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Insgesamt 1630 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2022
Die Filiale (MP3-Download)
Etzold, Veit

Die Filiale (MP3-Download)


gut

Überzeugt mich keineswegs

Laura Jacobs arbeitet bei einer Bank und ist quasi die Heldin des Tages, als sie dafür sorgt, dass ein Banküberfall nicht böse endet. Doch dann hält sie die Kündigung ihrer Wohnung in den Händen – die Wohnung, die sie teuer renoviert hat und nicht verlieren möchte. Die Wohnung, die der Bank gehört. Zusammen mit ihrem Mann will sie ihr Vorkaufsrecht nutzen, doch der hat sich verspekuliert und das Eigenkapital reicht nicht mehr aus. Auf der Suche nach einer Lösung gerät Laura in Machenschaften rund um Immobilien, das Darknet, Aktien und Cryptowährung.

Hier handelt es sich schon um einen Thriller – auch mit Mord und allen Faktoren, die dazu gehören. Jedoch eben um einen Thriller im Finanzwesen. Das ist nicht jedermanns Metier und dürfte einige abschrecken. Für mich bestand das größte Problem darin, dass ich Laura Jacobs, die eigentlich sehr intelligent sein müsste, für reichlich naiv halte. Was sie nicht wusste ist ein bisschen viel für eine Bankangestellte, die eine leitende Position bekommen soll. Das kommt mir nicht sehr realitätsnah vor. Auch ihr soziales Verhalten und ihre Beziehung zu ihrem Mann sind mir fremd. Ich habe deshalb nur bedingt mit ihr mitfühlen können. Dennoch wollte ich wissen, was hinter all dem steckt und so habe ich bis zum Ende durchgehalten.

Leider bin ich nur mittelstark beeindruckt von der Story und dem Verlauf. Und leider ist mir das schon bei anderen Versuchen mit Büchern dieses Autors so gegangen. Ich stelle also fest, dass Veit Etzold leider nichts für mich ist und ich künftig wohl keine weiteren Bücher von ihm lesen werde.

Zugute halten möchte ich ihm aber, dass er hier eindeutig viel Recherche hat reinstecken müssen, um die Zusammenhänge halbwegs laientauglich zu schildern. Der Spannungsbogen bleibt mir zu flach und die „Highlights“ reißen es nicht mehr raus. Dazu gab es zu viele Längen für mich. Dass dies ein Auftakt zu einer Reihe um Laura Jacobs sein soll, verwirrt mich dann doch noch zusätzlich. Noch mehr „Bankenthriller“ brauche ich nicht, zumal mir Laura ein bisschen zu emotionslos an alles herangeht und keine Ermittlerin ist. Schade, aber mehr als drei Sterne sind definitiv nicht drin.

Bewertung vom 11.10.2022
Fischkatz
Panizza, Kaspar

Fischkatz


ausgezeichnet

Frau Merkel, die Eisbachwelle und die Ostsee

Der auf der Eisbachwelle surfende Tote ist nicht nur völlig surreal, sondern leider auch Magnet für Schaulustige. Steinböck und sein Team, natürlich allen voran Frau Merkel, haben eine harte Nuss zu knacken, zumal auch Bayerische Politiker involviert sind. Zwischen Verschwörungsanhängern und Reichsbürgern muss Steinböck auch noch an der Ostsee die Sünden der Machthaber der damaligen DDR aufdecken. Es ist verzwickt, verworren und sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt!

In gewohnter Weise führt uns Kaspar Panizza einige unbequeme Themen vor Augen und zwingt uns auf charmante Art, uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Er erinnert an Dinge, die andere vergessen lassen wollen, ohne zu laut zu poltern. Nein, er lässt hier und da eine Bemerkung fallen, die der Leser dann willig aufhebt und schon hat er Material, über das er einfach nachdenken muss. Aufgelockert wird das Ganze mit vielen herrlich schrägen Sprüchen der Katze Frau Merkel und selbstironischen Szenen. Ich finde das immer wieder erfrischend und urkomisch. Das kommt so locker und unerwartet, dass man laut auflachen muss. Es sieht so leicht aus, doch dahinter steckt eindeutig viel Arbeit.

