Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Calendula

Bewertungen

Insgesamt 112 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2024
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Das Buch war eine Empfehlung meiner Lieblingsbuchhändlerin, als ich auf der Suche nach einer schön erzählten Geschichte für die grauen Januartage war. Und es war ein absoluter Volltreffer! Ich habe dieses Buch so gerne gelesen. Es ist warmherzig, liebevoll und vor allem charmant geschrieben. Wie eine schöne, warme kuschelige Decke in Buchform.

Jenny und Bernie habe ich sofort ins Herz geschlossen. Zwei Protagonisten, die man einfach gern haben muss und von denen man sich ein bisschen wünscht, sie wären die eigenen Großeltern. Mit hat die Idee, dass Jenny sich mit ihren 77 Jahren zu einer TV-Backshow anmeldet sofort gefallen. Ich schaue solche Sendungen selbst sehr gerne und wie vor dem heimischen TV habe ich auf Jennys Weg durch die Sendung mit gefiebert.
Mit hat vor allem sehr gefallen, mit welchem Verständnis und Fingerspitzengefühl die Autorin Jennys Leben erzählt. Nicht nur die guten und heiteren Momente, sondern auch die dunklen und verzweifelten Zeiten. Es fiel mir sehr leicht mich in ihre Gefühlswelt hineinzuversetzen. Und so habe ich durchaus das ein oder andere Tränchen verdrückt, mich sehr für sie freuen können und habe im Geiste all die gebackenen Leckereien verputzt.

Ein für mich richtig gut gelungenes Buch und ein erstes Highlight in diesem Jahr.

Bewertung vom 13.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


gut

Das Cover des Buches zeigt eine Bildcollage, ein zersplittertes Foto von Jack Unterweger. Darauf wirkt die Person verzerrt und abstrakt, es ist durchaus eine unheimliche Darstellung. Die Innenseite des Buches zeigt ein schwarz-weiß Foto von Unterweger, dieses Mal aber freundlich lächelnd im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Beide Bilder zeigen auf sehr anschauliche Weise die beiden Seiten des Mannes, um denen es im Buch gehen wird.

Es ist für mich kein schlechtes Buch, aber auch nicht ganz das, was ich erwartet habe. Erwartet (oder vielleicht auch etwas erhofft) hatte ich mir eine Auseinandersetzung des Falles Unterweger mit der österreichischen Gesellschaft, insbesondere mit der Literaturbranche von einem Außenstehenden. Das ist nur zum Teil der Fall. Es ist eine Mischung aus erzählender Reportage und Kritik. Wobei letzteres eher zögerlich und oft nur widerwillig durchkommt. Malte Herwig ist in diesem Fall eher ein Herausgeber, den eigentlichen Text hat ein anonym bleibend wollender Autor verfasst. Dieser gibt unumwunden zu, sich an der „Befreiungsaktion“ für Unterwegs beteiligt gewesen zu sein und aus der Literaturbranche zu kommen. Herwig konfrontiert den unbekannten Autor mit den Fakten des Falles, lässt ihm Akten, Briefe, Tonbandmitschnitte und aufgezeichnete Interviews zukommen. Der unbekannte Autor gibt sich teilweise durchaus Mühe auch die „andere Seite“ des Falles zu betrachten. Von Verstehen würde ich an dieser Stelle nicht sprechen, denn meiner Meinung nach ist der unbekannte Mann davon meilenweit entfernt die Wahrheit, die Fakten auch nur verstehen zu wollen. Der Autor verfällt in eine Art Verteidigungsmodus. Die Erkenntnis, dass Unterweger alle getäuscht hat, indem er den unterschiedlichen Gruppen genau das vorgespielt hat, was diese hören bzw. sehen wollten und ihm nützlich war; dagegen sträubt er sich mit aller Macht. Er wirft auch Herwig auch immer wieder vor, ihn von seiner gefassten Meinung abbringen zu wollen. Der unbekannte Autor geht an diesen Stellen wenig schmeichelhaft mit dem Herausgeber um.
Manchmal wirkt der Text etwas wirr, dann springt er zwischen Reportage und eigenen Gedanken hin und her. Das ist mitunter gar nicht so leicht zu lesen, vor allem wenn Interviewausschnitte mit Unterweger integriert werden. (Was für ein Schwätzer dieser Mann war! Unglaublich.)

