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meerblick

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Insgesamt 459 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2024
Die Verletzlichen (eBook, ePUB)
Nunez, Sigrid

Die Verletzlichen (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Erzählerin der Geschichte bleibt namenlos. Sie schlendert durch die menschenleere Stadt. Die Metropole, die niemals schläft, zeigt sich ausgestorben ohne die zahllosen Einheimischen, Pendler, Touristen, die Tag für Tag für Lärm, Abfall und verstopfte Straßen sorgten. Eine beängstigende Stille legt sich zu Beginn des Lockdowns infolge der Corona-Pandemie über die Millionenstadt New York. Kontakte außerhalb der systemrelevanten Tätigkeiten sind verboten. Was bleibt in dieser eingeschränkten Zeit, sind unzählige Gedanken über alle möglichen und unmöglichen Zukunftsszenarien. Die Protagonistin verstrickt sich in mannigfaltige mentale Konstruktionen zur Verstörtheit der Menschen infolge der pandemischen Ausnahmesituation, der politischen Verhältnisse im Land, der Veränderungen in einer uns umgebenden Umwelt. Sie reflektiert ihre partnerschaftlichen Beziehungen und nimmt immer wieder Bezug auf Inhalte von Büchern, die ihr nachhaltig im Bewusstsein geblieben sind.
Siegrid Nunez, die Autorin des Romans -Die Verletzlichen- versteht es sehr gekonnt, den Solidaritätsgedanken in außergewöhnlichen Zeiten als kleine Inseln der Menschlichkeit in den Mittelpunkt ihres Romans zu setzen und zwei Menschen mit differenten Lebenseinstellungen ins Gespräch zu bringen. Sie legt Verletzungen offen, die durch Unvermögen, Ignoranz oder Unachtsamkeit entstehen, glücklicherweise jedoch unterschiedlich bewertet werden und damit eine Chance der Heilung erfahren können.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, von der Sprache, dem Inhalt. Man muss sich etwas Zeit nehmen, den vielen Gedanken zu folgen und diese für sich einzuordnen. Mit diesen Worten möchte ich meine Leseempfehlung ausdrücken.

Bewertung vom 24.03.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


ausgezeichnet

Was für ein wunderschöner Roman -Die Vermesserin der Worte-. Leise, fast still kommt er daher, entwickelt sich mit faszinierender Dramatik, vergleichbar mit einem Vulkanausbruch versetzt er Gefühle in Wallung, schreit laut um Hilfe. Es ist ein Hilferuf gegen das Vergessen, eindringlich bittend, gleichzeitig eine liebende Umarmung. In dieser Geschichte steckt das Herzblut der Autorin Katharina Seck, die ihre Ängste vor dem weißen Blatt Papier offenlegt, aber auch das schöpferische Potenzial des Schreibens und dessen heilende Wirkung hervorhebt. Bücherfreunde wissen um diese Macht.
Ida ist Schriftstellerin und befindet sich in einer Schreibblockade, die droht existenziell zu werden, denn sie vergräbt sich in ihrer kleinen Wohnung, hat den finanziellen Notstand deutlich vor Augen. Der Postboten Theobald ist ihre einzige Verbindung zur Außenwelt. Er erkennt die Situation und übergibt ihr eines Tages einen Zettel, auf der eine Adresse steht mit der Suche nach einer Haushaltshilfe. Ida nimmt die mental herausfordernde Stelle bei der Buchhändlerin und Buchrestauratorin Ottilie an, arbeitet sich langsam ins Leben zurück als sie erkennt, mit welchen Dämonen ihre Hausherrin zu kämpfen hat, die sie in die Welt der grauen Schleier des Vergessens treiben. Ottilie zeigt Ida, dass man das Leben immer leben muss mit all seinen Vor- und Nachteilen, Chancen bekommt und manche auch ungenutzt versäumt.
Ich möchte diesen Roman sehr gern weiterempfehlen, weil er in einer Sprache geschrieben ist, die höchsten Lesegenuss verspricht und Anregungen zur Entwicklung eigener Gedanken schenkt.

