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Top-Rezensenten Übersicht

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Ranke
Wohnort: 
Remagen

Bewertungen

Insgesamt 80 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Interessante Perspektive
Sebastian Conrad hat eine spannende Abhandlung über die Büste von Nofretete, die seit über 100 Jahren in Berlin ausgestellt wird, geschrieben.
"Die Königin" ist seit ihrer Auffindung im Jahre 1912 in Amarna/Ägypten eines der weltweit bekanntesten und berühmtesten antiken Kunstwerke.
Das Buch ist gut recherchiert und wissenschaftlich fundiert, was durch eine große Anzahl an Anmerkungen und Literaturhinweisen belegt wird.
Das Buch ist aber auch für Laien und Interessierte sehr gut lesbar und verständlich geschrieben.
Der Autor legt besonderen Wert auf die Ausgrabungsgeschichte. Herkunft und historischer Hintergrund werden erläutert, dann die Problematik der Besitzverhältnisse, wem gehört diese Ausnahmebüste eigentlich.
Spannend finde ich, welche Berühmtheit und Beliebtheit die Nofretete praktisch schon vor ihrer ersten öffentlichen Ausstellung in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erlangen konnte. Ihre Schönheit und Makellosigkeit beeindruckt die Welt, die Mode und sogar die Popkultur bis in die heutige Zeit. Ihre Rezeptionsgeschichte ist einmalig. Immer wieder wurde versucht, "die Königin" für bestimmte (auch politische) Werte zu instrumentalisieren.
Tolles Buch, sehr lesenswert.
Besonders gefällt mir auch das Cover, das sich schlicht auf die Schönheit der Büste konzentriert.

Bewertung vom 23.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Außergewöhnlich

Das aktuelle Buch von Eve Harris "Die Hoffnung der Chani Kaufman" hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen.
Da ich Band 1 "Die Hochzeit der Chani Kaufman" vorher nicht gelesen hatte, habe ich das schnell noch nachgeholt. Um Bd. 2 zu lesen, ist das vielleicht nicht unbedingt nötig, aber sehr zu empfehlen. Die Geschichte der Hauptperson Chani und auch die Entwicklung mehrerer anderer wichtiger Charaktere setzt sich durch beide Bände fort und baut auf Bd. 1 auf.
Diesmal fiel mir auch wieder das gelungene Cover auf. Eine junge Frau (Chani) in der typischen schwarz-weissen Tracht und mit bedeckten Haar hält einen Granatapfel vor ihr linkes Auge. Abgesehen von dem Symbol für die Fruchtbarkeit, um die es im Buch ja geht, ist jeder Kern eines Granatapfels Symbol für ein jüdisches Gebot.
Also ich bin überwältigt von dem Einblick in die Welt der orthodox lebenden Juden. Mitten im modernen London leben sie eng an ihre Gemeinde und den Rabbiner gebunden unter der absoluten Sozialkontrolle. Was besonders die Frauen aus der weltlichen Sicht total einschränkt, aber auch die Männer sind den strengen Gesetzen unterworfen, haben allerdings den Vorteil, dass sie diese Gesetze gemacht haben.
Ich kann hier nicht auf den gesamten Inhalt eingehen, denn dieses Universum ist nicht in ein paar Sätzen darzustellen.
Ich fand es extrem gut, dass in beiden Büchern im Anhang ein Glossar ist, in dem jüdische Alltagsbegriffe erklärt werden. Ohne diese Signalwörter im Text, wäre der Lesegenuss nur halb so groß. Begeistert bin ich von dem Einblick in einen solchen Kosmos von Menschen. Fromme und nicht fromme, gehorsam und nicht gehorsam. Jeder muss seinen Weg finden, in der Gemeinde oder in der Welt.
Chani und ihr Mann Baruch sind fromm und ziemlich gehorsam, trotzdem finden sie ihre ganz persönliche Lösung.

Bewertung vom 13.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Pferdeliebe
Das aktuelle Buch "Das Gemälde" ist das erste Werk von Geraldine Brooks, was ich gelesen habe.
Ich bin hellauf begeistert und dass, obwohl ich von Pferden eigentlich keine Ahnung habe.
Das klassische Cover, dass ein wundervolles Gemälde eines braunen Rennpferdes zeigt, bezieht sich auf den Inhalt des Buches.
Es ist die Geschichte des berühmten Pferdes Lexington, das Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA lebte.
Eigentlich aber sind es mindestens 3 Geschichten von Menschen, die direkt oder indirekt mit Lexington in Berührung kamen. Die Geschichte der Sklaverei, Kunstgeschichte und eine moderne Geschichte von 2 Menschen, die sich über die Erforschung von Lexington näher kennenlernen, sind miteinander verwoben. Von Seite zu Seite hat mich das Buch mehr gefesselt. Ich werde es noch ein weiteres Mal lesen, um das Gelesene zu vertiefen. Ganz große Literatur.

