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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2015
Wolfgang Bosbach: Jetzt erst recht!
Bayern, Anna von

Wolfgang Bosbach: Jetzt erst recht!


gut

Wolfgang Bosbach ist ein Medienprofi und das merkt man auch dem Buch von Anna von Bayern an. Man erfährt nichts Neues oder Überraschendes, es ist eher eine Zusammenfassung von Geschichten und Aussagen, die man bereits aus verschiedenen Interviews kennt. Bosbach lernt zunächst im Einzelhandel und wird Supermarktleiter, bevor er das Abitur nachholt, Jura studiert und für den damaligen Bundestagsabgeordneten Krey arbeitet. Die Debatte um die Strafbarkeit von Abtreibungen im §218 aktiviert ihn letztlich politisch und er beginnt sich politisch zu engagieren. Der Weg führt über regionale Politik und die Mitgliedschaft im Karnevalsverein in die direkte Nachfolge seines bisherigen Chefs als Bundestagsabgeordneter. Dort engagiert er sich als Innenpolitiker und ist auch als Minister im Gespräch. Als er der Kanzlerin bei der Abstimmung über den Euro-Rettungsschirm die Gefolgschaft aufkündigt, muss er sich vom damaligen Kanzleramtsminister Pofalla beschimpfen lassen und erhöht seine Medienpräsenz noch einmal. Auch über seine Krebskrankheit spricht er öffentlich und macht kein Geheimnis aus seinen gesundheitlichen Problemen.
Wie in Talkshows und Interviews auch kommt Bosbach in dem Buch äußerst sympathisch beim Leser an, ein Politiker aus Überzeugung, der nicht immer mit der Fraktion stimmt, sondern sich selbst informiert und eine Meinung bildet. Das Buch ist passend dazu sehr unterhaltsam und kurzweilig geschrieben und fasst Bosbachs Leben und Karriere sehr positiv zusammen. Der ein oder andere kritische Unterton hätte dem Buch jedoch gut getan, so wirkt die Autorin stellenweise schon etwas sehr begeistert von der Person, der sie sich doch eigentlich sachlich nähern sollte, um dem Leser ein ehrliches Bild zu vermitteln.
Statt einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Person Wolfgang Bosbach reicht es leider nur für die Darstellung des Medienprofis, der auch hier ganz genau weiß, was er vermitteln möchte und was in eben dieses Bild nicht hineinpasst. Wer nicht mehr erwartet, wird sich beim Lesen auf jeden Fall gut unterhalten fühlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2015
Die Bernsteinstraße
Graichen, Gisela;Hesse, Alexander

Die Bernsteinstraße


gut

Wer denkt, dass Bernstein ein Phänomen der Ostsee und ihrer Region ist, wird in diesem Buch eines besseren belehrt. Schon in der Bronzezeit wurde mit Bernstein Handel getrieben, es war mystisch aufgeladen, ein Stein der schwimmt und brennen kann. Die Autoren beschreiben zahlreiche Funde, die den Handel bis nach Ägypten und in das antike Griechenland belegen.
Dabei wird auch viel über die Archäologie erklärt, was sie belegen kann und was eben nicht, weil vieles nur Vermutungen sind. Es gibt aus der damaligen Zeit aus den meisten Gebieten keine schriftlichen Überlieferungen und was würde man von uns finden, wenn man jedes schriftliche Produkt beiseite lässt? Unter anderem kreuzförmige Grundrisse von großen Gebäuden mit Kreuzen, an denen ein Mensch genagelt ist. Vermutlich würde man von riesigen Kultstätten ausgehen, an denen brutale Menschenopfer gebracht wurden, um Götter gnädig zu stimmen. Hier zeigt sich, wie viel Spekulation auch in den Berichten der Autoren steckt.
Als störend empfand ich den Aufbau des Buches, der unstrukturiert wirkte und zwischen den Themen hin und her sprang. Statt einer klaren Gliederung mit Fakten zum Bernstein, seiner Geschichte und den Handelswegen wird alles verbunden und wirkt nicht übersichtlich. Erst im allerletzten Kapitel werden die Grundlagen des Bernsteins, seine Zusammensetzung und seine Besonderheiten grundsätzlich geklärt. Dies hätte meiner Meinung nach ganz am Anfang stehen müssen. Auch wären Belege im Text zu bestimmten Stellen schön gewesen, so gibt es nur Angaben zum gesamten Buch, was ich zu allgemein finde.
Zusammenfassend war das Buch nicht schlecht geschrieben und erzählt interessante Details, für alle, die sich für die Bronzezeit und die Archäologie interessieren. In sich war es jedoch nicht schlüssig, was beim Lesen sehr störend war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2015
Schwimmen mit Elefanten
Ogawa, Yoko

