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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 720 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2022
Was ich euch verschweige
Lodge, Gytha

Was ich euch verschweige


ausgezeichnet

DCI Jonah Sheens sitzt mit seiner Tochter im Biergarten, als plötzlich ein blutüberströmtes junges Mädchen vor ihm steht. Keely Lennox ist nicht verletzt und antwortet auf die Frage, ob sie Hilfe braucht, dass nicht sie, aber ihre Schwester dringend welche bräuchte. Wo sich ihre Schwester befindet und was passiert ist, verrät Keely nicht. Erst muss Jonah sich ihre Geschichte anhören, und zwar von Anfang an, als die Schwestern vor vielen Jahren ihre Mutter verloren haben. Eine Geschichte, die so brutal und erschütternd ist, dass man diese kaum glauben kann. Und genau das wird im folgenden Verlauf zum großen Problem.

Der vierte Teil der Reihe um DCI Sheens und sein Team knüpft fast nahtlos an das vorherige Buch an, zumindest was das Privatleben der Ermittler betrifft. Dieses ist aber fast unwichtig im Vergleich zum neuen Fall für das Team, der verworrener und komplizierter nicht sein könnte. Die Autorin bleibt ihrer Erzählweise treu, die Gegenwart wechselt sich mit der Erzählung von Keely ab, sodass es lange dauert, bis ein klares Bild entsteht. Je weiter die Erzählung der Jugendlichen voranschreitet, desto entsetzter bin ich, dennoch bleiben Fragen offen und so richtig stimmig scheint mir vieles nicht zu sein. Als ich glaube, dass es genauso weitergeht, kommt eine Wendung, die alles auf den Kopf stellt. Ungeheuerliches kommt ans Licht, Spuren werden verfolgt, der ein oder andere Verdacht verworfen, neue Beweise entdeckt. Und als ich schon sicher bin, den Durchblick erlangt zu haben, gibt es eine Enthüllung, die mich kalt erwischt und so überraschend ist, dass ich innehalten und das bisher gelesene Revue passieren lassen muss.

Wer denkt, das wäre es nun gewesen, kennt die Autorin schlecht, denn eine letzte Überraschung hat sie noch parat. Ein Kriminalroman, der keine Wünsche offen lässt und mich wieder total begeistern konnte. Lediglich in der Mitte gab es einen kleinen Hänger, aber dies hat das letzte Drittel wieder wettgemacht. Die Auflösung ist stimmig, alle Fragen beantwortet und mir bleibt nur, auf den nächsten Teil zu warten und zu hoffen, dass es nicht allzu lange dauern wird. Volle Punktzahl gibt es von mir und eine Leseempfehlung.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2022
Neben wem du erwachst
Lodge, Gytha

Neben wem du erwachst


ausgezeichnet

Stell dir vor, du wachst nach einer durchzechten Nacht auf, ein mörderischer Kater kündigt sich an, du möchtest dich an deinen Mann schmiegen, der neben dir im Bett liegt, und plötzlich merkst du, dass da ein Fremder liegt. Als wäre das nicht schlimm genug, fühlst du, dass das Bett in Blut schwimmt und der Mann neben dir nicht nur fremd, sondern auch tot ist. So ergeht es Louise, als sie aufwacht, und dann trifft diese eine fatale Entscheidung, bevor sie die Polizei ruft.

Dies ist der dritte Teil der Buchreihe um DCI Jonah Sheens und sein Team. Man muss die ersten beiden Teile nicht gelesen haben, um dieses Buch zu verstehen, aber es wäre von Vorteil. Zum einen, weil es grandiose Kriminalromane sind, zum anderen, weil das Privatleben der ermittelnden Beamten immer wieder thematisiert wird, wenn auch nicht zu übermäßig, denn der jeweilige Fall steht immer sehr im Vordergrund. Der Schreibstil ist flüssig und der Erzählstil toll gewählt; die Gegenwart wechselt sich ab mit einer Art Brief, mit dem Louise sich an ihren Mann wendet. So verfolge ich parallel die Ermittlungen und kann gleichzeitig lesen, welche Erinnerungen Louise schriftlich festhält. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen, die meine Vermutungen ad absurdum führen, was mich aber nicht davon abhält, weiterhin zu raten, was tatsächlich geschehen sein könnte. Als sich dann ein Tathergang klar herauskristallisiert, bin ich entsetzt, erschüttert und den Tränen nahe. Dennoch schafft es die Autorin, mich auf den letzten Seiten noch mehrfach zu überraschen, denn natürlich war das noch nicht alles. Letztendlich ist es unglaublich, wie gut die losen Fäden zusammengeführt und miteinander zu einem Ganzen verbunden werden.

