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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2016
Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1
Haberstock, Meike

Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1


sehr gut

Im ersten Abenteuer von "Holly Hosenknopf" und ihren Freunden werden die Protagonisten zunächst auf mehreren Seiten steckbrieflich vorgestellt. Den Beinamen Hosenknopf trägt das Findelkind Holly ähnlich dem Protagonisten aus dem Kinderbuchklassiker Jim Knopf auf Grund eines Knopfes an ihrer Kleidung.
Ihre Freunde sind ihre Adoptiveltern und jede Menge Tiere.
Mit Käthe und Hinnerk wohnt Holly nachts im Rosa Holzhaus, mit den Tieren tagsüber in einem Übersee-Container.
Die Illustrationen überwiegen zum Text, der teilweise als Fließtext, aber auch in Comicblasen dargestellt wird. So kann das Buch weder komplett zum Bereich Vorlesebuch noch zum Erstleserbuch zugeordnet werden. Ich habe das Buch laut im Wechsel mit meiner Tochter gelesen, das hat sehr gut geklappt.
In Hollys ersten Abenteuer erlebt die Freundeschar einen Tag auf einem Pferdeturnier, bei denen sie verrückte Sachen entdecken und es sich mal wieder zeigt, wie wichtig Freundschaft ist. Den Beautywahn unserer heutigen Gesellschaft nimmt die Autorin schrill und kindgerecht auf die Schippe - sowohl meine Tochter als auch ich hatten viel Spaß beim Lesen des kurzen Abenteuers.

Rein vom persönlichem Geschmack wäre mir ein Erstleser/Vorlese-Buch ohne Comicblasen lieber und so putzig und lustig die außergewöhnlichen Tiernamen zum Vorlesen sind, beim Selbstlesen stolpert ein Leseanfänger doch eher darüber als über Wörter, die zum normalen Grundschatz gehören.

Reihen-Info:
Ein Nilpferd macht das Rennen
Herbert in Not

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Mein Leben und andere Missgeschicke / Lil April Bd.1
Gessner, Stephanie

Mein Leben und andere Missgeschicke / Lil April Bd.1


ausgezeichnet

"Lil April" erzählt Geschichten aus dem turbulenten achtköpfigen Großfamilienhaushalt von Lil plus Au Pair Mädchen plus Hund, aus der Sicht von Lil, die sie schriftlich und zeichnerisch in ihren LLBs - Lils Lebens Büchern - festhält. Lil ist sozusagen ein alter Ego der Autorin Stephanie Geissner, die gleichfalls in einer achtköpfigen Familie großgeworden ist, aber als Jüngste der Kinderschar. Lil ist nach ihrem Bruder Pego die Älteste in der Familie und wird somit häufiger in den Haushalt einbezogen als die kleinen Geschwister oder muss ihre Freizeitgestaltung sogar auf diese abstimmen. Wie es in einem Einzelkindhaushalt zugeht, erfährt sie hautnah durch ihre HALF - ihrer allerbesten Freundin Hellie, die ihrerseits die Probleme einer Großfamilie nur durch Lils Erzählungen kennt.
Egal ob Einzelkind, Geschwisterkind oder Elternteil, dadurch, dass Stephanie Gessner gewissermaßen ihr eigenes Leben zum Thema des Buches macht, weißt sie genau von was sie schreibt und so kennt jeder das eine oder andere Erlebnis, welches in dem Buch stattfindet, aus erster Hand. Ich denke, die realistische Darstellung dieser verschrobenen Erlebnisse, die eben manchmal in Familien stattfinden, sind der Grund, dass der Humor des Buches auch absolut bei Erwachsenen noch ins Volle trifft. Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und die Geschichte regelrecht verschlungen. Nicht zuletzt, weil sich bei Lils Vater merkwürdige Dinge ereignen und Pego und Lil versuchen mehr schlecht als recht dessen Geheimnissen auf die Spur zu kommen.
Da Peinlichkeit immer noch zu steigen ist, flirtet Pego in diesem Schuljahr alles an was lange Haare hat inklusive dem viel älteren Au Pair Maria aus Griechenland, und Lil verliebt sich in den Nachbarsjungen Dennis. Der aber eine Fernbeziehung führt oder doch nicht? Aus Teenagern wird man weder als Erwachsener schlau, noch wenn man im gleichen Alter ist.
Um die Skurrilität der Familie April noch zu überspitzen, ist diese mit einem griechenlandaffinen Oberhaupt ausgestattet, der Archäologie studiert hat und seine sechs Kinder allesamt nach griechischen Göttern benannt hat. Da ist der Familienhund Pan noch glimpflich weg gekommen.
Bereits das Cover und die Vorsatzseiten geben einen ersten Vorgeschmack auf das turbulente Leben von ihrem Hobby dem Zeichnen.
"Lil April" ist in erster Linie ein Buch zum Spaß haben, zeigt aber gegen Ende auch, egal wie nervig Familie sein kann, in der Krise ist Verlass und alle arbeiten zusammen, um Probleme zu lösen!

