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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aarany
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
Passionierte Leseratte

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2025
Tochter der Freiheit / Die Kriegerin Bd.3 (eBook, ePUB)
Peters, Julie

Tochter der Freiheit / Die Kriegerin Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Von Schuld und Schicksal

Cover & Klappentext
Das Cover wurde passend zu den anderen beiden Bänden erstellt und vervollständigt damit die Trilogie. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Aber da ich die beiden vorangegangenen Teile kenne, hatte er für mich keinen großen Stellenwert. Das Buch hätte ich so oder so gelesen.
All jene, die jetzt erst auf die Trilogie aufmerksam wurden, sollten wissen, dass die Romane in ihrer vorgegebenen Reihenfolge zu lesen sind, weil man sonst nicht folgen kann.

Meinung
Penthesilea muss große Schuld auf sich laden, um ihrer Schwester Hippolyte auf den Thron zu folgen. Ihr Leben ist geprägt von schweren Entscheidungen, deren primäres Ziel Skythiens Unabhängigkeit zu bewahren. Dennoch sieht sie sich gezwungen, sich in den Krieg um Troja zu mischen. Aller Warnungen zum Trotz.
Dieses Buch behandelt das Leben von Penthesilea, die die Steppe erst später kennenlernt. Aus ihrer Sicht hat die Autorin eine Geschichte kreiert, die sich zwar an Überlieferungen hält, aber deren Lücken mit künstlerischer Freiheit gefüllt wurden. Da die anderen beiden Bände mir schon sehr gefallen haben, konnte ich auch hier nicht widerstehen.
Leider hatte ich mit dem ersten Drittel meine Schwierigkeiten. Einiges, was schon aus dem zweiten Teil bekannt war, wiederholte sich. Das mag von Vorteil sein, wenn man den Inhalt rund um Hippolyte nicht mehr im Kopf hatte, auch wenn das nicht die Intension der Autorin war. Hier ging es einfach darum, dass sich das Ende von Band zwei mit dem Schicksal von Penthesilea überschnitt.
Als Nachfolgerin Hippolyte verbringt sie den Großteil ihres Lebens in Themiskyra. Anders als Otrere ist ihr klar, dass auch die Skythen Veränderungen unterworfen sind, die sich nicht vermeiden lassen. Ihr geht es in erster Linie um die Unabhängigkeit ihres Volkes. Das wurde toll dargestellt. Genau wie Penthesilea. Anfangs fand ich zwar kaum Zugang zu ihr, aber das änderte sich schnell. Zum Teil durch die Gefühle, die ihr Schicksal bei mir auslöste, und wie sie damit umging. Und teils durch ihr stetiges Heranreifen.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, aber von einer gewissen Schwere untersetzt, die gut zur Handlung passt. Dennoch glaube ich, dass die Autorin ihr volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.
Der Inhalt nimmt wie auch bei den anderen Büchern eher Bezug zur Geschichte. Obwohl in jedem Teil die Liebe eine gewisse Rolle spielt, wenn auch untergeordnet, ist das hier nur am Rande erwähnt. Ähnlich einer Randnotiz. Die Romantik steht einfach nicht im Vordergrund. Das war für mich bis dahin auch völlig in Ordnung. Allerdings hätte ich mir hier ein kleines bisschen mehr davon gewünscht. Das hätte am Ende die Emotionen noch verstärkt.
Richtig gepunktet hat bei mir die Tatsache, dass Penthesilea für alle Frauen kämpfte, für ihre Unabhängigkeit, ihre Selbstbestimmtheit, was sehr modern ist.
Auszug aus Die Kriegerin – Tochter der Freiheit (Kämpferische Frauen der Antike 3) von Julie Peters
Gespräch zwischen Penthesilea und Helena:
»Manchmal denke ich, es wäre gut, wenn Skythien hätte bleiben können, was es einst war. Keine große Stadt, kein Palast, all das. Zugleich weiß ich, dass wir den Fortschritt nicht aufhalten können. Seit die Archaier zu uns kamen, spätestens aber mit der Liebe meiner Eltern war ein Band geknüpft, das ich nicht mal mit Gewalt zertrennen könnte.«

