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Benutzername: 
Kwinsu
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Salzburg

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


sehr gut

"Wie kann ich es höflich sagen? Das Wetter ist halt echt nicht toll, und außerdem haben alle ein wenig Angst vor diesen Menschen. Es heißt, dass sie Fremde nicht so mögen." "Fremde. Und Leute, die Bücher lesen. Und Dicke. Und Dünne. Und Schwarze und Rothaarige. Das ist korrekt. Aber ansonsten ist die Erde ganz in Ordnung. [...]" (S. 64)

Lisa ist ein trauriges Mädchen. Ihre Eltern sind arbeitslos und deshalb lethargisch. Am Spielplatz wird sie tagtäglich von Jugendlichen gequält und von ihren Mitschüler:innen gemobbt. Nichts möchte sie mehr, als erwachsen sein. Nur ihr selbstgebauter Computer und der Blick ins All bereiten ihr Freude. Eines Nachts tauchen Außerirdische auf, die sofort wieder flüchten - doch zurück bleibt einer von ihnen: "Walter". Mit ihm lernt sie die schönen Seiten des Lebens kennen und findet schlussendlich ihre Freude am Kindsein.

"Mein ziemlich seltsamer Freund Walter" ist ein Kinder-Comicroman von der Schriftstellerin Sibylle Berg und dem Illustrator Julius Thesing, der auch Erwachsenen eine kurzweilige Lesefreude bereitet. Der Schreibstil strotzt trotz einer depressiven Grundstimmung vor Humor und Leichtigkeit, was die großartigen Zeichnungen von Thesing in Schwarz-Weiß gekonnt in Szene setzen. Durch den Außerirdischen Walter lernt das Mädchen Lisa scheinbar erstmalig Freundschaft kennen und auch die Tatsache, dass es viele Vorteile bringen kann, wenn man sich situationsbedingt unterschiedlich verhält. So lernt Walter Lisa, wie sie sich verbal gegen die tyrannisierenden Jugendlichen wehren oder wie sie ihre Lehrerin für sich gewinnen kann. Allen voran aber zeigt er ihr, welche Stärken in ihr stecken. Das ist gar nicht so einfach, denn Walter scheint aus einer Welt zu stammen, in dem Geschlechter(rollen) nicht mehr existieren und das System Kapitalismus unbekannt ist. Irgendwie (wie genau, bleibt den Lesenden vorenthalten) schafft der Außerirdische es sogar, dass Lisas Eltern wieder zu ihrer Lebenslust zurückfinden.

Grundsätzlich sind viele Moralen, die in "Walter" erzählt werden, treffsicher und können Kindern, die von Mobbing durch Kinder und Jugendliche und Abneigung/Ablehnung Erwachsener betroffen sind, helfen, mehr Selbstvertrauen zu geben. Die Geschichte ist scharfsinnig und kritisch und zeigt die Welt als einen Ort, an dem viel Ungerechtigkeit herrscht, die aber überwunden werden kann. Es kann Lesende dazu anregen, die Welt und das System, in dem wir leben (allen voran dem Kapitalismus und seine gesellschaftliche Ausprägung) zu hinterfragen. Besonders toll finde ich, dass ein Anstoß zur Selbstreflexion und zum Nachdenken darüber, dass andere Menschen auch anders denken, gegeben wird. Was mir persönlich aber ehrlich gesagt nicht so gut gefällt, ist, dass Lisas Eltern ob ihrer Arbeitslosigkeit vollkommener Lethargie ausgeliefert sind. Das bedient m.E. ein Klischee, das für viele arbeitslose Menschen nicht zutrifft - vor allem nicht, wenn sie, wie in dieser Geschichte, noch nicht allzu lange ohne Arbeit sind. Bei der Lehrerin sagt Walter, dass diese Lisa nicht mag, weil sie klug und stark ist und lernt ihr, sie zufriedenzustellen, indem sie ihr recht gibt. Ich würde dies meinem Kind nicht beibringen wollen, denn ich finde, es legitimiert das ungute Verhalten der Lehrperson. Deshalb gibt es für mich einen Stern Abzug.

Mein Fazit: Walter ist ein grandios gezeichneter und humorvoller Kinder-Comic, der einem gepeinigten Mädchen zeigt, wie sie sich selbst behaupten kann. Menschliches Verhalten wird dabei kritisch hinterfragt. Ob die Ratschläge an die Protagonistin für alle Eltern stimmig sind, sollte vorab geprüft werden. Wie auch immer - für Erwachsene ist es jedenfalls eine kurzweilige Lesefreude.

