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sleepwalker

Bewertungen

Insgesamt 538 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2020
Totenstille
Dean, Will

Totenstille


gut

20 Jahre ist es her, dass in der Schwedischen Einöde mehrere Morde verübt wurden. Sie wurden dem „Medusa-Killer“ angelastet. Ist er zurück? Denn innerhalb kurzer Zeit passieren neue Morde. Wie jeder, der journalistisch tätig ist, hofft die Reporterin Tuva Moodyson, einen Scoop (also eine exklusive Top-Geschichte) landen zu können. Schließlich ist sie keine Feld-Wald-und Wiesenjournalistin, sondern nur wegen ihrer todkranken Mutter wieder aus London zurück nach Schweden gezogen.
Und so recherchiert sie für das wöchentlich erscheinende Lokalblatt und macht sich nach und nach fast jeden zum Feind, denn die Gegend ist wirtschaftlich stark vom Tourismus abhängig. Dazu trifft sie auf einiges, von dem sie wohl nie zu träumen gewagt hätte: verschrobene Einsiedler, komische Kauze und – mein persönlicher Ekel-Favorit: zwei kunsthandwerkende Schwestern, die in ihren Holztrollen nicht nur heimische Hölzer, sondern auch echte Haare, heimische Zähne (vom örtlichen Zahnarzt) und heimische Finger- und Zehennägel verarbeiten. Die Beschreibung des Autors der Eigenarten der Einheimischen nimmt sehr viel Platz im Buch ein – vielleicht, weil der Autor selbst keiner ist, er ist gebürtiger Engländer. Aber mit der Zeit beginnt die Geschichte eintönig zu werden: Tuva recherchiert – ihre Hörgeräte werden nass. Tuva recherchiert – die Batterien ihrer Hörgeräte sind leer, die Hörgeräte piepsen. Immer wieder. Ja, vermutlich realistische Szenen aus dem Leben einer Person mit Hörgeräten, aber das so zum roten Faden eines Krimis zu machen, fand ich dann doch etwas nervig.
An sich war das Buch nicht schlecht. Aber auch nicht gut. Irgendwie eine Achterbahnfahrt aus Spannung, Langeweile, Ekel, Grusel, Langatmigkeit und dazwischen immer wieder Tuvas eigene Probleme. Der Verlust ihres Vaters vor Jahren hat ihre Familie praktisch zerstört, die Presse spielte dabei eine unehrenhafte Rolle, jetzt ist ihre Mutter todkrank und sie schwankt zwischen der Pflicht, sie zu besuchen und der Willkommenheit von Ausreden, es nicht tun zu müssen. Dazu hat Tuva panische Angst vor dem Wald, die sie während ihrer Recherche fortlaufend bekämpfen überwinden muss.
Insgesamt war mir in dem ganzen Buch kein einziger Charakter sympathisch, die meisten fand ich sogar eher unsympathisch. Vor allem Tuva konnte bei mir ganz selten punkten. Sie kommt eher oberflächlich rüber, oft bildet sie ihre Urteile sehr vorschnell („„Afrika gehört mein Herz“, sagt er mit so viel Arschlochprahlerei, wie er aufbringen kann“ – überhaupt ist „Arsch“ ein Wort, dass sie sehr häufig gebraucht).
Wieso die zurückliegenden Morde „Medusa-Morde“ hießen, weiß ich nicht wirklich. Medusa ist die Gestalt der griechischen Mythologie, die durch ihre Schlangenhaare bekannt ist, nicht durch fehlende Augen oder ähnliches (dass sie „glühende Augen“ hatte, hat mit den Morden auch nicht wirklich was zu tun, denn den Opfern wurden die Augen entfernt). Und nicht nur da fehlt mir in dem Roman die Logik. Der deutsche Titel „Totenstille“ ist sehr gut gewählt, besser als der Originaltitel „Dark Pines“ (dunkle Kiefern). Die Stille im Wald, durchbrochen von typischen Geräuschen wie Knacken oder Rascheln, aber auch Schüssen und Tier-Geräuschen, ist nicht nur für Tuva bedrückend, sondern gibt dem ganzen Buch einen sehr düsteren Anstrich.
Gegen Ende wird der Krimi dann noch spannend und konnte mich auf den letzten gut 40 Seiten dann auch noch fesseln, überzeugen oder gar begeistern konnte er mich dennoch nicht. Und auch der Schluss und die Auflösung fand ich eher flach und psychologisch sehr an den Haaren herbeigezogen. Die Idee war gut, der Schauplatz ganz hervorragend gewählt, sprachlich war das Buch gut zu lesen, es ist gut übersetzt, aber in einem Großteil der Geschichte fehlte die Spannung. In Erinnerung werden mir von diesem Buch nur wenige Dinge bleiben: Hörgeräte können ihren Trägern wirklich große Probleme machen können und die Einheimischen in der Schwedischen Einöde sind seltsam. Das Buch ist auf jeden Fall keine Werbu

