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Insgesamt 1630 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2022
Das große kleine Buch: Holunderzeit
Klaushofer, Brigitta

Das große kleine Buch: Holunderzeit


ausgezeichnet

So viel kann Holunder!

Spätestens seit dem der Hugo zum Trendgetränk wurde, kennen alle den Holunder. Mit dem Sirup aus dessen Blüten wird der Trunk erst das, was er ist! Aber den Holunderblütensirup kennt man eigentlich schon sehr viel länger. Mit Wasser verdünnt erfrischt er ungemein und wirkt zudem entwässernd.

In diesem wunderbaren kleinen Büchlein steckt jede Menge Wissen und Info rund um den Holunder. Von Mythen und Aberglaube über Wirkung und Verwendung, vorbei an Botanischem bis zu Rezepten versammelt sich auf 64 Seiten ein kleiner Schatz an Wissen.

Gerade der Rezeptteil ist spannend und zeigt, wie abwechslungsreich Holunder, der sich ohne Pflege schnell zu einem riesigen Unkraut entwickeln kann, ist. Likör, Saft, Suppe, Essig, Dressing, Desserts, Gelee, Marmelade – es gibt fast nichts, das nicht mit Holunder geht.

So klein das Büchlein auch sein mag, es beherbergt einen großen Schatz an Wissen rund um diese vielseitige Pflanze. Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 11.09.2022
Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1 (MP3-Download)
Letterman, Karla

Mörderische Masche / Der Häkelclub ermittelt Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Ein Witwer auf der Spur der Wahrheit

Maike ist Inhaberin von „Nähschiff & Nadelflotte“. Das ist nicht nur ein Handarbeitsgeschäft, wie ihr Mann Henri erfahren wird, als Maike auf einer Weide durch einen Stier ums Leben kommt. In seiner Trauer versinkt er fast, bis Edda, die Angestellte, ihn mit ein paar kleinen Tricks für den Laden, die Ware und die Treffen begeistern kann. Nach und nach entdeckt Henri, dass seine Frau nicht nur den Laden erfolgreich geführt hat. Und er ahnt, dass Maike einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist!

Dies ist fast schon ein Paradebeispiel für Cozy Crime! Einfach wunderbar ruhig, aber dennoch spannend und hoch interessant! Dabei geht die Autorin neue Wege. Sie löst den Krimi nicht klassisch auf, sondern überrascht den Leser mit einer ungewöhnlichen Idee. Das hat mich erst erstaunt, dann aber höchst zufrieden zurück gelassen, denn endlich mal läuft es wie im echten Leben.

Das Buch ist so angelegt, dass es der Start einer unterhaltsamen Reihe sein könnte. Dazu passt auch das ungewöhnliche Ende. Da werden wir uns wohl überraschen lassen müssen! Ich fände das prima, wobei dann auch die Möglichkeit gegeben würde, dass in einem späteren Band das Ende dieses Bandes quasi den Schlusspunkt finden könnte.

Die Figuren sind wunderbar gelungen! Jede einzelne ist besonders, außergewöhnlich, wunderbar, schrullig, überraschend. Da läuft man nicht Gefahr, darin jemanden wiederzuerkennen, denn diese Figuren sind eindeutig fiktional. Mir gefällt das sehr! Zusammen sind sie alle Teile eines Puzzles und ergeben ein tolles Bild. Dass Edda von allen als „das Fräulein“ betitelt wird, empfinde ich als charmante Stichelei und so passend zu den Menschen aus Bökersbrück, die so herrlich aus der Zeit gefallen erscheinen.

Mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht, spricht Karla Letterman eine ganze Reihe von Themen an, die der Leser dann schön selbst verdauen darf. Das mag ich, denn ich bilde mir gern selbst eine Meinung und den einen oder anderen Anstoß, über Dinge nachzudenken, nutze ich sehr gern, um aus der Wohlfühlzone herauszukommen. Insofern geht dieses Buch weit über den üblichen Cozy Crime hinaus. Man muss es nur sehen wollen!

