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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 533 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2021
A Runaway Christmas (eBook, ePUB)
Crockham, Tiffany

A Runaway Christmas (eBook, ePUB)


sehr gut

Kairo, Weihnachten 1924: Sir Tiny verschwindet spurlos, und es ist an Miss Kitty ihn wiederzufinden.

Auch dieses Jahr gibt es zur Buchreihe wieder einen Weihnachts-Kurzroman, der abwechselnd aus Sicht der beiden Tiere in Ich-Form erzählt wird, so erfährt der Leser auch immer direkt, was mit Sir Tiny überhaupt passiert ist, und was Miss Kitty alles auf sich nimmt, um ihn wiederzufinden. Sogar mit ihrer alten Katzengang muss sie sich wieder auseinandersetzen, und auch Brutus spielt erneut eine Rolle.

Man kann die Geschichte auch gut lesen, wenn man die Reihe nicht kennt, aber natürlich ist es viel schöner, wenn man schon etwas über die Personen und vor allem die Tiere weiß.

Zusätzlich zur Geschichte gibt es wieder zwei Rezepte, mit denen man Hund und Katze auch etwas leckeres zur Weihnachtszeit bieten kann.

Tiffany Crockham hat wieder eine schöne Weihnachtsgeschichte mit den beiden aus der Reihe bekannten Tieren geschrieben, die von Freundschaft und Zusammenhalt erzählt und daher gut in die und zur Weihnachtszeit passt.

Bewertung vom 24.12.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


ausgezeichnet

Da seine Ehefrau Erika beim Christbaumschmücken von der Leiter fällt und ins Krankenhaus muss, hat Kluftinger die Weihnachtsvorbereitungen alleine zu regeln – mit ein bisschen Unterstützung des Schwiegervaters seines Sohnes, Yoshifumi Sazuka, der aus Japan zu Besuch ist.

Ich bin froh, dass ich mir den Roman noch vor Weihnachten besorgt und gelesen habe, denn ich habe mich köstlich amüsiert. Die 24 (!) Kapitel sind überschrieben mit „1. Katastrophe“, „2. Katastrophe“ usw., und ja, Katastrophen gibt es genug, aber am Ende haben die Kluftingers ein friedvolles Weihnachtsfest – naja, zumindest irgendwie.

Klufti zeigt sich hier von seiner „besten“ Seite, und Erika hat mir während des Lesens durchgehend leid getan. Für den Haushalt und Vorbereitungen für Weihnachten ist Klufti einfach nicht geschaffen, dafür brilliert er mit so manchen abwegigen Ideen, die mich abwechselnd zum Kopf schütteln und heftigen Lachanfällen brachten, oft beides gleichzeitig, und mit einem sehr speziellen Englisch („Dear Joschi, from us out can you immer come when you will. Wir … täten uns enjoyen“, Seite 9). Ja, mein Humor wurde voll getroffen, womöglich aber nicht jedermanns Humor.

Einen Kriminalfall sucht man dagegen vergeblich, finde ich aber gar nicht schlimm, Klufti mal ganz privat hat doch auch etwas.

Ich habe mich köstlich amüsiert, und wer Klufti mag, und/oder sich eine weihnachtliche und humorvolle Geschichte vorstellen kann, kann bedenkenlos zugreifen. Volle Punktzahl für einen Roman, an den ich mich sicher noch länger erinnern werde.

Bewertung vom 19.12.2021
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


ausgezeichnet

In Kopenhagen wird die Leiche des Leiters des Polizeinachrichtendienstes gefunden, mit einer nackten Frau auf dem Rücksitz. Kim Sleizner setzt Jan Hesk als Leiter der Ermittlungen ein, der nicht auf Offensichtlichkeiten hereinfällt, tiefer ermittelt und in ein Wespennetz sticht.

Fabian Risk und seine Familie müssen einen schweren Verlust verkraften. Auch hier scheint nicht alles so zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint, und Fabian macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Dunja Hougaard ist weiterhin untergetaucht und sucht mir ihren Verbündeten Fareed und Qiang nach Beweisen gegen Kim Sleizner, ein gefährliches Spiel.

Der sechste Band der Reihe – und dieses Mal geht es Sleizner hoffentlich endlich an den Kragen? Hier zeigt er wieder einmal seine ganze Bösartigkeit, und auch, wie gefährlich er auf Grund seiner Position ist – man hofft, dass in der Realität derartige Menschen nicht in solche Positionen kommen können, doch bleibt dies wahrscheinlich ein frommer Wunsch.