Zum Glück wird es einen zweiten Band rund um Lil und ihre Familie geben, zu dessen Verlauf man aber die erste Geschichte kennen muss und ich will das Geheimnis von Lils Vater nicht preisgeben ;) Auf jeden Fall bin ich gespannt auf weitere Turbulenzen, die Entwicklung zwischen Lil und Dennis und der Antwort auf einen wichtigen Brief, den Lil gerade noch rechtzeitig versendet hat. Wie man sieht, hat die Autorin sogar mehrere Eisen im Feuer, warum man nach dem verrückten Einstieg in Lils Leben unbedingt noch mehr von ihrer Großfamilie erfahren will!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Der Fluch des Bonawentura
Collin, Andreas

Der Fluch des Bonawentura


sehr gut

"Der Fluch des Bonawentura" ist ein klassisch angehauchtes Abenteuerbuch für Jungen und Mädchen ab acht Jahren, das in Abwesenheit von Fernsehen, Smartphones und Internet herrlich entschleunigt wirkt. Das ganze Ambiente und die Namensgebung der Protagonisten lässt von Anfang an ein nostalgisches Lesegefühl aufkommen.
Artur lebt seit er denken kann bei seinem fiesen Onkel Gisbert. Als er diesen eines Tages belauscht, dass er seinen Neffen auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen will, ergreift Artur die Flucht. Statt wie geplant in der Südsee, landet er als blinder Passagier auf der Ladefläche eines Lastwagens in Polen. Unterwegs trifft er auf seinen Schulkameraden Oswald und in Gefangenschaft einer polnischen Schmugglerbande lernen die beiden Kamila kennen, die auf der Suche nach ihrer verschollenen Mutter ist. Das ungleiche Trio kann den gefährlichen Schmugglern entfliehen und findet sich bald in einem größeren Abenteuer wieder: der berühmte polnische Räuberhauptmann Bonawentura soll einen sagenumwobenen Schatz versteckt haben, auf dem ein Fluch liegt. Die Suche nach dem Schatz gestaltet sich als schwierig, da sich die drei ungleichen Kinder zunächst zusammenraufen müssen und auch schnell klar wird, dass die drei nicht die einzigen sind, die den Schatz aufspüren wollen.
Als Erwachsene habe ich die Szenen besonders genossen, die an alte Kinder- und Abenteuerklassiker erinnern, als Kind könnte ich mir jedoch vorstellen, dass der Spannungsbogen zu lange braucht, bis er seinen Höhepunkt erreicht. Andreas Collin gibt den drei Ausreißern viel Zeit bis zu ihrem Aufeinandertreffen und einem näheren Kennenlernen bis der titelgebende Bonawentura mit seinem sagenumwobenen Schatz seinen großen Auftritt hat.

"... man bedenke nur, wer alles schon dort unten entlanggewandert ist! Phileas Fogg, auch wenn sich in seinen Aufzeichnungen verständlicherweise nichts darüber findet. Karl Konrad Koreander wusste sicherlich auch von ihrer Existenz. Dazu der legendäre Bonawentura und..." (S.131)

Anfang und Ende des Buches schlagen einen fantasievollen Bogen. Das Ende des Buches fand ich so einfallsreich, dass ich nach Beenden der Geschichte das erste Kapitel ein weiteres Mal gelesen habe, um den stilistischen Kunstgriff voll auszukosten. Ein kleines Manko könnte für den einen oder anderen sein, dass man von Oswalds familiärer Situation nichts mehr erfährt. Für mich war die Aufklärung der Familiengeschichten der Kinder eher nebensächlich, soweit sie nichts mit der Schatzgeschichte zu tun hatten. Ich habe die klassisch angehauchte Schatzsuche genossen, die mir im Vergleich zu dem umfangreich ausgearbeiteten Anfang der Geschichte nur leider etwas zu kurz gekommen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2016
Hamish und die Weltstopper / Hamish Bd.1
Wallace, Danny

