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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 761 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2022
Fairy Tale
King, Stephen

Fairy Tale


ausgezeichnet

Ein Teenager, ein Hund und die märchenhaften Abenteuer in einer anderen Welt


Angelockt vom Bellen und Winseln der Hündin Radar findet Charlie den alten Mr. Bowditch verletzt auf dessen Veranda liegen. Er beschließt ihm zu helfen. Über mehrere Monate betreut und pflegt Charlie den anfangs grummeligen Mann und es entsteht eine Freundschaft und ein tiefes Vertrauensverhältnis. Auch zwischen Charlie und Bowditchs alter Hündin Radar. Als Bowditch stirbt, hinterlässt er Charlie nicht nur sein gesamtes Hab und Gut, sondern auch eine besprochene Kassette mit einem unfassbaren Geheimnis: durch den Schuppen im Garten gelangt man in eine andere Welt, genauer gesagt in das Reich Empis. Dort gibt es ein Artefakt, mit dem man die Lebenszeit zurückdrehen kann. Da seine inzwischen innig geliebte Radar schon mehr tot als lebendig ist, wagt Charlie den gefährlichen Weg, um sie wieder jung zu machen. Doch das Reich unterliegt einer Art Fluch, die Menschen dort haben das Grau, eine schreckliche Krankheit, die Sonne scheint nie, alles stirbt und ein grausames Wesen herrscht über alles. Charlie will den Menschen von Empis helfen, vor allem, weil er sich in die ehemalige Prinzessin verliebt hat. Und so wird aus einem spannenden Trip in eine andere Welt eine gefährliche Mission, in der es um nichts geringeres geht, als um Leben oder Tod.

Unverkennbar Stephen King. Das war das erste, was ich dachte, als ich die ersten Seiten gelesen habe. Sein Schreibstil hat Erkennungswert und ist schlicht brillant! Was anfangs wie eine kleine Coming of Age-Vorortgeschichte beginnt (mutterloser Halbwaise mit trockenem Alkoholiker als Vater trifft auf einen Mann und dessen Hund, die sein Leben verändern und wächst daran) entwickelt sich passend zum Titel zu einem herrlich fantasievollen Märchen. Er hat es wieder mal geschafft, mich in eine völlig neue Welt zu ziehen, in die ich mich komplett hineinversenkt habe. Alle Charaktere haben Eindruck auf mich gemacht und mich berührt. Ich habe so mitgelitten und mitgefiebert, irre! Ich weiß wirklich nicht, wie King das immer macht, aber ich war wieder so mittendrin und voll dabei, dass es sich nicht angefühlt hat wie lesen, sondern wie erleben. Großartig!

Wer sich noch nie an einen King herangewagt hat, weil er Horror nicht mag: versucht es mal mit Fairy Tale. Das ist kein Horror, sondern Fantasy und Märchen. Auch brutal zwischendrin und grausam, aber das sind Märchen ja auch. Ich war vollkommen gefesselt und die knapp 900 Seiten sind einfach so vorbeigeflossen. Ich hätte gerne noch weitergelesen, weil es so gut war. Ganz klar 5 Sterne. Ein wunderbares, fesselndes, gefühlvolles, spannendes und atmosphärisches Buch! Ich feiere es!

Bewertung vom 03.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


sehr gut

Zurückgelassene Katzen einer fast verlassenen Stadt setzen sich zur Wehr


Ich vergebe 3,5 Sterne - in Ermangelung halber Sterne runde ich hier auf 4 Sterne auf.

Die Katzen sollen aus der Stadt vertrieben werden, um einem neuen Bauvorhaben nicht mehr im Wege zu stehen. Dazu ist den Verantwortlichen jedes Mittel recht. Vom Diebstahl einer Besitzurkunde über das Abhacken von Katzenpfoten zum Hetzen durch Hunde ist alles dabei. Doch die Katzenclans der Stadt tun sich zusammen, um ihre Heimat nicht zu verlieren. Sie hecken einen Plan aus, um die Eindringlinge zu vertreiben und ihr Bleiberecht durch die Besitzurkunde zu beweisen. Unterstützt werden sie durch die Tierärztin des Ortes.