Der Roman ist, wie erwartet, sehr spannend, und manchmal war ich einfach nur baff von den Entwicklungen, mit manchem hatte ich einfach nicht gerechnet. Erzählt wird mit vielen Perspektivewechseln, was die Spannung erhöht, aber auch die Möglichkeit bietet, das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen. Die meisten Charaktere kennt man mittlerweile gut, man fühlt mit ihnen, zumindest in den meisten Fällen. Besonders Fabian trifft es dieses Mal gewaltig, er hatte es ja in den Vorgängerbänden schon nicht leicht, aber hier kommt es richtig schlimm. Manche Szenen sind nicht leicht zu ertragen, aber wer die Reihe kennt, weiß was ihn erwartet. Übrigens: Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte zunächst die Vorgängerbände lesen. Die Bände bauen stark aufeinander auf, und man sollte nicht nur die Charaktere bereits kennen, sondern auch wissen, was sie bisher erlebt haben. Nur dann kann man die Geschehnisse dieses Romans wirklich verstehen.

Der sechste Band der Reihe bringt gewisse Erzählstränge zum Ende. Ob das auch das Ende der Reihe sein wird, bleibt abzuwarten. Der Roman ist gewohnt spannend, aber auch wieder sehr brutal. Da die Bände stark aufeinander aufbauen, sollte man sie der Reihe nach lesen, vor allem dieser Band funktioniert ohne die Kenntnis der vorherigen Ereignisse wohl nicht. Wer die Reihe bisher mochte, sollte unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 18.12.2021
Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel / Commissaire Le Floch Bd.1
Parot, Jean-François

Commissaire Le Floch und das Geheimnis der Weißmäntel / Commissaire Le Floch Bd.1


sehr gut

Der junge Nicolas de Floch bekommt auf Empfehlung seines Patenonkels eine Ausbildung bei der Pariser Polizei – bereits nach ca. eineinhalb Jahren, im Februar 1761 wird er von Polizeipräsident de Sartine mit der Aufklärung zweier brisanter Fälle beauftragt: Sein Ausbilder, Commissaire Lardin, ist verschwunden, ebenso wie Briefe des Königs, die in den falschen Händen fatal sein könnten.

Der Roman ist der Start in eine Reihe, sein Setting, das französische 18. Jahrhundert, zur Regierungszeit Louis XV. ist interessant, und es ist dem Autor sehr gut gelungen, die Atmosphäre der damaligen Zeit wiederzubeleben, zumal er auch viel gesellschaftlich/politischen Hintergrund und eine ganze Reihe historischer Persönlichkeiten einbezieht, einige davon als handelnde Personen, wie z. B. den schon erwähnten Polizeipräsidenten oder sogar den Pariser Henker Charles-Henri Sanson, über andere wird, zum Teil ausführlich, gesprochen. Wer sich ein bisschen mehr über die historischen Hintergründe informieren möchte, kann zum – kostenlosen – Ebook „Die Welt des Commissaire Le Floch“ greifen.

Nicolas bleibt, auch wenn man viel über ihn und seine Gedanken und Emotionen erfährt, nicht ganz greifbar für mich, was schade ist, was aber auch ein bisschen neugierig auf die weiteren Bände macht, in denen man ihn vielleicht (noch) besser kennenlernt. Er ist mir aber schnell sympathisch, vor allem, weil er so schnell nicht aufgibt, und weil er ein offenes Herz für alle Menschen hat. Ihm zur Seite steht Pierre Bourdeau, dessen Vorgesetzter er ist, dessen Meinungen und Ratschläge er aber auch anerkennt, hat Bourdeau doch mehr Erfahrung – es entwickelt sich ein vertrauensvolles und fast freundschaftliches Verhältnis. Insgesamt hat der Autor einige interessante Charaktere geschaffen bzw. einbezogen.

Der Fall ist sehr komplex, und es gibt viele Wendungen, manches scheint zunächst ziemlich klar, ist es aber dann doch nicht. Nicolas ist oft skeptisch, und hat damit oft Recht, allerdings muss auch er manchmal umdenken. Als Leser mitzuraten ist nicht einfach, ich habe es irgendwann sein, und mich von der Geschichte führen lassen. Am Ende gibt es eine logische Erklärung, und Nicolas erhält sogar eine Audienz bei Louis XV., die die Weichen für seine weitere Zukunft stellt.

