Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
sleepwalker

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2019
Hamish Macbeth ist reif für die Insel / Hamish Macbeth Bd.6
Beaton, M. C.

Hamish Macbeth ist reif für die Insel / Hamish Macbeth Bd.6


weniger gut

Ich liebe Schottland, ich mag Krimis – aber das Buch hat nicht wirklich viel mit beidem zu tun.
Ich wusste nicht, dass es der 6. Band um Hamish Mcbeth ist, daher bin ich völlig unbedarft an den Roman rangegangen – vielleicht war das ein Fehler. Ich hatte einen „ernsthaften“ Krimi erwartet und bekam eine Mischung aus Klamauk, kruder Geschichte und seltsamen Charakteren.
Beginnend mit einem Polizisten, der an potentiell tödlicher Männergrippe leidet, seiner ex-Lebensgefährtin, die sich rührend um ihn kümmert, einer Gruppe von Freunden, die keine sind, die in einem Hotel auf einer Schottischen Insel Weihnachten verbringen, dazu verworrenen Geschichten um Verfolgungswahn (nicht nur die Hotelchefin Jane fühlt sich verfolgt, auch der LKW-Fahrer Geordi hat Angst, sein Truck wolle ihn töten). Alles in allem sehr abstrus und auch die so charmanten Eigenarten der Bewohner der Schottischen Highlands und Islands sind in dem Buch eher garstig, fies und engstirnig dargestellt. Schade. 2 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2019
Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3
Moström, Jonas

Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3


weniger gut

„Mitternachtsmädchen“ ist der dritte Krimi um die Psychiaterin Nathalie Svensson und vermutlich der einzige, den ich aus dieser Serie lesen werde. Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen, da ich in den skandinavischen Sprachen etwas bewandert bin, hatte ich auch keine größeren Probleme mit den Begrifflichkeiten.
Viel größere Probleme hatte ich aber damit, dass das Buch lang, langweilig und langatmig ist. Hätte sich Jonas Moström auf 50 Prozent des Umfangs beschränkt, hätte er einen flotten und sehr spannenden Thriller geschaffen. So ist es aber ein aufgeblasenes, mit sinn- und nutzlosen Abschnitten künstlich in die Länge gezogenes Buch, das mich praktisch zum Querlesen eingeladen hat.
Das Hin- und Herspringen zwischen Gegenwart und der Vergangenheit des Täters ist ein netter literarischer Kniff, vor allem, da er über die Psyche des Täters einiges verrät, aber keinerlei Rückschlüsse auf seine Person zulässt.
Insgesamt konnte ich außer dem Polizisten Johan nicht wirklich Sympathie für irgendeinen der Charaktere aufbauen, eher im Gegenteil. Die Hauptfigur Nathalie fand ich sogar eher unsympatisch. Nicht nur, weil sich ein Teil des Buchs ausschließlich um sie als Person dreht (der Streit mit ihrem Ex ums Sorgerecht für die beiden Kinder, der Tod ihres Vaters und das Ringen mit ihrer Mutter um Traueranzeige und Beisetzung, und vor allem: IHRE Klamotten, die samt Hersteller und Passform für einen Krimi in meinen Augen viel zu detailliert beschrieben sind). Ihr Sexualleben da mal ganz außen vor.
Während ich mit dem Begriff „Studentennationen“ keine Probleme hatte, störe ich mich an holprigen Übersetzungen wie „Halbzeitstudium“ (vermutlich statt Teilzeitstudium?) und dass der Kommissar dem hackenden Kollegen mit einem „Point taken“ ins Wort fällt.
Mein Fazit: zu lang, zu langweilig, zu plakativ und der Schluss dann ziemlich hopplahopp, als wollte der Autor dann endlich abschließen.

