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gaby2707

Bewertungen

Insgesamt 2108 Bewertungen
Bewertung vom 13.04.2024
Befreit
Erlemann, Johannes

Befreit


ausgezeichnet

„Das Leben ist schön“
Bei diesem Satz ganz am Ende der Geschichte sind ein paar Tränen geflossen. Warum? Das findet ihr beim Lesen des Buches ganz schnell selbst heraus.
Und bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, habe ich mir den 16-seitgem Bildteil in der Mitte des Buches angeschaut, mit persönlichen Bildern der Familie Erlemann um einen kleinen Einblick in ihr Leben zu bekommen.

Aber von vorn:
Ich kann mich noch gut an die Berichterstattung im Jahr 1981 erinnern und fand es schrecklich, mir vorzustellen, was der damals gerade mal 11-jährige Johannes da alles durchmachen musste. Auch seine Freilassung ging durch alle Zeitungen.
Ich habe das Buch von Johannes Erlemann über sein Leben vor, während und nach der Entführung richtig genossen. Ich lerne seine Eltern Jochem und Gabi und auch seinen Bruder Andreas kennen. Johannes oder „Schnucki“, wie ihn sein Vater liebevoll nennt, wird in eine sehr privilegierte Familie hinein geboren. Ich beneide ihn um diese Kindheit im Luxus und finde es toll, dass er dadurch trotzdem recht bodenständig und manchmal ein kleines Schlitzohr geblieben ist. Schmunzeln musste ich bei seinem Bericht über eine Gartenparty in Saint Tropez, die durch einen von ihm, seinem Bruder und seinen beiden Cousins verursachten „Sommerregen“ gecrasht wurde. Durch eine Diagnose, die das Leben seines Bruders rundherum ändert und auf den Kopf gestellt hat, wird auch er erst mal ins Bodenlose gestoßen. Es war so schön zu lesen, dass sich sein Bruder doch ganz langsam erholt und ein zwar anderes, aber trotzdem gutes Leben führen konnte. Ich beobachte den finanziellen Aufstieg seines Vaters sowohl in Deutschland als auch in den USA. Als auch den Zusammenbruch seines Imperiums kurz vor der Entführung und seine Inhaftierung wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung.
Im Entführungsfall habe ich den kleinen Johannes immer wieder bewundert bzw. auch seiner Mutter in Gedanken gedankt, die das aus ihm gemacht hat, was er damals war: ein kleiner Junge, der sich durch nichts erschüttern ließ. Ich finde es so toll, dass er sich nie hat verunsichern lassen, dass er immer gewusst hat, dass seine Eltern, besonders seine Mutter, ihn nie im Stich lassen würden. Und es kommt in diesem Buch auch sehr gut rüber, wie viel Kraft er für sich selbst aus diesem Wissen schöpfen konnte. Wie schlimm muss es für diesen kleinen Kerl gewesen sein, zwei Wochen lang in einer Kiste den Mut und die Zuversicht frei zu kommen nie zu verlieren. Nach Zahlung der höchsten Lösegeldsumme, die jemals in Deutschland für eine Kindesentführung bezahlt wurde, kommt er endlich frei und kämpft sich alleine nachhause durch. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich den kleinen Mann für sein Tun, seine Zuversicht und sein Durchhaltevermögen in der ganzen Zeit bewundere.
Mich hat es erschüttert, wie mit dem kleinen Kerl nach seiner Freilassung umgegangen wurde. Durch die Polizei und auch durch die Medien, die ihm keine Ruhe, keine Zeit zum durchatmen gelassen haben. Unvorstellbar, was er auch da alles durchgestanden hat.
Nach 40 Jahren entschließt sich Johannes Erlemann dann seine verlorene Kindheit und den größten Entführungsfall in Deutschland in einem Film, einer Dokumentation und einem Buch aufzuarbeiten. Ich finde es so ermutigend, wenn er erzählt, warum er heute sein Leben mit allen Höhen und Tiefen gegen nichts eintauschen würde.
Die Dokumentation und den Film zur Entführung habe ich im vergangenen Jahr leider verpasst, werde sie mir aber auf alle Fälle noch anschauen. Das Buch habe ich mit Begeisterung und Bewunderung gelesen.

Eine fesselnde Geschichte, die Hoffnung gibt und Mut im Umgang mit schweren Krisen machen kann. Ich habe diese Zeitreise und das Bild auf unsere damalige Gesellschaft sehr genossen.