Am Ende wird der Autor dann doch ein wenig nachdenklich und stellt seine Rolle und die anderer Autoren in Frage. Dieser Moment dauert allerdings auch nicht lange und die Selbstkritik ist auch eher sehr sehr dünn. Am meisten negativ aufgestoßen ist mir, dass Unterwegers Opfer für ihn gesichtslose „Etwasse“ sind. Er blendet sie aus, als hätten sie nie existiert. Als wären sie eine reine Erfindung der Medien um einem beliebig ausgewählten Menschen Verbrechen anzulasten. Es wirkt auf mich so unglaublich empathielos.

Eine umfassende und abschließende Analyse des ganzen Falles wird vermutlich nie möglich sein. Daher war das Buch durchaus ein interessanter Einblick in die Gedanken eines Beteiligten und seine Beweggründe. Über das Ausmaß kann man eigentlich nur den Kopf schütteln und hoffen, dass wir als Gesellschaft heute, nach so vielen Jahren, weiter sind.

Bewertung vom 01.01.2024
Essex Dogs
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Ich mag die Sachbücher von Dan Jones sehr gerne, denn er schafft es auch sehr trockene Themen anschaulich und unterhaltsam zu erzählen. Aber ein Roman ist ja bekanntlich noch einmal eine ganz eigene Kategorie. Dementsprechend war ich sehr gespannt auf die "Essex Dogs". Und ich bin auch nicht enttäuscht worden.

Jones erzählt eine Episode aus dem 100jährigen Krieg, von der Anlandung Edwards III. in Frankreich bis zur Schlecht von Crécy. Man man merkt hier schon deutlich den Historiker heraus, das Lagerleben die Schlachten, Plünderungen, die Gewalt sind detailliert (aber nicht überbordend) erzählt. Man bekommt ein Gefühl vermittelt, wie sich die Männer vor den Schlachten gefühlt haben müssen, wie sie sich in Wartezeiten die Zeit vertrieben haben und welche Spannungen es unter den jeweiligen Adligen gegeben hat. Insgesamt finde ich die Darstellungen der unterschiedlichen Personen gut gelungen. Ich finde es amüsant mir vorzustellen, dass William de Bohun seine Truppenansprache mit äußerst kreativen Flüchen versehen gehalten hat oder den Prince of Wales wie einen kleinen Jungen behandelt hat, der nicht einmal einen Eimer Wasser alleine umkippen kann. Diese ganzen historischen Persönlichkeiten sind nicht einfach nur Namen, sie sind lebendig und lassen die Geschichte nachvollziehbarer werden.
Die "Essex Dogs" habe ich dann wirklich noch irgendwie gern gewonnen. Jones lässt hier unterschiedliche Charakter miteinander kämpfen, vom Teenager bis zum erfahrenen Söldner. Jeder mit einem eigenen Schicksal, Wünschen, Ängsten und Erfahrungen. Nach außen hin raubeinig, aber sie stehen doch für einander ein, kümmern sich um einander und genau dafür mochte ich die Männer dann schon. Das Ende riecht für mich nach Fortsetzung. Vielleicht erleben wir noch ein weiteres Abenteuer mit den Essex Dogs.

Bewertung vom 28.12.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Ich bin ja in der Regel immer sehr vorsichtig, wenn Bücher so sehr beworben oder gefeiert werden und sich gefühlt die halbe Welt einig ist, dass es sich um DAS Buch der Stunde handelt. Deshalb bin ich auch recht lange um das neue Buch von Daniel Kehlmann herumgeschlichen. Am Ende war ich dann aber doch einfach zu neugierig, um es nicht doch zu lesen. Am Ende hat mich das Buch sehr begeistert und es hat sich zu einem meiner Jahreshighlights entwickelt.
Wie genau allerdings die historischen Details sind vermag ich nicht zu beurteilen. Dazu sind meine Kenntnisse über Filmgeschichte einfach zu gering.
Mir haben die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird, sehr gut gefallen. Dadurch ergaben sich für mich immer wieder neue Blickwinkel. Ein wirklich toller Erzählstil. Prägnante Szenen, die auf den ersten Blick unglaublich leicht erscheinen. Und hinter aufgesetzter und natürlich gekünstelter Heiterkeit verbergen sich menschliche Abgründe, NS-Ideologie, Macht und blanker Hass. Da ist zum Beispiel die schon vorab häufig besprochene Szene in Goebbels Büro. Jeder wird beim Lesen unweigerlich Goebbels' Gesicht vor Augen haben und seine fanatischen Reden. Und dieses skurrile Gespräch, in dem nicht einmal explizit gedroht wird. Und doch spürt man sofort mit welchen Machtbefugnissen Pabst' Gegenüber ausgestattet ist, kleine Machtspielchen werden vor seinen Augen durchgeführt und man weiß als Leser sofort, welche Konsequenzen es jetzt hätte, würde Pabst an dieser Stelle ablehnen.
Szenen wie diese finden sich immer wieder im Buch und ich finde sie unheimlich gut geschrieben, ich musste mehrfach tief durchatmen. Manchmal sind diese Momente auch eher subtil untergebracht und fast überliest man sie. Aber irgendwie bleibt man dann doch dran hängen, hält Inne und wird sich dann erst der ganzen Bedeutung einzelner Sätze bewusst.