Bewertung vom 22.05.2019
Man soll den Tag nicht vor dem Elternabend loben
Frydrych, Gabriele

Man soll den Tag nicht vor dem Elternabend loben


ausgezeichnet

Das Buch zeigt erschreckend deutlich, was Lehrer täglich so mitmachen müssen. War früher mal ein nasser Tafelschwamm auf dem Lehrerstuhl ein Ärgernis, so müssen sich heutige Lehrer Schülern stellen, die sich durch Atteste von körperlicher Arbeit oder Strafarbeiten befreien lassen und mit Eltern kämpfen, die bessere Noten für ihre Kinder per Anwalt einklagen. Und natürlich fehlen in Gabriele Frydrychs Sammlung der Geschichten aus dem Schulalltag weder die Erlebnisse von Klassenfahrten, noch bei Projekttagen (und –wochen).

Sehr gekonnt kategorisiert sie sowohl Schüler, als auch Eltern und sogar die Lehrer-Kollegen (die inzwischen auch gerne mal Quer-Einsteiger aus anderen Berufsfeldern sind). Alles schildert die Gesamtschullehrerin Gabriele Frydrych treffend und auf launige Art und Weise. Dabei spart sie nicht an blumigsten Vornamen der Schüler (Thymian und Lavendel gehören da wohl zu ihren Lieblingen). Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und hatte viel Spaß damit, allerdings hatte ich hinterher leichte Anzeichen eines Schleudertraumas. Vom ständigen Nicken, denn ich als Lehrerkind kenne das alles einfach nur zu gut.

Absolute Lese-Empfehlung. Für Lehrer, damit sie wissen, dass ihre Kollegen dieselben Erfahrungen machen, für Eltern und Schüler, damit sie mal die andere Seite des Lehrer-Daseins sehen.

Bewertung vom 22.05.2019
Perfekte Rache
Rößner, Susanne

Perfekte Rache


gut

Gute Idee, eher schwach umgesetzt

Nachdem ich den ersten Fall des Duos Lukas Zieringer/Tante Maria gelesen hatte, war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Susanne Rößner. Aber nachdem mich „Tiefe Stille“ nicht zu 100% überzeugen konnte, schaffte die Autorin auch mit diesem Krimi dies nicht.
Zwar ist das Grundgerüst der Geschichte sehr gut, aber meiner Meinung nach nicht wirklich gekonnt umgesetzt. Ein toter Bergwanderer, eine allzu fröhliche Witwe, ein toter Versicherungsagent mit ebenfalls wenig traurigen Hinterbliebenen – auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten. Aber Kommissar Lukas Zieringer hört auf sein Bauchgefühl, setzt seine krimibegeisterte Tante Maria auf eine der Witwen an und danach überschlagen sich die Ereignisse und das Buch nimmt Fahrt und Spannung auf.
So weit, so spannend. Aber insgesamt sind in dem Buch einige Fehler, die bei sorgfältigerer Recherche nicht passiert wären (das stetige Durcheinanderwerfen von Therapeut, Psychologe und Arzt), der laxe Umgang mit Schweigepflichten und die immer wieder auftauchende „Schleichwerbung“, die mir die Lektüre etwas vermiest haben. Dazu kommt die Geschichte gegen Ende so rasant in Fahrt, dass man das Gefühl bekommen könnte, die Autorin will einfach endlich schnell zum Schluss kommen.
Schade. Denn, wie gesagt, die Idee ist sehr gut, der Schreibstil ist flüssig und schön zu lesen, der Spannungsbogen ist vorhanden, aber alles in allem ist es kein wirklich in sich stimmiges Werk. Die Personen sind sympathisch beschrieben, auch der Computer-Hacker Leon aus dem ersten Teil kann bei den Ermittlungen helfen (der dritte Hobby-Ermittler aus dem ersten Teil fehlt allerdings). Die meisten Sympathiepunkte vergebe ich allerdings an die (uniformierte) Polizistin Kira Brecht, die für mich durch ihre kompetente Art und ihr Wesen eine der tragenden Figuren der Geschichte ist.
Alles in allem ein nettes Buch für Zwischendurch, Spannung ist vorhanden, Morde gibt es auch, ein Hauch Psycho-Krimi, als Urlaubslektüre empfehlenswert, aber dennoch nur 3 Punkte.

