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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 762 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2022
Jägerskind
Stoke, Rebekah

Jägerskind


gut

Serienmörder in Louisiana jagt und töte junge Frauen – ein brutales Familiendrama


In St. Martinville, Louisiana, treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Junge Frauen verschwinden und werden später nackt, gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf in den Sümpfen gefunden. Da sie durch einen Gewehrschuss in den Rücken starben, wird der Täter in der Stadt als der Jäger bekannt. Der Jäger, der kommt, wenn es dunkel wird. Der Jäger, der es liebt, zu jagen und zu töten.
Michelle Noland belastet der Umstand, dass sich ihr Ehemann Clark seit Beginn der Morde in Schweigen hüllt und auch ihr Sohn Lee sich sonderbar verhält.
Warum wird sie das Gefühl nicht los, den Jäger zu kennen?
Als es eine weitere Vermisste gibt, die dazu noch aus der eigenen Familie stammt, nimmt Michelle die Spur auf und findet verdächtige Hinweise auf den Jäger – sogar bei Clark. Während der Jäger erneut zuschlägt und sich in der Stadt Chaos ausbreitet, kommt Michelle der Wahrheit immer näher. Ja, sie kennt den Jäger, und sie weiß, dass er nicht aufhören wird, sein Spiel mit ihnen zu spielen und zu jagen … [Klappentext]

Der Jäger, wie der Serienkiller genannt wird, hat rund um St. Martinville in Louisiana einige Frauen getötet. Alle Morde haben dieselben Merkmale: die Frauen haben einen Sack über dem Kopf, sind gefesselt und nackt und wurden von hinten durch einen Schuss in den Rücken ermordet und alle sind sie Prostituierte. Als Sarah und Jane, beides keine Prostituierten, verschwinden, werden auch diese Fälle dem Jäger zugeschrieben. Aber ist das so? Michelle, Verwaltungsangestellte bei der Polizei, bekommt die Ermittlungen hautnah mit und ist auch privat involviert. Denn Sarah war die Freundin ihres Sohnes Lee und Jane die Lebensgefährtin ihres Schwagers Orson. Michelle hat das Gefühl, der Jäger beobachte sie. Und auch, dass ihr Mann und dessen Brüder irgendwie in der Sache drinhängen. Warum sonst schweigen sich alle über ihre gemeinsame Kindheit aus und verbergen offenbar ein furchtbares Geheimnis. Und warum verhält sich ihr Sohn Lee so seltsam? Michelle hat eine schreckliche Vermutung und geht auf Spurensuche.

Nachdem ich „Das Versteck“ von Rebekah Stoke grandios fand, wollte ich „Jägerskind“ unbedingt auch lesen. Ähnlich bei beiden: sie spielen in den Südstaaten, sie sind brutal und es geht um Psychopathen. Doch was mich bei „Das Versteck“ noch völlig gefesselt hat, nämlich die Atmosphäre und der tolle Aufbau, hat mir hier ein Stückweit gefehlt. Zwar springen wir auch zwischen Vergangenheit in Gegenwart hin und her, erfahren viel aus der furchtbaren Kindheit des Jägers und seiner Familie und so langsam ergibt sich ein Bild. Doch für mich war der Hauptfokus hier auf der Brutalität, dem Jagen, dem Morden. Die Rückblicke, was den Kindern angetan wurde, waren für mich absolut schrecklich und extrem unter die Haut gehend. Die Morde an den Frauen ebenso. Das Drumherum, also die Geschichte von Michelle und ihrer Familie, wie das alles mit dem Jäger zusammenhängt, da hat für mich irgendwie das gewisse Etwas gefehlt. Ich kann gar nicht so wirklich den Finger drauflegen, was mir gefehlt hat, doch ich empfand es als eher nebensächlich und auch ein Stückweit konstruiert. Vielleicht, weil die Rückblicke und die aktuellen Morde so extrem brutal waren, dass daneben alles andere verblasste?