Am Ende kann ich die Hauptfigur des G.W. Pabst für mich persönlich noch immer nicht einordnen. Er verlässt Hollywood vordergründig aufgrund seiner Erfolglosigkeit. Aber ist das wirklich alles? Ist die Sorge um seine Mutter wirklich so groß, wie er es überall verlauten lässt? Oder ist nicht doch das angekratzte Ego des großen und genialen Regisseurs ausschlaggebend, der Wunsch als große Persönlichkeit gesehen zu werden? Er ist für mich eine ambivalente Figur, schwer zu erfassen und manchmal auch schwer zu verstehen. Wenn er seine Umgebung in Kameraeinstellungen wahrnimmt, habe ich mich schon gefragt, ob neben seinen Filmen noch Platz ist für andere Dinge oder Menschen. Eine Mischung, die mich immer wieder dazu gebracht hat meine Sicht auf Pabst und sein Handeln zu überdenken.

Es wimmelt nur so von Namen anderer Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspielern. Und ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß dabei, nebenher Personen und deren historische Einordnung nachzuschlagen. Für mich ist "Lichtspiel" ein rundum gelungenes Buch.

Bewertung vom 30.11.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


sehr gut

Mir hat das Buch gut gefallen. Bei einer Neuerzählung einer Sage besteht ja doch ein bisschen die Gefahr, dass es am Ende so klingt wie ein aufgehübschter Wikipediaartikel. Das ist hier zum Glück nicht passiert, die Autorin hat für mich aus einer eigentlich kleinen und in eine andere Geschichte eingebettete Erzählung eine tolle und interessante eigenständige Geschichte gemacht. Eros und Psyche stehen deutlich im Vordergrund, doch verschiedene Götte und ihre Beziehungen zueinander werden ebenso eingebettet. Die Dynamik der einzelnen Geschichtenteile passt gut zusammen und es macht nicht nur Spaß Psyche beim Aufwachsen und während ihrer Ausbildung zu begleiten, sondern auch die unterschiedlichen Streitereien der Götter untereinander zu verfolgen. Mythos und Romantik passen hier sehr gut zusammen und werden modern und aus neuen Blickwinkeln erzählt.
Es ergibt für mich insgesamt ein rundes und stimmiges Gesamtbild. Es war unterhaltsam und ja, durchaus auch spannend zu lesen. Es hat tatsächlich mehr Tiefe, als man auf den ersten Blick annehmen würde, das war eine angenehme Überraschung für mich. Ich finde, es ist Luna McNamara durchaus gelungen etwas Neues aus etwas Altem zu machen.

Bewertung vom 18.11.2023
Der Spurenfinder Bd.1
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder Bd.1


sehr gut

„Der Spurenfinder“ ist insgesamt eine nette und unterhaltsame Geschichte. Fantasy, Krimi, Humor – von allem ist so ein bisschen dabei. Wobei der Klingsche Humor bei mir leider immer noch nicht zündet. Die als witzig gedachten Stellen habe ich als solche vermutlich auch nicht richtig wahrgenommen. Der Schlagabtausch zwischen Elos und den beiden Geschwistern wiederholt sich als System für meinen Geschmack etwas zu häufig und läuft sich einfach tot mit der Zeit. Es klang für mich auch immer etwas sehr gekünstelt.
Dafür lässt sich die Geschichte unheimlich gut und leicht lesen. Man findet schnell einen Einstieg in diese eher übersichtliche Fantasywelt, die doch immerhin so ausgearbeitet ist, dass man ihr einen gewissen Charme nicht absprechen kann und man sich Orte, Figuren und Lebewesen gut vorstellen kann. Die wirklich schönen Illustrationen unterstreichen das noch. Gelegentlich habe ich mich an Walter Moers erinnert gefühlt, wenn auch diese Stellen bei Kling nicht so ausgefeilt sind.
Toll finde ich, dass es nicht nur ein Buch für Erwachsene ist. Ich sehe hier durchaus auch Kinder (vielleicht ab 10 Jahren?) ihren Spaß haben.
Auch wenn ich in diesem Leben nicht mehr der größte Fan des Autors werde, hat mich der „Spurenleser“ doch positiv überrascht und ich mochte das Buch ganz gerne.