Die Sprache, die die Autorin dem Protagonisten gibt, ist erfrischend altmodisch für dessen Alter. Aber sie passt zu seiner beschaulichen Art, seiner Introvertiertheit und der Trauer, die er in sich trägt, aber nicht zeigen will. Die Dorfbewohner lassen ihn sein, wie er ist – welch Wunder! Hier akzeptiert man doch noch Dinge, die anderswo Anlass zu Tratsch und Klatsch bieten. Dennoch findet sich dezent versteckt auch jede Menge Humor!

Perfekt ist dieser Roman nicht, nein, aber ein super Anfang für eine Serie. Ich hoffe jedenfalls auf weitere Fälle für den Häkelclub und gebe für diesen Band vier Sterne.

Oliver Erwin Schönfeld ist die perfekte Wahl für den Sprecher. Für mich hat er Henri perfekt auf den Punkt gebracht. Ich mag diese Stimme und wie er andere Figuren neben Henri spricht.

Bewertung vom 04.09.2022
KUNTH Weltatlas Der neue Atlas der Welt
KUNTH Verlag

KUNTH Weltatlas Der neue Atlas der Welt


ausgezeichnet

Wunderbare Karten, großartiges Bildmaterial

Schon als Kind liebte ich Atlanten sehr. Geographie war nicht so ganz mein Ding (lag aber vermutlich auch deutlich an der Lehrerin), aber die Welt auf Karten zu entdecken war schon damals großartig!

Dieser Atlas hier ist ein wahrer Traum. Neben den Karten, wie man sie kennt, finden sich im Kapitel „Rekorde der Welt“ auch Bildband-Fotos, die atemberaubend sind. Aber Vorsicht – hier läuft man Gefahr, sich die eine oder andere weiterführende Lektüre zulegen zu wollen!

Es folgt das Länderlexikon, das auch ein Verzeichnis der internationalen Staatennamen enthält. Danach findet sich dann das Register, in dem alle auf den Karten aufgeführten Namen zu finden sind. Und das sind enorm viele – das Register ist satte 78 Seiten stark!

Das große – für Atlanten typische – Format erleichtert die Orientierung. Die Welt entdecken, Länder bereisen in der Fantasie, Reisen planen, Reiseziele aufstöbern – alles kein Problem. Die Texte sind kurz und prägnant, aber dennoch informativ.

Die Maßstäbe sind nicht immer identisch, doch da, wo man „genauer hinsehen“ möchte, ist der Maßstab sehr angenehm. Vorangestellt ist eine Übersicht über die Gebiete und die entsprechenden Karten und Unterkarten, gekennzeichnet in den Farben für die Maßstäbe. Diese sind Grün 1:2,25 Mio, Rot: 1:4,5 Mio und Schwarz: 1:13,5 Mio. Die Meeresbodenkarte und die Detailkarte für Europa sind faszinierend und ein echtes Highlight.

Der Atlas ist absolut hochwertig gestaltet. Das Papier hat eine gute Stärke und übersteht auch häufiges Blättern. Der Druck ist klar und ohne Verschiebungen. Die Farben sind kontrastreich, sodass der Atlas gut zu lesen ist. Ich bin total begeistert von diesem Atlas, von dem ich hoffe, dass die aktuelle Situation nicht so schnell zu einer Neuauflage führen muss.

Ich bin großer Karten-Fan. Möglicherweise bin ich auch deshalb so von diesem Buch begeistert. Ich gebe aus vollem Herzen die vollen fünf Sterne.

Bewertung vom 02.09.2022
Lincoln Highway
Towles, Amor

Lincoln Highway


ausgezeichnet

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag

Nachdem der 18jährige Emmett Watson aus Salina entlassen wird, will er nur noch nach Hause, die Farm seines verstorbenen Vaters der Bank überschreiben, sein Auto und seinen kleinen Bruder abholen und ein neues Leben ganz woanders beginnen. Doch Billy will sich auf die Suche nach ihrer Mutter machen, die acht Jahre zuvor verschwunden ist und ihnen neun Tage lang jeweils eine Postkarte geschickt hat. Billy ist sich sicher, sie in Kalifornien zu finden. Doch dann tauchen zwei Freunde aus Salina auf und wollen mit den Jungs nach New York. Und Duchess weiß, wie er seinen Willen durchsetzt – so starten die vier in ein unglaubliches Abenteuer, das jeden einzelnen von ihnen unabhängig voneinander in große Gefahr bringt, aber auch voller wunderbarer Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen ist.

