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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 762 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2022
Der Magier von Lhasa
Michie, David

Der Magier von Lhasa


ausgezeichnet

Spiritueller Thriller nicht nur für Fans der Buchreihe „Die Katze des Dalai Lama“


Ich vergebe für das Buch 4,5 Sterne – in Ermangelung halber Sterne runde ich sehr gerne auf volle 5 Sterne auf.

Tibet, 1949: Mönchs-Novize Tenzin Dorje flieht gemeinsam mit seinem Bruder Paldon Wangpo (ebenfalls Novize) und ihrem Lama Tsering aus Tibet Richtung Indien, um der Roten Armee zu entgehen, die sämtliche Klöster dem Erdboden gleichmacht und Tod, Verstümmelung und Verzweiflung verbreitet. Im Gepäck die kostbarsten Dokumente, deren Schutz noch vor dem Schutz des eigenen Lebens steht. Zu Fuß über den Himalaya, Schnee, Kälte, Erschöpfung und immer die Gefahr, von Soldaten aufgespürt zu werden.

England/USA, 2007: Matt Lester, Quantenwissenschaftler und Erfinder von Nanobot, bekommt ein Jobangebot, dem er sich nicht entziehen kann. Die berufliche Chance seines Lebens. Doch seine Beziehung leidet darunter und droht zu zerbrechen. Zudem findet er heraus, dass es sein neuer Chef nicht ehrlich mit ihm meint. All das und die Bekanntschaft mit seinem neuen Nachbar, einem tibetischen Mönch, bringt ihn dazu, sein bisheriges und weiteres Leben gründlich zu überdenken.

Was diese beiden so gänzlich unterschiedlichen Geschichten miteinander zu tun haben, offenbart sich zum Ende des Buches. Bis dahin wechseln sich Nervenkitzel der Flucht nach Indien in den 50er Jahren mit Beziehungsproblemen 2007 in den USA auf wunderbar unterhaltsame Weise ab.

Das Buch ist untertitelt mit „Thriller“, doch handelt es sich nicht um einen knallharten, nervenaufreibenden Schocker, sondern um eher um eine spannende, spirituelle und sehr fesselnde Erzählung. Der Teil in Tibet ist nervenaufreibend und unter die Haut gehend, der Teil in England/USA eher ruhig und kurzweilig. David Michie schafft es auch hier wieder (wie schon in seinen „Die Katze des Dalai Lama“-Büchern) dem Leser den Buddhismus auf sanfte, verständliche, unterhaltsame und sehr faszinierende Art näherzubringen und zu erklären. Kein esoterisch-abgehobenes Geschwurbel, sondern faszinierende und interessante Einblicke in die buddhistische Lebensanschauung. Wie er die beiden unterschiedlichen Zweige des Buches am Ende verschmelzen lässt, ist herzerwärmend, tröstend und Hoffnung machend.

Die Charaktere sind bildhaft und lebendig, detailliert beschrieben und charaktervoll, so dass sie einem direkt nahe sind. Die Liebe, die David Michie für alle Lebewesen in sich trägt, ist förmlich greifbar und macht die Lektüre zu etwas Besonderem.

Anfang und Ende des Buches ziert ein wunderschönes Mantra:

Mögen alle Wesen glücklich sein
und die wahren Ursachen des Glücks besitzen.
Mögen alle Wesen frei sein von Leid
und von den wahren Ursachen des Leids.
Mögen alle Wesen niemals das Glück verlieren, das ohne Leiden ist,
die große Freude der Befreiung im Nirvana.
Mögen sich alle Wesen in Frieden und Gleichmut befinden
Und ihr Geist frei sein von Anhaftungen und Abneigungen,
sowie frei von Gleichgültigkeit.

Ein wundervolles, spannendes, herzerwärmendes Buch – nicht nur für Fans der Katze des Dalai Lama – 4,5/5 Sterne.