Hamish und die Weltstopper / Hamish Bd.1


sehr gut

Die Zeit... einem Kind die Zeit nahezubringen ist eine sehr große Aufgabe: gleich, sofort, 5 Minuten, ich muss noch mit dem Hund raus... Mal ehrlich - das ist doch blasphemisch gegenüber dem genauesten Zeitmesser auf Erden, den Hamish dank des Chromatographen seines Großvaters sein Eigen nennen kann.
Die Zeit soll nun von bösen Weltenstopper untergraben werden, die nach und nach alle Erwachsenen auf ihre Seite ziehen, indem sie sie entführen, einer Gehirnwäsche unterziehen und nach und nach wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückschicken.
Allein die Kinder haben noch eine Chance den Untergang der Zeit aufzuhalten - eben dank des sekundengenauen Chromatographen - der die Zeit auch dann noch korrekt anzeigt, wenn die ganze Welt den Atem anhält.

Zum Glück bleibt Hamish nicht lange alleine im Kampf gegen fiesen Weltenmonster. Ein ausgefallener und sehr schräger Trupp Jugendlicher hat sich zusammengefunden, um Zerstörungsstrupps aufzustellen, die den Aliens zeigen wollen, das diese die Rechnung ohne sie gemacht haben, dass sie falsch geschnitten sind, wenn sie meinen, sie hätten auf unserem Planet was zu sagen, aber bis dahin ist noch ein weiter Weg zurückzulegen. Bevor die Situation in Panik umschlägt, werden Erzfeinde erst einmal zum Narren gemacht und der Süßigkeitenladen ausgeraubt. Am Anfang ist es noch richtig cool, die Zeitspannen, wenn die Welt still steht, zum Ausrauben von Süßigkeitenläden zu nutzen oder üble Gegner an der Nase herumzuführen, aber nach einer Weile sehnt man sich nur noch nach Gesellschaft und Regeln. Dabei tickt unaufhörlich die Zeit und keiner weiß, wie lange der zufällig zusammengewürfelte Trupp Kinder den Weltenstoppern noch etwas entgegen zu setzen hat, die immer gefährlicher werden.

Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung der Geschichte, da die familiären Sorgen unserer handlungsführenden Kids in diesem Teil viel zu knapp abgehandelt wurden. Ich hatte unheimlich viel Spaß beim Lesen der Geschichte und mit den gelungenen Illustrationen, aber am Ende hingen mir ein paar lose Fäden zu viel herum, die die Geschichte für das Lesepublikum ab 10 Jahren zu einem runden Abenteuer machen, da die Handlung und auch die Bilder teilweise richtig fies und beängstigend sind. Daher folgt hoffentlich zeitnah eine Weitererzählung, die sich mit dem mysteriösen Zettel beschäftigt, den die Kindern am Ende ihres Abenteuers in den Händen halten, mehr über das Verschwinden ihrer Familien preisgibt und die Intention der Weltenstopper, woher genau sie kommen und was sie dazu bewegt, unsere Erde für imer längere Zeitabschnitte anzuhalten.

Mit 10 Jahren habe einige Leser mit über 300 Seiten Lesestoff eine ganze Weile zu kämpfen. Zahlreiche Illustrationen lockern die Geschichte jedoch unheimlich kurzweilig auf, dass man sie kaum zur Seite legen kann und sich die Seiten flott weglesen. Die jugendlich gehaltene Sprache lässt sich zudem leicht verstehen, auch wenn der Autor teilweise Fremdwörter einstreut, die sicher nicht jedem Leser im Kindesalter bekannt sind, deren Bedeutung aber aus dem Kontext hervorgeht.

Fazit:
Das relativ offene Ende kann hoffentlich nur bedeuten, dass es mit Hamish und seinen Freunden im Kampf gegen die Weltenstopper weitergehen wird! Als Einzelband hätte ich das Buch ansonsten etwas schwach empfunden, da die Ereignisse sich plötzlich überschlagen und zu viele Fragen offen gelassen werden. Da Text und Illustration für das Lesealter manchmal recht düster sind, ist das für mich ein weiterer Grund, warum ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht hätte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.01.2016
Das Nest
Oppel, Kenneth

Das Nest


ausgezeichnet

Steves Familie besteht aus 5 Personen, Mama und Papa, Steve und Nicole, und das Baby, das auf Grund eines Gendeffekts und noch einigen anderen Krankheiten ums Überleben kämpft.

