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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2016
Das Nest
Oppel, Kenneth

Das Nest


ausgezeichnet

Steves Familie besteht aus 5 Personen, Mama und Papa, Steve und Nicole, und das Baby, das auf Grund eines Gendeffekts und noch einigen anderen Krankheiten ums Überleben kämpft.

Kapitellang ist es nur das Baby... dann wird es er... bis wir das Wesen endlich unter seinem Namen Theo kennenlernen, als wollte Steve so gut es geht vermeiden eine Bindung zu seinem Geschwisterchen aufzubauen.

In einer Nacht schleicht sich eine Wespe in Steves Träume ein und macht ihm ein Angebot, dass sie einen perfekten Theo ausbrüten können, der dann gegen das falsche, kranke Baby ausgetauscht wird. Letzten Endes darf Theos Platz natürlich nur von einem Baby eingenommen werden. Steve muss dem Handel nur zustimmen und schon machen sich die Wespen an die Arbeit.

Doch schon bald macht sich Steve erhebliche Vorwürfe, ob sein Baby auf Grund seiner Erkrankungen weniger wert ist, als der perfekte Theo, der im Wespenbau nach und nach Form annimmt. Kann er seinen Eltern einen Austausch zumuten? Darf er das kranke Baby aufgeben? Ist es nicht sogar eine Form der Diktatur, der Euthanasie, wenn ich mich bewusst für oder gegen ein Wesen entscheide, sie auf Grund von Defiziten im Aussehen oder einer möglicherweise eingeschränkten geistigen Leistung verurteile? Die Zweifel drängen sich in den Kopf des Lesers, was darf erlaubt sein, was nicht... Noch spannender wird das Thema, wenn man bedenkt, dass auch Kenneth Oppel ein Kind mit Handicap hat. Hat er in den Zeiten der Schwangerschaft seiner Frau oder den ersten Monaten mit dem Säugling ähnliche Alpträume über sich ergehen lassen müssen?
Nicht alles in "Das Nest" ist real oder mit gesundem Menschenverstand zu erklären, aber auch nicht alles ist Traum. Die Traumwespen aus Steves Schlaf greifen in Steves reales Leben ein, zudem wissen sie Dinge über ihn, die keiner wissen kann. Neben den Wespen gibt es noch einen Herr Niemand, ebenfalls ein Grenzgänger zwischen realen und geträumten Welten. Diese Zwischenwelten verbreiten Angst, ganz besonders, da der Verlag eine Ausstattung gefunden hat, die dieses bedrohliche Gefühl noch anschürt. Immer eine Wespe mehr zählen die Kapitel durch. Die Bilder von Jon Klassen wirken melancholisch, düster und traurig, manche verbreiten sogar leichte Angst beim längeren Betrachten.

Ich konnte der Geschichte die Lehre mitnehmen, dass man sich bis zuletzt an die Hoffnung klammern muss und das nichts auf die äußeren Werte gegeben werden sollte. Schöne Gesichter, schöne Kinder, schöne Haustiere... das sind Statussymbole, aber sicher nicht die Familien, in denen die größte Liebe gelebt wird. Liebe sollte nicht an Vergänglichkeiten geknüpft werden.

Das Ende des Buches ist sanft, familiär, ehrlich - der Weg dorthin beängstigend, erschreckend und albtraumhaft. Auch wenn am Ende des Tunnels das Licht wartet, sollten Eltern das Buch vorab lesen, wenn sie es tatsächlich jüngeren Lesern ab 10 (ich fühle mich sicherer mit 12) Jahren geben möchten, denn neben surrealen Komponenten behandelt die Geschichte auch reale Kinderängste.

Bereits in der Fledermaus-Trilogie und der Wolkenreiter-Trilogie von Oppel gab es immer wieder harte und brutale Szenen, "Das Nest" berührt in dieser Hinsicht weit mehr, weil diese Art der Geschichte realer ist als eine Tierfantasy- oder eine Steampunktrilogie. Zudem sollte man eine Vorliebe für Surrealität mitbringen, um "Das Nest" vollends genießen zu können, denn diese Geschichte kann und will nicht Stein um Stein oder Wabe um Wabe logisch erklärt werden.

