Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 10.05.2014
Half Bad - Das Dunkle in mir / Half Life Trilogie Bd.1
Green, Sally

Half Bad - Das Dunkle in mir / Half Life Trilogie Bd.1


sehr gut

Nathan ist in der Hexenwelt ein Sonderling, denn er wurde als Halbcode geboren und könnte somit möglicherweise für die Gemeinschaft der Magier gefährlich sein! Seine Mutter war eine weiße Hexe (die vom Rat der Zauberer als die gute Seite eingestuft werden), die gemeinsam mit dem mächtigsten schwarzen Hexer Marcus unfreiwillig ein Kind zeugte. Nathans Vater hat seinem Ruf als Bösewicht schon alle Ehre gemacht, denn er tötet andere Hexen und verspeist ihr Herz, um sich deren Gaben anzueignen. Der Rat vermutet, dass aus dem Protagonistin ein ebenso großes Ungeheuer werden könnte, weil er das gleiche Blut in sich trägt. Einerseits steigt die Angst vor dem Heranwachsenden mit den rebellischen Zügen täglich und andererseits wollen sie sich den Jungen zum Nutzen machen, denn er wäre ein grandioser Lockvogel, um Marcus zu fangen, der sein Kind noch nie zuvor sah. Bald ist Nathans 17.Geburtstag und damit der wichtigste Tag im Leben einer Hexe, die über Tod oder Leben entscheidet – wie wird sich das Schicksal in Nathans Fall entscheiden?

Die Autorin hat es geschafft, einen interessanten Fantasy-Plot zu konstruieren, welcher trotz der eher klassischen Spezies der Hexen einen kreativen und neuartigen Anstrich bekam. Der Einstieg ist mir auf Grund der ungewöhnlichen DU-Perspektive nicht leicht gefallen, sodass ich mich wie in einem schlechten Live-Streaming gefühlt habe, wovon Sally Green aber im nächsten Abschnitt schnell wieder abgelassen hat. Obwohl der Mittelteil im Schweizer Genf eine Kürzung vertragen hätte, bin ich durch den lebendigen Schreibstil durch die Kapitel wie auf einem Hexenbesen geflogen.

In dem ersten Band der Trilogie wird verhältnismäßig wenig gezaubert und nur vereinzelt auf außergewöhnliche Gaben hingewiesen, was aber auch daran liegt, dass eine Hexe erst mit dem 17.Geburtstag in der Lage ist selbst zu zaubern und Nathan nun mal erst am Schluss des Romans die magische Volljährigkeit erhält. Die Konzentration lag hier vor allem auf der Kritik an unangemessenen Vorurteilen gegenüber Andersartigen, die daraufhin automatisch in die verpönte Schublade gedrängt werden. Mit allerlei Schikanen hindert der Rat den Protagonisten daran sich und seine gute Seite zu beweisen, wodurch er diesen Teil seiner Persönlichkeit immer mehr verdrängt. Diese ziemlich offensichtliche Botschaft war geschickt verpackt und wird auch die jugendlichen Leser zum Nachdenken anregen, schließlich ist Nathan durch seine missliche Lage, die ihn sogar in einen Käfig verfrachtet, ein Charakter, dem das Mitleid trotz aggressiver Handlungsweisen zufliegt. Er ist der perfekte Anti-Held in einer von schönen, soften Vampiren dominierten Buchwelt und schürt die Erwartungen auf einen aktionreichen Nachfolger, der auch nicht vor teils brutalen Szenen zurückschreckt. Vielleicht werden sogar die Jungen dadurch mehr Spaß an der Lektüre haben als Mädchen.