Bewertung vom 16.11.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


weniger gut

Mir hat das Setting gefallen. Eine alte Universität bietet sich für einen Geheimbund wirklich gut an. Und die Autorin hat auch eine ansprechende Stimmung aufgebaut. Ich hatte mir jedoch von der Geschichte mehr erwartet.
Wenn es um einen Geheimbund geht, hätte ich mir mehr Spannung erhofft. Leider hatte ich immer das Gefühl, dass es doch jetzt mal endlich "losgehen" müsste mit der Geschichte. Stattdessen blieb der Geheimbund so geheim, dass der Leser nur am Ende recht kurz erfährt, was es mit dem "Bund der Stare" auf sich hat. Davor gibt es leider immer nur sehr nebulöse Andeutungen. Da kam bei mir leider so gar keine Spannung auf.

Mein größtes Problem mit den Figuren bestand im Grunde darin, dass ich keine von ihnen wirklich mochte. Mabel war schon in Ordnung, aber - man möge mich schlagen - ich fand Cliff total doof. Auch aus dieser Vereinigung war für mich niemand mit Profil dabei. Alle sind gleich glatt, keiner hat besondere Merkmale oder Besonderheiten.

Insgesamt hat es mich so gar nicht gepackt. Ich fand es ziemlich langatmig und ehrlicherweise auch langweilig.

Bewertung vom 12.11.2023
When The King Falls / Vampire Royals Bd.1
Niehoff, Marie

When The King Falls / Vampire Royals Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe ein kleines Faibles für Romantasy und auch wenn ich absolut nicht zur Hauptzielgruppe für dieses Buch gehöre, hatte ich damit ziemlich viel Spaß. Mir hat die Idee gefallen, dass die Dynastie der Tudors eigentlich Vampire sind, die seit Jahrhunderten in Großbritannien auf dem Thron sitzen, das Land regieren und alte Rituale am Leben erhalten. Wobei da auch schon mein erster Kritikpunkt ins Spiel kommt. Über die menschlich-vampirische Gesellschaft erfährt man als Leser sehr wenig. Hier hätte ich mir den einen oder anderen Exkurs ins historische gewünscht. Es muss absolut keine ausgeklügelte Welt wie bei Tolkien sein, aber ein bisschen mehr über das Drumherum hätte ich mir schon gewünscht.

Florence ist mir als Hauptfigur durchaus sympathisch. Sie ist klug, schlagfertig und mitfühlend. Sie wurde von ihrer Familie ihr ganzes Leben lang auf diesen Racheplan eingeschworen. Jetzt stellt sie alles in Frage, was sie bislang über Vampire zu wissen glaubte. Wobei man auch sagen muss, der Plan ist aufgrund vieler fehlender Informationen nicht der ausgeklügelste. Kritikpunkt Nummer zwei: man erfährt als Leser auch nur sehr wenig über Florence Familie. Einzig ihr Bruder Valerian taucht in der Geschichte auf. Über ihre Eltern und ihr eigentliches Leben wird wenig erzählt. Auch warum die Rache grade jetzt so wichtig ist, wird nicht so richtig deutlich. Ja, es gibt einen Grund aus der Familiengeschichte heraus. Allerdings erscheint mir dieser für den betriebenen Aufwand und das schon fast fanatische Handeln von Valerian schon beinahe überzogen zu sein.
Auch Benedict ist mir durchaus sympathisch. Man tendiert ja als Leser vorab schon ein kleines bisschen dazu auch "Nieder mit den Vampiren!" zu brüllen. Und muss dann feststellen, dass da nicht zwangsläufig das erwartete Monster auf dem Thron sitzt, sondern ein Mann, der mit seinem Job als König auch nicht immer wahnsinnig glücklich zu sein scheint. Der durchaus mitfühlend, verantwortungsbewusst und auch verletzlich ist, es aber niemals zeigen darf.