Bewertung vom 05.06.2022
Selbst.Zufrieden
Reed Turrell, Emma

Selbst.Zufrieden


gut

Verhaltenstherapie im Buchformat


Nachdem die vier Pleasing-Profile vorgestellt werden (der klassische People Pleaser, der Schatten, der Beschwichtiger, der Verweigerer) widmet sich die Autorin dem Pleasing in den verschiedenen Lebensbereichen: Pleasing in Freundschaften, in Beziehungen, am Arbeitsplatz, in der Elternrolle, bei besonderen Anlässen, im Internet, als Frau, als Mann und von der Empfängerseite betrachtet. Mit Praxisbeispielen in Form von Geschichten ihrer Klienten (die Autorin arbeitet als Psychologin) verdeutlicht sie ihre Ausführungen.

Ich bin ein bisschen zweigespalten, was das Buch betrifft. Einerseits ist es gut und verständlich geschrieben, andererseits empfinde ich es sehr als Verhaltenstherapie im Buchformat. Wer Altlasten mit sich herumschleppt, z.B. aus der Kindheit, der wird hier ordentlich getriggert. Das ist hart, das tut weh – und da man hier nur das Buch vor sich hat und keinen Therapeuten, steht man dann damit ziemlich alleine da. Es ist kein Buch zum schnell mal weglesen, sondern zum damit arbeiten – sofern man bereit ist, die Krusten der Vergangenheit aufzubrechen, weil man sich selbst tatsächlich unwohl fühlt, mit dem ewigen Ja-Sagen und Allen-gefallen-wollen und damit Schluss machen möchte. Je nach Grad des eigenen People-Pleaser-Zustands ist das Buch vielleicht ein Anfang, aber keinesfalls die Heilung. Das wäre zu einfach.

Ich mag den Begriff People Pleaser nicht. Bedeutet er doch direkt übersetzt: Einschleimer. Das ist mir zu negativ behaftet. Generell wäre mir ein deutscher (nicht negativ behafteter) Ausdruck in dem Buch auch lieber gewesen, da nahezu auf jeder Seite mehrfach Poeple Pleaser und Pleasing zu lesen ist. Aber gut, halb so wild.

In einem Satz heißt es: „Wenn du nicht erkennst, dass deine Herangehensweise ans Leben Resultat der eigenen Konditionierung ist […], so wirst du womöglich gar nicht merken, dass es Leerstellen bei dir gibt, die du füllen musst.“ Ich persönlich habe ein Problem mit der Aussage. Wenn ich alle meine Taten, Worte, Gedanken (eben meine Herangehensweise) hinterfrage in Bezug auf meine Vergangenheit, meine Erziehung, meine Kindheitserlebnisse etc., werde ich m.M.n. verrückt und handlungsunfähig. Dann doch lieber ein paar „Leerstellen“ – und ob ich die wirklich füllen muss, sei mal dahingestellt.

Alles in allem ein verständlich geschriebenes Lebenshilfebuch, das es sich für meinen Geschmack jedoch zu einfach macht und nur dazu dienen kann, einen allerersten Anstoß zu geben. Oder das sich eher an die leichteren Fälle von People Pleasern richtet. Keine einfache Lektüre für Betroffene, sondern Triggerauslöser und dadurch u.U. schmerzhaft. Eine Empfehlung für oder gegen das Buch kann ich nicht abgeben, da jeder selbst herausfinden muss, ob das was für ihn ist.

Von mir 3/5 Sterne.

