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alegria.de.vivir
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Wolfhagen
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Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2018
Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1
Ullberg Westin, Gabriella

Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1


sehr gut

Inhalt:
Es ist Heiligabend. Henna und ihre Kinder warten auf den Weihnachtsmann. Als er dann endlich kommt, bringt er nicht, wie erwartet, Geschenke, sondern er ermordet Henna vor den Augen ihrer Kinder. Als ihr Mann, der berühmte Fussballstar Ma°ns Sadin, nachhause kommt, erwartet ihn ein Blutbad und verstörte Kinder. Was ist hier geschehen? Um das zu klären, ermittelt der gerade erst in seine Heimat zurückgekehrte Kriminalinspektor Rokka in alle Richtungen. Ma°ns war ein Jugendfreund von ihm. Sie spielten damals in derselben Fußballmannschaft. Sie hatten dieselben Freunde. Kann einer von ihnen der Täter sein. Bald schon gibt es einen zweiten Toten. Haben die beiden Fälle miteinander zu tun?
Wertung:
"Der Schmetterling" ist das Debut von Gabriella Ullberg Westin. Die studierte Modedesignerin lebt in Stockholm und arbeitet in einer der größten Telefongesellschaften Schwedens. Beide Berufszweige finden wir auch in dem Roman wieder. Rokka hat eine gute Bekannte bei der Telefongesellschaft, die ihm bei seinen Ermittlungen hilft. Evelina, eine Bekannte von Ma°ns, arbeitet in der Modebranche. Somit hat sie all ihre Erfahrungen in dieses Buch gestrickt.
Die Handlungsplätze reichen von Florent bis nach Hudiksvall. Sehr gut beschreibt die Autorin die Umgebungen, sodass man tatsächlich die Kälte und Dunkelheit in Schweden und die Sonne und das aktive Leben in Italien spüren kann.
Es gibt in dem Buch eine Vielzahl an Personen. Jede hat eine bestimmte Rolle, die wesentlich ist bei der Aufklärung. Anfangs verwirrt die Menge den Leser und lässt immer wieder die Frage aufkommen, was diese Person denn mit dem Fall zu tun hat. Auch das recht brisante Liebesleben von Johan Rokka kommt einem fehl am Platze vor. Aber zum Ende hin sind alle Stränge miteinander verwoben. Nur so ergibt es ein Gesamtbild.
Die Spannung bleibt durchweg erhalten. Es gibt kleine Täler und Längen, die aber nicht wirklich störend sind. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und das Buch liest sich schnell weg. Genau das Richtige für erholsame Lesestunden.
Der erwähnte "Schmetterling" im Buchtitel bekommt eine ganz spezielle Rolle. Erst im November sind Henna und Ma°ns zurück nach Schweden gezogen. Vorher haben sie in Florenz gelebt. Bevor sich die beiden kennenlernten, wohnte Henna bei einer alten Freundin ihrer Großmutter und bekam monatlich einen Scheck der unterschrieben war mit "Der einsame Schmetterling". Wer war dieser Schmetterling und warum schickte er ihr Geld? Eine interessante Geschichte.
Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Passagen, die in Kursiv geschrieben sind. Anfangs kann man wenig damit anfangen. Nach gewisser Zeit stellt sich heraus, dass es ein Brief ist. Auch dieser hat eine ganz bestimmte Rolle in diesem Buch und ist sehr emotional und rührend.
Fazit:
Das Buch ist ein sehr gelungenes Erstlingswerk und ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimireihe. Ich bin schon voll freudiger Erwartung auf den nächsten Band. Hiermit erfolgt eine absolute Leseempfehlung. Vor allem für Freunde von skandinavischen Kriminalromanen.

