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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 23.03.2016
Dickes Fell / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.4 (4 Audio-CDs)
Matthies, Moritz

Dickes Fell / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.4 (4 Audio-CDs)


ausgezeichnet

„Dickes Fell“ ist der inzwischen vierte Fall für die Erdmännchen Rufus und Ray und ihren menschlichen Kompagnon Phil. Doch dieses Mal helfen die beiden nicht ihrem Freund bei einem Fall, ihr Freund ist der Fall. Angeschossen schleppt er sich noch bis zum Erdmännchengehege im Berliner Zoo, um seinen Kumpel Ray mit der Untersuchung seines Falls zu beauftragen. Ohne menschliche Hilfe werden die Ermittlungen für die Erdmännchen ganz schön schwierig und sie müssen sich als Hilfe die Gorillas ins Team holen, um Phils Familie zu beschützen.
Gelesen wird das Hörbuch wieder von Christoph Maria Herbst, der den Text großartig inszeniert. Die Gespräche der Erdmännchen, die bei Herbst alle eine sehr individuelle Tonlage und Aussprache bekommen, sind an Komik kaum zu überbieten und auch die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Erdmännchen, Mensch und Gorilla sorgt für einige Unterhaltung. Dennoch ist die Geschichte keineswegs nur sinnlos und albern. Phils Familie muss vor einem Gangsterboss beschützt werden und Rufus und Ray sind gezwungen, einiges an Witz aufzubieten, um sich in der Menschenwelt durchzusetzen. Sehr hilfreich ist dabei, dass Rufus das wohl einzige Erdmännchen ist, das fließend lesen und schreiben kann, ein IPad hat und in der Lage ist, sich in Computersysteme zu hacken. Jedes Tier ist ein einzigartiger Charakter und arbeitet wie ein professionelles Team aus Polizisten an der Lösung des Falls, was die Geschichte nicht nur witzig, sondern auch hochspannend macht.
Ich war wieder einmal begeistert von dem Hörbuch zu „Dickes Fell“ von Moritz Matthies und freue mich schon auf den nächsten Fall der Erdmännchen-Detektive.

Bewertung vom 18.03.2016
Italienische Nächte  (Restauflage)
Webb, Katherine

Italienische Nächte (Restauflage)


ausgezeichnet

Apulien im Jahre 1921. Die junge Engländerin Clare reist mit ihrem Stiefsohn Pip nach Gioia de Colle, um ihrem Mann Boyd beizustehen, der als Architekt für einen örtlichen Großgrundbesitzer sein Haus umgestalten soll. Doch statt eines ruhigen Sommerurlaubs erlebt Clare die Konfrontation der reichen Grundbesitzer und den hungernden Tagelöhnern hautnah mit und gerät sogar zwischen die Fronten. Während ihr Gastgeber immer geheimnisvoller für sie wird, lässt sie sich auf eine verhängnisvolle Liebesaffäre ein, die ihre ganze Familie in den Abgrund reißen könnte.
Wer bei „Italienische Nächte“ noch an eine kitschige Liebesgeschichte vor den Sonnenuntergängen der Amalfi-Küste dachte, wird im Verlauf der Geschichte äußerst positiv überrascht. Der Autorin gelingt es, Clares Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der erbitterten Kämpfe der Tagelöhner in Süditalien um ein Minimum an Nahrung und dem Aufbruch des Faschismus in Italien zu zeigen. Clare ist schockiert, als sie sich mit der Realität der einfachen Menschen konfrontiert sieht, umso mehr als sie erfährt, dass ihr Gastgeber Leandro früher selbst zu einer ihrer Familien gehörte und dennoch nichts gegen das Elend zu unternehmen scheint. Ein großes Geheimnis macht dieser zudem um die Herkunft seines Geldes, klar ist nur, dass er Clares Mann in New York kennengelernt hat.
Katherine Webb hat nicht nur eine großartige Liebesgeschichte geschrieben, sondern auch einen unglaublich spannenden Roman über die gesellschaftlichen Strukturen im Süditalien Anfang die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, den Einfluss des ersten Weltkriegs auf die Menschen und das erste Aufblitzen des Faschismus, der Italien später im Zweiten Weltkrieg an die Seite Deutschlands stellte. Durch die Konzentration auf einen kleinen Ort und ein streng begrenztes Personal ist es für den Leser wie der Blick durch ein Schlüsselloch auf einen kurzen Moment in Raum und Zeit, der dennoch das Leben so vieler Menschen verändert. Ein großartiges Buch, dass viel mehr hält als das romantische Cover verspricht.
Hier geht es zur Leseprobe vom Diana Verlag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2016
Grießnockerlaffäre / Franz Eberhofer Bd.4 (1 MP3-CD)
Falk, Rita