Bewertung vom 12.04.2024
Entführt und Lustvoll benutzt   Erotischer Roman
Lind, Freja

Entführt und Lustvoll benutzt Erotischer Roman


ausgezeichnet

Ich bin begeistert

In 4 Akten und 22 Kapiteln lerne ich Rina Kruske, Anfang 40, kennen, eine Künstlerin, die ihr Leben durch Kunstkurse finanziert. Wo Können und Erfolg leider keinen gemeinsamen Weg gehen. Rina, die ihrer Einsamkeit durch Rotwein zu entkommen versucht. Die nach einer Nacht auf einer Parkbank in einem verschlossenen Zimmer aufwacht. Und wer bitte ist E. B.?
Was dann alles passiert, hat mich total fasziniert!

Ich kannte Autorin Freja Lind bis zu diesem erotischen Roman nicht. Was sich aber in Zukunft ganz bestimmt ändern wird. Mit ihrer Figur Rina zusammen lasse ich mich in ihre kreative Stille fallen und gebe mich ganz dieser Geschichte hin, die mich ab der ersten Seite gefangen nimmt. Ich mag den leichten, lockeren, sehr freizügigen und bildhaften Erzählstil bei dem es auf den ersten Seiten bereits zur Sache geht. Der aber weder anstößig wirkt, noch geht sie mit ihren Beschreibungen derb unter die Gürtellinie. Mit dieser Geschichte, deren Klappentext mich schon fasziniert hat, knipst sie sofort mein Kopfkino an, das dann heiß läuft. Meinen Geschmack hat sie mit ihrer leidenschaftlichen, erotischen und abwechslungsreichen Geschichte sehr gut getroffen.

Zum Abschluss bekomme ich als kleines Goodie noch einen Gutschein-Code, mit dem ich mir eine weitere heiße exklusive Geschichte der Autorin als E-Book aus dem Internet herunter laden kann. Und wie üblich ist auch hier ein Lesezeichen passend zum Buch mit dabei.

Bewertung vom 10.04.2024
Ich komme in die Schule / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.14
Rübel, Doris

Ich komme in die Schule / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.14


ausgezeichnet

Bald geht die Schule los

Im Bücherregal unserer Enkel stehen schon einige Bücher aus der Sachbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ aus dem Ravensburger Verlag. Und da unser Großer demnächst in die Schule kommt, kommt dieses Buch gerade recht.

Wann kommt man überhaupt in die Schule?
Was braucht man alles für die Schule?
Was passiert am ersten Schultag?
Wie sieht es im Klassenzimmer aus?
Wer ist alles in deiner Klasse?
Was lernst du noch außer Lesen und Schreiben?
Welche Räume gibt es in einer Schule?
Was kann man bei einem Klassenausflug erleben?
Wozu sind die Pausen da?
Kennst du deinen Schulweg?
Wie war es vor 100 Jahren in der Schule?
Wie ist Schule anderswo?

All diese Themen und verschiedenen Aspekte werden mit ganz viel Liebe zum Detail von Doris Rübel verständlich, kindgerecht und unterhaltsam für den Schulanfang erklärt und sind mit farbenfrohen Bildern von ihr unterlegt. Dazu kommen die vielen kleinen und großen Klappen unter denen sich noch mehr Informationen verstecken. Selbst mir als Vorlese-Oma macht es Spaß mich mit allen diesen Sachen, die auf die neuen Schüler zukommen, zu beschäftigen und an meine eigene Schulzeit zurück zu denken.

Ein tolles Buch um die kleinen ABC-Schützen mit Tom und seiner Freundin Anna auf die Schule vorzubereiten und ihnen auch ein wenig die Angst vor dem Beginn dieses neuen Lebensabschnittes zu nehmen.

Bewertung vom 09.04.2024
Feuerschattens erster Reiter / Die geheime Drachenschule - Die Vorgeschichte Bd.1
Skye, Emily

Feuerschattens erster Reiter / Die geheime Drachenschule - Die Vorgeschichte Bd.1


ausgezeichnet

Ein toller Einstieg in die Drachenschule

Auf den ersten Seiten der Geschichte erfahre ich, wie Jeremias zum McBain-Clan gekommen ist. Aber er wird von den Mitgliedern anderer Clans nicht anerkannt, da kein McBain Blut in seinen Adern fließt. Um endlich dazuzugehören willigt er in eine Mutprobe ein. Er macht sich auf den Weg zu einer riesigen Feuerstelle, über die ein Drache wacht – und wird entführt.