Fazit
Griechische Mythologie trifft Geschichte. Für mich gut umgesetzt und sehr unterhaltsam. Daher gibt es vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.01.2025
Spiel auf Leben und Tod / Revenant Games Bd.1 (eBook, ePUB)
Fuston, Margie

Spiel auf Leben und Tod / Revenant Games Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Von Jägern und Gejagten

Cover & Klappentext
Das Cover bringt alles mit, um meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Es ist düster gehalten, beinhaltet viele Details und passt zum Inhalt. Damit punktet es.
Der Klappentext macht definitiv neugierig auf mehr. Während sich diverse Geschichten entweder auf Vampire oder Hexen konzentrieren, werden hier beide zusammengebracht. Und mittendrin die menschlichen Opfer, die mehr schlecht als recht ihr Leben fristen.

Meinung
Hexen und Vampire bestimmen Blys Leben, Blut ist die begehrte Währung. Sie schlägt sich einigermaßen durch, träumt aber von mehr, wohingegen ihre Schwester und Emerson, ihr bester Freund und heimliche Liebe, sich mit ihrem Schicksal arrangiert haben.
Als sie ihre Schwester verliert und ihr bester Freund nur noch ein Jahr zu leben hat, nimmt sie an den Revenant-Games teil, um beide zu retten. Dabei ist ihr jedes Mittel recht.
Bly verleiht der Story ihre Stimme. Normalerweise wird der Hauptprotagonist oder die Hauptprotagonistin positiv angelegt, sodass man einen gewissen Zugang erhält. Hier ist es anders. Bly ist nicht gerade eine Sympathieträgerin, obwohl sie deswegen nicht schlecht ist. Anfangs als Tagträumerin dargestellt, entwickelt sie sich im Verlauf zu einer Manipulatorin. Das ist ein Risiko. Zwar kann man teilweise ihre Beweggründe verstehen, hofft aber immer auf eine entsprechende Entwicklung. Nun ja, eine Entwicklung findet statt, nur nicht wie angenommen.
Ich für meinen Teil fühlte mich ganz gut mit Bly verbunden, was aber intensiver gewesen wäre, hätte ich ihrer Handlungsweise besser folgen können. Das ging meines Erachtens nach etwas unter. Es gibt in Romanen immer Abschnitte, die Änderungen einläuten und den Leser mit, in diesem Fall, der Hauptprotagonistin zusammenbringt. Diese Schlüsselszenen wurden nicht ausreichend ausformuliert, obwohl es notwendig gewesen wäre, um die emotionale Welt von Bly mehr in den Vordergrund zu rücken. Damit wären ihre wechselnden Gefühle besser nachvollziehbar gewesen.
Der Schreibstil ist recht angenehm und überwiegend einfach gehalten. Hier findet sich kein kompliziertes Wordbuilding, sodass die Geschichte leicht zu lesen ist. Ein ausgewogenes Verhältnis der Satzlängen sorgt für Geschmeidigkeit.
Das Setting passt zur Darstellung der Vampire und Hexen. Der erste Blick entspricht nicht immer der Realität, obwohl der Grundtenor feststeht. Trotzdem gibt es Ausnahmen auf beiden Seiten. Bei den Vampiren ist es beispielsweise Kerrigan, der Emerson nach und nach ein wenig den Rang abläuft. Einfach weil er viel interessanter ist. Er ist nicht sofort zu durchschauen und als Vampir viel lebendiger als mancher Mensch. Diese Art von Widersprüchen mag ich. Sie machen eine Story erst besonders.
Das Tempo passt zur Handlung und variiert entsprechend, sodass kaum langatmige Passagen aufkamen.
Allerdings hätte ich mir von allem etwas mehr gewünscht. Mehr Tempo, mehr Spannung, mehr Interaktion. Das hätte dem Inhalt mehr Aufregung, mehr Spritzigkeit, verliehen.
Alles in allem wurde ich aber gut unterhalten und bin gespannt auf den zweiten Teil, in der Hoffnung, dass Bly sich selbst findet.