Grießnockerlaffäre / Franz Eberhofer Bd.4 (1 MP3-CD)


weniger gut

Franz Eberhofer wird als Kommissar selbst Verdächtiger in einem Mordfall: Sein ungeliebter Vorgesetzter Barschel wird nach einer Hochzeitsfeier, auf der auch war, Tod aufgefunden, mit Eberhofers Messer ermordet. Doch der örtliche Richter schützt ihn vor der Verfolgung durch seine Kollegen, so dass er in Ruhe selbst ermitteln und mit seinem ehemaligen Kollegen und jetzigem Privatdetektiv Birkenbacher den Fall aufklären kann. Nebenbei gibt es auch noch einige private Verwicklungen, als eine Jugendliebe seiner Oma wieder auftaucht und das geruhsame Familienleben durcheinander bringt
Leider ist die Geschichte an den Haaren herbeigezogen und Franz Eberhofer wirkt nicht wie ein sympathischer Provinzpolizist sondern wie ein überheblicher Macho, der weder Respekt vor Frauen noch vor seinen Freunden hat. Seine Immer-mal-wieder-Freundin Susi betrügt er nach Strich und Faden, ohne dass es ihm auch nur Leid tut und dass sie in einer unglaublich dümmlichen Art ihm einfach alles durchgehen lässt, in der Hoffnung, dass er ihr doch irgendwann im Leben noch einmal einen Antrag macht, ist nur schwer zu ertragen. Dir Mordgeschichte erscheint auch eher unlogisch und unglaubwürdig und ist eh nur Nebenschauplatz in einem Buch, in dem es eigentlich nur darum geht, wer wann an der Theke sitzt und Bier trinkt, wer wem Leberkäsesemmeln verkauft und warum die Oma eigentlich ein eigenes Leben haben darf.
Das einzig Gute an diesem Hörbuch (weshalb es auch noch zwei Sterne gibt) ist Christian Tramitz, der dem Franz Eberhofer wieder seine Stimme leiht und aus der Geschichte durch seine Darstellung wirklich noch das Allerbeste rausholt. Die Geschichte an sich war es nicht wert, erzählt oder gelesen zu werden.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2016
Zeit der Kornblumen
Bertschik, Margarete

Zeit der Kornblumen


gut

Marie Hofstedde wird auf einem kleinen Bauernhof während des Ersten Weltkriegs geboren. Als Tochter eines Bauern erlebt sie schon in jungen Jahren die harte Arbeit auf dem Hof und geht später als Magd zu einem Großbauern, bevor sie einen Bauernsohn aus der Umgebung heiratet. Erst nach dessen Tod hat sie den Mut, sich ihre Träume zu erfüllen und ein neues Leben zu wagen.
Margarete Bertschick beschreibt in ihrem Roman „Zeit der Kornblumen“ das Leben von Marie Hofstedde von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod mit 92 Jahren. Die Beschreibungen der Personen und der Umgebung sind dabei sehr liebevoll gestaltet und es ist interessant, Marie durch ein ganzes Jahrhundert zu begleiten. Durch Zeitsprünge erhöht die Autorin die Spannung, da man Maries Leben nicht chronologisch folgt, sondern immer einmal wieder in die Zukunft springt. Leider empfand ich das Buch davon abgesehen nicht als besonders spannend oder mitreißend. Zwar erfährt man einiges über Marie und ihrer Familie, eine wirkliche Beziehung zu ihr konnte ich beim Lesen jedoch nicht aufbauen. Sie führt ein Leben, wie es für die Zeit in der sie geboren wurde absolut typisch war und passt sich im Laufe der Zeit den moderneren Vorstellungen an. Dennoch fehlte mir etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches, was Maries Geschichte erzählenswert macht. Warum sie und nicht eine der vielen anderen Frauen, die das gleiche erlebt haben?
Wer sich für die Geschichte des 20. Jahrhunderts interessiert, bekommt mit diesem Roman am Leben von Marie Hofstedde erläutert einen schönen und flüssig geschriebenen Überblick, was die historischen Geschehnisse für die Menschen bedeuteten. Wirklich begeistern konnte mich das Buch jedoch leider nicht.