Bewertung vom 02.09.2018
Thalamus
Poznanski, Ursula

Thalamus


ausgezeichnet

Inhalt:
Der 17 jährige Timo erleidet nach einem Motorradunfall ein Schädel-Hirn-Trauma und liegt im Koma. Als er langsam wieder erwacht, kann er sich nicht wirklich bewegen und versteht auch kein Wort. Mit der Zeit kommen die Worte wieder. Doch kann er sie nur hören, aber nicht sprechen. Er wird in eine Rehaklinik verlegt. Dort soll er nun vollkommen genesen. Aber es ereignen sich eigenartige Sachen. Sein Zimmergenosse liegt im Koma. Doch des Nachts geht dieser spazieren und spricht mit ihm. Er selbst findet sich an Orten wieder und kann sich nicht erklären, wie er dorthin gelangte. Er sucht nach Antworten. Doch wie soll er die bekommen, wenn er sich nicht verständigen kann.
Wertung:
Ursula Poznanski hat mit ihrem neuen Jugendthriller eine spannende Geschichte geliefert, die nicht nur von Jugendlichen gelesen werden kann. Und nicht nur Thrillerliebhaber kommen hier auf ihren Genuss, sondern auch Wissenschaftsliebhaber. Vor allem die der Medizin zugetan sind. Poznanski ist selber Medizinjournalistin und hat einiges an Fachwissen mit eingebaut. Aber nicht in dem erschreckenden medizinischen Kauderwelsch, so wie es viele nennen, sondern mit verständlichen Worten. In diesem Buch vereint sie ihre Leidenschaft für das Schreiben und für die Medizin.
Der Schreibstil ist einfach aber nicht langweilig. Poznanski weiß, wie man Spannung weckt und sie zu einem Ungetüm anwachsen lässt. Schon in den ersten Seiten platzt der Leser fast vor Aufregung. Hier wird die Situation des Unfalls geschildert. Man hat beim Lesen das Gefühl, als säße man selbst auf dem Motorroller. Ich spüre jetzt noch den Regen und die Anspannung während eines Überholmanövers. Dann erwacht Timo langsam im Krankenhaus. Oder soll ich sagen, ich erwache? Denn so kam es mir vor. Die Autorin lässt uns Leser durch ihren Stil sehr nah an das Geschehen heran. Das intensiviert das Leseerlebnis.
Die Spannung nimmt ab der ersten Seite stetig zu. Zum Ende hin sind einige Dinge nun schon aufgeklärt, aber trotzdem ebbt die Spannung nur langsam ab. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und war mit dem Ende dann sehr zufrieden. Das Buch ist auch recht emotional. Es gibt stellen zum schmunzeln, vor allem, wenn Timos neuer Freund Carl mit C in der Geschichte auftaucht, aber auch Stellen, die traurig sind. Auch die Liebe ist hier zu finden.
Timo ist ein aufgewecktes Köpfchen. Er ist gewillt schnell wieder der Alte zu werden. Auch den Eifer, den er bei seinen persönlichen Ermittlungen aufbringt zeigt ihn als starke Persönlichkeit auf. Trotz seiner Situation hat er auch nicht den Humor verloren. Er ist rundum ein sehr sympathischer junger Mann. Auch seine neugefundenen Freunde in der Rehaklinik sind sehr sympathisch, aber auch mysteriös. Eine buntgewürfelte Clique begegnet uns hier.
Das Cover ist wirklich sehr schön. Ich bin regelrecht verliebt. Der Titel passt zudem auch sehr gut zum Inhalt. Der Thalamus ist ein Teil des Zwischenhirns, indem Wahrnehmungen aufgenommen und verarbeitet werden. Hier wird wichtiges vom Unwichtigen getrennt. Also ein Filter. Spielt Timo sein Hirn ihm einen Streich, oder ist es tatsächlich Realität was er sieht und erlebt? Doch die Thematik wird noch viel komplexer und spannender.
Fazit:
Ich bin begeistert von dem Buch. Alle Daumen hoch. Definitiv werde ich auch noch weitere Werke von dieser Autorin lesen. Es ist ein Buch für Lesebegeisterte aller Altersgruppen ab 12, würde ich sagen. Und ich weiß von vielen Erwachsenen, die das Buch ebenfalls verschlungen haben.