Fazit
Diese Slow-Burn-Fantasy besitzt ein paar The Hunger Games-Vibes, gerade anfangs, entwickelt sich aber im Verlauf völlig anders. Der Aufbau ist gut gelungen, wobei ich meine Probleme mit Bly hatte. Dennoch ist es eine Story, die einen gewissermaßen mitzieht und ein paar schöne Momente hat, inklusive ein paar Twists, die sich aber eher auf die Einschätzung der Hauptprotagonistin beziehen als auf die Handlung. Ich vergebe drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 25.12.2024
We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2
Faizal, Hafsah

We free the Stars / Die Reiche von Arawiya Bd.2


sehr gut

Zumra

Cover & Klappentext
Auch das Cover des zweiten Bandes besticht durch einen orientalischen Einschlag und passt damit wunderbar zur Geschichte. Allerdings gefällt mir das erste Cover ein kleines bisschen besser aufgrund der Farbgebung.
Der Klappentext macht neugierig auf mehr, obwohl er für mich nicht so sehr ins Gewicht fiel, was nicht zuletzt daran lag, dass ich beide Teile hintereinanderweg gelesen habe. Im Übrigen muss man den ersten Band kennen, um die Fortsetzung zu verstehen.


Meinung
Nachdem die Zumra mit dem Jawarat, mit dem Zafira unabsichtlich eine Verbindung eingegangen ist, Sharr verlassen hat, setzen sie alles daran, Arawiya zu retten und die Magie zurückzubringen. Währenddessen kämpft jeder mit seinen eigenen Dämonen.

Während Band eins zum Großteil auf der Insel Sharr spielte, finden sich hier viele Ortswechsel, was die Dynamik positiv beeinflusste, schon allein weil die Autorin doch eher ein gemächliches Tempo anschlägt.
Im Gegensatz zum ersten Teil geschieht hier deutlich mehr, besonders hervorgehoben durch diverse Spannungsspitzen. Auch die Gefühle werden besser übertragen. Für mich hätten es noch mehr sein können, aber der detailreiche und bildgewaltige Schreibstil inklusive einer Menge Ausschweifungen war mir zum Teil zu theatralisch. Allerdings konnten die dramatischen Szenen bei mir punkten, weshalb mir sogar das eine oder andere Mal die Tränen kamen.

In Band zwei finden sich mehr Perspektivwechsel, immer im Wechsel. Durch die anfangs langen Kapitel konnte man sich aber trotzdem in die einzelnen Szenen fallen lassen. Erst zum Ende, wo man ohnehin sämtliche Protagonisten einzuschätzen wusste, reihten sich eine Menge kurzer Kapitel aneinander. Damit wollte die Autorin offenbar alle eventuell losen Enden miteinander verknüpfen. Für mich blieb zwar keine Frage offen, aber es wirkte dennoch störend. Insbesondere weil die beiden Hauptprotagonisten, die in Band eins die Handlung bestimmten, hier meines Erachtens nach etwas zu kurz kamen.

Sämtliche Charaktere machen eine großartige Entwicklung durch, die wirklich gelungen dargestellt wurde. Während ich anfangs noch meine Probleme mit Altair und Nasir hatten, kam hier mehr Verständnis auf. Die Beziehungen der Protagonisten bestechen durch Annäherung und Distanz. Dieses Hin und Her mag vielleicht auf den einen oder anderen Leser störend wirken, aber mir hat es ganz gut gefallen. Obwohl sich nicht verleugnen lässt, dass die Autorin alles sehr ausreizt. Im Grunde gab es von allem etwas zu viel. Zu viel Details, zu viel Beschreibungen, zu viel Erklärungen, zu viel Theatralik. Kurzum finden sich einfach viele Übertreibungen, ob nun in den Vergleichen oder auch der Wahrnehmung.