Bewertung vom 03.06.2022
Talberg 2022 / Talberg Bd.3
Korn, Max

Talberg 2022 / Talberg Bd.3


ausgezeichnet

Grandioser Abschluss der Talberg-Trilogie – düster, beklemmend, fesselnd, atmosphärisch


Ein Jahrhundertsturm legt nicht nur die Nerven der Talberger und Baumwurzeln frei, sondern auch das Skelett eines Kindes. Adam Wegbauer, ehemaliger Kriminaler in München, nun degradiert zum einfachen Dorfpolizist, hat gleich ein ganz komisches Gefühl bei der Sache. Er birgt die Überreste und informiert seinen Chef über den Fund. Der schickt Eva Engler vom LKA nach Talberg, um die Untersuchungen zu leiten. Gegen die Unfreundlichkeit und das Eigenbrötlertum der Dorfbewohner kämpfend, beginnen die beiden ihre Ermittlungen und scheuchen damit ein dunkles Geheimnis auf, dass auf Talberg, vor allem aber auch auf Adams Familie lastet.

Es hat gefühlt 2 Sekunden gedauert, dann war ich wieder sowas von angekommen in Talberg. Das Dorf und seine Bewohner sind weder idyllisch noch liebenswert, sondern eher beklemmend und düster und unfreundlich. Diese Stimmung hat sich 1 zu 1 auf mich übertragen – wie es auch schon bei den beiden Vorbänden der Fall war. Max Korns Schreibstil hat auf mich eine Wirkung, die ich kaum beschreiben kann. Story und Setting kriechen mir unter die Haut, ins Herz, ins Hirn und lösen Empfindungen aus, als wäre ich persönlich vor Ort in Talberg. Ich möchte diese Dorfbewohner gern schütteln. Ihnen in den Allerwertesten treten. Sie verfluchen und wegsperren. Mich vor ihnen verstecken. Gleichzeitig faszinieren sie mich über alle Maßen. Der Aufbau ist brillant. Durch Rückblicke erhalte ich immer mehr Informationen, bin traurig, entsetzt, wütend. Ich tappe bis zum Schluss im Dunklen, habe Vermutungen, verwerfe sie, werde überrascht und bin dann wieder ratlos. Die Charaktere sind bildhaft und nahezu greifbar, die Themen gehen unter die Haut. Ganz sicher kein Cosy-Crime, sondern düster, bedrückend, erschreckend, brutal, intensiv und extrem berührend.

Es ist nicht notwendig, die Vorbände zu kennen. Jedes Buch ist auch einzeln für sich zu lesen. Dennoch empfehle ich die Lektüre aller drei Teile. Nicht fürs Verständnis, aber fürs Feeling. Eine grandiose Reihe, die ich jedem ans Herz lege, der mit Büchern klarkommt, die ihre düstere, beklemmende Stimmung dem Leser schonungslos überstülpen. Und die einen außergewöhnlichen, atmosphärischen, fesselnden Schreibstil mit mächtiger Sogwirkung so sehr lieben, wie ich.

Schade, dass mit diesem dritten Band die Trilogie und damit meine Reisen nach Talberg ein Ende gefunden haben. Ich hätte mich gerne noch öfter auf den Weg dorthin gemacht.

Ganz klare 5/5 und für mich ein Lese-Highlight!

Bewertung vom 29.05.2022
Nilpferdson & Erdmannson
Neuffer, Niklas

Nilpferdson & Erdmannson


ausgezeichnet

Die Reise des ersten Nilpferds auf der Suche nach sich selbst – bezauberndes Kinder-Bilderbuch

Von mir bekommt dieses Buch 4,5 Sterne - in Ermangelung halber Sterne runde ich tendenzmäßig auf volle 5 Sterne auf.

Nilpferdson fühlt sich einsam, so als einziges Nilpferd am Nil, ohne Freunde. So macht er sich eines Tages auf die Reise, um die Welt zu entdecken, andere Tiere zu finden und vielleicht sogar den einen, wahren Freund. Den findet er in dem Erdmännchen Erdmannson und fortan gehen sie gemeinsam durch Dick und Dünn.

