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Benutzername: 
mimitatis_buecherkiste
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 720 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2023
Macht
Furre, Heidi

Macht


gut

Liv ist Mitte dreißig, verheiratet, hat zwei Kinder und nach außen hin ein perfektes Leben. Fast niemand weiß, dass sie vor Jahren vergewaltigt worden ist, auch ihrem Mann gegenüber hat sie es nie erwähnt. Sie ist nicht bereit, ein Opfer zu sein, versucht krampfhaft, das Trauma alleine zu verarbeiten und durchzustehen. Als in das Pflegeheim, in dem sie arbeitet, eine neue Patientin eingeliefert wird, droht die brüchige Fassade einzureißen, denn der Bruder der Frau ist ein bekannter Schauspieler, der vor einigen Jahren wegen Vergewaltigung angeklagt und freigesprochen worden ist. Die Vergangenheit holt Liv ein.

„Es war zu wenig Gewalt oder zu wenig Sex, tief in mir wusste ich, welches Wort ich hier nehmen sollte, aber ich brachte es nicht über mich, es aufzuschreiben. Konnte dieses Wort nicht ertragen, dieses verdammte Wort. Vergewaltigung.“ (Seite 27)

Die Ich-Erzählerin Liv ist eine zerrissene Persönlichkeit. Nach außen hin funktioniert sie perfekt, einer Maschine gleich erfüllt sie ihre Pflichten und verstellt sich gut. Innerlich aber zerreißt es sie, in jeder Minute, jeder Stunde und Sekunde darauf zu achten, dass der Vorfall, wie sie es nennt, sich nicht zurück in ihr Gedächtnis schleicht. Natürlich funktioniert dies nicht, denn je mehr man etwas verdrängen möchte, desto mehr will es mit Macht ans Licht. Der Roman gleicht Fetzen eines einseitigen Gesprächs, Liv erzählt und ich höre zu. Höre zu, wie sie erzählt, analysiert, relativiert und vergleicht. Wie sie versucht, einen Grund zu finden, wo keiner ist, wie sie mal belastbar und mal erschöpft erscheint; sie schwankt und tut alles dafür, damit sie nicht fällt. Wie sie leidet, stark ist und schwach, wie sie versucht, Worte für etwas zu finden, das unaussprechlich ist.

„Manchmal ist es schlimmer zu sagen, ich bin vergewaltigt worden, als tatsächlich vergewaltigt zu werden.“ (Seite 135)

Dieses Buch ist keine leichte Kost. Die Tat widert mich an, sie beschämt, macht wütend, kotzt mich förmlich an! Die Erzählweise ist dabei ungewöhnlich, der distanzierte Ton lässt eigentlich keine Nähe zu, aber trotzdem ist da der Hauch einer emotionalen Bindung, geht mir Livs Erzählung ein wenig nah. Es ist schwer für mich, für dieses Buch eine Bewertung abzugeben, es gibt sicherlich andere Bücher, die mich mehr berührten, aber das Thema beschäftigt mich natürlich trotzdem. Eine Geschichte, die mich beeindruckt hat, im Gedächtnis bleibt sie mir wegen dem nüchternen Schreibstil jedoch nicht.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2023
Die Puppe wusste es
Maffini, Rita

Die Puppe wusste es


gut

Die junge Architektin Mariam ist verzweifelt, sie hadert mit ihrem Schicksal, ist mit ihren Kräften am Ende und suizidgefährdet. Als sie sich an einem heißen Tag auf einer Bank niederlässt, begegnet sie Tjomme, einem betagten Arzt im Ruhestand, der ihren Zustand bemerkt und sie in ein Gespräch verwickelt. Mariam öffnet sich dem alten Mann gegenüber und offenbart ihm ihre Vergangenheit, ohne zu ahnen, welche Folgen diese Begegnung für beide haben wird.

Die Erinnerungen der beiden sind nichts für schwache Nerven, Zeitsprünge und diverse Ortswechsel sorgen für Abwechslung in dieser Geschichte voller Schicksalsschläge und Prüfungen. Emotional und berührend erzählt die Autorin die Geschichte von Mariam und Tjomme, wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart bis ein Gesamtbild entsteht. Authentisch und von der Realität nicht immer weit entfernt, nimmt sie den Leser mit auf eine Reise, die zum nachdenken anregt. Der Schreibstil ist hierbei sehr angenehm und trotz der bedrückenden Thematik flog ich förmlich durch die Seiten, weil ich wissen wollte, wie diese dramatische Erzählung endet. Von mir gibt es drei Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.02.2023
Stigma
Adam, Lea

Stigma


ausgezeichnet

Als eine verstümmelte Männerleiche gefunden wird, finden die Ermittlerin Jagoda Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey Hinweise dafür, dass der Tote kein netter Mensch gewesen ist, denn er hat Frauen sexuell missbraucht. Als kurze Zeit später ein weiteres Opfer auftaucht und sich herausstellt, dass dieser ein verurteilter Sexualstraftäter gewesen ist, bestätigt sich der Verdacht, dass es jemand auf solche Täter abgesehen hat.