Ein einschneidendes Ereignis im Leben einer der beteiligten Personen am Ende des Buches wird Konsequenzen haben, da trifft es sich gut, dass der nächste Teil der Reihe soeben erschienen und auch bereits auf meinem Stapel der demnächst zu lesenden Bücher bereit liegt. Von mir gibt es die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


sehr gut

Auf einer Demonstration wird der Polizist Kay Oleander von einer Bierflasche im Gesicht getroffen und verliert ein Auge. Kurze Zeit später trifft er auf Silvia Glaser, auch sie eine Versehrte, verletzt und verbittert auf den ersten Blick. Zusammen kommen sie einer Sache auf die Spur, die ungeheuerlich ist.

Ehrlich gesagt weiß ich anfangs nicht, ob dieses Buch ernst gemeint ist oder Satire. Nun kenne ich mich mit einer Verletzung, wie der Protagonist sie erlitten hat, natürlich nicht aus, aber wenn man danach so drauf ist wie er, dann sollte man aus dem Dienst entfernt werden, und zwar sowohl aus dem Außen-, wie auch dem Innendienst. Am besten erstmal aus jedem Dienst, vor allem aber aus der Öffentlichkeit, weil man eine Gefahr für sich, auf jeden Fall aber für die Allgemeinheit wäre.

Der erste Teil des Buches ist so wirr und chaotisch, dass ich an einen Drogenrausch denken muss; natürlich nicht bei mir, aber beim Protagonisten selbst. Die Gedanken, aber auch seine Gespräche sind unvollständig, oft konfus und ergeben - zumindest für mich - meistens keinen Sinn. Da hilft es auch nicht, eine weitere Person hinzuzuziehen, die genauso neben der Spur zu sein scheint. Ich war froh, als das Vorgeplänkel vorbei war und es endlich zur Sache zu gehen schien.

„Da war nichts Merkwürdiges an meinem Verhalten, im Gegenteil: Mir schien, als würde ich mich nach einer langen Zeit der Verirrung wieder der Normalität annähern; als wäre ich endlich nüchtern genug, meinen Zustand zu akzeptieren und die Ratschläge, die in den vergangenen Wochen auf mich eingeprasselt waren, ad acta zu legen und meinen eigenen Vorstellungen zu folgen.“ (Seite 129)

Im zweiten Teil ist mehr Struktur drin, der Schreibstil zwar immer noch ungewöhnlich und der Ich-Erzähler kompliziert, aber nun wird langsam klar, worauf es hinausläuft. Atemlos verfolge ich die Ereignisse, hoffe auf Erlösung und kann doch nur hilflos zusehen, wie alles den Bach hinunterläuft. Tragisch und emotional verläuft die Geschichte, nichts anderes habe ich erwartet und bin trotzdem mehr als erstaunt, wie sehr mich das Finale erschüttert und mitnimmt. Das Ende ist stimmig, der Abschluss perfekt. Ein ungewöhnlicher Lesegenuss, der mich noch eine Zeitlang beschäftigen dürfte. Dafür gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2022
Die Vergessene
Slaughter, Karin

Die Vergessene


ausgezeichnet

Die siebzehnjährige Emily macht sich bereit für ihren Highschool-Abschlussball, auf dem sie nicht willkommen ist. Denn Emily verbirgt ein Geheimnis, das vielen Personen gefährlich werden könnte. Eine dieser Personen bringt Emily für immer zum Schweigen. Ein Zeitsprung, es sind vierzig Jahre später. Andrea Oliver hat gerade ihre Ausbildung zum US-Marshal beendet, ihr erster Auftrag ist es, eine Richterin zu beschützen, die Morddrohungen erhält. Aus persönlichen Gründen fängt Andrea nebenher an, eigene Ermittlungen anzustellen, um herauszufinden, was damals mit Emily passiert ist. Ihr ist nicht klar, wie gefährlich diese Suche für sie werden könnte.

