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sleepwalker

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2019
Totengräbers Tagebuch
Langenbein, Volker

Totengräbers Tagebuch


sehr gut

„Totengräbers Tagebuch“ – ein schlichter Titel für einen im ersten Augenschein auch eher schlichten Roman, gedeckelt von einem schlichten Titelbild. Sprachlich sehr schlicht gehalten, viel Umgangssprache und derbes Vokabular – keine Literatur, sondern der Bericht von einem aus dem Volk. Und dennoch ein ziemlich eindrücklicher Entwicklungs- oder Coming-of-Age-Roman.
Und der Leser entwickelt sich zusammen mit der Hauptfigur Rusty, der vom Kleinkriminellen erst zum Gärtnergehilfe auf dem Friedhof und dann nach einem Jahr zum Totengräber wird und letztendlich seinen „eigenen Friedhof bekommt“. Und nicht nur beruflich entwickelt er sich weiter. Anfangs ist er noch ein ziemlicher Chaot. Mich als Leser überraschte seine komplett fehlende Allgemeinbildung. Er kannte weder die Begriffe Gebeine, Aufbahrung, Totenstarre oder Leichenflecken, musste lernen, wie Wachsleichen entstehen und wie Verwesung funktioniert. Nun gut, so kann der Leser eventuell mit Rusty noch was dazu lernen.
Und nicht nur das. Er lernt Menschen kennen und verstehen, lebende und tote, und damit lernt er etwas für sein Leben. Er lernt, was Mitleid, Pietät und Mitgefühl sind und erkennt, dass seine ehemaligen Freunde nicht mehr in sein neues Leben passen. Er entwickelt sich und wandelt sich völlig – nicht zu seinem Nachteil, und auch nicht zu dem seines Umfelds, vor allem positiv für seine Kollegen und seine Frau.
Anfangs tat ich mich mit dem Buch sehr schwer. Der derbe Schreibstil, die zum Teil sehr flapsige Sprache – alles sehr ungewohnt für mich. Und auch das Thema Totengräber, Friedhof und Bestattung war mir zwar nicht ganz fremd, aber auch nicht vollkommen geläufig. Vor allem die vielen Aufgaben, die die Totengräber übernehmen (müssen). Vieles davon wird andernorts vom Bestatter übernommen (das Abholen der Verstorbenen, das Herrichten für die Bestattung und so weiter). Da gibt das Buch einen tiefen Einblick. Nicht nur in das ganz Offensichtliche, sondern auch in das, was der Beruf mit den Menschen macht, die ihn ausüben.
Da sich das Buch aber gegen Ende sehr zäh liest, von mir alles in allem 4 Sterne.

Bewertung vom 07.10.2019
ADAC Reiseführer Schottland
Kossow, Annette

ADAC Reiseführer Schottland


ausgezeichnet

Ein bisschen zu knapp, aber für den Einstieg hervorragend geeignet

Der Reiseführer zeigt alles, was für einen Schottland-Neuling wichtig ist, quer durch Highlands, Islands und Lowlands, von den Großstädten Edinburgh und Glasgow bis nach Harris und Lewis und auf die Shetland- und den Orkneyinseln.
Insgesamt fängt der Reiseführer die Schönheit Schottlands hervorragend ein, es gibt auch zahlreiche Bilder. Die Informationen, die er bietet, sind sehr hilfreich als Grundlage für die Planung eines Urlaubs, vor allem, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Auch, um vor Ort noch einmal drin zu blättern ist er sicher toll, auch die Karte ist sehr hilfreich, ebenso beim EBook die Links zur Onlinekarte. Er bietet auch jede Menge Grundlage für weiterreichende Informationssuche und Recherche – für mich ein absolut gelungenes Buch, in das ich sicher immer mal wieder reinschauen werde, vor allem, um bei den zahlreichen sehr schönen Bildern um von Schottland zu träumen.
Es sind für jede Gegend reichlich Anregungen für Übernachtungen, Unternehmungen und Sehenswürdigkeiten erwähnt, samt Preiskategorie und (bei den Sehenswürdigkeiten) Öffnungszeiten. Hierbei möchte ich aber jedem Leser ans Herz legen, diese nochmal vorab online nachzuschauen, damit es keine böse Überraschung gibt).
Wie bei Reiseführern üblich schließt auch dieser mit einem Überblick über die Schottische Geschichte und die wichtigsten Vokabeln. Ein durchaus gelungener Reiseführer für einen ersten Überblick. Für mich klare 5 Punkte.