Das Cover macht außerdem mit dem glänzenden silbernen Ton fast einen magischen Eindruck, was früher auch die Bedeutung der Farbe war. Ein rein schwarzes Cover mit dem roten Gesicht, wie es im Original der Fall ist, wäre zu offensichtlich und plump, weshalb der cbj-Verlag sich hier natürlich hervorragend am Inhalt orientiert hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.05.2014
Ein Kleid aus Staub / Callie LeRoux-Trilogie Bd.1
Zettel, Sarah

Ein Kleid aus Staub / Callie LeRoux-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Callie und ihre Mutter führen in Kansas ein kleines Hotel, doch seit der Himmel seine Pforten verschlossen und die Region schon für lange Zeit keinen erlösenden Regen gesehen hat, verwandelt sich die Gegend immer mehr in eine staubige Geisterstadt – ohne Hotelgäste und ohne Hoffnung. Für Callie ist diese Situation besonders schwer zu ertragen, da der Staub sie krank gemacht hat und ihr jeder Atemzug zur Qual wird. Ihre Mutter klammert sich aber an ein Versprechen, das ihr Liebster ihr vor über zehn Jahren gab und will bis zum bitteren Ende in der staubigen Einöde verharren. Als diese jedoch bei einem besonders schweren Sturm spurlos verschwindet und ein Mann voll weiser Aura Callie daraufhin einen wichtigen Hinweis auf ihre Herkunft offenbart, beschließt sie sich auf die Reise ihres Lebens zu begeben. Immer an ihrer Seite ist der Straßenjunge Jack, den sie zufällig traf – doch wem kann Callie trauen, wenn Hunger, Armut und rassistische Vorurteile auf die Vereinigten Staaten einprasseln?

Eigentlich wollte ich keine neuen Trilogien mehr anfangen zu lesen, weil wir mit fiesen Cliffhangern und langen Wartezeiten unnötig auf die Folter gespannt werden. Ich bin froh, dass ich bei „Ein Kleid aus Staub“ nochmal eine Ausnahme gemacht habe, zumal ein gemeiner Cliffhanger am Schluss gar nicht auf uns wartet, aber trotzdem die Vorfreude schürt.

Sarah Zettel ist es gelungen, dass ich mich selbst wieder wie ein 12-jähriges Mädchen gefühlt habe, was mit leuchtenden Augen innerhalb kürzester Zeit durch die verschiedenen Etappen à la „Alice im Wunderland“ gewandert ist. Die Autorin hat nämlich eine sehr verspielte und bunte Fantasy-Feen-Welt geschaffen, in der die Bösewichte sich hinter einer freundlichen Fassade verstecken und wir nur stückchenweise die wahren Absichten durchschauen. Nichtsdestotrotz wirkt die Handlung nicht zu weich und lieblich, da das Thema Rassenfeindlichkeit durch Callies schwarzen Vater und ihre daraus resultierende braune Hautfarbe nie in den Hintergrund gerät und somit sogar ein Stück Zeitgeschichte eingewebt wird.
Mit vielen teilweise auch lustigen Elementen wie den „Hoppers“, einer andersartigen Familie, die auf Durchreise bei Callie um Kost und Logis bittet, sowie Spannung mittels zahlreichen Verfolgungsjagden, einem Untoten auf Rachefeldzug und der Entwicklung der beiden Protagonisten wird es niemals langweilig im Auftakt der Trilogie.
Callies eigene übernatürliche Gabe, die durch die Weissagung im Staubsturm einen mystischen Rahmen bekommt, wird recht früh schon eingeführt und ist im ersten Moment eventuell kein großer Paukenschlag, aber bietet eindeutig noch Potenzial.
Ich denke, dass genau diese abgedrehte Mischung aus allerlei Magie und Zauberei mich besonders gefesselt hat, denn viele andere Romane aus diesem Genre trauen sich nicht die unterschiedlichen Spezies gemeinsam in ein Buch zu sperren - vielleicht auch aus Furcht, dass die fehlende Geradlinigkeit Grund für Kritik wird. Mit ihrem kurzweiligen und eingängigen Schreibstil aus der Ich-Perspektive, der für die empfohlene Altersklasse eher schnörkellos gestaltet wurde, balanciert Sarah Zettel aber den Trubel aus der Handlung in geordnete Bahnen!

Auf die Fortsetzung freue ich mich riesig und wünsche mir, dass Callie und Jack ihre mutige und sympathische Art gegen die „Wölfe im Schafspelz“ behaupten können. Sie stehen an der Schwelle zum Erwachsenwerden und sind durch ihre schwierige Vergangenheit bodenständig und dankbar – frei von dem Einfluss der Technik und der neumodischen Verlockungen, was ein weiterer Pluspunkt zum Lesespaß war.