Und nun hoffe ich, mich noch von ganz vielen weiteren Werken Kenneth Oppels überraschen lassen zu dürfen, denn keiner schreibt so vielfältig, genreübergreifend und dabei noch so genial gut wie er!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Die wirkliche Wahrheit
Gemeinhart, Dan

Die wirkliche Wahrheit


ausgezeichnet

'Der Berg rief nach mir. Ich musste einfach weglaufen. Ich konnte nicht anders.' (S.9)

Eigentlich wollte Mark den Gipfel des Mount Rainier irgendwann mit seinem Großvater besteigen, der ein begeisterter Bergsteiger war, aber dann starb sein Großvater, mit dem Versprechen, dass Mark den Gipfel irgendwann für sie beide besteigen wird. Dafür haut Mark von zuhause ab, denn Mark ist schwer krank, und hat wahrscheinlich nur noch kurze Zeit zu leben. So wird das Versprechen ein Kampf gegen die Zeit und ein Kampf gegen sich selbst, denn wo der Wille bei Mark stark ist das Unternehmen in die Tat umzusetzen, lässt sein geschwächter Körper ihn im Stich. Unterstützung in seinem schier ausweglosen Vorhaben findet er in seiner besten Freundin Jessie, die er zurückgelassen hat, in seinem treuen Hund Beau, der ihn begleitet, und zufälligen Wegebekanntschaften.

Die Geschichte hat ein paar Kapitel gebraucht, bis sie mich für sich einnehmen konnte, dann hatte mich Dan Gemeinharts ungewöhnlicher Aufbau jedoch völlig in seinem Bann: die Geschichte wird abwechselnd von Mark erzählt, immer mit der Vorgabe unter jeder Kapitelzahl, wie viele Meilen er noch bis zum Gipfel des Mount Rainier vor sich hat, und seiner Freundin Jessie, die zuhause sitzt und gemeinsam mit Marks Eltern verzweifelt nach der Suche nach ihm ist. Marks Erzählabschnitte sind immer mit ganzen Kapitelzahlen gekennzeichnet und einer groben Strichzeichnung des Berges, der in immer greifbarere Nähe rückt, Jessies Kapitel mit halben Kapitelzahlen und der aktuellen Wetterlage. Neben dieser speziellen Aufmachung fasziniert Marks und Jessies Vorliebe für Haikus - einer dreizeiligen japanischen Gedichtform. Jessies Kapitel beginnen und enden immer mit einem Haiku. Ganz unabhängig von der Geschichte haben mich die ganze Gestaltung des Buches und die Erzählweise des Autors unglaublich fasziniert.
Die Zeichnung seiner Protagonisten ist Dan Gemeinhart sehr gut gelungen, obwohl Marks Geschichte relativ kompakt erzählt ist. Sowohl Marks Verzweiflung im Kampf gegen seinen schwachen Körper, der ihn immer mehr im Stich lässt, als auch die große Freundschaft zu Jessie und die starke Bindung zu seinem Hund Beau werden bei Lesen spürbar. Daneben skizziert Dan Gemeinhart mit wenigen Szenen ungewöhnliche Begegnungen, die Mark auf seinem Weg zum Gipfel macht. Darunter unter anderem einen gnädigen Dieb und einen Vater, der seinen eigenen Sohn selbst viel zu früh verloren hat. Man teilt den Schmerz mit Mark, wenn einem bewusst wird, das ihm manche Hilfe nur wegen seiner Krankheit zu Teil wird, so viele reduzieren ihn nur auf seinen Krebs. Wobei man sich auch in diese Personen hineinversetzen kann, wer kann schon Mitleid verhindern, gerade wenn ein Kind von dieser Krankheit betroffen ist? Aber auch Marks unglaubliche Wut und Hilflosigkeit gegenüber diesen Reaktionen ist verständlich. Man ist beim Lesen Hin- und Hergerissen zwischen den Gefühlswelten der Protagonisten.