Ich bin durch das Buch geflogen, weil der Schreibstil richtig gut zu lesen ist und auch durchweg so viel Spannung aufgebaut hat, dass ich einfach wissen wollte, wer nun der Jäger ist und was für ein Problem Michelle mit ihrer Familie hat. Was davon aber letztlich bei mir hängengeblieben ist, sind die traumatischen Erlebnisse der Kinder. Das kann ich nicht einfach wegstecken und daran habe ich echt zu knabbern (weil ich immer im Hinterkopf habe, dass es auf der Welt garantiert viele Kinder gibt, die so etwas durchleben müssen). Alles andere – die Zusammenhänge mit der Familie von Michelle, die Morde an den Prostituierten, etc. – waren beim Lesen zwar präsent, verblassten

Bewertung vom 14.08.2022
Abendrot
Foley, Lucy

Abendrot


ausgezeichnet

Ein Haus und seine Geheimnisse – Thriller in Hitchcock-Manier


Ich vergebe für das Buch 4,5 Sterne. Da es hier keine halben Sterne gibt, runde ich tendenzmäßig auf 5 Sterne auf.

Jess hat in England ein bisschen Ärger an der Backe und flüchtet daher zu ihrem Bruder nach Paris. Dort angekommen ist dieser spurlos verschwunden. Sie schafft es ins Haus hinein, und beginnt, den Bewohnern (die alte Concierge in der Loge, Nick, Bens Freund aus Studententagen, Antoine, ein versoffener Rüpel, Mimi, eine junge, introvertierte Frau, Sophie und Jacques, die reichen Hausbesitzer) Fragen zu stellen über den Verbleib von Ben. Damit stößt sie auf Abwehr und Anfeindungen, was ihren Verdacht, dass mit Ben etwas Schlimmes passiert ist, nur noch mehr anheizt. Zumal sie herausfindet, dass Ben, Journalist, wohl einer heißen Story auf der Spur war. Die Concierge rät ihr, so schnell wie möglich zu verschwinden, doch Jess will wissen, wo Ben ist, was ihm geschehen ist. Und so gerät sie immer tiefer hinein, deckt Geheimnisse auf, sucht nach Spuren und bringt sich selbst in Gefahr.

Großartiger Thriller! Ich fühlte mich beim Lesen immer wieder an die alten Hitchcock-Filme erinnert. Der Schreibstil ist grandios und so hatte ich die ganze Zeit das Haus, die Wohnungen, die Bewohner und das gesamte Setting lebhaft vor Augen. Es ist ja schon fast ein Kammerspiel, was die Spannung herrlich hochgehalten hat. Die Story wird abwechseln aus den Perspektiven von Jess, Mimi, Nick, Sophie und der Concierge erzählt. Die kurzen Kapitel wechseln hin und her zwischen diesen Personen, was aber keinesfalls verwirrend ist, sondern schlicht genial geplottet. Wie sich dann so nach und nach ein Bild ergibt, was mit Ben passiert ist, welche Geheimnisse die Bewohner haben und welcher Story Ben auf der Spur war ist überraschend und nicht vorhersehbar – so wie das Ende auch.

Richtig gut gefallen haben mir die detaillierten Charakterbeschreibungen. Jede einzelne Figur bekam dadurch regelrecht Leben eingehaucht, war greifbar und hat Emotionen in mir ausgelöst – positive wie negative. Es fühlte sich an, als würde ich sie kennen. Sie wurden als Bilder in meinen Kopf gepflanzt (Sophie sah für mich so aus wie Monica Belucci, nur mal ein Beispiel). Ein lebendiger, aufregender, spannender und sehr fesselnder Thriller nach Hitchcock-Art – ohne vordergründige Brutalität, Knallerei und lauter Action, dafür mit ganz viel Emotion und der Möglichkeit, selbst mitzurätseln.

Von mir dafür supertolle 4,5/5 Sterne.

Ich habe von der Autorin bisher nur „Sommernacht“ gelesen, das vom Aufbau her ähnlich war und fand das Buch auch schon so genial. Daher bin ich mir sicher, dass ich auch noch „Neuschnee“ lesen werde, was ich bisher nicht geschafft habe. Und: ich freue mich auf weitere Thriller von Lucy Foley.