„Ein Kleid aus Gold“ wird voraussichtlich im März 2015 erscheinen und ich bin gespannt, ob der zweite Teil auch so gut wie dieser Roman wird!

Bewertung vom 17.04.2014
Schwarzer Sand / Soul Beach Bd.2
Harrison, Kate

Schwarzer Sand / Soul Beach Bd.2


sehr gut

„Du bist echt noch jung Alice. So läuft das nicht auf der Welt. Nicht alle Geschichten haben ein Happy End.“ (S.221)

Und nicht alle Fortsetzungen können nahtlos an den Vorgänger anknüpfen, doch Kate Harrison hat mich mühelos wieder an den virtuellen Strand der verstorbenen Seelen katapultiert und den Sog gelungen verstärkt.

Am „Soul Beach“ ist nach Tritis Erlösung wieder Normalität eingekehrt und alle Bewohner genießen die stetigen Sonnenstrahlen und ihr Dasein in völliger Eintracht. Javier, der in der kleinen Inderin eine Art Schwesterersatz gesehen hatte, findet in Greta eine Ablenkung von dem Trennungsschmerz und öffnet sich Alice gegenüber mehr über seine Vergangenheit, die alles andere als rosig war. Als Megans ehemalige Mitbewohner zu einer Parade nach Barcelona reisen wollen, sieht Alice darin die Gelegenheit um Javiers Mordfall aufzuklären und ebenfalls in die spanische Sonne zu fliegen. Meggie wird sie in dieser Zeit kaum vermissen, denn ein neuer (männlicher) Bewohner am Strand nimmt ihre ganze Aufmerksamkeit in Beschlag. Neben dem Tatendrang endlich Javiers Tod zu sühnen, begleitet die Protagonistin aber auch die Angst vor Meggies Mörder, denn sie ist sich ziemlich sicher, dass der Feind sich als Freund verkleidet und immer in ihrer Nähe ist.

Der zweite Teil „Schwarzer Sand“ gefällt mir in der Gesamtheit fast noch besser als der Auftakt der Trilogie, weil die ständige unsichtbare Gefahr durch den Mörder oder die Mörderin stärker herausgearbeitet wurde und im Trubel der belebten spanischen Straßen einen Höhepunkt erreicht. Die Einschübe aus der Gedankenwelt des Mörders werden zudem immer bedrohlicher und sind ein zusätzlicher Adrenalinkick.
Wer glaubt nach dem Mittelteil schon den „Bösen“ auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert zu bekommen, wird zwangsläufig enttäuscht werden, aber die Autorin legt viele Fährten, die uns am Schluss doch eine gewisse Sicherheit bei der Täterfrage geben. Sahara, Meggies beste Freundin, die allerdings kurz vor dem tragischen Tod im Streit auseinandergingen, sowie Lewis, Alice guter Kumpel mit nerdigen Phasen und Zoe, welche die Leiche von der jungen Frau fand, stehen alle im Fokus und im regelmäßigen Wechsel schwankt man als Leser zwischen Gewissheit und völliger Ungewissheit – die Motive hätte Jeder und doch Niemand.

Viel und oft am Soul Beach hält sich Alice wegen einem verhängten Computerverbot von ihrer Mutter nicht auf, was ein bisschen schade ist, aber auch positive Seiten hat, da die Protagonistin wieder mehr am realen Leben teilhat und nicht von Danny, ihrer großen aber toten Liebe, schwärmen kann.

Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 4,5 Sterne für einen Roman, der sich nicht auf den Lorbeeren des Auftakts ausruht und weit mehr als ein schnöder Lückenbüßer für das hoffentlich spannende Finale ist.

Bewertung vom 11.04.2014
Restlos!  (Restauflage)
Möller, Hildegard

Restlos! (Restauflage)


sehr gut

Wer hat sich nicht schon einmal darüber geärgert, dass der Kühlschrank zwar einigermaßen voll ist, aber nur traurige Reste von den letzten Schlemmer-Tagen zu bieten hat?
Für den Müll sind diese Produkte meist zu schade und die allseits beliebte „Biotonne auf vier Pfoten“ verträgt nicht alles. Eine sinnvolle Verwendung findet sich spontan nur in den seltensten Fällen, wodurch die Entscheidung verschoben wird und man kurz darauf verschimmelte oder ungenießbare Lebensmittel dann doch wegschmeißen muss.
Das ist ärgerlich für den Geldbeutel und eine Verschwendung von Rohstoffen, der Hildegard Möller den Kampf angesagt hat.

