Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
holdesschaf

Bewertungen

Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2022
Das Mädchen mit dem Drachen
Colombani, Laëtitia

Das Mädchen mit dem Drachen


sehr gut

Öffnet die Augen für das Schicksal indischer Mädchen
Die französiche Lehrerin Léna hat einen Schicksalsschlag erlitten. Um über die Trauer hinwegzukommen und den Kopf zu beschäftigen, fliegt sie nach Indien, wo es ihr aber zunächst nicht gelingt, das Geschehene zu verarbeiten. Als sie beim Schwimmen fast aufs Meer hinausgetrieben wird, holt ein junges Mädchen, dass täglich kurz am Strand mit seinem Drachen spielt Hilfe und rettet Léna so das Leben. Sie merkt, dass in dem recht armen Dorf Mächen kaum auf eine gute Zukunft hoffen können und beginnt, sich für diese einzusetzen. Doch wird sie dadurch auch ihren eigenen Schmerz lindern können?

Das Buch von Laetitia Colombani erinnert äußerlich an die beiden Vorgänger "Der Zopf" und "Das Haus der Frauen". Auch inhaltlich widmet sie sich wieder den Frauen, ihren Ängsten, ihren Rechten und ihren Hoffnungen. Zwar ist das Buch nicht besonders umfangreich, doch schon auf den ersten Seiten, schwappt eine Welle Indien über den Leser. Mit wenigen Worten, so viel auszudrücken, ist eine Kunst, die die Autorin perfekt beherrscht. Lange, verschachtelte Sätze sucht man hier vergebens. Das Buch ist auch vom Satz her eher auf Leichtigkeit getrimmt: kurze Kapitel, wenige Zeilen pro Absatz, viel Raum. Diese Leichtigkeit steht jedoch im krassen Gegensatz zu dem eher bedrückenden Thema. Mehrfach muss man sehr schwer schlucken, wenn man die beispielhaften, gut recherchierten und authentisch geschilderten Schicksale von Mädchen und Frauen in Indien liest, vor allem wenn es um solche geht, die noch richtige Kinder sind. Gewalt gegen Frauen, Kinderarbeit, Hunger und Zwangsehe sind nur einige Schlagworte, die hier zu nennen sind.

Der Anfang des Buches konnte mich also wirklich begeistern. Man fragt sich, was Léna wohl selbst Schlimmes erlebt haben könnte. Im Mittelteil hatte die Geschichte leider dann eher den Charakter eines Planes, der abgearbeitet wird. Natürlich geht es da auch, um die Umsetzung einer Idee, die Léna hat, doch mir fehlte da etwas die Emotion. Zudem wird andauernd und nicht besonders geschickt imm wieder auf den Schicksalsschlag Lénas hingewiesen, was etwas nervig ist, wenn man eh so gespannt ist zu erfahren, was denn nun geschehen war. Auch die Auflösung dieser Frage war für mich etwas konstruiert und nicht ganz realistisch.

Umso mehr packte mich aber wieder das Ende des Buches, in dem sich plötzlich die Ereignisse überschlagen und sogar richtig Spannung aufkommt. Der Schluss wirkt auf mich versöhnend, aber nicht zu sehr, denn er lässt noch einiges offen. Das finde ich gut, denn anders hätte das Ganze für mich nicht gepasst. Auf jeden Fall ein Buch, dass mich dankbar für das, was ich habe und sein darf, zurücklässt. Werde ich nicht so schnell aus dem Kopf bekommen. 4 Sterne