Kapitellang ist es nur das Baby... dann wird es er... bis wir das Wesen endlich unter seinem Namen Theo kennenlernen, als wollte Steve so gut es geht vermeiden eine Bindung zu seinem Geschwisterchen aufzubauen.

In einer Nacht schleicht sich eine Wespe in Steves Träume ein und macht ihm ein Angebot, dass sie einen perfekten Theo ausbrüten können, der dann gegen das falsche, kranke Baby ausgetauscht wird. Letzten Endes darf Theos Platz natürlich nur von einem Baby eingenommen werden. Steve muss dem Handel nur zustimmen und schon machen sich die Wespen an die Arbeit.

Doch schon bald macht sich Steve erhebliche Vorwürfe, ob sein Baby auf Grund seiner Erkrankungen weniger wert ist, als der perfekte Theo, der im Wespenbau nach und nach Form annimmt. Kann er seinen Eltern einen Austausch zumuten? Darf er das kranke Baby aufgeben? Ist es nicht sogar eine Form der Diktatur, der Euthanasie, wenn ich mich bewusst für oder gegen ein Wesen entscheide, sie auf Grund von Defiziten im Aussehen oder einer möglicherweise eingeschränkten geistigen Leistung verurteile? Die Zweifel drängen sich in den Kopf des Lesers, was darf erlaubt sein, was nicht... Noch spannender wird das Thema, wenn man bedenkt, dass auch Kenneth Oppel ein Kind mit Handicap hat. Hat er in den Zeiten der Schwangerschaft seiner Frau oder den ersten Monaten mit dem Säugling ähnliche Alpträume über sich ergehen lassen müssen?
Nicht alles in "Das Nest" ist real oder mit gesundem Menschenverstand zu erklären, aber auch nicht alles ist Traum. Die Traumwespen aus Steves Schlaf greifen in Steves reales Leben ein, zudem wissen sie Dinge über ihn, die keiner wissen kann. Neben den Wespen gibt es noch einen Herr Niemand, ebenfalls ein Grenzgänger zwischen realen und geträumten Welten. Diese Zwischenwelten verbreiten Angst, ganz besonders, da der Verlag eine Ausstattung gefunden hat, die dieses bedrohliche Gefühl noch anschürt. Immer eine Wespe mehr zählen die Kapitel durch. Die Bilder von Jon Klassen wirken melancholisch, düster und traurig, manche verbreiten sogar leichte Angst beim längeren Betrachten.

Ich konnte der Geschichte die Lehre mitnehmen, dass man sich bis zuletzt an die Hoffnung klammern muss und das nichts auf die äußeren Werte gegeben werden sollte. Schöne Gesichter, schöne Kinder, schöne Haustiere... das sind Statussymbole, aber sicher nicht die Familien, in denen die größte Liebe gelebt wird. Liebe sollte nicht an Vergänglichkeiten geknüpft werden.

Das Ende des Buches ist sanft, familiär, ehrlich - der Weg dorthin beängstigend, erschreckend und albtraumhaft. Auch wenn am Ende des Tunnels das Licht wartet, sollten Eltern das Buch vorab lesen, wenn sie es tatsächlich jüngeren Lesern ab 10 (ich fühle mich sicherer mit 12) Jahren geben möchten, denn neben surrealen Komponenten behandelt die Geschichte auch reale Kinderängste.

Bereits in der Fledermaus-Trilogie und der Wolkenreiter-Trilogie von Oppel gab es immer wieder harte und brutale Szenen, "Das Nest" berührt in dieser Hinsicht weit mehr, weil diese Art der Geschichte realer ist als eine Tierfantasy- oder eine Steampunktrilogie. Zudem sollte man eine Vorliebe für Surrealität mitbringen, um "Das Nest" vollends genießen zu können, denn diese Geschichte kann und will nicht Stein um Stein oder Wabe um Wabe logisch erklärt werden.