Die Einleitung mit der Überschrift „Vorratshaltung“ ist eine Wiederholung von gängigen Tipps, die sich mit einer guten Lagerung im Kühlschrank oder der Speisekammer befassen und davor warnen hungrig einkaufen zu gehen, weil dann der Magen und nicht die Vernunft den Wagen vollpackt. Neues wird dort zwar nicht erzählt, aber die Rezepte danach haben durchaus Potenzial und decken den kleinen Hunger ebenso ab, wie vollwertige Menüs für die ganze Familie.

Unterteilt ist das Kochbuch in die Kapitel:
- Gemüse restlos genießen
- Kartoffeln, Nudeln & Reis
- Brot – eine zweite Chance
- Fleisch, Geflügel & Fisch
- Früchte & Beeren

Die Rezepte werden verständlich und ausführlich erklärt, sowie in den meisten Fällen mit Bildern illustriert. Neben den Zutaten der Kategorie „Reste“, die über gekochte Kartoffeln über altbackenes Brot oder sogar vermeintlicher Gemüseabfall, wie Radieschenblätter oder Möhrengrün, hinausgehen, wählt die ehemalige Küchenchefin hauptsächlich Gewürze, die sowieso jeder Haushalt vorrätig hat, sodass der Resteverwertung nichts im Wege steht. Etwas schade ist, dass bei manchen Vorschlägen dann gleich wieder Reste auftauchen, wie beispielsweise 50g Frischkäse oder Creme Fraiche. Als besonders positiv habe ich dagegen die Hinweise am Rand der Seiten empfunden, die zum Beispiel für Vegetarier eine fleischlose Variante umsetzt!

Bei der Gestaltung hat der Kosmos-Verlag genau meinen Geschmack getroffen, da viele gedeckte Braun- und Grautöne die Wärme einer heimeligen Großküche ausstrahlen und das bodenständige Hausfrauenwissen der kreativen Gerichte hervorhebt. Meine persönlichen Highlights sind vorläufig die „Spaghetti-Nester“ (S.78/79), die jeden Kindergeburtstag bzw. uninspirierte Bratnudeln mit wenigen Handgriffen aufpeppen und „Grüne Pfannkuchen mit Kräutercreme“ (S.32/33), welche ebenfalls unkomplizierte herzustellen und ratzfatz verputzt sind. Die „Quarknocken mit Erdbeersoße“ (S.124/125) waren zwar geschmacklich ebenfalls in Ordnung, aber der Aufwand ist mir in diesem Fall für das mittelmäßige Ergebnis zu groß gewesen. Aber die Liste der wartenden Rezepte ist noch lang und die nächsten Reste türmen sich bestimmt bald wieder in meiner Küche.
Dieses Kochbuch ist gleichermaßen für Anfänger wie für Experimentierfreudige zu empfehlen, und das auch dann, wenn keine Reste im Haus sind!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2014
Vulkanjäger
Brandis, Katja

Vulkanjäger


sehr gut

Begeisterung ist ein Vulkan. In seinem Krater wächst kein Gras des Zauderns. (Khalil Gibran)

Jemand, der auch nicht zaudert, ist Jan Benderts Vater André, ein Vulkanologe mit Leib und Seele, der seinen Sohn, den er die letzten 16 Jahre stark vernachlässigt hat, zu seinem nächsten Trip einlädt – nach Hawai, Indonesien und all die Hot Spots der Vulkanjäger. Erster Halt auf ihrer Reise zu faszinierenden Filmaufnahmen am Rand der magmaspuckenden Ungetüme ist Neapel, wo Jan sich Hals über Kopf in die Einheimische Giulia verliebt, die dort als Verkäuferin in einem Souvenirgeschäft arbeitet. Leider nimmt die Arbeit keine Rücksicht auf Gefühle und so trennen sich die Wege der beiden Turteltauben schon nach kurzer Zeit wieder, ehe sich der Protagonist im Abenteuer seines Lebens wiederfindet und vor gefährlichen Aschewolken und Lavaströmen in panischer Angst flieht. Niemals würde er sich je freiwillig wieder so nah an Naturgewalten heranwagen, bis der Vesuv zu grummeln beginnt und Giulia am Fuße des Hanges unbedarft einen Geburtstag feiert.