Bewertung vom 21.03.2024
Der Twyford-Code
Hallett, Janice

Der Twyford-Code


sehr gut

Steven Smith nimmt es nicht so genau mit dem Eigentum von anderen und entwendet als Jugendlicher ein Buch der Autorin Edith Twynford, die einen hohen Bekanntheitsgrad zur Zeit des Zweiten Weltkrieges innehatte. Dieses Buch besitzt Hinweise auf einen geheimen Code. Während einer Klassenfahrt, die Licht in das dunkle Geheimnis bringen soll, verschwindet die Lehrerin Miss Trout auf mysteriöse Weise. Nachdem unser Protagonist eine Anzahl von Jahren im Gefängnis verbrachte, macht er sich gemeinsam mit seinen Freunden aus Kindertagen auf dem Weg, das Geheimnis der handschriftlichen Verweise im Buch zu lüften und zu erkunden, was aus der Lehrerin geworden ist.
Die Geschichte wird mit der Wiedergabe von Audiobändern erzählt, die Steven einst mit einem alten Mobile aufgenommen hat, eine Sprachübersetzung des Buchtextes mit Hilfe von KI. Eine sehr originelle Idee der Autorin Janice Hallett, die allerdings Konzentration beim Lesen voraussetzt, weil viele Handlungen ineinander verstrickt, wiedergegeben werden. Die Auflösung kommt völlig unerwartet, überraschend.
Der Roman -Der Twyford-Code- ist ungewöhnlich anders und lesenswert.

Bewertung vom 21.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


sehr gut

Arno Groth ist Kriminalhauptkommissar, der mit viel Engagement und Herzblut in seinem Beruf arbeitet. Sein feines Gespür für Menschen war ihm bei seinen Ermittlungen stets ein guter Ratgeber. In einem seiner Fälle führte ihn seine Intuition auf eine falsche Spur, die Konsequenzen nach sich zogen, eine Versetzung aus Hamburg in seine frühere Heimat nach Wechtershagen, eine abgelegene Gegend in Mecklenburg-Vorpommern.
Wir schreiben das Jahr 1991. Arno ist als Aufbauhelfer Ost neben seiner Tätigkeit als Kriminalist für die Fortbildung junger Polizisten, die sich mit den Normen der neuen Gesellschaftsordnung vertraut machen müssen, zuständig. Die Wendezeit hat Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen. Schlechte Erfahrungen machen skeptisch gegenüber allem Fremden und so begegnet ihn nicht jeder offenen Herzens. Doch Siegmar Eck, ein bekannter Trinker, wittert eine Chance, endlich in seinem Leben Gerechtigkeit zu bekommen, die vergangenen Behandlungen, Demütigungen zu sühnen. Ihm wurde vor mehr als zehn Jahren, zu Zeiten als die DDR noch existierte, ein Mord an einer jungen Frau mit fadenscheinigen Behauptungen zur Last gelegt, um wen zu schützen? Seine Gerechtigkeit konnte Siegmar Eck nicht mehr bekommen, denn er wurde wenige Tage nach dem Gespräch mit Arno Groth Tod aufgefunden. Als die Frage nach der Todesursache im Raum steht, möchte so manch einer, nicht nur im Kommissariat, lieber einen Unfall als einen Mord sehen, nicht zuletzt auch, um alte Geschichten ruhen zu lassen. Doch Groth ermittelt trotz Widerstand und setzt eine Lawine in Gang.
Susanne Tägden orientiert sich in ihrem ersten Kriminalroman -Das Schweigen des Wassers- an den in der DDR 1979 geschehenen und niemals aufgeklärten Mord von Jutta Timm. Der fiktive Ort des Geschehens ist Wechtershagen und wurde von ihr gewählt als Dank an ihre Eltern, die in Neubrandenburg vor ihrer Flucht in die Bundesrepublik Deutschland beheimatet waren, deren Geschichten die Autorin geprägt haben und ein Zeitzeugnis abgeben. Der Schreibstil ist eher nüchtern, der düsteren Stimmung des Geschehens angepasst. Das Ende des Buches lässt Spekulationen über den Verlauf des Schicksals der Protagonisten zu und gibt dem Leser wunderbare Möglichkeiten, zu reflektieren. Einige Fragen bleiben offen und bieten Hoffnung auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 17.03.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Dieser Roman -Lichtungen- von Iris Wolff hat mich von der ersten Seite an begeistert. Er ist in seinem Aufbau ungewöhnlich gestaltet, denn die Autorin setzt uns Leser bereits zu Beginn ihrer Geschichte über die aktuelle Lebenssituation der beiden Schulfreunde Lev und Kato in Kenntnis. Er, Lev, besucht Kato in Zürich als er eine Ansichtskarte von ihr mit den Worten "Wann kommst du endlich?" erhält. Lev und Kato sind im diktatorisch regierten Ceausescu Regime, in Rumänien, aufgewachsen. Während Kato den Spitzelstaat bereits in sehr jungen Jahren verlässt und ihr Glück anderswo in der Welt sucht, bleibt Lev der rumänischen Heimat, einem kleinen Dorf, verhaftet und sucht dort seinen Weg als Waldarbeiter. Die beiden Außenseiter der Schulgemeinschaft verband eine Freundschaft, die in den pubertären Jahren einseitig von Lev als weitaus mehr gedeutet wurde. Nun trifft er seine große Liebe wieder und er will sich erinnern, erzählen von vergangener Zeit. Doch Katos Interesse in Erinnerungen zu schwelgen, ist nicht gegeben.
Die Autorin scheibt sehr einfühlsam, mit starken Worten Lebensgeschichten, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Für sie sind Erinnerungen über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Der immerwährende Konflikt im Vielvölkerstaat zog sich hinein bis in die kleinste Zelle des Landes, die Familie, und zermürbte die Seelen der Menschen, die ein großes Bedürfnis nach Freiheit und Ungezwungenheit verspürten.
Ein wunderbarer Roman mit Herz und viel Verstand geschrieben zur Freude für uns Lesende.