Und nun hoffe ich, mich noch von ganz vielen weiteren Werken Kenneth Oppels überraschen lassen zu dürfen, denn keiner schreibt so vielfältig, genreübergreifend und dabei noch so genial gut wie er!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Die wirkliche Wahrheit
Gemeinhart, Dan

Die wirkliche Wahrheit


ausgezeichnet

'Der Berg rief nach mir. Ich musste einfach weglaufen. Ich konnte nicht anders.' (S.9)

Eigentlich wollte Mark den Gipfel des Mount Rainier irgendwann mit seinem Großvater besteigen, der ein begeisterter Bergsteiger war, aber dann starb sein Großvater, mit dem Versprechen, dass Mark den Gipfel irgendwann für sie beide besteigen wird. Dafür haut Mark von zuhause ab, denn Mark ist schwer krank, und hat wahrscheinlich nur noch kurze Zeit zu leben. So wird das Versprechen ein Kampf gegen die Zeit und ein Kampf gegen sich selbst, denn wo der Wille bei Mark stark ist das Unternehmen in die Tat umzusetzen, lässt sein geschwächter Körper ihn im Stich. Unterstützung in seinem schier ausweglosen Vorhaben findet er in seiner besten Freundin Jessie, die er zurückgelassen hat, in seinem treuen Hund Beau, der ihn begleitet, und zufälligen Wegebekanntschaften.

Die Geschichte hat ein paar Kapitel gebraucht, bis sie mich für sich einnehmen konnte, dann hatte mich Dan Gemeinharts ungewöhnlicher Aufbau jedoch völlig in seinem Bann: die Geschichte wird abwechselnd von Mark erzählt, immer mit der Vorgabe unter jeder Kapitelzahl, wie viele Meilen er noch bis zum Gipfel des Mount Rainier vor sich hat, und seiner Freundin Jessie, die zuhause sitzt und gemeinsam mit Marks Eltern verzweifelt nach der Suche nach ihm ist. Marks Erzählabschnitte sind immer mit ganzen Kapitelzahlen gekennzeichnet und einer groben Strichzeichnung des Berges, der in immer greifbarere Nähe rückt, Jessies Kapitel mit halben Kapitelzahlen und der aktuellen Wetterlage. Neben dieser speziellen Aufmachung fasziniert Marks und Jessies Vorliebe für Haikus - einer dreizeiligen japanischen Gedichtform. Jessies Kapitel beginnen und enden immer mit einem Haiku. Ganz unabhängig von der Geschichte haben mich die ganze Gestaltung des Buches und die Erzählweise des Autors unglaublich fasziniert.
Die Zeichnung seiner Protagonisten ist Dan Gemeinhart sehr gut gelungen, obwohl Marks Geschichte relativ kompakt erzählt ist. Sowohl Marks Verzweiflung im Kampf gegen seinen schwachen Körper, der ihn immer mehr im Stich lässt, als auch die große Freundschaft zu Jessie und die starke Bindung zu seinem Hund Beau werden bei Lesen spürbar. Daneben skizziert Dan Gemeinhart mit wenigen Szenen ungewöhnliche Begegnungen, die Mark auf seinem Weg zum Gipfel macht. Darunter unter anderem einen gnädigen Dieb und einen Vater, der seinen eigenen Sohn selbst viel zu früh verloren hat. Man teilt den Schmerz mit Mark, wenn einem bewusst wird, das ihm manche Hilfe nur wegen seiner Krankheit zu Teil wird, so viele reduzieren ihn nur auf seinen Krebs. Wobei man sich auch in diese Personen hineinversetzen kann, wer kann schon Mitleid verhindern, gerade wenn ein Kind von dieser Krankheit betroffen ist? Aber auch Marks unglaubliche Wut und Hilflosigkeit gegenüber diesen Reaktionen ist verständlich. Man ist beim Lesen Hin- und Hergerissen zwischen den Gefühlswelten der Protagonisten.

Es gibt viele Bücher, die sich mit dem Thema krebskranke Kinder befassen, aber spontan fallen mir nur wenige ein, die die Krankheit ganz abseits von Krankenhäusern oder Therapien behandeln. Dan Gemeinhart beschreitet mit seinem Protagonisten Mark einen ungewöhnlichen Weg, über dieses Thema zu erzählen und verknüpft dies zugleich mit einer rührenden Freundschaft zwischen Mensch und Tier und dem Kampf eines starken Willens gegen alle Widrigkeiten, die sich auf dem Weg ein Ziel zu erreichen als scheinbar unbezwingbare Hindernisse in den Weg legen können.
"Die wirkliche Wahrheit" hat mich begeistert von der Art der Umsetzung, berührt von der Figurenzeichnung, und setzt dem Ganzen mit dem Ende der Geschichte noch die Krone auf, wenn sich der Kreis zwischen den beiden getrennten Erzählperspektiven von Mark und Jessie schließt.
Ob Mark den Gipfel des Mount Rainier letzten Endes erreicht hat? Ganz unabhängig davon hat sich mir selten so erschlossen, warum häufig der Weg das Ziel ist und welche Werte eine wahre Freundschaft ausmachen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Elvis hat das Gebäude verlassen
Zadow, Max

