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Dark Rose
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NRW
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Ich bin Viel-, Schnell- und Stressleserin :-)

Bewertungen

Insgesamt 700 Bewertungen
Bewertung vom 24.12.2019
Perfect Mistake
Scott, Kylie

Perfect Mistake


schlecht

Jede Menge Klischees zusammengeklebt mit Kitsch und unglaublich kindischen Protagonisten

Adele war schon sieben Jahre nicht mehr Zuhause. Damals hat sie sich vor ihrem besten Freund und Mitarbeiter ihres Vaters lächerlich gemacht. Sie war jung und dumm und diese Sache hat ihr das Herz gebrochen.
Jetzt ist sie zur Hochzeit ihres Vaters angereist und muss in dieser Zeit bei Pete wohnen, dem Mann, um den es bei dem Vorfall ging. Er trägt ihr das was geschehen ist noch immer nach und ist echt ein A... ihr gegenüber. Trotzdem reagiert er immer wieder eifersüchtig. Es funkt gewaltig zwischen ihnen, aber es steht ihnen auch vieles im Weg.

Die Leseprobe des Buches ist so gut! Der erste Satz gehört für mich zu den besten, die ich je bei einem Liebesroman habe lesen dürfen, aber danach geht es nur noch abwärts.
Anfangs denkt man sich, ja gut, da ist Groll – wenn auch unbegründet –, da sind verletzte Gefühle, aber immerhin ist Pete 40 und Adele 25 also dürften sie das bald wie erwachsene klären. Falsch gedacht. Die beiden führen sich auf wie kleine Kinder. Keifen einander an, benehmen sich unmöglich, sind eifersüchtig aber tun so als seien sie es nicht und als würde das jeweils umtriebige Sex-Leben des anderen sie total kalt lassen.

Das Buch folgt leider den gängigen Klischees und auch der Aufbau entspricht dem, was mich an so vielen New Adult Romanen stört. Es werden unnötige Dramen eingebaut und ständiges hin und her.
Pete ist 40 und führt sich auf wie 16, Adele ist 25 und erinnert mich oft an eine 13-jährige. So wie sie Pete anhimmelt, das nervt wirklich. Sie tut taff, aber kaum ist er in ihrer Nähe geht es nur noch darum, wie heiß er doch ist und dass sie ihn nicht haben kann.

Das Buch ist komplett aus Adeles Sicht geschrieben und springt immer wieder zwischen Gegenwart und gemeinsamer Vergangenheit. An sich keine schlechte Idee und wenigstens wird immer deutlich, in welcher Zeit man sich befindet, aber durch die Rückblenden wird meiner Meinung nach nur unterstrichen, dass sich Pete damals wie heute wie ein A... benommen hat. Er tut so, als hätte Adele sich ihm damals an den Hals geworfen, ohne, dass er je ein Signal ausgesandt hat, dass sie glauben lassen könnte, dass er ihre Gefühle erwidert. Und das stimmt einfach nicht. Das halbe Buch lang entschuldigt sich Adele für das, was damals passiert ist, dabei hat er Signale gesandt, die durchaus darauf hindeuteten, dass er Gefühle für sie hat. Gut, ihre Idee war nicht sehr clever oder durchdacht, aber dennoch ist Petes Getue übertrieben.

Die Erklärung, die dafür geliefert wird, ist wieder ein Klischee und mich nervt sein Verhalten einfach nur. Beide gehen mir ernsthaft auf die Nerven. Denkt euch die kitschigste, klischeehafteste Teenie-Liebeskomödie aller Zeiten, dieses Buch ist schlimmer, vor allem, weil beide formal keine Teenies mehr sind, sich aber weniger erwachsen und reif benehmen als diese.

Ich meine, Pete verhält sich wie ein bockiges Kind! Adele hat die Sache damals direkt aufgeklärt und dazu gestanden, warum also noch immer darauf herumreiten? Aber nein, er führt sich auf, als hätte sie ihm im viktorianischen England eine Ehefalle gestellt und ihn zu lebenslanger Knechtschaft gezwungen, mindestens! Ich habe mich da so drüber aufgeregt! Er behandelt sie wie ein A... und sie schmachtet – das ist doch nicht zu fassen! Am Anfang war Adele eine taffe, schlagfertige Frau, aber schon nach wenigen Kapiteln ist sie ein sabbernder Teenie, der den Schwarm quasi ständig anbettelt mit ihr zusammen zu sein.