Um es gleich vorweg zu nehmen – dieses Geschichte ist wohl die beste, die ich in den letzten zwanzig Jahren genossen habe! Kein Wunder, dass der Autor daran viele Jahre gearbeitet hat. Diese Liebe und Sorgfalt merkt man dem Ergebnis an. Dennoch ist sie voller Leichtigkeit, auch in schweren Situationen und Momenten. Sie ist voller Liebe, voller Güte, voller Weisheit. Kaum ein Satz ist einfach nur ein Satz oder irgendwie banal. Hier reiht sich ein bemerkenswerter, wunderbarer Satz an den nächsten und dennoch ist das nicht erschlagend oder übertrieben.

Die Figuren sind jede einzelne klar gezeichnet, ohne viele Worte zu verbrauchen. Man weiß sofort, um wen es sich gerade handelt, weil sie alle so klar zu erkennen sind, als stünden sie vor einem. Gerade Duchess macht es einem nicht leicht, seine Eskapaden zu ertragen, aber er schafft es, alles sehr logisch zu erklären und man muss neidlos anerkennen: seine Logik hat was! Sie ist in sich stimmig, obwohl der „Normalo“ nur den Kopf schütteln kann und verzweifelt versucht, Duchess klarzumachen, dass es so einfach nicht geht. Woolly geht einem schnell ans Herz und Billy möchte man direkt adoptieren. Auch Emmett hat seine Fehler, aber sehr viel mehr gute Seiten. Die vier zusammen sind schon der Hit, doch tauchen noch mehr Figuren auf und jede einzelne ist ein Unikat! Auch wenn viele Klischees bemüht werden, ist tatsächlich keine Stelle überzogen. Die Welt und das Geschehen mit Billys Augen zu betrachten macht so reich – und kann trösten und Kraft geben. Der Autor lehrt einen, nie Vorurteile zu fällen und ganz genau hinzusehen.

Die gesamte Sprache ist einzigartig, fast märchenhaft, aber zweifellos beschreibt sie die damalige Zeit und Situation sehr exakt. Trotzdem ist alles auch sehr aktuell, also zeitlos. Amor Towles hat einen interessanten Stil gewählt. Man erfährt aus mehreren Perspektiven die Geschehnisse. So überschneiden sich manchmal die Sichtweisen, wodurch tatsächlich ein klare, fast schon dreidimensionales Bild entsteht. Teils ist die Ichform gewählt, teils wird aus Sicht des jeweiligen Protagonisten erzählt. Noch dazu werden die Kapitel in einem Countdown gezählt, also rückwärts. Alles zusammen ergibt ein Meisterwerk, wie es nur ganz selten auf den Markt kommt. Ein Kleinod, das unter die Haut geht und in der Seele ganz lange nachhallt. Ich habe jedes Wort inhaliert und bin komplett begeistert.

Die Wahl der Sprecher – und dass es drei sind – ist sehr gelungen. Das rundet alles noch mehr ab und holt die Geschichte ins eigene Zuhause.

Ohne Frage: Fünf Sterne!

Bewertung vom 22.08.2022
Bülent Rambichler und der verliebte Bulle / Bülent Rambichler Bd.3
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und der verliebte Bulle / Bülent Rambichler Bd.3


ausgezeichnet

Auch der dritte Band ist gelungen – mehr davon!