Elvis hat das Gebäude verlassen


sehr gut

Wer nicht zum Katzenbesitzer wider Wilen werden will, sollte in keinem Fall mit seiner Freundin aufs Land fahren, um dort einen Wurf süßer Katzenbabys zu bewundern. Schneller als Max "Elvis hat das Gebäude verlassen" sagen kann, ist dieser auch schon neuer Mitbewohner in seiner und Lauras Wohnung.
Trotz Max' Abneigung gegen Katzentoiletten und nächtlichen Beschwerdegesängen "ich will rein", "ich will raus", "ich hab Hunger"... kann es dieser nicht lange leugnen, dass der kleine Kater sein Herz erobert hat. Mit den vögelliebenden Nachbarn hat Elvis jedoch ganz andere Gefechte auszutragen, bis der neue Mitbewohner in der Hausgemeinschaft zumindest geduldet wird... Der Kleinkrieg zwischen den Nachbarn scheint zwar überspitzt und übertrieben, ist aber das besondere Salz in der Geschichte, die dem Buch einen individuellen Touch gibt. Zudem hat mich das Ehepaar Hiller sehr häufig an eine frühere Kollegin erinnert, so dass ich mich trotz oder gerade wegen der überspitzt gezeichneten Szenen in diesen Episoden besonders gut unterhalten gefühlt habe.

Das Buch hat eine ganz besondere Art von Anhang: "Schwerverdauliche Leckerli", wo Max Zadow im Buch enthaltene Sätze in Dialekt ins Hochdeutsche übersetzt. In Einzelfällen lesen sich diese zwar gut im Zusammenhang weg, aber wenn der Kölsche Hausmeister in einem Kapitel den Dialog mit Max quasi im Alleingang bestreitet, ist man als Ortsfremder mächtig dankbar über die Übersetzung der Leckerli in leichter verdauliches Hochdeutsch.

Neben dem Inhalt ist auch die Aufmachung des Buches auf Katzenliebhaber ausgelegt: an den Kapitelenden laufen kleine Katzentatzen über das Papier und sowohl beide Buchdeckel, als auch den Rücken, schmücken kleine Mäuschen und auf der Front ist eine süße Katze zu sehen (wobei diese dem beschriebenen Elvis leider nicht ähnlich sieht und zudem kein Katerchen ist - als jahrelange Katzenmama muss ich an der Stelle mal klugscheissern, dass dreifarbige Katzen IMMER Mädchen sind).

Auch wenn sich "Elvis hat das Gebäude verlassen" nicht unbedingt aus der Masse an Katzenerzählungen hervorhebt, so sind die Episoden von Elvis und seinen Dosis doch amüsant zu lesen und viele Katzenbesitzer werden sich in der ein oder anderen Szene wiedererkennen. Fans der Hillers dürfen sich zudem auf weitere Abenteuer und Fehden freuen, denn ein Folgeband ist bereits angekündigt.

Reihen-Info:
Elvis hat das Gebäude verlassen
Mordskater: Ein Fall für Elvis (Juni 2016)