Für mich ist dies das erste Buch von Emily Skye, das ich gelesen habe und jetzt noch einmal mit meinem Enkel gemeinsam lesen werde.
Sehr schön gestaltet finde ich die beiden Coverinnenseiten. Auf der vorderen Seite stellen sich die wichtigsten Mitwirkenden vor. Was den Einstieg in die Geschichte erleichtert und auch schon neugierig macht. Auf er hinteren Seite bekomme ich als cooles Goodie noch den Drachen Feuerschatten als Aufsteller.
Die einzelnen Kapitel der Geschichte sind angenehm kurz und auch für noch nicht so gute Leser gut zu bewältigen. Dazwischen lockern Comiczeichnungen oder kurze comicartige Ausrufe das zu lesende auf. Die vielen farbigen Illustrationen von Pascal Nöldner gefallen mir ausgesprochen gut und geben der Geschichte den letzten Schliff. Ganz besonders gut gefallen mir hier auch die verschiedenen Wappen, die jedes neue Kapitel einleiten. Die Seitenzahlen werden von einem kleinen Ritterschild umrahmt. Alles Kleinigkeiten, die den Charme und den Reiz dieser Geschichte unterstreichen.
Da die Spannung nicht ausufert, finde ich die Geschichte auch für 6-jährige schon gut zu verstehen und nicht erdrückend. Sowohl beim vorlesen als auch beim vielleicht ersten selbst lesen.

Eine wunderbare Drachengeschichte, die die Themen Freundschaft und Ausgrenzung mit viel Einfühlungsvermögen behandelt. Ein Buch, nicht nur für kleine oder auch große Drachenfans.

Bewertung vom 09.04.2024
Kalte Marsch / Kommissar John Benthien Bd.10
Ohlandt, Nina

Kalte Marsch / Kommissar John Benthien Bd.10


ausgezeichnet

Auch der 10. Fall hat Suchtpotential

Nach seiner Strafversetzung auf eine Ein-Mann-Wache nach Friedrichstadt, einer kleinen Stadt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein zwischen den Flüssen Eider und Treene, hat es KHK John Benthien momentan mit weniger spannenden Fällen zu tun. Einzig seine Tochter Celine, die sich einer Gruppe Klimaschützern angeschlossen hat, hält ihn hier und da auf Trab. Doch dann werden Laas Riewerts, der auch sein Vermieter ist, und dessen Frau Mette ermordet in ihrem Haus gefunden. Beide gehörten einer streng nach dem Wort der Bibel lebenden Freikirche an.
Johns ehemaligen Kollegen, die Kommissare Tommy Fitzen und Lilly Valesco, sowie Staatsanwältin Sanna Harmstorf werden für diesen Fall abgestellt. John soll sich vorerst aus dem Fall raus halten. Bis zu dem Zeitpunkt als hinter seinem Haus unter einem Baum die Leiche einer seit 10 Jahren vermissten Frau gefunden wird und John erste relevante Spuren findet.

Auch in seinem 10. Fall hat mich John Benthien wieder voll von sich und vor allem von seiner Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und damit einen Fall zu lösen überzeugt. Und nicht nur mich.
Auch wenn man die anderen Fälle nicht kennt, die ebenfalls alle in sich abgeschlossen sind, hat man keine Probleme in den neuen Fall einzutauchen. Ich finde es aber immer schöner, wenn ich gerade die Ermittler mit ihrem Privatleben nach und nach immer besser kennenlernen kann.
Auch diesmal habe ich mich mit ihm und Celine und auch mit seinem Vater Ben, der zu Besuch kommt, sehr wohl gefühlt. Auch Tommy und Lilly habe ich im Laufe der jahrelangen Ermittlungen richtig ins Herz geschlossen. Die drei Ermittler der Kripo Flensburg sind aber auch ein unschlagbares Team, das hoffentlich bald wieder zusammen auf Ermittlungstouren geht.
Den Fall, der sich hauptsächlich um eine Freikirche bzw. ich würde sie sogar als Sekte bezeichnen, dreht, finde ich sehr interessant und auch verstörend. Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Glaubensgemeinschaften mit solch krassen Verhaltensmustern auch heute noch und vielleicht sogar hier bei uns gibt, bekomme ich Gänsehaut. Wie schnell man in die Fänge einer solchen Gemeinschaft kommen kann, lesen wir hier durch das Beispiel von Jaane Harmstorf, die Schwester von Staatsanwältin Sanne. So toll, wie sie sich für ihre Schwester einsetzt, obwohl sie damit ihrer Karriere massiv schaden könnte. Da zählt Familie halt doch mehr als Karriere.
Sehr spannend und interessant finde ich die verschiedenen Menschen, die ich von der Freikirche kennenlerne. Die Brüder Abbe und Keke Boysen, die von ihrem kranken Vater die Führung der Kirche des wahren Glaubens übernehmen wollen. Und die spirituelle Anführerin Nele Flohr, bei deren Weissagungen sich mir die Haare aufgestellt haben. Sie alle machen diesen Fall zu etwas besonderem.