Bewertung vom 13.03.2024
Mühlensommer (eBook, ePUB)
Bogdahn, Martina

Mühlensommer (eBook, ePUB)


sehr gut

Maria, Mutter zweier pubertierender Töchter, ist mittlerweile ein echter Stadt-Mensch geworden. Als ihr Vater einen schweren Unfall hat, kehrt sie zurück auf den Hof ihrer Familie, um ihre Mutter zu unterstützen. Viele Erinnerungen an ihre Kindheit keimen auf - trotzdem sie viel auf der "Mühle" mitarbeiten musste, war es zum größten Teil eine unbeschwerte Zeit, wenn auch mit einigen Entbehrungen. Doch das Verhältnis zur ihrer Familie, speziell zu ihrem Bruder Thomas, ist angespannt, viel Groll bleibt unausgesprochen. Die Sorge um ihren Vater jedoch ordnet die Familienverhältnisse neu...

Martina Bogdahn nimmt uns in "Mühlensommer" mit auf eine Reise in Marias Erinnerungswelten über ihre Kindheit am Land. Die gegenwärtigen Episoden, die geprägt sind von der Sorge um den Vater, Konflikten mit dem Bruder, der Demenzerkrankung der Großmutter und der Verzweiflung der Mutter, wechseln sich ab mit den Blicken in die Vergangenheit. Marias Kindheit scheint eine schöne gewesen zu sein, allerdings begleitet von einer gewissen Rohheit der älteren Generation und dem Selbstverständnis, dass Kinder am Hof mitzuarbeiten haben. Andererseits besticht das Großwerden in der Peripherie durch eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zum Wechsel der Jahreszeiten. Irgendwann in der Pubertät fühlte sich die Protagonistin dann eingeengt in diesen konservativen Verhältnissen und trat die Flucht in die Stadt an - dieses Entwicklungsstadium wird allerdings nur angedeutet, der Fokus der Erinnerungen liegt auf ihrer Grundschulzeit. Trotzdem deutete sich schon früh an, dass Maria danach strebt, ihren Horizont zu erweitern, die Einfachheit des Landlebens und die Einschränkungen am Bauernhof setzte ihr zunehmend zu. Auch heute bleibt eine Art von Hassliebe zum Landleben und dem Verhältnis zu den Menschen dort bestehen, doch im Laufe der Geschichte keimt immer mehr die Sehnsucht nach einer einfacheren Lebensweise auf. Die Zerrissenheit Marias, ihre zwei Seiten, die ländliche und die urbane, scheinen im ganzen Roman ein Zwiegespräch zu führen. Und letztendlich entscheidet ein Konsens, den ihre Mutter vorschlägt, für welche Seite sich die Protagonistin entscheidet.

Der Schreibstil Bogdahns ist einnehmend und sehr angenehm zu lesen. Die abwechselnden Episoden zwischen Gegenwart und Vergangenheit bringen eine besondere Abwechslung in die Geschichte. Die Schilderungen über Marias Kindheits-Ich sind durch eine kindliche Leichtigkeit, die Gegenwarts-Maria von einer gewissen Erschöpfung des Erwachsenseins gekennzeichnet und sind dadurch absolut nachvollziehbar. Zwischendurch hatte der Text einige Längen, die es mir teilweise schwer machten, aufmerksam zu folgen. Einige Szenen, die den Umgang mit Tieren sehr detailliert schildern, waren für mich eher grausam zu lesen, da ich sie als sehr roh und unempathisch den Tieren gegenüber empfand - ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass diese die bäuerliche Realität widerspiegeln. Ich glaube auch, dass diese von der Autorin bewusst so detailliert (und realitätsnah?) geschildert wurden, nehmen sie doch in der Erzählung relativ viel Raum ein. Trotzdem die Härte des bäuerlichen Lebens umfangreich beschrieben wird, konnte ich doch eine gewisse Verklärung des Landlebens erkennen. Besonders gelungen ist es der Autorin meines Erachtens die Zerrissenheit darzustellen, die Maria zwischen der urbanen und der ländlichen Welt hin und her schleudert - ihre Gedankengänge, die sich diesbezüglich im Laufe der Geschichte erst peu á peu herauskristallisieren, waren für mich wirklich absolut nachvollziehbar und ließen mich tief mit der Figur verbunden fühlen.

Mein Fazit: Mühlensommer ist ein mitunter philosophischer Roman über das Für und Wieder des Landlebens, über innerfamiliäre Konflikte und das Aussöhnen mit den eigenen Gegebenheiten. Trotzdem die thematisierte konservative Rohheit ab und an schwer zu ertragen ist und der Texte sich teilweise in die Länge zieht, ist Martina Bogdahn ein absolut lesenswertes Buch gelungen!