Bewertung vom 12.08.2022
Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht: Das spannende Staffelfinale! (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 4)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht: Das spannende Staffelfinale! (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 4)


sehr gut

Finale der 1. Staffel – wie immer spannend und voller Humor


Lukas und seine Freunde stehen vor dem nächsten großen Abenteuer. Sie müssen das Herz des Waldes und den ganzen Flüsterwald retten. Denn der Schattenmeister will beides zerstören. Um ihn aufzuhalten, benötigen die Kinder das Wissen aller Zeiten, dass sie nur vom Chronisten bekommen können. Doch um zu dem zu kommen, müssen sie mehrere gefährliche Prüfungen überstehen. Und am Ende dann noch ihrem größten Gegner, dem Schattenmeister, entgegentreten. Ob sie diesmal auch wieder Erfolg haben werden? Können sie den Flüsterwald retten und den Schattenmeister besiegen? Lest selbst.

Inzwischen ist es wie ein freudiges Wiedersehen mit alten Freunden, wenn ich ein Buch der Flüsterwaldreihe aufschlage. Von der ersten Seite an bin ich wieder dabei, wenn Lukas, Ella, Felicitas, Rani und Punchy ihre magischen Abenteuer erleben. Dieses hier steht in Rasanz und Action den Vorgängerbänden in nichts zurück, ein Ereignis jagt das nächste und diese sind voller Fantasie und Magie. Der altbekannte Kampf Gut gegen Böse steht hier im Mittelpunkt genau so wie Freundschaft und Vertrauen. Die Kinder/Wesen sind zusammengewachsen, verstehen und vertrauen sich blind und man spürt einfach, dass sie es lieben, zusammen zu sein. Allerbeste Freunde halt.

Neben andauernder Spannung kommt auch der Humor wieder einmal nicht zu kurz. Rani, der kleine Stinkstiefel, schlägt immer wieder über die Stränge und nervt alle ein wenig – aber genau das macht ihn aus. Er ist halt so und ich liebe ihn. Zudem habe ich mich köstlich über die Menok-Familie amüsiert, also Ranis Eltern, Geschwister, etc., die ordentlich Chaos verbreiten und nur schwer zu ertragen sind.
Mir gefällt die Entwicklung, die die Kinder und Felicitas die Elfe durchgemacht haben. Sie sind an ihren Aufgaben gewachsen. Ihr Zusammenhalt steht im Vordergrund, was ich eine tolle Botschaft finde.

Das Buch selbst hat mal wieder ein sensationelles Cover, auf dem es so viel zu sehen gibt. Meine Erstauflage glänzt zudem mit einem farbigen Vor- und Nachsatz, einem Grußwort des Autors mit Signatur und einem 16-seitigen Special „Ranis geheime Aufzeichnungen“. Genial!

Fazit: tolles Staffelfinale und ein rasantes, magisches Abenteuer für kleine und größere Leser ab 9 Jahren. Von mir dafür 4/5 Sterne.

Bewertung vom 10.08.2022
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Albert Einstein
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Albert Einstein


ausgezeichnet

Jeder kann die Welt verändern – außergewöhnlicher Comic über Albert Einstein


Ganz bestimmt kennst Du Albert Einstein. Aber wusstest Du auch, dass er ein kleiner Spätzünder war, der erst mit 3 Jahren sprechen konnte und dann auch nur sehr unverständlich? Dass er deswegen von anderen Kindern geärgert wurde und viel lieber für sich allein geblieben ist? Und das seine Lehrerin ihm einmal prophezeit hat, dass aus ihm nie etwas werden würde? Dass er oft auch schlechte Noten erhalten hat und an der Uni durch einen Physikkurs gefallen ist? Ja, so war das mit diesem brillanten Wissenschaftler. Dieser Comic zeigt uns Alberts Leben von Kind an bis zur Verleihung des Nobelpreises für Physik.

Ein absolut gelungener Comicband ist das. Die Texte sind kurz, auf den Punkt, informativ und kindgerecht, die Bilder detailliert, bunt und einfach super passend (allerdings fand ich es ein bisschen befremdlich, dass Albert auch als Kind schon mit grauen Wuschelhaaren und Schnurbart gezeichnet wurde – aber das ist wohl künstlerische Freiheit und so gibt es natürlich einen hohen Wiedererkennungswert). Auf den beiden letzten Seiten des Büchleins sind 4 Fotos aus dem Leben von Albert Einstein sowie ein Zeitstrahl mit seinen wichtigsten Meilensteinen.
Der Inhalt bzw. das, was dieser Comic vermitteln will, ist so wichtig: es ist okay anders zu sein, denn anders ist nur ein anderes Wort für einzigartig! Glaube an Dich und bleibe immer neugierig. Halte an Deinen Träumen fest, du kannst alles erreichen und jeder kann die Welt verändern!