Bewertung vom 15.08.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Traurig und schön
Das Erstlingswerk von Elena Fischer mit dem Titel "Paradise Gardens" ist mir wirklich sehr nah gegangen - ohne dabei kitschig zu sein.
Es geht um die junge Billie, die allein mit ihrer Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung lebt. Marika hält die beiden mit viel Fantasie, mehreren Jobs und wenig Geld über Wasser. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochte ist eng und herzlich. Von ihrem Vater weiß Billie gar nichts.
Als sie gerade mit einem kleinen Lotterie-Gewinn in ihren ersten Urlaub starten wollen, kündigt sich die Oma aus Ungarn an, die eine langwierige Arztbehandlung in Deutschland vor sich hat.
Billie ist nicht begeistert, ihre Mutter noch weniger.
Nach ein paar Wochen kommt es zum Streit, die Mutter kippt um und erliegt einer Gehirnblutung.
Billie ist mit ihren 14 Jahren vollkommen verstört.
Mit der Oma hält sie es nicht aus. Mit dem klapprigen Auto ihrer Mutter setzt sich die 14jährige von daheim ab. Sie merkt, dass das Meer eine magische Anziehung auf sie ausübt und sie sucht ihren Vater.
Das Buch ist wunderbar geschrieben, melancholisch und doch sehr zeitgemäß.
Was Billie auf ihrer Reise lernt, dass jeder Mensch seine Geschichte hat.
Mehr möchte ich hier nicht verraten. Ich hätte auch gerne noch mehr als 5 Sterne gegeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Atem angehalten
Jules (17) ist verschwunden, am Vorabend der Rassenunruhen in Boston aus Anlass des Busing 1974.
Mary Pat, die wie die meisten Weissen von irischen Einwanderern abstammt, versucht ihre Tochter zu finden. Mary Pat lebt allein, der Sohn ist schon Drogen zum Opfer gefallen. Sie lebt in ärmsten Verhältnissen. Schlägereien, Drogen, Alkohol sind an der Tagesordnung.
Beim zweiten Lesen kam ich mit der Handlung gut zurecht. Etwas störten mich Dialoge, in denen bewusst unklar bleiben soll, worum es geht. "Du weisst schon..." usw. Ich verstehe das aber nicht.
Zunächst tat ich mich auch schwer, die vielen Protagonisten und ihre Nicknames auseinander zu halten.
Ich las das Buch dann ein zweites Mal und das hat sich wirklich gelohnt.
Das Buch ist spannend von vorne bis hinten uns zieht einen tief in den Rassismus hinein, der auch heute noch die USA und die Welt beherrscht.

Bewertung vom 15.08.2023
Kontur eines Lebens
Robben, Jaap

Kontur eines Lebens


ausgezeichnet

Ergreifend und tieftraurig
Was für ein Buch, Jaap Robben versteht es, in allen Aspekten seines jüngsten Romans genau die richtigen Worte zu wählen. Ich habe es an einem Tag ausgelesen und bin wirklich sehr ergriffen.
Frieda, deren Mann Louis völlig überraschen gestorben ist, kommt in ein Seniorenheim. Allein schon der erste Tag und die erste Nacht im Heim sind so dicht und nachvollziehbar beschrieben, daß es mir richtig unter die Haut ging. Ihr einziger Sohn Tobias, der mit 48 zum ersten Mal Vater wird, kümmert sich rührend um die Mutter. Er versteht aber nicht, warum sie oft so abweisend oder undankbar auf ihn wirkt.
Er ist logischerweise auch sehr befremdet, dass die Mutter morgens unter der Dusche einen Pfleger schlägt, und zwar so, dass ihre Hand anschließend gebrochen ist.
Frieda liebt ihren Sohn und auch ihren verstorbenen Mann.
Aber sie kommt gedanklich von ihrer Jugendzeit Anfang der 60er Jahre nicht los. Völlig unerfahren verliebte sie sich damals in den wesentlich älteren und verheirateten Otto, einen sensiblen Mann.
Frieda wird schwanger, bemerkt es zunächst nicht, verdrängt es dann und wird als nicht mehr zu leugnen ist, von ihren Eltern vor die Lösung gestellt, Rauswurf, das Kind bei der Schwester auf dem Bauernhof bekommen oder im Nonnenkloster und es nach der Geburt zur Adoption freigeben. Ihr Arbeitgeber wirft sie hinaus.
Frieda entschliesst sich, völlig mittellos, das Kind zu bekommen.
Am Ende schließt sich der Kreis, ich möchte dem jetzt hier nicht vorgreifen.

Wie gesagt, der Roman ist sehr feinfühlig geschrieben, sprachlich gut umgesetzt, auch in der hier vorliegenden Übersetzung vom Niederländischen ins Deutsche.
Wirklich ein Ausnahmebuch.