Die beiden Autorinnen, die hinter dem Pseudonym Lea Adams stehen, haben hier den Spieß mal umgedreht und statt des üblichen weiblichen Opfers die Täter solcher Taten ermorden lassen. Dies war sehr spannend zu verfolgen, denn die Grenze zwischen Opfer und Täter verwischte, es war schwer, Mitleid zu empfinden mit solchen Bestien und für die ermittelnden Beamten war dies auch nicht ganz leicht. Die zu Beginn des Thrillers gesetzte Warnung, dass das Buch explizite Darstellung von körperlicher, seelischer sowie sexualisierter Gewalt enthält, möchte ich besonders hervorheben, für sensible LeserInnen ist diese Geschichte sicherlich nicht geeignet.

Die Ermittler haben mir gefallen, wobei Jagoda Milosevic, kurz Milo genannt, die Hauptperson in der Geschichte war. Von ihr und ihrem Privatleben erfuhr ich am meisten, ihre Persönlichkeit und ihr Charakter sprachen mich sehr an. Die Morde waren brutal, die Ermittlungen knifflig, das Zusammenspiel des Teams war stimmig und das Setting genial. Ich konnte die Atmosphäre förmlich spüren, die Beschreibung von Hamburg war passend und das regnerische Wetter optimal. Die Geschichten der Frauen, die immer wieder die laufende Story unterbrachen, waren erschütternd, beschämend, abstoßend und schwer zu ertragen. An vielen Stellen musste ich pausieren und mich sammeln, das war schon sehr hart. Ein ungewöhnlicher Thriller, der mir keine Zeit zum Luft holen gelassen und mir nervenaufreibende und spannende Lesestunden beschert hat. Gestört hat mich dabei lediglich die manchmal sehr derbe Sprache, bei diesem sensiblen Thema hätte ich mir oft eine andere Ausdrucksweise gewünscht. Aber das ist jammern auf hohem Niveau, denn ansonsten war dies ein Thriller, wie man ihn sich nur wünschen kann. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2023
Jemand
Haller, Elias

Jemand


sehr gut

Seit fast einem Jahrzehnt wird der Täter, den die Presse Fotograf genannt hat, durch das BKA gejagt, immer wieder schlüpft er durch das Netz und entkommt. Einmal im Jahr tötet er, drapiert die Frauen zu einem Kunstwerk und verkauft das Bild. Bei der Vorbereitung zu seinem nächsten Foto hört er im Radio eine Vermisstenanzeige, ein siebenjähriges Mädchen ist verschwunden, bei der Beschreibung stockt ihm der Atem. Er ist sich sicher, dass er das Kind als Letzter gesehen hat, und ist nun hin- und hergerissen, was er tun soll. Zur Polizei kann er mit seinem Wissen ja kaum hin.

„Wer mich für grausam hält, hat diesen Ort noch nie betreten. Mir fehlen die Worte, um den Täter zu beschreiben. Abscheu ist das stärkste Gefühl neben Wut. Wie eine Rasierklinge steckt der Ekel in meinem Hals fest.“ (Seite 215)

Zu Beginn war ich erschlagen von der Vielzahl der Namen, Schauplätze, Nebenfiguren und Ereignisse, die gerade passierten oder in der Vergangenheit stattgefunden haben. Das Buch wirkte auf mich total überladen und ich überlegte angestrengt, wie diese ganzen Erzählstränge zusammenpassen könnten, als erste Rädchen endlich ineinander griffen und vieles rückblickend immer mehr Sinn ergab. Je vertrauter manche Figuren für mich wurden, desto interessanter wurde auch die Story und ich war fasziniert darüber, wie gut plötzlich die ein oder andere Begebenheit sich einfügte und ein klares Bild ergab. Sehr ungewöhnlich dabei war, dass es viele verschiedene Perspektiven gab, der einzige Ich-Erzähler jedoch nur der unbekannte Täter war. Dieser plauderte förmlich vor sich hin und verriet mir einiges, aber natürlich nicht genug. Ich ertappte mich dabei, dass es mich gepackt hat, aus der Hand legen konnte ich es nun nicht mehr, dieses spannende, aber stellenweise auch sehr brutale Buch.