Es gibt viele Bücher, die sich mit dem Thema krebskranke Kinder befassen, aber spontan fallen mir nur wenige ein, die die Krankheit ganz abseits von Krankenhäusern oder Therapien behandeln. Dan Gemeinhart beschreitet mit seinem Protagonisten Mark einen ungewöhnlichen Weg, über dieses Thema zu erzählen und verknüpft dies zugleich mit einer rührenden Freundschaft zwischen Mensch und Tier und dem Kampf eines starken Willens gegen alle Widrigkeiten, die sich auf dem Weg ein Ziel zu erreichen als scheinbar unbezwingbare Hindernisse in den Weg legen können.
"Die wirkliche Wahrheit" hat mich begeistert von der Art der Umsetzung, berührt von der Figurenzeichnung, und setzt dem Ganzen mit dem Ende der Geschichte noch die Krone auf, wenn sich der Kreis zwischen den beiden getrennten Erzählperspektiven von Mark und Jessie schließt.
Ob Mark den Gipfel des Mount Rainier letzten Endes erreicht hat? Ganz unabhängig davon hat sich mir selten so erschlossen, warum häufig der Weg das Ziel ist und welche Werte eine wahre Freundschaft ausmachen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Elvis hat das Gebäude verlassen
Zadow, Max

Elvis hat das Gebäude verlassen


sehr gut

Wer nicht zum Katzenbesitzer wider Wilen werden will, sollte in keinem Fall mit seiner Freundin aufs Land fahren, um dort einen Wurf süßer Katzenbabys zu bewundern. Schneller als Max "Elvis hat das Gebäude verlassen" sagen kann, ist dieser auch schon neuer Mitbewohner in seiner und Lauras Wohnung.
Trotz Max' Abneigung gegen Katzentoiletten und nächtlichen Beschwerdegesängen "ich will rein", "ich will raus", "ich hab Hunger"... kann es dieser nicht lange leugnen, dass der kleine Kater sein Herz erobert hat. Mit den vögelliebenden Nachbarn hat Elvis jedoch ganz andere Gefechte auszutragen, bis der neue Mitbewohner in der Hausgemeinschaft zumindest geduldet wird... Der Kleinkrieg zwischen den Nachbarn scheint zwar überspitzt und übertrieben, ist aber das besondere Salz in der Geschichte, die dem Buch einen individuellen Touch gibt. Zudem hat mich das Ehepaar Hiller sehr häufig an eine frühere Kollegin erinnert, so dass ich mich trotz oder gerade wegen der überspitzt gezeichneten Szenen in diesen Episoden besonders gut unterhalten gefühlt habe.

Das Buch hat eine ganz besondere Art von Anhang: "Schwerverdauliche Leckerli", wo Max Zadow im Buch enthaltene Sätze in Dialekt ins Hochdeutsche übersetzt. In Einzelfällen lesen sich diese zwar gut im Zusammenhang weg, aber wenn der Kölsche Hausmeister in einem Kapitel den Dialog mit Max quasi im Alleingang bestreitet, ist man als Ortsfremder mächtig dankbar über die Übersetzung der Leckerli in leichter verdauliches Hochdeutsch.

Neben dem Inhalt ist auch die Aufmachung des Buches auf Katzenliebhaber ausgelegt: an den Kapitelenden laufen kleine Katzentatzen über das Papier und sowohl beide Buchdeckel, als auch den Rücken, schmücken kleine Mäuschen und auf der Front ist eine süße Katze zu sehen (wobei diese dem beschriebenen Elvis leider nicht ähnlich sieht und zudem kein Katerchen ist - als jahrelange Katzenmama muss ich an der Stelle mal klugscheissern, dass dreifarbige Katzen IMMER Mädchen sind).

Auch wenn sich "Elvis hat das Gebäude verlassen" nicht unbedingt aus der Masse an Katzenerzählungen hervorhebt, so sind die Episoden von Elvis und seinen Dosis doch amüsant zu lesen und viele Katzenbesitzer werden sich in der ein oder anderen Szene wiedererkennen. Fans der Hillers dürfen sich zudem auf weitere Abenteuer und Fehden freuen, denn ein Folgeband ist bereits angekündigt.

