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yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2066 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2025
Unentdeckt
Wiener, Gabriela

Unentdeckt


sehr gut

Der Familiengeschichte auf der Spur

Gabriela Wiener vereint mehrere Themen in ihrem ungewöhnlichen, autofiktionalen Buch.
Zum einen ist es die Geschichte ihres Vaters, der lange Jahre eine Geliebte hatte, mit der auch ein Kind und der gerade gestorben ist.
Zudem spürt Wiener der Geschichte ihres Urgroßvaters, Charles Wiener nach.
Und zuletzt ist es auch ihre Geschichte zwischen Peru und Spanien, z.B. wie sie schon als Kind Rassismus erlebte oder wie sie in Madrid in einer Dreierbeziehung Freiheit empfand.

Einiges an dem Buch fand ich interessant, stilistisch blieb ich etwas skeptisch. Manches erreichte mich, anderes weniger. Insgesamt ist es aber eine gute Arbeit.

Das Buch war auf der Longlist des Booker Awards und hatte viel Aufmerksamkeit bekommen.

Bewertung vom 27.02.2025
Weit draußen in Alaska
Stabenow, Dana

Weit draußen in Alaska


sehr gut

Mit Weit draußen in Alaska geht Dana Stabenows Reihe um Kate Shugak weiter. Es ist der direkter Nachfolger von In der Kälte Alaskas, kann aber vollkommen unabhängig gelesen werden.
Noch immer lebt Kate mit ihrer Hündin Mutt in der abgelegene Wildnis von Alaska, mit gelegentlich Besuchen ihres on-off-Boyfriends Jack.
Es geht schon ziemlich dramatisch los. Ein geradliniger Plot. Es wird sehr konzentriert, vor allem im letzten Drittel des Buches.
Kates Kaltschnäuzigkeit ist imponierend. Doch thematisch tiefer wird es nicht, dabei gäbe es einiges an Potential, der im ersten Teil angelegt wurde. Es bleibt also noch viel in den kommenden Teilen auszuschöpfen.

Bewertung vom 26.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


ausgezeichnet

Frankas Weg

Unter Grund ist ein Buch, das Sogwirkung hat und mich sehr gefesselt hat.
Die Protagonistin Franka ist junge Lehrerin, die durch ein Wort getriggert wird, das bei ihr Erinnerung an ihre Zeit als Jugendliche auslöst. Man taucht mit ihr ein in die Vergangenheit, in der sie durch Einfluß ihrer Frteunde Jana und Patrick in die rechte Szene abrutscht. Sie ist in einem Dorf aufgewachsen, dass auch eine Vergangenheit aus der schlimmen Zeit hatte. Dazu gehörte auch die Füchsiin, wie Frankas Großmutter genannt wurde.
Man kann verfolgen, wie Franka sich immer tiewfer verstrickt, schließlich auch gewalttätig wird.
Annegret Liepold hat mich mit ihren suggestiven, eindringlichen Stil überzeugt und begeistert. Es ist ein düsterer Stoff, aber wie Franka dargestellt wird, ist realistsich und glaubhaft.
Es bleibt einiges hängen. Man wünscht sich als Leser, das man Franka helfen könnte, ihren richtigen Weg zu finden. Diese Zuversicht lässt einen die Autorin.

Bewertung vom 26.02.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


sehr gut

Hannes

Für Polina ist eine große, leidenschaftliche Liebesgeschichte. Schon als Junge, ist das musikalische Wunderkind Hannes in Polina verliebt. Kurzen Annäherungen folgt jahrelanger Trennung. Doch Hannes, der zwischendurch das Klavierspiele aufgibt, sucht noch lange nach ihr. Seine tiefen Gefühle für Polina sind unvergänglich.