Bewertung vom 03.10.2019
Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe
Ende, Michael;Freund, Wieland

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe


sehr gut

Das Buch, das Michael Ende begonnen hat, aber nicht abschließen konnte (von ihm sind die Kapitel 1 bis 3), ist die Geschichte von einem, der auszog, ein Knappe zu werden und Gut und Böse unterscheiden zu lernen. Wieland Freund hat dem Buch die weiteren Kapitel hinzugefügt und entstanden ist eine Geschichte über Freundschaften, tieftraurige Könige, handfeste Prinzessinnen, Hinterhältigkeiten und die Frage, was man aus seinem Leben eigentlich machen sollte. Eine Geschichte voller Abenteuer in abenteuerlicher und fantastischer Umgebung, mit Drachen, Druden und Zauberern, Puppenspielern, einem sprechenden Papagei und es wird geflunkert, was das Zeug hält.
Ich kann mir die Geschichte ganz hervorragend als Vorlesebuch vorstellen. Allerdings könnten manche der neuen Wortschöpfungen des Autors ein bisschen zu kompliziert für kleinere Kinder sein, ebenso die manchmal sehr langen Sätze. Aber spätestens seit dem „Der satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch“ weiß man ja, worauf man sich bei Michael Ende einlässt.
Die Beschreibung der Charaktere ist sehr gelungen. Jeder hat seine Eigenheiten, die ihn sympathisch machen oder halt nicht. Einzig die Herangehensweise an die Depression von König Kilian dem Letzten war meiner Ansicht nach etwas plump (ein lustiges Puppenspiel als Heilmittel).
Die Geschichte an sich hat alles, was ein gelungenes Buch braucht. Lustiges, Nachdenkliches, Zauberhaftes und Skurriles und ganz vieles ist völlig anders, als es den ersten Anschein hatte. Nicht nur für Kinder eine Lese-Empfehlung, allerdings vielleicht nicht unbedingt für Kinder ab 6, sondern etwas ältere Kinder.
Weil das Buch leider ab und zu etwas langatmig und verworren wird, um wirklich richtig fesseln zu können, von ganzem Herzen 4 Punkte.

Bewertung vom 23.09.2019
Der kleine Siebenschläfer: Eine Schnuffeldecke voller Gutenachtgeschichten
Bohlmann, Sabine

Der kleine Siebenschläfer: Eine Schnuffeldecke voller Gutenachtgeschichten


ausgezeichnet

19 in sich abgeschlossene Geschichten umfasst das Buch „Der kleine Siebenschläfer“ von Sabine Bohlmann, drumherum eine Rahmengeschichte, die aus den Geschichten-Flicken eine Patchwork-Schnuffeldecke macht. Und eine Geschichte ist niedlicher als die andere. Und sicher spricht sie vielen kleinen Zuhörern aus der Seele. Ich denke, es ist ein ganz wunderbares Vorlesebuch für Kindergartenkinder und Vorschulkinder, eventuell auch etwas zum Selberlesen für Erstleser.
Da hat sich der kleine Siebenschläfer so auf den Übernachtungsbesuch seines besten Freundes, der Haselmaus, gefreut. Sich so viel Mühe gegeben, ihm alles gemütlich und kuschelig herzurichten – und dann ist der Freund so kritisch und nichts passt ihm so richtig. Aber der kleine Siebenschläfer ist ein echter Freund. Um für die Haselmaus DIE Einschlafgeschichte zu finden, macht er sich auf die Suche bei allen Tieren des Waldes. Aber auch die Waldtiere kennen keine Gute-Nacht-Geschichten. Aber Geschichten, die kennen sie. Und so erzählen der Fuchs, der Specht, die Nachtigall, der Igel und alle anderen dem kleinen Siebenschläfer Träume, Erlebnisse und Wünsche. Über Mut, Angst, das Anders-Sein, Familie, Freundschaft, Ansprüche, Kummer, Trost, Beliebtsein, übers Loben, Liebhaben und Kompromisse. Jede Geschichte hat ihre eigene Moral, komplett ohne erhobenen Zeigefinger regen sie zum Nachdenken an. Vielleicht bis in die Kinderträume hinein.
Das Buch ist liebevoll illustriert, die Tiere sind naturnah dargestellt, haben aber alle auch menschliche Züge, ohne ins Comichafte abzugleiten. Die Kapitel haben meiner Meinung nach die richtige Länge für eine Gute Nacht Geschichte, jede ist mit Einleitung und Schluss in sich abgeschlossen und zum Selberlesen oder zum Vorlesen hervorragend geeignet. Die Mühe, die der kleine Siebenschläfer sich gibt, damit sich sein Freund bei ihm wohlfühlt, rührte mich beim Lesen sehr. Für mich eines der schönsten Bücher für diese Altersgruppe seit langem. Es konnte auch mich als Erwachsenen restlos begeistern.