Super inspirierend und Mut machend, herrlich kindgerecht beschrieben und super gezeichnet – ein Comic, der Spaß macht und lehrreich ist und sicherlich auch dem einen oder anderen Hoffnung macht. Niemand auf der Erde ist genau wie Du und das ist auch gut so. Geh Deinen eigenen Weg, bleib Dir treu und traue Dich, Fragen zu stellen. „Je mehr Fragen ihr stellt, desto mehr Antworten werdet ihr erhalten. Und desto mehr werdet ihr von der Schönheit des Universums verstehen.“ (Seite 35).

Ich mag das Buch bzw. die Buchreihe, weil ich sie wertvoll finde für unsere Kinder und vergebe daher sehr gerne 5/5 Sterne.

Bewertung vom 06.08.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


ausgezeichnet

Ein leiser Thriller mit extremer Sogwirkung – Pageturner par excellence


Juno (16) lebt mit ihrem Bruder Boy (12) und ihren Eltern auf einer Insel. Nur sie vier. Es herrschen strenge Regeln (die sieben Gebote), die die Eltern zum Schutz der Kinder aufgestellt haben. Denn nur so kann verhindert werden, dass die Fremdlinge aus Südland auf die Insel kommen und die Familie töten. Jeder Tag ist geregelt, jeder hat seine Aufgaben, brechen die Kinder eines der sieben Gebote, werden sie bestraft oder müssen ins Loch, den geheimen Schutzraum unterm Esszimmertisch. Doch Juno fragt sich immer öfter, was außerhalb ihrer Insel ist und hinterfragt das Verhalten ihrer Eltern. Eines Tages deckt Juno Schreckliches auf und ihre Welt ist nicht mehr die, die sie zu sein schien. Hin und hergerissen zwischen Angst und dem Wunsch, der Insel zu entkommen, versucht Juno, einen Weg zu finden, der sie aus ihrem Dilemma befreit.

Holla die Waldfee! Diese Buch ist der Hammer! Kein Actionkracher mit Blut und Geballer, sondern still und leise geht es hier zu, was alles nur noch eindrücklicher macht. Der Schreibstil ist phänomenal: direkt, geradeheraus und dennoch detailliert und bildhaft. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Juno. Der Autor schafft es perfekt, ihre Gefühle, ihre Zerrissenheit, ihre Ängste und Hoffnungen aufs Papier zu bringen und dadurch unmittelbar auf mich zu übertragen. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich völlig angespannt den Atem anhielt, wenn Juno in einer gefährlichen Situation war, wie ich genau das fühlte, was dieses 16jährige Mädchen fühlt. Bei einer Szene, die mit einer Tür und einem Finger zu tun hat, habe ich es körperlich gespürt… irre! Anfangs hatte ich ungefähr 1 Millionen Szenarien im Kopf, was Sache sein könnte, es hat in mir drin echt gerattert. Dann kam eine Wende und ich war platt! Damit hätte ich nicht gerechnet. Von Seite 1 bis zur letzten Seite war ich komplett gefangen von der Story, konnte nicht aufhören mit Lesen und musste wissen, wie es weitergeht. Der Aufbau, der Spannungsbogen, die Charaktere – brillant! Und das alles mit einer Schreibe, die so „einfach“ und ergreifend, so direkt und authentisch ist. Als hätte Juno mir ihre Geschichte selbst erzählt. Umwerfend!

Ganz klar 5/5 und ein Zusatz-Highlightsternchen! Ganz großes Blockbusterkino!