Fazit: Mich hat das Buch echt wütend gemacht. Ich habe immer wieder Pausen machen müssen und war mehr als einmal nah dran es abzubrechen. Dieses Buch besteht im Prinzip aus aneinandergereihten Klischees, zusammengehalten von viel Kitsch und Protagonisten die jeden Teenager reif und erwachsen wirken lassen.

Es bekommt von mir 1,5 Sterne.

Bewertung vom 23.12.2019
Blind / Milla Nova ermittelt Bd.1
Brand, Christine

Blind / Milla Nova ermittelt Bd.1


gut

Wären die Kritikpunkte nicht gewesen, wäre das Buch so gut!


Vorab ein paar Worte zur Gestaltung: Das Cover, der Buchrücken und die Rückseite des Buches sind immer jeweils oben und unten von den Ecken ausgehend rau. Das finde ich gerade bei diesem Buch richtig toll. Blinde müssen sich ja z.B. beim Lesen auf ihren Tastsinn verlassen mit der Blindenschrift. Ich finde es super, dass man also bei diesem Buch mit einem blinden Protagonisten auf dem Cover, Buchrücken und der Rückseite so viel ertasten kann.
Zudem muss ich bei diesem Buch die Schriftgröße loben, die ich als sehr angenehm empfand. Das Buch ist ein Softcover, sprich ein größeres Taschenbuch und dass hier auf eine größere Schrift gesetzt wurde finde ich einfach ganz toll. Das macht das Lesen gleich viel angenehmer.


Nathaniel ist blind und eigentlich kommt er sehr gut zurecht, bis auf kleinere Schwierigkeiten. Doch es gibt Hilfsmittel, das wichtigste ist seine eigenwillige Blindenhündin und ein anderes, dass er liebgewonnen hat ist die App „Be my eyes“, über diese App werden Blinde mit Sehenden über Videochat verbunden und können sich deren Augen „leihen“. Nathaniel wird über die App mit der hochschwangeren Carole verbunden, die er um Hilfe bittet ein bestimmtes Hemd für das Geburtstagsessen mit seiner ehemaligen Pflegemutter zu finden. Sie unterhalten sich noch kurz, doch dann hört Nathaniel einen schrecklichen Schrei, einen Aufprall und ein schleifendes Geräusch, dann ist die Leitung tot. Er ist sich bald sicher: Carole ist etwas passiert! Er kontaktiert die Polizei, doch niemand will ihm glauben. Doch er ist Caroles einzige Chance, also setzt er alle Hebel in Bewegung, um selbst nach ihr zu suchen.


Ich fand Carole und Nathaniel total sympathisch! Die Situation muss schrecklich sein für beide. Doch ich kann ihn nur bewundern, dass er dranbleibt, fest davon überzeugt, dass etwas passiert ist.

Was mich allerdings extrem gestört hat, war das Verhalten der Polizei. Nathaniel schleppt immer mehr Beweise an, mit Hilfe seiner Reporter-Bekannten Milla, doch der Ermittler, der sogar mit Milla zusammen ist, weigert sich sie ernst zu nehmen. Schlimmer noch, er hält Nathaniel für verrückt und gefährlich. Ich meine wie blöd ist dieser Mann?! Ich habe mich sehr über ihn aufgeregt.

Die Handlung machte wirklich Sinn, bis kurz vor Schluss, da wurde es für meinen Geschmack zu abstrus. Mir ist die Wendung / Auflösung zu sehr an den Haaren herbeigezogen bzw. konstruiert. Ebenso, wie die Verbindung zu einem anderen Fall. Plötzlich hängt alles irgendwie zusammen und so viele Zufälle und Verbindungen kann es gar nicht geben, außer in einem 100 Einwohner-Dorf, aber nicht in einer Großstadt.

Wären diese zwei Kritikpunkte nicht gewesen, hätte dieses Buch wirklich gut sein können. So wird einfach zu viel an Enthüllungen, Verbindungen und abstrusen Entdeckungen in wenige Seiten gequetscht.