Erstaunlich gut wurden die vielen einzelnen Geschehnisse miteinander verbunden, einige Wendungen sorgten dabei für Überraschung und malträtierten mein Nervenkostüm ungemein. Ich hatte erst spät einen Verdacht, der sich nicht gänzlich bewahrheitet hat, denn eine solche Auflösung habe ich ganz sicher nicht erwartet, aber diese machte letztendlich am meisten Sinn. Dies war ein rasanter Thriller, nicht für zarte Gemüter geeignet, der - wie eingangs erwähnt - manchmal etwas überladen war, mir aber dennoch sehr spannende Lesestunden beschert hat und den ich deswegen gerne weiterempfehle.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Der Großvater von Frank wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, achtzehn Jahre saß er ein, länger als der vierzehnjährige Frank auf der Welt ist. Eine eigentümliche Beziehung gehen Frank und sein Opa ein, der Junge fühlt sich seltsam angezogen von dem alten Mann. Als sein Opa verschwinden will, geht Frank mit, weil er glaubt, dieser hat ein Ziel. Von der geladenen Pistole ahnt er da noch nichts.

„Wenn einer denkt, dass jetzt etwas Liebes folgt, dann täuscht er sich. Und zwar gewaltig.“ (Seite 33)

Der vierzehnjährige Frank, von seinem Opa Frankie - mit einem ä in der Mitte und y oder ie am Ende, wie dieser nicht müde wird zu betonen - genannt, was ihm sehr missfällt, fungiert als Ich-Erzähler in dieser Geschichte, die mich bedauerlicherweise bis zuletzt nicht erreicht hat. Ob es an dem Erzählstil, oder an der gewollt jugendlichen Ausdrucksweise liegt, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich ist es ein Mix aus beidem. Für mich war Frank nicht authentisch genug, er war mal kindlich und mal altklug, aber realistisch leider nie. Gleiches gilt für den Großvater, als Gangster inszeniert, aber von mir als Karikatur eines solchen empfunden; großmäulig, großspurig, aber dahinter nur heiße Luft. Auch der Sinn der Erzählung erschloss sich mir letztendlich nicht, keine Moral, kein Grund und ein Fazit sowieso nicht. So waren es für mich experimentelle Lesestunden, die Vorfreude größer als der Genuss. Aber letzteres ist doch immerhin auch etwas Schönes.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2023
Das Kätzchen und das Mäuselein - können beide Freunde sein   Lustiges Kinderbuch über Freundschaft   Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahre   Lustige Kindergeschichte Maus und Katze
Wirth, Lisa

Das Kätzchen und das Mäuselein - können beide Freunde sein Lustiges Kinderbuch über Freundschaft Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahre Lustige Kindergeschichte Maus und Katze


ausgezeichnet

Die kleine Maus lebt im Haus der vierköpfigen Familie Haselbeck, als eine Katze ins Haus zieht, was natürlich viel Unruhe reinbringt ins Leben der kleinen Maus. Kurz bevor das Mäuschen verzweifelt, dreht sich das Kräfteverhältnis.

Dieses mit tollen Illustrationen versehene Büchlein ist nach Aussage des Verlages für Kinder zwischen drei und zehn Jahren geeignet, das angenehm abgerundete Hardcover liegt gut in der Hand und ist groß genug, damit ein Kind beim vorlesen mit ins Buch gucken kann. Das Lesebändchen ist bei dieser Länge zwar sinnlos, aber trotzdem etwas besonderes. Die Geschichte ist in Reimen gehalten, die einfach und dadurch sehr verständlich sind. Es wird zwar nicht erklärt, warum Katz und Maus verfeindet sind, aber deutlich gemacht, dass eine Freundschaft auch dann möglich ist, wenn man sich nicht von Anfang an mag. Hilfsbereitschaft ist das Zauberwort, und dass es schöner ist, nicht nachtragend zu sein. Gerne empfehle ich das Kinderbuch weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2023
Nicht aus der Welt
Köhler, Anne

Nicht aus der Welt


ausgezeichnet

Hempel und Friederike kennen sich nicht, stehen aber beide an einem Punkt im Leben, an dem sie nicht mehr weiterwissen, da bekommen sie unabhängig voneinander die Chance, in ein geheimnisvolles Hotel einzuchecken, von dessen Existenz niemand etwas weiß und auch nicht wissen darf. Von Anfang an läuft aber irgendwie alles schief, Hempel ist nicht so willkommen, wie er gedacht hat, Friederike kommt nicht zur Ruhe und wer ist eigentlich die Person, die seit Stunden auf dem einzigen Balkon des Hotels auf dem Boden liegt?