Bewertung vom 10.01.2020
Eisige Weihnachten
Danz, Ella

Eisige Weihnachten


schlecht

Über das Buch „Eisige Weihnachten“ von Ella Danz kann ich nicht wirklich viel sagen und das wenige, was ich sagen kann, ist nichts Positives. Ich fand das Buch dafür, dass es als Krimi angepriesen wird, extrem unspannend und langatmig, obwohl es nur knapp 150 Seiten lang ist.
Auch sprachlich fand ich das Buch enorm schwach. Die meisten Sätze sind lang, verschachtelt, kompliziert und zum Teil seltsam formuliert. Nicht, dass ich lange Sätze nicht apart finde, allerdings ist die Autorin stilistisch von Prousts 800-Wort-Sätzen sehr weit entfernt. Mit Sätzen wie „André liebte Familienfeiern und Feste, wahrscheinlich weil er selbst groß geworden war ohne Geschwister, nur mit seiner Mutter und den Großeltern.“ konnte ich einfach nicht warm werden. Und auch bei dem Satz „Kerstin hielt trotzdem fest, bis sie halbwegs sicher auf einer Stufe zu sitzen kam“ fehlt für mich irgendwo ein „sich“. Das Buch liest sich wie aus einem Anfängerkurs für Hobby-Autoren.
Und auch inhaltlich ist das Buch weit weg von einem Krimi. Es ist zwar konzipiert wie eine Mischung aus Stephen Kings „Shining“ und Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“, aber nicht gut umgesetzt. Viel Familienchaos, Sticheleien, Feindschaften, Abneigungen, ein bisschen Alltagsrassismus, viel Psychodrama und verworrene Verhältnisse, dazu Zu- und Unfälle, gepaart mit massenhaft Klischees. So haben die Protagonisten selbstverständlich im Harz keinen Handy-Empfang. „Du hast vergessen, dass wir im Osten sind!“, brach es aus Kerstins Schwester zornig heraus, „hier gibt es natürlich kein Netz“. (Das mag die gute Kerstin vielleicht glauben und es mag in ihre abwertende und abfällige Meinung über die östlichen Bundesländer passen, tatsächlich ist es aber so: „Einer unabhängigen Untersuchung des Analytics-Unternehmens OpenSignal zufolge ist die LTE-Verfügbarkeit im Zollernalbkreis von 45,33 Prozent die zweitschlechteste in Deutschland und wird nur noch vom Landkreis Sigmaringen (45,21 Prozent) leicht unterboten. Dem gegenüber stehen die Landkreise Halle (90,19 Prozent Abdeckung) Fürth (89,87 Prozent) und Neumünster (89,15 Prozent).“ Quelle: Schwarzwälder Bote vom 10.01.2020).
Irgendwie hatte ich beim Lesen auf jeden Fall das Gefühl, die Geschichte kommt nicht richtig in Fahrt und auch die Personen blieben eher blass. Jeder Charakter hat zwar seine Eigenheiten, Sympathie konnte ich aber mit keinem empfinden. Ich habe ständig darauf gewartet, dass das Buch spannend wird. Und dann, als es langsam ein bisschen spannend wurde, war ich im letzten Kapitel. Insgesamt ein sehr enttäuschendes Buch, das weder mit Krimi noch mit Weihnachten viel zu tun hat, außer dem vielen Schnee, der freudlosen Bescherung und dem Weihnachtsessen. Da wäre viel mehr drin gewesen.
Den Abschluss des Buchs bilden ein paar Rezepte, die auch im Verlauf des Romans erwähnt werden. Da sei der Autorin und auch dem Lektorat gesagt, dass Eiweiße nicht die Mehrzahl von Eiweiß (also Eiklar) ist, sondern der Plural von Eiweiß im Sinne von Protein. In Rezepten ist daher die Formulierung „4 Eiweiße“ falsch. Daher gibt es von mir auch nur einen enttäuschten Stern.