Bewertung vom 28.03.2022
Starter-Set Sami Lesebär Paw Patrol / SAMi

Starter-Set Sami Lesebär Paw Patrol / SAMi


ausgezeichnet

Kinderleichte Ergänzung zum elterlichen Vorlesen
Wir waren sehr gespannt auf SAMI - dein Lesebär. Er wird in diesem Starter-Set mit USB-Ladekabel, Anleitung und dem Buch "Paw Patrol - Die Jagd nach dem Gold" geliefert. Die Anleitung ist kurz und präzise, so dass der niedliche Bär nach kurzer Zeit einsatzbereit ist. Man muss ihn nur einmalig auf der angegebenen Website mit dem Wlan verbinden. Das hat keine 5 Minuten gedauert.
Die restliche Bedienung ist für Kinder kein Problem. Einschalten an der Mütze, lauter und leiser an den Ohren, Ladekabel und Kopfhörer werden hinten an der Eisscholle angesteckt. Unsere Kinder sind sehr technikbegeistert und beide waren sofort hin und weg von dem neuen "Spielzeug", das, sobald das Wlan verbunden ist, an einer markierten Stelle am hinteren Buchdeckel in die Eisscholle geschoben wird. Und schon geht es los!
SAMI hat eine freundliche, bärige Stimme, die den Kindern hilft. Nun muss nur noch geblättert werden und Seite für Seite wird das Buch vorgelesen, während die Kinder zuhören und sich die Bilder ansehen können. Auch ein Zurückblättern ist möglich. Wichtig ist, dass die rechten Buchseiten relativ plan aufliegen, denn dort befindet sich der Code, der von dem Sensor unter SAMIs Tasse gelesen wird. Besonders toll ist auch die Idee mit dem Abschlusslied, das SAMI am Ende singt. So ist es, als wäre SAMI ein guter Freund, den man nach dem Lesen verabschiedet. Die Kinder lieben den Song.
Ausschalten kann man Sami wieder an der Mütze. Auf den Bilder sieht SAMI immer recht groß aus, tatsächlich nimmt er aber kaum Platz weg und sieht dazu dekorativ aus. Wir nutzen den SAMI-Bär meist liegend am Boden oder am Tisch, damit man sich nicht dauernd nach vorne beugen muss.
Das Paw Patrol Buch ist inhaltlich nicht wirklich anspruchsvoll und eher etwas für echte Fans, toll ist aber, dass die Bücher mit Hintergrundgeräuschen vorgelesen werden. Da können Mama und Papa nicht mithalten. Trotzdem bleibt SAMI eine Ergänzung zum elterlichen Vorlesen. Die Große nutzt ihn auch zum Üben durch Mitlesen.

Bewertung vom 01.03.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


sehr gut

Weniger historisch als unterhaltend
Im Frühjahr 1939 droht Krieg in Polen. Ein Einmarschieren der deutschen Streitkräfte ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Die 17-jährige Marie, die mit ihrem Vater, einem erfolgreichen Arzt, in Krakau wohlbehütet lebt, möchte endlich wissen, warum ihre Mutter sie verlassen hat, als sie noch klein war. Ihr Vater schweigt dazu eisern. Daher bricht sie seine immer verschlossene Zimmertür auf und findet unter einer Bodendiele etwas, das ihre Welt ins Wanken bringt. Sie beschließt, dem Geheimnis um ihre Mutter auf den Grund zu gehen. Nahezu gleichzeitig trifft sie auf jemanden aus der Vergangenheit, zu dem sie sich schon immer hingezogen gefühlt hat. Nur dass die Liebe zu ihm, einem Juden, jetzt große Gefahren birgt.

Ich habe mich aufgrund der Leseprobe für das Buch interessiert. Familiengeheimnisse mag ich gern. Auch das Setting und die Nebenhandlung im medizinischen Bereich fand ich sehr reizvoll. Die Autorin, die lange als Drehbuchautorin gearbeitet hat, weiß, wie man die Neugier weckt und die Handlung in Szene setzt. Dabei geht ihr jedoch manchmal die Puste aus, so dass sie einige Handlungsstränge beginnt, die später kaum eine Rolle spielen.

Auch die Emotionen sind manchmal nicht tiefgehend genug, was meiner Meinung nach daran liegt, dass diese bei ihr sonst die Schauspieler hervorbringen und ausdrücken müssen. Trotzdem ist ihre Idee gar nicht verkehrt und der Plot hält durchaus Überraschungen bereit, die man so nicht erwartet hätte. Zudem schreibt die Autorin flüssig, gut verständlich und, wie ich finde, auch mit einem guten Maß an Spannung.