Ich war mir erst unsicher, um was für ein Buch es sich hier handelt: Kinder-/Jugendbuch? Fantasy? Krimi? Ich hatte anfangs massiv Probleme, in die Geschichte reinzukommen, da der Aufbau sehr ungewöhnlich ist. Hier gibt es keine Kapitel, sondern sehr kleine Abschnitte, pro Seite 1- 3, die jeweils mit einem fettgedruckten Vorsatz beginnen, der sich im Abschnitt dann wiederholt. Das war für meinen Lesefluss eine echte Herausforderung und ich habe es mir dann angewöhnt, diesen Vorsatz gar nicht mitzulesen. So kam ich einigermaßen zurecht. Der Schreibstil ist lebendig und gut zu lesen, manchmal eher an ein Kinderbuch erinnernd, dann wieder eher nicht für Kinder geeignet. Diese Diskrepanz hat mir dann auch ein bisschen zu schaffen gemacht und ich war mir lange nicht sicher, ob ich mit dem Buch glücklich werde oder nicht. Es spielen haufenweise Katzen mit (um die 30), die nahezu alle beschrieben und charakterisiert werden. Den Überblick bekam ich dann erst im Laufe des Buches. Es gibt sogar einige s/w-Zeichnungen, die beim Kennenlernen der Katzen behilflich sind.

Letztlich komme ich zu mehreren Ergebnissen:
1. es ist ein Fantasy-Katzen-Krimi für Leser ab ca. 14 Jahren
2. mir gefällt das Buch ganz gut, da es rasant und spannend ist, wenn auch teils weit hergeholt
3. man muss sich auf den ungewöhnlichen Aufbau einlassen können, um die Geschichte zu genießen
4. es ist definitiv ein Buch für Katzenfans

Das Cover gefällt mir übrigens ausgesprochen gut, da es ein wenig düster ist, so wie die Story auch.

Mir fällt eine Bewertung ein bisschen schwer, ich entscheide mich dennoch für 3,5 Sterne – also zwischen gut und sehr gut. Zu 4 oder mehr Sternen hat es für mich persönlich wegen des schwierigen Leseflusses, der oftmals unrealistischen Handlung (ich weiß, Fantasy, aber trotzdem) und des Wechsels zwischen teils Kinderbuchschreibstil und dann wieder sehr düsteren Szenen nicht gereicht.

Bewertung vom 02.10.2022
Die kleine Elster Elsa - Viktor in Not!
Trunk, Hanna

Die kleine Elster Elsa - Viktor in Not!


ausgezeichnet

Gemeinsam schaffen wir alles – zauberhaftes Kinderbuch über Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen


Die kleine Elster Elsa und ihr bester Freund Viktor spielen gemeinsam am See. Sie rutschen wie wild auf Blättern den höchsten Hügel immer wieder herunter. Bald gesellen sich ihre anderen Freunde vom See dazu: Frösche, Wasserschnecke, Libelle, diverse Mücken, Wasserläufer, Feldmäuse und viele andere. Gemeinsam haben sie viel Spaß beim wilden Rutschen. Doch plötzlich verunglückt Viktor und bricht sich einen Flügel. Jetzt ist guter Rat teuer, ist er doch auf dem Boden leichtes Ziel für Feinde. Er muss es also irgendwie auf einen Baum schaffen. Aller überlegen laut durcheinander, kommen aber zu keinem hilfreichen Ergebnis. Da meldet sich die kleine, leise Spinne Luise, die seit langer Zeit die Elstern und ihre Freunde beobachtet hat, von den anderen aber nie bemerkt wurde, weil sie so klein und leise ist. Sie findet eine Lösung und gemeinsam machen sich die Tiere daran, Viktors Flügel zu richten und zu schienen. Viktor ist gerettet – und ganz nebenbei haben sie in Luise noch eine weitere Freundin gefunden.