Bewertung vom 06.01.2020
Du bist mein zweites Ich
Strittmatter, Eva;Strittmatter, Erwin

Du bist mein zweites Ich


ausgezeichnet

Schon seit längerem lese ich Erwin Strittmatters „Der Wundertäter“. Um noch tiefer in die 1500 Seiten dieses Werks eintauchen zu können, habe ich mir „Du bist mein zweites Ich“ besorgt, denn einen Teil der Trilogie entstand in der Zeit, in der auch die Briefe zwischen ihm und seiner späteren Frau Eva geschrieben wurden (1952 bis 1958). Herausgegeben hat das Buch der älteste gemeinsame Sohn Erwin Brenner zusammen mit Ingrid Kirschey-Feix.
Eva ist 22 Jahre alt, als sie 1952 den rund 18 Jahre älteren Erwin Strittmatter kennenlernt. Zu dem Zeitpunkt waren beide verheiratet (er schon zum zweiten Mal, hatte 4 Kinder aus diesen Ehen), sie lebte in Trennung und hatte den knapp einjährigen Sohn Ilja, der in den Briefen ab und zu erwähnt wird. Die Sammlung der Briefe umfasst wohl einen großen Teil des Schriftverkehrs zwischen der noch sehr jungen Frau und dem „gestandenen“ Mann nach ihrem ersten näheren Beisammensein im Februar 1952. Er, der „große Mann“, schreibt ihr, dem „Mädchen“, der „Mädchenfrau“. Mal als Antwort auf ihre Briefe, mal einfach so, viele Briefe liefen überkreuz, vor allem, wenn er im Ausland war.
Es sind die Briefe zweier Schriftsteller. Zweier Schriftsteller, die einander liebten. Briefe voller Liebe, Sehnsucht und Schwärmerei. Zwischen den Zeilen kann man aber auch einiges herauslesen. Ein bisschen Zeitgeist der DDR der 50er-Jahre. Aber auch die Tatsache, dass Erwin Strittmatter sehr wenig für seine Kinder übrig hatte. Weder für die vier Söhne aus den ersten beiden Ehen, noch für die drei gemeinsamen Söhne mit Eva. Er suhlt sich ab und zu in Selbstmitleid und hadert mit der Welt, fühlt sich allein und unverstanden („Unser eben geführtes Telefongespräch, Dein Brief bestätigen mir, was ich solange dumpf fühlte: Im Grunde bin ich mit Schulzenhof und allem, was die Hälfte meines Lebens ausmacht, allein.“)
Zum Teil im Tagestakt werden von beiden Briefe geschrieben, die außer steten Liebesbekundungen höchstens noch bruchstückhaft auf Texte Bezug nehmen, die sie lesen oder schreiben, und auf die Menschen, mit denen sie zu tun haben (beispielsweise Bertolt Brecht oder Pál Szabó). Sowohl Erwin als auch Eva Strittmatter leben für einander, für ihren Beruf und die Literatur – die Kinder kommen unter „ferner liefen“ höchstens am Rand vor.
Alles in allem ist das Buch eine schöne Liebesgeschichte mit romantischen Wort-Neuschöpfungen („es ist mondig“, „eine Jemandin“). Die Form ist gewöhnungsbedürftig, da die Briefe nicht wirklich als Dialog zu sehen sind. Nur sehr selten wird auf Fragen eingegangen, dazu überkreuzen sich die Briefe viel zu oft und stehen nicht wirklich miteinander in Zusammenhang. Es ist also eher als eine Zusammenführung zweier Tagebücher zu sehen. Denn neben den vielen Liebesbekundungen und –erklärungen erzählen sie sich ihr Leben aus der Ferne. („Ich muss jetzt arbeiten, Morgen komme ich wieder.“)
Für Freunde von Erwin und Eva Strittmatter ein Muss, daher von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 02.01.2020
Kalter Strand / Kommissar Tom Skagen Bd.1
Nordby, Anne