Mitten im Faschingsausklang hat der Büli Liebeskummer. Grund und Auslöser ist seine Assistentin Astrid. Dass ihm dann auch noch die Funsenederin um den Hals fällt und noch dazu mausetot, das hat ihm grade noch gefehlt. Aber was hilft’s? Der Fall muss aufgeklärt werden und außer ihm ist ja keiner da. Okay, doch, der Franz hilft ihm ja immer und auch der Geiger und die Waldnerzwillinge tun ihr Bestes, um dem Rambichler junior zur Hand zu gehen. Auf die Hilfe seiner Eltern Maria und Erkan würde Bülent allerdings gern verzichten.

Anja Bogner hat einen wunderbaren Humor, den sie ihre Protagonisten vorführen lässt, führt ihre Protagonisten aber niemals vor. Dabei ist alles so unfassbar vorstellbar, so realitätsnah, dass man davon überzeugt ist, das kann gar nicht ausgedacht sein, das muss irgendwo auf der Welt (oder eben in Franken) ganz genau so passiert sein! Diese Autorin hat ihre Mitmenschen ganz genau beobachtet und ihnen in diesem unterhaltsamem Provinzkrimi eine exzellente Bühne bereitet.

Für Neueinsteiger wie für jene, die alle beiden Vorgängerbände bereits gelesen haben, ist das „Who is Who“ auf der vorderen Klappseite ein feines Schmankerl. Auch die letzte Seite ist zum Ausklappen. Hier findet sich ein sehr einfacher, aber cooler Ortsplan von Strunzheim. Gelungen finde ich – neben dem Krimi selbst – auch den Glossar am Ende und davor die „SUNSHINECHEN-TIPPS FÜR GOOD VIBRATIONS“, die natürlich zum Krimi super passen.

Der Krimi selbst ist schlau gemacht mit jeder Menge Verdächtiger und heißer Spuren und natürlich einer ganz cleveren Wendung. Man liest sich fest, man hat Spaß beim Lesen, dennoch bleibt die Spannung nicht auf der Strecke. Nein, man knabbert nicht nervös an den Fingernägeln (gut so!), aber man möchte doch wissen, wie das alles nun zusammenhängt und wie ein Schuh draus wird.

Die Kapitel sind nicht zu lang und lesen sich gut weg. Selbst Nicht-Franken kommen meiner Meinung nach gut mit den eingestreuten Dialekt-Ausdrücken zurecht. Sie geben dem Buch eine besondere Würze und machen charmant deutlich, wo man sich gerade befindet. Die Charaktere sind einfach zauberhaft und wer alle Bücher gelesen hat, sieht auch die Entwicklung jedes einzelnen. Mal stärker, mal weniger stark, aber niemand tritt auf der Stelle. Auch neue Figuren tauchen auf, aber niemals wird man mit zu vielen Personen verwirrt. Die Übersicht bleibt bewahrt, man verliert nie den Faden. Sie bringen gern mal auf den Punkt, was man selbst sich nie so zu sagen trauen würde. Es ist herrlich!

Da alle Fälle in sich abgeschlossen sind, kann man auch „mittendrin“ starten – sie sind aber so unterhaltsam, dass man am besten mit Band eins („Bülent Rambichler und der störrische Karpfen“) beginnt, sich direkt im Anschluss Band zwei („Bülent Rambichler und die fliegende Sau“) gönnt und dann erst Band drei (eben diesen hier, „Bülent Rambichler und der verliebte Bulle“) liest. Es lohnt sich definitiv!

Kurz: Ein toller Provinkrimi mit Humor, der nicht unter die Gürtellinie geht und niveauvoll bleibt. Ich gebe gern die vollen fünf Sterne!

Bewertung vom 16.08.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Brot backen (lernen) – und kreativ werden!

Es gibt jede Menge Brot-Backbücher, auch sehr gute und wirklich wunderbare Rezepte. Aber Christina Bauer stellt sie einfach alle in den Schatten! Sie ist nicht nur enorm sympathisch, sie transportiert ihre Leidenschaft für das Backen einfach optimal zum Leser. Auch erklärt sie alles so super gut, dass sogar ich es verstehe und umsetzen kann. Das will schon was heißen! Da dürfte es kein Wunder sein, dass ich ihre Bücher liebe und inzwischen wohl auch behaupten kann, sie zu sammeln. Kein einziges hat mich bisher enttäuscht, nichts wiederholt sich nervig (bis auf wirklich wichtige und informative Tipps, wie z.B. das Formen eines Zopfes), immer lerne ich dazu und erweitere mein eigenes Repertoire in der Backstube. Doch nicht nur ihre Rezepte, auch ihre Texte sind einzigartig. Man muss sie einfach mögen! Mir spricht sie auch immer wieder aus der Seele.