Bewertung vom 01.03.2024
Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2
Sigurðardóttir, Lilja

Blutrot / Die Áróra-Reihe Bd.2


sehr gut

Erneut darf Wirtschaftsermittlerin Áróra in einem Fall ermitteln, der eigentlich nicht ihr Metier ist - eine Entführung. Der Firmenchef Flosi findet sein Haus chaotisch und ohne seine Frau vor - dafür entdeckt er eine Lösegeldforderung, die ihn auffordert, eine beträchtliche Summe aufzutreiben, um seine Frau freizukaufen. Durch einen schottischen Steuerberater wird Áróra auf den Fall angesetzt und gemeinsam mit dem Polizisten Daniel und seinem Team beginnt eine Suche mit vielen Wendungen und ein Wettlauf gegen die Zeit...

Auch im zweiten Teil der Áróra-Reihe von Lilja Sigurdardóttir begibt sich Áróra auf die panische Suche nach ihrer Schwester Ísafold, die uns bereits im ersten Teil fesselte. Die Hauptprotagonistin wirkt fest entschlossen so lange nach ihrer Schwester zu suchen, bis sie sie findet. Dann kommt der Entführungsfall ins Spiel und der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich. Vorerst ist völlig unklar, was genau geschehen ist, peu à peu kommen jedoch Geheimnisse rund um Flosi zum Vorschein, die langsam Licht ins Dunkle bringen. Immer mehr Details bauen die Spannung auf, die Auflösung ist schlussendlich unerwartet, wenn auch nicht überraschend. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss aufrecht erhalten. Der Schreibstil der Autorin ist, wie im ersten Teil, einfühlsam und gleichzeitig nordisch kühl, die sehr kurzen Kapitel bringen eine kurzweilige Dynamik. Einzig die Namensgebung des Krimis ist meines Erachtens nicht allzu passend, denn Blut spielt keine große Rolle - ohne Zweifel ist er aber jedenfalls, gemeinsam mit dem Cover, ein definitiver Eyecatcher.

Zentral ist auch in diesem Teil die besondere Beziehung Áróras zu dem Polizisten Daniel, die ein gewisses Knistern und die Hoffnung auf ein Happy End für die beiden mit sich bringt. Die Polizeiarbeit hat in diesem Krimi eine wesentlich größere Rolle als im ersten Werk der Reihe und wir können in etlichen Kapiteln auch Kolleg:innen von Daniel bei ihrer Arbeit begleiten. Die isländische Mentalität spielt in "Blutrot" keine so große Rolle wie in "Höllenkalt" und auch die gesellschaftskritischen Betrachtungsweisen tauchen hier viel weniger auf. Nichts desto trotz thematisiert Sigurdardóttir kritisch Steuerhinterziehung und Geldwäsche und lenkt so den Fokus auf scheinbare Kavaliersdelikte, die der Gesellschaft letztendlich großen Schaden bringen. Da ich den ersten Teil kenne, kann ich nicht hundertprozentig beurteilen, wie eigenständig dieser Folgekrimi ist - ich würde aber dringend empfehlen, die Reihe chronologisch zu lesen, da im ersten Teil die wesentlichen Figuren eingeführt werden und hier nun schon einige Vorinformationen von Vorteil sind, um ihre Authentizität nachvollziehen zu können. Sigurdardóttir hat jedenfalls die große Gabe, ihre Charaktere eindrücklich zu schildern und sie somit zum Leben zu erwecken.

Mein Fazit: "Blutrot" ist ein kurzweiliger Islandkrimi mit vielen Wendungen, der bis zum Schluss spannend bleibt. Die Autorin weiß zu fesseln und hat ein besonderes Talent ihre Charaktere vielschichtig und authentisch zu machen. Die gesellschaftskritische Komponente und die teils philosophischen Gedankengänge sind hier viel weniger vorhanden wie in "Höllenkalt", der Fokus liegt eindeutig auf den kriminellen Handlungen der Protagonist:innen. "Blutrot" ist ein solides Werk, das die Vorfreude auf den abschließenden, dritten Teil der Reihe nur befördert!

Bewertung vom 29.02.2024
Trabant
Sommer, Stefan

Trabant


ausgezeichnet

Georg Himmel ist ein Verfolgter - ihn verfolgen Ängste, seine Erinnerung und die Frage, ob seine Eltern wirklich die sind, für die sie sich ausgeben. Während er sich in Kroatien auf dem Junggesellenabschied seines besten Freundes mental auf die Traurede vorbereitet, erhält er eine fehlgeleitete SMS seines Vaters. Hat dieser etwa eine Affäre? Oder was steckt sonst dahinter, dass er "Lisa" verspricht am nächsten Morgen am Münchner Flughafen zu sein? Der Gedankenkreisel scheint unaufhaltbar, deshalb macht sich Georg mit seinem alten Corsa auf nach München. Während der langen Fahrt durch die Nacht rekapituliert er sein Leben (und das seiner Eltern...).