Die großformatigen, zuckersüßen Zeichnungen, die sich immer über eine gesamte Doppelseite erstrecken sind herzallerliebst und es gibt so vieles zu entdecken. Hier wird man förmlich mitgerissen beim Toben und Rutschen und kommt selbst aus dem Grinsen nicht heraus, weil die Tiere so eine sichtlichen Riesenspaß haben. Hier springt einen die Lebensfreude förmlich entgegen und man leidet nach dem Unfall mit Viktor mit, nur um sich kurz später über die tolle Hilfeleistung der anderen zu freuen.

Die Geschichte wird in kurzen, pro Doppelseite 3-10 Zeilen umfassenden, kindgerechten Texten erzählt und ist damit perfekt geeignet zum Vorlesen und auch für Erstleser. Neben dem ganzen Spaß und Abenteuer kommen aber auch so wichtige Botschaften wie Freundschaft, Vertrauen, gemeinsam sind wir stark nicht zu kurz und sind in eine wirklich liebenswerte, sehr süße Story verpackt, die einfach Spaß macht.

Ich finde das Buch schlicht absolut bezaubernd und gebe sehr gerne die vollen 5 Sterne. So süß!

Bewertung vom 01.10.2022
Die kleine Elster Elsa
Trunk, Hanna;Schickert, Marion

Die kleine Elster Elsa


ausgezeichnet

Die Elster, die ein Krokodil sein möchte – entzückendes Kinderbuch über Selbstbewusstsein


Elsa, die Elster, träumt sich bei einem Mittagsschläfchen nach Afrika. Dort trifft sie ein Nilpferd und stellt sich selbst vor als „Elsa, das Riesenkrokodil“, woraufhin das Nilpferd in Lachen ausbricht. Elsa ist darüber traurig, wollte sie doch eigentlich nur einen Freund finden. Dann erklärt ihr das Nilpferd, warum es doch eigentlich viel besser ist, eine Elster zu sein und dass Elsa sich nicht als etwas Größeres, vermeintlich Besseres hinstellen muss, um Freunde zu gewinnen. Sie erklärt ihr, was sie als Elster alles für tolle Sachen machen kann und das es doch wunderbar ist, eine Elster zu sein und dass sie auch so sehr gerne Freunde sein können. Elsa freut sich sehr. Als sie aus ihrem Traum erwacht und ihren Elster-Freund Viktor vor sich sieht wird Elsa eins ganz klar: es ist wunderbar, eine schlaue und flinke kleine Elster zu sein!

Das Buch besticht durch seine großformatigen, zuckersüßen Zeichnungen, die sich immer über eine gesamte Doppelseite erstrecken. Herzallerliebst und mit viel Liebe zum Detail unterstreichen diese die liebenswerte Geschichte. Die Mimiken der Tiere haben mich oft zum Lachen gebracht, so ausdrucksstark und einfach zuckersüß sie gezeichnet sind.

Der Text umfasst je Doppelseite immer 2-10 Zeilen und ist damit schön kurz, kompakt und kindgerecht und damit sehr gut zum Vorlesen schon für die ganz Kleinen oder auch für Erstleser, ohne diese zu überfordern.

Selbstvertrauen, Freundschaft und die eigenen Stärken entdecken, das sind die Themen, die hier liebevoll und liebenswert verpackt sind. Jeder ist gut, so wie er ist und keiner muss sich verstellen, um besser, größer, schneller, klüger zu erscheinen.

