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Benutzername: 
Pip
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Belm

Bewertungen

Insgesamt 1110 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2022
Der Sommer der Blütenfrauen
Santana, Lea

Der Sommer der Blütenfrauen


sehr gut

Dies ist die Geschichte von drei Frauen die noch stark werden müssen, Rose die schon so viele Brüche in ihrem Leben hinnehmen musste, dass sie immer noch nicht erwachsen geworden ist. Viola die von zu viel Liebe erdrückt wird und sich dadurch nicht traut die Wahrheit zu sagen. Und Marguerite die sich selber in Abhängigkeit begeben hat und nun mit der Freiheit kämpfen muss. Alles interessante Figuren die mich als Leserin mitgenommen haben. Auch die Nebenfiguren sind sehr fein, lebendig und spannend gezeichnet. Sie bilden den wichtigen Rahmen der Geschichte.
Das Ganze wird in einem rasanten Tempo erzählt. Die Autorin hält sich nicht mit, in ihren Augen, Nebensächlichkeiten auf. Es werden Orte, Landschaften und andere Gegebenheiten beschrieben, aber wohltuend nicht so ausufernd wie es andere ihrer Kollegen können.
Beispiel: Paris ist schön aber es wird nicht schöner wenn es in jedem Buch über zwanzig Seiten erzählt wird.
Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten, weiter gehen, eine Tagesmotto dem man oft begegnet. Hier beschreibt es einen Lebensabschnitt der Frauen. Am Ende gehen sie aufrecht zusammen in die Zukunft.
Es ist ein leichter unterhaltsamer Roman. Es fehlen trotzdem nicht die kleinen Seitenhiebe auf die wichtigen Themen in unserer Gesellschaft, wie z. B.: MeToo, Homosexualität oder Body shaming.
Ich würde gern mehr von dieser Autorin lesen.

Bewertung vom 04.05.2022
Gefährliche Gischt / Deutsch-dänische Ermittlungen Bd.1
Keßel, Anne-M.

Gefährliche Gischt / Deutsch-dänische Ermittlungen Bd.1


ausgezeichnet

An einem Nordseestrand gerät ein Urlauber in Brand. Er hatte Bernstein gesucht und weißen Phosphor gefunden (beides sieht sich sehr ähnlich, an vielen Ostseestränden wird davor gewarnt, es sind Reste aus dem 2. Weltkrieg und ein Laie kann sie nicht unterscheiden). Jemand hat dieses Unglück gefilmt und ins Netz gestellt, war es kein Unfall sondern Mord. Die sehr ungleichen Ermittlerinnen Connie Steenberg und Nora Boysen, die eigentlich wie Feuer und Wasser sind, müssen sich zusammen raufen und gemeinsam ermitteln.
Der Krimi ist von Anfang an spannend, die ungleichen Frauen werden jede auf ihre Art und Weise vorgestellt, als Leserin konnte ich nachvollziehen warum sie sich so verhalten wie sie es tun. Ich bin nicht so, aber es wird vielleicht gerade dadurch so spannend weil ich mich trotzdem in die Frauen hinein versetzen konnte. Sie entwickeln im Umgang mit einander feine Antennen, die sie sonst nicht haben, damit sie sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes an die Gurgel gehen.
Der Fall lockt mit schnellen Ideen was das Motiv ist, dann der Gedanke so einfach kann es nicht sein, die nächste Idee folgt. Genauso ist es mit den möglichen Tätern. Der ist es, der ist es vielleicht oder der ist es nicht.
Es ist der erste Roman der Autorin, ich hoffe es ist nicht der Letzte. Der Krimi ist außerordentlich gelungen. Der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf bis zum fulminanten Ende.
Gleichzeitig wird auf das wichtige Thema der gefährlichen Altlasten des 2. Weltkriegs aufmerksam gemacht
Dieses gelungene Werk hat vielleicht seine Grundlage darin, dass die Autorin schon eine bekannte Drehbuchautorin ist.
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Bewertung vom 03.05.2022
Blutgold / Die Brüder Sass Bd.1
Jensen, Michael