Reihen-Info:
Elvis hat das Gebäude verlassen
Mordskater: Ein Fall für Elvis (Juni 2016)

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade
Metz, Uwe

Weihnachtsmann Osterhase... alles nur Schokolade


ausgezeichnet

In "Weihnachtsmann Osterhase... Alles nur Schokolade?" stellt Uwe Metz die christlichen Feste über das kirchliche Kalenderjahr vor: somit fängt das Buch nicht mit Neujahr an, sondern mit dem Totensonntag im November, der das Kirchenjahr beschließt. Beginnen wird das Kirchenjahr dann wie jedes Jahr mit dem !. Advent, der Ende November oder Anfang Dezember liegt.
Damit das Buch unterhaltsamer und einfacher für Kinder zu lesen und zu verstehen ist, erzählt Uwe Metz die Geschichten über die kirchlichen Feste nicht allein, sondern zieht Paul zu Hilfe, ein elfjähriger Schule und großer Bruder einer kleinen Schwester, der die Feste aus Kinder- und Familiensicht betrachtet.
Die einzelnen Feste werden immer durch eine erlebte Geschichte von Paul erzählt, bevor Uwe Metz auf die historischen Daten und Fakten eingeht, worunter jede Menge Punkte enthalten sind, bei denen auch mit- oder vorlesende Erwachsene noch etwas zu den kirchlichen Feiertagen lernen können, oder wusstet ihr etwa, dass der Pariser Findling Quasimodo seinen Namen dem ersten Sonntag nach Ostern verdankt?
Constanze Guhr steuert für diese unterhaltsam zu lesende Übersicht der kirchlichen Feiertage kindgerechte Illustrationen bei, für die erwachsenen Leser dürfte besonders der Anhang des Buches interessant sein: hier finden sich die Vornamen der Kirchensonntage, Verweise auf verwendete und weiterführende Literatur und vieles mehr... Somit ist das Buch nicht nur für Familien interessant, sondern auch für den Religionsunterricht in der Grundschule.
Ich empfehle das Buch Grundschullehrern als Begleitlektüre für den Unterricht und allen "Privatlesern", die sich schon immer einmal näher mit den Ursprüngen der kirchlichen Feiertage befassen wollten, da nicht jedes Detail im Unterricht gelehrt wird bzw. vieles im Alter wieder in Vergessenheit gerät, oder kann jeder von sich behaupten neben der St. Martinsgeschichte mit dem halbierten Mantel auch noch die zu kennen, bei der Gänse eine wichtige Rolle spielen?
Ich habe das Buch alleine wegen Herrn Metz wunderbarem Humor gelesen, der in den Paul-Geschichten so schön zum Tragen kommt und habe zugleich ein sehr informatives Buch gefunden, welches mir als Atheist die wichtigsten kirchlichen und christlichen Feste in gründlich genug in Erinnerung gerufen hat, damit ich bei der Hausaufgabenkontrolle meiner Tochter in Religion wieder mitreden kann ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.01.2016
Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3
Stroud, Jonathan

Die Raunende Maske / Lockwood & Co. Bd.3


ausgezeichnet

'"Ich?" Die Glubschaugen des Geistes wurden noch größer und runder "Ich, der "blöde, alte Totenkopf"? Was kann ich schon tun?
"Mir einen Rat geben! Aus deinem fiesen Erfahrungsschatz oder irgendwas anderes!"' (S.51)

Jonathan Stroud versetzt den Lesern direkt mit der ersten Seite wieder in das düstere viktorianische London, in dem die drei Agenten der Lockwood & Co. Agentur ermitteln, und das die Leser bereits in den beiden vorangegangenen Bänden kennenlernen durften. Die neue Geschichte startet wieder so spannend und dank des wispernden Schädels auch so witzig, dass ich glatt vergessen hatte, dass der direkte Vorgängerband mit einem unaufgelösten Geheimnis endete. Bis mir dieser Umstand wieder einfiel, deckte ihn Jonathan Stroud dann auch etwa auf Seite 80 der aktuellen Geschichte auf - perfektes Timing ;)

Auch, wenn einem der vorliegende Fall nicht mehr so neu oder einfallsreich wie die beiden der vorangehenden Geschichten vorkommen mag - ein Übel jeder fortschreitenden Serie - so vermag Stroud es dennoch den Leser mit anderen Impulsen und Wendungen genauso an die dritte Geschichte der Lockwood-Reihe zu fesseln. Dafür sorgt ein neues Mitglied in der Lockwoodschen Agentenschar und das andauernde Geplänkel zwischen Lucy und dem Schädel und der Agentur Lockwood und den konkurrierenden Agenturen Londons. Zudem bringt Lucy durch eigenmächtige Entscheidungen die ganze Gruppe um Lockwood in Gefahr, so dass sie am Ende eine folgenschweren Entschluss fassen muss, der die Leser auf einen weiteren Band hoffen und warten lässt...