Die Entwicklung der Protagonisten schreitet auch im siebten Band voran. Kleine graue Mäuse werden zu selbstbewussten und taffen Ermittlerinnen, die sich dennoch nicht zu schade sind, dem Chef mit einer Butterbrezen eine kleine (oder riesige) Freude zu machen. Beziehungen entstehen und andere gehen auseinander und immer wieder menschelt es gewaltig. Das ist so wunderbar aus dem Leben gegriffen, dass man die Kapitel nur so durchsuchtet.

Auch wenn es sich um Cosy Crime handelt, steckt doch eine Menge Raffinesse und Können darin. Verzwickte Verwandtschaftsverhältnisse und eine Menge Spuren verwirren schon mal, werden aber am Ende äußerst zufriedenstellend aufgelöst. Mit dem Ende konnte man so nicht rechnen, dennoch ist es absolut stimmig.

Für Neueinsteiger gibt es einen wunderbaren Überblick über die Personen der Serie und einen zweiten über jene im vorliegenden Band. Man kann die Bücher problemlos einzeln lesen, aber ich lege jedem ans Herz, die Reihe von Band eins an zu lesen. Es lohnt sich! Außerdem macht es riesige Freude, die Entwicklung der einzelnen Figuren zu verfolgen.

Ja, ich wurde mal wieder bestens unterhalten, sowohl mit Spannung, als auch mit wunderbar bissigem Humor. Fünf Sterne!

Bewertung vom 04.10.2022
Tohrus Japan
Nakamura, Tohru

Tohrus Japan


gut

Gehobene Cross-Over-Küche, aber kein Japan-Kochbuch, wie man es erwartet

Bisher kannte ich Tohru Nakamura nicht. Aber ich bin leidenschaftliche Kochbuch-Sammlerin, da ich gern in Küche und Backstube experimentiere, Neues ausprobiere und im Lebensmittelbereich gerne dazulerne. Dieses Kochbuch ist in mehrerer Hinsicht außergewöhnlich. Das fängt schon mal damit an, dass es mit einem ausführlichen Vorwort beginnt und mit mehreren Seiten „Japan in Deutschland“ fortfährt, um gleich im Anschluss eine Einleitung („Von der Berufung zum Beruf“) zu bieten. Das ergibt insgesamt vierzig Seiten Text und Bild.

Dann folgt der Rezeptteil, doch dieser ist nicht so gegliedert, wie man das sonst kennt. Hier findet man die Rezepte nach einzelnen typisch japanischen Zutaten sortiert. Das ist absolut gewöhnungsbedürftig und nichts für Eilige. Es gibt zu jeder dieser Zutaten eine mehr oder weniger kleine oder große Warenkunde. Dann folgen Doppelseiten mit Rezept, gegliedert in Zutatenliste und Schritt-für-Schritt-Anleitung, daneben dann ein ganzseitiges Foto. So sehr ich Fotos zu Rezepten liebe, hier hätte man locker die doppelte Anzahl Rezepte unterbringen können, so viel Platz bleibt bei der Textseite übrig und so übergroß sind die Fotos. Das finde ich ein bisschen schade.

Die Rezepte selbst sind außergewöhnlich und bunt gemischt, aber meiner Meinung nach nicht so wirklich typisch japanisch. Hier ist der deutsche Einfluss sehr stark zu spüren. Das ist im Grunde gar nicht schlecht, aber eben nicht das, was ich von diesem Buch erwartet hatte. Die Rezepte sind keine Jeden-Tag-Küche und selbst ambitionierte Hobbyköche werden die nicht aus dem Handgelenk heraus umsetzen können. Ich würde behaupten, dieses Kochbuch ist für die meisten doch eher Lektüre und Bildband, denn nachkochbare Rezeptsammlung. Chichi-Küche, keine Sattwerdküche. Toll, wenn man so bekocht wird, aber doch schwierig, das selbst zu machen.

Die Zutaten sind teils ein bisschen exotisch, sollten aber durchweg alle im Lebensmittelhandel aufzutreiben sein. Manches wird man vorbestellen müssen, dennoch sehe ich hier keine großen Schwierigkeiten. Die ausgefalleneren Zutaten findet man im Asia-Laden. Allerdings sind die Zutaten zumeist auch ein bisschen preisintensiv!

Glosar, Register, Danksagung – alles vorhanden. Angaben zu Nährwerten und Zeiten nicht. Für mich eher interessante Lektüre mit einer Menge Informationen und eine Cross-Over-Küche. Aber eben kein Japan-Kochbuch. Daher kann ich nur drei Sterne geben.