Blutgold / Die Brüder Sass Bd.1


ausgezeichnet

Berlin in den zwanziger Jahren. Aber nicht in den Goldenen sondern bei den Menschen die gerade so überleben, noch nicht die Ärmsten der Armen aber nicht sehr weit davon entfernt. Die Menschen die die Zeche zahlen die von den da oben in Auftrag gegeben wurde. Der Krieg ist gerade zu Ende, der Kaiser musste abdanken und viele verschiedene politische Gruppierungen liefern sich Straßenschlachten. Es wird gehungert, gestorben und die Verzweiflung macht sich überall breit. Das ist das Leben der Brüder Sass die in dieser Zeit als Panzerknacker zur Berühmtheit gelangen sollen.
Es ist ein hochpolitischer Krimi. Es geht nicht nur um Mord und Totschlag, Einbruch, größere oder kleinere Verbrechen.
Der Autor gibt uns einen Einblick in die Zeit die wir heute als die goldenen Zwanziger kennen. Mittlerweile versuchen Andere das Bild etwas gerade zu rücken.
Dieser Roman kommt den Geschichtsbüchern wesentlich näher. Die Stimmung auf der Straße wird fühlbar.
Wir wissen das Klima war der Wegbereiter für den Nationalsozialismus. Aber warum hat niemand versucht es zu stoppen. Ein warum erfahren wir vielleicht hier. Es ist die tiefe Scham, Verzweiflung die anscheinend jeden betroffen hat. Jeder meinte dann seine Methode sei die Beste um aus diesem Elend heraus zu kommen. Der Nächste meinte dann der oder der ist das kleinste Übel gegen das Große.
Der Roman ist auch eine Biographie der Brüder Sass, die sich erst mit kleineren Gaunereien über Wasser halten, dann aber durch den politischen Strudel in größere Geschichten hineingeraten.
Das Ganze ist als Trilogie angelegt, mich interessiert wie es weitergeht, denn über diese Personen der Geschichte habe ich nur mal den Namen gehört.
Das Buch war nicht einfach zu lesen, denn die politischen Überzeugungen und nach meiner Meinung und auch aus heutiger Sicht unakzeptablen verqueren Ansichten über Menschen sind schwer zu ertragen. Im geschichtlichen Kontext muss es so geschrieben werden, denn sonst käme kein Verständnis für den Fortgang der Geschichte zustande.
Der Autor erklärt einige Einzelheiten im Nachwort, wofür ich sehr dankbar war. Denn wir leben heute in einer sehr privilegierten Zeit.

Bewertung vom 02.05.2022
Fast ein Idyll
Falk, Susanne

Fast ein Idyll


sehr gut

In diesem Buch sind Episoden aus dem Leben von berühmten Menschen gesammelt. Vielleicht wahr, vielleicht nicht, es kann sich so zugetragen haben oder auch nicht. Die Autorin sagt nicht das es so war, sagt aber auch nicht das Gegenteil. Das vermittelt einen besonderen Reiz. Gefällt mir die Erkenntnis die Amelia Earhart aus eine Flugreise gewinnt oder mag ich es wie Bach auf dem Tisch eine Fuge spielt? Fragen die jede/r Leser/in für sich selber beantworten muss. Es sind skurrile Geschichten die die Autorin geschrieben hat. Teilweise mit hintergründigen Humor oder einer kleinen Portion Ernsthaftigkeit. Es sind Geschichten voller Leichtigkeit, die mich als Leserin an das Buch binden, fesseln sogar, denn es sind Kurzgeschichten über bekannte Persönlichkeiten über die ich teilweise gelesen bzw. von denen ich gelesen oder gehört habe. Die kurzen Kapitel verführen dazu, ach ich kann noch eine Geschichte lesen und noch eine und dann noch eine. Am Ende, das Buch ist ausgelesen, steht die Frage, wo ist die Zeit geblieben.
Ein großes Kompliment für ein Buch, denn es hat mich über die Zeit getragen, es hat mich meine persönlichen Probleme und die der Welt für eine Weile vergessen lassen. Durch diese Auszeit habe ich Kraft getankt und ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.