Bewertung vom 29.07.2022
Das Haus zwischen den Welten / Das Haus am Rande der Magie Bd.2
Sparkes, Amy

Das Haus zwischen den Welten / Das Haus am Rande der Magie Bd.2


sehr gut

Verrückt und magisch geht das Abenteuer weiter – ein kunterbunter, schräger Lesespaß


Der fesselnde Fluch ist gebrochen. Endlich sind das Haus und seine Bewohner frei. Sofort machen Sie sich auf den Weg und starten samt Haus, damit Eiderdaus an der Hüpfkästchenmeisterschaft teilnehmen kann. Doch das Haus ist aufgeregt – ist es doch so ewig her, dass es gereist ist – und bekommt einen Schluckauf. Mit jedem Hickser werden das Haus und damit auch Neun, Eiderdaus, Dr. Löffel und Erik zwischen den Welten hin und hergeworfen. Wie heilt man ein Haus vorm Schluckauf? Die Zauberbücher geben nichts her, also muss der magische Turm, der dem Sieger der Hüpfkästchenmeisterschaft als Belohnung eine Frage beantwortet, Abhilfe schaffen. Doch dazu muss Eiderdaus erst mal gewinnen, was nicht so einfach ist, zumal sein Feind Trilliardo gegen ihn antritt. Und der Turm selbst – der hat es auch in sich und macht es den Freunden mit den vielen zu bestehenden Rätseln absolut nicht leicht. Zu viert versuchen Sie aus dem Schlammassel herauszukommen, an dessen Ende Neun Antworten bekommt, die sie nicht erwartet hat.

Nachdem ich vom 1. Teil so begeistert war, war klar, dass ich auch Teil 2 lesen muss. Nahtlos knüpft die Geschichte an und ich bin sofort wieder mittendrin, in dem verrückten Haus mit seinen schrägen Bewohnern. Anfangs hatte ich ein bisschen Mühe, am Ball zu bleiben, da mir die vielen Wiederholungen beim Schluckauf (da stand dann immer „WUMP! Magensalto. Hirnhops.“) ein bisschen auf die Nerven gingen. Doch sobald die Story am und im Turm ankam, war es wieder super spannend und sehr unterhaltsam. Mein Favorit bereits in Teil 1, der haushaltführende Troll Erik, hat sich noch tiefer in mein Herz verwurzelt und die Gefühle, die Neun im Lauf des Abenteuers zu Haus und Bewohnern entwickelt bzw. zulässt, sind herzerwärmend. Es passiert so viel Schräges, Skurriles, Buntes, Magisches und Verrücktes, dass man nur schwer zum Durchatmen kommt. Rasant trifft es wohl auf den Punkt. Wer Spaß hat an schrägem Humor und sonderbaren Geschehnissen, wer Magie und Humor mag und sich selbst und andere einfach nicht so ernst nimmt, der kommt hier auf seine Kosten. Mir hat die Fortsetzung sehr gut gefallen und der Cliffhanger am Ende lässt mich auf einen 3. Teil hoffen.
Noch kurz zum Cover: ich mag es total, wie auch schon bei Band 1. Es ist genauso bunt und schräg und ausgefallen, wie die Story.

Von mir gibt´s 4/5 und eine Empfehlung an alle jungen und junggebliebenen, humorvollen Leser. Aber bitte: lest unbedingt Band 1 davor, ihr verpasst sonst einiges und ich sehe die Teile auch nicht als in sich abgeschlossen an. Das eine baut auf dem anderen auf.

Bewertung vom 23.07.2022
Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1
Fuchs, Felicitas

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die (biografische) Geschichte einer starken Frau – unglaublich fesselnd!


Die junge Minna liebt ihre Familie, möchte aber aus der Armut ausbrechen und sehnt sich nach geordneten Verhältnissen, einer eigenen Familie und einem Ende der Armut. Als sie Fred kennenlernt, gutsituiert und charmant, heiraten sie schnell. Minnas Mutter, eine Toilettenfrau, ist skeptisch, warnte sie Minna doch schon immer vor kleineren Männern mit braunen Augen – die bringen nur Unglück. Doch Minna geht ihren Weg und eine Zeitlang sind sie und Fred auch sehr glücklich. Minna baut Dank seiner finanziellen Starthilfe ein eigenes Nähatelier auf und macht sich im reichen Düsseldorf bald einen Namen. Bald ist sie erfolgreicher als ihr Mann, der das alles eigentlich nur als kurzfristige Spinnerei abgetan hat. Doch letztlich geht die Ehe schief, Fred verspekuliert ihrer beider Vermögen und Minna landet auf der Straße. Sie beschließt, zurück in das Dorf Minden zu ziehen, in die Nähe zu Mutter und Bruder. Der 2. Weltkrieg hält Einzug, die Zeiten sind schwer und Minna verliebt sich in Fritz, mit dem sie endlich die ersehnten zwei Kinder bekommt. Lange Zeit sind sie glücklich, doch die kräftezehrenden, von Armut und Gewalt geprägten Kriegsjahre fordern ihren Tribut, Fritz wird eingezogen und kommt als gebrochener Mann zurück. Die Ehe scheitert. Minna geht in ihrer Mutterrolle auf und muss einen weiteren schrecklichen Schicksalsschlag erleben.