Dieser Band ist dennoch stärker als der erste Teil, schon allein weil mehr passiert. Auch der Lesefluss ist etwas entspannter, nicht mehr so anstrengend, obwohl der Schreibstil nach wie vor sehr speziell ist und einen gewissen Wiedererkennungswert hat. Vielleicht setzte für mich eine Art Gewöhnung ein, sodass ich besser zurechtkam, ich weiß es nicht. Aber man muss ihn schon mögen. Ich bin diesbezüglich recht unentschlossen.

Insgesamt konnte die Dilogie mich überzeugen, auch wenn es einige langatmige Passagen gab. Aber die Idee, die Protagonisten, ihr Zusammenspiel, haben schlichtweg gepunktet.


Fazit
Eine außergewöhnliche Dilogie mit einem orientalischen Setting, überzeugenden Protagonisten, die eine tolle Entwicklung durchmachen, und fantastischen Elementen, garniert mit einer Prise Romantik und viel Zusammenhalt.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.12.2024
We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1
Faizal, Hafsah

We hunt the Flame / Die Reiche von Arawiya Bd.1


sehr gut

Zill und Zalaam


Cover & Klappentext
Ein gelungenes Cover, das sich vom Mainstream abhebt und schon allein deshalb ins Auge fällt. Es passt gut zur Story.
Der Klappentext hat mich sofort überzeugt. Er verspricht durchsetzungsfähige Protagonisten, die dennoch über sich hinauswachsen müssen.


Meinung
Zafira ist bei ihrem Volk als der Jäger bekannt. Frauen haben ihren angestammten Platz, daher verkleidet sie sich als Mann, um ihre Leute zu versorgen, indem sie im verfluchten Wald jagen geht. Sie ist die Einzige, die den Arz ohne Probleme betreten und wieder verlassen kann.
Als die Magie verschwand, tauchte der Wald auf und breitet sich seitdem zunehmend aus.

Nasir, Sohn des Sultans und Prinz des Todes, tötet jeden, der sich seinem Vater widersetzt. Mitgefühl kann er sich nicht leisten, weil es für den Sultan eine Schwäche darstellt, der seit geraumer Zeit mit Tyrannei über das Land herrscht.

Beide werden unabhängig voneinander auf eine gefahrvolle Reise geschickt, um ein geheimnisvolles Artefakt zu finden, was die Magie wiederherstellen und damit den Fluch des Arz brechen soll.

Im Wechsel verleihen Zafira und Nasir der Story ihre Stimme, abgesehen vom Epilog. Da beide die Handlung dominieren, ist das wichtig, um ihre Entscheidungen nachvollziehen zu können. Das ist gut gelungen, denn sie wurden sehr unterschiedlich gezeichnet und stellen nicht die klassischen Helden dar.
Zum einen ist da Zafira, die in ihrer Rolle als der Jäger so aufgegangen ist, dass sie gar nicht mehr weiß, wer sie ohne ist. Nasir, zwar mächtig aufgrund seiner Ausbildung und Herkunft, aber dennoch unterdrückt und verschmäht. Liebe nimmt in ihren Leben keinen großen Stellenwert ein. Teils als Schwäche angesehen, ist sie zudem überbewertet.

Der Schreibstil besitzt einen gewissen Wiedererkennungswert. Das Word-Building ist im Grunde angenehm, dennoch liest sich die Story meiner Meinung nach etwas schwer, was sich auf die Geschmeidigkeit auswirkt. Selbstredend ist es wichtig, um die erschaffene Welt zu begreifen, gewisse Erklärungen einzubauen. Hier geschah das allerdings so ausufernd, dass die Autorin sich regelmäßig in ihren Beschreibungen verlor. Das zieht Vor- und Nachteile nach sich. Zum einen wurde die Welt sehr detailreich und bildgewaltig dargestellt, zum anderen kommt es dadurch zu langatmigen Passagen. Nicht zuletzt, weil die Erzählweise ein gemächliches Tempo mitbringt.