Bewertung vom 14.09.2019
Rollt bei mir! (eBook, ePUB)
Caglar, Tan

Rollt bei mir! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rollt bei mir
Zugegeben – ich kannte Tan Caglar nicht, bevor ich sein Buch gelesen habe. Gut – IHN kenne ich immer noch nicht, aber sein Buch. Und das hat mich völlig begeistert. Inhaltlich ist es eher berührend, ein junger Mensch versuchte so lange wie möglich hinauszuzögern, dass ihn seine Behinderung endgültig in den Rollstuhl zwingt. Als es dann soweit ist, verfällt er in Depressionen, sucht sich aber selbst Hilfe und mithilfe des Sports (Rollstuhlbasketball auf hohem sportlichen Niveau) findet er aus der Depression heraus und mit der Comedy eine neue Berufung und einen neuen Inhalt für sein Leben.
Und das mit großem Erfolg. Ich kenne sein Programm nicht, aber sein Buch ist zum Teil so lustig geschrieben, dass ich oft laut lachen musste. Da reiht sich ein Wortwitz, vom „Fußgänger“ auf den Rollstuhlfahrer umgemünzt, an den anderen. Und dann spielt er natürlich auch oft die „türkischstämmiger Rollstuhlfahrer-Karte“ aus.
Ich habe das Buch an einem Tag durchgelesen, hatte es im Wartezimmer beim Arzt dabei – und war zum ersten Mal im Leben nicht erfreut, aufgerufen zu werden. Und das will was heißen!
Ganz klare Leseempfehlung für Freunde der gepflegten Selbstironie, die die leisen psychologischen Zwischentöne hören.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2019
Aufstehen, Kilt richten, weiterkämpfen
McGurk, John