Bewertung vom 21.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Die Fallen modernster Technik?

Patrick Dostert führt ein schönes, gutes Leben mit einem ausfüllenden Job und einer perfekten Ehe. Da steht die Kripo Weimar vor der Tür und alles ändert sich. Aus den Anschuldigungen, eine Frau misshandelt und entführt zu haben, wird schnell eine Mordanklage. Die beste Freundin dieser Frau belastet ihn schwer. Dann taucht auch noch ein Beweisvideo auf. Dostert landet in Untersuchungshaft, von wo aus er seine Geschichte erzählt.

Die zwei Erzählebenen sind ein bisschen tricky und verwirrend, passen aber sehr gut zur Story. Mal erfährt man in der ersten Person von Patrick Dostert die Geschehnisse, mal als die von ihm aufgezeichnete Buch-Version. Beides zusammen ergibt dann das Gesamtbild.

Die Umstände sprechen alle gegen Patrick und man kann gut mit ihm mitfühlen. Besonders die Zweifel seiner Frau machen fassungslos. Die Situation ist nahezu ausweglos, bis Dostert einen hochkarätigen Anwalt bekommt, der einer Sache auf die Spur kommt, die so unglaublich klingt, dass man kaum an ein gutes Ende glauben kann. Es werden immer mehr Personen aus dem Umfeld von Patrick suspekt. Bald ist einfach jeder verdächtig, die Lösung aber ist der Hammer.

Dennoch war ich nicht ganz glücklich mit dem Buch. Ich habe ständig überlegt, wie kann das sein? Die Entwicklung geht langsam, teils tritt die Story auf der Stelle oder dreht sich im Kreis. Die Schussfahrt ist dann heftig und hätte einen tollen Schlusspunkt geboten, wäre Strobel nicht übermütig geworden und hätte mit dem Prolog alles wieder kaputt gemacht. Für mich war das einfach eine Schippe zu viel. Manchmal ist tatsächlich weniger mehr.

Ganz nah war ich niemandem in diesem Buch. Durch die teilweise Ich-Perspektive war ich natürlich besonders bei Patrick in gewisser Weise involviert. Doch die weiteren Figuren blieben relativ blass. Zum Teil liegt das daran, dass im Grunde alles von Patrick erzählt wird und er so schlecht mehr über seine Frau und deren Gedanken und Gefühle schreiben kann. Trotzdem erkennt man besonders im Nachhinein, dass wichtige Informationen quasi von außerhalb schlichtweg fehlen und schon allein das eine Art Hinweis auf das wahre Geschehen bietet.

Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und Sascha Rothemund hat einen richtig guten Job gemacht. Er hat seine Stimme wunderbar eingesetzt und Gefühle enorm realistisch übertragen. Ich gebe vier Sterne, einer fällt dem übertriebenen Epilog zum Opfer.

Bewertung vom 18.09.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


sehr gut

Holt den Leser aus der Komfortzone heraus

Ende der 1920er Jahre werden zwei Mädchen geboren: Antonia und Sofia. Die beiden verbindet von klein auf eine ganz intensive Freundschaft. Doch sie stammen aus „der Familie“ und so sind sie früh geprägt und erleben Ausgrenzung und ein anderes Familienleben, ein anderes Leben, als andere Kinder in ihrer Zeit. Diverse Ereignisse lassen die Mädchen, die von ihrer Art her komplett unterschiedlich sind, sich zeitweise auseinanderleben, doch finden sie auch immer wieder zueinander und sind für einander da. Wie wichtig das ist, erzählt dieses Buch.

Ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zu lesen. Das liegt nicht daran, dass es nicht gut wäre. Eher das Gegenteil ist der Fall. Es hat eine so gut auf die Story abgestimmte Sprache und den entsprechenden Stil, dass man total gefesselt ist und hineingezogen wird. Doch sind die Umstände eben nicht gerade rosig, die Zeiten hart, die „Familie“ in ihrem besonderen Business. Das lässt nicht kalt, das bewegt, das nimmt mit und das zieht auch runter. Die ständige Bedrohung lässt auch den Leser nicht kalt.