Schwimmen mit Elefanten


ausgezeichnet

Ein Junge der nicht wachsen will - das klingt fast nach Pippi Langstrumpf und ihren Krummelus-Pillen. Doch der kleine Junge in diesem Buch hat nichts gegen das erwachsen werden, er will nur nicht groß werden. Seit er weiß, dass die arme Elefantendame Indira einsam auf einem Kaufhausdach sterben musste, weil sie zwar als kleiner Elefant nach oben kam, jedoch zu groß wurde um wieder im Aufzug nach unten zu kommen, hat er Angst, groß zu werden. Er lebt mit seinen Freunden, der Elefantendame Indira und dem kleinen Mädchen Mira, das in einer Spalte eingeklemmt in seinem Kleiderschrank sitzt - alles in seiner Vorstellung. Doch zufällig trifft er eines Tages einen Mann, der in einem umgebauten Bus lebt . Er bringt ihm das Schachspielen bei und verändert so das Leben des Jungen.
Die Geschichte in „Schwimmen mit Elefanten“ ist so stimmungsvoll und still erzählt, dass man beim Lesen Angst bekommt, den Ablauf zu stören, der den Jungen durch sein Leben leitet. Trotz tragischer und dramatischer Ereignisse wird die Erzählung nie hektisch, Yoko Ogawa schafft es, einen von der ersten bis zur letzten Zeile mit den Figuren in Verbindung zu bringen und so fühlt man mit dem Jungen, wenn er unter dem Schachbrett sitzend nach neuen Zügen sinnt, während man gleichzeitig in Be- und Verwunderung erstarrt. Der Protagonist ist eigenartig und einzigartig zugleich, man möchte ihn beschützen und gleichzeitig ins Leben schubsen, damit er voran kommt. Und obwohl es in der ganzen Geschichte eigentlich nur um das Schachspiel geht, schafft der Autor es, auch Nicht-Kenner des Schachspiels zu verzaubern und mit in diese Welt zu nehmen, die den Jungen so fasziniert, mit einem wahren Ozean an Möglichkeiten, in dem jeder Spielzug zum Abbild des Charakters wird.
Es ist ein ganz besonderes Buch mit ganz besonderen Figuren, das Yoko Ogawa geschaffen hat und wenn man es am Ende zuklappt, braucht man ein wenig, um die Welt des Jungen zu verlassen und wieder im hier und jetzt anzukommen. Diese Reise in die Welt des kleinen Jungen kann ich jedem nur ans Herz legen, es lohnt sich.

Bewertung vom 30.06.2014
Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Verhältnisse / Kommissar Dupin Bd.1