Was ich ebenfalls schade fand war das offene Ende. Ein Haupthandlungsstrang endet einfach so, ohne, dass man im Epilog oder so noch erfahren würde, wie das jetzt genau ausgegangen ist. Das regt mich wirklich auf. Ich fühle mich da wirklich wie in der Luft hängend.

Fazit: Das Buch ist die ersten 75-85% echt gut, doch dann gerät es aus der Spur. In meinen Augen hat die Autorin hier zu viel gewollt. Alle aufgemachten Handlungsstränge und genannten Polizeifälle sollten in zusammengeführt werden und zusammenhängen. Dadurch wird das leider alles unglaubwürdig und wirkt an den Haaren herbeigezogen und krampfig.
Zudem hat mich der Hauptermittler extrem genervt. Der stellt sich so dar, als sei er nicht nur unfähig, was an sich schon schlimm genug ist, sondern auch noch unwillig. Mich hat das wirklich wütend gemacht.
Wären diese Punkte nicht gewesen, hätte das Buch wirklich ein 5 Sterne Thriller sein können, so reicht es leider nur zu 3 Sternen.

Bewertung vom 23.12.2019
Sag ihr, ich war bei den Sternen
Atkins, Dani

Sag ihr, ich war bei den Sternen


weniger gut

Leider nicht meins, ich hatte etwas anderes erwartet


Maddies Leben ist perfekt. Sie ist jung, glücklich, verliebt, verlobt und schwanger. Doch dann passiert ein schrecklicher Unfall und Maddie liegt 6 Jahre lang im Koma. Als sie schließlich entgegen aller Erwartungen wieder aufwacht, lebt eine andere ihr Happy End. Ihre Tochter Hope lebt bei Maddies Ex-Verlobten und dessen Frau Chloé. Maddie möchte so gern wenigstens ein Teil des Lebens ihrer Tochter sein, doch kann sie das nach 6 Jahren?


Ganz ehrlich? Ich bin sauer. Maddie ist anfangs total sympathisch, man freut sich mit ihr über ihr Glück und trauert mit ihr als sie es verliert. Doch was mich echt richtig wütend macht, ist das Verhalten von Ryan, Maddies Ex-Verlobtem, der meiner Meinung nach sehr schnell Maddie den Rücken zukehrt und Maddie meiner Meinung nach deutlich spüren lässt, dass sie ein Störenfried in seinem und Hopes Leben ist. Chloé ist noch schlimmer. Kein Funken Mitgefühl oder Freundlichkeit. Sie fühlt sich von Maddie bedroht und verhält sich entsprechend abweisend.

Die Wendung war leider auch nicht meins. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ein Drama das nächste jagte und für mich wurde das Buch immer unrealistischer. Das Ende hat mich endgültig wütend gemacht und enttäuscht. Ich hasse solche Enden!

Mir war das Buch zu dramatisch. Obwohl mir Maddie anfangs total sympathisch war, hat sich das leider im weiteren Verlauf verloren. Ich hatte recht bald einen Verdacht, wie es enden würde und hatte damit leider recht.

Ich hatte etwas anderes erwartet. Ich hatte gedacht dieses Buch würde eine zarte Geschichte erzählen über eine Frau, die irgendwie eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen muss nach 6 Jahren Koma. Wie fühlt sich das an, wenn man in einem Moment schwanger war und dann 6 Jahre später aufwacht und man hat ein Kind, bei dem man so viel verpasst hat? Aber leider ging es vordergründig um anderes.

Ich empfand das Buch als deprimierend und unfair. Ich habe mich wirklich sehr über das Buch aufgeregt.


Fazit: Leider war das Buch überhaupt nicht mein Fall. Ich hatte etwas anderes erwartet, als ich mir das Buch angeschafft habe. Es hat so viele sehr gute Bewertungen bekommen, doch leider war es nicht meins. Ich hatte sehr schnell einen Verdacht, wie es enden würde und damit recht, was mich echt aufgeregt hat. Das Buch hat mich enttäuscht und deprimiert.