Takis Würger spielt ein wenig mit Klischees, wie er es schon in Stella getan hat, und er macht das so geschickt, dass es sich beim Leser verfängt. Da sind zum Beispiel die großartigen Nebenfiguren, die einem länger im Gedächtnis bleiben sollten.
Hannes ist keine ganz einfache Hauptfigur. Anfangs zaudernd, sind sowohl sein Talent als auch seine Liebe zu Polina sein Lebensmittelpunkt, aber er kann sich da schlecht ausdrücken. Deswegen ist sein Weg kein leichter.

Viel Atmosphäre durchzieht den dichten Text. Hannes starke Gefühle sind von Kontinuität geprägt.

Bewertung vom 25.02.2025
Das Würfelhaus
Moll, Sebastian

Das Würfelhaus


ausgezeichnet

Heinz und Erika
Das Würfelhaus ist ein intelligentes Sachbuch mit autobiografischen Bezug, aber über das Individuelle hinaus übertragbar.
Sebastian Moll reise 2009 aus New York zurück nach Frankfurt, um sein Elternhaus aufzulösen, nachdem auch die Mutter gestorben war. Der Vater, 1927 geboren, war schon Jahre vorher verstorben.
Doch diese Aufgabe wird zu einem Auseinandersetzen mit den Eltern und ihren Rollen in Kriegs- und Nachkriegszeit. Sie waren keine Täter, da auch zu jung, aber gläubige Mitläufer. Der Autor widmete sich besonders dem Vater, der als Jugendliche begeisterter HJ war. Er war aber gebildet und auch intellektuell ausgerichtet, es gab z.B. einige Gedichte und Briefe, die er schrieb. Gegen Kriegsende war er Flaghelkfer, ging zur Marine und war dann noch kurz in Kriegsgefangenschaft.
Sebastian Moll stellt viele Bezüge her, z.B. zu Klaus Theweleits Männerphantasien.
Der Untertitel des Buches „Mein Vater und die Architektur der Verdrängung“ ist auch stimmig für das Buch und die Zeit noch lange nach dem Krieg.
Ich denke, es ist eine absolut glaubwürdige Darstellung einer Generation, überwiegend packend geschrieben. Es ist auch wichtig, zu betonen, dass das Buch keine Abrechnung mit den Eltern ist. Es geht vielmehr nur um das Verstehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2025
Don't Let Her Stay
Sanders, Nicola

Don't Let Her Stay


gut

Die Stieftochter

Dieser Roman hat eine Variante des beliebten Thrillerplots, der in familiären Kreis spielt.
Die Icherzählerin Joanne, ist eine junge Mutter, die mit dem Geschäftsmann Richard verheiratet und das Baby Evie hat. Ihr Leben ändert sich, als Richards Tochter Chloe aus erster Ehe zu ihnen zieht. Chloe ist feindselig. Doch der Schein kann auch trügen. Von wem geht wirklich die Gefahr aus? Von dieser Frage lässt man sich als Leser durch das Buch treiben. Es ist gefällig geschrieben, nicht sehr elegant, aber zugänglich.
Dieser Plot funktioniert. Eher skeptisch bin ich bei der Protagonistin. Sie ist eher unterwürfig gegenüber ihren Mann und der Stieftochter Chloe nicht gewachsen. Als Leser ist man hauptsächlich an ihrer Seite aus Sorge um das Baby. Vermutlich ist das von der Autorin Nicola Sanders so geplant, aber mir persönlich war Joanne doch zu wenig empathisch. Eine wirklich schwache Hauptfigur.
Die psychologische Note war mir auch nicht schlüssig genug.
Davon abgesehen, geht der Plot seinen Weg auf einen Höhepunkt zu und Spannung kann man dem Buch nicht absprechen. Trotzdem ist nur eine mittlere Bewertung möglich.