Bewertung vom 27.08.2018
Ins Dunkel
Harper, Jane

Ins Dunkel


sehr gut

Inhalt: Fünf Frauen gehen in den Wald, aber nur vier kommen wieder raus. Was ist geschehen?
Aaron Falk, Ermittler der australischen Polizei macht sich Sorgen. Alice ist eine Informantin in einem seiner Fälle. Sie soll wichtige Formulare ihrer Firma an ihn weiterreichen, damit er diese des Steuerbetrugs überführen kann. Nun ist Alice verschwunden. Gemeinsam mit seiner Partnerin Carmen macht er sich auf an den Ort des Geschehens. Die vier anderen Frauen, alle ebenfalls Mitarbeiter dieser Firma, scheinen ein Geheimnis zu hüten. Um Alice zu finden, gilt es diese Geheimnisse zu lüften.
Wertung:
In ihrem zweiten Buch beschreibt Jane Harper die tiefe Finsternis und die geheimnisvolle Wirkung der australischen Wälder. Der Leser wird durch ihre Beschreibungen direkt in eine feuchte, dunkle und mystische Atmosphäre hineingesetzt. Durch diese ist die psychische Anspannung eines jeden Teilnehmers der Exkursion noch deutlicher zu spüren.
Der Aufbau des Buches in Gegenwart und Rückblenden ist vorteilhaft. Die Rückblenden dienen dazu, dem Leser die einzelnen Persönlichkeiten vorzustellen und das Geschehen während der Wanderung darzulegen. Dabei baut die Autorin einen gelungenen Spannungsbogen auf. Die Zwistigkeiten und Hintergründe einer jeder Charaktere lassen jeden als verdächtig erscheinen.
Zum Ende hin gibt es allerdings einige Ungereimtheiten. Es bleiben Fragen offen. Auch das Eingebundene Telefonat ergibt keinen Sinn. Es gibt also für das nächste Werk von Jane Harper noch Potential nach oben.
Alice ist eine unsympathische Person, die heraussticht durch ihre Unfreundlichkeit und Feistheit. Dadurch ist sie natürlich unbeliebt. Und jeder könnte sie loswerden wollen.
Falk scheint ein Workaholic zu sein. Er ist Single und nicht gerade glücklich, wie mir scheint. Gemeinsam mit Carmen ist er bestrebt den Willen von „Oben“ beizukommen. Allerdings nicht ohne Skrupel. Er geht bei seinen Befragungen einfühlsam vor und versucht auch zu helfen.
Jane Harper hat einen angenehmen Schreibstil. Man stolpert nicht über Fremdwörter und der Satzbau ist einfach gehalten. Ideal zum Einfachmalweglesen und entspannen. Ihre Wortwahl ist atmosphärisch, genau wie die Handlung.
Das Cover hätte anders nicht sein dürfen. Es spiegelt genau die Atmosphäre des Waldes dar. Dicht, düster, feucht, unendlich, geheimnisvoll und mysteriös.
Fazit:
„Ins Dunkel“ ist ein Buch für jeden Abenteurer und Liebhaber von Spannung. Ein Buch , was einem gut aus dem Alltag holt und in eine andere Welt beamt.