Ich brauchte ein bisschen, um in den Roman eintauchen zu können. Der Autor schreibt manchmal sehr ausschweifend, das ist oft zwar interessant, weil seine umfangreiche Recherche hier Ausdruck findet, aber manchmal habe ich dadurch auch ein bisschen den Faden (und die Spannung) verloren. Insgesamt ist der Roman nicht immer einfach zu lesen und erfordert Konzentration. Erzählt wird aber auch sehr bildhaft, was vor allem bei den sehr deutlichen Beschreibungen der Leichen, manchmal etwas abstoßend sein kann, es trägt aber auch sehr zur Atmosphäre bei. Erzählweise und Sprache sind passend zur Zeit gewählt, wer nicht jedes Wort kennt, findet am Ende ein Glossar, ebenso wie eine Vorstellung der historischen Persönlichkeiten, handelnde und erwähnte. Das hat mir sehr gut gefallen. Abgerundet werden diese Boni noch mit einer Karte des Paris jener Zeit und einem Personenregister. Den Titel allerdings finde ich nicht ganz passend.

Unterm Strich finde den Roman gut, man muss sich auf ihn einlassen, man lernt einiges über die Zeit und über manche historische Persönlichkeit, es hapert allerdings etwas an Spannung. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gut recherchierte historische Kriminalromane mögen und sich auf einen Roman einlassen können, der womöglich nicht sofort packt, und nicht immer leicht zu lesen ist.

Bewertung vom 10.12.2021
Das Geschenk
Bronsky, Alina

Das Geschenk


gut

Früher waren die beiden Ehepaare Almut und Klaus, Kathrin und Peter eng befreundet, doch seit Almuts Tod vor vier Jahren ist der Kontakt abgebrochen. Als Klaus Peter und Kathrin überraschend zu Weihnachten einlädt, kann Kathrin nicht Nein sagen, offenbar braucht der Witwer Trost. Umso überraschender ist, dass sie Klaus nicht alleine antreffen, er hat eine neue Lebensgefährtin, die wesentlich jüngere Sharon.

Die kurze Erzählung wird in Ich-Form von Peter erzählt, ist daher subjektiv gefärbt, und voller Missverständnisse und Vorurteile, vor allem Sharon gegenüber. Doch im Laufe der Zeit kommen auch andere Probleme zum Vorschein, und vieles entwickelt sich anders, als zunächst gedacht bzw. zeigt sich auch die Vergangenheit in einem anderen Bild.

Obwohl, gerade bei der Hauptprämisse war mir schnell klar, dass es anders sein muss, als Peter es sich vorstellt. Peter und Kathrin erschienen mir schnell als schwierige Menschen, und sie waren mir, vor allem Kathrin, wenig sympathisch. Doch genau das braucht die Geschichte auch, denn es geht ja um Konflikte, Konflikte, die vielleicht aufgelöst werden können.

Auch wenn die Erzählung über Weihnachten spielt, viel weihnachtliche Stimmung kommt nicht auf, aber wie sollte es auch, bei der Stimmung, die herrscht. Dabei hat sich vor allem Sharon wirklich Mühe gegeben. Ganz wird nicht klar, warum Klaus Peter und Kathrin bei diesem Fest dabei haben wollte.

Letztlich fehlt es der Geschichte dann doch an Tiefe. Lesen lässt sie sich aber kurzweilig, und schon wegen der Kürze ruckzuck. Man kann sich als Leser schon seine Gedanken machen, und vielleicht auch über seine eigene Situation nachdenken, vor allem, wenn man schon etwas älter ist, wie drei der Protagonisten. Dennoch bleibt vieles oberflächlich, und gerade das Ende hätte mehr hergegeben.

„Das Geschenk“ ist ein Kurzroman, der sich flott lesen lässt und einen zum Nachdenken bringen kann, etwas mehr Tiefe und vor allem ein runderes Ende hätten aber nicht geschadet. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 08.12.2021
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Rygiert, Beate

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher


ausgezeichnet

In den 1920er Jahren wird der Berliner Ullsteinverlag von Dr. Franz Ullstein geleitet. Seine Arbeit ist nicht immer leicht, muss er sich doch mit seinen Geschwistern und der nachkommenden Generation auseinandersetzen, die alle auch dem Verlag verbunden sind und mitreden wollen. Als er sich in die viel jüngere Journalistin Rosalie Gräfenberg verliebt, stellt sich die Familie gegen diese Verbindung.