Ein Fall mit einem hohen Spannungsbogen, einem fesselnden Fall, interessanten Menschen in einer Umgebung in der ich gerne mal Urlaub machen würde.
Meine Empfehlung ist diesem Buch gewiss.

Bewertung vom 05.04.2024
Schwabing 62
Mayer, Gretel

Schwabing 62


ausgezeichnet

Ich wäre gerne schon damals in München gewesen

In Schwabing, dem damaligen Künstler- und Szeneviertel von München, wird die 36-jährige Berenike von Rahnstedt von ihrem 7-jährigen Sohn Wolfgang tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass die lebenslustige Nike, die in den Schwabinger Künstlerkreisen ein ausschweifendes und sehr lockeres Leben geführt hat, erschlagen wurde. Ist die Gräfin, die in einer sexuellen Dreierbeziehung mit ihrer Freundin Lieselotte „Lou“ Berghammer und dem jungen Peter Konzelmann lebte, einem Eifersuchtsdrama zum Opfer gefallen?
KHK Korbinian Hilpert und sein Kollege KHK Ludwig Waldleitner der Abteilung Mord I beim Polizeipräsidium München in der Ettstraße müssen bei einigen Verdächtigen tief in die Schwabinger Szene und auch in die Tiefen der Politik eindringen.

Gräfin Berenike „Nike“ von Rahnstedt ist schon eine auffällige Person. Gesegnet mit einer außergewöhnlichen Schönheit, einem wachen Geist, nahm sie aber wohl zu viele Pillen, bewusstseinserweiternde Substanzen und Alkohol um ihrem Alltag als alleinerziehende Mutter, die dauernde Geldsorgen quälten, mit ihrem kleinen Sohn Wolferl oder Bubi, wie sie ihn liebevoll nannte, meistern zu können. Durch das Manuskript zu dem autobiographischen Buch „Die Geflügelte“, das sie schreiben wollte und das die Ermittler in ihrer Wohnung finden, lerne ich die Frau auch mit einem düsteren Geheimnis aus ihrer Vergangenheit immer besser kennen. Auch hierin könnte für Jemanden ein mögliches Motiv sie beseitigen zu wollen, liegen.
Den jungen Kommissar Hilpert habe ich bereits 1952 bei seinen ersten Ermittlungen begleitet und mich gefreut, ihn hier zusammen mit seiner Frau Evi und Tochter Elsie wieder zu treffen. Ich fand es toll, dass mich die Ermittler bei der Suche nach dem Mörder an ihren Gedanken und Gesprächen haben teilhaben lassen. Als dann kurz vor Ende der Geschichte die Auflösung in Form eines Geständnisses ans Licht kommt, war ich doch baff. Damit hatte ich nicht gerechnet; konnte aber die Wut und die Enttäuschung, die zu der Tat geführt haben, sehr gut nachvollziehen.
Obwohl es gar nicht so viele Tatverdächtige sind, die hier in Frage kommen, steht der Spannungsbogen von Anfang an recht hoch und bleibt dort oben bis zum Schluss.
Neben dem Mordfall spielen die Schwabinger Krawalle im Juli 1962, in die junge Studenten und Künstler immer wieder verwickelt waren und bei denen die jungen Polizisten nicht immer zimperlich mit ihnen umgingen, eine Rolle. Bei dem Straßenfeger im TV „Das Halstuch“ von Frances Durbridge werden Kindheitserinnerungen wach. Auch Franz-Josef Strauß begegne ich hier in einer kurzen Szene. Was heute für uns Frauen unvorstellbar ist: damals brauchte die Ehefrau von ihrem Mann die ausdrückliche Erlaubnis, wenn sie arbeiten gehen wollte.
In „Schwabing 62“ gibt mir Autorin Gretel Mayer Einblicke in die gesellschaftliche Lage von damals in München. Auf der einen Seite stehen die veralteten Moralvorstellungen der älteren Erwachsenen; auf der anderen Seite die Vorstellung von der freien Liebe, der freien Sexualität und der Selbstverwirklichung der Frau, die gerade Nike absolut anstrebt. Das Wohl ihres kleinen Sohnes hat sie dabei aber immer im Blick.
Ich fand es auch schön, dass es hier einige Menschen gibt, die bayerisch sprechen, was den Lokalkolorit hervorhebt. Sogar a bissel schwäbisch wird gschwetzt.