Bewertung vom 01.05.2022
Der Buchladen von Primrose Hill
Martin, Madeline

Der Buchladen von Primrose Hill


sehr gut

Vom Land in die Stadt, London 1939 ein paar Wochen vor Kriegsbeginn. Grace und ihre Freundin Vic wollen raus, Abenteuer erleben und vielleicht auch einen netten Mann kennenlernen. Vic fängt als Verkäuferin bei Harrods an und Grace bekommt eine Anstellung in einem Buchladen. Der etwas exzentrische Besitzer lässt sie nach einiger Zeit Schalten und Walten, etwas das sich positiv auf seine Kunden und die Verkäufe auswirkt.
Es ist eine schreckliche Zeit, die Kriegsjahre in London mit den immerwährenden Bombenangriffen zermürben die Menschen. Bücher sind die einzige Möglichkeit vor der Realität zu fliehen. Wenigstens für ein paar Stunden am Tag. Diese Erkenntnis bringt die schüchterne Grace dazu über sich selbst hinaus zu wachsen. Mit viel Gespür für die Ängste und Sorgen ihrer Mitmenschen kümmert sie sich um das passende Buch.
Es ist mehr als eine Geschichte über einen Buchladen. Sehr deutlich beschreibt die Autorin die Kriegsjahre und die Empfindungen der Menschen in dieser Zeit. Sie erzählt keine grausamen Einzelheiten aber sie verschweigt auch nicht das herrschende Grauen und die Entbehrungen. Ihre Figuren sind Menschen, mal hilfsbereit, mal stieselig, arrogant oder liebenswert, freundlich und die Besten denen man je begegnet.
Sie vermittelt die Liebe zu Büchern und Geschichten, sie erzählt von der heilenden Wirkung wenn man alles andere ausblenden kann außer die spannende Erzählung die man gerade liest oder vorgelesen bekommt.
Ein Buch ist immer eine andere Welt und für jeden ist sie anders.

Bewertung vom 29.04.2022
Zwei am Meer
André, Fanny

Zwei am Meer


gut

Camille und Isabelle waren mal verwandt. Sie waren Schwiegermutter und -Tochter. Nun ist Armand tot und die beiden treffen sich bei der Beerdigung wieder. Die alte Sympathie ist wieder da. Gemeinsam beschließen sie eine Reise durch die Normandie und die Bretagne zu machen, die jeweilige Heimatregion der anderen und einander die Vorzüge vorzustellen.
Es beginnt als einen Roadtrip und wird so viel mehr. Es ist erst eine melancholische Geschichte die nach und nach an Fröhlichkeit gewinnt. Wie die beiden so unterschiedlichen Frauen sich entwickeln ist sehr spannend zu verfolgen. Das Alter von Camille und das Burn Out von Isabelle spielen eine große Rolle. Es sind viele kleine Ereignisse die die Entwicklung voran bringen. Selber Obst pflücken, Kaffee und Kuchen zum Mittagessen es sind diese Absonderlichkeiten die die Frauen einander näher bringen auch als Leserin komme ich den beiden mit jeder Seite näher.
Die Beschreibungen der Orte und Landschaften sind detailliert und machen neugierig auf Gegenden die die Autorin mit viel Liebe beschreibt.
Der Schluss ist etwas zu euphorisch, zu viel heile Welt, nachdem es zwischendurch die eine oder andere Geschichte gab die sehr dramatisch war.
Es ist insgesamt ein ruhiges angenehmes Buch, gut zu lesen, ohne einen hohen Anspruch.

Bewertung vom 26.04.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Ein Buch über Bücher, was erwartet man da? Ich weiß es nicht und habe mich überraschen lassen. Es war eine gelungene Überraschung. Klar weiß man das es Bücher schon vor Christus gab. Die berühmte Bibliothek von Alexandria, für die hat Marc Aurel Kleopatra tausende Bücher geschenkt, der Palast der Papyri in Herculaneum die Stadt die 79 nach Christus vom Vesuv verschüttet wurde. All diese Informationen hat die Autorin gesammelt und sehr unterhaltsam wiedergegeben. Sie erzählt aus alten Texten, die sorgsam restauriert wurden, genau so wie aus Büchern der Gegenwart. Immer im Zusammenhang zu dem Thema Lesen von Büchern und auch der Faszination des Vorlesens. Da nimmt sie als Beispiel "Der Vorleser" von Bernhard Schlink nicht nur Kindern wird vorgelesen sondern auch Erwachsenen. Durch das Vorlesen entsteht eine besondere Bindung nicht nur zum Leser sondern auch zum Buch.
Das Buch scheint das einzige zu sein das nicht vom Fortschritt überholt wird. Zwar sind es keine Steintafeln, Papyri oder ähnliches mehr, es wird auch nicht mehr von Mönchen per Hand kopiert, es gibt auch mittlerweile elektronische Lesegeräte wie den Tolino oder Kindle aber das haptische gedruckte Buch ist unschlagbar. Es wird es auch noch in tausenden von Jahren geben. Es braucht kein Strom oder andere Hilfsmittel, es braucht nur uns Leser.
Mit sehr viel Liebe zum Buch hat die Autorin diese Welt von Anbeginn bis in die Zukunft erklärt. Anekdoten, Tatsachen, wissenschaftliche Erkenntnisse bunt gemischt. Auf das es beim Lesen nicht langweilig wird.
Ein Muss für jeden Bücherfreund. Ein Geschenk für denjenigen bei dem man nicht weiß, was hat er schon gelesen, mit was mache ich eine Freude.
Mit diesem Buch ganz bestimmt.