Beide Mädchen erleben direkt, dass „die Familie“ das Leben bestimmt und man ihr nicht entkommt. Auch wenn Antonias Mutter sie immer warnt, sie solle niemanden aus der Familie heiraten, ist das kein Ausweg, denn jeder Ehemann wird automatisch in die Familie aufgenommen. Es gibt unterschiedliche Positionen, aber auch diese schützen nicht vor dem Schicksal. Nur echte, tiefe Freundschaft kann ein Minimum an Schutz bieten und darum geht es in diesem Buch hauptsächlich. Mitten in einer so schon schwierigen Zeit, in der man fast ausschließlich das Falsche tun konnte, gehen zwei Mädchen ihren Weg zur Frau und zur Gleichberechtigung und Stärke.

Das alles hat Noaomi Krupitsky erschreckend gut eingefangen und erstaunlich neutral erzählt. Das ist keine bequeme Lektüre, darf sie bei diesem Thema aber auch nicht sein. Dass ich bis zum Ende dran blieb, ist ein Zeichen dafür, dass es genau richtig gemacht wurde. In mir wird das Buch noch lange nachhallen. Nicht nur das, was die Autorin in Worte gefasst hat, sondern und speziell das, was zwischen den Zeilen zu finden ist. Wie in der Familie gewisse Dinge nicht ausgesprochen werden, so lässt auch Krupitsky sie ungesagt, aber doch dargestellt. Wortlos.

Sehr gut! Nicht perfekt, aber sehr gut! Vier Sterne.

Bewertung vom 17.09.2022
Fix ohne Fix
Franitza, Sandra

Fix ohne Fix


sehr gut

Niemand benötigt Fix-Beutel – hier ist der Beweis!

Vor einigen Jahren habe ich erstaunt gesehen, dass es selbst für Käse-Lauch-Suppe Fixtüten (genau „mein“ Rezept findet sich in diesem Buch!) gab und ich finde, die geht ja echt mal super einfach ohne Fixtüte. Ich schaue mir deshalb gern mal die Tüten genauer an, um die Gerichte ohne Tüte nachzukochen. Tja, und Sandra Franitza hat daraus ein Kochbuch entwickelt – klasse!

Dass die Gerichte relativ schnell und einfach nachzukochen gehen, finde ich ebenfalls super. Ich bin die abgehobene Chichi-Küche echt leid. Ich möchte ehrliches, einfaches Essen, das genau deshalb überzeugt, weil es ohne tausend Zutaten enorm lecker ist. Das nicht, weil ich zu faul für mehr bin, sondern weil ich immer wieder feststelle, dass es mir einfach besser schmeckt.

Die Autorin hat die Rezepte super schön erklärt und beschrieben. Die Zutatenliste ist immer recht überschaubar und die Zutaten nicht exotisch. Der einzige Kritikpunkt hier ist, dass sie mit Cremefine und sehr viel Schmelzkäse arbeitet. Beides hat mir zu viele Inhaltsstoffe, die ich vermeiden möchte. Lieber mit echter Sahne arbeiten und den Schmelzkäse öfter mal durch Frischkäse oder Käse ersetzen! Auch auf Instant-Brühen kann man ganz einfach verzichten. Selbstgemachte getrocknete Gemüsebrühe ist gar nicht so schwer!

Die Fotos zu den Gerichten sind wunderbar ehrlich. Da ist eindeutig nicht viel nachgeholfen worden und genau das mag ich. So hat man die Chance, es genauso gut hinzubekommen und sich zu freuen, wie einfach es ist. Es wird immer angegeben, für wie viele Personen ein Rezept ausgelegt ist. Auf Angaben zu Nährwerten und ähnlichem wurde verzichtet.

Vielleicht finden einige die Gerichte zu einfach und sagen, dafür braucht man kein Kochbuch. Mag sein. Aber gerade das einfache Kochen haben viele verlernt und dieses Buch ist auch ein Mutmachbuch, in der Küche kreativ und experimentierfreudig zu sein, sich etwas zuzutrauen und Spaß zu haben. Kochanfänger werden dieses Buch feiern – und das zu Recht! Ich finde, hier bekommt man das nötige Kochgefühl, um danach die nächste Koch-Stufe zu erklimmen. Die Rezepte gelingen und schmecken meiner Meinung nach einfach super lecker, gerade WEIL keine Fixtüte verwendet wird.