Ich begleite Minna und ihre Familie vom Jahr 1924 an bis ins Jahr 1951 und ich muss schon sagen: eine tolle, sehr starke Frau, die mich schwer beeindruckt hat. Selbstbewusst packt sie ihr Leben an, sucht das Glück und wird sehr erfolgreich. Sie ist fleißig und ehrgeizig und zielstrebig. Dennoch ist ihr die Karriere nicht wichtiger als ihre Familie, die in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt. Ihrer einfachen Herkunft zum Trotz steht Minna ihre Frau und beweist, was in ihr steckt. Sie lässt sich nicht unterkriegen, macht aus jeder noch so schwierigen Situation immer das Beste und pfeift auf jegliche Konventionen. Bewundernswert!

Minna ist übrigens die Großmutter der Autorin. Es ist also ihre Familiengeschichte, die ich da lesen durfte und meine Güte – die hat es in sich. Auf dem Cover sehen wir Minna und ihre Tochter. Die Geschichte ist gründlich recherchiert und in einem Schreibstil niedergeschrieben, der mich absolut fesseln konnte. Ich hatte alles immer klar vor Augen und sämtliche Charaktere waren greifbar und real. Kopfkino. Mit 608 Seiten ist es kein schmales Büchlein, sondern ein rechter Wälzer, der mir jedoch an keiner Stelle langweilig wurde. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgeweint, mitgelacht. Ergreifend, kurzweilig, historisch super interessant und wunderbar lebendig erzählt. Von mir gibt es dafür ganz klar 5/5 Sterne und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 17.07.2022
Feuerwanzen lügen nicht
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch über Armut und Scham - und über eine Freundschaft, die unbezahlbar ist


Nits (eigentlich Nityananda, halb Inder) und Mischa sind beste Freunde seit dem Sandkasten. Sie sitzen in der Klasse nebeneinander und verbringen viel Zeit zusammen. Eines Tages fällt Nits auf, dass Mischa, der immer korrekt und strebsam ist, seinen Klassenlehrer anlügt. Kurz darauf stellt er fest, dass Mischa auch ihn selbst angelogen hat und seine Welt gerät ein bisschen ins Wanken. Er stellt Mischa zur Rede und so nach und nach zeigt sich, dass Mischas Leben so ganz anders ist, als das von Nits. In seiner Wohnung (in die Mischa Nits bis jetzt nie eingeladen hat) gibt es kaum Möbel, sie kaufen bei der Tafel ein, er läuft immer in ziemlich abgerissenen Klamotten herum. Nits fragt sich, wie er das die ganze Zeit übersehen haben kann. Und warum Nits Mischas Mama noch nie gesehen hat, sondern nur den in seinen Augen ziemlich coolen Dad, hat auch einen Grund. Als dieser Dad in Schwierigkeiten gerät und das Jugendamt quasi schon vor der Tür steht, gilt es, zusammenzuhalten. Nits beweist, dass eine Freundschaft wichtiger ist, als alles andere.

Dass Kinderarmut auch in unserem reichen Deutschland leider keine Ausnahme ist, wissen wir alle. „Feuerwanzen lügen nicht“ dreht sich um dieses Thema und behandelt es mit einer Direktheit, die wehtut, aber auch mit einer Wärme, die Hoffnung macht. Mischas Scham geht unter die Haut und seine Art, mit der Situation umzugehen ebenso. Nits Gefühlswelt wird einmal über den Haufen geworfen und wie er es schafft, diesen Haufen wieder glattzuziehen, mit welchem Vertrauen und Mut er das angeht, seine Erkenntnisse darüber, wie privilegiert er mit einer ganz normalen Familie ist und wie glücklich er sich schätzen kann – das ist wirklich berührend. Genau so wie seine Freundschaft zu Mischa, die ihm so wichtig ist wie kaum etwas anderes.
Zum Ende hin wandelt sich das Buch in einen kleinen Kinder-Krimi, was frischen Wind reinbringt und nochmal ordentlich spannend ist.