Das Setting ist im arabischen Bereich anzusiedeln, was mir sehr gefallen hat. Frauen haben sich in erster Linie unterzuordnen. Wenn also herauskäme, dass der Jäger eine Frau wäre, würde ihr die Verbannung oder Schlimmeres drohen. Es gibt nur wenige, die ihre wahre Identität kennen. Hier wird das Thema Selbstbestimmung angesetzt. Dass der Jäger so ein wichtiger Teil von Zafira ist, liegt nicht zuletzt daran, dass er verehrt wird. In dieser Rolle hat sie einfach mehr Möglichkeiten. Dementsprechend ist es nicht nur uneigennützig, ihrem Volk zu helfen.
Mit Nasir wiederum hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten. Einerseits ist er so mächtig, lässt sich aber regelmäßig demütigen. Bei seinem Vater ist das eine Sache, aber es betrifft ja nicht nur ihn. Demnach ist sein Selbstbewusstsein stark beeinträchtigt. Im Grunde wünscht er sich nur, von seinem Vater geliebt zu werden und ihn zufriedenzustellen.

Beide entwickeln sich im Verlauf der Geschichte, was dazu führt, dass sie greifbarer werden.

Wie in vielen Romanen strebt alles auf einen Höhepunkt zu. Wie schon erwähnt leider etwas langatmig. Dazu passt das Finale nicht. Natürlich erhöht sich dann das Tempo, aber hier ging es ziemlich rasant zu Ende. Fragen, die man sich stellte, wurden aufgedeckt, überraschende Wendungen eingebaut.

Es ist schwierig, dieses Buch zu bewerten. Die Idee und die Protagonisten haben mir sehr gefallen. Leider bringt die Umsetzung einige Schwächen mit. Vom Tempo über die Beschreibungen bis hin zu Schlüsselszenen, die eine Veränderung innerhalb der Charakterdynamik zeigen sollen. Allerdings hoffe ich, dass sich in Band zwei hier einige Verbesserungen zeigen.

Aus We hunt the Flame von Hafsah Faizal:

»Alles, was ist, existiert nur, um das Gegenteil zu unterdrücken.«


Fazit
Ein bildgewaltiges, detailreiches Werk mit überzeugenden Protagonisten über Selbstfindung und Liebe, was zwar einige Schwächen mitbringt, aber durchaus wunderschöne Momente hat. Ich bin gespannt auf Band zwei und vergebe dreieinhalb Sterne, runde jedoch auf vier auf.

Bewertung vom 14.12.2024
Der Aschenbursche (eBook, ePUB)
Hofeditz, J. B.

Der Aschenbursche (eBook, ePUB)


gut

Der Eisprinz

Cover & Klappentext
Das Cover ist definitiv gelungen und zeigt in vielen Details, wie sehr es zum Buch passt, genau wie der düstere Hintergrund.
Der Klappentext macht neugierig auf mehr, da es sich hier um eine Adaption von Aschenputtel handelt, aber gleichzeitig ganz anders ist.

Meinung
Leo, degradiert zu einem niederen Diener in Diensten seines Stiefvaters, ist den Launen seiner Familie ausgeliefert, seit seine Mutter gestorben ist. Er hat sich mit seinem Leben arrangiert und sieht keine Hoffnung mehr. Bis ihm eine Fee begegnet und ein mysteriöser Fremder.
Nicholas, der Enkel des Königs, wird von seiner Familie gedrängt, sich endlich eine Braut zu suchen, obwohl er mit dem weiblichen Geschlecht nicht allzu viel anfangen kann. Die Wette mit seinem Onkel könnte dieses Schicksal jedoch schneller wahr werden lassen.

