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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2021
Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16
Marly, Michelle

Romy und der Weg nach Paris / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.16


ausgezeichnet

"Ich habe mein Schicksal selbst geschmiedet und ich bereue nichts." (Romy Schneider)
Schon im Alter von 15 Jahren spielte die aus einem berühmten Elternhaus stammende Romy Schneider neben ihrer Mutter in Filmen mit, doch ihren internationalen Durchbruch erlebte sie als 17-jährige mit den Verfilmungen über die österreichische Kaiserin Sissi. 1958 trifft die nun 20-jährige Schauspielerin bei Dreharbeiten zu dem Film „Christine“ auf den damals noch unbekannten französischen Schauspieler Alain Delon, die beiden verleiben sich ineinander, so dass Romy noch im gleichen Jahr nach Paris zieht, um dort nicht nur mit Alain zusammen sein zu können, sondern endlich auch den Stempel ihrer berühmten Paraderolle loszuwerden und anspruchsvollere Filmengagements als Charakterdarstellerin zu ergattern. Mit ihrem Umzug nach Paris verlor Romy Schneider einiges an Sympathien ihrer deutschen und österreichischen Anhänger, doch war es für sie auch ein Befreiungsversuch, der Fuchtel ihrer ehrgeizigen, bevormundenden Eltern zu entkommen und sich mehr auf sich selbst zu konzentrieren. Während Alain Delon langsam zum Weltstart mutierte, bekam Romy selbst kaum Filmanagebote, was sich erst mit der Begegnung von Luchino Cisconti änderte, der sie gemeinsam mit Delon auf eine Bühne in Paris brachte und ihren großen Durchbruch besiegelte. Nach vier Jahren Verlobungszeit bricht 1963 die Beziehung zwischen Romy und Alain entzwei, weil Delon seine Freiheit nicht aufgeben wollte und aufgrund dessen Untreue, wie es Romys Vertraute Coco Chanel ihr im Vorfeld schon prophezeit hatte…
Michelle Marly hat mit „Romy und der Weg nach Paris“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman mit autobiografischen Zügen vorgelegt, der nicht nur Anfänge der berühmten Schauspielerin Romy Schneider nachzeichnet, sondern vor allem ihre Pariser Zeit und ihre Beziehung zu Alain Delon in den Fokus rückt, wobei auch ihre eigenen Entwicklung sehr gut herausgearbeitet wird. Der flüssige und empathische Erzählstil lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um die Entwicklung von Romy Schneiders leben miterleben zu können. Aufgewachsen bei der Großmutter und dann in einem Internat geparkt, weil ihre berühmten Eltern ständig ihren Verpflichtungen als bekannte Schauspieler nachgingen, stand Romy mit dem Einfluss ihrer Mutter schon früh vor der Kamera und wurde bald selbst zum Star. Doch immer mehr fühlte Romy sich eingeengt und bedrängt, Rollen zu spielen, die sie nicht mehr erfüllten. Die Begegnung von Alain Delon gab ihr die Möglichkeit, dem Druck ihrer Mutter und ihres Stiefvaters zu entkommen, um nicht nur der Liebe eine Chance zu geben, sondern auch ihre Weichen für ihre schauspielerische Karriere zu stellen. Marly lässt den Leser ganz nah an die an sich zweifelnde Romy Schneider heran, die gegen Vorurteile zu kämpfen und mit viel Disziplin und harter Arbeit eine längere Durststrecke zu überwinden hat, bis sich der langersehnte Erfolg als Charakterdarstellerin einstellt, die dann auch endlich in Frankreich als Ikone verehrt wurde. Auch die Entwicklung vom süßen Mädchen zur charismatischen eleganten Frau mit Hilfe von Coco Chanel ist in Marlys Darstellung gut gelungen.
Charakterlich war Romy Schneider eine ewig Suchende, eine Frau mit großer Sehnsucht, verletzlich, sensibel und voller Selbstzweifel. Doch sie war auch eine Persönlichkeit mit viel Hingabe für ihren facettenreichen Beruf, der sie viel Kraft und Energie kostete.
„Romy und der Weg nach Paris“ lässt den Leser an einer sehr interessanten Phase im Leben des Weltstars Romy Schneider teilhaben, der nicht nur ein Auf und Ab in ihrer beruflichen Entwicklung aufzeigt, sondern auch feinfühlig mit der Persönlichkeit der äußerst begabten Schauspielerin umgeht. Großes Kino mit absoluter Leseempfehlung!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2021
Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4
Winterberg, Linda