Bewertung vom 22.08.2018
Schattenkind / Yngvar Stubø Bd.5
Holt, Anne

Schattenkind / Yngvar Stubø Bd.5


sehr gut

Inhalt:
„Du hast nicht aufgepasst“ – „Ich habe nicht aufgepasst“
Ellen und Jon Mohr sitzen am 21. Juli 2011 in ihrem Wohnzimmer und sind fassungslos. Ellen hält ihren acht jährigen Sohn in den Armen. Er ist tot.
Inger Johanne Vik ist Kriminalpsychologin und eine alte Bekannte von Ellen. Sie wollte Ellen bei den Vorbereitungen der Feier, welche an dem Tag stattfinden sollte, behilflich sein und platzte in diese Situation hinein.
An diesem Tag gab es auch zwei Terroranschläge in Oslo, sodass die Polizei hoffnungslos überfordert war. Ein Neuling wurde für die Bearbeitung des Kindstodes abgestellt. Henrik Holme und Inger Johanne Vik sind beide skeptisch. Ist der kleine Sander wirklich von der Leiter gestürzt? Und so machen sie sich beide unabhängig voneinander auf, um Erklärungen zu finden. Aber ihre Wege führen schließlich zusammen. Und was sie herausgefunden haben lässt beide glauben, dass es kein Unfall war.
Wertung:
Anne Holt ist einer der erfolgreichsten skandinavischen Autorinnen. Ihre Bücher werden in alle großen Sprachen übersetzt. Auch mit diesem Buch hat sie wieder einen weltweiten Erfolg erlangt.
Anne Holt schreibt spannend, sodass die Luft knistert. Der Spannungsbogen ist perfekt ausbalanciert und verspricht dem Leser unterhaltsame Lesestunden. Ihr Schreibstil ist einfach und verständlich. Sie verblümt nichts und benutzt keine schwierigen Wörter. Der Leser fliegt regelrecht durch die Seiten. Allerdings ist ab und an ihre sprachliche Veranschaulichung ein wenig verwirrend.
„...glühen heißer Kaffee...“ - brühendheiß?
„...kreideweiße Wände (bzw. Hemden)“ - blendendweiß, schneeweiß?
In „Schattenkind“ nimmt sie sich dem schwierigen Thema der Kindesmisshandlung an und verdeutlicht sehr gut die Blindheit der Familien und Umstehenden. Auch Ärzte und Lehrer verschließen oft die Augen. Aufmerksame Menschen werden meist als ein wenig überdreht und unruhestiftend dargestellt. So kommt es, dass die Dunkelziffer für häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung sehr weit höher liegt als die veröffentlichten Zahlen.
Der Name der Protagonistin, Inger Johanne Vik, hat meinen Lesefluss etwas gehemmt. Ich hätte mir einen kürzeren Namen oder einen Spitznamen (oder ähnliches) gewünscht. Auch finde ich das Ende doch ein wenig zu überdreht. Dramatik ist gut, aber nicht in Überhauf.
Fazit:
Das war mein erstes Buch von Anne Holt und ich freue mich darauf, weitere Werke dieser Autorin zu lesen. Dieses Buch ist mit Sicherheit etwas für jeden, der Skandinavien und Krimis liebt. Obwohl die Landschaft selbst nur wenig aufgezeigt wird. Es geht ja auch hauptsächlich um das dramatische Schicksal des kleinen Jungen.

Bewertung vom 17.08.2018
The Wife Between Us
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


sehr gut

Inhalt:
Nellie ist eine junge, attraktive Frau, die tagsüber in einer Kindereinrichtung arbeitet und drei Mal die Woche am Abend kellnern geht. Seit kurzem ist sie mit dem schönen und reichen Richard verlobt. Seit dem dreht sich alles nur noch um die Hochzeitsvorbereitungen. Richard hat bereits ein Haus gekauft und sie gebeten das Kellnern sein zulassen. Sie freut sich auf die Zukunft mit vielen Kindern. Doch seit der Verlobung bekommt sie öfters anonyme Anrufe. Was haben die zu bedeuten.

Vanessa ist Richards Exfrau. Seit dem sie von der Verlobung ihres Exmannes erfahren hat, setzt sie alles daran diese zu verhindern. Sie scheint regelrecht besessen von ihrem Plan. Doch was steckt dahinter?

Emma wurde von Richard als neue Sekretärin eingestellt. Eines Tages bekommt sie einen Brief. Doch kann sie dem Inhalt Glauben schenken? Richard erzählte ihr von dem geistig verwirrten Zustand seiner Exfrau. Allerdings ist bereits der Same am Keimen...