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade
Metz, Uwe

Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade


ausgezeichnet

In "Weihnachtsmann Osterhase... Alles nur Schokolade?" stellt Uwe Metz die christlichen Feste über das kirchliche Kalenderjahr vor: somit fängt das Buch nicht mit Neujahr an, sondern mit dem Totensonntag im November, der das Kirchenjahr beschließt. Beginnen wird das Kirchenjahr dann wie jedes Jahr mit dem !. Advent, der Ende November oder Anfang Dezember liegt.
Damit das Buch unterhaltsamer und einfacher für Kinder zu lesen und zu verstehen ist, erzählt Uwe Metz die Geschichten über die kirchlichen Feste nicht allein, sondern zieht Paul zu Hilfe, ein elfjähriger Schule und großer Bruder einer kleinen Schwester, der die Feste aus Kinder- und Familiensicht betrachtet.
Die einzelnen Feste werden immer durch eine erlebte Geschichte von Paul erzählt, bevor Uwe Metz auf die historischen Daten und Fakten eingeht, worunter jede Menge Punkte enthalten sind, bei denen auch mit- oder vorlesende Erwachsene noch etwas zu den kirchlichen Feiertagen lernen können, oder wusstet ihr etwa, dass der Pariser Findling Quasimodo seinen Namen dem ersten Sonntag nach Ostern verdankt?
Constanze Guhr steuert für diese unterhaltsam zu lesende Übersicht der kirchlichen Feiertage kindgerechte Illustrationen bei, für die erwachsenen Leser dürfte besonders der Anhang des Buches interessant sein: hier finden sich die Vornamen der Kirchensonntage, Verweise auf verwendete und weiterführende Literatur und vieles mehr... Somit ist das Buch nicht nur für Familien interessant, sondern auch für den Religionsunterricht in der Grundschule.
Ich empfehle das Buch Grundschullehrern als Begleitlektüre für den Unterricht und allen "Privatlesern", die sich schon immer einmal näher mit den Ursprüngen der kirchlichen Feiertage befassen wollten, da nicht jedes Detail im Unterricht gelehrt wird bzw. vieles im Alter wieder in Vergessenheit gerät, oder kann jeder von sich behaupten neben der St. Martinsgeschichte mit dem halbierten Mantel auch noch die zu kennen, bei der Gänse eine wichtige Rolle spielen?
Ich habe das Buch alleine wegen Herrn Metz wunderbarem Humor gelesen, der in den Paul-Geschichten so schön zum Tragen kommt und habe zugleich ein sehr informatives Buch gefunden, welches mir als Atheist die wichtigsten kirchlichen und christlichen Feste in gründlich genug in Erinnerung gerufen hat, damit ich bei der Hausaufgabenkontrolle meiner Tochter in Religion wieder mitreden kann ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3
Stroud, Jonathan

Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3


ausgezeichnet

'"Ich?" Die Glubschaugen des Geistes wurden noch größer und runder "Ich, der "blöde, alte Totenkopf"? Was kann ich schon tun?
"Mir einen Rat geben! Aus deinem fiesen Erfahrungsschatz oder irgendwas anderes!"' (S.51)

Jonathan Stroud versetzt den Lesern direkt mit der ersten Seite wieder in das düstere viktorianische London, in dem die drei Agenten der Lockwood & Co. Agentur ermitteln, und das die Leser bereits in den beiden vorangegangenen Bänden kennenlernen durften. Die neue Geschichte startet wieder so spannend und dank des wispernden Schädels auch so witzig, dass ich glatt vergessen hatte, dass der direkte Vorgängerband mit einem unaufgelösten Geheimnis endete. Bis mir dieser Umstand wieder einfiel, deckte ihn Jonathan Stroud dann auch etwa auf Seite 80 der aktuellen Geschichte auf - perfektes Timing ;)

Auch, wenn einem der vorliegende Fall nicht mehr so neu oder einfallsreich wie die beiden der vorangehenden Geschichten vorkommen mag - ein Übel jeder fortschreitenden Serie - so vermag Stroud es dennoch den Leser mit anderen Impulsen und Wendungen genauso an die dritte Geschichte der Lockwood-Reihe zu fesseln. Dafür sorgt ein neues Mitglied in der Lockwoodschen Agentenschar und das andauernde Geplänkel zwischen Lucy und dem Schädel und der Agentur Lockwood und den konkurrierenden Agenturen Londons. Zudem bringt Lucy durch eigenmächtige Entscheidungen die ganze Gruppe um Lockwood in Gefahr, so dass sie am Ende eine folgenschweren Entschluss fassen muss, der die Leser auf einen weiteren Band hoffen und warten lässt...

Da Jonathan Stroud immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwarten kann, seine Geschichten nie seinen besonderen Humor vermissen lassen und einem die Mitglieder der Agentur Lockwood zudem ans Herz gewachsen sind, liest sich die Geschichte "Die Raunende Maske" genauso flott weg wie die beiden ersten Bände und weckt Lust auf weitere Abenteuer der jungen Geisterjäger aus London!