Das Buch legt nach der Einleitung von Christina an den Leser mit einem sehr nützlichen und informativen Theorie-Teil los. Hier erfährt man allerhand rund um Zutaten, Utensilien, Lagerung und Techniken. Das klingt langweilig, ist aber extrem spannend, vor allem ist es jedoch tatsächlich der Ausgangspunkt für ein gutes Gelingen! Der eine oder andere QR-Code ist mit eingestreut und führt zu Video-Tutorials. Ich persönlich mag das weniger, mir ist jedoch bewusst, dass dies in der heutigen Zeit fast schon ein Muss ist. Die Grundteige sind sehr schön beschrieben und der Sauerteig bekommt ein eigenes Kapitel. Ach, Christina erklärt das so wunderbar und dennoch werden der Sauerteig und ich einfach keine Freunde! Da ist wohl bei mir Hopfen und Malz verloren! Es finden sich auch Listen und Tabellen, um Zutaten zu ersetzen oder umzurechnen. Das ist geballtes Wissen, das man sich sonst nur sehr schwer selbst aneignen kann. Hier lässt es sich bequem jederzeit nachschlagen.

Natürlich ist auch hier das Highlight der Rezepte-Teil! Man sieht sofort, dass man ein Christina-Backbuch vor sich hat! Die Aufteilung und Gestaltung der Rezepte erkennt man sofort, man fühlt sich wohl und „zu Hause“! Die Arbeitsschritte sind verständlich erklärt und oft gibt es sogar eine passende „Fotostrecke“ dazu, immer aber ein Bild der fertigen Backware. Wie immer sind die Rezepte einfach gemein lecker und optisch verwöhnt Christina die Genießer ebenfalls. Sie bekommt die Backwaren natürlich wirklich perfekt geformt – aber irgendwann lerne ich das auch noch! Da der Geschmack immer himmlisch ist, stört auch eine etwas weniger schöne Form nicht beim Genuss.

Man will sofort loslegen und gleich alles ausprobieren, inklusive eigener Abwandlungen und Varianten. Bei den vielen Rezepten hat man da ganz schön zu tun und zu essen! Von Brot über Brötchen bis zu süßen Backwaren und deftigen Snacks, man schwelgt im Paradies und riecht den Duft schon beim Lesen! Und ganz im Sinne der Nachhaltigkeit gibt es auch ein Kapitel zur Resteverwertung! Als Krönung findet sich dann noch eine Art „Pannenhilfe“ – dafür bin ich riesig dankbar. Glossar und Rezeptregister schließen das Buch dann ab. Die Anzahl an Rezepten ist überwältigend und ich wage zu behaupten, dass man Jahre benötigt, um alles, wirklich alles mal nachgebacken zu haben. Bisher hat mich noch kein Rezept enttäuscht und auch Gäste loben jedes Rezept. Mit diesem Christina-Buch liegt man wie immer genau richtig, wenn man gern backt und tolle Rezepte für Brote, Brötchen, Süßes und Pikantes sucht und experimentierfreudig ist. Die Schützenhilfe für das Austauschen und verändern von Zutaten und die Grundteige bieten die ideale Ausgangslage für eigene Kreationen.

Für mich rundum ein tolles Buch einer sehr sympathischen und energiereichen Frau. Die Fotos sind das Tüpfelchen auf dem i. Ganz klare fünf Sterne.

Bewertung vom 15.08.2022
Das einfachste Brot der Welt
Schmitt, Axel

Das einfachste Brot der Welt


ausgezeichnet

So backt jeder gern und vor allem superleckeres Brot (und mehr)!