Ein neuer Anfang / Hebammen-Saga Bd.4


ausgezeichnet

"Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung." (Salvador Dali)
1957 Berlin. Mehr als ein Jahrzehnt liegt der Krieg bereits zurück, die Mariendorfer Frauenklinik erstrahlt in neuem Glanz und kann sich aufgrund ihres guten Rufes über einen regen Zulauf freuen. Margot, Edith und Luise sind nach all den Jahren immer noch eng befreundet und stehen kurz vor dem Abschluss ihres Berufslebens. Die Hebammenausbildung wird nach langer Zeit wieder in der Klinik eingeführt, so dass sich Oberhebamme Luise vor Bewerbungen kaum retten kann und sich für 10 neue Anwärterinnen entscheiden muss. Edith ist aus der Schweiz zurückgekehrt und deren Tochter Jule konnte ebenfalls einen Platz ergattern. In Helga und Marion findet sie bald nicht nur Leidgenossinnen, sondern auch enge Freundinnen. Währenddessen sucht Margot Ablenkung von ihren trüben Gedanken und schwingt das Tanzbein. Luise kümmert sich dagegen gemeinsam mit ihrer Liebe Max um vier gerettete Pflegekinder. Aber auch in der Klinik gibt es die täglichen Herausforderungen…
Linda Winterberg hat mit „Ein neuer Anfang“ den letzten Band ihrer historischen Hebammen-Saga vorgelegt, der zum Abschluss die 50er Jahre und deren Aufbruchsstimmung spannend einfängt, aber ebenso die Freundschaft von Luise, Margot und Edith noch einmal aufleben lässt, deren Beruf sie mit Leib und Seele vereinnahmt. Der flüssige, farbenfrohe und atmosphärisch-dichte Erzählstil lässt den Leser an den Seiten kleben und katapultiert in die damalige Zeit, um sich dort als unsichtbare Vierte an die Fersen der drei Hauptprotagonistinnen zu heften und deren Schicksale hautnah mitzuerleben. Dabei verknüpft die Autorin wieder meisterlich bildhaft die historischen Ereignisse mit ihrer Handlung. In den 50er Jahren waren Abtreibungen strafbar und die Frauen meist so verzweifelt, dass sie sich in dubiose Hände begaben, um das ungewollte Kind loszuwerden, was viele von ihnen aufgrund von Pfuscherei das Leben kostete. Zudem wären sie als ledige Mütter an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden, was sie praktisch zu solch einer Entscheidung zwang. Auch das Rollenbild der Frau hat sich gedreht. Nachdem die Frauen während und nach dem Krieg hart anpacken mussten, ist es nun wieder davon geprägt, sich dem Mann unterzuordnen, den Haushalt zu führen und die Kinder zu erziehen. Auch, wenn Luise, Edith und Margot der älteren Generation angehören, sind sie doch selbstsicher genug, sich nichts sagen zu lassen. Und die neue Generation steht bereits in den Startlöchern, um ihren Weg zu gehen, wenn sie auch noch einigen Nachholbedarf an Wissen haben.
Lebendig inszenierte Charaktere, die mit glaubhaften menschlichen Ecken und Kanten aufwarten, wachsen dem Leser schnell ans Herz, der ihnen gerne folgt und sowohl ihre Schicksale als auch ihre jeweilige Gefühlslage teilt. Luise ist resolut und trägt ihr Herz auf der Zunge. Ihre Gradlinigkeit ist für manche vielleicht nicht immer einfach, jedoch in ihrem Beruf unerlässlich. Sie ist engagiert und hilfsbereit. Margot hat noch an ihrem Verlust zu knabbern, doch lässt sie sich nicht hängen, sondern sucht Zerstreuung beim Tanzbeinschwingen. Auch an Edith sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen, jedoch wirkt sie immer noch selbstsicher und besitzt ein gewisses Feuer. Aber auch Max, Jule, Helga und Marion wissen in ihren zugedachten Rollen zu überzeugen.
Mit „Ein neuer Anfang“ wird zwar das Ende der Hebammen-Saga eingeläutet, jedoch darf der Leser die liebgewonnenen Protagonistinnen noch einmal begleiten und nebenbei den damaligen Zeitgeist schnuppern. Eine fesselnde Geschichte gespickt mit akribischer Recherche macht den Abschied nicht leicht, lässt den Leser aber nach der Lektüre zufrieden zurück. Absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2021
Als wir den Himmel erobern konnten / Der Nordseehof Bd.3
Kölpin, Regine