Da Jonathan Stroud immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwarten kann, seine Geschichten nie seinen besonderen Humor vermissen lassen und einem die Mitglieder der Agentur Lockwood zudem ans Herz gewachsen sind, liest sich die Geschichte "Die Raunende Maske" genauso flott weg wie die beiden ersten Bände und weckt Lust auf weitere Abenteuer der jungen Geisterjäger aus London!

Reihen-Info:
Lockwood & Co. 1: De Seufzende Wendeltreppe (The Screaming Staircase)
Lockwood & Co. 2: Der Wispernde Schädel (The Whispering Skull)
Lockwood & Co. 3: Die Raunende Maske (The Hollow Boy)

Bewertung vom 20.01.2016
Elfrid und Leo - Das Fußballweihnachtswunder
Oljelund, Pernilla

Elfrid und Leo - Das Fußballweihnachtswunder


ausgezeichnet

Die stinkfaule Wichtelin Elfrid ist zurück! Nachdem sie sich vergangenes Weihnachten ins Zeug legen musste, um der kleinen Mila den Wunsch nach einer richtigen Familie zu erfüllen, hatte sie es sich mehr als verdient, wieder auf der faulen Haut zu liegen, den anderen Wichteln beim Arbeiten zuzusehen und ihnen davon zu erzählen, dass sie die beste Wichtelin am Nordpol ist und noch Jahre von ihrem Erfolg zehren wird... Tja, Pustekuchen. Da hat sie die Rechnung ohne Leo gemacht, dessen Familie in seinen Augen ähnlich der Milas nicht mehr einer "richtigen" Familie entspricht: seine Eltern haben sich bereits vor Jahren getrennt, seine Mutter hat danach wieder geheiratet und seit einigen Jahren hat Leo eine nervige, kleine Halbschwester. Sein größter Wunsch wäre es, dass sein Vater wieder zu ihnen zurückzieht, aber es geht natürlich nicht. Eigentlich glaubt er sowieso nicht an den Weihnachtsmann, aber seiner Schwester zuliebe schreibt er dennoch einen Wunschzettel an ihn und entscheidet sich für seinen zweitwichtigsten Wunsch, dass er im Fußballcup der Weihnachten der beste Spieler wird! Da sich seine Schwester daraufhin das gleiche wünscht, steht die Wichtelriege am Nordpol vor einem Problem: wie soll man zwei verschiedenen Kindern ein und denselben Wunsch erfüllen? Und damit tritt Wichtelin Elfrid auf den Plan und das Chaos nimmt seinen Lauf...

Auch wenn der Inhalt dieses Abenteuers auf Grund des Fußballthemas in meinen Augen diesesmal mehr die Jungs als die Mädchen anspricht, habe ich mich wieder sehr gut von einem weiteren Abenteuer der faulen Wichtelin Elfrid unterhalten gefühlt. Man trifft wieder auf alte Bekannte aus dem ersten Teil wie den Weihnachtsmann oder die fleißige Wichtelin Nummer 1 Nilsson, die in diesem (Hör-)Buch aber nicht ganz so strebsam und erfolgreich wie in "Elfrid und Mila" auftritt, sondern überraschenderweise durch Neid auf Elfrid auf dumme Gedanken kommt und am Ende vor dem Weihnachtsmann schlechter dasteht als ihre faule Kollegin. Überhaupt werden auch in dieser Geschichte wieder viele Themen angesprochen, die negativ in Familien, Freundschaften und zwischen Kollegen stehen können, trotzdem fühlt es sich nicht wie ein zweiter Aufguss von "Elfrid und Mila" an, da die Autorin diesesmal andere Schwerpunkte gelegt hat, wieder mit Überraschungen aufwarten kann und eine andere Art von Familiensituation gewählt hat wie in Elfrids erstem Abenteuer.
Julia Nachtmann überzeugt ein weiteres Mal als Sprecherin der Geschichte. Zum Glück hat man sich nicht auf Grund des männlichen Mithauptprotagonisten zu einem Sprecherwechsel entschieden, da Julia Nachtmann gerade in ihrer Rolle von Wichtelin Elfrid total überzeugt. Wie "Elfrid und Mila" ist auch die Geschichte um Elfrid und Leo wieder sehr dialoglastig, umso wichtiger ist es in meinen Augen, dass ein Sprecher nicht nur durch seine Vorlesekünste punktet, sondern auch die Fähigkeit besitzt in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen.