sehr gut

Kommissar Dupin als eingefleischten Bretonen zu bezeichnen wäre ganz sicher übertrieben, doch er hat sich an die Bretagne gewöhnt. Bereits vor fast drei Jahren wurde von Paris zwangsversetzt, weil sein Umgangston mit Vorgesetzten mehr als ein wenig zu wünschen übrig lässt. Jetzt muss in dem Mord an einem 90-jährigen Hotelbesitzer in einem nahegelegenen Künstlerort ermitteln, in dem schon Gauguin seine berühmten Werke malte.
Die ganze Geschichte und die Ermittlungen von „Monsieur le Commissaire“ haben mich sehr an Romane von Agatha Christie erinnert. Seine Art, an Fälle heranzugehen ist davon geprägt, dass er sich auf seine Sinneseindrücke und eine Art Intuition verlässt, wobei ihn seine Kollegen nur stören. Verständlicherweise treibt er sie in den Wahnsinn, wenn er sie ständig von A nach B beordert, ohne ihnen zu sagen warum, oder Leute zu Befragungen einbestellen lässt, die für seine Kollegen überhaupt keinen Bezug zu dem Fall haben. Wenn er nicht weiter weiß, läuft der einsame Wolf Dupin durch die Gegend und wartet auf die Eingebung, die manchmal kommt und manchmal auch nicht. Nur ungern lässt er sich durch herkömmliche Ermittlungsmethoden einengen. All dies macht den besonderen Charme dieses Protagonisten aus, der zwar seine Fälle lieber alleine löst, die Gesellschaft von Menschen (bei einem guten Essen) aber durchaus zu schätzen weiß. Beim Lesen vermittelt sich das Gefühl, es mit einem guten alten Krimi zu tun zu haben, in dem Fälle nicht von Forensikern und Pathologen mit Hightech-Gerät aufgeklärt werden, sondern von einem Menschen, der durch bloßes Nachdenken und Kombinieren seine Fälle löst. Damit hebt sich diese Geschichte positiv von vielen anderen Krimis ab und bietet dem Leser spannende Unterhaltung und fordert auch seine eigene Kombinationsgabe ein bisschen, wenn er mit dem Kommissar mithalten will.
Der Krimi „Bretonische Verhältnisse“ und Kommissar Dupin haben mich sehr positiv überrascht und überzeugen durch angenehme Charaktere mit besonderem Charme und eine originelle Geschichte.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2014
Kein Kuss unter dieser Nummer
Kinsella, Sophie

Kein Kuss unter dieser Nummer


ausgezeichnet

Zwei Dinge, die eine junge New Yorkerin nie verlieren sollte: Ihren Verlobungsring (ein unbezahlbares Erbstück) und ihr Handy, das quasi ihr gesamtes Leben beinhaltet. Poppy Wyatt schafft es, beides an einem Abend zu verlieren. Als sie ein Handy in einem Mülleimer findet, beschließt sie kurzerhand, es einfach zu behalten und zu ihrem zu machen. Da es sich um das Telefon der persönlichen Assistentin des Geschäftsmanns Sam Roxton handelt, ist sie schneller als gedacht in dessen Leben involviert. Und während sie nun versucht, nebenbei das Leben von Sam Roxton zu managen, muss sie auch noch ihren Verlobungsring finden und ihre Schwiegereltern in spe davon überzeugen, dass sie ein guter Mensch ist. Zu viele Aufgaben auf einmal!
Sophie Kinsella ist seit Jahren ein Garant für gute Unterhaltung mit spannenden Charakteren und schönen Liebesgeschichten. Auch „Kein Kuss unter dieser Nummer“ passt perfekt in das bekannte Schema der Autorin und enttäuscht keine Leserin, die ihre alten Bücher mochte. Trotz der realitätsferne der Idee, nimmt man Poppy ihre Handlung irgendwie ab. Ihr Charakter ist zwar etwas albern, aber sie bleibt trotzdem in ihrem Umfeld glaubwürdig. Dass am Ende ein Happy End kommt und die Prinzessin vorher einige Frösche küssen muss, ist ein Prinzip, dass schon seit den Märchen der Gebrüder Grimm funktioniert und hier auch wieder zum Tragen kommt. Als Leserin hat man viel Spaß mit dem Buch und wird wie immer sehr gut unterhalten.
Wer auf der Suche nach einem modernen, romantischen Märchen im New York á la Sex and the City ist, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2014
Die Illusion des Getrenntseins
Van Booy, Simon

