offen von der Zeit der Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung von ihrem Mann. Vom erfahren der Diagnose, dem Kampf gegen den Krebs mit verschiedenen Chemotherapien, relativ guten Zeiten, und dem Ende.
Lisa und Patrick kämpfen mit aller Kraft gegen den Krebs, wollen jede Minute auskosten. Lisa erzählt das alles von ihrer Sicht aus, erwähnt auch kurz das einstige kennen lernen der Zwei. Über dreißig Jahre waren sie ein Paar, dass es da nicht immer nur gute Zeiten gab, ist auch klar. Patrick Swayze war ein sehr sympathisch wirkender Mensch, aber halt auch ein Mensch, der gute und schlechtere Seiten hat. Und ich finde es nicht schlimm, wenn auch das im Buch erwähnt wird, damit wird meiner Meinung nach sein Ansehen nicht geschädigt. Auch weiß ich nicht, aus welchem Zweck Lisa Niemi dieses Buch geschrieben hat. Aus Selbsttherapie vielleicht, natürlich auch um Geld zu verdienen, und vielleicht auch um darzustellen was der Krebs aus einem Menschen und den nächsten Angehörigen macht. Denn jeder, der diese Krankheit bei einem nahe stehenden Menschen erlebt hat, kann ansatzweise nachempfinden wie es Lisa in der Zeit mit der Krankheit ergangen ist, was auch emotional in einem vor geht ist absolut nicht einfach. Immerhin möchte man den Menschen nicht verlieren, macht alles möglich und kommt selber an die eigenen Grenzen, und immer wieder passiert etwas aufgrund der Krankheit, was Schritt für Schritt dem Ende entgegen geht.
Die Probleme, die durch den Krebs und der Behandlung entstehen auch zu erwähnen, seien es auch Blähungen, Mundgeruch, Verstopfung und die Wirkung von starken Schmerzmitteln gehören einfach dazu. Patrick erträgt das alles mit einer unglaublicher Kraft und Würde, und Lisa steht unerschütterlich an seiner Seite.
Sie hat das alles in einer guten Art und Weise geschrieben, in der auch ihre Gefühle geschildert werden, die man als Leser gut nach empfinden kann. Die Hoffnung, die Liebe, der Kampfgeist und dann das damit Abfinden, dass der geliebte Mensch gehen wird. Das ist ein furchtbar schwerer Weg und kaum zu ertragen. Und dann gibt es diesen Spruch, dass das Leben weiter geht.
Mich hat das Buch sehr berührt, und auch, dass sich Lisa mit den diversen Medikamenten so gut auskennt, mit jeder Behandlung, kann ich nachvollziehen.
Ein lesenswertes Buch, was den Alltag und Kampf mit aggressivem Krebs vor Augen führt.

Bewertung vom 25.01.2015
Das Zeitliche segnen
Käßmann, Margot

Das Zeitliche segnen


sehr gut

In Frieden mit sich sterben, wenn es soweit ist, und vorher bewusst leben, weil wir von der Endlich-keit des Lebens wissen.
Das Buch spricht das Thema sterben bei uns an, was in Deutschland im Alltag eher tot geschwiegen wird. Das Sterben und die Trauer wird beim normalen Leben irgendwie ausgegrenzt, findet meist hinter verschlossenen Türen statt. Trauernde haben meist schnell wieder zu funktionieren. Das kann so nicht richtig sein, denn das Sterben gehört zum Leben wie die Geburt. Und das Bewusstsein um diese Endlichkeit sollten wir mit ins Leben nehmen, damit wir dieses intensiver leben können.
Das Buch ist in zehn Kaptitel unterteilt, die das Sterben in Deutschland, den Abschiedsschmerz, Trauer, Rituale, Kinder und Trauer, die theologische Betrachtungen, und von der Lebenslust.
Frau Käßmann erwähnt auch ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Sterben von lieben Menschen, erzählt vom Tod ihrer Mutter. Auch, was sie aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit erlebt hat findet den Weg in dieses Buch. Dazu die Betrachtungsweise aus Sicht der Theologin, der Bibel. Auch Palliativmedizin und Hospize finden ihre wichtige Erwähnung, um in Würde (soweit man das sagen kann) zu sterben.
Persönliche Erlebnisse wurde sehr intensiv beschrieben, das Sterben der Mutter, die Möglichkeit von ihr in aller Ruhe Abschied nehmen zu können, wirkte auf mich als wenn dies der erstrebenswerte Weg ist. Da man sich das leider nicht aussuchen kann, bleibt da ein schlechter Beigeschmack zurück. Die Abhandlung von Tod und Auferstehung, der Gnade Gottes war nicht unbedingt das, was mich sehr gefesselt. Vieles ist Auslegungssache, aufgeschrieben von Menschen. Das, was die Menschen erhoffen, eine andere Existenz nach dem weltlichen Tod, wird auch hier nicht bewiesen. Es bleibt die Hoffnung und der Glaube.
Das Buch erwähnt vieles in Bezug auf das Sterben, bringt einen zum Nachdenken und hoffentlich dazu, sein Leben bewusster zu gestalten. Vielleicht kann man auch das Sterben mit etwas weniger Angst angehen? Ganz wichtig fand ich, dass die Palliativmedizin und die Hospize erwähnt wurde, es nötig ist, dieses weiter auszubauen. Es ist eine Sache, wie man stirbt, wie die Angehörigen den Tod verkraften. Egoistisch sollte da gar nichts genannt werden.
Mein Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das viele Aspekte des Sterbens und Lebens anspricht. Vieles kann man als Leser sehr gut nachempfinden, es rührt die eigene Angst vorm sterben und dem Verlust von lieben Angehörigen an. Das Leben leben, doch nicht nur an das Sterben denken.

Bewertung vom 08.01.2015
Vom Aufstieg und anderen Niederlagen
Di Lorenzo, Giovanni

Vom Aufstieg und anderen Niederlagen


sehr gut

Giovanni di Lorenzo hat in den vergangenen 33 Jahren viele Gespräche mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten ihrer Zeit geführt. In diesem Buch kann man sich durch einen Querschnitt verschiedenster Interviews von 2014 bis 1981 lesen. Wobei für mich die ältesten Gespräche weniger interessant waren, weil mir die Personen nicht viel sagten. Sehr viele Gespräche fand ich total interessant, auch wie auf die Fragen reagiert, geantwortet wurde. Überraschend, intensiv, beeindruckend. Es zeigt sich einiges von den Menschen. Helmut Dietl hat mit seiner Einstellung imponiert, mir mit seiner Krankheit aber schlichtweg auch leid getan. Das erste Interview im Buch, mit Renate Lasker-Harpprecht, war einfach nur beeindrucken und sehr intensiv. Herr Wischnewski wurde mir sympathisch, bei Herrn Guttenberg staunte ich, und Silvio Berlusconi wirkte völlig überheblich und daneben. Und, obwohl mir unbekannt, fand ich aufgrund des Gesprächs Toni Negri etwas daneben. Alles in allem ein sehr interessantes Buch, was mich absolut positiv überrascht hat und ich gerne noch mehr Gespräche von Herrn di Lorenzo mit Zeitgenossen gelesen hätte.
Gelungene Zusammenstellung der Gespräche über eine großen Zeitraum. Sehr lesenswert.