Eine süße Geschichte mit wichtiger Botschaft und zuckersüßen Zeichnungen. Ich bin ganz angetan davon, daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 24.09.2022
Ein Leben für den guten Geschmack
Lafer, Johann;Hofer, Jan

Ein Leben für den guten Geschmack


ausgezeichnet

Biografie mit persönlichen Einblicken und Rezepten von einfach bis anspruchsvoll


Das ist kein normales Kochbuch, sondern eine Biografie mit Rezepten aus den jeweiligen Lebensstationen. Die Kapitel sind:

1. Kindheit (8 Rezepte)
2. Lehrjahre (5 Rezepte)
3. Wanderjahre (7 Rezepte)
4. Guldental und Stromburg (13 Rezepte)
5. TV und Medien (6 Rezepte)
6. Immer wieder was Neues (6 Rezepte)
7. Auf in die Zukunft (6 Rezepte)

Jedes Kapitel beginnt mit einer von Jan Hofer erzählten Biografie der jeweiligen Epoche, sehr persönlich und unterhaltsam.

Ich mag das Buch, weil es viele persönliche Einblicke in das Leben und Wirken von Johann Lafer gibt, den ich schon lange sehr gerne mag (ich habe viele seiner Kochbücher). Jan Hofer, ein sehr guter Freund von Johann, erzählt von den prägendsten Momenten in Johanns Leben, von Kindheit an bis zur aktuellen Zeit. Dabei ist es bei weitem nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, sondern auch die nicht so schönen Dinge werden hier erwähnt.

Die Rezepte sind sehr vielfältig, von ganz leicht bis ziemlich aufwändig ist alles dabei. Es gibt Hauptspeisen mit Fleisch, Fisch und vegetarisch sowie viele Süßspeisen/Desserts. Bei vielen der Rezepte steht dann noch eine kleine Anekdote zum Gericht mit dabei.

Ein wie ich finde sehr persönliches Kochbuch, dass Johann Lafer irgendwie greifbarer macht und das in einem sehr gut zu lesenden, humor- und liebevollen Schreibstil verfasst ist. Das Cover vom Schutzumschlag ist auf dem Buch selbst genauso gedruckt.

Es wurde übrigens zum 300-jährigen Jubiläum des Gräfe und Unzer Verlags veröffentlich. 300 Jahre! Wahnsinn!

Mir gefällt das Buch richtig gut und daher vergebe ich natürlich die vollen 5 Sterne.

Bewertung vom 23.09.2022
Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4
Dusse, Karsten

Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4


sehr gut

Wenn die Vergangenheit einen einholt – amüsante Fortsetzung


Björn hat sich in seinem Leben eingerichtet, lebt allein, versteht sich mit seiner Ex-Frau aber blendend und liebt seine Tochter über alles. Damit das alles auch weiterhin so gut läuft, sucht er 1 x im Monat seinen Therapeuten Joschka Breitner auf. Doch dieses Mal weist der ihn ab und benimmt sich seltsam, dafür liegt auf dem Tisch eine Zeitschrift mit dem aufgeschlagenen Artikel zu einem Tantra-Seminar. Björn ist sich sicher: die liegt da mit Absicht, Breitner will, dass er an diesem Seminar teilnimmt. Gedacht – getan. Kaum zurück, sucht er Breitner wieder auf, findet ihn aber gefesselt und misshandelt vor, in einer verwüsteten Praxis. Er findet Breitners Tagebuch, auf dass es der Täter wohl abgesehen hat. Darin hat Breitner seine Vergangenheit als Baghwan-Anhänger festgehalten und das eine oder andere große und schreckliche Geheimnis. Und Björn wird langsam klar, wer der Täter ist und er gedenkt, diesen unschädlich zu machen. Denn mal im Ernst: er braucht seinen Therapeuten, da kann es nicht angehen, dass dieser bedroht und verletzt wird.

Auch bei diesem inzwischen 4. Teil habe ich wieder sehr gelacht. Ich liebe diesen ganz besonderen Schreibstil, der aus Wortwitz par excellence besteht und der irre Spaß macht. Die Handlung fand ich super gelungen, jedoch war es mir zu viel Baghwan-Geschwurbel, das hätte man gerne deutlich einkürzen können. Breitners Vergangenheit ist ein kleiner, eigenständiger Thriller, den man aus dessen Tagebuchaufzeichnungen erfährt und der mir sehr gut gefallen hat. Die Figuren sind mal wieder detailliert und so lebendig beschrieben; bei manch einem fast zu greifbar (Kopfkino ist nicht immer hinreißend, vor allem wenn es um das schrunzelige Gemächt eines alternden, unsympathischen Idioten geht „lach“).