Bewertung vom 25.02.2025
Santa Tereza
Jecker, Flurin

Santa Tereza


sehr gut

Die Welt des Luchs

Der Roman Santa Tereza wird ganz von dem Icherzähler, einem Friedhofswärter, beherrscht. Er ist ein Sonderling und lebt ziemlich in seiner eigenen Welt.
Als er einer 13jährigen Feuer für einen Joint gibt, gerät er in Verdacht, Hasch verkauft zu haben. Das stimmt aber nicht und das Mädchen stellt es klar. Der Beginn einer Freundschaft.
Doch so richtig kann sie als Figur nicht wirken, außer in der Wahrnehmung von Luchs.
Daher gibt es auch keine anderen Figuren, die in dem Buch mehr zum tragen kommen. Das ist konsequent, aber vielleicht doch auch bedauerlich.
Seine Erzählstimme ist so prägend wie eindimensional.
Man bleibt daher auch ratlos zurück.
Davon abgesehen ist es ein raffiniert gemachter Roman.

Bewertung vom 24.02.2025
Von der Una
Sehic, Faruk

Von der Una


sehr gut

In den Spiegel eintauchen

Faruk Sehic hat den Bosnienkrieg erlebt und überlebt. Das hat ihn geprägt.
Ein hartes Thema, an einigen Stellen mit überraschend viel Pathos geschrieben. Aber das halt sein sprachlicher Ausdruck für die grauenvollen Erlebnisse des Krieges. Eine lyrische Prosasprache kann man Faruk Sehic nicht absprechen. Er hat auch einen Blick für Details. Es ist ein reflektierendes Buch mit relativ wenig Handlung. Aber es gibt beachtliche Beschreibungen und viele bemerkenswerte Sätze voller Poetik.

Bewertung vom 23.02.2025
The Favourites
Fargo, Layne

The Favourites


sehr gut

Ehrgeiz, gepaart mit großer Leidenschaft. Das ist was die aus einfachen Verhältnis stammenden Amerikaner Katarina und Heath zu Spitzensportlern im Eistanz macht.
Ein Sportroman, aber auch eine Liebesgeschichte. Kat und Heath kennen sich schon als Jugendliche und sind ein Paar. Aber vor allen Kat sprüht vor Ehrgeiz und stellt den Sport vor allen.
Das Buch erinnert mich thematisch und vom Stil her an Taylor Jenkins Reids Tennisroman Carrie Soto is back. Aber Layne Fargo bringt auch andere Elemente mit hinein.
The Favourites ist geprägt von einem halbdokumentarischen Stil.
Diverse Sportler werden über Kats und Heath Karriere befragt und so wird ihr Leben und ihr sportlicher Verlauf gezeigt. Gleichzeitig schwingt aber auch immer die Andeutung eines Skandals mit und als Leser ist man gespannt was das sein wird. So wird kontinuierlich eine Spannung aufrecht erhalten.

Bewertung vom 22.02.2025
Klapper
Prödel, Kurt

Klapper


ausgezeichnet

Ein Buch über Freundschaft

Kurt Prödel, ein junger Autor, der einen originellen Coming-of-Age-Roman geschrieben hat. Durch den Text erlebt man das Leben und die Emotionen eines Schülers, Thomas, genannt Klapper, der eine Art Außenseiter ist. Verschlossen und unsicher, mehr oder weniger isoliert.
Die Handlung ist ins Jahr 2011 gelegt. Es ist also gewissermaßen auch ein Zeitporträt, obwohl es auch ein paar Abschnitte in der Gegenwart gibt.
Mit Bär kommt ein neues, selbstbewusstes Mädchen in die Klasse, das Klapper beeindruckte. Schließlich merken sie, dass sie sich gut verstehen und ergänzen, dazu gehört auch das Gaming.
Aber beide Jugendliche haben auch ein problematisches, dysfunktionales Familienleben.
Manchmal meine ich einen Hauch von Tschick zu vernehmen, aber an Herrndorf möchte ich Kurt Prödl doch nicht messen. Einen Einfluss vermute ich aber doch.
Erschafft ein unterhaltsames, intelligentes Buch und viele Leser dürften an eigene Schulereignisse erinnert werden.