Bewertung vom 16.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


ausgezeichnet

Geht nah
Das Elternhaus und alte Eltern, die nicht mehr alleine klar kommen, das kennt fast jeder. In diesem Buch ist es das Elternhaus von Sanne, Petra und Gitti, wobei Sanne die älteste Tochter ist. Sie wohnt in der Nähe und kümmert sich vorrangig um die Eltern. Hier spielt auch die Geschwisterrolle hinein. Die Älteste ist tonangebend. Sanne prescht etwas zu weit vor, und verfrachtet die Eltern , ohne das die das wünschen, in eine behindertengerechte Wohnung. Sie bekommt auch das alte schmale Häuschen. Sanne ist verheiratet, hat Mann, Haus und zwei Erwachsene Kinder. Petra, die mittlere Tochter, ist die Intellektuelle, wohnt weit weg, fühlte sich nur richtig dazugehörig und wird von Sanne nicht einmal über den Auszug der Eltern informiert. Petra ist alleinstehend und schwer beziehungsgestört. Gitti, die jüngste Tochter ist verheiratet ohne Kinder und steht etwas Rande des Geschehens.
Die Geschichte ist sehr tiefsinnig, was macht es mit den Eltern und Töchtern, wenn das Elternhaus plötzlich leer steht. Die Gedanken und Gefühle bei jeder einzelnen Tochter sind extrem vielschichtig. Keiner ist nur positiv oder negativ und in jedem einzelnen Leben wird das Unterste zuoberst gekehrt. Welche Bedeutung hat das "Elternhaus" für uns?

Bewertung vom 03.06.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


gut

Tolles Thema - Umsetzung etwas langatmig
"Das Licht im Rücken" ist das erste Buch, das ich von Sandra Lüpkes gelesen habe.
Sowohl der Einband und die vielen historischen Fotos im Buchinnern, als auch der Klappentext haben viel versprochen.
Die Erfindung der Leica, also der Leitz-Kamera, von Oskar Barnack, die Geschichte der Familie Leitz in Wetzlar und der Leitz-Werke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Geschichte der fiktiven Familie Gabriel und dem Haus der Präsente werden dargestellt und miteinander verwoben. Der Einfluss der Nazis auf das Leben der Akteure wird intensiv dargelegt.
Obwohl der Inhalt des Buches sehr gut recherchiert ist und auch die Weiterentwicklung der mobilen Kamera wirklich toll dargestellt ist, empfand ich die ganze Story sehr langatmig. Die Charaktere waren mir zu wenig empathisch. Die Erzählform Präsens hat auch nicht unbedingt zur Verbesserung beigetragen.
Schade, irgendwie fehlte mir was. Kein richtiger Roman aber auch kein richtiges Sachbuch.

Bewertung vom 03.05.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


sehr gut

Urlaubslektüre
Wie der Titel so schön ist auch das Cover. Die Lust auf Sonne, See, Zitrone und Urlaub werden geweckt.
Die Story handelt von Vicki, aufgewachsen im Krieg in München und Freising, die sich schon während ihrer Kindheit und Jugend durch besondere Pfiffigkeit und Organisationstalent auszeichnet. Sie ist willemstark und ehrgeizig und studiert in den 50er Jahren in München als eine der ersten Frauen Kunst und Design. Bei einem Kostümwettbewerb gewinnt sie mit ihrer Freundin eine Reise ins Hotel Fasano am Gardasee. Damit nicht genug, sie verliebt sich dort in Antonio, den Sohn des Hoteliers vom Grand-Hotel. Es folgt eine Liebesgeschichte, mit Höhen und Tiefen.
Eigentlich war die Figur der Vicki recht schillernd angelegt, dieser Eindruck flacht im Laufe der Zeit aber ab. Die Geschichte verliert dadurch an Dynamik.
Was ich aber als richtig problematisch empfinde, sind die Zeitspanne zwischen den einzelnen Kapiteln. Am Beginn des Buches ist das kein Problem, denn die Sprünge zwischen Kindheit und Studienbeginn von Vicki sind schlüssig.
Im späteren Verlauf, macht Toni ihr irgendwann einen Heiratsantrag und einige Seiten später erneut. Da geht es ein oder zwei Jahre zurück. Da hat man auch schonmal übers Heiraten gesprochen. Rücksprünge von nur ein oder zwei Jahren sind verwirrend. Da hätte ich mir mehr Stringenz gewünscht.
Alles in allem eine nette Urlaubslektüre, die mir etwas zu wenig Tiefgang hat.

Bewertung vom 29.03.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


ausgezeichnet

Geschichte wird lebendig
Schöner Historienroman, der das Leben in Florenz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eindringlich beleuchtet. Die Familie Medici, die die Geschicke der Stadt lenkt, das Werden berühmter Maler wie Sandro Botticelli und Leonardo da Vinci, all das lernt man kennen. Liebe und Intrigen kommen nicht zu kurz. Das ganze wirkt gut recherchiert und fast alle Personen, die im Buch vorkommen, haben real existiert.
Sehr gut finde ich die Auflistung der wichtigsten Akteure vorne im Buch. So kann man immer wieder nachschauen, wer wer ist.
Ein schönes Buch, in dem die Geschichte einer großen Epoche zum Leben erweckt wird. So kann man auch als Nicht-Historiker diese spannende Zeit miterleben.
Das Cover mit einem Ausschnitt aus einem berühmten zeitgenössischen Gemälde rundet den gut zu lesenden Roman ab.
Ein empfehlenswertes Buch, gerne auch als Urlaubslektüre.