Stefan Sommer nimmt uns in "Trabant" mit auf eine schräge Fahrt durch die Nacht. Sein Protagonist ist voller Selbstzweifel, nichts Schlimmeres gibt es für Georg Himmel als vor anderen Personen zu sprechen und doch kommt er immer wieder in Situationen, wo er genau dies tun muss - beispielsweise in seinem Job als Moderator im Planetarium. Während der langen Autofahrt beginnen immer wieder Gedankenkreisel, die sich entweder um seine Ängste drehen oder um sein bisheriges Leben - und das seiner Eltern. Alles wird hinterfragt, alles wird zerpflückt, alles könnte doch anders gewesen sein als gedacht. Wäre dies alles nicht schon erschöpfend genug, hat er allerhand schräge Begegnungen, die sein Ziel - den Münchner Flughafen - immer in weitere Ferne rücken. Stefan Sommer beschreibt Georg Himmel so schräg, so im Abseits stehend, dass er absolut authentisch wirkt - es ist ein Leichtes, sich in diese Figur mit all ihren Zweifeln und Ängsten hineinzuversetzen. Fest und unerschütterlich steht sein bester Freund (der Bräutigam) Vedad an seiner Seite, gibt ihm Halt und lässt Georg Georg sein - eine wunderbarer Blick auf eine wahre Freundschaft.

Manchmal flitzen die Gedanken so rasend schnell, dass es schwer ist mitzuhalten. Georgs Gefühlswelt wird eindringlich geschildert, sodass alles was er tut und denkt Sinn macht. Interessant ist die abwechselnde Erzählweise - einerseits befindet sich Georg in der Gegenwart, der Nacht in der allerhand Ungewöhnliches passiert - andererseits geben Rückblicke auf sein Leben Aufschluss darüber, weshalb er wohl so ist wie er ist. Seine Eltern scheinen aufopferungsvoll zu sein, haben ihn stets gestützt, auch wenn sie seine Unsicherheiten nicht ganz nachvollziehen können. Die vielen Umzüge in seiner Kindheit machten Georg zu schaffen, nur die Verbindung zu den Eltern scheinen ihn retten zu können. Damals und heute träumt er sich immer wieder ganz weit weg, indem er in die Sterne schaut und (gemeinsam mit seinem Vater) einer Supernova nachgeht.

Man fiebert mit - was passiert noch alles auf seinem Weg? Wird er sein Ziel erreichen und was erwartet ihn dann? Der Spannungsbogen wird von Seite zu Seite straffer gespannt. Bis das Ende dann kommt und mich ratlos zurücklässt. Ich frage mich, hab ich denn hier irgendetwas verstanden? Und genau das vollendet das Buch so, wie es nicht anders vollendet werden kann. Mit vielen Fragezeichen und noch mehr Ausrufezeichen.

Bewertung vom 18.02.2024
Content
Hirschl, Elias

Content


ausgezeichnet

Elias Hirschls "Content" gleicht einem Feuerwerk der Absurdität. Die Leser:innen folgen einer Ich-Erzählerin, die ihren Alltag in der Smile Smile Inc. beschreibt - eine Firma, tief verstrickt ins internationale Konzernwesen, die massenhaft Content produziert - Memes und Listicles über alles was unwichtig und sinnlos ist oder Youtube-Videos, die die Betrachtenden sehen lassen, wie Dinge von anderen Dingen zerstört werden (also ebenfalls sinnlos) - alles nur um Clicks zu generieren. Keiner der Mitarbeitenden scheint die Sinnhaftigkeit zu hinterfragen, alle sind mutmaßlich gescheiterte Existenzen, die wohl das falsche Studium gewählt hatten. Manche, auch die Hauptprotagonistin, scheinen schön langsam den Verstand zu verlieren. Ungünstigerweise sitzt die Smile Smile Inc. auch noch in einer Kohleabbauregion, die sich, aufgrund der Jahrzehnte vorherrschenden Untertunnelung, langsam aufzulösen droht. Doch alles wird ignoriert, denn schließlich gilt es: "Nummer 7 wird sie zum Weinen bringen!"

Zum Weinen gebracht hat mich "Content" nicht, dafür musste ich mich kontinuierlich wundern: als Digital Immigrant über den Wortschatz, der in der Content-Creator-Welt vorherrscht (etliches musste ich googlen); über die Tatsache, dass vieles, was in diesem Roman geschildert wird, zwar maßlos überspitzt, trotzdem aber so extrem realitätsnah ist; darüber, wie wir Menschen unsere Welt zugrunde richten und trotzdem immer so weitermachen wie bisher; über die Frage, warum für uns Menschen Sinnlosigkeit heutzutage so existentiell zu sein scheint; über meine eigene Feststellung, dass ich nun wohl auch anfange, Listicles zum kreieren und schließlich darüber, wie nervig ein Buch eigentlich sein kann und gleichzeitig so grandios!