Kalter Strand / Kommissar Tom Skagen Bd.1


ausgezeichnet

Keine Meisterleistung aber ein solider und spannender Krimi mit überraschendem Schluss.
Ja, mehr kann man über „Kalter Strand“ von Anne Nørdby eigentlich gar nicht sagen.
Das Buch ist ein geschickt konstruierter Krimi um einen gewieften Puppenspieler, der sich „das Auge“ nennt. Aber er sieht nicht nur in bester Stalker-Manier alles - psychologisch geschickt spielt er seine „Probanden“ wie Marionetten. Das war’s dann mit „hygge“ und Urlaubsidylle für die Menschen in der Ferienhaussiedlung am Ringkøbing Fjord. Dazu kommen dann noch Mobbing, eine Prise Alltagsrassismus und psychische Probleme verschiedener Couleur. Mehrere Handlungsstränge und Perspektiven werden im Lauf der Geschichte verwoben, die Handlung gewinnt nach und nach an immer mehr an Spannung und der Schluss hat mich eiskalt erwischt und vollkommen überrascht.
Die Personen sind sauber beschrieben, allen voran Ermittler Tom Skagen hatte von der ersten Seite an meine volle Sympathie. Zwischen den Zeilen der Haupt-Handlung kann man auch einiges an aktueller Politik finden. So beschreibt die Autorin die aktuelle Haltung mancher Dänen gegenüber Ausländern sehr deutlich. Dänemark hat ja seit einiger Zeit wieder Grenzkontrollen eingeführt, seit Ende 2019 auch an der Grenze zu Schweden. Und selbst jemand, der der dänischen Minderheit in Deutschland angehört, hat es teilweise nicht leicht. („Sag ich ja, sie war keine Reichsdänin! Mit so was rede ich prinzipiell nicht. Schmarotzerpack!“)
Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen durchgelesen und das will was heißen, denn meine Ansprüche an Thriller sind enorm hoch. Für mich also eine klare Lese-Empfehlung mit 5 Sternen. Ob ich nun allerdings im neuen Jahr nach Hvide Sande oder Ringkøbing in Urlaub fahre, muss ich noch überlegen.

Bewertung vom 02.01.2020
Die Kampagne / SHAW Bd.1
Baldacci, David

Die Kampagne / SHAW Bd.1


sehr gut

Ja, ich gebe zu, dass Perzeptionsmanagement bisher noch kein Teil meines Wortschatzes war. Kurz: ich kannte den Begriff bislang überhaupt noch nicht. Perzeptionsmanagement ist kurz gesagt die Auslösung von Gefühlen durch die Streuung falscher Tatsachen, die Steuerung der Wahrnehmung durch Manipulation. Dabei geht es aber nicht darum, einfach trollhaft Fakten zu verdrehen und Fake News zu streuen, sondern ganz neue (falsche) zu erschaffen.
So fängt das Buch „Die Kampagne“ von David Baldacci mit einem Paukenschlag an: ein im Internet kursierenden Video eines vermeintlich von seinen Landsleuten getöteten Russen löst eine Kette von Aktionen und Reaktionen aus. Als klar wird, dass das alles gar nie passiert ist, ist es zu spät - die Maschinerie und die Aktion „Rote Gefahr“ sind in Gang gekommen. Und hinter allem steht ein großer Strippenzieher. Denn: was bringt es ihm, einen der weltgrößten Rüstungskonzerne zu besitzen, wenn die Nationen keine Kriege mehr führen? Also braucht es einen Krieg und zwar einen richtigen („Ich bin nicht an Kriegen interessiert, die nach hundert Tagen aufhören oder sich in Bandenkämpfe verwandeln. Damit können wir nicht mal unsere Portokasse füllen, Caesar.“). Nicht umsonst hat Nicolas Creel seine Firma nach dem griechischen Kriegsgott Ares benannt. Und wenn die Nationen nicht von sich aus irgendwelche Kriege beginnen, dann muss er nachhelfen: mit gezielt platzierten Falschinformationen will er die Büchse der Pandora öffnen.
Aber mit dem vornamenlosen Agenten A. Shaw und seinem Chef Frank bekommt der Strippenzieher Creel einen gefährlichen Gegenspieler in seinem eigenen Spiel. Und das ausgerechnet jetzt, wo Shaw eigentlich in den Ruhestand gehen will und seiner geliebten Anna endlich einen Heiratsantrag gemacht hat. Und dann ist da auch noch die inzwischen dem Alkohol verfallene Journalistin und zweifache Pulitzerpreisträgerin Katie James. Sie ist momentan nur noch gut genug, um Nachrufe zu schreiben, aber tief in ihr schlummert immer noch die investigative Reporterin.
Baldacci strickt aus vielen verschiedenen Personen (samt deren Vergangenheiten), falschen Tatsachen, Habgier und Kaltblütigkeit einen rasanten, wenn auch manchmal ein bisschen langatmigen Thriller. Handwerklich ein sehr gutes und spannendes Buch, leider hat die Übersetzung ein paar Schwächen. („Biskuit“ ist beispielsweise nicht die korrekte Übersetzung für „biscuit“, das ist immer noch der Keks oder das Plätzchen), manche Sätze sind zwar nicht falsch, aber holprig übersetzt, was ich äußerst bedauerlich finde. Was ich allerdings sehr pikant finde (ob nun vom Autor beabsichtigt oder nicht), ist der Name Creel. Auf Deutsch heißt das „Korb“ oder „Gatter“, ist aber auch sehr nah an „creed“ (= Glaube), aber auch an „greed“, der Habgier.
Der Spannungsbogen hingegen ist konstant und ab und zu wird dem Leser eine Atempause in Form von Hintergrundinformation oder dem Besuch eines Nebenschauplatzes gegönnt. Aber die Geschichte an sich ist, gruselig und blutig wie sie auch ist, insgesamt zu glatt. Die Personen sind alle zu intelligent, zu vorausschauend, schlicht zu genial. Jeder sieht die Handlungen der Gegenseite eigentlich immer voraus und aus mancher Situation wird sich MacGuyvermäßig heraus laviert. So bewegt sich das Buch ständig auf einem schmalen Grat zwischen reißerischer superlativgeprägter Irrealität und beängstigend möglicher Realität. Denn eines ist Fakt: die Einflüsse von falschen Berichten in Medien und so weiter sind gruselig real.
Spannend, aber ein bisschen langatmig. Für Freunde der Bücher von Baldacci ein Muss, für Freunde spannender Thriller eine gute Empfehlung. Von mir 4 Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2019
WHAM! George & ich
Ridgeley, Andrew