Bewertung vom 22.05.2019
Strandkörbchen und Wellenfunkeln / Lichterhaven Bd.3
Schier, Petra

Strandkörbchen und Wellenfunkeln / Lichterhaven Bd.3


weniger gut

Über die Geschichte an sich ist gar nicht viel zu sagen:

Junger Mann findet verletzten Hundewelpen, rettet ihn mithilfe der Frau, die er vor Jahren verlassen hat. Der Rest der Geschichte ist eine Mischung aus Liebesgeschichte und ähm, Liebesgeschichte. Sehr viel on-off-Beziehung und für einen Roman vielleicht zu ausführlich geschilderten erotischen Liebeszenen.

Sehr niedlich zu lesen sind die Passagen, in denen das gerettete Hundebaby (ihr neues Herrchen nennt sie Jolie) zu „Wort“ kommt. Aber damit endet für mich der Lesegenuss und wird anhand von so viel Sex, Gefühlswirrungen und Durcheinander eher zum Lese-Frust. Eine Prise Romantik, eine Prise Drama, dazu der immer wiederkehrende Strandkorb. Ich kann mir das Buch sehr gut als Urlaubslektüre im Strandkorb vorstellen, aber auch nur dort.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2019
Tote Asche
Walter, Patricia

Tote Asche


ausgezeichnet

Fesselnder Thriller mit Überraschungen aber zu plötzlichem Schluss

Was, wenn man sich und seinen Wahrnehmungen plötzlich selbst nicht mehr trauen kann? Wenn man sich verfolgt und bedroht fühlt und plötzlich die ganze Welt aus den Fugen zu geraten scheint?
Kira Roth, die Protagonistin von Patricia Walters „Tote Asche“ erlebt eben dies.
Kurz nach dem Tod ihrer Mutter wird ihre so mühsam nach einer Psychose wieder erlangte psychische Stabilität auf eine harte Probe gestellt. Eines Abends findet sie in ihrer Wohnung die ausgegrabene Urne mit der Asche ihrer Mutter, dazu ein Zettel mit der Aufschrift „Sie war nicht deine Mutter. Und du verdienst es nicht zu leben!“ Dazu ihr eigenes Todesdatum in nur fünf Tagen.
Und damit gerät Kira und auch der Leser in einen Strudel aus rasant aufeinander folgenden Ereignissen, die Kira an ihrem Verstand und ihrer Herkunft zweifeln lassen. Dem Leser werden mit ihrem Bruder Ben, ihrer Freundin Sarah, ihrem Kollegen Jens, ihrer Nachbarin und noch ein paar anderen reichlich Verdächtige präsentiert, denn irgendwie verhält sich jeder auf eine andere Weise verdächtig.
Das Buch war mein erster Thriller von Patricia Walter, aber er hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich habe ihn in einer Nacht durchgelesen, so gespannt war ich auf sein Ende. Und ich wurde nicht enttäuscht. Naja, vielleicht ein bisschen, da das Ende dann doch ziemlich abrupt kam, aber es löst sich wirklich alles auf, es bleiben keine losen Enden.
Für mich eine ganz klare Lese-Empfehlung für Krimi-Fans mit starken Nerven. Und die mit weniger starken Nerven lassen dann halt nachts das Licht brennen.