Schön finde ich wieder einmal das Cover, das einen hohen Widererkennungswert hat mit diesem Steinturm und der Schrift. Auch sind die Zitate bzw. Sprüche, die immer ein neues Kapitel einleiten und aus der Feder von Joschka Breitner stammen, tatsächlich immer genial. Hier kann man wirklich noch was lernen und versuchen, im Alltag umzusetzen, um selbst achtsamer zu werden.

Ich habe übrigens Teil 1 damals nicht gelesen, sondern gehört. Kongenial gelesen von Matthias Matschke. Seitdem sehe ich Björn Diemel vor meinem geistigen Auge immer als Matthias Matschke und höre beim Lesen seine Stimme – was immer wieder einfach fantastisch ist. Ich feiere das wirklich!

Von mir sehr gute 4/4 Sterne. Ein toller 4. Teil, wenn auch ein bisschen viel Baghwan drinsteckt.

Bewertung vom 20.09.2022
Hamburg im Zorn
Kleinknecht, Markus

Hamburg im Zorn


ausgezeichnet

Bombenanschläge in Hamburg und Berlin – atmosphärischer, unter die Haut gehender Thriller


Auf einem Parteitag der SfD (Stimme für Deutschland) geht eine Bombe hoch und tötet nahezu die gesamte Führungsriege der Partei. Die Gelegenheit packt die bisherige Nr. 2, Konstantin Kraft, beim Schopfe und übernimmt die Führung. Sein Ziel: die Wiedereinführung der Todesstrafe, die bei ihm „finaler Bevölkerungsschutz“ heißt. Damit will er Wählerstimmen fangen und in den Bundestag einziehen, womöglich sogar Kanzlerkandidat werden. Nahezu zeitgleich wird auf die Redaktion der „Lauffeuer“, einer Online-Zeitung, ein Brandanschlag verübt und der Chefredakteur lebensgefährlich verletzt. Die hinterlassene Botschaft lässt auf Rechtsradikale als Täter schließen, die werden auch gefunden, geben aber an, nur im Auftrag eines Unbekannten gehandelt zu haben. Charlotte, Fotografin, und Jan, Journalist, machen es sich zur Aufgabe, die Tat aufzuklären. Dabei stoßen sie auf mögliche Zusammenhänge zu Konstantin Kraft. Als dann im Hamburger Hafen eine weitere, am Riesenrad platzierte Bombe explodiert und zahlreiche Menschenleben kostet, steht schnell fest: hier geht es um was Großes.

Mein erstes Buch von Markus Kleinknecht und wow! Was für eine Bombe! Hier passt irgendwie alles: vielschichtige Charaktere, die wunderbar ausgearbeitet sind, ein Setting, dass ich mir bildlich vorstellen konnte, da ich in Hamburg und Berlin schon war, eine Handlung, die extrem fesselnd ist und ein Schreibstil, der so gut zu lesen ist. Ein politischer Thriller, aber keineswegs kompliziert oder schwer zu verstehen ist, sondern sehr gut aufgebaut und erklärt, mit einem Handlungsstrang, dem man wunderbar folgen kann. Die Gedanken des Attentäters, wie er sich die möglichen Szenarien vorstellt, die beim Zünden der Riesenradbombe eintreten können – ich hatte echt Gänsehaut. So eiskalt und berechnend und völlig ohne Gefühl. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die hier geschilderten Szenen keinesfalls einer Grundlage entbehren, sondern genau so tatsächlich passieren könnten.

Für mich ein fesselnder Thriller mit Charakteren, die authentisch sind und einer Handlung, die unter die Haut geht. Grandiose 5/5 Sterne.