Ich liebe Geschichten aus der Stadt in der ich nun seit vielen Jahren lebe. Einiges habe ich wiedererkannt, anderes ist leider schon lange Vergangenheit. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne.

Bewertung vom 04.04.2024
Emil Igel
Gerber, Melanie

Emil Igel


sehr gut

Wie Igel Emil mit seiner Angst umgeht

Emil Igels Freund Nando ist krank und Emil will ihn besuchen. Aber wo ist denn bloß die Karte mit dem Weg zu ihm?
Wie Emil, der eigentlich vor allem Neuen Angst hat, den Weg nicht alleine zu finden umgeht, was er alles erlebt, wen er alles trifft, wie er mutig über sich hinaus wächst und trotz seiner Angst alles meistert, das hat Autorin Melanie Gerber in dieser kleinen abenteuerlichen Geschichte über den kleinen Igel Emil festgehalten. Mir hat besonders die Entwicklung die Emil hier macht und die sehr gut ausgearbeitet ist, sehr gut gefallen. Ich kann mir die verschiedenen Situationen und wie Emil damit umgeht, sehr gut vorstellen. Dass Emil bei diesem Abenteuer aber auch Spaß hat, kommt leider nicht so gut bei mir an.
Der Erzählstil ist, wie ich finde, absolut altersgerecht und mit seinen kurzen knappen Sätzen sehr gut verständlich.
Das übergroße Buch liegt sehr gut in der Hand und kann auch von 3-jährigen gut gehalten werden. Das einzig negative an dem Buch ist ein Klebefehler im Buchrücken. Stört beim Lesen nicht, mich leider schon.
Auf den ganzseitigen bunten Illustrationen von Doris Lecher gibt es so Vieles zu entdecken. Bei den liebevoll ausgearbeiteten Tiere kommen die Gefühle, die Emotionen und die gerade herrschende Stimmung sehr gut rüber. Gerade an Emils kleinem Gesicht kann man sehr gut ablesen, wie er sich gerade fühlt.
Sehr gut angenommen wird bestimmt auch das beigelegte „Leiterspiel“, das der ersten Umschlagseite gleicht. Die Spielanleitung ist kurz und verständlich und es macht bestimmt Spaß hier zusammen zu spielen und Emils Weg nach zu gehen. Ich freue mich schon, das Buch und das Spiel meinen Enkeln vorzustellen.

Eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Mut, Ängste überwinden und die Erkenntnis, dass man zusammen einfach alles schaffen kann. An Emil können wir uns alle ein Beispiel nehmen.

Bewertung vom 01.04.2024
Der längste Sommer ihres Lebens
Fried, Amelie

Der längste Sommer ihres Lebens


ausgezeichnet

Ein wunderbares Lesevergnügen

Auf der 110 Jahrfeier des von ihr geleiteten Autohauses Berner im fiktiven baden-württembergischen Meutlingen verkündet Geschäftsführerin Claudia Berner, 49, dass sie die Geschäfte demnächst in die Hände ihres Mannes Martin legen wird. Sie selbst will für das Bürgermeisteramt kandidieren und sich für eine modernere, nachhaltige und sozial gerechte Politik einsetzen. Ihre Mutter Marianne, 74, immer noch die Grand Dame des Autohauses hält weder etwas von der Übergabe der Geschäfte an ihren Schwiegersohn, noch von der Kandidatur ihrer Tochter.
Anouk, die bisher unauffällige brave Tochter des Hauses schmeißt am Tag ihrer Volljährigkeit die Schule und zieht in die WG einer Gruppe von Klimaaktivisten, denen sie sich angeschlossen hat, klebt sich an Straßen fest, wird bei einer Demo verhaftet und sitzt zwei Wochen in Bayern im Knast. Sie bricht jeden Kontakt zu ihren Eltern, die sich nach diesen Eskapaden einer Hausdurchsuchung stellen müssen, ab. Das alles hat natürlich Auswirkungen sowohl auf die Wahl zur Bürgermeisterin als auch auf ihre Ehe, die ganz langsam den Bach runter geht…