Aus unterschiedlichen Sichten wird der Leser durch die Geschichte geführt. Der Einstieg fällt leicht und man fühlt sich Leo schnell sehr nah. Sein Leid ist teilweise so massiv, dass es für ein gängiges Märchen zu schwer wiegt. Daher sollte hier auf das Alter der Leser geachtet werden.

Es ist mein erstes Buch der Autorin, die hier eine tolle Geschichte erschaffen hat, die nur in den Grundzügen noch an das Original erinnert.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten, hat aber meines Erachtens nach noch Potenzial nach oben. Für diese Story hätte ich mir mehr Lockerheit gewünscht. Natürlich kann mit der Art und Weise schon Emotionen übertragen werden, aber es wirkte zeitweise zu schwerfällig, was dem Lesen eher abträglich war. Gegensätze bieten sich in so einer Situation gut an, weil es sonst zu zäh wird.
Abgesehen von Flüchtigkeitsfehlern gibt es einen unausgewogenen Schwerpunkt der Szenen. In meinen Augen gab es einige, die etwas zu ausführlich waren, während andere, die wichtiger waren, nur gestreift wurden. Das sorgt gerade in der ersten Hälfte zu langatmigen Passagen, wobei ein paar Schlüsselszenen ein wenig untergingen.
Dafür sind die Charaktere gut gelungen. Leo steht als Hauptprotagonist im Mittelpunkt und hat auch die stärkste Präsenz, obwohl er eher zurückhaltend ist. Seine Entwicklung wurde langsam aufgebaut, was zum Ende hin zu rasant wurde. Bei Nicholas hingegen und Mitternacht war es genau richtig.
Das Tempo variiert entsprechend der Handlung, war aber hin und wieder zu gemächlich und zum Ende hin ziemlich schnell.
Trotz allem hat mir die Geschichte sehr gefallen, besonders die zweite Hälfte, als richtig Spannung aufkam.

Fazit
Wer der Jahreszeit entsprechend eine nette Märchen-Adaption sucht, ist hier genau richtig. Mit überzeugenden Protagonisten, zahlreichen Details, berührenden Momenten und viel Magie ist hier ein toller Mix entstanden. Wären die Schwachstellen nicht, wäre es für mich ein kleines Highlight. Daher gibt es von mir drei von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.12.2024
Die Tochter der Drachenkrone (eBook, ePUB)
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Historien-Epos


Cover & Klappentext
Das Cover ist ansprechend und zeigt aufgrund des Wappens schon, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Hier war es die Farbgebung, die meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Der Klappentext gab den Ausschlag, das Buch zu lesen.

Meinung
Es ist mein erstes Werk der Autorin. In der Anmerkung steht, dass man im Vorfeld Teile der Geraldines-Saga lesen könnte, es ist aber kein Muss.

Die Fürstentochter Gwenllian erklärt sich bereit, eine Zweckehe mit einem walisischen Seneschall einzugehen, um den Widerstand zu stärken, wird ihr Land doch permanent von Normannen und Engländern überfallen. Aber auch untereinander herrscht Uneinigkeit, deshalb sind Bündnisse überlebenswichtig. Anfangs Verbündete entdecken sie und ihre Gemahl innerhalb von Schlachten und Intrigen ihre Liebe zueinander, doch hat diese Bestand, wenn sie sich ihrer größten Gefahr stellen müssen?

Die Geschichte spielt im 12./13. Jahrhundert in Wales. Gwenllian hat tatsächlich existiert, nur hatten Frauen damals einen überwiegend niederen Stellenwert, sodass kaum etwas von ihnen überliefert ist. Deshalb hat die Autorin sich diverse künstlerische Freiheiten herausgenommen, was für mich völlig legitim ist. Es vermittelt trotzdem einen guten Eindruck der damaligen Zeit.
In diesem Roman wird der Großteil des Lebens von Gwenllian beleuchtet, angefangen als sie 12 Jahre alt war. Sie verleiht der Story auch ihre Stimme.