Dies ist die Fortsetzung des großartigen Bestsellers „Ein Teil von ihr“ und ein Wiedersehen mit Andrea, die in diesem Buch nebst ihrer Mutter die Hauptperson gespielt hat. Man muss den Vorgänger nicht zwingend gelesen haben, um dieses Buch zu verstehen, ich würde es aber zum besseren Verständnis raten, zumal es viele Hin- und Verweise auf die Vorgeschichte gibt, die auch in diesem Thriller wieder eine Rolle spielen. Die Story springt zwischen 1982 und der Gegenwart vierzig Jahre später hin und her. Die Vergangenheit ist interessant, aber dennoch wird nichts verraten, das einen Hinweis auf die schuldige Person geben könnte, was die Suche in der Gegenwart umso spannender macht. Anfangs habe ich meine Probleme damit, mich an die Vorgeschichte zu erinnern, aber durch die vielen eingestreuten Anmerkungen erinnere ich mich bald an viele Einzelheiten. Immer tiefer tauche ich in die Geschichte ein, die mit jeder Seite vielschichtiger und komplexer wird. Je mehr ans Licht kommt, desto erschütterter bin ich darüber, was geschehen ist. Immer wieder gehe ich die Verdächtigen durch und revidiere meine Meinung, dennoch bin ich meilenweit von der tatsächlichen Auflösung entfernt. Diese habe ich überhaupt nicht erwartet, obwohl es im Nachhinein die logischste Erklärung für den Tathergang ist.

Ein unglaublich spannender Thriller, der mich begeistert zurück- und auf eine weitere Fortsetzung hoffen lässt. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

25 von 28 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2022
Was ans Licht kommt / Die Halland-Krimis Bd.2
Carlsson, Christoffer

Was ans Licht kommt / Die Halland-Krimis Bd.2


gut

Ein anonymer Anruf im Februar des Jahres 1986 alarmiert die Polizei. Ein Mann behauptet, er habe eine Frau vergewaltigt und kündigt an, es wieder tun zu wollen. Kurz danach wird das Opfer gefunden, das an den Verletzungen stirbt. Der Polizist, der die junge Frau fand, macht sich verbissen auf die Jagd nach dem Täter, findet diesen aber nicht. Über dreißig Jahre nach seinem Tod findet sein Sohn auf dem Dachboden die Ermittlungsakte nebst einem Karton weiterer Unterlagen und stellt eigene Nachforschungen an. Dabei kommen Dinge ans Licht, die besser verborgen geblieben wären.

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch, ich habe ein Jahres-, mindestens aber ein Monatshighlight erwartet. Geworden ist es keines davon, was ich wirklich schade finde, denn die Geschichte enthält alles, was ich in einem Kriminalroman sehr mag; ein ungelöster Fall, mysteriöse Verwicklungen, ungewöhnliche Figuren, Geheimnisse. Dennoch hatte ich die meiste Zeit das Gefühl, der Autor lässt mich außen vor, und nicht nur das, seinen Figuren erging es ebenso. Fast alle sind wortkarg, tun geheimnisvoll, machen alles mit sich aus, keiner spricht mit anderen. Immer wieder hat eine Person einen Gedanken, einen Einfall oder ein Gefühl, die nicht klar kommuniziert werden. Das kann spannend sein, wenn es aber permanent passiert, ist es irgendwann einfach nur noch frustrierend.

Dabei ist die Story selbst unglaublich interessant, allerdings fehlt es in der Umsetzung an Spannung. Zu ausschweifend, zu langatmig wird diese erzählt und erst im letzten Drittel kommt etwas Schwung in die ganze Sache. Allerdings geht es da genauso weiter; niemand stimmt sich ab, jeder macht sein Ding und es dauert unglaublich lange, bis endlich Licht ins Dunkel kommt. Ich habe einen Verdacht, der sich zunächst nicht bestätigt, und dann kommt eine Wendung, die ich nicht erwartet habe und diese ist ungeheuerlich. Dieser Ansatz hat mich wirklich überrascht und ich habe versucht, mich zu erinnern, ob es Hinweise darauf gab. Dennoch war durch die vielen Längen bereits ein wenig die Luft raus, hier hätte eine Kürzung wohl Wunder gewirkt, und ich glaube, die Story hätte eher ihre volle Wucht entfalten können. Die erneute Kehrwende kam dann zwar unerwartet, aber der große Knall blieb trotzdem aus. Als sich dann erstaunlicherweise mein Anfangsverdacht bestätigt, fühle ich keine Befriedigung, sondern bin froh, dass dieses Verbrechen, das so viele Jahre ungeklärt blieb, endlich einen Abschluss finden kann, und das Buch damit auch.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Eine Straffung der Story hätte zur Folge gehabt, dass ich mich mehr darauf hätte einlassen können. Zu krampfhaft hat der Autor sich bemüht, eine besondere Atmosphäre zu schaffen und dadurch leider das Gegenteil erreicht. Das Buch ist nicht schlecht, aber eben auch nicht herausragend, sodass ich die goldene Mitte wähle und drei Sterne vergebe. Beim nächsten Buch wird hoffentlich alles anders.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