Katja Brandis Schreibkunst habe ich schon durch den Jugendroman „Schatten des Dschungels“ kennen gelernt, der wie auch ihr neuestes Werk durch hervorragende Rechercheleistung punktet und das Geschehen mit sehr lebhaften Sätzen und Erkenntnissen schmückt. Neben dem hohen Unterhaltungsfaktor, der durch die brenzligen Situationen mit Spannung aufgeheizt wird, erfahren wir jede Menge Wissen über Vulkane insgesamt, sowie ihre Zerstörungswut in Pompeji, Riten rund um die Besänftigung der Göttin Pele, und Frühwarnsystemen. Beim Lesen packte mich der Wunsch einmal selbst mit einem speziellen Handschuh in die Lava zu greifen oder einfach glühende Schwefelfelder zu besichtigen, obwohl ich dem Nervenkitzel, der damit einhergeht vermutlich nicht gewachsen wäre.

Ein Minuspunkt an der Geschichte war eindeutig die etwas aufgezwungene Liebesgeschichte im schönen Neapel. Was als unverfänglicher Urlaubsflirt begann, entwickelt sich bei der Autorin in Windeseile in die größte Liebe, die Italien seit Romeo und Julia je gesehen hat und für diesen sonst sehr hochwertigen Jugendroman viel zu ausgelutscht ist. Ein Junge darf schließlich mit seinem Vater auch einfach nur die Zweisamkeit genießen und trotzdem dabei das jüngere Publikum interessieren.
Ebenfalls ist der Höhepunkt in Jans Familienstory auf hoher See nicht ganz rund, wodurch ich nach dem Epilog noch immer wie in einem kleinen Boot schaukelte und der Hintergrund, der sich auf die Berufsgruppe, der Vulkanologen allgemein bezieht, nicht bei mir ankam. Erst durch das sehr persönliche und informative Nachwort bin ich praktisch vom Dampfer gestiegen.

Nichtsdestotrotz konnte mich Katja Brandis wieder mitreißen und ich hoffe, dass ihr Mut zu Büchern mit dem federleichten Wissensfaktor belohnt und ihr Erfolg wie ein Stratovulkan explodieren wird, denn „Vulkanjäger“ hat es sich redlich verdient.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2014
Empfindliche Wahrheit
Le Carré, John

Empfindliche Wahrheit


gut

In Gibraltar ist eine streng geheime Mission unter dem Decknamen „Wildlife“ geplant, die einen Terrorboss von höchster Wichtigkeit dingfest machen möchte. Beteiligt sind amerikanische Söldner ein Minister, britische Soldaten, die für diesen Einsatz aus den Akten gestrichen wurden, sowie Paul Anderson, der kurz vor der Pension noch einmal einen echten Coup über die Bühne bringen will. Obwohl vieles nicht wie geplant läuft, sind die Auftragsgeber danach zufrieden und schicken ihren Mittelsmann Paul zur Belohnung zu einem Auslandsaufenthalt in die Karibik und erheben ihn in den Adelsstand. Stutzig wird nur seine schwer kranke Ehefrau, die drei Jahre später bei einem zufälligen Treffen mit einem Beteiligten der damaligen Aktion über einen Kollateralschaden erfährt, der alles in einem neuen Licht erscheinen lässt. Paul Anderson nimmt für sein Seelenheil daraufhin Kontakt zu dem ehemaligen Privatsekretär Toby auf, der eine Spur verfolgt, die tief in einen Korruptionssumpf führt.