Wertung:
Das gemeinsame Werk von Sarah Pekkanen und ihrer Lektorin Geer Hendricks wurde bereits in 30 Ländern veröffentlicht. Es ist an den Spitzen von Bestsellerlisten zu finden und wird bereits verfilm.

Das Buch ist in drei Teilen aufgeteilt. Im letzten Kapitel eines jeden Teiles wird der Leser über eine Situation aufgeklärt, die einem fast die Sprache verschlägt. Die Erzählperspektive erfolgt aus der Sicht der Exfrau Vanessa. Der erste Teil erscheint einem recht nichtssagend. Es dümpelt so vor sich hin, gespickt mit Tagesabläufen und Rückblenden. Im zweiten Teil nimmt die Geschichte an Fahrt auf und wird immer rätselhafter und verworrener. Der letzte Teil wird der Aufklärung gewidmet und spitzt die Spannungskurve zu. Immer wieder stellt man sich die Fragen: Wer ist denn nun der Bösewicht? Wer hat wem, was und warum getan?

Die Handlung dreht sich rund um den mysteriösen Richard. Scheint er doch der aufmerksamste und liebevollste Partner zu sein, den man sich wünschen kann, so sind seine Handlungen doch manches Mal sehr merkwürdig. Richard hat auch eine sehr enge Bindung zu seine rälteren Schwester. Diese wird auch aktiv in den Hochzeitsvorbereitungen mit einbezogen. Doch auch ihr Verhalten scheint fragwürdig. Nicht nur Richard schweigt sich über seine Jugend aus. Auch haben seine Exfrau und deren Nachfolgerin kleine Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit. Nach und nach werden sie für den Leser aufgedeckt. Und am Ende ist man doch recht überrascht. Die Autorinnen haben es gut verstanden ein Paket aus den Schicksalsschlägen der Vergangenheit und der Gegenwart aller Personen zu schnüren.

Vanessa erschien mir recht schwierig anfangs, doch habe ich sie im Verlauf verstehen gelernt. Allerdings ist sie mir nicht sehr sympathisch. Richard dagegen kam mir sehr schleimig und wichtigtuerisch von Beginn an vor. Das hat sich auch bis zum Schluss nicht gelegt. Auch Emma war mir etwas suspekt. Dagegen hatte ich eine Gute Bindung zu dem Charakter der Nellie. Sie war offen, lebenslustig und freundlich. Ihre immer wieder aufkeimende Furcht machte ich an Dingen ihrer Vergangenheit fest, die erst noch eröffnet wurden. Sie war die typische Opferfigur. Ihr galt alles Mitleid und jede Hoffnung.

Fazit: „The Wife Between Us“ ist ein absolut lesenswertes Buch. Ich freue mich schon auf weitere Werke von den beiden Damen. Doch, wird es mit den Werken von Gillian Flynn verglichen, behaupte ich, dass dieses Buch hier nicht wirklich ganz an „Gone Girl“ rankommt.

Bewertung vom 14.08.2018
Alligatoren
Spera, Deb

Alligatoren


ausgezeichnet

Inhalt: Drei Frauen in den 1920gern, die nahe beisammen in den Südstaaten leben, können unterschiedlicher ihrer sozialen Herkunft nicht sein. Doch verbindet das persönliche Schicksal sie miteinander.

Gertrude wird von ihrem Mann, der das wenige Geld, das er in der Firma seines Vaters verdient, versäuft, geschlagen. Sie haben vier Töchter von denen zwei, wegen dem Hunger die die Familie erleidet, bei Gertruds Bruder Berns leben. Gertrude legt sich auf die Lauer um ein mächtiges Alligatorenweibchen zu erlegen. Als sie schießt, trifft sie aber nicht jenes...

Retta ist die schwarze Hausangestellte der Familie Coles. Eine weise Frau mit dem „zweiten Gesicht“, welche schon als Kind in dem Haus gearbeitet hat und später den Platz ihrer Mutter einnahm. Sie nimmt heimlich Gertrudes kranke neunjährige Tochter zur Pflege auf. Sie selbst hat ihre einzige Tochter an eine Krankheit verloren und hat einen gehbehinderten Mann. Doch sie wächst in ihren Aufgaben und tritt für die Menschlichkeit ein.