Als wir den Himmel erobern konnten / Der Nordseehof Bd.3


sehr gut

„Unser Leben ist das Ergebnis unserer Entscheidungen.“ (Stephen R. Covey)
1981. Seit dem Tod ihres Mannes Eike bewirtschaftet Johanna Deeken den Nordseehof und die Schäferei allein. Tochter Adda lebt mit Ehemann Dirk und Tochter Feemke in Bremen, so bleibt Johanna nur die Unterstützung von ihrer ersten großen Liebe Rolf, der in unmittelbarer Nähe des Nordseehofs wohnt. Doch nach der Trennung von ihrem Ehemann steht Adda mit Feemke eines Tages wieder vor Johannas Tür und sucht Zuflucht. Während Adda sich erst wieder an das Landleben gewöhnen muss, ist der Nordseehof für Feemke ein Paradies, denn sie liebt die vielen Schafe und hat neben ihrem Freund Micha auch in Rolf einen Opa, der rundum für sie da ist. Zwischen Rolf und Johanna knistert es immer noch, doch bevor sich eine Beziehung anbahnen kann, bringt sowohl Rolfs geschiedene Frau Dagmar als auch der Dauerfreind Manfred Oetjen wieder einigen Wirbel in die Familie Deeken. Dann zieht es auch noch Feemke raus in die Welt, wo sie endgültig lernt, was der Nordseehof ihr wirklich bedeutet…
Regine Kölpin hat mit „Als wir den Himmel erobern konnten“ den Abschlussband ihrer historischen Nordseehof-Trilogie vorgelegt, der den Leser in das Leben der Protagonistinnen hineinkatapultiert und erneut mit einer spannenden Geschichte alle Register zieht. Der flüssige, bildhafte und emotional geprägte Erzählstil erlaubt es dem Leser ein letztes Mal, sich auf dem Nordseehof einzuquartieren und die Bewohner zu beobachten, deren Leben durch das Schicksal und einige Widersacher wieder einmal auf die Probe gestellt wird. Die Autorin bringt die zwischenmenschlichen Beziehungen ebenso geschickt an den Leser wie die unterschiedlichen Generationen ihrer Protagonistinnen, die alle eng mit dem ostfriesischen Nordseehof verwurzelt sind. Die intensiven Bilder der Landschaft sind ebenso gelungen wie die Einzelschicksale ihrer Charaktere, deren Gefühls- und Gedankenwelt dem Leser offenbart werden. Während man in den harten Alltag auf dem Hof eintaucht, lässt Kölpin den zeitgerechten historischen Hintergrund sehr schön miteinfließen, der die Anti-Atomkraft- und Friedensbewegungen ebenso wiederaufleben lässt wie die zunehmende Emanzipation der Frau. Gerade letzteres zeigt sich auch in Johanna, Adda und Feemke. Jede war auf ihre Weise gemäß ihrer Zeit unkonventionell in ihren Handlungen, doch erkennt man auch an ihnen, welche Veränderungen es gerade für das Leben der Frauen in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat.
Liebevoll ausgearbeitete Charaktere mit menschlichen Eigenschaften vermitteln Lebendigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich sofort wie ein Teil von ihnen, was das Mitbangen und Mitfiebern erleichtert. Johanna ist inzwischen Witwe und bewältigt die harte Arbeit auf dem Hof ganz allein. Sie ist eine Kämpferin, die niemals aufgibt, während sie sich vom Leben auch noch etwas Glück erhofft. Adda, inzwischen zu einer Großstadtpflanze avanciert, muss eine gescheiterte Ehe verkraften. Die Kraft, ihrer Tochter gerecht zu werden und ihre eigenen Wunden zu lecken findet sie ausgerechnet auf dem elterlichen Hof. Sie ist eine starke Frau, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Feemke ist ein Wirbelwind, der jedem sofort ans Herz wächst. Rolf ist ein lieber Kerl, auf den man sich immer verlassen kann. Aber auch Dagmar, Micha, und Manfred spielen zentrale Rollen in dieser Geschichte.
Mit „Als wir den Himmel erobern konnten“ findet die Familiengeschichte des Nordseehofes einen spannenden Abschluss. Noch einmal gilt es, mit den Protagonisten Liebe, Leid, Entscheidungen und Intrigen vor historischem Hintergrund zu durchleben, bevor man sie mit der letzten Seite ziehen lässt. Verdiente Leseempfehlung für eine fesselnde und unterhaltsame Lektüre.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Der Jasminblütengarten / Jasminblüten-Saga Bd.1
Conrad, Elena

Der Jasminblütengarten / Jasminblüten-Saga Bd.1


sehr gut

“Der Schöpfer hat Italien nach Entwürfen von Michelangelo gemacht.” (Mark Twain)
Die Anwältin Giulia Zeidler entdeckt bei einem Besuch bei ihrer Mutter den Brief eines Notars aus Italien und stellt beim Überfliegen des Textes fest, dass ihre Mutter Pina durch den Tod ihres Vaters Enzio Erbin eines Hauses nebst Olivenhain in italienischen Ligurien geworden ist. Bisher war Giulia davon ausgegangen, dass Pina keine Familie mehr habe, da sie nie von ihnen gesprochen hat. Auch hüllt ihre Mutter sich in Schweigen. Giulias Neugier ist geweckt, so dass sie spontan von Frankfurt nach Italien reist, um sich das Erbe anzusehen. Schon wenige Stunden in Levanto reichen aus, dass Giulia sich in die Gegend sowie in das Haus und den riesigen Garten nebst Oliven- und Jasminplantage verliebt. Fulvio und Loretta, die für ihren Großvater gearbeitet haben, sind ihr gegenüber erst misstrauisch, wissen sie doch nicht, ob das gesamte Anwesen verkauft werden soll und sie ihre Arbeit verlieren. Schon bald ist der Argwohn beiseite gewischt, denn Giulia richtet sich dort immer mehr häuslich ein und packt selbst mit an. Nebenbei versucht sie, mehr über ihren Großvater und die Familie ihrer Mutter zu erfahren. Gemeinsam mit dem Nachbarssohn Marco findet sie dabei ein altes Familiengeheimnis heraus…
Elena Conrad hat mit „Der Jasminblütengarten“ den Auftaktband ihrer Jasminblüten-Saga vorgelegt, der den Leser gedanklich nicht nur an einen der schönsten Plätze Italiens reisen lässt, sondern auch eine gefühlvolle Handlung präsentiert. Der flüssige, bildhafte und warmherzige Erzählstil lässt den Leser sofort an Giulias Seite sinken, um mit ihr gemeinsam eine abenteuerliche Reise anzutreten, die am Ende nicht nur Giulias Leben verändern wird. Die Autorin lässt schon die Ankunft im ligurischen Levanto zu einem Erlebnis werden, denn ihre farbenprächtigen Landschaftsbeschreibungen geben dem Leser sofort das Gefühl vor Ort zu sein und alles mit eigenen Augen zu erfassen. Der Duft von Gewürzen, Tomaten und Jasmin kitzelt in der Nase, während einem eine Meeresbrise ins Gesicht weht und die silbrig glänzenden Olivenhaine betrachtet. Ebenso spart die Autorin nicht damit, die italienische Lebens- und Genussfreude in ihrer Handlung zum Ausdruck zu bringen. So werden neben den zwischenmenschlichen Beziehungen auch die Gaumenfreuden ausführlich beschrieben. Da bekommt der Leser schon bei der Lektüre von gebratener Dorade oder „Torta della Nonna“ Heißhungerattacken. Nebenbei entwickelt sich mit viel Gefühl und Romantik nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch das alte Familiengeheimnis wird peu à peu ans Licht gezerrt und erklärt den für Italien doch recht ungewöhnlichen Jasminanbau. Der Spannungsbogen bleibt konstant im mittleren Bereich und steigert sich auch nicht wesentlich während der gesamten Geschichte.
Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet, besitzen menschliche Ecken und Kanten, so dass sie für den Leser sehr realistisch und authentisch wirken und er keine Mühe hat, sich an ihre Fersen zu heften, um ihr Schicksal zu teilen. Giulia ist eine intelligente Frau, die selbst noch gar nicht weiß, dass sie vor Entscheidungen steht, die ihr Leben verändern. Sie liebt das Kochen, ist den Menschen gegenüber offen, ehrlich und hilfsbereit. Pina dagegen ist verschlossen, wirkt trotz ihrer Eleganz oft kühl und abweisend. Loretta hat ein schnelles Mundwerk, aber auch ein großes Herz, während Fulvio wie ein lieber Teddybär wirkt. Paolo kommt wie ein Macho rüber, was allerdings nur Fassade ist. Marco ist ein Familienmensch, fleißig, mitfühlend und oftmals auch zu schnell Missverständnissen aufgesessen. Marcos Vater Alessandro lebt in Gedanken noch in der Vergangenheit, ihm fällt es schwer zu verzeihen. Aber auch Kater Autunno bringt Leben in die Geschichte.
„Der Jasminblütengarten“ ist ein gelungener Auftakt, der auf weitere schöne Geschichten hoffen lässt. Hier holt man sich neben Familiengeschichte, Liebe und wunderbarem italienischen Flair eine gedankliche Auszei