Ein bisschen zäh gestaltet sich die Annährung von beiden dann gelegentlich dann doch und man möchte seufzen, dass man Florence' Gefühlschaos zwar verstehen kann, ihre Aufopferung für die größere Sache auch verstanden hat und man es nicht in (fast) jedem Kapitel wiederholt lesen muss. Wobei - ein wenig leid tut sie mir letztlich doch. Denn für ihre Familie scheint sie nur ein beliebiger Spielstein in ihrem Plan zu sein. Da meldet sich dann mein Gerechtigkeitsempfinden und Florence Familie sammelt an der Stelle jede Menge Minuspunkte bei mir.

Bewertung vom 09.11.2023
Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1
Kassemyar, Ali

Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1


weniger gut

Optisch ist das Buch ein Highlight, dass muss ich zugeben. Dieses schöne dunkle Blau gefällt mir unheimlich gut. Und wenn schon ein Farbschnitt, dann doch bitte auch einer der zum Gesamtbild des Buches passt. Der Punkt ist also wirklich gelungen. Und trotzdem bin ich froh das Buch nur geliehen und nicht gekauft zu haben. Aus dem einfachen Grund, weil es sich für mich als überwiegend langweilig entpuppt hat. Viel Drama um (fast) nichts. Und für meinen Geschmack ein paar zu viele Klischees. Dabei hätte es sich bei beiden Figuren sehr angeboten, mal andere Ideen zu verfolgen. Liora wurde in ihrer Schulzeit gemobbt, weil sie – fast schon vorhersehbar – übergewichtig war. Das die betroffenen Personen damit häufig ein Leben lang zu kämpfen haben ist durchaus realistisch erzählt. Liora wird aber in meinen Augen als so perfekt und gutherzig dargestellt, dass sie dadurch schon wieder langweilig wirkt. Immer verständnisvoll, immer die passenden Worte zur Hand, immer die Emotionen im Griff.
Kieran ist auch eher schwammig gezeichnet. Ich weiß nicht einmal so wirklich, was er darstellen soll. Der gepeinigte Badguy mit dem goldenen Herzen? Es wird ewig lange um Kierans Geheimnis herumgeschlichen. Natürlich kann man sich recht bald denken, worum es geht. Aber bis zu diesem Punkt ist es einfach viel Drama. Kierans Geheimnis ist wirklich eine starke Belastung, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Aber sein Umgang damit... Bei jeder Gelegenheit abzuhauen ist letztlich auch nicht sonderlich erwachsen oder zielorientiert. Kurzum: sehr viel Drama, für mich zu viel.

Es ist aber nicht alles doof. Mir hat zB sehr gefallen wie der Umgang mit dem Verlust von nahestehenden Person thematisiert wurde. Das war sehr behutsam dargestellt. Auch die Umgebung des Blumenladens fand ich schön.

Für mich hat sich die Geschichte ewig hingezogen und trat auf der Stelle. Trotz des Cliffhangers, möchte ich einen zweiten Teil ehrlicherweise nicht lesen. Ich hätte mir mal Abwechslung zu den vorherrschenden Klischees gewünscht. So bleibt es leider weit hinter den Möglichkeiten zurück und ist für mich bestenfalls Durchschnitt.
Und was ich nicht so ganz verstehe: wenn es schon eine Triggerwarnung gibt, warum wird sie ans Ende des Buches gestellt?

Bewertung vom 01.11.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


weniger gut

Ich liebe Romane, in der die griechische Mythologie aus neuen Perspektiven erzählt wird. Mit Atalanta hat die Autorin zudem eine weniger bekannte Figur gewählt. Leider hat mich das Buch nicht begeistern können. Irgendwie fehlte mir all das, was der Klappentext versprochen hat. Eine schlagfertige Heldin, eine feministische Neuerzählung, Spannung, Abenteuer. Stattdessen plätschert die Geschichte eher langsam vor sich hin, es wollte einfach kaum richtige Spannung aufkommen. Mir fehlte hier eine neue Erzählweise, andere Perspektiven auf eine alte Sage. Dazu kommt, dass ich Atalanta furchtbar unsympathisch dargestellt finde. Der immer wiederkehrende Hinweis auf ihre überragenden Fähigkeiten nervte mich zusehends. Auch das Ende hat dann nicht unbedingt dazu beigetragen, mir die Figur näher zu bringen.
Es bleibt für mich eine nett zu lesende Neuerzählung einer alten Sage.