Dieses Buch ist optisch schon mal ein echtes Highlight! Das beginnt beim Cover und setzt sich im Innenteil fort. Auf den linken Buchseiten steht die Geschichte, der Text, immer mit einer hübschen kleinen s/w-Skizze unterstrichen. Auf den rechten Seiten sind dann die traumhaft schönen, ganzseitigen Farbillustrationen, die voller Details und einfach nur wunderschön sind.
Der Text ist kindgerecht und einfach, doch voller Gefühl und sehr liebenswert. Nilfpferdson entdeckt die Welt um sich herum und trifft auf die unterschiedlichsten Tiere, die ihm alle wohlgesonnen sind. Die Botschaft hinter dem Buch ist klar: Sei Du selbst und habe Vertrauen in Dich. Auch wenn Du anders bist. Du musst Dich nicht verstellen, um Freunde zu finden. Schlagwörter hier sind: Selbstvertrauen, Akzeptanz, Freundschaft, Mut, gemeinsam sind wir stark.

Ich mag das Buch sehr. Die Idee mit den Nilsen hat mich zum Lachen gebracht, die Liebesgeschichte zwischen Nils-Männchen und Pferde-Weibchen, also Nilpferdsons Eltern, fand ich einfach nur entzückend und Nilpferson selbst habe ich direkt in mein Herz geschlossen. Ein Buch über Akzeptanz und Toleranz und Selbstvertrauen.

Von mir super gute 4,5/5 Sterne und eine Empfehlung an alle Eltern, die ihren Kindern gern wunderschön illustrierte Bücher mit schöner und wichtiger Botschaft vorlesen.

Bewertung vom 29.05.2022
Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1
Vöhringer, Sabine

Schatten über Saint-Tropez / Conny von Klarg Bd.1


sehr gut

Ein Buch wie ein Kurzurlaub – nur spannender!


Conny, gerade frisch getrennt von ihrer On-Off-Beziehung mit Félix, reist nach Saint Tropez, um für das Journal ihres neuen Arbeitgebers einen Reisebericht zu schreiben. Doch es kommt ganz anders, denn ihre langjährige Freundin, Hotelbesitzerin und Ziehmutter Simonette, wurde wegen Mordverdachts festgenommen. Conny glaubt keine Sekunde daran und ermittelt auf eigene Faust, um Simonette zu entlasten. Unterstützt wird sie von Jacques, Simonettes Lebensgefährte. Alle anderen Bewohner des Ortes und sogar die eigenen Familienmitglieder, scheinen keinen Finger rühren zu wollen. Warum schweigt Simonette? Wen will sie schützen oder welches Geheimnis bewahren? Oder ist Simonette doch gar nicht unschuldig? Conny gerät immer tiefer in einen Strudel aus Korruption, Kunstraub, Grundstücksspekulation und bald sogar selbst in Gefahr. Zu allem Überfluss ist nun auch noch ihr Verflossener Félix in den Fall involviert und ermittelt ebenfalls vor Ort.

Direkt nach den ersten Seiten fühlt ich mich wie im Urlaub. Das Setting ist einfach traumhaft und ich habe förmlich das Meer gehört, den Wind gespürt und die südlichen Düfte gerochen. Kein Wunder, denn Sabine Vöhringer beschreibt Land und Leute mit einer Leidenschaft und Liebe, die auf jeder Seite förmlich greifbar ist. Der Aufbau gefällt mir ausgesprochen gut, tappte ich doch bis zum Ende im Dunklen, habe die verschiedensten Szenarien erschaffen und wieder verworfen, wurde von einer Wendung zur nächsten getragen, misstraute Figuren, nur um sie dann wieder sympathisch zu finden und umgekehrt. So nach und nach wurden mir kleine Bröckchen vorgeworfen, die wieder ein bisschen mehr offenbarten und ständig fragte ich mich: was ist hier los? Wer? Warum? Wie?