Wer hier allerdings einen realitätsnahen, minutiös recherchierten historischen Roman erwartet, wird am Ende total enttäuscht sein. Es handelt sich tatsächlich um einen reinen Unterhaltungsroman, bei dem sich die Autorin viel Freiheit genommen hat, die Realität der Idee entsprechend anzupassen, was manchmal nicht ganz überzeugend ist. Dennoch kann ich nicht sagen, dass der Roman seinen Zweck mich zu unterhalten nicht erfüllt hätte. Ich wollte natürlich am Ende das Geheimnis um Maries Mutter aufdecken. Davon konnten mich auch die diversen Ungereimtheiten nicht abhalten.

Fazit: Kein realistischer, historischer, sondern ein Unterhaltungsroman, der sich gut lesen lässt, wenn man über einige Mängel hinwegsehen kann. Für Liebhaber historisch korrekter Romane ist er nicht empfehlenswert.

3,5 Sterne, die ich im Sinne der Unterhaltung wo 3,5 Sterne nicht möglich sind auf 4 Sterne aufrunden werde.

Bewertung vom 01.03.2022
Meine kleine Welt
Arenz, Ewald

Meine kleine Welt


sehr gut

Keine Durchschnittsfamilie
In diesem Geschichtenband erzählt Ewald Arenz 66 kurze Geschichten aus dem Alltag seines Alter ego Heinrich und seiner nicht alltäglichen Familie zu der neben seiner charmanten Frau Juliane, auch die drei Kinder Theo, Philly, der kleine Otto und eine Katze gehören. Jede Geschichte erzählt eine skurrile Begebenheit oder vom ganz normalen Wahnsinn, den Ehe, Familie, Verwandtschaft, Freunde und Beruf so mit sich bringen. Meist erzählt Arenz mit einem zwinkernden Auge und voll tiefgründigem Humor.

Besonders gefallen hat mir, dass der Autor in seinen Geschichten so oft seine mittelfränkische/bayerische Heimat und ihre Eigenheiten erwähnt. Sei es nun in der geographischen oder in der politischen Landschaft. Auch erkannte ich im Ansatz bei den Konflikten mit Ehefrau Juliane typische Standardsituationen einer Partnerschaft und des Elternseins wieder. Manchmal konnte ich mich tatsächlich ziemlich gut hineinversetzen. Bei anderen Geschichten allerdings blieb mir der Zugang verwehrt oder ich habe auch den Witz nicht kapiert. Zudem ist die Familie von Heinrich, der Kolumnist, Schriftsteller und Teilzeit-Geschichtslehrer ist, auch überdurchschnittlich gebildet. Da wird dann auch schon mal über Emanzipation diskutiert, Sohn Theo eifert Bismarck nach und der dreijährige Otto fährt mit der Reeperbahn. Hingegen mutiert der Vater in anderen Situationen zum Rabenvater oder vertickt sogar Koks. So richtig zusammengepasst haben daher die Charakterzüge der Personen manchmal nicht. Trotzdem war es sehr kurzweilig, in die familiäre Welt von Heinrich einzutauchen. Und als Leidensgenosse gefielen mir auch die Anekdoten aus der Schule, wobei so ein Gymnasium noch relativ harmlose Stituationen hervorbringt. Wichtig ist glaube ich, es so zu halten wie der Autor. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst und versteht sich sehr gut auf eine gewisse Selbstironie. 3,5 Sterne, die ich wo nötig auf 4 aufrunde.

Bewertung vom 22.02.2022
Weil wir träumten
Michaelis, Antonia

Weil wir träumten


ausgezeichnet

Ergreifend, aufrüttelnd, wunderschön
Emma hat eine defekte Herzklappe. Seit ihrer Kindheit hat sie sehr viel Zeit im Krankenhaus verbracht, immer behütet von der Mutter, die ständig Angst um sie hat. Nur Urgroßmutter Elise versteht den Drang, der nun 16-jährigen Emma endlich das Leben zu führen, das sie sich wünscht. Daher fliegt sie mit ihr nach Madagaskar, wo Emma Wale sehen und die Mitte des Lebens finden will. Doch schon bald merkt sie, dass das Leben außerhalb ihrer Ferienlodge so ganz anders ist, als es die Touristen sehen dürfen. Sie lernt die gleichaltrige Fy kennen, die bereits Mutter ist und ihr nach und nach ihre bisherige Lebensgeschichte erzählt. Es beginnt eine Freundschaft, die beiden Mädchen hilft, über sich hinauszuwachsen.