Bewertung vom 06.03.2016
Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
Doñate, Ángeles

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben


ausgezeichnet

Das Postamt in Porvenir, einem kleinen spanischen Dorf, soll geschlossen und die Postbotin Sara nach Madrid versetzt werden. Rosa, eine ältere Dame die schon bei Saras Geburt dabei war und mit ihr und Saras drei Kindern schon seit Jahren in einem Haus lebt, will das nicht zulassen. Damit Sara wieder mehr zu tun hat und das Postamt erhalten bleibt, startet sie eine Briefkette durch den Ort und beginnt mit einem für sie selbst sehr emotionalen Brief. Sie schreibt an ihre Jugendfreundin, die damals den Kontakt abbrach, nachdem Rosa sich in ihren Freund verliebte und ihn später auch heiratete. Ob Rosa auf ihren Brief eine Antwort erhält und ob die Briefkette wohl zum Erhalt von Saras Arbeitsplatz führen kann?
Ángeles Doñates Debütroman „Der schönste Grund, Briefe zu schrieben“ ist ein wunderschöner und stimmungsvoller Roman über das Leben, die Liebe und alte Freundschaften. Durch die Briefkette, die durch den Ort wandert, lernt der Leser die verschiedensten Charaktere kennen, die alle eins verbindet: Durch einen Brief lassen sie eine andere, ihnen unbekannte Person an ihren persönlichsten Gedanken teilhaben und setzten so die Kette durch Porvenir fort. Und dabei merkt man schnell, dass jede Person, ob alt oder jung, erfolgreich, verzweifelt oder glücklich, etwas besonderes und einmaliges ist. Jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn von all den anderen Personen unterscheidet, die ihn einzigartig macht. Egal ob die berühmte und weitgereiste Dichterin Mara Polsky oder Alex, ein junger Mann der das Dorf nie wirklich verlassen hat, weil er seinen dementen Vater pflegt, es hat doch jeder eine Geschichte zu erzählen, die einen berührt und für kurze Zeit an seinem Leben teilhaben lässt. Mit der Zeit wird Brief- und Personengeflecht immer dichter und als Leser wünscht man den Personen nur eins: Das sie ihr Glück finden, wie es auch aussehen mag.
„Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ ist ein Buch wie ein wunderschöner Traum, so liebevoll und mitreißend, dass man immer wieder dorthin zurückkehren will.