Backen ist eine Leidenschaft von mir und gerade Brot steht da ganz vorne. Darum bin ich immer sehr erfreut über Brotrezepte. Warum? Weil es manchmal einfacher ist, eine Torte zu zaubern, als ein leckeres Brot! Und weil es so viele Wege gibt, Brote zu backen. Und weil Brot einfach lecker schmeckt und schon beim Herstellen verzaubert. Und weil man öfter Brot als Torte isst. Tatsächlich gibt es auch super einfache Methoden, ein Brot zu backen. Axel Schmitt ist einer jener, die das Brotbacken für alle ermöglichen mit Rat und Tat und Tipps und Rezepten! Und das auf eine völlig neue, erfrischende Art, die die alte und die junge Generation zusammenbringt. Ich find’s toll!

Mir persönlich ist Axel Schmitt aus dem TV (Kabel1, Abenteuer Leben, „Backen in geil“) bekannt. Seine lockere Art kann ein bisschen nerven, ist aber hauptsächlich einfach nur erfrischend und verbannt gleich mal die Angst vor der Materie. Sauerteig wird wahrscheinlich dennoch nie mein Freund, aber bei den vielen Rezepten ohne Sauerteig ist das nicht ganz so schlimm.

Sehr schön finde ich, dass man hier ein Rundum-Paket bekommt. Es wird mit einem informativem Theorie-Teil begonnen, der Material und Techniken beschreibt und einen guten Überblick verschafft. Klar, das geht nicht ganz so tief und auch nicht in die Breite, aber man hat mehr als nur ein paar Grundlagenkenntnisse zusammen.

Dann geht es schon los mit den Rezepten – und einer Überraschung: Hier finden sich nicht nur Brotrezepte, sondern auch Rezepte für Kuchen und anderes Gebäck! Die Aufmachung der Rezepte ist übersichtlich und recht klassisch mit der Zutatenliste und den Arbeitsschritten. Gelegentlich finden sich zusätzliche Tipps und immer mal wieder auch QR-Codes zu Videoclips. Geduld ist hier gefragt, denn die Teige gehen fast ausnahmslos mindestens zehn Stunden im Kühlschrank. Und genau damit hat Axel mich „bekommen“, denn so gern ich spontan Brot backe, weiß ich schon längst, dass die „gebremste und langsame Gärung“ im Kühlschrank einfach die genialsten Ergebnisse hervorbringt. Also nicht abschrecken lassen, sondern freuen! Entschleunigt backen und genießen und vor allem nicht „einfach“ mit „schnell“ gleichsetzen.

Besonders witzig ist das Kapitel „Axel on fire – Der Ofen ist nicht die Grenze“. Hier möchte ich nur so viel verraten, dass die Ideen klasse sind, aber nicht unbedingt jeder davon begeistert sein wird. Vermutlich ist „Direkt vom Index: verboten gute Backwerke“ noch weniger für alle geeignet, aber ich liebe diese Rezepte! Sie sind so herrlich einzigartig, so anders, so erfrischend verrückt! Allerdings werden hier auch ein paar eher schwer zu beschaffende Zutaten verwendet. Ansonsten sollte man für fast jedes Rezept die Zutaten in jedem guten Supermarkt bekommen. Von super einfach bis zu Angebergebäck, über Zero-Waste bis außergewöhnliche Methoden, hier ist einfach alles vertreten und da mit einer Leidenschaft und einem Schwung, dass man schon beim Lesen mitgerissen wird.

Die Fotos – sowohl von den fertigen Backwaren als auch von Axel Schmitt – sind gern mal außergewöhnlich und oft mit einem kleinen Überraschungseffekt versehen. Ich habe mich köstlich über die Idee mit der doch recht ungewöhnlichen „Teigschüssel“ amüsiert. Man möchte in jedes Brot direkt reinbeißen und hofft, das eigene Ergebnis wird auch nur annähernd so schön. Manchmal ist die Formulierung ein wenig irreführend, aber da kann man dann mit Logik weiterkommen. Beispielsweise „Die Pizzen mit dem Backpapier auf den Pizzastein im heißen Ofen schieben und ca. 10 Min. backen.“ Damit ist mit Sicherheit nicht gemeint, dass alles zusammen auf den Pizzastein soll, sondern das Backpapier quasi die „Rutsche“ für den Pizzateig sein soll. Ich nutze hier meine Pizzaschaufel und befördere die Pizza so in den Ofen und wieder heraus.