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Die Schätze der weiten Welt / Die Frauen vom Nikolaifleet Bd.3
Lansing, Katharina

Die Schätze der weiten Welt / Die Frauen vom Nikolaifleet Bd.3


sehr gut

Abschied vom Hamburger Kolonialwarenladen
1955 Hamburg. Der Kolonialwarenladen Konradi & Grieve erleidet nach dem Krieg eine Durststrecke, denn die Kunden bleiben immer mehr aus und wenden sich anderen Einkaufsmöglichkeiten zu, um ihre lang entbehrten Gelüste zu stillen. Leonores Enkelin Eliane will dem Laden nicht nur ein neues Gesicht verpassen, sondern mit ihren Ideen auch das Angebot aufpeppen. Selbstgebackene Kuchen und Törtchen sind ein erster Schritt, der die Menschen wieder in den Laden lockt. Leonore gibt ihrer Enkeltochter die Möglichkeit, ins Geschäft einzusteigen, um mit ihr gemeinsam das Geschäft zukunftsträchtig zu machen. Wird es ihnen gelingen, an den alten Unternehmenserfolg anzuknüpfen?
Katharina Lansing hat mit „Die Schätze der weiten Welt“ den Abschlussband ihrer historischen Trilogie um den Laden in der alten Hamburger Speicherstadt vorgelegt, der noch einmal mit einer unterhaltsamen Geschichte zu fesseln weiß. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser ins Hamburg der Nachkriegszeit reisen, um einen letzten Besuch in dem Feinkostgeschäft zu machen, das einst von Leonore zum Erfolg geführt wurde. Sowohl während des Krieges als auch in der Zeit danach haben die Menschen viel entbehren müssen und sich nur langsam davon erholt. Nun aber wollen sie alles nachholen, worauf sie so lange haben verzichten müssen. Das ist auch in dem Kolonialwarenladen zu spüren, denn die Leute wollen mehr für ihr hart erarbeitetes Geld und haben keine Ambitionen, viel Geld für Ausgefallenes zu investieren. Eliane hat viele Ideen, das Sortiment des Ladens zu erneuern und so den Kundenwünschen Rechnung zu tragen. Ihre Oma Leonore, die noch vom alten Schlag ist, muss sich auf die Veränderungen erst einmal einstellen und sich von ihrer Enkelin in die Zukunft führen lassen. Die Autorin hat erneut die veränderte Rolle der Frau zur damaligen Zeit in ihre Handlung miteingebunden, so dass man anhand der Reihenfolge der Bücher die jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen gut erkennen kann. In den 50ern herrschte Aufbruchstimmung, obwohl die Frauen, die im Krieg ihren „Mann“ standen, von den Männern zurück an die Kochherde gedrängt wurden. Aber wie schon Leonore ihrer Zeit weit voraus war, so ist auch Eliane eine Frau, die sich den Konventionen nicht beugen wird und in die Zukunft blickt. Lansing spart während ihrer Handlung auch nicht mit farbenfrohen Beschreibungen des damaligen Hamburgs, so dass man neben dem alten Laden auch so einige Streifzüge durch das Venedig des Nordens.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und überzeugen mit menschlichen Ecken und Kanten. Sie wirken lebendig und realistisch, so dass der Leser sich schnell wieder mit ihnen wohlfühlt und ihre neuen Erlebnisse gerne begleitet. Leonore ist inzwischen eine alte Dame und gewiefte Geschäftsfrau, sehr lange führt sie schon den Laden, der ihr Herzstück ist. Sie wirkt immer noch resolut und selbstsicher, ist jedoch auch irgendwie weicher geworden. Eliane ist eine abenteuerlustige, geschickte und intelligente junge Frau, die sich gar nicht schnell genug einbringen kann. Sie hat ein offenes und freundliches Wesen, was die Kunden sie für sich einnehmen lässt. Auch ihr fehlt es nicht an Selbstbewusstsein und Ideenreichtum. Auch weitere Protagonisten überzeugen in zugedachten Rollen.
„Die Schätze der weiten Welt“ ist ein gelungener Ausflug in die Nachkriegszeit, der Familiengeschichte, Aufbruchstimmung und Liebe in sich vereint. Verdiente Leseempfehlung für unterhaltsame Lesestunden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Die dritte Frau
Fleischhauer, Wolfram