Aufstehen, Kilt richten, weiterkämpfen


ausgezeichnet

Oberflächlich betrachtet ist das Buch von John McGurk ganz schnell zusammengefasst: die Lebensgeschichte von einem, der durch die Hölle ging, das Beste draus zu machen verstand, zu Gott fand und ein richtig guter Mensch wurde.
Wie gesagt: oberflächlich betrachtet. Aber natürlich steckt mehr dahinter.
John McGurk ist von Geburt Schotte, ein Glaswegian lad, also ein Sohn Glasgows. 1961, als er geboren wurde, war die Stadt völlig anders, als wir sie heute kennen. Sie war geprägt von Arbeitslosigkeit (die Schwerindustrie war auf dem absteigenden Ast), Armut und Kriminalität.
Er nimmt den Leser mit in die kleine Wohnung, in der acht Kinder sich drei Betten teilten, in die bedrückende Atmosphäre einer Familie, in der der Vater allzu oft betrunken ist und die überforderte Mutter regelmäßig schlägt. Man spürt hautnah die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die John erst durch die Nichtachtung seines Vaters, später durch die Gewalt im Kinderheim erlebt.
Aber man wächst mit John ein bisschen mit, fühlt den Ehrgeiz, dem allem zu entkommen. Als er drohte, einen ähnlichen Weg wie sein Vater zu gehen (auch er hatte Phasen hohen Alkoholkonsums, rauchte zu viel), wollte ich ihn schütteln und anschreien: „Mach das nicht! Mach es besser!“
Ja, ich muss sagen, das Buch hat mich gepackt und tief berührt. Nicht mal so sehr, weil John jetzt mit seiner Stiftung so viel Gutes für Kinder tut, er für seine Arbeit ausgezeichnet wurde oder weil er zum Glauben gefunden hat. Eher, weil es zeigt, dass sich Engagement und Ehrgeiz lohnen und dass es meistens etwas gibt, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnt. Und weil er, wie ich, ein Langstreckenläufer ist. John wuchs mit dem Gefühl auf, er sei allen egal. Er durfte das Gegenteil erleben. Nicht mehr – und nicht weniger.
Sprachlich ist das Buch das Werk von einem „aus dem Volk“, nicht von einem Schriftsteller geschrieben, sondern von einem Menschen, der eine Geschichte zu erzählen hat. Keine Meisterleistung, aber gut und flüssig zu lesen. Ich habe es an einem Tag durchgelesen und musste manche Träne verdrücken. Für mich eine ganz klare Lese-Empfehlung und 5 Punkte. Faigh spòrs leis.

Bewertung vom 14.09.2019
Warte, was der Morgen bringt
Bleeker, Emily

Warte, was der Morgen bringt


weniger gut

Eher „Warte, ob das Buch noch was Spannendes bringt“

„Warte, was der Morgen bringt“ von Emily Bleeker war für mich eine ziemlich enttäuschende Lektüre. Zuerst fand ich mich in die Geschichte sehr schwer hinein, weder die Handlung, noch die Charaktere konnten mich fesseln und gegen Ende fand ich alles einfach nur verwirrend, abstrus und viel zu lang.
Die postnatale Depression der Hauptfigur, dass sie ihr Kind nicht berühren kann und keine Nähe empfindet, kann ich nachvollziehen. Auch die Tatsache, dass sie sich auf Drängen ihrer Mutter in Therapie begibt. Und auch ihre Panik, als ihre Tochter dann plötzlich verschwunden ist, ist mehr als plausibel. Die Schritte, die sie dann aber in der Folge geht, kann ich nicht nachvollziehen, ab dem Moment versank für mich die ganze Geschichte in einem undurchschaubaren Sumpf aus Wiederholungen, abstrusen Handlungen und undurchsichtigen Charakteren.
Das führte allerdings dazu, dass ich sehr viel quergelesen habe – als ich dann beim (für mich sehr überraschenden) Schluss war, war ich aber geneigt, es nochmal von vorn zu lesen, denn wirklich verstehen kann man meiner Meinung nach das Buch erst, wenn man den Schluss kennt und die losen Enden vom Ende her zusammenfügen kann. Alles in allem für mich aber viel zu wenig Spannung (die Geschichte nimmt erst gegen Ende Fahrt auf), alles viel zu konstruiert und auch nicht wirklich glaubwürdig. Weil die Geschichte beim zweiten Lesen für mich dann durchschaubarer und logischer war, aber nicht übermäßig viel besser, vergebe ich 2 Sterne, sonst wäre es nur einer gewesen.

Bewertung vom 02.09.2019
NALA - Der magische Steinkreis
Proksch Bernabé, Gabriela;Proksch, Gerhard