Ja, man wird es bereits gemerkt haben – ich bin von diesem Buch total begeistert! Da kann ich auch drüber hinwegsehen, dass der

Bewertung vom 13.08.2022
Das Geheimnis der Spiegelung
Bendel, Jochen

Das Geheimnis der Spiegelung


ausgezeichnet

Partner statt Herr und Hund

Die Geschichte, wie Jochen Bendel „auf den Hund“ kam, wie sich das dann immer weiter entwickelte, ist schon mal schön zu lesen. Seine Ausführungen zum Thema Spiegelung gefallen mir ebenfalls sehr. Er schreibt, als würde er den Leser persönlich kennen. Dabei wirkt er sympathisch wie immer, kein bisschen überheblich, aber absolut „menschlich“. Dabei hat er eine wunderbar bildhafte Sprache, die ich aber an keiner Stelle übertrieben oder albern fand. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen!

Seine Tipps, seine Erklärungen, seine „Anleitungen“ – ich finde sie großartig. Da Bendel selbst sagt, dass nichts in Stein gemeißelt ist, man seinen eigenen Weg (mit kleinen Hilfen vom Hund und vom Bendel, sehr gerne!) finden soll, muss, kann, darf, fühlt man sich nicht belehrt. Dadurch kann man kaum aufhören zu lesen, zumal man immer und immer wieder „alte Bekannte“ trifft: man erkennt sich selbst, den eigenen Hund, das eigene Leben wieder.

Die Kapitel sind gut unterteilt, haben eine angenehme Länge. Sie sind informativ und regen zum Nachdenken an. Die vielen wundervollen Fotos lockern das Ganze noch zusätzlich auf und lassen uns ganz nah an den Autor und in sein Leben. Offen und sympathisch eben!

Die Kernaussage, die gleich am Anfang auftaucht, zieht sich durchs ganze Buch. Und wenn man das immer im Hinterkopf behält, ist quasi auf Anhieb das Zusammenleben mit dem Hund auf einem anderen, meiner Meinung nach gerechteren, Niveau: Jeder trägt sein Päckchen. Hund wie Mensch. Hund noch mehr, wenn er eine Vorgeschichte hat.

Was mir weniger gefällt, ist aber ein weitverbreitetes Phänomen. Ich mag die ach-so-herzigen Begriffe „Fellnase“, „Dosenöffner“ und „Regenbogenbrücke“ inzwischen einfach nicht mehr. Überstrapaziert und auch gar nicht nötig. Hier wird die „Fellnase“ nervig oft erwähnt.

Die Aufteilung des Buches ist gelungen. Zunächst erfährt man quasi eine Einführung, dann werden die MENSCHEN in Typen eingeteilt. Es gibt „Beispielsmensch-Hund-Paare“, Erklärungen, Erzählungen und einen Test. Danach gibt es eine kleine Typisierung, was die Wahl einer bestimmten Rasse über den Menschen verrät. Dabei ist klar, dass längst nicht alle Hunderassen auftauchen. Man findet deshalb auch eine relativ kleine Auswahl von 25 Rassen in diesem „Hundequartett“. Aber das ist so humorvoll und dennoch mit „wahrem Kern“, dass es ein echtes Highlight ist.

Kurz und gut – es lohnt sich auf alle Fälle, sich mit diesem Buch und vor allem der Thematik zu beschäftigen. Der Hund wird es danken! Ach, Jochen, wie könnte ich da weniger als die vollen fünf Sterne geben! Wer hätte gedacht, was aus dem „geborenen Ketchup-Experten“ mal werden wird!