Anfangs war die Handlung noch chillig, quasi im Urlaubsmodus, nahm dann aber immer mehr an Fahrt zu und ich konnte das Buch dann nur noch schwer aus der Hand legen. Die Sache mit Félix, dem Verflossenen, hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, gestört hat mich dieses Beziehungsding aber auch nicht. Das Ende, die Auflösung, war nachvollziehbar, die Art und Weise für meinen Geschmack jedoch ein bisschen to much (die Hauptfigur, die von einer Journalistin zu einer unerschrockenen Ermittlerin mutiert). Aber nichtsdestotrotz spannend.

Ein Buch, das mich nach Südfrankreich entführt hat. Urlaubsfeeling pur, Sonne, Meer, Wind und Pastis. Von mir sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 27.05.2022
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank


ausgezeichnet

Eine tragische Geschichte kindgerecht und sanft als Comic erzählt


Zunächst dachte ich mir: Anne Frank als Comic? Ob das geht? Und ja, es geht sogar sehr gut. In diesem kleinen Büchlein ist Annes Geschichte auf den Punkt gebracht und in Comicform wunderbar zusammengefasst. Besonders wird die Familie, die Liebe untereinander und Annes lebensbejahende, fröhliche, menschenfreundliche Art thematisiert. Es geht darum, dass Anne trotz allem daran glaubt, dass die Menschen im Innersten ihres Herzens gut sind. Natürlich ist auch die Verfolgung durch die Nazis Thema, das Versteck, in dem Anne, ihre Familie und andere über den unfassbaren Zeitraum von mehr als 2 Jahren auf kleinstem Raum ausharren mussten. Doch vor allem geht es darum, dass es wichtig ist, Notleidenden zu helfen, das Richtige zu tun, bei Ungerechtigkeit nicht stumm zu bleiben, das Gute in der Welt und den Menschen zu suchen. Und darum, nicht den Mut zu verlieren, sondern optimistisch und positiv zu sein („Denke an all das Schöne, das noch in Dir und um Dich ist, und sei glücklich!“ -ANNE FRANK).

Auch wenn in dem Comic das tragische Ende nicht geschildert, sondern dieser Teil geschickt ausgeblendet wurde, ist mir die Geschichte sehr nah gegangen. Jeder, dem Anne Frank bekannt ist, weiß, was passierte und mit diesem Wissen sind die Zeichnungen und die Texte gleich nochmal berührender, finde ich. Ich musste zum Ende hin echt schlucken. Eltern empfehle ich, das Buch zunächst allein zu lesen und erst dann gemeinsam mit den Kindern. Einfach, um vorbereitet zu sein. Denn dieses Buch soll nicht traurig machen, sondern optimistisch und mutig. Eine Geschichte schon für die Kleinen gegen das Vergessen. Sehr kindgerecht und sanft, dennoch eindrücklich und berührend.

Die Zeichnungen sind wunderschön, sehr süß und detailliert, sie begleiten die Texte perfekt.

Ein kleiner Schatz, der mir direkt ans Herz gewachsen ist – daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 23.05.2022
Rabenzauber / Die Hexen von Woodville Bd.1
Stay, Mark

Rabenzauber / Die Hexen von Woodville Bd.1


sehr gut

Fantasy in den 1940er Jahren in England – ein ganz besonderes Flair


Faye ist ein ganz patentes Mädchen, das ihrem Vater im Pub aushilft und sehr selbstbewusst durchs Leben geht. Als sie eines Tages ein Buch entdeckt, das diese für Faye geschrieben hat und voller Zaubersprüche und derlei magischen Dingen ist, will Faye der Sache auf den Grund gehen. War ihr Mum etwa eine Hexe? Und ist sie dann nicht eigentlich auch eine? Gerade, als sie der Sache auf den Grund gehen will, überschlagen sich die Ereignisse. Lebendig gewordene Vogelscheuchen bedrohen die Bewohner von Woodville und haben es offensichtlich auf Fayes Buch abgesehen. Zeit, sich zu Wehr zu setzen – auch wenn Faye gar nicht weiß, wie sie ihre vermeintlichen Hexenkräfte anwenden kann. Gut, dass es im Dorf noch zwei weitere Hexen gibt.