Es handelt sich hier um die sogenannte „Jan Fischer und Charlotte Sander-Reihe“. Hamburg im Zorn ist Teil 4 der Reihe. Die Einzelbände sind jedoch in sich abgeschlossen und daher auch einzeln lesbar.

Bewertung vom 15.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


ausgezeichnet

Die Geschichte eines Lebens – voller Humor, Glück und Leid und wunderbar fesselnd geschrieben


Paul lebt die ersten Kleinkindjahre überglücklich im „Weißwurschthimmel“, bei seinen Verwandten in Bayern. Bis eines Tages seine Mutter in von jetzt auch nachher dort herausreißt und nach Dortmund mitnimmt. Zusammen mit ihr und seinem Stiefvater Helmut beginnt dort nun sein neues Leben. Paul hatte noch nie Probleme, Freunde zu finden und schon bald ist er auch im Ruhrpott so richtig angekommen. Schule, Ausbildung, Abbruch, Arbeit, Studium – er hat so ziemlich alles durch und nichts so richtig abgeschlossen. Er liebt das Leben einfach viel zu sehr, um sich dauerhaft in einen festen Job zwingen zu lassen. Nicht nur das Leben, sondern auch die Frauen. Paul macht viele Bekanntschaften, genießt sein Leben, erlebt Liebe und Leid, segnet mehrere Male beinahe das Zeitliche und rappelt sich doch immer wieder auf. So hangelt er sich durchs Leben, wohnt in besetzten Häusern, kleinen Buden oder WG´s, bis er sich dann mit seiner Cora doch häuslich niederlässt und sich endgültig auf die Schauspielerei einlässt und eine eigene Familie gründet.

Erst einmal hat mich das tolle Cover mit dem Lausbubengrinsen sofort angesprochen! Dann ist es geschrieben von Michael Brandner, denn ich aus Hubert und/ohne Staller kenne und sehr mag. Klar, dass ich das Buch lesen musste. Zum Glück!
Aus diesem Buch springt einen die Liebe zum Leben und zu den Menschen förmlich an. Wie Brandner die Gefühle seines Hauptcharakters Paul beschreibt, dessen Liebe zu seinem kleinen Bruder und seinem alkoholkranken Stiefvater, aber auch die sehr schwierige Beziehung zu seiner Mutter und ihre Erwartungen, mit denen sie ihn unter Druck setzt – das macht richtig Spaß zu lesen. So schwierig Pauls Leben irgendwie ist, so wunderbar vom Glück durchzogen ist es. Paul ist ein Lebenskünstler, ein Sonnenschein und ein echt dufter Kerl. Voller Humor, Wärme und verrückter, trauriger, berührender Erlebnisse war es für mich ein Leichtes, jede Seite dieses Buches zu genießen. Ich begleite Paul vom Jahr 1951 bis 1994 und darüber hinaus durch sein Leben mit Höhen und Tiefen, das jetzt eigentlich gar nicht so etwas Besonderes ist. Und doch hat mich das Buch echt mitgerissen. Ein tolles Leseerlebnis. Ich bin einfach so hindurchgerauscht – wie Paul durch sein Leben. Michael Brandner ist also nicht nur ein toller Schauspieler, sondern er kann auch noch Bücher schreiben – und wie! Von mir daher ganz klar 5/5 Sterne.

Bewertung vom 14.09.2022
Die verlorene Rezeptur / Die Zuckermeister Bd.2
Voosen, Tanja

Die verlorene Rezeptur / Die Zuckermeister Bd.2


sehr gut

Magische Süßigkeiten, eine verlorene Rezeptur, ein verschwundener Nachbar – buntes Magieabenteuer mit Freundschaft als Grundthema

Elina, Charlie und Robin sind inzwischen beste Freunde. Als Robins immens wichtiges Zuckerbäckerwerkzeug kaputt geht, suchen sie Hilfe beim Nachbarn Herrn Schnotter. Der führt sich in die magische Bittersüße Allee, wo sie jedoch teilweise auf Ablehnung stoßen. Ihnen wird klar, hier stimmt was nicht und die Gerüchte über die Rückkehr der Anderwärts-Gesellschaft sind auch sehr beängstigend. Als dann auch noch Herr Schnotter spurlos verschwindet, sind sich die drei Freunde schnell einig: sie müssen helfen und den mysteriösen Spuren nachgehen. Auch, wenn sie dabei selbst in Gefahr geraten. Vor allem müssen sie die verlorene Rezeptur finden – denn damit hängt fast alles zusammen.