Bewertung vom 24.04.2022
Aus verborgenen Orten
Ringuer, U.C.

Aus verborgenen Orten


sehr gut

In der antiken Stadt Herculaneum wird eine Leiche in den Ausgrabungstunneln entdeckt. War es ein Schatzräuber, denn noch lange sind nicht alle Schätze, die sich in dieser vom Vesuv begrabenen Stadt befanden, geborgen. Oder gibt es einen anderen Grund das der Mann 30m unter der Erdoberfläche ermordet wurde.
Ein Archäologe und ein Kriminalist machen sich auf die Suche nach einer Erklärung. Nach und nach lernen die beiden ungleichen Gefährten von einander und miteinander. Die vielen Gefahren in den Tunneln, die merkwürdigen Verdächtigen, Ehrgeizlinge und viele Rätsel sind schier unlösbare Aufgaben.
Sehr spannend erzählt die Autorin von der untergegangenen Stadt. Mit viel Empathie erklärt sie wie es dort aussieht und man kann auch aus der Ferne eine ungefähre Ahnung bekommen wie die Atmosphäre dort ist.
Wissenschaftler und Archäologen sind auch Menschen. Mit Zielen, Zweifeln, Wünschen. Wir bewundern ihre Arbeit bewundern ihr Wissen aber den Menschen dahinter vergisst man leicht. Hier ist es anders. Die Autorin achtet sehr explizit darauf das der Mensch nie vergessen wird.
Der Krimi und die Nachforschungen waren ungeheuer spannend. Das Thema sehr vielfältig, außergewöhnlich, es hat neugierig gemacht auf mehr Informationen. Denn das außer Pompeji eine weitere Stadt in der Antike dem Vesuv zum Opfer fiel hat man selten im Hinterkopf als nicht Italiener. Eine Stadt in der die Zeit stehen geblieben ist, In diesem Roman wird sie wieder lebendig. Denn die handelnden Figuren sind so voller Leben und vielschichtig das sogar die versunkene Stadt aufersteht. Denn durch ihre Geheimnisse die gelöst werden sollen, kommt man als Leser selber in die Rolle eines Archäologen, eines Kunsthändlers oder vielleicht doch in die Rolle eines Abenteurers.

Bewertung vom 21.04.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


gut

Südtirol nach dem 1. Weltkrieg, das Land gehört jetzt zu Italien und nicht mehr zu Österreich. Die Amtssprache ist jetzt italienisch und nicht mehr deutsch, zuwider Handlungen werden bestraft. Wer arrangiert sich mit dem System und wer leistet Widerstand.
Franziska eine junge Lehrerin darf wegen mangelnder Italienischkenntnisse nicht unterrichten daher gründet sie eine Katakomben Schule. Heimlich lehrt sie die Kinder Deutsch, Geschichte und Heimatkunde. Ihre Familie hat sich teils mit den Gegebenheiten arrangiert.
Das Thema war mir nicht neu, ich habe schon Romane und auch Sachbücher über darüber gelesen. Eigentlich ist es spannend und ich mag historische Romane. Leider wurde das eigentliche Thema nur gestreift. Es war eher eine normale Familien und Liebesgeschichte die in jede andere Zeit gepasst hätte. Die Hauptfigur Franziska war mir unsympathisch, sie wirkte ehrgeizig, egoistisch und hochnäsig. Nur sie hat Probleme, die von anderen waren zweitrangig. Die Männer mit ihren Kriegstraumata nahm sie nicht ernst. Die ersten antisemitischen Aktionen die auch ihre Freundin betrafen empfand sie nicht so bedrohlich. Alle Figuren handelten oft widersprüchlich, einerseits will man die Rechte so zu leben wie gewohnt, dann wieder wollen sie nur in Ruhe gelassen werden. Stellenweise ist das Buch langatmig, dann wieder überschlagen sich die Ereignisse. Beispiel: Franziska hat Bedenken wegen eines Angestellten ihres Vaters am Ende heiratet sie ihn.