Bewertung vom 17.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Auguste "Gussie" Adenauer geborene Zissner war die zweite Frau von Konrad Adenauer. Sie stammt aus gutbürgerlichem Haus und heiratete kurz nach dem ersten Weltkrieg den fast doppelt so alten damaligen Kölner Oberbürgermeister und späteren ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Lebensfreude, Intelligenz und eine gewisse Ergebenheit in Ihr Schicksal kennzeichnete Gussie. Ihre Liebe zur Musik, insbesondere zum Geigenspiel, zeichnete sie ebenso aus wie ein freundlicher, offener Umgang mit ihren Mitmenschen, der von Charakterstärke und Mut geprägt war. Eine starke, selbstbewusste Frau, die mit sich selbst für einen vermeintlich schwachen Moment schonungslos zu Gericht ging und lebensbedrohlichen, irreparablen körperlichen Schaden dabei davontrug.
Der Autor Christoph Wortberg setzt mit seinem Roman -Gussie- dieser Frau ein literarisches Denkmal der besonderen Klasse. Einfühlsam und immer auf den Punkt gebracht, erzählt er Episoden aus ihrem Leben, die ihren einzigartigen Sinn für das Familienleben, den Freudenkreis, die politische Arbeit hervorheben. Ihr zeitlebens inniges Verhältnis zu ihrem Vater würdigt er zu Beginn eines jeden Kapitels mit kleinen Ausschnitten der Korrespondenz zwischen Vater und Tochter. Der Schreibstil ist intelligent und gleichzeitig bildhaft beschreibend, ein Lesegenuss mit hohem Zugewinn an historischem Wissen zu Personen und zum Zeitgeschehen.
Mit anderen Worten; ich spreche diesem Roman meine unbedingte Leseempfehlung aus.

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Bewertung vom 17.03.2024
Morden in der Menopause
Dreyer, Tine

Morden in der Menopause


ausgezeichnet

Liv Steinhammer lebt mit ihrer Familie in gut situierten Verhältnissen. Das Leben hat sie auf die Sonnenseite gestellt. Ernsthafte Sorgen gibt es nicht. Die täglichen Herausforderungen mit ihren drei heranwachsen Pubertierenden meistert sie spielend und überwiegend sehr elegant. Ihr Ehemann ist ein Goldstück, immer gut gelaunt, blendend aussehend und die finanzielle Versorgung der Familie sichert er mehr als ausreichend. Auch in ihrem Job fühlt sie sich wohl, jedenfalls meistens. Alles könnte so schön sein, ja könnte, wenn da nicht die Hormone auf einmal verrücktspielen würden, bedingt durch die Menopause. Plötzlich steht ihre Welt Kopf, als sie ihren ersten Mord begeht, unbeabsichtigt, deshalb steht sie unter Schock. Die Ereignisse entwickeln sich, spitzen sich zu, doch Liv weiß sich irgendwie stets zu helfen, auch wenn weitere Leichen und Sorgen ihren Alltag bestimmen.
Eine skurrile, verrückte Geschichte liefert uns die Autorin Tine Dreyer mit -Morden in der Menopause-. Sie lässt die Leser teilhaben an den chaotischen Gedankengängen und Handlungen ihrer Protagonisten Liv, die sie mit einer gewaltigen Portion schwarzem Humor und weit überzogener Satire ausstattet. Liv erklärt uns Bücherbegeisterten sehr ausführlich ihre Taten in einer Art und Weise, die auf Verständnis hoffen, weil doch diese außer Rand und Band geraten Hormone schuld an allem sind. Manchmal war ich sogar versucht zu glauben, dass wir einen katastrophalen Traum erzählt bekommen.
Mir zauberte dieser brillante Schreibstil immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Ich wünsche mir mehr davon und gebe natürlich meine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 10.03.2024
Wort für Wort zurück ins Leben
Miller, Beth