ausgezeichnet

Patrick Dostert bekommt Besuch von der Polizei, eine Frau beschuldigt ihn, ihre Freundin misshandelt und entführt zu haben. Patrick kennt die Frauen nicht, da ist es gut, dass er ein Alibi hat, er verweist auf ein Geschäftsessen mit einem potentiellen Kunden seines Arbeitgebers. Dumm nur, dass dieser Kunde nicht nur nicht auffindbar ist, sondern gar nicht existiert. Als dann noch ein Video auftaucht, in dem Patrick eine Frau massiv bedrängt und bedroht, spitzt sich die Situation zu, denn nun ist Patrick der einzige Verdächtige, an dessen Unschuld nicht einmal mehr seine Frau glaubt.

Holla, die Waldfee, das war ein spannendes Leseerlebnis! Eigentlich wollte ich das Buch in einem Buddyread lesen, aber schnell war klar, dass daraus nichts wird, als ich nach wenigen Stunden, ohne es zu merken, im letzten Drittel angekommen bin. Natürlich konnte ich gerade in diesem Abschnitt keine Pause mehr machen und dann war es auch schon geschehen; ich war am Ende angekommen und klappte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zu. In diesem Buch war nichts so, wie es auf den ersten Blick schien. Bereits der Prolog hat mich vor ein Rätsel gestellt, konnte ich diesen bis zum Ende hin nicht in einen Zusammenhang bringen mit der restlichen Story. Erst der Epilog, der das fulminante Finale einläutete, brachte Licht in das Dunkel. Ich habe immer wieder gerätselt und auch die ein oder andere Person verdächtigt, aber auf diese Auflösung bin ich tatsächlich nicht gekommen. Ein großartiger Thriller, der die volle Punktzahl verdient und für den ich sehr gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

24 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2022
Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2
Bott, Ingo

Falsche Zeugen / Strafverteidiger Pirlo Bd.2


sehr gut

Der Anführer einer Nazi-Rocker-Bande ist tot, Rainer Waßmer wurde Mitten in der Nacht auf dem Parkplatz eines zwielichtigen Etablissements erstochen, der Täter ist flüchtig. Am Abend davor waren Waßmer und seine Begleiter mit einem kriminellen Clan aneinandergeraten, der Thronfolger eines wichtigen albanischen Clans, der junge und hitzköpfige Faruk Maliki, hat Waßmer dabei angedroht, dass er ihn abstechen würde. Maliki wendet sich nun an Pirlo und Mahler und bittet darum, dass die beiden ihn vertreten. Eine richtige Wahl gibt es dabei aber nicht.

Dies ist der zweite Teil der Reihe um die Strafverteidiger Pirlo und Mahler und wie bereits der Vorgänger hat mich das Buch unglaublich gut unterhalten. Zum besseren Verständnis der Beziehung zwischen Toni Pirlo und Sophie Mahler empfehle ich, den ersten Teil zuerst zu lesen, es gibt zudem einige Hin- und Verweise auf den ersten Fall der beiden Anwälte, die immer wieder erfolgen. Der Schreibstil ist toll, der Fall spannend und der Humor, der sich durch das ganze Buch zieht, göttlich. Sarkasmus und Ironie kommt hier nicht zu kurz, das sollte man in einem Kriminalroman schon mögen. Die geheime Herkunft von Pirlo wird auch hier immer wieder thematisiert, dies sorgt manchmal für komische, oft aber auch sehr dramatische Momente.