Diese Geschichte ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nicht nur erfährt man durch sie sehr viel über Madagaskar, seine Bevölkerung und die Lebensumstände, die dort für viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene normal, für einen Europäer aber nur schwer zu ertragen sind. Man erkennt durch sie auch, wie gut es uns doch im Vergleich zu vielen anderen Menschen geht und das nur, weil wir zufällig irgendwo auf der Welt geboren wurden, wo man nicht ausgebeutet wird. Man bekommt eine ganz andere Sicht auf das, was wir als Glück bezeichnen.

Der Schreibstil von Antonia Michaelis hat viel dazu beigetragen, dass der Geist der Geschichte so gut transportiert wird. Er ist poetisch, hält sich fern von Klischees und auch versteht sie sehr gut Spannung aufzubauen. Dadurch, dass die Autorin selbst längere Zeit auf Madagaskar lebte, sind die Geschehnisse einfach sehr authentisch geschildert. Die beiden Protagonistinnen, deren Lebensumstände nicht verschiedener sein können, bilden eine Einheit, die glaubwürdig ist. Sie wachsen im Laufe der Geschichte über sich hinaus. Vor allem das madegassische Mädchen Fy hat mich tief beeindruckt. Obwohl ihr schon so viel Schreckliches erleben musste, ist das Glas für sie immer halb voll, hat sie nicht verlernt, das Positive zu sehen.

Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich die Rolle des Geisterhaften im Buch. Doch am Ende muss ich sagen, dass es mich dem Kern der Geschichte sehr viel näher gebracht hat und eine Stimmung hervorruft, die mich Madagaskar noch intensiver erleben lässt. Ein Buch, das mir sehr gefallen hat, mich zu Nachdenken gebracht und mich aber auch sehr gut unterhalten hat. Ein Buch, dass mir noch lange im Kopf bleiben wird und durch das ich sehr viel gelernt habe. Es hat einfach verdient, gelesen zu werden. Zudem unterstützt man dadurch die Projekte der Autorin. 5 Sterne

Bewertung vom 22.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


gut

Jede Menge Gedanken
Die Protagonistin hält eines Abends eine Lesung in einer fremden Stadt. Im Anschluss kommt eine unbekannte Frau auf sie zu, offenbart ihr, dass sie ihre Halbschwester sei. Sie umarmt die Unbekannte und nach ein paar Sätzen gehen sie wieder getrennte Wege. Doch das Vorkommnis führt dazu, dass die Protagonistin ihr Leben überdenkt und hinterfragt.

"Das Vorkommnis" ist der erste Band der autofiktionalen Trilogie "Biographie einer Frau" von Julia Schoch, welche von der Fachpresse bereits hochgelobt wird. Die Idee ist gut, es passiert im Leben etwas Unvorhergesehenes (in diesem Buch gar nicht mal so überraschend) und plötzlich fragt man sich, ob man in der Vergangenheit auch schon Ereignisse und Erlebnisse falsch eingeschätzt hat, wie soll man auf das "Neue" reagieren? Reagiert man überhaupt oder lebt man weiter, als wäre nichts. In "Das Vorkommnis" taucht eine Halbschwester auf, die diese Gedankengänge bei der Ich-Erzählerin auslöst. Eine Halbschwester, von der die Erzählerin aber eigentlich schon wusste und sie nur verdrängt hatte, die lange vor ihrer eigenen Geburt und vor der Beziehung ihrer Eltern geboren wurde.