Ich war ganz überrascht, als ich auf der ersten Seite gelesen habe „Juni 1940“. Ich bin davon ausgegangen, dass die Geschichte in der heutigen Zeit spielt – warum auch immer. Doch das hat in mir die Neugierde nur noch weiter angefacht. Eine Hexenfantasystory im England der 1940er Jahre, mitten im Krieg – wie spannend! Und so passte der irgendwie ruhige, feine Schreibstil hervorragend zum Thema und zur Zeit. Das ist keine rasante Actionfantasy, in der nur so mit Zaubersprüchen um sich geworfen wird. Vielmehr wird hier das Dorfleben geschildert, das durch die lebendig gewordenen Vogelscheuchen (was für eine Idee) aus dem Alltagstrott gerissen wird. Auch wenn die Bewohner das eher zurückhaltend sehen und erst mal ein Tässchen Tee trinken, bevor sie überlegen, was zu tun ist. Es ist eine Geschichte über den Verlust eines Elternteils, über die Gefühle des zurückgelassenen Kindes und über die Verarbeitung dieses Traumas. Das hört sich jetzt so dramamäßig und ernst an, ist es aber überhaupt nicht. Ich würde nicht von brüllend komisch sprechen, aber durchaus von einem feinen, englischen Humor, der sich durch alle Seiten zieht, nicht ulkig, aber sehr sehr amüsant.

Ich mag die Charaktere sehr, auch wenn mir Faye ab und zu ein wenig zu abgeklärt erscheint, zu erwachsen und geerdet. Doch irgendwie passt das auch wieder zu ihr und zur Story. Die ganze Zeit über hatte ich das Dorf, den Pub, das Wäldchen, die Landschaft lebendig und – ohne Witz – sepiafarben vor meinem geistigen Auge. Für mich ein echtes Lesevergnügen. Jetzt nicht unbedingt voller Wendungen und Überraschungen, dennoch absolut vergnüglich und fesselnd und zum Ende hin dann auch sehr spannend und rasant.

Da es der Auftakt einer Trilogie ist, werde ich natürlich die beiden Folgebände auch lesen. Mir hat´s gefallen, ich vergebe sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 21.05.2022
Bruce Lee
Genius, Inspired Inner

Bruce Lee


sehr gut

Ich bewerte die deutsche Ausgabe.

Kindgerechte Biographie des wohl berühmtesten schauspielernden Kampfsportlers

Habt ihr gewusst, dass Bruce Lee in den USA geboren wurde und kurz danach mit seinen Eltern nach Hongkong zurück ging? Und das Bruce bereits im Alter von nur 3 Monaten bei einem Film mitwirkte und ein Meistertänzer wurde? Und dass er dann mit 13 Jahren die Kampfkunst für sich entdeckte? Dass er gemobbt wurde und sein Meister Ip Man ihm mit seinen Lehren half, sich auf seine eigenen Stärken zu konzentrieren? Dass er als junger Mann in die USA zurück ging und dort eine Kampfkunstschule gründete und erst danach Hollywood an seine Tür klopfte? Und dass der Ruhm aber eigentlich erst nach seinem viel zu frühen Tod kam?

Das alles und noch mehr kann man auf diesen 36seitigen Ebook erfahren. Wunderbar kindgerecht formuliert wird hier Bruce Lees Leben gezeichnet – mit seitenfüllenden Bildern und kleinen Texten. Schwierige Begriffe sind hinten in einem Glossar erklärt und dort findet sich auch eine Biografie und ein Foto von Lee. Die Biografie hat auch eine schöne Botschaft: Glaube an Dich und Deine Stärken.

Ein schönes Büchlein für junge Interessierte ab 10 Jahren. Besonders für kampfsportbegeisterte Jungs und Mädchen, die gerade in diese Szene hineinschnuppern, sicher ein tolles Geschenk.