Von mir bekommt das Buch leider nur 2 Sterne, mehr war für mich nicht drin.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2019
#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten
Fassnacht, Lucas

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten


gut

Ein sehr komplexes Buch, aber manchmal verwirrend


Ein Tweet, der eigentlich ganz anders gemeint war, geht viral. #KillTheRich wird hunderttausendfach geteilt, innerhalb weniger Tage, millionenfach innerhalb von zwei Wochen und löst eine Bewegung aus, die niemand für möglich gehalten hätte. Die Armen erheben sich und attackieren die Reichen der Welt. Es beginnt in Brasilien und verbreitet sich über die ganze Welt.
Die niederländische Diplomatin und Conrada van Pauli ist in ihrem Büro live dabei als es eskaliert und zum ersten Toten kommt. Conrada ist vor kurzem befördert worden und wird von vielen ihrer männlichen Kollegen belächelt und teilweise sogar sabotiert. Trotz der gefährlichen Lage reist sie nach Brasilien.
Der indische Journalist Bimal Kapoor, der aus Altersgründen in die Boulevardabteilung gesteckt wird, hört zufällig etwas mit. Er versucht nun diesen Flächenbrand zu stoppen und die Hintergründe aufzudecken, immerhin war er den Großteil seines Lebens Enthüllungsjournalist. Doch lässt sich diese Bewegung überhaupt noch stoppen? Zudem haben sich beide mächtige Feinde gemacht, die vor nichts zurückschrecken.


Man merkt selbst, dass die Stimmung auf der Welt angespannt ist. In immer mehr Ländern fühlen sich die Armen restlos abgehängt und ausgenutzt und in vielen haben sie damit auch recht. Selbst in den reicheren Ländern Europas scheint der Abgrund zwischen Arm und Reich immer mehr aufzuklaffen. Viele Menschen sind wütend und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
In diese topaktuelle Wunde stößt dieses Buch. Was wenn die Wütenden der Welt sich hinter einem Hashtag versammeln und ernst machen? Sind die sozialen Medien wirklich in der Lage dazu so einen Flächenbrand auszulösen und stetig wieder zu befeuern?

Ich finde die Idee unglaublich interessant und erschreckend. Sie wirkt noch dazu total realistisch, weil so viele Fakten aus der Politik und Wirtschaft genannt werden. Das Buch wirkt topaktuell und man fängt an zu überlegen, ob das, was hier geschildert wird, wirklich passieren könnte.

Die Handlung folgt zwar überwiegend den beiden Protagonisten, aber auch vielen anderen Charakteren, die immer wieder mal für ein Kapitel im Zentrum stehen und es aus ihrer Sicht erzählen. Man weiß bei den meisten aber nicht, ob sie wichtig sind oder nur dazu herhalten das Ausmaß der Eskalation darzustellen. Dadurch wird viel abgedeckt, aber man fragt sich immer wieder: huch, wer ist denn das jetzt wieder? Zudem muss man sehr aufpassen, um nicht den Überblick zu verlieren.

Die Protagonisten waren zwar außergewöhnliche Menschen, mit faszinierenden Berufen, aber ich persönlich bin mit ihnen nicht wirklich warm geworden. Ich bin ihnen gerne gefolgt und fand ihre Welt interessant, aber auf persönlicher Ebene hatte ich meine Probleme mit ihnen.

Die Handlungsentwicklung war lange Zeit sehr interessant, aber auch langatmig. Es gibt sehr viele Erklärungen und Einordnungen in politische und historische Zusammenhänge. Das ist zwar an sich auch nicht uninteressant, aber hat auch für Längen gesorgt. Zusammen mit den über die ganze Welt verstreuten, plötzlich auftretenden Charakteren hat das immer wieder für Verwirrung gesorgt.

Ich fand das Buch auch über lange Zeit ziemlich realistisch, doch das Ende / die Auflösung waren für mich ziemlich weit hergeholt. Das fand ich schade. Dafür gefiel mir aber, dass der letzte Satz noch für ein halboffenes Ende sorgte, dass ich in diesem Fall für angemessen halte.


Fazit: Ich bin ehrlich gesagt ziemlich zwiegespalten. Ich finde die Idee super und die Umsetzung am Anfang auch. Leider verlor sich das Buch später in Details und Charakteren, bis man teilweise kaum noch mitkam. Das Ende bzw. die Auflösung waren mir zu unrealistisch und das ist schade bei einem so gut recherchierten und anfangs so glaubwürdigen Buch.
Ich habe lange hin und her überlegt, wie viele Sterne ich dem Buch geben würde und habe mich schließlich für ganz knappe 3 Sterne entschlossen.