Wort für Wort zurück ins Leben


sehr gut

Pearl Flowers lebt mit ihrem Mann Denny abgeschieden im französischen Sévérac-le-Chateau. Ganz bewusst haben sich die beiden in die Stille der Einsamkeit ihres Privatwaldes zurückgezogen. Monetärer Besitz ist nicht reizvoll, Balsam für die Seele dagegen das Leben im Einklang mit der Natur. Doch eines Tages wird die Idylle des gewählten Paradises gestört durch einen Anruf ihres Bruders Greg, der berichtet, dass der Vater Francis Nichols im Sterben liegt. Pearl und Denny beschließen trotz der langjährigen Funkstille zwischen Vater und Tochter, die Reise nach Großbritannien, in die Heimat ihrer Jugend anzutreten, nicht zuletzt auch, um Frieden mit der Vergangenheit zu schließen. Doch es kommt alles anders als gedacht. Pearl erbt die Tagebücher des Verstorbenen, die in stenografischer Schrift verfasst und damit für sie lesbar sind. Das weckt Begehrlichkeiten bei dem Rest der Familie. Nicht nur durch die Aufzeichnungen wird ihr Leben von nun an völlig auf den Kopf gestellt, sondern es holen sie auch Ereignisse aus der Vergangenheit mit unvorstellbarer Wucht an Emotionen ein, die nach grundlegenden Entscheidungen verlangen.
Mir hat die Erzählweise der Autorin Beth Miller in ihrem Buch -Wort für Wort zurück ins Leben- gut gefallen. Die Geschichte ist lebendig und sehr gefühlsbetont geschrieben. Die Protagonisten dürfen aus ihrer Sicht berichten, was der Herausarbeitung der Charaktere guttut. Die intensive Auseinandersetzung mit verletzten Gefühlen und den daraus folgenden Konsequenzen bestimmen den Roman.

Bewertung vom 07.03.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Als das Osmanische Reich droht auseinander zu brechen, sieht Albanien die Chance sich aus der über Jahrhunderte währenden Unterdrückung und Vormundschaft zu befreien. Der Vielvölkerstaat sucht einen König, der die Unabhängigkeit besiegeln soll. Otto Witte, ein Herumtreiber und Tunichtgut, versteht es auf einzigartige Weise, dem Leben immer wieder die guten Seiten abzuringen, sie zu genießen. Stets entwickelt er Pläne, die sein Leben und das seiner Freunde, insbesondere das von Max Hoffmann, einem Schwertschlucker, angenehmer gestalten. Eines Tages stellen die beiden fest, dass ein potentieller Thronfolger und Otto sich zum Verwechseln ähnlichsehen. Damit steht fest, Otto wird König von Albanien.
Seine Geschichte erzählt er später den Insassen einer Nervenklinik und dem dort arbeitenden Doktoranten Alois Schilchegger. Damit bewirkt er unglaubliche Dinge, kleine Wunder, die auch den angehenden Arzt neue Wege gehen lassen.
Mit viel Humor und einem Augenzwinkern gelingt es Andreas Izquierdo, eine im Grunde sehr ernste Geschichte zu erzählen. Dabei gestaltet er, basierend auf historischen Tatsachen, mit seinen charakterlich sehr feinen und präzisen ausgearbeiteten Protagonisten, einen Roman, der einlädt zu vergnüglichen Lesestunden.

Bewertung vom 04.03.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Benni wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, die alljährlich eine Auszeit mit frei verfügbarer Zeit nur für sich allein beansprucht. So verbringt der Junge seine Sommerferien bei seinem Vater auf dem Dorf. Die vierstündige Bahnfahrt von der Großstadt hinein in die ländliche Abgeschiedenheit versetzt ihn in eine komplett andere, fremdartige Welt. Sein Umfeld hier ist geprägt von verstörendem Gedankengut der Mitglieder einer die Gegend dominierenden Sekte. Klaus, sein Vater, der verschlossene Eigenbrötler, findet keinen Zugang zu seinem Sohn, integriert ihn jedoch in den vom Glauben der Brüder und Schwestern geprägten Alltag. Benni erlebt diese Wochen als seltsam, ungewöhnlich. Seine Freunde, die Kinder der Sektenmitglieder, geben dem in vielen Situationen total überforderten Jungen aber auch ein Gefühl von Normalität, bezüglich der sonderbaren Dinge, die um ihn herum geschehen.
Als erwachsener Mann kehrt Benni zurück zu seinem Vater, weil sein Leben aus den Fugen geraten ist. Er ist auf der Suche nach Halt und Geborgenheit.
Astrid Soizo liefert mit dem Roman -Der rechte Pfad- erschütternde Einblicke in eine fanatische Glaubensgemeinschaft, die sowohl unbarmherzig als auch eigennützig über die Seelen, nicht nur die ihrer Mitglieder, herrscht, sie mit brutalen Mitteln in ihren Bann zieht durch Abhängigkeit und Gehirnwäsche. Die Autorin lässt ihren Protagonisten Benni seine Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählen. Dabei springt sie stetig zwischen den Zeiten der Kindheit und des Erwachsenseins. Sie liefert damit verbindende Erklärungen zum Geschehen und zum Charakter des Erzählers, der durch eine gewisse Lethargie und Gleichgültigkeit gezeichnet ist.