Natürlich kann ein solches Ereignis ein Einschnitt ins eigene Leben sein, doch die Fülle an Gedanken und Zweifel, die danach auf die Erzählerin einprasseln führen mir zu weit weg. Eher habe ich das Gefühl es brauchte eine Basis, einen Ausgangspunkt, um bestimmte Dinge im Leben der Erzählerin zu erwähnen, die sie schon länger beschäftigen oder die sie für interessant hält: Ihre Kinheit in der DDR, irgendwo in der Pampa, erste Beziehungen, das Leben der Mutter, von dem sie immer meinte, diese würde es nicht genießen, die ehemalige Beziehung des Vaters, ihre Entfremdung von ihrer "richtigen" Schwester, ihre Arbeit, ihre Ehe und die Zweifel an der Liebe, an ihrem Mann, seiner Treue, ihr Umgang mit den eigenen Kindern, ja sogar das Leben der Großeltern usw.

Und so prasseln diese Gedanken chronologisch relativ ungeordnet und durcheinander auf die Erzählerin und auf mich ein. Ich erwischte mich mehr als einmal dabei, mich zu fragen, ob das Vorkommnis wirklich all das ausgelöst hat. Oder liegt das Problem nicht vielmehr bei der Erzählerin: "..., was einen Menschen antrieb, was ihn niederzwang, woran er wuchs oder was ihn vernichtete, seine Größe und seine Verzweiflung, all das kam immer nur aus ihm selbst."

Ich will nicht verschweigen, dass es in dem Buch einige gute Gedanken, Anekdoten und aufgeworfene Fragen gibt. Doch persönlich berührt hat es mich leider viel zu selten, obwohl es auch mit meiner Biographie Überschneidungen gibt, was angesichts der Breite an angesprochenen Themen aber vermutlich bei jedem Leser der Fall wäre. Mir fehlten zum Beispiel Namen. Es tat mir in der Seele weh immer nur vom älteren Kind zu lesen, als wäre es ein abstraktes Ding und keine Mensch, den die Erzählerin geboren hat. Mir fehlt Nähe und echtes Gefühl in diesem Text. Das ist wohl der Hauptgrund, warum mich das Buch weniger gepackt hat, als erwartet. Daher 3 Sterne

Bewertung vom 22.02.2022
Partem - Wie der Tod so ewig
Neeb, Stefanie

Partem - Wie der Tod so ewig


ausgezeichnet

Fulminanter Abschlussband
Wir erinnern uns an das Ende des ersten Bandes... Dem Partem wurde bekannt, dass Xenia ein Immunati ist. Jael, der sie beschützen will, wurde abgeholt, um der Organisation Rede und Antwort zu stehen.

Und genau an diesem spannenden Punkt knüpft nun der zweite Band von Partem an. Da die Entleerer nur mühsam genug Liebe für die Organisation sammeln, könnte Xenias Opferung die Rettung bedeuten. Jael ist hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, seine Familie zurückzubekommen und Xenia zu schützen. Doch auch Xenia erfährt nach und nach mehr über ihre Herkunft und über ihre Fähigkeiten. Allein sie kann durch Jaels Mauer zu seinen Gefühlen durchdringen. Gemeinsam müssen sie schwere Entscheidungen treffen. Doch können sie am Ende wirklich zusammen sein?

Wahnsinn! Den ersten Band von Partem hatte ich mit 4 Sternen bewertet, was vollkommen in Ordnung ist, da in diesem so viele Fragen aufgeworfen wurden, die dann aber gar nicht alle beantwortet wurden. Daher fieberte ich dem zweiten Band ziemlich entgegen, in der Hoffnung, dass meine Neugier befriedigt werden würde. Was soll ich sagen? Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Während der erste Band eher die Personen vorstellt und wie eine Art erstes Kennenlernen wirkte, schlägt mich der zweite mit düsterer, geheimnisvoller und atemloser Spannung in seinen Bann.

Die Aufteilung der Kapitel in die vier unterschiedlichen Perspektiven von Jael, Xenia, Chrystal und Felix bleibt wie im ersten Band bestehen und sorgt dafür, dass man nur nach und nach zu den Lösungen der vielen Rätsel vordringt, aber auch dafür, dass man Seite um Seite einfach verschlingt. Der zweite Band ist nicht nur spannender, sondern auch etwas grausamer als der erste. Manche Dinge sieht man einfach nicht kommen und die Autorin schafft es immer wieder, mich zu überraschen. Zurecht stellt man auch mal falsche Vermutungen an. Freund und Feind sind hier nicht leicht auseinanderzuhalten. Hier hofft und bangt man vollkommen geflasht mit den Protagonisten, die man hier von einer persönlicheren Seite wahrnimmt. Am Ende erfolgt kein plumpes Happy End, was mir gut gefällt. Auch, dass sich die Liebesgeschichte zwischen Jael und Xenia so wenig kitschig entwickelt, ist für einen Romantasy-Schmöker sehr erfrischend.