Lilli Blume ist Tippfräulein bei Vicki Baum, nachts jedoch schreibt sie heimlich an einem Roman, denn ihr großer Traum ist, ebenfalls Schriftstellerin zu sein. Auch ihr Verlobter Emil Friesecke hat so einen Traum, er wäre gerne Fotograf, besitzt jedoch nur ein altes Kameramodell und hat dadurch kaum Chancen einen guten Job zu finden.

Drei Frauen stehen im Mittelpunkt des Romans, obwohl Vicki Baum zwar im Vergleich zu den beiden anderen eher eine Nebenrolle spielt, hat sie doch erheblichen Anteil am Schicksal Rosalies und Lillis.

Beate Rygiert hat mich schnell in ihren Roman gezogen, den ich nur ungern wieder aus den Händen gelegt habe. Natürlich gibt es hier viele historischen Persönlichkeiten anzutreffen, nicht nur die Familie Ullstein und viele der Angestellten des Verlages, natürlich auch Vicki und Rosalie, aber auch eine ganze Reihe Berliner:innen und andere Personen – nur Lili und ihre Familie, inkl. Emil sind fiktiv, schade eigentlich, denn diese gefielen mir fast am besten, mit ihnen konnte ich am meisten mitfühlen, vielleicht aber ja auch gerade, weil sie einfache Menschen aus dem Volk sind, die eben trotzdem ihre Träume haben.

Auch sehr mitfühlen konnte ich beim Lesen mit Franz Ullstein, warum nur hat seine Familie ihm sein neues Glück nicht gegönnt. Man kann sich informieren, was aus der Beziehung zwischen Franz und Rosalie wurde, aber ich möchte natürlich hier nicht spoilern. Nur so viel: Es ist unglaublich, was die Familie gegen die beiden auf die Beine stellt, gerade Franz tat mir sehr leid, immerhin war es seine eigene Familie.

Doch nicht nur die genannten Charaktere, auch der Ullsteinverlag (der Roman ist selbstverständlich auch bei Ullstein erschienen) und der historische Hintergrund, das Aufkommen des Nationalsozialismus, die Beziehung zu Frankreich, das Leben in Berlin, kommt hier zum Tragen und bereichert den Roman zusätzlich.

Schon der Titel des Romans wird viele Bücherfans direkt ansprechen. Sehr gut gefallen hat mir die Widmung. Das Nachwort der Autorin ist knapp gehalten, aber man erfährt immerhin, was aus Vicki, Rosalie, Franz und dem Verlag wurde.

Mich hat der Roman sehr gut unterhalten, ich hatte sehr angenehme Lesestunden und konnte gut mitfühlen, habe den Ullsteinverlag und die Gründerfamilie näher kennengelernt und Lust darauf bekommen, mehr über den Verlag, aber auch z. B. über Vicki Baum zu erfahren bzw. ihre Romane (wieder) zu lesen. Gerne vergebe ich volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.12.2021
Kommissar Gennat und der Anschlag auf den Orientexpress
Stürickow, Regina

Kommissar Gennat und der Anschlag auf den Orientexpress


gut

1931 entgleist ein Zug bei Jüterbog, wie sich herausstellt, auf Grund eines Attentats. Kommissar Ernst Gennat und seine Mitarbeiter ermitteln, doch zunächst ohne Erfolg. Als der Orientexpress von Budapest nach Wien einen Monat später ebenfalls entgleist, scheint sich ein Zusammenhang zu ergeben.

Ernst Gennat, ein bekannter und wegbereitender Berliner Kriminalist, ist mir schon in einigen historischen Kriminalromanen über den Weg gelaufen, es ist mir immer wieder eine Freude, ihn zu treffen. Regina Stürickow nimmt sich echter historischer Kriminalfälle Gennats an, die sie zu Romanen verarbeitet. Es sind bereits mehrere Bände der Reihe erschienen, für mich ist dies der erste. Die Autorin verarbeitet die Ereignisse historisch akurat, neben Gennat treten daher eine ganze Reihe anderer historischer Personen auf, wie etwa Gennats Mitarbeiter Rudolf Lissigkeit. Aber, da dies ein Roman und kein Sachbuch ist, gibt es natürlich auch fiktives Geschehen. So sind auch der zweite Protagonist, Max Kaminski und seine Familie erfunden, auch wenn Max an einen realen Kriminalreporter angelehnt ist, wie wir im interessant zu lesenden Nachwort erfahren.