Sehr früh habe ich einen Verdacht, der sich letztendlich auch bestätigt. Der Weg dahin aber ist so interessant und spannend zu verfolgen, dass es meiner Begeisterung keinen Abbruch tut. Lediglich einen Logikfehler habe ich zu bemängeln, der tatsächlich so gravierend ist, dass ich zum Anfang zurückblättern muss, da ich es nicht glauben kann. Leider bestätigt sich meine Vermutung, was ich schade finde, denn der Fehler ist groß und stört das ansonsten so perfekte Ende. Ich weiß nicht, wer das zu verantworten hat? Die einen sagen so, die anderen so. Ich durfte den Autor befragen, der mir eine mögliche Erklärung dafür geliefert hat. Mich hat diese nicht gänzlich überzeugt, es bleiben Zweifel. Aus Gründen. Besonders den zeitlichen. Dennoch finde ich es schön und besonders, dass sich der Autor, der ein vielbeschäftigter Anwalt ist, Zeit dafür genommen hat. Das ist nicht selbstverständlich. Danke dafür.

Von mir gibt es vier Sterne und natürlich eine Leseempfehlung, da es ansonsten keinen Grund zum meckern gibt. Nun kann ich den nächsten Teil, von dem es eine Leseprobe im Buch gibt, kaum noch erwarten!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2022
Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1
Alsterdal, Tove

Sturmrot / Eira Sjödin Bd.1


sehr gut

Vor dreiundzwanzig Jahren hat Olof den Mord an Lina gestanden, er war damals vierzehn Jahre alt. Olof war seitdem nicht mehr in seinem Elternhaus, der Zufall führt ihn wieder dahin. Zu seinem Entsetzen findet er seinen Vater tot in der Dusche vor, ermordet mit einem Jagdmesser. Die Polizistin Eira ist eine der ermittelnden Beamten. Sie war zum Zeitpunkt des Mordes an Lina neun Jahre alt und erinnert sich noch gut an diese schreckliche Zeit.

Dieses Buch hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, tatsächlich habe ich mich durch die ersten hundertfünfzig Seiten regelrecht quälen müssen. Der Schreibstil ist trocken, zurückhaltend und für mich persönlich ein wenig emotionslos, dabei hat das Buch alles, was ich normalerweise sehr mag; ein Toter, ein Verdächtiger und dazu ein alter Mordfall, eine Kleinstadt, viele Geheimnisse und eine Ermittlerin mit Ecken und Kanten, die Probleme hat, wie sie fast alltäglich in vielen Familien auftauchen. Dennoch wollte lange der Funke nicht überspringen und ich dachte schon, dass es so bleibt, als es plötzlich eine Wendung des Falles gab, die mein Interesse weckte und zusätzlich auch meinen Täterradar. Nun gab es für mich kein Halten mehr, die Spekulationen und Verdächtigungen meinerseits gingen in einige Richtungen und schlagartig war der Schreibstil nicht nur zweitrangig, ich fing auch an, Gefallen daran zu finden.

Die Richtung, die der Fall dann nahm, hat mich sehr überrascht, genauso wie der Umstand, dass ich das Buch nun nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die erneute Wendung in der Ermittlung hat mich kalt erwischt, auch das Handeln der beteiligten Personen habe ich so nicht erwartet. Die Auflösung, die keine war, hat für mich persönlich gut zu der Geschichte gepasst. Ich freue mich nun sehr auf den zweiten Teil der Trilogie, der glücklicherweise bald erscheint. Vier Sterne gibt es von mir und eine Leseempfehlung.

11 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.08.2022
Mutterherz / Jane Rizzoli Bd.13
Gerritsen, Tess

Mutterherz / Jane Rizzoli Bd.13


gut

Eine Krankenschwester wird ermordet aufgefunden, augenscheinlich war es ein fehlgeschlagener Einbruch. Jane Rizzoli und ihr Partner nehmen die Ermittlungen auf, kommen aber einfach nicht weiter. Gleichzeitig meldet sich Janes Mutter Angela immer wieder und möchte, dass Jane nach einem in ihrer Nachbarschaft verschwundenen Teenager sucht. Dazu beschwert sie sich über ihre neuen Nachbarn, die sich so gar nicht für Angelas neugieriges Rumschnüffeln erwärmen können. Jane hat besseres zu tun, als sich um Klatsch und Tratsch zu kümmern, und vertröstet ihre Mutter immer wieder, was sich als ein großer Fehler erweist.