Die dritte Frau


sehr gut

Die geheimnisvolle Dritte
Das im Louvre hängende, aus dem 16. Jahrhundert stammende Renaissance-Gemälde „Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern“, auf dem die dargestellten Frauen nackt in einer Badewanne sitzen, zieht den Autor immer wieder magisch an, hat er doch vor Jahren darüber einen beachteten historischen Roman geschrieben. Er versucht schon lange, den rätselhaften Tod der Herzogin zu entschlüsseln, die unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben kam, kurz bevor sie den französischen König Heinrich IV heiraten wollte. Ein alter Brief, den er bisher nicht beachtet hat, bringt ihn ins südfranzösische Toulouse, wo er auf Camille Balzac d’Entragues trifft, mit der er sich gemeinsam an die Recherche macht, die wahre Geschichte über das Bild in Erfahrung zu bringen…
Wolfram Fleischhauer hat mit „Die dritte Frau“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der sich nicht nur mit den Hintergründen eines Gemäldes beschäftigt, sondern auch die zwischenmenschliche Seite in der Gegenwart betrachtet, die seinen Protagonisten-Autor und Camille betreffen. Der flüssige, sehr bildhafte und wortgewandte Erzählstil nimmt den Leser mit auf eine interessante Forschungsreise, auf der er zum einen den unbekannten Autor, der hier als Ich-Erzähler fungiert, bei seinen Hintergrundrecherchen begleitet, zum anderen wird er Zeuge einer sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen dem Erzähler und Camille, der Spurengeberin des Gemäldehintergrunds, die sich allerdings in dem Moment als Farce entpuppt, als der Erzähler feststellen muss, dass Camille einen ganz besonderen Plan verfolgt. Fleischhauer verpackt in seiner Geschichte viele gut recherchierte historische Details, lässt aber auch Raum für überraschende Wendungen, die den Leser dauerhaft in Atem halten, während er mit dem Erzähler auf den Spuren des Gemäldes wandelt. Interessant ist die Verbindung des Handlungskonzepts zum Roman „Die Purpurlinie“ von Fleischhauer, die vermuten lässt, dass er selbst in diesem Roman als Erzähler auftritt und der Leser sich während der Lektüre indirekt also an seine Fersen heftet. Dabei erfährt man nicht nur, wie ein historischer Roman entsteht und welchen Umfang die Recherchen dazu einnehmen, sondern erhält auch einen guten Blick hinter die Kulissen der Buchbranche.
Die Charaktere sind gut in Szene gesetzt, mit authentischen Ecken und Kanten können sie den Leser von ihrer Glaubwürdigkeit überzeugen, der ihre Erlebnisse hautnah verfolgt. Der Erzähler hat nicht nur private Probleme, sondern befindet sich zudem in einer Schaffenskrise, die ihn nicht nur aufgrund von Selbstzweifeln, sondern auch aufgrund der Forderungen seiner Agentin in ein Loch fallen lassen. Literaturagentin Moran ist eine hartnäckige Frau, die gewinnorientiert denkt und ihren Autor dementsprechend zu steuern versucht. Camille ist eine schwer durchschaubare Frau. Sie weiß zu becircen, ist dominierend und versucht ebenso, mit ihrem Anspruchsdenken sowie ihren Launen zu manipulieren.
„Die dritte Frau“ ist eine gekonnte und spannende Verflechtung von Historie und Gegenwartsbeziehung, die zu fesseln weiß. Wer einer Forschungsreise der besonderen Art mit unbekanntem Ausgang nicht abgeneigt ist, wird dieses Buch faszinierend finden. Verdiente Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Klaras Schweigen
Storks, Bettina