„Empfindliche Wahrheit“ war mein erster Carré, sodass ich mit einem etwas mulmigen Gefühl in das Buch gestartet bin, schließlich ist der Autor für seine anspruchsvolle und höchst aktuelle Literatur bekannt. Das erste Kapitel war dann aber keineswegs trocken oder vollgestopft mit politischem Wissen, sondern temporeich und durch die heikle Situation auf dem britischen Hoheitsgebiet für einen Thriller sehr würdig. Leider folgte dann ein Rückblick, wodurch sich das Geschehen über mehrere Seiten (fast 1/3 des Buches) hinter geschlossenen Türen abspielte und mich leider nicht erreichte. Obwohl das unsaubere Treiben der Ministerien, die anscheinend eine unendliche Narrenfreiheit besitzen für die Leser wirklich empörend war, wird es erst durch den drastischen Gegenpol in Form eines Ortswechsel in die eher ländlichen Regionen deutlich. Denn diese Szenen machten beinahe den Eindruck eines Zeitsprungs in die Vergangenheit, weil die Menschen dort noch bodenständig und korrekt ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen und gegen das Großstadtchaos herrlich beruhigend waren.

Mit den Charakteren konnte ich lange keine Bindung aufbauen, wodurch mir der Ausgang der Geschichte größtenteils herzlich egal war. Durch den späteren Fokus auf den sehr interessanten Charakter des Toby Bell gelang das Mitfiebern immer besser und der Spannungsverlauf steigert sich nach dem kleinen Durchhänger im Mittelteil zusehends. Die kleinen verstreuten Verweise auf die korrekten Sicherheitsvorkehrungen, beispielsweise niemals das erste vorbeifahrende Taxi zu besteigen oder der ideale Ort zum Verstecken von brisanten Material waren für mich das i-Tüpfelchen bei dem Spionagethriller, was gerne noch ausführlicher behandelt werden dürfte. Selbst Humor baut der Autor vereinzelt in den eher steifen Ernst der Realität ein, was für mich die wohl überraschendste Erkenntnis nach der Lektüre war.

So schnell werde ich zwar keinen Carré mehr lesen wollen, da das Buch einige Hänger hatte und nicht durchweg das Niveau durch leichte Absonderlichkeiten halten kann, aber hochwertige Literatur mit einem treffenden Schreibstil gespickt mit knallharter Ehrlichkeit ist definitiv sein Steckenpferd.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2014
Ostseesühne / Pia Korittki Bd.9
Almstädt, Eva

Ostseesühne / Pia Korittki Bd.9


sehr gut

Da mir "Ostseefluch" (Korittkis 8.Fall) schon ziemlich gut gefallen hat, war ich sehr auf die Leseprobe gespannt, die ja schon einen verhältnismäßig langen Einblick in die Geschichte gewährt.

Der Prolog rund um Ulf Nielsen, der seine Begeisterung für die Fototgrafie von der Burgruine "Ravensvelde" am frühen Sonntagmorgen frönt, war schon sehr stimmungsvoll. Die Andeutungen von Armin Fuhrmann aufbrausendem Gemüt und des leeren Blickes von seinem psychisch kranken Sohn waren in der Abgeschiedenheit und der Kälte richtig gruselig. Die Beschreibungen seines Nachbarn Gernot tun anschließend ihr übriges dazu. Neben der Ruine gibt es im Wald auch noch den "Eiskeller", eine Höhle, zu besichtigen und die Autorin schafft es mit ihrem bildlichen Schreibstil wunderbar die Atmosphäre einzufangen. Wer hatte Ulf auf dem Gewissen, ist Fuhrmanns Frau Elsa auch tot? Liegt er im Feuerlöschteich?

An Pia und Lars' Streitigkeiten kann ich mich nur noch dunkel erinnern, dafür aber an ihren süßen Sohn Felix noch ganz genau. Das erste Kapitel hilft aber mit der Protagonistin wieder warm zu werden, denn mit einer berufstätigen Frau, die sich alleine durch den Job und die Mutterrolle kämpft, fällt das nicht schwer.

Dina Löbich, Referendarin, die für Ulf im Unterricht einspringen soll, hat keine gute Meinung von unserem Opfer, aber wenigstens forscht sie nach, was mit dem Verschwundenen geschehen ist.