Bewertung vom 22.12.2019
Underground Railroad
Whitehead, Colson

Underground Railroad


schlecht

Leider enttäuschend


Cora ist Sklavin in dritter Generation. Einst wurde ihre Großmutter von Männern aus ihrem Dorf verschleppt und dann mehrmals verkauft. Sie kennt kein anderes Leben und dennoch sehnt sie sich danach. Denn auf der Plantage, auf der sie Leben muss, gibt es weder Gerechtigkeit noch eine Chance auf ein friedliches Dasein. Brutale Gewalt ist an der Tagesordnung, ausgeübt nicht nur von den weißen Besitzern, sondern auch durch andere Sklaven, Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung und es gibt nichts, was sie dagegen tun kann, die Willkür regiert und sie hat nur die Wahl es zu ertragen, oder ihrem Leben ein Ende zu setzen, wie es so viele andere tun und getan haben. Cora aber findet noch eine dritte Möglichkeit: die Flucht.


Die Schilderungen, in welch schrecklichen Verhältnissen die Sklaven lebten, sind teilweise kaum zu ertragen. Vor allem, dass auch untereinander Gewalttaten in dem Maße verübt wurden, ist erschreckend.

Ich finde es allerdings sehr schade, dass es sich hierbei nicht um die Schilderung einer möglichen realen Flucht handelt, sondern um reine Fiktion. Die Underground Railroad, die so vielen Sklaven die Möglichkeit zur Flucht bot, wird hier umgedichtet in einen echten Zug. In Wirklichkeit war es aber kein Zug, der die Menschen in die Freiheit fuhr, sondern ein beschwerlicher Weg von Unterschlupf zu Unterschlupf. Fluchthelfer waren häufig Quäker, der richtige Weg markiert verbreitet durch Mundpropaganda. Ich hätte es schöner gefunden, wenn dieses Buch, das die Lebensumstände der Sklaven so realistisch widergibt, sich mehr an die historischen Tatsachen gehalten hätte.

Ja, hier dient diese Eisenbahn als Metapher, aber ich finde diese Uminterpretation der Geschichte schadet dem Buch enorm. Dadurch wird sie unglaublich unrealistisch, wo sie sich doch gerade am Anfang dadurch ausgezeichnet hat.

Der Autor hat für dieses Buch den Pulitzer Preis gewonnen, das hätte mich eigentlich schon misstrauisch stimmen müssen, denn nur selten hat mich ein mit einem solchen Preis bedachtes Buch wirklich überzeugt. „Die Asche meiner Mutter“ bildet hier die absolute Ausnahme, da das Buch bis heute zu meinen Lieblingen zählt, aber darum geht es nicht.
Dieses Buch wird damit beworben, dass es einem vor Augen führt, was es bedeutet in Amerika schwarz zu sein, aber durch die Herangehensweise im weiteren Verlauf der Handlung verliert es in meinen Augen diesen Anspruch.
Der Anfang ist total schockierend. Eine Grausamkeit jagt die nächste, von zwei unterschiedlichen Seiten begangen, die sich nicht mehr voneinander unterscheiden könnten. Doch indem das historisch sichere Terrain verlassen wird, wird in meinen Augen kein Denkmal gesetzt, sondern die Geschichte mit Füßen getreten. Das ist einfach schade!

Zudem ist der Schreibstil nicht meins. Es wird sich hier um Neutralität bemüht, Emotionen sucht man vergeblich. Da erzählt die Protagonistin von ihrer eigenen Vergewaltigung aber tut das als normal ab, als hätte es keinerlei emotionale Auswirkungen auf sie. Sie wird ausgepeitscht und – ja nichts weiter. Als Leser wird man total auf Abstand gehalten.