Klaras Schweigen


ausgezeichnet

"Nichts zu sagen... sagt manchmal am meisten aus." (Emily Dickinson)
2018 Freiburg. Seit einem Schlaganfall bangt die 43-jährige Miriam um ihre Oma Klara, denn nach dem Unfalltod ihrer Eltern kam sie als Zweijährige zu ihr und wuchs dort liebevoll behütet auf. Nun muss sich Miriam um Klara kümmern und als sie endlich die erlösende Nachricht bekommt, dass Klara wieder erste Worte von sich gibt, eilt sie sofort in die Reha. Als sie ihre Großmutter Klara Worte stammeln hört, kann sie es zuerst gar nicht glauben, denn Klara spricht auf einmal Dialekt durchzogenes Französisch. Wie ist das möglich? Da Klara immer das Sprechen immer noch sehr schwer fällt, nimmt sich Miriam vor, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen und Nachforschungen in Bezug auf die Vergangenheit anzustellen. Ein alter Brief ihres Großvaters Eduard von 1951 bringt sie schon bald über Konstanz nach Saint Malo in die französische Bretagne. Nach und nach gelingt es ihr, nicht nur ihrer Familiengeschichte ein neues Gesicht zu geben, sondern auch ein 70 Jahre altes Geheimnis zu lüften…
Mit „Klaras Schweigen“ setzt Bettina Storks die Messlatte einmal mehr ein Stück weiter nach oben, die mit ihren Vorgängerromanen bereits eine beachtliche Höhe erreicht hat. Mit flüssigem, bildgewaltigem und gefühlvollem Erzählstil präsentiert sie dem Leser eine Geschichte über zwei parallel laufende Zeitebenen. Neben Miriams Gegenwart und Spurensuche im Jahr 2018 wird die Handlung vor allem gefüllt mit Klaras Vergangenheit, deren schwierigen Familienverhältnissen und jeder Menge Zeitgeschichte der Nachkriegszeit in der französischen Besatzungszone, dem diffizilen Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich, den damalig herrschenden gesellschaftlichen Gepflogenheiten sowie dem sich nach und nach offenbarenden Geheimnis, das Klara so lange für sich behalten hat. Schon der Prolog aus dem Jahr 1944 katapultiert den Leser mitten hinein in die Geschichte, die ihn dann regelrecht an den Seiten kleben lässt, bis das Ende erreicht und das Geheimnis gelüftet ist. Storks großes Talent, akribisch recherchierten historischen Hintergrund mit ihrer Handlung zu verknüpfen, lässt den Leser auch in diesem Roman wieder Geschichte leibhaftig miterleben. Während der Leser sich mitten in Klaras Familie niederlässt, erlebt er die extrem fromme katholische Mutter, aber auch den tyrannischen Vater, der dem Alkohol zuspricht und seinen Hass auf die Franzosen offen zur Schau stellt, dann sogar seine eigene Tochter vor die Tür setzt. Immer wieder überrascht Storks mit gelungenen Wendungen, die dem Leser die Spannung bis zum Ende der Geschichte erhalten.
Die Charaktere sind ebenfalls ausgesucht detailliert in Szene gesetzt und mit Leben gefüllt. Individuelle menschliche Eigenschaften lassen sie glaubhaft und authentisch wirken, so dass der Leser sich neugierig an ihre Fersen heftet und regen Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Miriam ist eine fürsorgliche und warmherzige Frau mit einer intelligenten Neugier, die Puzzleteile zusammenzusetzen. Klara eine fleißige junge Frau, die sich gegen ihren Vater auflehnt, die große Liebe unter ungünstigem Stern erlebt und teuer dafür bezahlen muss. Ihre Schwester Lotte ist eine unangenehme Person, die mit unbedachten Worten ein Drama ausgelöst hat. Klaras Mutter Adelheid ist sehr gläubig, während ihr Vater ein unzufriedener Despot ist, der sich ungerecht behandelt fühlt und andere dafür verantwortlich macht. Pia ist Miriam eine gute und verlässliche Freundin, aber auch Großvater Eduard, Pascal und weitere Protagonisten spielen wichtige Rollen in dieser Geschichte.
„Klaras Schweigen“ ist eine hervorragend recherchierte Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite fesselt und den Leser durch eine Achterbahn der Gefühle jagt. Dramatisch, tragisch, lebendig, gefühlvoll und vor allem tiefgründig lässt Storks den Leser nicht vergessen, was gut erzählte Geschichten können: begeistern! Absolute Leseempfehlung für ein Wahnsinnsbuch, mal wieder! Chapeau – es geht doch imme

14 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Die Roseninsel
Diechler, Gabriele

