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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 896 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2016
Die Jutta saugt nicht mehr
Minck, Lotte

Die Jutta saugt nicht mehr


ausgezeichnet

„Die Jutta saugt nicht mehr“ ist bereits die siebente Rohrpott-Krimödie rund um die sympathische Callcenter-Mitarbeiterin Loretta Luchs und ihre muntere Ermittlertruppe.

In diesem Abenteuer steht neben Loretta hauptsächlich Erwin im Mittelpunkt des Geschehens - Erwin hat eine Detektei gegründet, natürlich mit Loretta als tatkräftige Mitarbeiterin.
Mit Waltraud Berger rauscht der erste interessante Fall in das Ermittlungsbüro. Frau Berger sorgt sich um ihre Freundin und Nachbarin Jutta Dengelmann. Diese ist seit drei Wochen spurlos verschwunden und Frau Berger vermutet, dass Juttas herrischer, kontrollfreakiger Ehemann Gerhard seine Finger im Spiel hat. Um Gerhard auf den Zahn zu fühlen und in der Dengelmannschen Wohnung nach Spuren zu suchen, wird Loretta bei ihm als Putzfrau eingeschleust.

Der Fall erweist sich als sehr knifflig. Es scheint, als wenn jeder neue Hinweis für immer weniger Durchblick sorgt. Immer neue Rätsel lassen nicht nur Loretta und Co. zu neuerlicher Höchstform auflaufen, sondern laden auch den Leser zum mitgrübeln ein.

Auch der frisch-fröhliche Humor hat mich wieder rundum begeistert. Die Akteure beleben mit ihren Eigenarten die Szenerie und sorgen mit vielen frechen Sprüchen für eine Menge Schwung und beste Unterhaltung.

„Die Jutta saugt nicht mehr“ ist ein tolles, kurzweiliges Lesevergnügen. Leseempfehlung für alle, die Krimis mit einer großzügigen Portion Humor mögen.

Bewertung vom 30.09.2016
Vergeltung im Münzhaus
Schier, Petra

Vergeltung im Münzhaus


ausgezeichnet

Köln, 1408. Die junge Hebamme Clara van Oeche wird beschuldigt, ihren Vater im Haus des Münzwechslers Henns Birboim erstochen zu haben. Griet Burka ist fest davon überzeugt, dass ihre Freundin nichts mit dem Mord zu tun hat und will deren Unschuld beweisen. Gemeinsam mit Adelina begibt sie sich auf Spurensuche.
Nicht nur der Mordfall und die Verhaftung Claras sorgen im Hause Burka für Aufregung - Cristan Reese, Hauptmann der Stadtsoldaten und künftiger Gewaltrichter in Köln, hat ein Haus in der Nachbarschaft gekauft und ein Auge auf Griet geworfen…

„Vergeltung im Münzhaus“ ist der sechste und abschließende Band der Adelina-Reihe. Das Buch ist auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände lesbar, da es sich um eine in sich abgeschlossene Geschichte handelt.

Wie in allen historischen Romanen, die ich bisher von Petra Schier gelesen habe, herrscht auch in diesem Buch eine vertraute, heimelige Atmosphäre - nicht die große Politik ist Thema, sondern der mittelalterliche Alltag, das Familienleben und der Zusammenhalt aller stehen im Vordergrund.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht diesmal Adelinas Stieftochter Griet. Die mittlerweile 20-Jährige ist geprägt von den Schrecken ihrer Kindheit. Kaum jemand weiß von den traumatischen Erlebnissen, die sie als Kinderhure erdulden musste und nie überwunden hat. Die Welt der zurückhaltenden jungen Frau wird völlig auf den Kopf gestellt, als Cristan Reese in ihr Leben tritt. Griet fühlt sich zu Cristan hingezogen, kann sich aber aufgrund ihrer Vergangenheit nicht auf ihn einlassen - eine emotionale Achterbahnfahrt, die von Petra Schier absolut nachvollziehbar dargestellt und sehr mitreißend geschildert wird.

Auch Cristan hat ein streng gehütetes Geheimnis, dessen Enthüllung für ihn selbst und auch für sein näheres Umfeld äußerst gefährlich werden könnte. Eine gemeinsame Zukunft mit Griet steht allein deswegen schon auf sehr wackeligen Füßen. Aber der junge Mann hat von Petra Schier nicht nur eine große Portion Selbstbewusstsein, sondern auch ein Menge Mut und einen starken Willen mit auf den Weg bekommen - ein Mann, der Schwierigkeiten nicht scheut.

Nicht nur die familiären Angelegenheiten sorgen für Turbulenzen, auch der Kriminalfall ist wieder einmal verzwickt. Adelinas und Griets Bestreben, im Mordfall van Oeche für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen, wird zu einer großen Herausforderung. Es will partout nicht gelingen, dem wahren Täter das Handwerk zu legen – im Gegenteil, während der Nachforschungen tauchen gewichtige Argumente auf, die Clara schwer belasten. Ein winziger Gedanke, aus einem anderen Zusammenhang herausgesprungen, bringt Adelina letztendlich auf die richtige Spur.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die liebenswerte, gewiefte, sich niemals unterbuttern lassende und immer gerne den Ton angebende Apothekerin hat mich auch mit ihrem letzten Fall begeistert. Nicht nur „Vergeltung im Münzhaus“ auch alle anderen Bände der Reihe habe ich sehr gerne gelesen. Es hat mir großen Spaß gemacht, mit Adelina auf Verbrecherjagd zu gehen, sie und ihre Familie durch alle Höhen und Tiefen zu begleiten und Glück und Freude aber auch Kummer und Sorgen mit ihr zu teilen.