Hirschls Sprache ist rasant, passend zu der Thematik, scheinbar klopft er Wörter und Geschichten mit einer Geschwindigkeit heraus, die die Schnelllebigkeit in Überschall-Dimensionen hebt. Das Gelesene bereitete mir oftmals Kopfschmerzen - das Beobachten der Sinnlosigkeit und das Hineingerissenwerden in dieses atemberaubenden Tempo - das war teilweise so unerträglich, dass ich zwischendurch immer wieder pausieren musste. Das Erzählte wird von Seite zu Seite absurder, man fragt sich ständig, wohin das alles führen wird. Und doch hält die Story einen gefangen, ständig fragt man sich: wie kann sich diese Absurdität noch steigern, wie wunderbar ist diese nicht und wie schön sind auch die positiven Erfahrungen, die einige Protagonist:inen doch machen dürfen (um sie anschließend wieder auf den Boden der Realität zu holen, wenn auch versöhnlich). Der Autor hat eine Beobachtungsgabe für die Entwicklungen unserer Gesellschaft, vor der nur der Hut gezogen werden kann. Ich musste schon alleine deshalb zu Ende lesen, weil ich keine Vorstellung davon hatte, wie diese Geschichte wohl enden wird. Und es kam, wie es kommen musste: "Content" gipfelt in einem Finale, das standesgemäß mit einer Liste endet.

Mein Fazit: "Content" ist speziell. Es ist - nicht nur selbst beschreibend - eine Romansatire erster Klasse. Es ist sprachlich, thematisch und nervlich herausfordernd. Doch wer die Herausforderung annimmt, wird mit einem Leuchtfeuer der Absurdität - gepaart mit treffender Gesellschaftskritik - belohnt. Irgendwie ein Meisterwerk!

Bewertung vom 05.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Als der junge Erwachsene Marinó bei einem Brand in seinem Zimmer ums Leben kommt, wird zuerst von einem Unfall ausgegangen. Schnell stellt sich aber heraus, dass er schon tot war, bevor das Feuer ausgebrochen ist. Die Ermittlerin Elma und ihr Partner Sævar starten eine Suche nach der Wahrheit, die nicht nur ihr eigenes Leben auf den Kopf stellen wird...

Eva Björg Ægisdóttir schafft in "Verborgen" einen spannenden und hervorragend ermittelnden Kriminalfall, der von der ersten Zeile an zu begeistern weiß. Ihr Schreibstil ist einnehmend und kurzweilig. Die Erzählung springt zwischen verschiedenen Charakteren, bei denen oft lange nicht klar ist, welche Rolle sie in dem Fall spielen. Dadurch können die Leser:innen wunderbar spekulieren und werden doch auch ein wenig in die Irre geführt - bis zum Schluss ist nicht absehbar, was tatsächlich passiert ist.
Oft können wir die Gedankengänge der einzelnen Protagonist:innen mitverfolgen, was immer wieder neue Rätseln und Spekulationen aufkommen lässt. Die einzelnen Charaktere sind vielschichtig und ab und an kommen ganz schlechte Seiten zum Vorschein. Die Autorin legt aber auch viel Feingefühl an den Tag; besonders die Hauptfigur Elma ist gleichzeitig stark und hat viel Durchsetzungsvermögen, darf aber auch ihre sanfte Seite zeigen. Die Beziehungen zu ihrer Familie und Kolleg:innen nimmt eine wichtige Rolle ein.
Auch findet sich ein Hauch von Gesellschaftskritik in der Geschichte wieder, indem Rollenbilder, dörfliche Strukturen und das Miteinander generell hinterfragt werden. Wie bei vielen isländischen Krimiautor:innen wird auch bei Ægisdóttir die Landschaft und das Wetter Islands besonders in Szene gesetzt.

"Verborgen" war der erste Krimi den ich von der Autorin gelesen habe. Es ist der dritte Band um die Ermittlerin Elma und ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, dass mir Informationen zu der Protagonistin fehlen oder dass etwas in ihrer Handlungsweise nicht schlüssig ist, weil es eventuell schon an anderer Stelle erzählt wurde - das Buch lässt sich also auch wunderbar lesen, wenn einem die ersten beiden Bände nicht bekannt sind. Trotzdem möchte ich die beiden Vorgängen so schnell wie möglich nachlesen, da ich von diesem Band sehr begeistert bin - die Art und Weise wie die Autorin schreibt, birgt für mich wirklich Suchtpotenzial. Die ganze Geschichte wirkt rund und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Elma weitergeht. Außerdem wurde ein kleines Detail nicht aufgelöst und ich bin neugierig, ob in einem Fortsetzungswerk des Rätsels Lösung präsentiert wird.

Mein Fazit: "Verborgen" ist ein großartiger Islandkrimi, an dem einfach alles stimmt. Neben den unterschiedlichen Charakteren sind auch die verschiedenen Handlungsstränge vielschichtig. Ohne großes Blutvergießen wird eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte erzählt, die das Herz eines jeden Fans skandinavischer Kriminalromane höher schlagen lässt.