Klare 5 Sterne

Bewertung vom 09.04.2019
Wo wir zu Hause sind
Leo, Maxim

Wo wir zu Hause sind


ausgezeichnet

Ich gestehe, ich kannte den Namen Maxim Leo nicht – jetzt werde ich ihn wohl nie wieder vergessen. Von der ersten Seite an hat mich sein Buch gefesselt und ich habe es sicher nicht zum letzten Mal gelesen. Viel zu vielschichtig ist die Geschichte seiner Familie, in die er selbst wie ein Forscher eintaucht und den Leser mitnimmt.
„Wo wir zu Hause sind: Die Geschichte meiner verschwundenen Familie“ ist für mich eine in gekonnt gewählte Worte gefasste Chronik, eine Mischung aus Geschichte und Geschichten, Historie und Familien-Historie.
Leo recherchiert die Geschichte seiner teilweise jüdischen Familie ab 1933, aus eigenem Interesse, etwas über die Familie zu erfahren (und dadurch auch über sich selbst und seine Herkunft und damit auch seinen Kindern die Wurzeln zu zeigen), aber damit hat er auch ein mahnendes Dokument geschaffen, in Zeiten, in denen derselbe Rechtsruck und die zunehmende Radikalisierung spürbar ist und, da ein Teil der Familie in Großbritannien lebt, bleibt auch die Brexit-Problematik nicht außen vor.
Mich hat die Geschichte von Irmgard und Hans (Nina und Hanan) in Palästina sehr berührt. Aber am meisten beeindruckt hat mich André, der Sohn von Hilde und Fritz Fränkel, der mit seiner Mutter erst nach Frankreich und dann nach England ausgewandert ist. Auch die Schilderungen der Bücherverbrennung machte mich schaudern, vor Angst und vor allem aus meiner eigenen eher unrühmlichen Familiengeschichte heraus.
Maxim Leo bereist gemeinsam mit seinen Lesern Stationen, die seine Familie ebenfalls durchlaufen hat: Berlin, England, Frankreich, Österreich und Israel. Nimmt sein Publikum mit ins Kibbuz, ins Lager Gurs und nach Oxford. Man trifft auf hoch-intellektuelle Menschen (ein Großteil seiner Verwandten waren/sind Juristen oder Naturwissenschaftler/Mediziner), die viel erlebt haben, viel erdulden mussten, aber oft auch ein Quäntchen mehr Glück hatten, als andere.
Der Begriff „Heimat“ bekommt in alldem eine sehr interessante Bedeutung, woraus auch der Leser eventuell etwas für sich selbst mitnehmen kann. Und, wie Maxim Leo selbst gestehen muss, muss eventuell auch der Leser sein Bild von „Exil“ und der „Flucht“ revidieren: es ist nicht immer nur dunkel und grau.
Maxim Leo schafft es, den Leser auf eine fesselnde, (be-)rührende Reise in seine Vergangenheit mitzunehmen, man bekommt das Gefühl, seine Verwandten gemeinsam mit ihm ein bisschen kennenlernen zu dürfen. Für mich ein ganz wundervolles Buch.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2019
Die Schneetoten / Kanada Krimi Bd.2
Fradkin, Barbara