Die Geschichte springt zwischen Detective Jane Rizzoli, ihrer Mutter Angela, der Pathologin Dr. Maura Isles und einer weiteren Person, deren Identität sich erst im Laufe der Geschichte klärt, hin und her. Am Anfang irritieren mich die schnellen Wechsel so, dass ich mehrfach Jane mit ihrer Mutter Angela verwechsle, und das trotz der Namen am Anfang der Kapitel. Mit der Zeit komme ich aber besser damit zurecht. Der Fall selbst war zwar anfangs interessant, nach einem tollen Start flacht die Spannungskurve aber leider dermaßen ab, dass ich manchmal Mühe habe, mich auf das Buch zu konzentrieren. Ich merke immer wieder, wie meine Gedanken abschweifen und muss den Absatz erneut lesen. Das spricht nicht gerade für einen Thriller und leider ist das Buch davon weit entfernt. Spannungsroman trifft es da wohl besser, unterbrochen durch Passagen über die liebe Nachbarschaft.

Ich habe früh einen Verdacht, der sich eine lange Zeit lang nicht bestätigt; im Gegenteil kommt eine Wendung, die ich so nicht erwartet habe und die mich auf einmal wacher werden lässt. Bedauerlicherweise war es nur ein Fehlalarm, denn danach gehts es gewohnt gemächlich weiter. Die Auflösung kann mich nicht mehr überraschen, denn mein Verdacht hat sich doch als richtig erwiesen und ich bin etwas enttäuscht, dass es so banal endet. Der (ausgerechnet!) dreizehnte Teil dieser ansonsten so ausgezeichneten Buchreihe hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Ich hoffe, beim nächsten Fall findet die Autorin zu ihrer gewohnten Form zurück. Von mir gibt es drei Sterne und für Fans der Reihe auch eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2022
Auf der Lauer liegen
Nugent, Liz

Auf der Lauer liegen


ausgezeichnet

Lydia Fitzsimons lebt mit Mann und Sohn auf einem feudalen Anwesen in einem herrschaftlichen Haus. Es gibt einen Wunsch, den sie hat, und ihr Mann Andrew tut alles dafür, ihr diesen zu erfüllen. Leider klappt das nicht so, wie Lydia sich das gedacht hat. Als die finanziellen Probleme immer größer werden, plötzlich eine junge Frau tot ist und ihr Mann an der Situation zu verzweifeln droht, ist es Lydia nur wichtig, ihren Sohn Laurence zu schützen, den sie über alles liebt. Laurence aber ist nicht ganz so ahnungslos, wie Lydia glaubt.

„Laurence und mich verbindet ein starkes Band. Ich habe ihn zur Welt gebracht, deshalb gehört er mir.“ (Lydia Fitzsimons)

Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Person geschrieben und dieser Wechsel der Perspektive ist schlau gewählt, weil es immer wieder Dinge gibt, die der jeweilige Ich-Erzähler verschweigt oder unvollständig wiedergibt. Lydia, Laurence und Karen, die Schwester der getöteten jungen Frau, schildern abwechselnd ihre Sicht der Dinge und erst nach und nach kommt ans Licht, um was es überhaupt geht. Natürlich gibt es dabei auch das ein oder andere Geheimnis, das in der Vergangenheit liegt, zu enthüllen und gerade diese Geheimnisse sind ungeheuerlich, enthüllen sie doch den Charakter und die Niedertracht mancher Beteiligter.

„Meine Schwester hatte einen gewissen Ruf. Ma sagt immer, sie hätte sich mit den Füßen zuerst aus ihrem Bauch gestrampelt und seither hätte sie nicht mehr aufgehört, um sich zu treten.“ (Karen Doyle)

Die Gegenwart indes hat es ebenfalls in sich, die Geschichte, die sich aus dem Tod der jungen Frau ergibt, ist unglaublich und an mancher Stelle konnte ich es fast kaum aushalten, weil die Handlungen mancher Personen mich so entsetzt und oft auch wütend gemacht haben. Das Ende dann, oh, das Ende. Genial!

Es gibt eine unterschwellige Spannung, die sich durch das ganze Buch zieht. Psychologisch fein spinnt die Autorin ein Netz aus Liebe, Niedertracht, falsch verstandener Fürsorge, Eifersucht, Gier und Macht. Wieder einmal lässt Liz Nugent mich begeistert zurück. Von mir gibt es fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.