Bewertung vom 01.02.2024
Das dunkle Versteck / Kommissar Konrad Bd.5
Indriðason, Arnaldur

Das dunkle Versteck / Kommissar Konrad Bd.5


sehr gut

Als eine Witwe im Nachlass ihres Mannes einen Revolver findet und ihn bei der Polizei abgibt, stellt sich schnell heraus, dass mit dieser Waffe vor langer Zeit ein Mensch ermordet wurde. Der pensionierte Ermittler Konráð erfährt davon und kann es nicht lassen, eigene Ermittlungen zu starten. Dabei entdeckt er schnell, dass auch sein Vater in den Fall involviert sein könnte...

Mit der Erlendur-Reihe wurde Arnaldur Indriðason zu meinen Lieblingskrimiautor. Wie kein anderer schafft er es für mich eine anspruchsvolle, spannende Erzählung zu liefern, die verwoben ist mit dem entschleunigten, etwas mystischen Flair Islands, der rauen Natur – die immer eine zentrale Rolle einnimmt, einer tiefgehenden Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und einem interessanten Kriminalfall. Wesentlich ist stets auch die Kultur- und Alltagsgeschichte Islands. So auch in „Das dunkle Versteck“, dem neuen Band in der Konráð-Reihe. Zugegebenermaßen habe ich nach den ersten zwei Bänden über den pensionierten Polizisten Konráð irgendwie das Interesse an ihm verloren, der Hauptprotagonist konnte mich nie so richtig überzeugen. Umso gespannter war ich, wie es mir nun mit dem neuen Band gehen würde und ob es ein Nachteil war, dass ich einige Bände übersprungen habe. Vorneweg: ich hatte nicht den Eindruck, dass mir maßgebliche Informationen über Konráð und dessen Vergangenheit fehlen würden. Das ist meines Erachtens ein großer Pluspunkt, denn nichts mag ich weniger, als wenn bei einer Krimireihe durch fehlende Informationen über die handelnden Personen etwas nicht nachvollziehbar ist.

Konráð ist ein Eigenbrötler, er ignoriert gekonnt die Mahnungen seiner Ex-Kolleg:innen, sich nicht in den Fall einzumischen und kommt damit durch. Diese Beharrlichkeit in allen Belangen führen ihn schließlich immer zum Ziel: den Fall aufzulösen, mag dessen Ursprung auch noch so lange her und komplex sein. Die Aufklärung eines anderen Todes – nämlich die Ermordung seines Vaters vor langen Jahren – ist eine andere Beharrlichkeit, die mich fast schon an Wahnhaftigkeit erinnert hat und ein stets wiederkehrendes Thema ist. Was mir diesmal besonders schwergefallen ist, war, an der Geschichte dranzubleiben. Es gibt so viele verschiedene Handlungsstränge, dass während des Lesens höchste Konzentration erforderlich ist. Mehrmals musste ich weiter vorne nachlesen, damit die Nachvollziehbarkeit für mich aufrecht blieb. Das ist zwar anstrengend, steigerte aber auch mein Interesse am Fortgang der Geschichte. Richtig greifbar wurde Konráð für mich aber leider nicht, auch wenn die Erinnerungsfetzen an das gewalttätige Verhalten seines Vaters in seiner Kindheit tief berührend sind und wir auch etwas zu seinen Beziehungen zu Frauen erfahren. So richtig hineinversetzen in Indriðasons Figuren konnte ich mich nie, das hat aber ob der vielschichtigen und packenden Geschichte und der Atmosphäre nie wirklich eine Rolle gespielt. Weshalb der Funke zu Konráð bei mir nie so richtig übergesprungen ist, kann ich gar nicht genau begründen – vermutlich ist er für mich schlicht zu unzugänglich. Das hat sich auch nach dieser intensiven Geschichte in „Das dunkle Versteck“ nicht gewandelt.

Mein Fazit: Indrinðasons neuer Konráð-Fall „Das dunkle Versteck“ ist ein solider, anspruchsvoller und spannender Islandkrimi, der uns erneut mittels eines Mordfalles auf eine Reise durch die Zeitgeschichte der Insel im Atlantik führt. Wegen seiner Komplexität und Vielschichtigkeit ist die Erzählung keine leichte Kost und erfordert große Aufmerksamkeit von den Leser:innen. Wer die atmosphärische und verstrickte Erzählweise Indrinðasons schätzt, wird auch durch dieses Werk wieder bestens unterhalten.

Bewertung vom 29.01.2024
Waldfeder (eBook, ePUB)
Heuer, Tobias

Waldfeder (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

England in den 1950er Jahren: Quinn ist ein 16-Jähriger, der es gar nicht leicht hat. Er wird in der Schule schrecklich gemobbt und kann sich einfach nicht zur Wehr setzen. Doch er hat ein Geheimnis - er kann fliegen! Als die neue Schülerin Emily ihn dabei erwischt, ändert sich sein ganzes Leben. Die beiden erleben wunderbare Momente miteinander, doch Emilys Cousin Collin, der Quinns Hauptpeiniger ist, versucht dazwischen zu funken und ist dem Geheimnis dicht auf der Spur...