Warum wurde Ulf getötet und dann nicht besser versteckt? Sollte es eine Warnung für die Fuhrmanns sein oder schweben sie selbst in Gefahr? Der Einstieg hat mich schon gefesselt und nun würde ich natürlich gerne wissen, wie der Kriminalfall gelöst wird. :-)

Bewertung vom 26.03.2014
Die verlassene Stadt / Survivor Dogs Bd.1
Hunter, Erin

Die verlassene Stadt / Survivor Dogs Bd.1


sehr gut

Lucky, ein Sheltie-Retriever Mischling, ist ein aufgewecktes Kerlchen, denn als Straßenhund hat er sich für lange Zeit alleine durch die Gegend geschlagen – immer auf der Hut vor bösartigen Menschen, die der Protagonisten-Hund „Langpfoten“ nennt. Der Hunger war sein ständiger Begleiter, auch wenn er von einem alten Freund erfolgreich im Jagen unterrichtet wurde und ihm das Betteln mit schief gelegtem Köpfchen manchmal eine Leckerei eingebracht hat. Irgendwann hat es der Hundegott dann aber doch schlecht mit dem kleinen Streuner gemeint, denn er wurde von Hundefängern eingesperrt und musste im Tierheim mit unzähligen Artgenossen vor sich hin vegetieren. Am Tag des „Großen Knurrers“, der die Erde erbeben ließ, stürzt das Gebäude der gefangenen Fellnasen ein und lediglich Lucky und seine Käfignachbarin Sweet können sich retten. Die ganze Stadt ist ein Trümmerhaufen und alle Menschen sind vor dem Chaos geflohen – ohne ihre Haustiere und Habseligkeiten. Nun heißt es wieder zu überleben auf eigenen Pfoten, bis Lucky auf ein Rudel stößt, welches alle seine Vorsätze als Einzelgänger auf eine harte Probe stellt.

Nachdem ist von Erin Hunter nur die „Warrior Cats“ Reihe kannte, war ich sehr gespannt auf die Abenteuer der besten Freunde des Menschen, die vom Charakter durchaus anders agieren, als die stolzen Samtpfoten.

In den Schreibstil konnte ich mich sofort wunderbar fallen lassen, da hier den „Survivor Dogs“ eine sehr einfache und tiergerechte Wortwahl in die Schnauze gelegt wurde, die sich in Verbindung mit den eher groß gedruckten Zeilen (der Zielgruppe entsprechend) flott weglesen lässt. Als besonders herausragend aus der Masse der Tierromanen habe ich die Kreativität der Wortschöpfungen empfunden, die sich mir zwar nicht immer auf den ersten Wuff ersichtlich zeigen, aber sich dann doch ziemlich schnell aufklären – Kinder werden da bestimmt ohne Probleme hinter die Anspielungen schauen. Beispielsweise sind unsere röhrenden Autos aus Luckys Sicht zu Recht „Lärmkasten“ und die Nachtstunden eine „Ohnesonne“, sodass wir Leser immer wieder überrascht werden und über die Logik der klaren Worte staunen können.

Der Sheltie trifft auf seinem Weg als Einzelgänger interessante Vierbeiner, die schrecklich böse oder zahm und liebreizend personifiziert werden – einen Weg dazwischen gibt es nicht. Teilweise etwas nervig habe ich die kleinen Alpha-Raufereien rund um den heimlichen Rudelführer Lucky und seine Wurfschwester Bella empfunden, der er unterwegs begegnet und ihr plus ihren Freunden in der harten Realität außerhalb der sicheren vier Wände hilft. Obwohl sie selbst über keinerlei Erfahrungen verfügt, drängt sie sich gerne vor ihren Bruder und führt damit im Mittelteil beinahe alle in den Tod. Insgesamt ist der bunte Haufen mit der scharfen Beutenase, den Schwimmhäuten zwischen den Pfoten und der Schnelligkeit einer Antilope aber ein Rudel mit Kuschelfaktor, deren Abenteuer ich auch gerne noch über mehrere Staffeln verfolgen möchte. Die „Survivor Dogs“ haben die „Warriors Cats“ also würdevoll beerbt. :-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.