In diesem 2. Teil geht es schon ein wenig gefährlicher zu, als im vergleichsweise harmlosen ersten Teil. Auch empfinde ich die Geschichte rund um die Zuckermeister und die Anderwärts-Gesellschaft, um deren Feindschaft etc. doch teils ein wenig verwirrend. Das sowie die Umstände des Todes von Herrn Schnotters Frau, sein Verschwinden, die Feindseligkeit, mit der Magier den Menschen begegnen ist im Vergleich zum Rest der Geschichte, bei dem es schließlich grundsätzlich einfach mal um magische Süßigkeiten geht – also sehr kindlich – irgendwie nicht so ganz passend. Nichtsdestotrotz schafft Tanja Voosen auch hier wieder eine bunte Welt aus Magie, die geprägt ist von Süßigkeiten. Die Freundschaft zwischen Elina, Charlie und Robin steht hier ganz klar im Vordergrund und wird auch öfter deutlich hervorgehoben. Insofern geht es um die Themen Freundschaft, Vertrauen, Zusammenhalt. Verpackt in eine bunte Welt voller magischer Süßigkeiten, dunkler Geheimnisse und gefährlicher Gesellen.

Fazit: für Kinder von 9 bis ich würde sagen 12/13 Jahren sicher ein spannendes, magisches Abenteuer. Teils sehr kindlich, teils wie ich finde etwas verwirrend und düster – was irgendwie nicht so recht zusammenpasst. Dennoch eine tolle Idee, die sich auch sicher noch weiter ausbauen lässt. Von mir gibt es 3,75 Sterne.

Bewertung vom 12.09.2022
Mach es bunt Erlebnisbuch
Frey, Franziska

Mach es bunt Erlebnisbuch


sehr gut

Das erste Tagebuch für die Kleinen – perfekt für den Einstieg


Es gibt insgesamt 30 Erlebnis-Seiten, die immer gleich aufgebaut sind. Auf der linken Seite kann man ankreuzen und ausfüllen, was/wann das Erlebnis war, was der beste Moment dabei war, wie es gewesen ist und was vielleicht dabei auch voll in die Hose ging. Auf der rechten Seite ist dann ganz viel Platz für eigene Einträge, ein Foto oder eine Zeichnung. Zwischen diesen Erlebnis-Seiten gibt es dann Tipps für Spiele, Unternehmungen, Rätsel, Labyrinthe und auch immer mal wieder eine Doppelseite „Platz für ein spektakuläres Gemälde, verrückte Fotos und mehr!“. Das Buch ist komplett in schwarz-weiß gehalten, damit man es – wie der Titel es ja schon sagt – bunt machen kann.

Mir gefällt der Aufbau sehr gut und die Idee ebenfalls. Was ich nicht so gut finde ist, dass ganze 6 Labyrinthe in dem Buch sind. Da hätte eins gereicht und dafür noch 5 andere Ideen (z.B. Zahlenbilder Punkt zu Punkt, Finde den Fehler zwischen zwei Bildern, Finde Paare, Wimmelbild,…). Da hätte ich mir deutlich mehr Abwechslung gewünscht.

Dennoch ist das Buch sehr schön und liebevoll gestaltet und gerade für Anfänger ein toller Einstieg in die Welt des Tagebuchschreibens. Zudem eine Erinnerung, die bleibt und die in einigen Jahren sicher für ganz viel Freude sorgt.

Von mir sehr gute 4/5 Sterne.