Wer nach dem ersten Band wie ich viele Fragen hatte, vielleicht auch dachte, dass das im zweiten Band so bleiben würde, der hat weit gefehlt. Ich kann nur jedem empfehlen, die "Reihe" zu beenden. Ganz großes Kino!

Wer Band eins noch nicht gelesen hat, sollte das unbedingt nachholen, denn dieser Nachfolger hier ist ein echtes Highlight, das man nicht verpassen darf und hat meine Erwartungen sowas von übertroffen. 5 Sterne

PS: So schade, dass die Geschichte zu Ende ist ...

Bewertung vom 22.02.2022
Edition Piepmatz: Fahren, Fliegen, Rollen
Nahrgang, Frauke

Edition Piepmatz: Fahren, Fliegen, Rollen


ausgezeichnet

Wimmeliges Lexikon der Fortbewegungsmittel
Fahren, fliegen, rollen ... Dieses Buch aus der Edition Piepmatz enthält so ziemlich alle Fortbewegungsmittel, die man sich vorstellen kann. Dies zeigt auch schon das Cover in Ausschnitten. Innen ist das Pappbilderbuch nach Themen aufgebaut: In der Luft, Alles was schwimmt, Auf dem Land, In der Stadt, Auf der Baustelle, Mit Blaulicht und Tatütata usw. Jedes Thema ist auf einer Doppelseite dargestellt, die die Umgebung und die darin vorkommenden "Fahrzeuge" zeigt. Manche sind dabei einfach abgebildet, andere in einen Kontext gezeichnet. Auf jeder Doppelseite gibt es einen kurzen erklärenden Text, der auch manchmal Fragen als kleine Impulse enthält. Bei jedem Fortbewegungsmittel steht der Fachbegriff/Name dabei. Das Lexikon ist für Kinder ab 2 Jahren geeignet.

Zunächst mal finde ich die Edition Piepmatz an sich schon wirklich toll. Wir haben schon mehrere Bücher davon und allein vom Anfassen her, sind sie einfach toll. Das Material und die Farben wirken sehr natürlich. Bei diesem Lexikon kommt noch hinzu, dass es nicht so groß ist wie manche reinen Wimmelbücher, sondern auch bei kleineren Kindern sehr gut in der Hand liegt. Auch wenn man in altem Rollendenken Fahrzeuge eher als Jungenthema einsortiert, haben sich meine Töchter das Buch sofort geschnappt. Gleich bei den Fortbewegungsmitteln in der Luft mussten wir lachen, weil hier wirklich kein Flugobjekt ausgelassen wurde.

Es ist kein richtiges Wimmelbuch, aber ein wimmeliges Lexikon, so dass sich auch hier jede Menge Kleinigkeiten entdecken lassen. Hier und da, wuseln ein paar Menschen und Tiere durch das Bild, z.B. ein Bauarbeiter, der schwitzend zum Dixieklo rennt. Die Bilder sind manchmal echt witzig, die Fahrzeuge für ein Bilderbuch detailgetreu und die Proportionen passen recht gut. Durch die Angabe der Namen, können sich die kleinen Leser gleich die Fachbegriffe einprägen, die man vielleicht nicht mal als Erwachsener alle kennt.