WHAM! George & ich


ausgezeichnet

Das Buch ist nicht nur die Geschichte einer Popband. Es ist auch nicht die Geschichte des Popstars, begnadeten Songwriters und Sängers mit einer Stimme wie Samt und Seide. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die in der Schule begann, die kurze aber steile Karriere von Wham! überdauerte und auch später noch Bestand hatte, nachdem beide ihrer eigenen Wege gegangen sind.
Das Ende der Geschichte ist bekannt. Weihnachten 2016 starb George Michael. Und ich hatte von der ersten Seite an Angst vor dem Ende. Wie würde der Autor Andrew Ridgeley es beschreiben? Würde es mich zu Tränen rühren? George Michael (nicht Wham!) war ein Bestandteil des Soundtracks meiner Jugend. „Faith”, „Don’t let the sun go down on me” (dem Duett mit Elton John) und später Queens „Somebody to love” (aus dem Gedenkkonzert für Freddie Mercury) waren Lieder, die meine Jugend und meinen Musikgeschmack prägten.
Andrew Ridgeley erzählt flott, aber eher schlicht und nüchtern den Weg, den er und George Michael von der Schulbank zur ersten Band, zum Plattenvertrag, zum großen Erfolg bis hin zur Auflösung von Wham! und George Michaels Solokarriere gegangen sind. Wie aus Georgios Kyriacos Panagiotou, dem eher pummeligen Jungen mit Brille, George Michael wurde, der Frauenschwarm (der sich später als homosexuell outete) und trotz allen Erfolgs seine Selbstzweifel nie loswerden konnte.
Das Buch ist einerseits ein Buch für Fans (auch wegen der vielen Fotos), für Kinder der „New-Romantics“-Zeit, andererseits aber schlicht ein wundervolles Dokument einer ganz besonderen Freundschaft. Zu keiner Zeit rutscht es ins Kitschige oder Schmalzige ab. Andrew Ridgeley war nach eigener Aussage nie neidisch auf den Erfolg von George Michael, den er selbst nach der Auflösung von Wham nie mehr hatte, sondern freute sich für ihn. Und so ist dieses Buch auch ganz klar eines: ein Denkmal für seinen besten Freund.
5 Sterne.