Leider ist das Buch auch immer wieder ziemlich zäh und langweilig, was auch an den fehlenden Emotionen liegen könnte. Es springt einfach der Funke nicht über. Die Protagonistin ist absolut austauschbar – was ja auch als Stilmittel fungieren könnte, doch dann sollten zumindest ein paar Gefühle beim Leser ankommen, selbst wenn es darum geht zu zeigen, dass dies eine Geschichte von vielen ist, dass es hunderte oder tausende Coras gab, aber wenn man eben kein bisschen mitfühlen kann, weil der Eindruck erweckt wird, die Protagonistin habe gar keine Gefühle, dann ist das einfach schade.


Fazit: Für mich war das Buch leider nichts. Es konnte mich nicht packen und wurde meiner Meinung nach nicht dem gerecht, was der Anfang versprach. Mich hat die Umdichtung der Geschichte extrem gestört, ebenso, wie das Fehlen der Emotionen. Mich konnte das Buch nicht erreichen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2019
Blood Orange - Was sie nicht wissen
Tyce, Harriet

Blood Orange - Was sie nicht wissen


gut

Sobald man dahinter gestiegen ist, emotional echt heftig!


Achtung: emotional teilweise echt heftig!


Alison ist Anwältin scheinbar eine Alkoholikerin, allerdings will sie das nicht wahrhaben. Währenddessen gehen ihre Ehe und ihre Familie den Bach runter. Von ihrem Ehemann kommen am laufenden Band Vorwürfe und ihre Tochter ist es, die unter all dem Chaos leidet. Nun hat Alison einen Mordfall übernommen, eine Frau soll ihren Mann ermordet haben und gibt zu, dass sein Tod ihre „Schuld“ sei. Doch Alison erkennt, dass die Frau jahrelang emotional und physisch missbraucht und misshandelt worden ist. Wird Alison es schaffen ihre Mandantin frei und ihr Leben auf die Reihe zu bekommen?
Und was hat es mit den bedrohlichen SMS auf sich, die Alison seit neuestem erhält?


Alison ist eine schwierige Protagonistin. Sie trinkt zu viel, ist offensichtlich Alkoholikerin, hat eine Affäre mit einem Kollegen, die sie einfach nicht beenden kann, obwohl da keine Liebe ist, nur Sex und der auch immer wieder ziemlich grob und ihr Mann ist ohne Ende am Meckern. Sie macht dieses falsch, jenes falsch, hat das vergessen oder jenes durcheinandergebracht. Alles ist immer Alisons Schuld – doch ist dem wirklich so? Ist es Alison, die nichts auf die Reihe bekommt, oder will ihr ihr Mann das nur einreden?

Das Buch ist echt nicht leicht zu lesen. Es ist wirklich heftig wie Alisons Leben aussieht, vor allem wie ihr Mann ihr andauernd Vorwürfe macht, sie kann einfach gar nichts richtig machen und ihre Tochter, so klein sie noch ist, übernimmt die Vorwürfe bereits.
Man wird aus Patrick – Alisons Kollege, mit dem sie eine Affäre hat – lange nicht schlau. Mal wirkt er als würde sie ihm wirklich etwas bedeuten, dann ist er wieder ein A... und behandelt sie beim Sex wie ein Ding, dass nur dazu da ist, von ihm benutzt zu werden.

Wenn man die Misstöne wahrnimmt, sind sie nicht zu übersehen, nimmt man sie aber nicht wahr, ist es ein komplett anderes Buch. Ich habe sie wahrgenommen und wusste daher, was passieren würde. Für mich gab es relativ wenig Überraschungen, aber immerhin ein paar.
Die Auflösung fand ich sehr gut, obwohl mein Gerechtigkeitsempfinden sich etwas anderes gewünscht hätte, aber ich kann damit leben.


Fazit: Das Buch ist nicht leicht zu lesen und es kommt wirklich darauf an, wie man die einzelnen Charaktere wahrnimmt. Ist Alison eine chaotische Alkoholikerin, oder ihr Mann ein eiskalter Mistkerl? Ist Patrick in Alison verliebt oder benutzt er sie nur? Ist ihre Mandantin ein Opfer oder eine kaltblütige Mörderin?

Das was in dem Buch geschildert wird, ist nicht immer leicht zu ertragen. Man fragt sich schon ab und an, warum Hinweise übersehen werden, aber genau darum geht es hier: Wahrnehmung und Sichtweisen.

Das Buch bekommt von mir 3,5 Sterne.