Leider komme ich den Charakteren, vor allem auch Gennat, nicht sehr nahe, es fehlt ihnen an Tiefe. Gennat und Max sind mir sympathisch, mehr aber auch nicht. Dass Lissy, Max‘ Frau auch „mitermittelt“, kommt mir aufgesetzt vor, sie stört mich eher. Benno, ein Junge, der als blinder Passagier auf der Achse des bei Jüterbog entgleisten Zuges mitfährt, ist nur ein Nebencharakter, aber ein interessanter, leider spielt er keine weitere Rolle, auch wenn sein Schicksal gegen Ende noch aufgeklärt wird.

Etwas aufgesetzt kommen mir auch die Zeugenaussagen vor, die klar und strukturiert und scheinbar ohne Gedächtnislücken scheinen. Psychologisch ist das eher unwahrscheinlich, womöglich wurde hier aus den realen Zeugenprotokollen 1:1 übernommen, was aber nicht unbedingt die tatsächlichen Zeugenaussagen wiederspiegelt.

Erzählt wird sehr nüchtern, auch dadurch kommen wenig Gefühle für die Charaktere auf. Emotionen lediglich in wenigen Situationen auf, wie etwa bei Benno auf der Achse oder nach dem Zugunglück des Orientexpress‘. Manches ist mir auch zu ausführlich bzw. wiederholend. Zu Beginn spielt der historische Hintergrund, vor allem der Volksentscheid am 09.08.1931 eine größere Rolle, später lässt das leider nach. Es ist recht interessant, die Ermittlungen zu verfolgen, die die tatsächlichen wiederspiegeln. Spannung kommt aber leider kaum auf.

Leider hat der Roman meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, mir fehlt es bei den Charakteren an Tiefe und bei der Geschichte an Spannung, manches wirkt mir auch zu aufgesetzt. Die gute Recherche dagegen und auch, dass ein echter Kriminalfall Gennats Mittelpunkt ist, gefällt mir. Ich vergebe 3 Sterne. Wer sich für reale historische Kriminalfälle interessiert, kann einen Blick wagen.

Bewertung vom 28.11.2021
Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1 (eBook, ePUB)
Rabe, Kim

Nachts sind alle Mörder grau / Berlin Monster Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Am 03.10.1989 ging in Berlin eine Bombe hoch, und alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, wurden tatsächlich lebendig. Seitdem leben die Menschen neben Trollen, Feen, Dämonen und anderen Wesen, und haben mehr oder weniger gelernt, sich damit zu arrangieren. Die phantastischen Wesen werden Stifs genannt und kämpfen immer noch darum, als gleichberechtigt anerkannt zu werden. Mittlerweile steht der 30. Jahrestag unmittelbar bevor.

Lucy Wayne, frühere Polizistin, hat sich als Privatdetektivin für Stifs niedergelassen. Sie selbst wurde am 03.10.1989 geboren – und kann – als wahrscheinlich einziger Mensch – Stifs an ihrer Ausstrahlung wahrnehmen. Ihr neuester Fall führt sie auf die Suche nach der Sidhe Lia, die verschwunden ist.

Zur selben Zeit scheint auch ein Werwolf, der nur Stifs tötet, sein Unwesen zu treiben, doch Werwölfe sind inzwischen eigentlich ausgestorben …

Urbanfantasy hat für mich etwas spannendes, die Vorstellung, in unserer realen Welt könnte es tatsächlich Phantastisches geben spricht mich an – zumindest im Roman. Die Autorin hat zudem nicht nur die reale Wiedervereinigung des geteilten Deutschland für die Basis ihres Plots auf interessante Weise abgeändert, sondern auch einige aktuelle Themen integriert, wie z. B. Fremdenfeindlichkeit.