Die Roseninsel


ausgezeichnet

"Glücklich allein ist die Seele, die liebt." (Johann Wolfgang von Goethe)
Nach dem Tod ihrer wunderbaren Eltern Hannes und Peggy sowie der familieneigenen Buchhandlung hat Buchhändlerin Emma jeglichen Anker verloren. Nur die „Liebesliste“ ihrer Mutter und ihre beste Freundin Marie geben ihr noch den nötigen Halt und lassen sie nicht mit dem Leben hadern. Eine Reise nach London, um auf den Spuren ihrer Eltern zu wandeln, die sich dort kennengelernt haben, soll sie auf andere Gedanken bringen. Doch dann nimmt der Aufenthalt dort eine völlig neue Richtung. In einem Park liest Emma den kleinen Mischlingshund Jimmy auf, der sie in das Haus der wohlhabenden Allingtons führt, wo Emma sofort von der älteren verwitweten Hausherrin Ava herzlich aufgenommen wird. Die beiden Frauen bauen schnell ein inniges Vertrauensverhältnis auf, so dass Ava für Emma nicht nur ihr Haus und Herz öffnet, sondern ihr auch das Angebot unterbreitet, die Bibliothek in ihrem Cornwall’schen Landsitz Rosewood Manor für ihren geliebten Sohn Ethan zu aktualisieren und zu bestücken. Emma kann ihr Glück kaum fassen und macht sich voller Vorfreude auf den Weg nach Cornwall. Kaum hat sie sich auf dem Anwesen eingerichtet, steht unerwartet Ethan in der Tür, der über Emmas Anwesenheit nicht gerade erfreut ist. Aber vor Amors Pfeilen ist niemandes Herz je sicher…
Gabriele Diechler hat mit „Die Roseninsel“ einen wunderschönen, romantischen Liebesroman vorgelegt, der den Leser nicht nur zu einer herrlichen Auszeit ins malerische Cornwall einlädt, sondern ihm in ihrer unvergleichlichen Art auch einmal mehr die Augen öffnet, was Liebe wirklich bedeutet. Mit ihrem warmherzigen, farbenfrohen und poetischen Erzählstil lotst sie den Leser in ihre tiefgründige und komplexe Geschichte hinein, der sich neben Auszügen aus Peggys „Liebesliste“ nicht nur der gegenwärtigen Lage von Emma gegenübersieht, sondern auch durch geschickt platzierte Rückblenden in die Vergangenheit von der Begegnung und der wundervollen Beziehung zwischen Emmas Eltern Peggy und Hannes erfährt. Emma, die in dem schützenden Kokon einer alles umfassenden innigen Herzensliebe aufgewachsen ist, steht auf einmal ganz allein da und wünscht sich für sich selbst nichts sehnlicher, als ebenso eine Beziehung wie die ihrer Eltern. Peggy und Hannes haben sich schon bei ihrer ersten Begegnung als Seelenverwandte „erkannt“, was auch ihrem Umfeld nicht verborgen blieb, denn ihre Liebe umschloss dieses vorbehaltlos wie eine warme Kuscheldecke mit ein. Davon zeugt auch Peggys Liebesliste. An der Umbruchsstelle ihres Lebens nimmt sie in England die Spur ihrer Eltern auf, um ihnen noch einmal ganz nah zu sein, aber auch, um sich selbst neu zu sortieren. Man sagt ja „Unverhofft kommt oft, man muss nur bereit dafür sein.“ So trifft es auch Emma und dank der offenen und lebensbejahenden Erziehung ihrer Eltern ist Emma in der Lage, selbst schwierigste Situationen und Herzensdinge auf ihre Art zu meistern.
Ein buntes Potpourri an lebendigen Charakteren, die neben glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften auch jede Menge Charme versprühen, nimmt den Leser sofort in ihre Mitte, der mit ihnen bangt, hofft, lacht und weint. Emma ist eine offene und warmherzige Frau auf der Suche. Marie ist eine wunderbare Freundin, impulsiv und für alles zu haben. Ava besticht mit Fürsorge, Eleganz und Großzügigkeit. Ethan ist ein Mann voller Inspiration und vor allem mit einem großen Herzen. Bee schleicht sich mit ihrer Plapperei sofort ins Leserherz. Aber allen voran steht Jimmy als Herzensbrecher und kleiner Kuppler!
„Die Roseninsel“ ist nicht nur eine wundervolle Liebesgeschichte, sondern ein tiefgründiges Buch über Verlust, Vertrauen, wahre Freundschaft, geöffnete Herzen und die einzig wirklich wichtigen Dinge im Leben, die wir im Alltag viel zu oft vergessen. Absolute Leseempfehlung für ein wunderbares Kleinod – besser geht es nicht – Chapeau!

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Das Geheimnis der Themse
Goga, Susanne

Das Geheimnis der Themse


sehr gut

"Alles Denken, das in die Tiefe geht, endet in ethischer Mystik." (Albert Schweitzer)
1894 London. Seit zwei Jahren ist die ehemalige Gouvernante Charlotte nun mit dem Journalisten Tom Ashdown verheiratet, doch mit der eigenen Familienplanung will es partout nicht klappen. Die Kinderlosigkeit macht dem Ehepaar zu schaffen, so dass für beide das Tom vom Verleger Sir Tristan Jellicoe angetragene neue Buchprojekt über die mystischen Orte Londons genau rechtzeitig kommt, um sich abzulenken und eng zusammenzuarbeiten. Währenddessen findet der Waisenjunge Alfie bei der Strandsuche am Ufer der Themse die Leiche von Laura Danby, doch die Polizei hat kein großes Interesse an dem Fall, den sie als Unglück einstufen. Toms Neugier, der bei seinen Buchnachforschungen Alfie begegnet und von dem Leichenfund hört, wird geweckt und spornt ihn zu weiteren Recherchen an, die ihn auf okkulte Geheimgesellschaften und magische Zirkel stoßen lassen. Charlotte dagegen macht bei ihrer Suche nach der Herkunft einer alten Silbermünze die Bekanntschaft von Mrs. Danby, der Mutter der Toten. Weder Charlotte noch Tom glauben an Zufall und beginnen neben dem Buchprojekt auch damit, dem Tod von Laura Danby auf den Grund zu gehen. Dabei gerät Charlotte bald in große Gefahr…
Susanne Goga hat mit „Das Geheimnis der Themse“ den Nachfolgeband ihres historischen Buches „Der verbotene Fluss“ vorgelegt, in dem sie das Ehepaar Ashdown diesmal einen sehr mysteriösen Fall lösen lässt, der den Leser gleichzeitig an die verborgenen magischen Orte des alten Londons führt. Der flüssige, fesselnde und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sich schnell im neuen Ashdown-Domizil einziehen, wo er nicht nur die unterschwelligen Spannungen zwischen den Eheleuten hautnah miterlebt, sondern sich auch an den Nachforschungen für Toms neues Buchprojekt und bei der Aufklärung des Todes von Laura Danby beteiligen darf. Während der Leser sich von der Autorin zu den mystischen und okkulten Stätten Londons führen lässt, baut sie nebenbei mit ihrer gut durchdachten und verwinkelten Handlung immer mehr Spannung auf, so dass man automatisch in alle Richtungen denkt und miträtselt, weshalb Laura Danby wohl sterben musste und wer dafür verantwortlich ist. Geschickt eingewebte Wendungen bieten zusätzliche Überraschungsmomente und erhöhen den Spannungslevel zusätzlich. Durch die bildhafte Sprache wandelt der Leser durch ein unbekanntes, manchmal unheimliches London und bekommt zusätzlich einen neuen Blick über die Bedeutung der Themse.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, besitzen realistische menschliche Eigenheiten und geben dem Leser die Möglichkeit, nicht nur ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu studieren, sondern auch mit ihnen auf Forschungstour zu gehen. Charlotte ist eine eigensinnige, aber auch starke und mutige Frau, für die Hilfsbereitschaft kein Fremdwort ist. Außerdem liebt sie es, den Dingen auf den Grund zu gehen, was sie mit ihrer angeborenen Spürnase manchmal in Schwierigkeiten bringt. Tom behandelt seine Frau liebevoll und gleichberechtigt, was zur damaligen Zeit recht ungewöhnlich war. Er liest in ihr wie in einem offenen Buch und die beiden ergänzen sich in ihren Interessen. Der 12-jährige Alfie ist ein aufgeweckter lieber Kerl, der von einem Leben auf See träumt. Mrs. Clovis ist eine neugierige Nervensäge, die selbst ein Geheimnis hat. Iris Jellicoe ist eine Frau, die mit allen Wassern gewaschen ist. Mrs. Danby eine trauernde Mutter, die alle Hebel in Bewegung setzt, den Tod ihrer Tochter zu verstehen und zu verarbeiten.
„Das Geheimnis der Themse“ ist ein packender historischer Kriminalroman, der nicht nur mit einem komplizierten Fall punktet, sondern auch mit allerhand Mystik und Okkultismus die Stadt London in ein neues Licht rückt. Verdiente Leseempfehlung für diese spannende und unterhaltsame Lektüre!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2021
Dampfer ab Triest
Neuwirth, Günter