Anfangs habe ich nicht sofort ins Buch gefunden, aber je mehr Charaktere aufgetaucht sind, desto interessanter wurde die Story. Es war, als würde die Autorin sich frei schreiben, als würde die Erzählung übernehmen und als wollte die Geschichte schnellstmöglich raus. Die beteiligten Personen skurril zu nennen, würde ihnen Unrecht tun, denn diese Skurrilität begründet sich darin, dass alle so unglaublich normal sind. Eigentlich. Da ist Hempel, der mit seinem Nachnamen hadert und seinen Vornamen dabei tunlichst verschweigt. Hempel ist einer, der sich treiben lässt; sei es durch sein Studium, das ihn nicht interessiert, sei es durch das Leben. Da seine Freundin darauf besteht, dass jeder einen Traum braucht, erfindet er einen und steht gerade mit ihrer Hilfe kurz davor, dass sich dieser Traum erfüllt, was Hempel wiederum mit Grauen erfüllen dürfte, da alles eine Lüge war. Und da ist Friederike, die ungewollt schwanger geworden ist, deren Baby stundenlang brüllt und sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Das Baby, für das sie nichts empfindet, das sie nicht gewollt hat und das ihre Phantasie mit Bildern überflutet, die sie sich nicht traut, jemandem anzuvertrauen, schließlich sagt ihr Mann immer wieder zu ihr, sie solle sich nicht so anstellen. Diese und viele weitere Charaktere machen den Charme der Erzählung aus.

Ich musste beim lesen oft schmunzeln, der Humor war grandios und alle bekamen ihr Fett ab. Nicht alle Personen waren gleichermaßen liebenswert, aber den Hoteldirektor habe ich ins Herz geschlossen, obwohl er wahrscheinlich derjenige mit den meisten Macken war. Diese ungewöhnliche Geschichte hat mein Herz erobert und ungerne habe ich das Ende auf mich zukommen lassen, ich wollte es nicht beenden, dieses tolle Buch. Für mich persönlich ein Highlight, das ich gerne weiterempfehlen möchte. Wer „Zusammen ist man weniger allein“ und „Die zauberhafte Welt der Amélie“ mochte, wird dieses Buch lieben.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2023
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


sehr gut

Die alte Frau mit dem Decknamen Hornclaw - Hornklaue - ist erschöpft, sie ist müde ihres Lebens, Mitte sechzig ist sie nun, ihres Körpers, der sie langsam im Stich lässt, und ihres Berufs, den sie seit fünfundvierzig Jahren ausübt. Sie ist in der Schädlingsbekämpfung tätig, man beseitig dort Insekten und Ungeziefer, was eine schöne Umschreibung dafür ist, dass es sich um Auftragsmorde handelt. Auf ihre alten Tage scheint sie milder zu werden; anders ist es nicht zu erklären, dass sie es sich erlaubt, kurz von einem anderen Leben zu träumen. Sympathien für andere Menschen aber sind in ihrem Job gefährlich, denn sie rufen einen Gegner auf den Plan, mit dem die alte Auftragsmörderin nicht gerechnet hat.

Was für ein außergewöhnliches Buch! Ich bin immer wieder geschwankt zwischen Mitleid und Abscheu, konnte mich lange auf keine Seite festlegen. Durch Erinnerungen von Hornclaw, deren echten Namen ich bis zuletzt nicht erfahren habe, konnte ich mir ein gutes Bild davon machen, wie und warum sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist. Diese Rückblenden und Geschehnisse wurden immer wieder in die Geschichte eingebaut und nicht kenntlich gemacht, dennoch hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, nicht folgen zu können. Die Thematik vom Älterwerden gerade mit diesem, sagen wir mal, nicht alltäglichen Berufsstand zu verbinden, ist nicht neu, aber dennoch hat mich das Buch gut unterhalten, Emotionen geweckt und die ein oder andere Träne vergießen lassen. Letztendlich fand ich den Charakter von Hornclaw sehr gut ausgearbeitet und authentisch. Die Wendung, die die Geschichte genommen hat, habe ich so nicht erwartet, aber diese war passend und gut gewählt. Das Finale glich einem Actionfilm in Buchform, das Ende gefiel mir sehr.