Bewertung vom 19.12.2019
Housesitter
Winkelmann, Andreas

Housesitter


weniger gut

Der Mittelteil zieht sich leider sehr, aber die Idee ist super


Achtung: nichts für schwache Nerven!


Stell dir vor, du kommst aus dem Urlaub nach Hause und stellst fest, dass dein Haus anders riecht. Du schiebst es auf die zwei Wochen, in denen nicht gelüftet wurde. Deine Wäsche riecht anders, auch dein Handtuch. Wann wirst du misstrauisch? Oder dauert es bis du benutztes Geschirr in der Wohnung findest?

Ein Mann wohnt in fremden Wohnungen, während die Bewohner im Urlaub sind. Wenn sie zurückkommen erschlägt er den Mann / Freund und entführt die Frau. Er sehnt sich nach einer Familie und er glaubt diese Frauen könnten ihm das geben, bis sie ihn enttäuschen. Und bislang hat ihn noch jede enttäuscht.


Dieser Albtraum widerfährt auch Thomas und seiner schwangeren Freundin Saskia. Doch wie durch ein Wunder überlebt Thomas. Aber er kann sich an kaum noch etwas erinnern, der Ermittler ist ein A... und Saskias Eltern werfen ihm vor, versagt zu haben und ein Feigling zu sein. Die Ermittlerin in einem anderen Fall lässt aber nicht locker. Während der eigentlich zuständige scheinbar nur Däumchen dreht, dreht sie jeden Stein um und bekommt immer nur Knüppel zwischen die Beine geworfen, weil der Herr Ermittler sich auf die Zehen getreten fühlt.

Ich fand die Idee sehr gut, am Anfang war das Buch auch sehr interessant, doch die Spannung verflog ziemlich schnell und das Buch fing an sich zu ziehen. Das liegt aber auch daran, dass die Handlung ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit des Täters und vielen weiteren Charakteren hin und her springt, oft ohne Vorwarnung und nicht immer versteht man sofort, wo man sich gerade befindet und bei wem. Das hat das Lesen für mich sehr anstregend gemacht.
Mittlerweile glaube ich, dass das typisch für den Stil des Autors ist und werde keine Bücher mehr von ihm lesen. Mich verwirrt dieses hin und her springen und es wirft mich immer aus der Handlung und der Stimmung.

Der Schluss gefiel mir gut, da wurde das Buch wieder sehr spannend, aber auch ziemlich verwirrend. Die Auflösung fand ich gut. Mein Problem war vor allem, dass ich durch die vielen Rückblicke nicht immer wusste, was Gegenwart und was Vergangenheit sein sollte. Da geht es zum Beispiel einmal um Kollegen, mit denen der Täter aneinandergeraten ist, aber ich wusste jetzt nicht, ob das Vergangenheit war, oder eben erst passiert ist.

Ich finde es auch schade, dass das Ende so abrupt da ist. Man erfährt nicht, wie es mit einigen Charakteren weitergeht. Während davor alles aus allen Sichtweisen erzählt wird, ist der Schluss wie ein Fazit nur aus zwei Sichtweisen zu lesen. Man erfährt aber nicht mehr, wie die anderen, die nicht zu Wort kommen, emotional damit zurechtkommen, was passiert ist.

Fazit: Die Grundidee finde ich echt super und gruselig. Da überlegt man es sich als Frau gleich doppelt und dreifach, ob man sich selbst auch in der Art verwundbar macht, wie die Opfer. Die Attacken mit dem Hammer sind ziemlich brutal und nichts für schwache Nerven, ebenso wie die Vorstellung, es könnte einem genauso ergehen, wie den Opfern.
Leider konnte das Buch die Spannung nicht aufrechterhalten. Am Anfang war es sehr spannend und interessant, dann ganz plötzlich war es damit wieder vorbei und es zog sich. Erst kurz vor Schluss wird es wieder spannender. Doch das Ende selbst ist recht abrupt.

Die Grundidee gefällt mir von allen Winkelmann-Büchern am besten, doch die Umsetzung hat es mir nicht leicht gemacht. Ich fand es aber deutlich besser als „Die Lieferung“. Von mir bekommt das Buch 2,5 Sterne.