Die Detektivgeschichte selbst, inklusive Lucy, erinnert an die Crime noir-Geschichten, man kann sich Lucy durchaus als weiblichen Humphrey Bogart vorstellen, zumal sie auch selbst in Ich-Form erzählt. Sie ist nicht unbedingt die sympathischste, und handelt manchmal ohne an ihre Mitmenschen zu denken, letztlich liebt sie die, die ihr nahe stehen, aber schon. Nahe stehen ihr vor allem zwei Stifs, mit denen sie zusammenlebt, der Erzdämon Aki und die Sirene Lore. Vor allem Aki ist ein sehr interessanter Charakter, überhaupt gibt es hier einige spannende Charaktere, kein Wunder bei der Anzahl und Verschiedenartigkeit der phantastischen Wesen (sogar Frau Mahlzahn ist dabei!). Natürlich kommen auch einige Menschen vor, die, wie auch die Wesen, sowohl auf der „guten“ als auch auf der „bösen“ Seite zu finden sind.

Dass die Werwolfgeschichte letzlich mit der Suche nach Lia verschmilzt, erwartet man von Anfang an, und tatsächlich sind am Ende beide Fälle gelöst. Bis dahin gibt es die eine oder andere überraschende Wendung, schließlich ist alles nachvollziehbar gelöst.

Erzählt wird atmosphärisch und spannend, die Autorin hat auf gewisse Art poetische Sätze gefunden, wie z. B. „Draußen frisst der Nebel die Straßenzüge auf und leckt mit feuchter Zunge an Autos und Fensterscheiben“ (Pos. 2270). Ich finde auch sehr gelungen, welche verschiedenen Wesen man kennenlernt, neben bekannten, auch einige eher unbekannte. Da der Roman der Auftakt einer Reihe zu sein scheint (Band 2 erscheint 2022), freue ich mich schon sehr auf weitere Fälle bzw. Abenteuer Lucys, und bin gespannt, was noch enthüllt wird und wem man noch begegnen wird.

Ich habe mich sehr gut unterhalten, und finde vor allem die Vielzahl an phantastischen Wesen sehr gelungen, sowie die Verknüpfung mit der tatsächlichen Geschichte unserer realen Welt bzw. wie die Autorin sie gelungen abgeändert hat, und dass aktuelle Themen mitverarbeitet werden. Ich vergebe 4,5 Sterne (aufgerundet wo nötig) und eine Leseempfehlung für Genrefans.

Bewertung vom 21.11.2021
Totenschrein / Sayer Altair Bd.3
Cooper, Ellison

Totenschrein / Sayer Altair Bd.3


sehr gut

Ein Bus mit 24 Schülern wird entführt, einige später tot aufgefunden – Sayer Atair ermittelt und stößt bald an Grenzen, gerät in tödliche Gefahr und sieht sich mit einem nahezu unschlagbaren Gegner konfrontiert.

Die beiden ersten Bände der Reihe haben mir gut gefallen, ich mag vor allem Sayers Umfeld, ihren Kollegen Ezra, der mittlerweile mit Prothesen laufen gelernt hat, Max Cho und seine Hündin Kona, eine exzellente Spurenleserin, und natürlich Sayers Familie im weiteren Sinne, vor allem Tino und Hund Vesper haben hier ihre Rollen. Auch Studienteilnehmer 037 aus Sayers Studie mit nicht kriminellen Psychopathen ist wieder dabei und sorgt am Ende für einen Cliffhanger.

Der Autorin ist es auch gut gelungen, mir die entführten Schüler:innen nahe zu bringen, vor allem Kate Brooks, so dass ich gut mitfiebern konnte und am liebsten hinten im Buch geschaut hätte, ob Kate überlebt – habe mich dann aber doch lieber nicht gespoilert, zumal der Roman sich zügig lesen lässt, auch durch die kurzen Abschnitte und die aufgebaute Spannung.

Was mir weniger gut gefallen hat ist, dass ich lange vor Sayer und ihren Mitermittlern hinter eine offene Frage kam, die eigentlich ganz offensichtlich beantwortet hätte werden können, zumindest hätte viel früher in diese Richtung gedacht werden müssen. Ebenso fand ich es überflüssig und unglaubwürdig, Sayer einige Verletzungen zuzuschreiben, sie aber weiter ohne Rücksicht darauf agieren zu lassen. Auch der Twist im letzten Viertel hat mich eher nicht überzeugt bzw. war mir zu viel – mal sehen, wie das im nächsten Band weiter gestrickt wird.

Insgesamt hat der Roman mir aber wieder spannende Lesestunden beschert, ich konnte mitzittern und miträtseln, und habe liebgewonnene Charaktere wiedergetroffen. Ich vergebe 3,5 Sterne (aufgerundet wo nötig) und freue mich auf weitere Bände.