Die Schneetoten / Kanada Krimi Bd.2


weniger gut

Viel Potenzial – wenig draus gemacht
Ich habe mich sehr auf den zweiten Band um die ehemalige Entwicklungshelferin Amanda Doucette gefreut, in dem sie mit einer Gruppe Jugendlicher (zumeist Flüchtlinge, vor allem aus dem Nahen Osten) eine Art „Abenteuercamp“ in der kanadischen Wildnis plant. Kurzfristig meldet eine Mutter noch ihren Sohn Luc an, den einzigen Kanadier in der Gruppe, der allerdings eine Drogen-Vergangenheit samt Gefängnisaufenthalt mitbringt.
Von Anfang an gibt es in der Gruppe Reibereien, vor allem unter den männlichen Teilnehmern und speziell Luc kann in der Gruppe nicht Fuß fassen. Und auch bei den Teilnehmerinnen an der Veranstaltung treffen sehr unterschiedliche Kulturen und unterschiedliche Ansichten aufeinander.
Und dann verschwindet Luc, kurz darauf auch noch Yasmina, eine junge Frau aus einem Wissenschaftler-Haushalt, deren Eltern aus dem Irak geflüchtet sind.
Und damit befinden sich Amanda und ihr Team mitten in einer Mischung aus Suche und Verfolgungsjagd, wobei sie, ebenso wie der Leser, keine Ahnung haben, worauf sie sich da eingelassen haben. Nur so viel wissen alle: Yasmina stammt aus dem Irak und ihre Eltern sind Wissenschaftler. Der Leser stellt sich praktisch dieselben Fragen, wie die Haupt-Akteure des Buchs: ist Yasmina radikalisiert aus ihrem Ägypten-Aufenthalt zurückgekommen? Welche Rolle spielen Luc und der ominöse Zidane? Und dann wird auch noch der erste Tote gefunden.
Insgesamt ist der Grundstock des Buchs sehr gut. Aber da hörte bei mir der Spaß leider auch schon auf. Das Buch ist stellenweise sehr schlecht und holprig übersetzt, einiges ist zu plakativ geschildert und zum Teil hat das Buch extreme Längen. Und ich finde auch den Titel eher irreführend, denn um die Toten im Schnee geht es eigentlich eher peripher. Und die deutsche Übersetzung in „Die Schneetoten“ hat auch mit dem englischen Titel „The Trickster’s Lullaby“ nichts zu tun.
Vieles in dem Buch fand ich dagegen sehr gut. Die Einstellung von Yasminas Eltern gegenüber ihrer neuen Heimat Kanada. Die Darstellung der Hauptcharaktere, wobei die Neben-Figuren sehr knapp und kurz beschrieben werden und praktisch nur Papp-Kameraden, also mehr „Mittel zum Zweck der Erzählung“ in der Geschichte sind. Tatsächlich ist der kanadische Winter ein besser beschriebener Hauptdarsteller des Buchs, als so mancher Teilnehmer am Camp.
Zu knapp finde ich dagegen die Schilderung, wie und wieso Jugendliche den radikalisierenden Rattenfängern ins Netz gehen, ein Thema, das aktueller ist, denn je. Spannend finde ich das Aufeinanderprallen von zwei im tiefsten Inneren radikalen Welten: dem Gutmenschentum von Amanda, die einerseits hofft, mit dem Campaufenthalt die Welt ein bisschen besser machen zu können, andererseits aber mit ihrem eigenen Trauma und sich selbst eigentlich noch genug zu tun hat - und Welt (und Welt-Anschauung) radikaler Islamisten.
Die Autorin zeichnet ein sehr anschauliches Bild der kanadischen Winterlandschaft, auch die Naturbeschreibungen kommen nicht zu kurz – ob die in einem Krimi ihre Daseinsberechtigung haben weiß ich nicht. Klar, viele der Verfolgungsjagden wären ohne den stetigen Schneefall, die bergige Landschaft oder den Wind nicht so spannend. Aber es sorgt auch für extreme Längen.
Der Schluss wiederum hat mich richtig überrascht und die letzten etwa 50 Seiten haben mich ernsthaft gefesselt. Schade, dass der Rest des Buchs das nicht auch getan hat. Leider nur 2 Punkte.

Bewertung vom 04.03.2019
Der Turm der blauen Pferde / Kunstdetektei von Schleewitz Bd.1
Jaumann, Bernhard