Tobias Heuers Roman "Waldfeder" kann ich gar nicht so richtig einem Genre zuordnen. Natürlich ist es fantastisch und teils märchenhaft, dass Quinn fliegen kann, aber die Welt, die sonst beschrieben wird, ist ziemlich realistisch. Der Autor hat es geschafft, mir ständig Denkanstöße zu liefern: ich habe mich ständig dabei ertappt zu denken - wie wäre das wirklich, wenn jemand fliegen könnte? Wie würde es ihm oder ihr in der Gesellschaft ergehen? Verstärkt haben dies noch die kleinen Kapitel, die eingeschoben werden und uns auf einen anderen Erzählstrang im Mittelalter führen, wo es ebenfalls um einen Jungen geht, der fliegen kann, der aber leider ertappt wurde und dafür sein Leben einbüßen musste. Wie sich diese Einschübe in die Geschichte fügt, wird erst am Ende aufgelöst. Der Schreibstil des Buches ist sehr einnehmend - oft blumig, oft getragen von teils ungewöhnlichen Metaphern. Was mich teilweise etwas genervt hat, ist, dass sich Quinn, obwohl er körperlich ziemlich fit ist, sich ständig von seinen Peinigern unterbuttern lässt, sich nicht zur Wehr setzt und die Situation so hinnimmt, wie sie ist. Im Nachwort lässt uns Tobias Heuer wissen, dass er selbst in seiner Schulzeit Mobbing ausgesetzt war und diese Info ließ mich alles relativieren - und reflektieren, denn als Selbstbetroffene muss ich mir eingestehen, mich auch nicht wirklich gewehrt zu haben... Ein weiterer Punkt, der mir längere Lesepausen beschert hat, weil ich es anstrengend fand: die handelnden Personen werden meines Erachtens sehr in gut und böse eingeteilt, wobei viele böse Charaktere einen Auftritt bekommen. Und Quinn ist auch etwas naiv, was ihn in größere Gefahren bringt... Trotzdem sind die guten Charaktere herzerwärmend und man fragt sich, warum es nicht nur solche Menschen geben kann.

Ich war also lange Zeit etwas zwiegespalten - bis dann das Ende kam: ich weiß nicht, ob ich jemals schon so einen überraschenden Ausgang einer Geschichte gelesen habe - ich bin hin und weg! Es lohnt sich also absolut, bis zum Schluss zu lesen!

Mein Fazit: Waldfeder ist ein kurzweiliger Roman über einen Teenager, der fliegen kann. Er teilt dieses Geheimnis mit seiner Liebe und gibt sich so großen Gefahren hin. Es gibt viel Ungerechtigkeit und schlechte Menschen, doch das überraschende Finale und der einnehmende Schreibstil des Autors lassen mich eine riesengroße Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 26.01.2024
Der blaue Tod
Owen, Marley Alexis

Der blaue Tod


sehr gut

Durch Zufall gerät die frisch gebackene Mutter und Ex-Soldatin Sara Konrad auf die Spur einer ungewöhnlichen Todesserie in einem Pflegeheim. Mit der Unterstützung ihrer Sportbekanntschaft Max begibt sie sich auf eine rasante Aufklärungstour um die Täter zu fassen.

"Der blaue Tod" von Marley Alexis Owen ist ein spannender, rasanter Thriller, der den Leser:innen viel Einblick in die Gedankenwelt der Protagonistin Sara gibt. Sie wird von ihrer Vergangenheit als Soldatin verfolgt und kann sich nur schwer mit ihrer Mutterrolle identifizieren. Sie ist aber von Personen umgeben, die sie so sein lassen, wie sie ist, auch wenn das das eine oder andere Mal zu Auseinandersetzungen führt. Ihre Ungeduld und ihr Getriebensein bewirken aber schließlich, dass sie die Spur der Todesserie aufnimmt, ungehindert der möglichen Gefahren oder Konsequenzen. Der Schauplatz Hamburg spielt eine kleine Rolle in der Geschichte und wir dürfen die Protagonist:innen durch die Stadt begleiten. Relativ früh werden die Lesenden in Konversationen betreffend der Taten mitgenommen, ohne dass verraten wird, um wen es sich bei den Sprechenden handelt - peu á peu wird angedeutet, wer da dahinter stecken könnte. Ohne zu spoilern, muss ich sagen, dass es ob der erlebten Grausamkeiten durch einen Elternteil durchaus nachvollziehbar ist, wie die Ideen zu den Taten entstanden sind - diesbezüglich ist es der Autorin wirklich gelungen, mich zu fesseln und ich dachte mir oft, dass diese Geschichte als eigene Erzählung auch sehr interessant wäre. Die endgültige Aufklärung und wie alles gekommen ist, erfolgt kurz vor Ende des Buches - genau so wie es sein soll.