Reihen-Info:
Lockwood & Co. 1: De Seufzende Wendeltreppe (The Screaming Staircase)
Lockwood & Co. 2: Der Wispernde Schädel (The Whispering Skull)
Lockwood & Co. 3: Die Raunende Maske (The Hollow Boy)

Bewertung vom 20.01.2016
Elfrid und Leo - Das Fußballweihnachtswunder
Oljelund, Pernilla

Elfrid und Leo - Das Fußballweihnachtswunder


ausgezeichnet

Die stinkfaule Wichtelin Elfrid ist zurück! Nachdem sie sich vergangenes Weihnachten ins Zeug legen musste, um der kleinen Mila den Wunsch nach einer richtigen Familie zu erfüllen, hatte sie es sich mehr als verdient, wieder auf der faulen Haut zu liegen, den anderen Wichteln beim Arbeiten zuzusehen und ihnen davon zu erzählen, dass sie die beste Wichtelin am Nordpol ist und noch Jahre von ihrem Erfolg zehren wird... Tja, Pustekuchen. Da hat sie die Rechnung ohne Leo gemacht, dessen Familie in seinen Augen ähnlich der Milas nicht mehr einer "richtigen" Familie entspricht: seine Eltern haben sich bereits vor Jahren getrennt, seine Mutter hat danach wieder geheiratet und seit einigen Jahren hat Leo eine nervige, kleine Halbschwester. Sein größter Wunsch wäre es, dass sein Vater wieder zu ihnen zurückzieht, aber es geht natürlich nicht. Eigentlich glaubt er sowieso nicht an den Weihnachtsmann, aber seiner Schwester zuliebe schreibt er dennoch einen Wunschzettel an ihn und entscheidet sich für seinen zweitwichtigsten Wunsch, dass er im Fußballcup der Weihnachten der beste Spieler wird! Da sich seine Schwester daraufhin das gleiche wünscht, steht die Wichtelriege am Nordpol vor einem Problem: wie soll man zwei verschiedenen Kindern ein und denselben Wunsch erfüllen? Und damit tritt Wichtelin Elfrid auf den Plan und das Chaos nimmt seinen Lauf...

Auch wenn der Inhalt dieses Abenteuers auf Grund des Fußballthemas in meinen Augen diesesmal mehr die Jungs als die Mädchen anspricht, habe ich mich wieder sehr gut von einem weiteren Abenteuer der faulen Wichtelin Elfrid unterhalten gefühlt. Man trifft wieder auf alte Bekannte aus dem ersten Teil wie den Weihnachtsmann oder die fleißige Wichtelin Nummer 1 Nilsson, die in diesem (Hör-)Buch aber nicht ganz so strebsam und erfolgreich wie in "Elfrid und Mila" auftritt, sondern überraschenderweise durch Neid auf Elfrid auf dumme Gedanken kommt und am Ende vor dem Weihnachtsmann schlechter dasteht als ihre faule Kollegin. Überhaupt werden auch in dieser Geschichte wieder viele Themen angesprochen, die negativ in Familien, Freundschaften und zwischen Kollegen stehen können, trotzdem fühlt es sich nicht wie ein zweiter Aufguss von "Elfrid und Mila" an, da die Autorin diesesmal andere Schwerpunkte gelegt hat, wieder mit Überraschungen aufwarten kann und eine andere Art von Familiensituation gewählt hat wie in Elfrids erstem Abenteuer.
Julia Nachtmann überzeugt ein weiteres Mal als Sprecherin der Geschichte. Zum Glück hat man sich nicht auf Grund des männlichen Mithauptprotagonisten zu einem Sprecherwechsel entschieden, da Julia Nachtmann gerade in ihrer Rolle von Wichtelin Elfrid total überzeugt. Wie "Elfrid und Mila" ist auch die Geschichte um Elfrid und Leo wieder sehr dialoglastig, umso wichtiger ist es in meinen Augen, dass ein Sprecher nicht nur durch seine Vorlesekünste punktet, sondern auch die Fähigkeit besitzt in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen.

Um an "Elfrid und Leo" Spaß zu haben und alle Zusammenhänge zu verstehen, muss man Elfrids erstes Abenteuer nicht kennen, aber ich empfehle allen, nicht auf eine der beiden Geschichten zu verzichten - je mehr Elfrid, desto besser ;) Auch wenn mir persönlich Milas Geschichte noch einen Tick besser gefallen hat, verdient Leos Fußßball-Weihnachtswunder unabhängig betrachtet die beste Wertung - mit Elfrids Abenteuern ist es der Autorin gelungen einen wundervollen Mix aus klassischen und modernen Weihnachtserzählungen zu schreiben, die hoffentlich in vielen (Kinder-)Haushalten Einzug finden werden und einen großen Bekanntheitsgrad erlangen!

Aufmachung:
Das Hörbuch enthält ein kleines Booklet mit Kurzvital von Autorin und Sprecherin und dem Inhaltsverzeichnis beider CDs.
Die Buchausgabe mit Illustrationen von Susanne Göhlich ist im Gerstenberg Verlag erschienen.