Bewertung vom 02.03.2016
Herrin des Nordens
Marcus, Martha Sophie

Herrin des Nordens


sehr gut

Ingunn lebt als Tochter des Händlers Sigmund im Jahr 1044 in Haithabu, einem dänischen Handelsstützpunkt. Ihr Leben ist geprägt von den Kämpfen zwischen dem dänischen König Sven und dem norwegischen König Harald, der die Dänen immer wieder angreift und auch Haithabu nicht verschont. Sie ist ein noch ein junges Mädchen und verliebt in den Krieger Torge, der in England kämpft und auf den sie warten will. Doch ihr Leben verläuft anders als erwartet und bringt für Ingunn mehr, als ein Leben als Hausfrau und Mutter. Schon früh muss sie beweisen, dass auch als Frau selbständig sein und sich durchsetzen kann.
Martha Sophie Marcus beschreibt in ihrem Roman „Herrin des Nordens“ eine spannende Zeit des Übergangs in der Geschichte der nordischen Völker. Das Christentum breitet sich immer weiter aus und drängt den Glauben an die alten Götter wie Freya, Odin und Thor zurück. Auch Ingunn muss erfahren, dass die gläubigen Christen ihren Gott als einzig wahren ansehen und kein Verständnis für die rückständigen „Heiden“ haben. Ingunns Mutter wendet sich nach dem frühen Tod ihrer anderen Kinder dem Christentum zu, so dass die junge Ingunn sich ständig mit der Enttäuschung ihrer Mutter über ihren falschen Glauben konfrontiert sieht. Ihr Vater jedoch schätzt sie als Mensch und fördert sie, wo er kann, obwohl sie eine Frau ist. Er bildet sie zur Händlerin aus, lässt sie nützliche Sprachen lernen und fordert von ihr, eine selbständige starke Frau zu werden. Jedoch nicht um die Geschäfte später selbst zu führen, sondern um ihrem Mann zur Seite stehen zu können, der natürlich das Geschäft übernehmen soll.
Die Konfrontation der Religionen und die starke Rolle der Frauen in der Gesellschaft haben mich an diesem Roman am meisten fasziniert. Die Autorin schafft es, das Leben in der damaligen Zeit sehr detailliert und lebensnah zu beschreiben, so dass einem die Sitten und Gebräuche schnell vertraut sind und man die Personen in ihren Handlungen besser versteht. Die Geschichte beginnt sehr ruhig, nimmt dann aber Fahrt auf und wird immer spannender, so dass ich das Buch gegen Ende gar nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Roman hebt sich von vielen anderen historischen Romanen auch dadurch ab, dass er nicht im späteren Mittelalter spielt, sondern sich mit dem Beginn der Verbreitung des Christentums im Norden und der Zeit der späten Wikinger auseinandersetzt. Zudem spielt Ingunns Liebesgeschichte zu einem Mann zwar eine Rolle, ist aber nicht der einzige Zweck der Erzählung, vielmehr geht es um eine gute Darstellung der damaligen Zeit, was mir sehr gut gefallen hat. Martha Sophie Marcus ist ein sehr guter historischer Roman gelungen, der sich positiv von vielen anderen Geschichten in dem Genre abhebt.

Bewertung vom 29.02.2016
Der Trick
Bergmann, Emanuel

Der Trick


ausgezeichnet

Emanuel Bergman erzählt in der „Der Trick“ die Geschichten von Moshe Goldenhirsch, geboren in Prag während des ersten Weltkriegs, und Max Cohn, einem elf Jahre alten Jungen, der im heutigen L.A. lebt. Als seine Eltern sich scheiden lassen wollen, macht Max sich auf die Suche nach dem „Großen Zabbatini“, als der Moshe Goldenhirsch einstmals Berühmtheit erlangte. Er soll seine Eltern mit einem Liebeszauber wieder zusammenbringen.
Bergman erzählt abwechselnd von der Gegenwart und der Vergangenheit von Moshe, so dass man als Leser langsam immer besser versteht, warum er dort gelandet ist, wo Max ihn findet. Die Geschichte des jüdischen Jungen in Prag, der auszieht, um seinen Traum zu leben und ein großer Zauberer zu werden ist sehr bewegend, ebenso wie Max‘ Versuch, seine Eltern wieder zu vereinen. Ich habe selten eine so liebevoll und warmherzig geschriebene Geschichte gelesen, Emanuel Bergmann scheint seine Figuren wirklich zu lieben und gibt einem als Leser die Möglichkeit, ihnen trotz ihrer Schwachstellen bedingungslos zu folgen. Die Vehemenz, mit der Max seine Eltern beschützen will und sein rücksichtloser Glaube an die Kraft der Magie, den Moshe hingegen schon verloren zu haben glaubte, bringt die beiden so unterschiedlichen Protagonisten zusammen und gibt ihnen beiden wieder Hoffnung. Denn der „Große Zabbatini“ ist nicht mehr viel mehr als eine gescheiterte Persönlichkeit, die seinen alten Erfolgen nachhängt und auf sein baldiges Ende hofft. Mit dem Eintreffen von Max in seinem Leben, ändert sich für ihn alles, plötzlich sieht jemand in ihm wieder den großen Zauberer, der er einmal war und er packt noch einmal sein ganzes Repertoire der Illusionen aus, um Max‘ Hoffnungen nicht zu zerstören.
„Der Trick“ von Emanuel Bergman ist ein außergewöhnlich warmherziger und hoffnungsvoller Roman. In einer Zeit, in der alles naturwissenschaftlich erklärt werden soll, schafft der „Große Zabbatini“ es noch einmal, uns als Leser vollständig zu verzaubern und in seine Welt der Illusionen zu entführen. Ein großartiger Debutroman auf den hoffentlich noch viele weitere folgen.