Mir gefallen Aufbau, Texte und Zeichnungen sehr gut und so lautet meine Wertung: 4/5. Und: ich habe noch einiges erfahren, was ich über Bruce Lee nicht wusste. Spannend und interessant.

Bewertung vom 17.05.2022
Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr / Die Marveller Bd.1
Clayton, Dhonielle

Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr / Die Marveller Bd.1


ausgezeichnet

Eine neue Fantasywelt und ganz viel Magie – toller Reihenauftakt

Ich vergebe für das Buch 4,5 Sterne – da es keine halben Sterne gibt, runde ich tendenzmäßig hier auf 5 Sterne auf.

Aufgrund einer Änderung der Gesetze ist es der 11-jährigen Ella möglich, als erste Fabuliererin überhaupt im Marveller-Internat Arkanum aufgenommen zu werden. Der Empfang durch die anderen Marveller-Schüler ist eher frostig, waren Fabulierer bei den Marvellern doch schon immer schlecht angesehen. Der Kampf gegen diese Vorurteile ist für Ella immens schwierig, zum Glück findet sie in Jason und Brigit zumindest zwei Freunde, auf die sie zählen kann. Gemeinsam meistern sie mehr oder weniger erfolgreich das erste Schuljahr mit dem Ziel, ihr Marvel, also ihre magische Kraft zu erhalten und zu erfahren, welchem Paragon sie angehören werden. Als Ella dann einiger Vergehen bezichtigt wird, die sie nicht begangen hat, ihr Mentor Master Thakur verschwindet und dann auch noch eine gefürchtete Verbrecherin Gia Trivelino, die es auf die Marveller abgesehen hat, aus der Gefangenschaft flieht ist für alle schnell klar: die Fabulierer sind Schuld an allem und man muss diese schnell loswerden. Ella und ihre Freunde setzen alles daran, diese Anschuldigungen zu widerlegen und Master Thakur zu finden. Dabei geraten sie in große Gefahr durch Gia Trivelino, die Böses im Schilde führt.

Eine richtig coole neue Welt hat die Autorin da geschaffen. Einerseits spielt es ganz normal auf der Erde, aber auch in den Wolken, wo sich das Arkanum befindet. Die Fabulierer sind ein eher naturverbundenes Volk und sanftmütig, während die meisten Marveller sich sehr viel auf ihre Privilegien einbilden. Ella ist ein bezaubernder Charakter, sanft, liebenswert, klug, loyal und es macht Spaß, sie durch das erste Jahr am Arkanum zu begleiten. Überhaupt sind alle Figuren sehr bildhaft beschrieben, ebenso wie das fantasievolle, sehr schöne Setting, so dass man direkt eintauchen kann in diese neue, magische Welt. Hier geht es ganz viel um Vorurteile, Ausgrenzung, Mobbing, Freundschaft. Alles verpackt in eine richtig spannende, abwechslungsreiche, bunte, magische Geschichte, die es versteht, zu fesseln. Nicht nur durch den locker zu lesenden Schreibstil, sondern auch durch die Optik. Das eher dunkel gehaltene, ansprechende Cover sowie die Innengestaltung mit ihren s/w-Vignetten und den abgebildeten Briefen bzw. Sternenpostnachrichten machen einfach Lust auf das Buch. Zudem ist es erfrischend, dass hier nicht einfach gezaubert wird, sondern gemarvelt und fabuliert. Das ist einfach mal was anderes.

Eine rundum gelungene, mitreißende Fantasystory mit fabelhaften Charakteren und Geschehnissen, diversen Wendungen und Überraschungen, ganz viel Spannung und Gefühl und auf jeden Fall ein Leseerlebnis – nicht nur für Kinder ab 10, sondern durchaus auch für die älteren Semester. Daher von mir 4,5/5 Sterne. Ich freue mich auf die Fortsetzung!