Bewertung vom 14.12.2019
Falsche Wahrheit / Will Robie Bd.4
Baldacci, David

Falsche Wahrheit / Will Robie Bd.4


gut

Will Robie ist eine taktische Waffe. In diesem Band aber eine Waffe mit Ladehemmungen. Nach einem schief gelaufenen Auftrag beginnt er, sein Tun in Frage zu stellen. Schlecht für einen Auftragskiller. Noch dazu plagen ihn persönliche Probleme, denn sein Vater wurde wegen Mordes verhaftet. Und obwohl er ihn seit 22 Jahren nicht gesehen hat, zweifelt Robie an seiner Schuld und beginnt eigene Ermittlungen, später unterstützt von seiner Partnerin Jessica Reel.
Da das Buch schon der vierte Band um den CIA-Agenten Will Robie ist und ich die anderen nicht kenne, mir fiel der Einstieg etwas schwer; ich hatte immer das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt. Daher ist das Buch auf jeden Fall für jeden empfehlenswert, der mehr über die Person Will Robie, seine Herkunft und Vergangenheit erfahren will.
Das Buch ist ein solider, wenn auch nicht packend spannender Krimi. Beginnend mit einem Auftrag, der Will Robies Berufsleben nachhaltig verändern soll, findet sich der Leser in einem etwas seicht vor sich hinplätschernden Kriminalfall wieder, der in einem ziemlich wilden Schluss gipfelt. Sehr konstruiert, oft klappt vieles auch schlicht zu gut, manches fand ich überraschend, aber alles in allem wahrlich kein Thriller und wahrlich kein Meisterwerk. Aber für Baldacci-Fans und Freunde handwerklich gut geschriebener Krimis lesenswert.
3 Sterne.

Bewertung vom 02.12.2019
Gute Nacht, Liebster
Hummel, Katrin

Gute Nacht, Liebster


schlecht

Viel Gutes kann ich über das Buch „Gute Nacht, Liebster“ nicht sagen. Der Sprachstil ist altbacken und dröge, daher las sich das Buch für mich sehr schwerfällig. Dazu war mir die Hauptperson Hilda eher unsympathisch, ihre naive Art ging mir sehr schnell auf die Nerven. Natürlich ziehe ich vor ihrem Einsatz für ihre bettlägerige Mutter und später ihren pflegebedürftigen Ehemann den Hut und spreche ihr meine allergrößte Hochachtung aus. Aber das macht das Buch nicht besser.
Demenz spielte auch in meinem Leben eine Rolle, daher war ich auf das Buch sehr gespannt. Denn obwohl eine Frontotemporale Demenz völlig anders ist, als Alzheimer, ist doch vieles gleich oder ähnlich. Die Erkrankung selbst wird von der Autorin (als Sprachrohr der pflegenden Ehefrau Hilda) nur oberflächlich geschildert, bis auf die letzten paar Seiten hat das Buch keinerlei wirklichen Informationsgehalt, sondern schildert nur Alltag, Erfahrungen und Emotionen. Lange will Hilda es auch gar nicht wahrhaben, dass die Krankheit nicht heilbar ist und ihr ihren Mann Hans unwiderbringlich nehmen wird. Sie schleppt ihn von Professor zu Professor zu Heiler, bis nach einer Depression dann die Demenz diagnostiziert wird. Hilda negiert seinen Zustand lange, was aber vermutlich in der Natur des Menschen liegt.
Aber trotz aller Aufopferung, die Hilda bei der Betreuung ihres Mannes an den Tag legt, zeigt sie auch eine gewisse sehr ärgerliche Arroganz. So kritisiert sie praktisch beim „Demenz-Café“, einem Gesprächskreis der Diakonie, andere Angehörige, die mit der häuslichen Pflege überfordert waren und ihren Mann/Vater/Mutter in einem Heim unterbringen mussten. Hilda hat irgendwie überhaupt keinen Blick dafür, wie privilegiert sie eigentlich ist. Sie muss weder um Pflegegrad oder Pflegegeld kämpfen, sie kann in ihrem Haus beispielsweise mit Zuschuss der Pflegeversicherung ins Gäste-WC im Erdgeschoss eine Dusche einbauen lassen - davon können viele nur träumen. Die Arroganz, alles richtig und gut zu machen fand ich unangebracht und anderen Angehörigen gegenüber ungerecht.
Und auch später, als die Krankheit bei Hans schon weit fortgeschritten ist, ist es ihr für lange Zeit vor allem wichtig, dass er gepflegt aussieht. Wo andere Pflegende sich darum sorgen, dass ihre Angehörigen nicht die Vorhänge abhängen, zum zigsten Mal das Besteck in der Mülltonne versenken oder man sie irgendwo suchen muss (Weglaufen ist eines der vielen Symptome), ist es ihr ein Anliegen, dass er einen Kaschmirpullover trägt, eine Cordhose und neue Unterwäsche. Und sie schafft nicht nur, sich ab und zu Menschen zur Unterstützung zu holen, sondern nebenher auch noch Golfspielen zu gehen. Nicht falsch verstehen: natürlich hat jeder Pflegende das Recht auf ein eigenes Leben, aber Hilda scheint irgendwie aus den Augen zu verlieren, was sie sich alles erlauben kann, was andere in ihrer Situation nicht können. Es ist ihr zwar wichtig, dass er genügend isst und trinkt, ob das aber Weißbier und Sekt sein müssen, die sie ihm mühevoll mit dem Kaffeelöffel einflößt weiß ich auch nicht.
Aber auch die Haltung der Ärzte machte mich stellenweise fassungslos. So viel Halbgott in Weiß, so viel besserwisserische Arroganz – unfassbar. Vieles von dem, was im Buch beschrieben wird, kann ich gut nachvollziehen, die Reaktionen von Hilda allerdings so gut wie gar nicht. Sie sind mir zu realitätsfern und zum Teil sehr naiv für eine Frau, die als Lehrerin jahrelang mitten im Leben stand (das völlige Gegenteil dazu ist die Art ihrer Tochter Anna, deren Realismus schon fast takt- und lieblos ist). Außer der Tatsache, dass ich von dieser (seltenen) Form von Demenz vorher noch nie etwas gehört hatte, brachte mir das Buch eher Frust als Information, da hatte ich mir mehr erhofft. Insgesamt ist es das Portrait einer großen Liebe und eine Darstellung des „privilegierten“ Alltags einer Ehefrau, die ihren dementen Mann pflegt. Nicht mehr und nicht weniger. Weder sprachlich noch inhaltlich konnte mich das Buch überzeugen, daher von