Die Illusion des Getrenntseins


ausgezeichnet

Viele Menschen begegnen einem in diesem wunderbaren Buch. Martin, der in einem Seniorenheim in Florida arbeitet; John, der im Zweiten Weltkrieg für die Amerikaner kämpft und seine junge Frau Harriet zurücklässt; Amelia, die blind ist und versucht, ihr Leben in New York zu leben und noch viele andere. Jeder ist miteinander verbunden, ohne es zu wissen. Martin wurde als Baby in den wirren des Zweiten Weltkriegs adoptiert und weiß nichts von seiner Verbindung zu all diesen Menschen, doch sie ist unweigerlich da und lässt sich nicht leugnen.
Was Simon van Booy in „Die Illusion des Getrenntseins“ beschreibt, ist auf wunderbare und poetische Art das, was wir heute alle kennen wenn wir in sozialen Netzwerken unterwegs sind und uns wildfremde Leute als Freunde vorgeschlagen werden, weil ein Freund von einem Freund diese Person kennt. So sind wir alle im Internet irgendwie verbunden, doch auf eine sehr oberflächlich profane Weise. Die Verbindung von Amelia und Martin, von Hugo, John und Danny geht sehr viel tiefer, denn sie erklärt ihr Leben, ihre Einstellung und ihre Erwartungen. Das Wissen oder auch gerade das Nichtwissen der Vergangenheit prägt die Menschen. Doch Simon van Booy zeigt seinen Lesern, dass niemand ohne Vergangenheit ist und egal was passiert, etwas von uns in anderen weiterleben wird. Selbst wenn man glaubt, keine Verbindung zu haben, ist dies eine Illusion, ein Trugbild der Gesellschaft. Die Figuren in van Booys Roman kennen sich nicht, sind sich nicht begegnet, höchstens flüchtig. Und ohne zu wissen warum, wirken diese flüchtigen Begegnungen nach, entwickeln die Menschen weiter. Dass wir unabhängig von anderen Leben, eben dieses Getrenntsein, ist die Illusion die Simon van Booy seinen Lesern aufzeigt. Dies tut er in wunderbar anrührenden stillen Geschichten mit liebenswerten, verunsicherten Charakteren an den Wendepunkten ihrer Lebensgeschichte.
Mit „Die Illusion des Getrenntseins“ ist Simon van Booy ein wirklich außergewöhnliches Buch gelungen.

Bewertung vom 17.03.2014
Ausgefressen / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.1 (4 Audio-CDs)
Matthies, Moritz

Ausgefressen / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.1 (4 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Ray und Rufus sind zwei Erdmännchen im Berliner Zoo und könnten ein entspanntes Leben führen. Für Futter ist gesorgt und gelegentlich posieren sie mit ihrer Familie für die Besucher. Doch als im Zoo ein Mann verschwindet und ein in der Nacht Schüsse zu hören sind, versuchen die zwei rauszufinden, was es damit auf sich hat. Ein Privatdetektiv -der unter Alkoholeinfluss fließend Erdmännisch spricht- heuert sie an, ihm bei den Ermittlungen zu helfen, und so buddeln die Erdmännchen mit dem gesamten Clan nach einer Leiche unter dem Eiswagen. Doch dann wird klar, dass der Fall noch viel komplizierter ist und Ray begleitet den Schnüffler bei seinen Recherchen außerhalb des Zoos.
Das Hörbuch wird gesprochen von Christoph Maria Herbst, der es schafft, mit seiner Stimme jedem Erdmännchen seinen eigenen Charakter zu geben. Das ganze ist so witzig und unterhaltsam, wie das Buch in gedruckter Form vermutlich nie sein könnte. Die Geschichte wird so lebhaft erzählt, dass man wo man geht und steht weiter hören will und die Geschichte so sehr schnell vorbei ist. Zum Glück gibt es schon drei Geschichten um Rufus und Ray, die alle von Christoph Maria Herbst gesprochen werden, für Nachschub ist also erst einmal gesorgt. Die Story von „Ausgefressen“ ist an sich nicht besonders anspruchsvoll, aber durch die verschiedenen Tierarten, die alle ihren eigenen Charakter haben und Rays unerwiderte Liebe zu der Chinchilladame Elsa hat man immer etwas zu lachen.
„Ausgefressen“ ist ein absolut empfehlenswertes kurzweiliges Hörbuch mit einem großartigen Sprecher und einer witzigen Story.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.