Der Schreibstil ist recht außergewöhnlich. Nits ist ein Sprücheklopfer, reimt gerne und rappt schon fast. Diese „Reime“ findet man immer wieder im Buch und das passt einfach gut, auch wenn es anfangs ein bisschen seltsam war. Jedes Kapitel beginnt zudem mit einem gereimten Spruch/Rap über Tiere. Die Sprüche ziehen sich durch das ganze Buch und passen einfach super! Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, es ist so fesselnd geschrieben, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Die Charaktere (nicht nur Nits, Mischa und Amy – sondern alle) sind detailliert und herrlich lebendig beschrieben, so dass man jeden förmlich agieren sehen kann.

Ein Buch, das zu Herzen geht, wichtig ist, zum Mitfiebern und unheimlich gut zu lesen. Voller Gefühl, Witz, Wärme und Spannung ist es nicht nur für Kinder ab 11 Jahren eine tolle Lektüre (und vielleicht ein kleiner Augenöffner, ein Anstoß, vielleicht manchmal etwas genauer hinzusehen), sondern auch für ältere und Erwachsene.
Ganz klar: 5/5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2022
Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1
Schleif, Thorsten

Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1


ausgezeichnet

Ausgefeilter und höchstvergnüglicher Krimi über einen Richter, der doch nur seine Familie schützen will


Siggi Buckmann, über 50 und glücklich getrenntlebend, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, ist Richter am Amtsgericht und einer von denen, die das aus Idealismus machen und der Justizverwaltung eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Als eines Tages Ferdi stirbt, weiß jeder, wer dafür verantwortlich ist: ein gefährlicher Bandenchef, der schon einige Leichen in seinem Keller hat. Doch offenbar auch einige Fürsprecher – Dank des korrupten Systems. Der Fall soll zu den Akten gelegt werden. Richter Bruckmann, dessen Tochter vor einigen Jahren von Ferdi beschützt und vor einem Übergriff gerettet wurde, kann da nicht tatenlos zusehen. Damit sticht er in ein Wespennest und plötzlich ist seine Familie, seine Tochter in Gefahr. Da er das System in und auswendig kennt und sehr gute Kontakte zu einigen Gleichgesinnten in Justiz und bei der Polizei hat, reift in ihm ein Plan. Ein Plan, wie er den Bandenchef ein für allemal unschädlich machen kann – ohne dafür selbst zu Verantwortung gezogen werden zu können.

Das ist so ein Buch, durch das man einfach so hindurchrauscht. Der Schreibstil ist herrlich kurzweilig, flüssig und lebendig. Es strotzt nur so vor trockenem Humor, Sarkasmus und Einblicke in unser Justizsystem. Und auch wenn es ein Roman, also eine fiktive Geschichte ist, beschleicht mich das Gefühl, das hier schon ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert wird. Das alles und natürlich die Tatsache, dass der Autor im echten Leben tatsächlich Richter ist, macht das Buch zu einem echten Pageturner. Selbstjustiz ist natürlich nichts, was ich gutheiße, doch hier ertappe ich mich, wie ich denke: „dieser Drecksack hat es nicht anders verdient“. Wie der Fall aufgebaut ist und wie es letztlich alles vonstattengeht, macht einfach Spaß und ist herrlich ausgeklügelt.

Die Charaktere sind greifbar und bildhaft, die Dialoge spritzig, auf den Punkt und fesselnd. Mir gefällt vor allem dieser Humor, der die Story ständig begleitet. Das „Gespräch“ zwischen Bruckmann und seinem Kater Grisu über das schlechte Gewissen – zu köstlich! Ich mag hier alles: die Protagonisten, die Story, den Schreibstil, den Aufbau, die Seitenhiebe auf unser System. Ein rundum super gelungener Auftakt der Siggi Bruckmann-Reihe – denn eine Reihe soll es wohl werden, was der Cliffhanger am Ende auch vermuten lässt. Ich werde diesem äußerst sympathischen Richter Bruckmann auf jeden Fall treu bleiben und freue mich darauf, bald mehr von ihm zu lesen. 5/5 Sterne.