NALA - Der magische Steinkreis


gut

Die 13jährige Nathalie, genannt Nala verbringt einen Teil ihrer Sommerferien auf einem Gestüt in Frankreich. Reiten, Französischunterricht und Gruppenerlebnis erwarten sie dort. Aber Nala ist eigentlich lieber für sich. Sie ist verträumt, ihre Welt besteht aus Fantasie und ihrem Zeichenblock. Und irgendwie hat sie „Opfer“ auf der Stirn stehen: im Schul-Alltag wird sie gemobbt und gehänselt und im Urlaub geht es genauso weiter. Jackie und Leo spielen ihr vom ersten Tag an Streiche und machen ihr das Leben schwer.
In Nala werden sich vermutlich viele Mädchen wiedererkennen (Zielgruppe für dieses Buch sind schätzungsweise Mädchen zwischen 8 und 13): sie ist etwas pummelig, mit ihrem Körper unzufrieden, schüchtern, still, verträumt und eine gute Schülerin. Aber zum Glück hat Nala ihre Fantasie. Die führt sie in den Wald zur großen Eiche, zum Steinkreis und zu der Schamanin Blaue Feder. Dort lernt sie als „Lehrling“ sehr viel über Pferde und den Umgang mit ihnen und im Endeffekt auch sehr viel über sich selbst. Sie lernt die Grundlagen des sogenannten „Horsemanship“ oder „Natural Horsemanship“ – dem partnerschaftlichen Umgang mit Pferden.
Und so entwickelt sich das Buch dann irgendwie zu einer Mischung aus „Die unendliche Geschichte“; „Armans Geheimnis“ und „Der Pferdeflüsterer“. Und ganz klar: das Buch ist weder sprachlich noch inhaltlich eine Meisterleistung. Satzzeichen sind falsch gesetzt oder fehlen, die Wortwahl ist teilweise etwas holprig und auch Logikfehler kommen einige vor. Das fand ich äußerst schade, aber sowohl sprachlich als auch konzeptionell fehlt dem Buch einfach der letzte Schliff. Irgendwie liest es sich wie ein Abenteueraufsatz einer Achtklässlerin.
Insgesamt ist das Buch für mich nichts Ganzes und nichts Halbes. Es ist kein wirklicher „coming of age“-Roman, kein psychologischer Ratgeber für pubertierende Teenager, kein Fantasy- und kein Pferdebuch. Von allem ein bisschen, aber von allem ein bisschen zu wenig. Selbst das magere Glossar am Schluss ist allerhöchstens ein Provisorium – für Reiter ist es uninteressant, weil es nichts Neues enthält und für denjenigen, der sich mit der Thematik überhaupt nicht auskennt, bringt es viel zu wenig Information.
Das Thema „Krafttiere“ fand ich sehr interessant, aber leider auch zu oberflächlich behandelt. Zwar erfährt man, wie Nala zu ihrem Krafttier kommt und welche Erfahrungen sie damit mach, aber wie man sein eigenes Krafttier finden kann, das einem als Freunde, Tröster und Unterstützer zur Seite steht, wird im Nachwort nur angerissen, aber nicht erklärt. Auch das psychologische Element, die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier, die im Endeffekt dafür sorgt, dass auch der Mensch sich selbst besser versteht, mit sich, seiner Umwelt und seinem Umfeld besser klarkommt, ist meiner Meinung nach selbst für ein Jugendbuch zu oberflächlich behandelt. Die Ruhe und Sensibilität, die man entwickeln muss, um mit den Pferden beim Horsemanship auf Augenhöhe arbeiten zu können, lässt sich eher erahnen.
Leider hat die Autorin es nicht geschafft, aus der an sich ganz wundervollen Idee, ein Buch zu schaffen, das mich hätte in seinen Bann ziehen können. Die Kombination aus Pferden mit Problemen, Menschen in der Selbstfindungsphase, viel Fantasie, Hoffnungen, Träumen, Wünschen und den alten Riten der Schamanen hätte unglaublich viel Potenzial gehabt, das die Autorin leider nicht ausschöpfen konnte.
Für die gute Idee und die teilweise gelungene Umsetzung wohlwollende 3 Sterne.

Bewertung vom 13.08.2019
Und das Glück der kleinen Dinge / Frau Honig Bd.2
Bohlmann, Sabine

Und das Glück der kleinen Dinge / Frau Honig Bd.2


ausgezeichnet

Frau Honig und das Glück der kleinen Dinge – nicht bahnbrechend neu, aber unfassbar liebevoll erzählt und einfach nur schön.