Skurrile Charaktere, ein interessanter Hintergrund und eine Protagonistin, die polarisiert. Ich würde sagen, alles richtig gemacht! Lediglich die manchmal holprige Übersetzung möchte ich am Rande erwähnen, die gelegentlich dazu führte, das der ein oder andere Satz etwas seltsam klang. Erstaunlicherweise passte dies aber zur Story, die ebenfalls seltsam und eines Tarantino würdig war. Gerne empfehle ich dieses außergewöhnliche Buch weiter.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2023
Die Schatten über uns
Marrs, John

Die Schatten über uns


ausgezeichnet

Finn und Mia ersteigern ein Haus, das mehr als renovierungsbedürftig ist; Finn will es zusammen mit seinem Vater Dave in Eigenregie wieder instandsetzen. Bei den Renovierungsarbeiten findet die Familie, zu der noch Finns Mutter Debbie gehört, einen versteckten Raum auf dem Dachboden, in dem sich sieben Koffer befinden, deren Inhalt das Leben der vier für immer verändern wird. Mia setzt alles daran, herauszufinden, was in dem Haus passiert sein könnte und bringt dadurch nicht nur sich selbst in große Gefahr.

Aus wechselnder Perspektive konnte ich den Geschehnissen folgen, wobei die jeweils erzählende Person mal mehr und mal weniger zuverlässig war. Dies lag nicht etwa daran, dass ich angelogen wurde; mir wurde einfach nicht die ganze Wahrheit gesagt. Diese Erzählweise und die dazwischen eingestreuten Ausführungen einer unbekannten Person, die ich lange nicht zuordnen konnte, führten dazu, dass ich es vor Spannung kaum noch ausgehalten habe. Ab und zu gab es zusätzlich einen Zeitungsartikel oder ein Interview mit diversen Beteiligten, diese trugen aber nicht etwa zur Aufklärung bei, sondern sorgten im Gegenteil dafür, dass viele meiner Theorien ad absurdum geführt wurden. Je mehr Einzelheiten ich erfuhr, desto sicherer war ich mir, wer die unbekannte Stimme sein könnte, als es plötzlich eine Enthüllung gab, die alle meine Vermutungen als Unsinn entlarvt hat. Herrlich!

Immer, wenn ich dachte, ich hätte den Durchblick, hat der Autor es geschafft, mich erneut zu überraschen und eine Komponente einzubauen, die ich nicht erwartet hätte. Solche Geschichten begeistern mich sehr, ich mag es, an der Nase herumgeführt zu werden, statt früh die Lösung zu erahnen. Ein grandioser Thriller, der mir unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert hat. Auch das neunte Buch von John Marrs überzeugt auf ganzer Linie! Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.01.2023
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


ausgezeichnet

Die siebzehnjährige Jennifer verschwindet auf dem Weg von einer Party nach Hause spurlos, während ihre Eltern mit Freunden und Nachbarn zu Hause eine Silvesterparty feiern. Jennifers Mutter Lollo ist außer sich vor Sorge und auch ihre Freundin Smilla macht sich Vorwürfe, weil sie Jennifer nicht davon abgehalten hat, bereits vor Mitternacht alleine den Heimweg anzutreten. Erst nach und nach werden Risse in den Freundschaften sichtbar und es wird klar, irgendjemand sagt nicht die ganze Wahrheit.

Lollo sowie Nina und Fredrik, die Eltern von Smilla, fungierten als Ich-Erzähler und das taten sie mal mehr, mal weniger zuverlässig. Immer wieder wurden Andeutungen gemacht, die mich unglaublich neugierig machten, diese Neugier wurde aber lange nicht befriedigt. Bereits früh glaubte ich, genau zu wissen, was passiert ist, merkte aber schnell, dass es so einfach nicht gewesen sein konnte. Auch ein anderer Verdacht bestätigte sich letztendlich nicht, dafür kamen neue Verdachtsmomente hinzu. Dieses Hin und Her führte dazu, dass bei mir trotz einiger Längen keine Langeweile aufkam und ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt. Je näher die Lösung kam, desto mehr Fragen hatte ich, die aber schließlich alle beantwortet werden konnten. Erst spät hatte ich eine Ahnung, die sich aber nicht bestätigt hat, was mich erstaunte. Die Auflösung dann kam überraschend, obwohl es rückwirkend so offensichtlich war.

Das Buch hat mir sehr gefallen, die Dynamik zwischen den Freunden war interessant und spannend, dazu war es sehr aufregend, zu erfahren, wie es hinter den Fassaden vieler Menschen aussieht, die befreundet sind. Kleine und große Geheimnisse und die ein oder andere Animosität traten zutage und es hat mir Spaß gemacht, dem beizuwohnen. Von mir gibt es viereinhalb Punkte und eine Leseempfehlung.

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.