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2019
Die Vanderbeekers retten Weihnachten / Vanderbeekers Bd.1
Glaser, Karina Yan

Die Vanderbeekers retten Weihnachten / Vanderbeekers Bd.1


ausgezeichnet

Noch fünf Tage bis Weihnachten und dann der Paukenschlag: völlig überraschend verlängert der Vermieter Mr. Beidermann den Mietvertrag der Vanderbeekers nicht und die siebenköpfige Familie soll zum Ende des Jahres aus ihrer geliebten Wohnung ausziehen.
Heißt: fünf Tage Zeit um den allen völlig unbekannten Vermieter umzustimmen. Und jedes der Kinder hat seine ganz eigene Idee, eine ungewöhnlicher als die andere. Insgesamt sind die Kinder in der Geschichte die treibenden Kräfte – die Eltern scheinen eher völlig planlose Randfiguren. Die Mutter backt Kekse, der Vater wuselt durchs Haus und dann fangen sie irgendwann an, Umzugskartons zu packen, dabei hat keiner eine Ahnung, wohin man überhaupt ziehen kann. Aber zum Glück nehmen die Kinder die Sache in die Hand.
Das Buch ist flott geschrieben, alle Eigenheiten und Eigenarten der Charaktere sind sympathisch beschrieben und ich könnte nicht sagen, wer mir mehr ans Herz gewachsen ist (ja, okay, vielleicht die vierjährige Laney).
Den Titel „Die Vanderbeekers retten Weihnachten“ fand ich sehr irreführend. Denn sie retten ja nicht Weihnachten, sondern ihr Zuhause, insgesamt hätte das Buch mehr oder weniger zu jeder anderen Zeit des Jahres spielen können. Der Scrooge-artige Nachbar, das bevorstehende Fest, der Weihnachtsbaum und die vielen Kekse, die immer wieder gegessen und verschenkt werden, sind so ziemlich das einzige, was tatsächlich etwas mit Weihnachten zu tun hat.
Aber insgesamt ist es ein wunderschönes, sensibel und liebevoll geschriebenes Buch über Freundschaft, Nachbarschaft, Zusammenhalt und die erste Liebe, aber auch um Trauer, Unsicherheit, Zukunftsangst, Verlust und Einsamkeit. Themen, in die sich jeder Leser einfühlen kann.
Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon auf den Nachfolgeband rund um die turbulente Familie, der wohl im März erscheinen soll, denn dieses Buch macht eindeutig Lust auf mehr.
Von mir eine ganz klare Lese-Empfehlung unabhängig von der Jahreszeit und eindeutige 5 Sterne.