Allerdings ist es mir trotzdem etwas schwer gefallen, mich in die Geschichte hineinzufinden. Das liegt vor allem daran, dass oft von Saras Vergangenheit erzählt wird und Dinge angedeutet werden, die im Vorgängerroman passiert sind. Da ich diesen jedoch nicht gelesen habe, hatte ich das ganze Buch über das Gefühl, Essentielles über Sara nicht zu wissen. Außerdem ist mir die Protagonistin irgendwie zu hart, ich konnte nie so wirklich Sympathie mit ihr aufbauen. Das kann daran liegen, dass mir persönlich ein so enormer Ehrgeiz und der Unwille, sich mit seiner Psyche auseinanderzusetzen, eher fremd sind. Auch die Erklärungen warum Max Sara so unterstützend zur Seite steht, waren für mich etwas zu weit hergeholt. Wer es mir allerdings angetan hat, war Saras Mann Lukas - er scheint das Gegenteil von Sara zu sein, ist sehr geduldig, verständnisvoll und einfühlsam - ein toller Charakter! Grundsätzlich finde ich, dass es ein großes Talent der Autorin ist, die unterschiedlichen Charaktere vielschichtig und tiefgründig darzustellen.

Mein Fazit: "Der blaue Tod" ist ein spannender Thriller mit einer starken und mutigen Protagonistin, die mir persönlich aber zu hart war. Wer die Reihe um Sara Konrad noch nicht kennt und wem es wichtig ist, die gesamte Geschichte der Hauptfigur zu kennen, dem würde ich anraten, zuerst den ersten Teil "Der Stalker" zu lesen.

Bewertung vom 14.01.2024
Dein ist die Vergeltung (eBook, ePUB)
Höfle, Maria

Dein ist die Vergeltung (eBook, ePUB)


sehr gut

Endlich hat Dorothea es geschafft - sie darf sich als Ermittlerin der Abteilung Leib und Leben des LKA beweisen. Doch ihr erster Einsatz erfolgt ausgerechnet in ihrer Heimstadt Kufstein, wo eine Hotelbesitzerin ermordet aufgefunden wird. Zusammen mit ihrem Schwarm Konstantin soll sie umgehend die Tat aufklären, ansonsten droht ihr, wieder zurück in den Dienst als Stadtpolizistin gesteckt zu werden. Unter Druck und mit viel Selbstzweifel versucht sie, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Dorothea Keusch ist eine junge Ermittlerin, der großes Talent zugeschrieben wird, nur sie selbst glaubt nicht so wirklich daran. Dass die Leiterin des LKA nicht begeistert davon ist, eine Anfängerin ermitteln zu lassen, macht die Sache nicht besser. Ihre Selbstzweifel sowie oft wiederkehrende Gedankensprünge und die teilweise vorhandene Konzentrationsschwäche machen die Hauptprotagonistin sehr authentisch und sympathisch. Zugegebenermaßen wird das aber im Laufe des Buches auch ein wenig anstrengend und nervig. Besonders, weil sie sich so oft selbst im Weg steht - auch im Hinblick auf ihre mehr oder minder vorhandenen Beziehung mit Konstantin. Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass einige Charaktere ziemlich überspitzt dargestellt wurden - was aber absolut charmant ist und ich dadurch oft auch von verschiedenen Wendungen ziemlich überrascht wurde. Maria Höfle schafft es definitiv Charakteristika von Österreicher:innen wunderbar auf ihre Figuren zu projizieren, was dem Krimi eine gewisse Schrulligkeit verleiht und den Tiroler Lokalkolorit unterstreicht.

Der Kriminalfall bzw. dessen Aufklärung baut sich sehr langsam auf und fast bis zum Schluss hatte ich unterschiedliche Vermutungen. Durch etliche Wendungen in der Aufklärungsarbeit jedoch bleibt die Spannung bis am Schluss erhalten - genau so sollte es sein! Es war mein erster Kufstein-Krimi den ich gelesen habe, fand aber nicht, dass mir gewisse Information über die Hauptfiguren abgehen würden. Vielmehr bekam ich durch "Dein ist die Vergeltung" Lust, auch noch die anderen Teile der Reihe zu lesen.

Mein Fazit: "Dein ist die Vergeltung" ist ein unterhaltsamer Cosy-Krimi mit einer authentischen und grüblerischen Ermittlerin, der mit wunderbaren, tirolerischen Lokalkolorit untermalt ist. Wer hier allerdings Blutrünstigkeit und Psychospielchen erwartet, ist fehl am Platz.