Der Turm der blauen Pferde / Kunstdetektei von Schleewitz Bd.1


ausgezeichnet

Der Turm der blauen Pferde ist wohl eines der bekanntesten Gemälde des deutschen Expressionisten Franz Marc. Berühmt nicht allein deshalb, weil es seit 1937 als verschollen gilt. Damals wurde es von den Nazis zur „entarteten Kunst“ erklärt und beschlagnahmt. Danach verlor sich jede Spur. So viel ist an dem Roman von Bernhard Jaumann historisch belegt.
Und jetzt ist es wieder da. Ein Sammler hat das Gemälde von einem Unbekannten gekauft und möchte nun von der Münchner Detektei Schleewitz einen Echtheitsnachweis. Die Detektei hat sich auf Provenienznachweise spezialisiert und soll den Verbleib des Bildes seit 1945 erforschen.
Und so macht sich außer Rupert von Schleewitz noch die Kunsthistorikerin Klara Ivanovic an die Ermittlungen, unterstützt vom Archivar und Rechercheur Max Müller.
Insgesamt ist es ein psychologisch interessantes Werk über Besessenheit in verschiedenen Ausprägungen. Angefangen von den beiden Hitlerjungen, die 1945 das Bild finden (einerseits besessen von der Vorstellung, das Reich zu retten, dann aber wird Ludwig vom Gemälde so in seinen Bann gezogen, dass den Rest seines Lebens nichts anderes mehr wirklich wichtig ist), bis hin zum Schraubenfabrikanten Egon Schwarzer, der das Bild unbedingt besitzen will und dafür drei Millionen Euro bezahlt.
Das Buch ist flüssig und zum Teil spannend geschrieben, mit Sprachwitz und Ironie gewürzt und manche Wendungen sind einfach nur so überraschend, dass sie völlig absurd sind, aber zu 100 Prozent konnte es mich nicht fesseln. Das lag vermutlich an den Längen, über das das Buch sich zum Teil quält und die den Leser manchmal etwas ratlos zurücklassen. Natürlich haben die Hauptcharaktere ein Privatleben, aber vielleicht müsste es nicht so ausgeschmückt ausgewalzt werden? Im Vergleich zu den familiären Problemen von Detektei-Mitarbeiter Max Müller, sind Szenen mit Klaras Vater ein echter Beitrag zur Handlung, denn der an Parkinson erkrankte Aktions-Künstler führt zum Teil einerseits die Kunstwelt ad absurdum, durch ihn erfuhr ich aber viel Interessantes. Und ich habe auf jeden Fall auf dem Gebiet der (Kunst-) Geschichte einiges dazugelernt.

Bewertung vom 04.03.2019
Gieriger Zorn / DCI Matilda Darke Bd.2
Wood, Michael

Gieriger Zorn / DCI Matilda Darke Bd.2


sehr gut

„Gieriger Zorn“ ist der zweite Teil von Michael Woods Krimireihe um die Polizistin Mathilda Darke, man kann der Handlung aber auch ohne Vorkenntnisse aus dem Vorgänger „Stumme Wut“ sehr gut folgen.

Die Geschichte beginnt mit einem seltsamen Fall: ein Mann wird brutal ermordet, seine Begleiterin vergewaltigt und schwer verletzt. Allerdings ist sie, wie sich herausstellt, nicht seine Ehefrau. Und nicht nur dieser grausame Fall beschäftigt DCI Darke. Ihre Abteilung steht vor dem Aus, sie kämpft tapfer gegen ihre eigenen Dämonen (Trauer um ihren verstorbenen Mann, Alkoholsucht und Depressionen), dazu bekommt sie Drohungen und fühlt sich verfolgt. Hat das mit dem Fall des kleinen Carl zu tun, dessen Verschwinden sich jährt? Schließlich hatte sie damals bei der Geldübergabe versagt, was die Presse jetzt, zum Jahrestag des Verschwindens des Achtjährigen zum Anlass nimmt, den Fall noch einmal aufzugreifen.

Ein widerkehrender Fels in der Brandung ist (außer dem running Gag mit Sians Süßigkeitenschublade) die Gerichtsmedizinerin und Mathildas gute Freundin Adele. Von ihr kommen auch die wenigen lustigen Passagen in diesem Krimi, denn ihr trockener Humor und ihr Sprachwitz haben mich mehrfach zum Lachen gebracht.

Sonst ist der Krimi sehr flüssig und packend geschrieben. Mit einem Paukenschlag in die Handlung geworfen, kommt der Leser kaum zum Luftholen, so rasant ist die Handlung erzählt. Einzig die unzähligen Personen (obwohl zum Teil sehr lebendig und authentisch beschrieben) bremsen den Lesefluss etwas aus, auch die abgekürzten Bezeichnungen der Dienstgrade innerhalb der englischen Polizei sind sicher für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig.

Der Schluss kommt zwar überraschend aber leider etwas sehr stark konstruiert daher, löst aber wirklich alle Baustellen auf, lässt aber natürlich die Option für den nächsten Teil offen. Für mich eine klare Lese-Empfehlung mit 4 Sternen.