Dampfer ab Triest


gut

Wie glücklich man am Lande war, merkt man erst, wenn das Schiff untergeht." (Seneca)
In seiner Heimatstadt Triest frönt Inspector Bruno Zabini seinen Leidenschaften: Kaffee und schönen Frauen, beides genießt er in großem Stil. Ein Leichenfund im Hafen birgt Hinweise darauf, dass es jemand auf den Grafen Urbanau abgesehen hat. Bruno bekommt den Befehl, den Grafen zu bewachen, der sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Thalia“ aufhält, was in ihm nicht gerade Begeisterung hervorruft. Eigentlich hatte er bereits Pläne amouröser Natur, da passt ihm die Aufgabe als Bodyguard für den Grafen so gar nicht ins Konzept. Pflichtbewusst, wenn auch widerwillig mischt er sich inkognito unter die bunte Schar der Schiffsgäste, um nicht nur das Treiben an Bord und einige Zwischenfälle mitzuerleben, sondern vor allem nach demjenigen zu suchen, der dem Grafen ans Leder will…
Günter Neuwirth hat mit „Dampfer ab Triest“ einen unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser nicht nur in die malerische italienische Hafenstadt Triest entführt, sondern ihm auch noch eine Kreuzfahrt übers Mittelmehr spendiert. Der flüssige Erzählstil lässt den Leser sich alsbald an die Fersen von Zabini heften, der eher wie ein Lebemann denn wie ein Polizeiinspektor wirkt, da ihn seine diversen Liebschaften doch mehr auf Trapp halten als sein Beruf. Der ihm zugeteilte Auftrag ist ihm eher lästig, da er ihm einen Strich durch seine eigene Planung macht. Doch an Bord des Schiffes steht er auf einmal einer Gesellschaft gegenüber, mit der er erst einmal umgehen muss. Das recht skurrile Reisevölkchen birgt so manches Geheimnis, und während diese feiern und genießen, kommt es zu manchem Zwischenfall und einigen Offenbarungen. Allerdings ist Bruno zum verdeckten Ermitteln abgestellt und sieht sich auf einmal vielen helfenden Händen gegenüber, die er so gar nicht gebrauchen kann. Viele haben etwas zu verbergen, zu vertuschen, zu verschleiern und üben sich im Lügen und Betrügen, was Brunos Ermittlungen nicht gerade einfacher macht, zumal er noch für die Sicherheit des Grafen verantwortlich ist. Der Spannungslevel ist durchgängig auf mittlerem Niveau, oftmals hat man als Leser nicht das Gefühl, einen Krimi zu lesen, sondern eher eine Scharade.
Illustre Charaktere mit den unterschiedlichsten Ecken und Kanten bieten Unterhaltungswert, denn es geht nicht nur um Sehen und Gesehen werden, sondern auch um gesellschaftliche Rangordnungen. Aufgrund ihrer lebendigen Zeichnung mischt der Leser sich gern unter sie und bezieht Beobachtungsposten. Bruno Zabini ist kein Kostverächter, gewandt und charmant streift er sich eine neue Haut über, um sich unter den Gästen zu bewegen, hält Smalltalk und frönt nach außen hin ebenfalls dem schönen Leben, während er seine Augen über die Passagiere gleiten lässt, sie beobachtet und ihren Gesprächen lauscht. Manchmal eigensinnig und träge, dann wieder hellwach und kombinierend versucht er den Fall zu lösen, um baldmöglichst in die Arme einer Liebelei sinken zu können.
„Dampfer ab Triest“ ist ein unterhaltsamer Kriminalroman mit schöner Hintergrundkulisse. Das Treiben an Bord ist ganz gut getroffen, die Handlung selbst lässt es dagegen etwas an Spannung fehlen. Für Zwischendurch ganz nett zu lesen.

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