Um an "Elfrid und Leo" Spaß zu haben und alle Zusammenhänge zu verstehen, muss man Elfrids erstes Abenteuer nicht kennen, aber ich empfehle allen, nicht auf eine der beiden Geschichten zu verzichten - je mehr Elfrid, desto besser ;) Auch wenn mir persönlich Milas Geschichte noch einen Tick besser gefallen hat, verdient Leos Fußßball-Weihnachtswunder unabhängig betrachtet die beste Wertung - mit Elfrids Abenteuern ist es der Autorin gelungen einen wundervollen Mix aus klassischen und modernen Weihnachtserzählungen zu schreiben, die hoffentlich in vielen (Kinder-)Haushalten Einzug finden werden und einen großen Bekanntheitsgrad erlangen!

Aufmachung:
Das Hörbuch enthält ein kleines Booklet mit Kurzvital von Autorin und Sprecherin und dem Inhaltsverzeichnis beider CDs.
Die Buchausgabe mit Illustrationen von Susanne Göhlich ist im Gerstenberg Verlag erschienen.

Bewertung vom 20.01.2016
Donnerstags im Fetten Hecht / Siebeneisen Bd.1
Nink, Stefan

Donnerstags im Fetten Hecht / Siebeneisen Bd.1


ausgezeichnet

Wer einen Reiseroman zur Vorbereitung für eine abenteuerliche und dennoch entspannte Reise sucht, sollte auf KEINEN FALL zu den Reiseerinnerungen von Siebeneisen greifen, die ihren Anfang in einer urigen Kneipe beim donnerstäglichen Tipp-Kick gemeinsam mit seinen Kumpels Wipperfürth und Schatten finden. Ich stelle mir das so vor, dass Monate später, insofern der Reisende alle Unannehmlichkeiten umschippen konnte, und mit dem Leben davonkam, er schreiend aus der urigen Kneipe wegrennt und keinen Pfifferling mehr darauf gibt die sozialen Anbindungen zu Wipperführt und Schatten neu aufleben lassen zu wollen, vielleicht will der so plötzlich die Flucht Ergreifende sogar nie mehr eine Reise um die Welt machen...

Die Geschichte beginnt in dem eingangs genannten "Fetten Hecht", der Stammkneipe von Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten, drei Freunden, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eines Abends beim Tipp-Kick offenbart Schatten seinen Freunden, dass seine Großtante jedem ihrer Nichten und Neffen 50 Millionen Euro vererbt - insofern alle Erben gefunden werden und diese das Erbe antreten wollen. Hört sich kompliziert an - ist kompliziert - die Erben sind auf allen Erdteilen zerstreut, oft ist nicht mehr als der Name der Gesuchten bekannt. Schatten, ein Sparbrötchen vor dem Herrn, lässt seinen willigen Handlanger Wipperführt die günstigsten Reiseverbindungen heraussuchen, so dass Siebeneisen nicht mal Muse tanken kann zwischen den detektivisch ausgelegten Aufgaben, die ihn wortwörtlich in jede entlegene Ecke der Erde führen. Durch Siebeneisens Arbeit als Lokalreporter erschien er den anderen beiden am geeignetsten für den ungewöhnlichen Suchauftrag, und mal ehrlich? Wer reisst sich um eine Reise ins Ungewisse mit Billigairlines und weiteren mehr als fragwürdigen Reiseuntersätzen?
Wer Freunde wie Wipperfürth und Schatten hat, braucht keine Feinde mehr, und möglicherweise wird es den unfreiwilligen Weltenbummler nun nie mehr in die Fremde ziehen! Und doch... kaum ist Siebeneisen zu hause, ruft ihn die Ferne, ob er sich erneut auf solche abenteuerliche Trips einlassen wird?