Frau Honig ist ein Kindermädchen, das ohne Bezahlung bei Familien arbeitet, die sie dringend brauchen. So weit, so altbekannt. Denn natürlich gab es schon Mary Poppins und die zauberhafte Nanny McPhee. Und natürlich hat sich die Autorin Sabine Bohlmann vermutlich an den bekannten Figuren orientiert. Und dennoch hat sie es geschafft, eine ganz wunderbare Geschichte über ein unkonventionelles Kindermädchen in einer nicht ganz alltäglichen Familie zu schreiben.
Klischeehaft? Sicher. Die Familie ist kinderreich, daher in der Nachbarschaft unbeliebt, die Kinder kommen zu kurz und sind sich in der schwierigen 6. Schwangerschaft der Mutter weitgehend selbst überlassen. Und natürlich liegt die Hauptlast vor Eintreffen von Frau Honig auf den Schultern der ältesten Tochter, die mit ihren 15 Jahren die Familie am Laufen hält, da der Vater als Bäcker nachts arbeitet und tagsüber viel schläft.
Unrealistisch? Vermutlich. Aber dennoch schafft es die Autorin, dem Leser unterschwellig viele Dinge an die Hand zu geben. Wieso neue Geräte kaufen, wenn man die alten einfach reparieren kann oder sie möglicherweise nur geputzt werden müssen, um wieder zu funktionieren? Wieso kaufen, was man auch selbst bauen kann? Wieso neue Klamotten kaufen, wenn man aus den alten noch was Tolles zaubern kann? Wieso nicht upcyclen und recyclen? Damit trifft sie den Trend der Zeit!
Und dass sie den Kindern außerdem noch viele Dinge beibringt, die man im Leben wirklich brauchen kann (ja, auch Mathe kann Spaß machen!) – das Wissen kann auch dem Leser nicht schaden. Und natürlich endet auch in diesem Buch alles gut. Ein bisschen heile Welt schadet in der heutigen Zeit nicht.
Für mich eine unbedingte Leseempfehlung mit glatten 5 Punkten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2019
Das verschollene Erbe der Wertheims
Guilliard, Carlos

Das verschollene Erbe der Wertheims


sehr gut

Ich gebe zu, ich hatte anfangs sehr große Probleme, mich in „Das Verschollene Erbe der Wertheims“ von Carlos Guilliard einzufinden. Es waren für mich einfach viel zu viele Personen und da ich das EBook gelesen habe, war es auch nicht einfach, ständig zum Stammbaum am Anfang zu blättern. Aber nach und nach habe ich die Personen „kennen gelernt“ und konnte Dank der liebevoll-genauen Beschreibungen Namen und Eigenheiten einander zuordnen.
Wertheim – das verbinden viele mit einer Stadt in Baden-Württemberg, dem Outlet-Dorf Wertheim Village, aber tatsächlich ist der Name Wertheim in Deutschland auch untrennbar mit der Geschichte der Nähmaschine ebenso eng verbunden wie die Namen Singer und Pfaff.
Beginnend mit Joseph Wertheim, dem Begründer der Familiendynastie, beginnt auch das Buch. Er wanderte als 20-Jähriger in die USA aus, lernte sein Handwerk bei Isaak Merritt Singer in dessen Nähmaschinenfirma. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland einige Jahre später, heiratet Joseph seine Jugendliebe, gründet mit ihr eine Familie und eine eigene Nähmaschinenfabrik. Über die Jahre erobern Wertheim-Nähmaschinen unter anderem Australien und Spanien.
Die Kinder, Kindeskinder, aber auch die Nichten und Neffen von Joseph Wertheim finden ihren Platz in dem Buch, ebenso, wie sie alle zum Erfolg der Familiendynastie beitragen. Und natürlich kann eine Familiengeschichte nicht ohne Bezug zur Weltgeschichte erzählt werden. Die Wertheims waren protestantisch getaufte Juden, was ihnen in der Zeit nach 1933 zum Verhängnis wurde, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien und selbst in Melbourne grassierte der Judenhass. Dazu wird die Familie mehrfach von Krankheiten und Unglücken gebeutelt.
Und so sind heute nicht mehr viele direkte Nachkommen übrig und das Buch entstand auf Initiative eines unehelichen Nachkommen mithilfe einer Ghostwriterin, damit nicht alles aus dem Erbe der Wertheims verschollen bleibt, so wie ein Großteil des Vermögens es wohl bis heute ist.

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