Ich bin kein Fan von Blogs oder Instagram. Deshalb kannte ich Sandra Franitza bisher nicht. Mir sind gedruckte Kochbücher einfach lieber. Umso mehr freue ich mich über dieses Buch. Bis auf die genannten Zutaten stört mich nichts an diesem Buch. Dennoch ziehe ich exakt dafür einen Stern ab. Bleiben aber vier Sterne! Es ist wirklich ein schönes und hilfreiches Kochbuch mit tollen Rezepten.

Bewertung vom 15.09.2022
Casa Zarrella
Zarrella, Jana Ina;Lafer, Johann

Casa Zarrella


gut

Leider so gar nichts Neues im verkappten vegetarischen Kochbuch

Ihr strahlendes Lächeln und ihre ganze Art machen Jana Ina Zarrella enorm sympathisch. Ja, ich seh sie gern in den diversen TV-Formaten. Und ja, das Kochbuch hat mich entsprechend ihres „Promibonuses“ gelockt und gereizt. Auch finde ich es gar nicht mal so übel. Da gibt es andere Promis, deren Kochbücher weniger Existenzberechtigung haben. Aber! Ja, es gibt ein Aber! Man findet erst im Buch selbst (im Vorwort von Jana Ina Zarrella) heraus, dass es sich um ein vegetarisches Kochbuch handelt. Doch stopp, das stimmt gar nicht so wirklich – Fisch und Meeresfrüchte gibt es massig. Das wäre dann also pescetarisch. Und dann verstecken sich doch glatt Hähnchenbrust mittendrin und Parmaschinken und Würstchen auf den letzten paar Seiten! So ganz konsequent ist das alles also nicht wirklich! Es mag pingelig erscheinen, aber ich mag es da klarer definiert.

Das Buch startet mit Texten von Jana Ina und Johann Lafer. Die beiden betonen, wie sehr sie sich mögen und verstehen und dass der eine vom anderen viel gelernt hat. Schön! Dennoch bleibt bei mir ein leichtes „Gschmäckle“. Wenn da mal nicht auch ein bisschen Berechnung dabei ist, dem Buch auf zwei Arten zu Erfolg zu verhelfen! Na, macht nichts, es gibt Schlimmeres! Aber ganz ehrlich, man merkt dem Buch doch schon an, dass ein Profi ordentlich mitgewirkt hat und die Familienküche der Zarrellas aufpoliert hat. So ein klein wenig Ernährungspsychologie spielt auch noch mit – Zucker ist böse, nicht vergessen! Küchenhacks, Küchenhelden, Vorratskammer-Inhalt, Küchenwerkzeuge, Zeitmanagement usw. werden ebenfalls aufgefahren. Ein Theorie-Teil zu Beginn, um dem Buch ein gewisses Alleinstellungs-Merkmal zu verpassen.

Die Rezepte selbst sind in die Kapitel „Frühstück, Snacks & Smoothies“, „Suppen und Salate“, „Einfach und lecker für jeden Tag“, „Süße Schlemmereien“ und „Wenn Zarellas feiern“ unterteilt. Der Mix aus italienischer und (seltsam fleischloser) brasilianischer Küche mit viel Lafer dazu ist manchmal schon ein bisschen eigenartig, aber interessant.

Ein großes Bild vom Gericht, Angaben zu Menge und Zeitaufwand (ggf. auch das Label „vegetarisch“), die Zutatenliste, daneben die Schritt-für-Schritt-Anleitung. Bei einigen Gerichten finden sich ein „Stempel“ mit dem Konterfei von Johann oder Jana Ina und daneben dann ein Tipp. Insgesamt erkenne ich da wenig Familienküche der Zarrellas. Mir ist das alles viel zu ordentlich und gestylt, viel zu sehr Johann Lafers Handschrift und Chichi. Wenigstens sind die Zutaten nicht übermäßig ausgefallen, bis auf den einen oder anderen Ausreißer. Irgendwie sind alle Rezepte schon mal dagewesen, nichts reißt wirklich vom Hocker oder ist auf irgendeine Weise neuartig. Das finde ich sehr schade und auch ein bisschen ärgerlich.

Für Fans von ihr oder ihm, für alle, die noch nicht viele Kochbücher haben, wird das Buch ganz sicher richtig nett sein. Für mich leider nicht. Ich kann hier nur mit drei Sternen werten.