Stefan Ninks abenteuerlichem Roman liegen persönliche Erfahrungen aus seinem Leben als Reisejournalist zu Grunde, die Siebeneisens Reisen auch abseits ausgetretener Touristenpfade lebendig und greifbar machen. Nicht alles, was Siebeneisen rund um die Welt erlebt ist schön oder einfach nur ungefährlich, aber genaugenommen ist es so, wenn man sein Leben tatsächlich lebt.

Reihen-Info:
Donnerstags im Fetten Hecht
Freitags in der Faulen Kobra
Sonntags im Maskierten Waschbär

Bewertung vom 20.01.2016
Das Camp / Rock War Bd.2
Muchamore, Robert

Das Camp / Rock War Bd.2


ausgezeichnet

In Rock War "Unter Strom" suchte der Fernsehsender Channel Six gemeinsam mit dem Sponsor Rage Cola einen Akt, der dem Rock War Battle, welches im Format einer Life Reality Show ausgesendet werden soll, als Sieger hervorgehen und die Einschaltquoten des ausstrahlenden Senders in die Höhen treiben soll. In dieser Geschichte lernten wir besonders die Mitglieder der Bands Jets, Dead Cat Pounce und Pandas of Dome kennen, die es tatsächlich durch die Ausscheidungen in die Sendung "Rock War" von Channel Six geschafft haben und nun in der Folge "Das Camp" gemeinsam mit den anderen Gewinnern landesweiter Ausscheidungskonzerte das Bandhaus beziehen, in denen Großteile des Fernsehformats gefilmt werden sollen.
Da Talent nicht alles ist für den Erfolgt einer Sendung wissen wir bereits seit DSDS: Nicht die talentiertesten Sänger kommen automatisch weiter, es sind häufig diejenigen, die sich vor der Kamera am besten verkaufen können, oder diejenigen, mit den tragischsten Familiengeschichten.
Oftmals steht die Siegerband bereits vor Ausstrahlung der ersten Folge fest und die Zuschauer werden nach Strich und Faden belogen, dass sie durch Telefonate ihre Favoriten weiterbringen könnten. Letztendlich gibt es nur einen Gewinner bei solchen Formaten: die Sponsoren.
Auch wenn die Charaktere der einzelnen Teilnehmer durch den Fake, der bekanntermaßen in der Branche herrscht, ein bisschen in den Rückhalt treten, so sind die Figuren gerade genug präsent, um die Handlung weiter zu tragen und zu persönlichen Schicksalen werden zu lassen. Ich habe mit viel Begeisterung die Entwicklung der Jets, der Dead Cat Pounce und den Pandas of Dome verfolgt, ebenso wie die ersten Schritte der Bands, die man im zweiten Band neu kennengelernt.
Das Ende der Geschichte ist ein sehr harter Cliffhanger, fast schon eine Klippe zwischen Leben und Tod, bei dem nun keiner im Klaren sein kann, wie es einer der meistgehypten Bands aus den Battles weitergehen soll.
Jay und Summer müssen lernen, wie die Liebe zweier Mitglieder aus verschiedenen Bands sowie ein gehyptes Bandmitglied gegen die restlichen Mitglieder einer Gruppe das ganze Grundgefüge einer Band zum Einstürzen bringen kann.
Auch wenn vor den Kulissen nicht immer alles der Wahrheit entspricht - hinter den Kulissen müssen sich die Jugendlichen damit auseinandersetzen und schneller erwachsen werden und denken als ihnen lieb ist.
"Das Camp" setzt sich zwar einen Tick weiter weniger mit Charakterentwicklung auseinander als der Vorgänger "Unter Strom", dafür ist es ungleich spannender zu lesen, wie es hinter den Kullissen der angeblichen Traumfabrik "Film und Fernsehen" zugeht. Wer von "Unter Strom" begeistert war, sollte den Werdegang von Jay, seinen alten und neuen Freunden auf jeden Fall weiterbegleiten.

Reihen-Info:
Unter Strom
Der Wettbewerb (Kurzgeschichte)
Das Camp