Amelie Fried ist es mit dieser Familiengeschichte und ihrem fantastischen Erzählstil ganz schnell gelungen mich direkt in die Familie Berner hinein zu katapultieren. Mit Claudia, Martin, Julian und Marianne habe ich um Anouk gebangt. Ich konnte Sohn Julians Wut so gut nachvollziehen, als er in der Schule wegen seiner familiären Verhältnisse ausgegrenzt wird. Ich habe auch Anouk verstehen können, die sich in ihrer Angst um unsere Welt in eine absolute Ausnahmesituation begibt. Ich fand es schrecklich beim langsamen Zerfall der kleinen Familie zuschauen zu müssen. Dass die bisher so disziplinierte Marianne ihre erste große Liebe wiederfindet und beschließt sich nur noch auf sich zu konzentrieren, was sogar ihre Wohnungseinrichtung einschließt, fand ich einfach rührend.
So einfühlsam, farbig und menschlich wie die Autorin die Menschen hier beschreibt, habe ich mich sehr gut in sie hinein versetzen können. Ich hätte gerade Anouk so gerne mal in den Arm genommen und ganz feste gedrückt. Bei Claudia war ich froh, dass sie Menschen wie ihre Freundinnen Ceyda, die ihr fast bis zur Selbstaufgabe hilft, und Tina, die ihr in Berlin Quartier gibt, um sich hat, die ihr beistehen. Ihre Unsicherheit und ihre Bedenken konnte ich zumeist gut verstehen. Vor allem, dass sie das Muttersein über alles stellt, fand ich sehr gut. Mit Martin hätte ich auch gerne mal ein ernstes Gespräch geführt und ihm den Kopf gewaschen. Selten hat mich eine Geschichte so aufgewühlt und betroffen gemacht.
Die verschiedensten Situationen, bei denen ich dabei bin, waren für mich alle sehr gut vorstell- und nachvollziehbar.
Das Verweben eines Familien-Unterhaltungsromanes mit den derzeit weiterhin aktuellen und brisanten politischen Themen ist Amelie Fried hier sehr gut gelungen. Drei Frauen, jede auf ihre Weise stark und kämpferisch, haben mir ein tolles Leseerlebnis geschenkt. Das Ende hat mich mit den vielen kritischen Situationen, die ich hier beim lesen durchlebt habe, wieder versöhnt.

Ich habe diesen Pageturner verschlungen und hoffe, dass das Buch noch ganz viele Leser*innen finden wird.

Bewertung vom 30.03.2024
Der Ernst des Lebens
Jörg, Sabine;Drescher, Antje

Der Ernst des Lebens


ausgezeichnet

Bald ist es soweit...

… und für unseren ältesten Enkel beginnt der Ernst des Lebens. Er kommt in die Schule. Da haben wir nach einem kleinen Geschenk gesucht und sind auf dieses Buch gestoßen.

„Warte mal ab, bis du sechs bist und in die Schule kommst. Dann beginnt der Ernst des Lebens“, hatte die Mama immer zu Annette gesagt. Was damit gemeint ist, darüber macht sie sich ab da Gedanken. Und auch ihre große Schwester Bettina macht ihr nicht gerade Mut, wenn sie über die Schule spricht. Als sie diesen „Ernst“ dann an ihrem ersten Schultag kennenlernt, merkt sie, dass er gar nicht so schlimm ist, wie sie es sich immer ausgemalt hatte.

Gleich auf der ersten Umschlagseite und dann auch auf dem Hinteren Innencover erwartet mich ein Sammelsurium von Schulmaterialien, die der kleine Schulanfänger bald brauchen wird.
In kurzen, für Kinder leicht verständlichen Sätzen beginnt dann auch schon die kleine Geschichte über Annette, die bald zur Schule kommt und sich die Fragen über den Ernst des Lebens stellt.
Ob der Witz, der hinter dem Ernst steckt, von jedem Kind gleich begriffen wird, ist fraglich. Aber ich denke im Laufe der Geschichte werden die Kleinen das schon herausfinden. Vor allem, weil Ernst ja wirklich ein lieber, netter Kerl ist.
Die ganzseitigen farbenfrohen Illustrationen von Antje Drescher geben der Geschichte den letzten Schliff und machen die Geschichte mit ihren Emotionen richtig greifbar.

Mir persönlich hat das witzige Buch sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was unser bald-Schuldkind dazu sagt.