Bewertung vom 14.09.2022
Gärtnern im Wandel
Schubert, Veronika

Gärtnern im Wandel


sehr gut

Zeit- und umweltgemäß Gärtnern für alle

Gartenarbeit muss nicht immer extrem aufwändig und anstrengend sein. Gerade in Zeiten wie diesen, mitten im Klimawandel, im Kampf für den Klimaschutz, sind die Regeln neu gestaltet. Alles ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt, man denkt um, Grün ist wichtig, zur Not sogar „Unkraut“. Veronika Schubert hat hier neue Wege beschritten, die es auch Neulingen ermöglichen, einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und daraus vielleicht sogar zum Hobbygärtner zu wachsen. Quasi vom Blumentopf zum Gemüsebeet!

Ein Naturgarten macht weniger Arbeit und ist so viel besser für die Umwelt. Für Perfektionisten mag das anfangs ganz schlimm sein, aber am Ende ist genau diese Art des Gärtnerns das, was glücklich und gesund macht, worin man sich wohlfühlt und das der Umwelt hilft. Von torffreier Erde über selbst angesetzte Brühen und Jauchen, vorbei am eigenen Komposthaufen bis zu Mischkultur und dem richtigen Gießen - viele kleine Schritte führen an ein tolles Ziel.

Ich habe mit dem Büchlein gelernt, dass vermeintliches Unkraut den Garten auch bereichern kann. Man kann sich an der Königskerze freuen, statt sich über sie zu ärgern, ebenso über das Berufskraut. Und nebenbei tut man damit dem Garten, den Insekten und der Umwelt noch Gutes. Gerade dieser trockene Sommer 2022 hat gezeigt, dass Zierrasen nicht resistent ist und leidet. Die Trauben dagegen liebten das Wetter und wurden super süß und aromatisch. Manchmal liegt es nur am richtigen Standort und schon wächst, was vorher kümmerte. Das Beobachten der Pflanzen allein schon lehrt uns, wie wir vorgehen müssen. Veronika Schubert hat mit ihrem Büchlein ein kompaktes Nachschlagewerk geschaffen, das auf diesem Weg sehr hilfreich ist. Die Klimagewinner werden vorgestellt und portraitiert. Vieles wird nur angeschnitten, sodass man sich mit weiterführender Literatur eindecken muss. Doch das ist in meinen Augen bei solchen Einsteigerbüchern völlig normal und in Ordnung. Man bekommt erste Eindrücke und einen Überblick und entscheidet dann, wo und wie tief man weitermachen möchte.

Insgesamt ein lehrreiches, informatives Büchlein, das den Einstieg in den naturnahen, zeitgemäßen Garten sehr erleichtert. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 13.09.2022
Unsere Vogelwelt
Khil, Leander

Unsere Vogelwelt


gut

Ein tolles Buch, aber mit Abstrichen

Mir ist es leider nicht gelungen, die Vögel, die ich identifizieren wollte, mit diesem Buch zu bestimmen. Dem Mähdrescher folgte ein ganzer Schwarm Raubvögel und ich hätte doch zu gern gewusst, welche Art das wohl war. Auch fehlt mir ein Index mit den Vogelnamen, um sie gezielt aufrufen zu können. Das ist hier absolut nicht vorgesehen. Schade! Den Storch finde ich im Buch quasi nur als Randbemerkung, dabei sind diese Vögel absolut faszinierend und ihre Versammlungen vor der Reise nach Afrika ein kleines Naturschauspiel.

Dennoch finde ich die vielen herrlichen Bilder und die Beschreibungen faszinierend und bereichernd. Bei der einen oder anderen Stelle möchte ich Leander Kiehl jedoch widersprechen. So sehr ich Elstern mag, sie sind eben doch Nesträuber und dezimieren eindeutig die Singvögel. Leider muss ich das bei uns (sehr ländliche Gegend) immer wieder beobachten.

Für mich ist es schwer, mich im Buch zu orientieren. Es ist weniger ein Bestimmungsbuch denn ein Buch, das diverse Vögel und Vogelarten portraitiert. Möglicherweise habe ich zu hohe Anforderungen an das Buch gestellt. So, wie es ist, ist es zwar wirklich schön, aber leider nicht leicht zu nutzen, außer man liest es schnöde von vorne nach hinten. Auch wenn es mir in der Seele weh tut, mehr als drei Sterne kann ich diesem Buch, das total edel in der Aufmachung ist, nicht geben.