Sehr schön fand ich beim gemeinsamen Anschauen die erklärenden Texte und die Fragen zur Seite, durch die Kinder zeigen können, was sie schon wissen, aus ihrer Erfahrung erzählen können oder Fortbewegungsmittel mit bestimmten Eigenschaften suchen. Sie geben auch den Eltern Anregungen, ähnliche Fragen zu stellen. Es entwickeln sich sehr schöne Gespräche und das Kind wird besser eingebunden. Besonders gefiel meinen Mädchen die Seite mit den Fahrzeugen, die sie selbst schon fahren können. Am Ende gibt es noch ein Fahrzeuge-ABC und eine Seite, die die Fahrzeuge in Regenbogenfarben darstellt. Die einzige, die ich jetzt nicht so gelungen finde, da wir ja Fahrzeuge anschauen wollten und nicht die Farben lernen. Aber abwerten möchte ich das Buch deswegen nicht, weil es den Kindern einfach Spaß macht, mit mir darin zu lesen oder es alleine durchzublättern. Die Altersangabe ab 2 ist ok, wobei es zum Schauen auch schon für jüngere Kinder geht und wegen der Fachbegriffe auch für Selbstleser noch interessant ist. Daher gibt es die vollen 5 Sterne.

Bewertung vom 22.02.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Spannender als der erste Band
Spannender als der erste Band

Rätselhaft! Elizabeth erhält eine Einladung von ihrem alten Freund Marcus Carmichael, der neu ist in Coopers Chase. Aber wie ist das möglich? Während ihrer Zeit beim MI5 wurde eben dieser tot aus der Themse gezogen. Doch der Mann hinter dem Namen ist ein alter Bekannter, der dringend Elizabeths Hilfe braucht, weil er sich mit den falschen Leuten eingelassen hat. Es geht um Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund. Schneller als man glaubt, gibt es im Seniorenheim wieder einen Toten. Und obwohl auch einem Mitglied des Donnerstagsmordclubs nichts Gutes widerfährt, sind die vier fest entschlossen, in diesem Fall zu ermitteln.

Es ist einfach ein herrliches Wiedersehen mit den liebenswerten, schrulligen und neugierigen Lieblingssenioren Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim. Der Einstieg fällt sehr leicht, wenn man "Der Donnerstagsmordclub" gelesen hat, was ich empfehle, um die Geschichte voll ausschöpfen zu können. Die Geschichte wechselt auch diesmal in der Perspektive. Mal haben wir einen Erzähler, der uns die Ereignisse schildert, dann wieder Joyce, die uns auf ihre unnachahmliche, ausschweifende Weise mit ihren Tagebucheinträgen erhellt.

Das Buch beginnt gleich recht mysteriös mit der Einladung eines Toten und daraus entwickelt sich ein sehr kniffliger Fall, an dem nicht nur unsere bekannten Polizisten Chris und Donna beteiligt sind, sondern auch der MI5, ein reicher Typ, der zwischen Kriminellen vermittelt, und die New Yorker Mafia. Alle suchen nach den verschwundenen Diamanten. Zudem soll noch eine ortsansässige Drogenbaronin überführt werden. Und auch ein Täter, der sich an einem unserer Senioren vergreift, soll nicht ungeschoren davonkommen.

Der zweite Band ist stellenweise etwas brutaler als der erste, der doch recht "cosy" geblieben ist. Dafür ist er aber auch witziger, vor allem wenn es um Chris geht, der vor seiner neuen Freundin eine gute Figur machen will oder um Joyce, die als GreatJoy69 einen Instagram Account einrichtet. Ich musste mehr als einmal schmunzeln. Manche Sätze hauen die rüstigen Rentner einfach herrlich brottrocken heraus. Zudem gibt es in diesem verzwickten Fall mehr Rätsel zu lösen und es gilt unter der Vielzahl der Verdächtigen, den Täter ausfindig zu machen. Es ist nicht komplett unmöglich, als Leser den Täter zu erraten, aber es macht trotzdem unheimlich viel Spaß dabei zu sein, wenn alle Puzzleteilchen an die richtige Stelle rücken.

Der nicht so ausschweifende Schreibstil und die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man das Buch nicht wirklich aus der Hand legen mag. Ich finde die Senioren einfach nur genial, weil nichts sie vom Ermitteln abhalten kann und sie kein Blatt vor den Mund nehmen, nicht mal, wenn der Gegner die Mafia ist. Und das Ende hat auch mehrere schöne Seiten...

Klare Leseempfehlung!