Annie ist die Frau eines ehemals reichen Plantagenbesitzers, der um Erhaltung seines Status kämpft. Sie ist Besitzerin einer Näherei. Ihre zwei Töchter haben sich von der Familie gelöst und einer ihrer drei Söhne hat sich in jungen Jahren das Leben genommen. Eines Tages macht sie eine Entdeckung, die ihr die Augen öffnet. Nicht der Baumwollkäfer, der seit Jahren die Ernte zerstört ist ihr größter Feind. Nein ... der Feind ist viel näher.

Wertung: „Alligatoren“ ist Dep Spera`s erster Roman. Als Vorlagen dienten ihr die vielen Erzählungen ihrer Urgroßmutter und ihrer Großmutter. Zuvor schrieb sie Kurzgeschichten die breit veröffentlicht und mit Preisen gewürdigt wurden.

Das Buch hat drei Erzählstränge. Ein jeder wird aus der Sicht der jeweiligen Protagonistin, einer der drei Frauen, erzählt. Im Verlauf verflechten sich diese Geschichten immer enger miteinander, was auch die Zuspitzung der Spannung erkennen lässt. Die Sprache einer jeden Protagonistinnen ist ihrem sozialen Status angepasst. So fällt es dem Leser recht leicht, sich in diese Person hineinzudenken.

Das Cover spiegelt deutlich die Stimmung des Romans wieder. Die Farbe Grün steht für Hoffnung, welche sich in allen drei Frauen wiederfinden lässt. Auch der harte abwesende Blick der oben dargestellten Frau lässt auf das Leben zu der Zeit schließen. Hunger und Armut, Leid und Krankheit, aber auch Liebe und Hoffnung dominieren in dem Roman. Die drei unteren Mädchen spiegeln zwar nicht das Alter der Protagonistinnen im Buch wieder, aber ihre Harmonie miteinander, trotz verschiedener Herkunft, sind deutlich erkennbar.

Der Tittel „Alligatoren“ passt ausgezeichnet. Ein Alligatorenweibchen beschützt ihre Familie mit allen Mitteln. Auch die drei Frauen kämpfen um ihre Familien. Tun es Annie und Gertrude für ihre Kinder, so tut es Retta, die ihr einziges Kind verloren hat, für die Kinder ihrer Herrin und auch für Gertrude.

Fazit: „Alligatoren“ ist ein ganz besonderes Buch, das unter die Haut geht. Es hat sämtliche Emotionen in mir freigesetzt und wird in meinem Regal einen besonderen Platz erhalten. Ein jeder, der Bücher, wie zum Beispiel „Die Farbe Lila“, „Die Farbe von Milch“ oder auch „Kleine, große Schritte“ mit Freuden gelesen hat, sollte auch dieses Buch lesen. Aber auch alle anderen sollten dieses Prachtexemplar mal versuchen.

Bewertung vom 03.08.2018
Uns gehört die Nacht
Libaire, Jardine

Uns gehört die Nacht


sehr gut

Inhalt: Elise und Jamey können unterschiedlicher nicht sein. Elise, halb Puerto-Ricanerin, ist in einer Sozialbausiedlung in der South Bronx ohne Vater und mit einer drogenabhängigen Mutter aufgewachsen. Jamey ist Yale-Student und der Erbe einer reichen Familie von Investmentbankern. Beide lernen sich in New Haven kennen und lieben. Aber, wie in „Romeo und Julia“, sind die Familien gegen diese Verbindung und setzen beide unter Druck. Das führt zu großen Spannungen in ihrer Beziehung.