Das war es nun also, das letzte Adelina-Abenteuer. Schade! Obwohl, im Nachwort glimmt ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass es vielleicht doch irgendwann ein Wiedersehen mit der Familie Burka geben wird. „Warten wir es ab“ (O-Ton Adelina).

Bewertung vom 16.09.2016
Abschied von gestern / Poldark Bd.1
Graham, Winston

Abschied von gestern / Poldark Bd.1


sehr gut

In seiner historischen Romanreihe „Poldark“ nimmt Winston Graham den Leser mit auf eine Reise in das ausgehende 18. Jahrhundert und erzählt die Geschichte einer alteingesessenen Landbesitzer-Familie in Cornwall.

„Poldark – Abschied von gestern“ ist der erste Teil der Saga. Als Ross Poldark im Oktober 1783 aus dem Krieg in Nordamerika wieder in seine Heimat zurückkehrt, erwarten ihn einige tief greifende Veränderungen: Sein Vater Joshua ist gestorben, das Gut ist heruntergekommen und verschuldet, seine große Liebe Elizabeth ist mit seinem Vetter Francis verlobt. Ross lässt sich nicht unterkriegen und beginnt, seinen Besitz wieder auf Vordermann zu bringen. Auf einem Kirchentag rettet Ross die in eine Schlägerei geratene 13-jährige Demelza Carne und nimmt das Mädchen als Küchenhilfe in seinem Haushalt auf.

Es ist Winston Graham sehr gut gelungen, Land und Leute darzustellen. Nicht nur die Landschaft und die Gegebenheiten Cornwalls im 18. Jahrhundert werden detailreich beschrieben, man lernt auch die auch die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen zur damaligen Zeit gut kennen. Das Geschehen wirkt dadurch durchweg echt und glaubwürdig.

„Poldark – Abschied von gestern“ lässt sich angenehm zügig lesen. Das Buch hat mich gut unterhalten und mir ein paar interessante Einblicke in die Sozialgeschichte Cornwalls beschert.

Bewertung vom 06.09.2016
Wolfsspinne
Eckert, Horst

Wolfsspinne


ausgezeichnet

Horst Eckert beginnt seinen Thriller „Wolfsspinne“ mit einem ergreifenden Prolog: Ein kleines Mädchen muss mitansehen, wie ihr Vater im Blumenladen der Familie von zwei Männern niedergeschossen wird…

Eisenach, 04. November 2011. Zwei Männer überfallen eine Sparkasse und flüchten auf Fahrrädern. Kurze Zeit später werden sie tot in ihrem Wohnmobil aufgefunden…

Zeitsprung in das Jahr 2015. Düsseldorf. Promiwirtin Melli Franck wird in ihrem Restaurant überfallen und brutal erschlagen. Vincent Veih und sein Team übernehmen die Ermittlungen. Die Kommissare vermuten den Täter im Drogenmilieu, da Melli eine größere Menge Crystal Meth besaß. Aber auch mehrere Personen aus Mellis näherem Umfeld geraten in das Visier der Ermittler…

Ronny Vogt ist schon viele Jahre undercover für den Verfassungsschutz tätig. Aktuell wird er in der Düsseldorfer Drogenszene als verdeckter Ermittler eingesetzt…

Horst Eckert wartet in seinem dritten Thriller rund um den Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih mit politisch hochaktuellen Themen auf. Es geht um den NSU, die Rolle des Verfassungsschutzes bei der Überwachung dieser Gruppierung, um die Zuwanderung von Flüchtlingen, Pegida und Rechtsextremismus.

Der Autor versteht es hervorragend, den Leser in den Bann seiner Geschichte zu ziehen, indem er gekonnt Realität und Fiktion miteinander verknüpft. Er stellt den angeblichen Selbstmord der mutmaßlichen Haupttäter des NSU in Frage und weist dabei auf Widersprüche, Unklarheiten und Ermittlungspannen hin. Ich habe mich im Verlauf der Handlung mehrfach gefragt, ob Eckerts Version des NSU-Themas der Wahrheit nicht näher kommt, als es die offiziellen Darstellungen tun.

Horst Eckert versteht es auch, seinen Hauptprotagonisten unter Druck zu setzen. Nicht nur die Ermittlungen im Mordfall Melli Franck beschäftigen Vincent. Seine Teilnahme an einer Anti-Pegida-Demo und die Abwehr eines Angriffs werden falsch gedeutet und ihm zur Last gelegt. Schnell ist klar, dass Vincent von seinem Posten als Dienststellenleiter verdrängt werden soll, und er hat es nicht leicht, zu beweisen, dass er sich nichts zuschulden kommen lassen hat.

„Wolfsspinne“ hat mich durchweg begeistert. Die Handlung ist abwechslungsreich, glaubwürdig und von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Die Figuren sind ausdrucksstark, die Dialoge lebhaft. Vincent Veihs dritter Fall ist ein Thriller, der nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet, sondern durch die aktuelle, brisante Thematik besonders intensiv zu fesseln weiß. Absolute Leseempfehlung!

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