Wertung: Jardine Libaire fängt in ihre ersten Roman „Uns gehört die Nacht“ das alte Thema der der Klassenunterschiede wieder auf. Wie auch Shakespeare, versucht sie die Macht der Eltern auf ihre Kinder zu verdeutlichen. Aber ... diese Geschichte hier spielt in den 1980gern. Kinder begehren auf und versuchen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Besonders Jamey wird gezwungen der Liebe wegen stark auswirkende Konsequenzen zu ziehen. Der Autorin ist es gelungen die Kluft der Klassenunterschiede in Wort und Sprache zu verdeutlichen. Somit haben die Abschnitte, in denen sie Elises Ansichten und Tagesabläufe darlegt einen anderen Klang als die von Jamey. Im Laufe ihrer Verbindung kann man beidseitig eine Anpassung auf beiden Seiten erkennen, was den Einfluss aufeinander und auch ihre Liebe zueinander verdeutlicht.

Allerdings verfängt sich die Autorin während ihrer Schilderungen auch ab und an mal in schier unnütze Darstellungen, die die Spannung beeinträchtigen und die Frage „Warum das jetzt?“ aufwerfen. Die Spannungskurve hat mehrere kleine Höhepunkte, wobei der höchste im ersten Kapitel entsteht und am Ende des Buches wieder aufgenommen wird. Somit entsteht eine Art Achterbahnfahrt der Emotionen. Dies wiederum empfand ich als sehr gelungen und war neu für mich.

Fazit: Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, erkenne ich das Cover, welches ich wirklich sehr schön finde, als unpassend und auch den Titel nicht wirklich treffend. Aber dem zum Trotze ist das Buch doch recht lesenswert und bereichert das Abteil der anspruchsvolleren, zum Nachdenken anregenden Literatur in meiner hauseigenen Bibliothek.

Bewertung vom 27.07.2018
Der Schatten
Raabe, Melanie

Der Schatten


sehr gut

In ihrem dritten Buch „Der Schatten“ setzt Melanie Raabe gekonnt ihre Ideen zu einer spannenden Geschichte um. Die Psychologischen Aspekte stehen im Vordergrund und machen die Story zu einem Mysterium. Die Wirkung, die diese Prophezeiung auf Norah hat ist erstaunlich. Sie kann nicht loslassen und hinterfragt alles. Als Leser wird man davon angesteckt und ertappt sich selbst beim Rätzeln und Graben.
Doch denke ich, gerade um die Person Norah hätte man etwas intensiver werden können. Sie ist eine introvertierte, skeptische Frau, die mir nicht besonders sympathisch erschien. Anfangs hatte ich arge Probleme mich in diese Person hineinversetzen zu können. Sie wirkte auf mich zu engstirnig und kalt. So wie eben auch die Atmosphäre in diesem Buch. Die Rückblenden in ihre Jugend gaben einige Information frei, die für das Verständnis der Handlung notwendig waren. Aber sagt es doch recht wenig über Norah selbst.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Man fliegt durch die Zeilen. Die Sprache ist einfach, aber nicht unintelligent. Auf aufwendig gestaltete Sätze wird verzichtet. Das Leseverstehen steht hier deutlich im Vordergrund.
Mit der Spannungskurve hatte ich so meine Probleme. Der Anfang bis zum Höhepunkt war sehr gut gestaltet, bis auf winzige Längen. Doch dann folgte die Aufklärung die sich enorm zog. Die Spannung war eigentlich schon weg. Nur der Aha-Effekt musste noch abgearbeitet werden. Aber der war wie Kaugummi. Aber deswegen nicht uninteressant. Sehr interessant war vor allem die Aufklärung des Mysteriums um ihrer verstorbenen Freundin Valerie. Weggelassen hätte ich allerdings die Geschichte um ihren Ex-Freund. Das Ende war so schon perfekt.
Fazit: „Der Schatten“ ist definitiv eine angenehme Lektüre. Aber für hohe Ansprüche zu seicht. Ich persönlich werde, da dieses Buch mein erster Melanie Raabe war, mir gern die beiden anderen noch einverleiben. ;)