Mir war sie schnell sympathisch. Trotz ihrer riesigen Familie, wovon sie diverse Mitglieder gar nicht kennt, verbindet sie jedoch eine innige Beziehung zu jenen, mit denen sie aufgewachsen ist. Sie verehrt ihren Vater, einen hochgeschätzten, würdigen Herrscher. In ihrem noch jungen Alter wirkt sie schon recht erwachsen, was aber glaubwürdig ist, da junge Mädchen zu dieser Zeit sehr früh verheiratet wurden. Dennoch macht sie eine tolle Entwicklung durch, in denen sie sich ihre kindlichen Kanten abschleift. Das hat mir sehr gefallen. Die Loyalität zu ihrem Land und ihrer Familie scheint unbrechbar, und sie bringt eine Stärke mit, die mich beeindruckt. Sie weiß sich durchzusetzen und kämpft für das, was ihr wichtig ist.

An dem Schreibstil gibt es meines Erachtens nach nichts zu beanstanden. Er ist flüssig und die Formulierungen passen. Langatmige Szenen gibt es kaum. Die Autorin hat es immer geschafft, wenn sie sich doch einmal in Erklärungen verlor, eine Spannungsspitze aufzubauen.
Zugegeben, das Buch ist nicht immer leicht zu lesen. Obwohl ich schnell reinkam, gab es einige Stellen, die die komplette Aufmerksamkeit forderten, um folgen zu können. Aber diese Geschichte liest man auch nicht mal nebenbei. Man muss sich schon darauf einlassen.

Normalerweise zählen historische Romane nicht unbedingt zu meiner Lieblingslektüre, aber hin und wieder habe ich einfach Lust darauf. Abwechslung muss sein. Und ich habe es keineswegs bereut. Die Protagonisten wirken lebensecht, auch wenn der Fokus ganz klar auf Gwenllian liegt.
Insgesamt ist diese Story ein kleines Meisterwerk, denn ich wurde mitgerissen und fieberte mit Gwenllian mit. Gelegentlich vergoss ich auch die eine oder andere Träne, begraben unter den ganzen Emotionen, die transportiert wurden. Ich wurde grandios unterhalten und es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch dieser Autorin sein.


Fazit
Ein außerordentlich gelungener Roman, der den Leser in längst vergangene Zeiten entführt, dabei aber Geschichte interessant macht, was nicht immer selbstverständlich ist. Für all jene, die nicht unbedingt genretreu sind und gern mal etwas anderes lesen, denen kann ich dieses Buch nur empfehlen. Für jene, die ohnehin historische Werke lieben, dürfte „Die Tochter der Drachenkrone“ ohnehin sofort ins Auge fallen. Ich vergebe fünf von fünf Sternen.

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Bewertung vom 28.11.2024
Sisters of Sword and Shadow Bd.1 (eBook, ePUB)
Bates, Laura

Sisters of Sword and Shadow Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Waffen der Frauen

Cover & Klappentext
Das Cover ist sehr ansprechend und fällt einem gleich ins Auge. Der Klappentext macht neugierig auf mehr, obwohl ich unsicher war, ob das Buch etwas für mich ist.


Meinung
Ein außergewöhnliches Werk zur Zeit König Artus.

Die siebzehnjährige Cass träumt von Freiheit und möchte nicht wie ihre Schwester mit dem nächstbesten Mann verheiratet werden. Als ihr eine junge Frau das Angebot macht, mit ihr zu kommen, nimmt sie das Angebot spontan an und lernt die Schwesternschaft der Seidenritter kennen. Dort lernt sie das Kämpfen und hilft, das durch Männer entstandene Unrecht wiedergutzumachen. Dabei entdeckt sie, dass sie eine besondere Macht besitzt.

Das ist mein erstes Buch der Autorin, die wohl dafür bekannt ist, feministische Literatur zu schreiben, was sich auch in diesem Werk zeigt.

Aus der Sicht von Cass wird der Leser durch die Story geführt, wobei ich anfangs meine Schwierigkeiten hatte, dem Schreibstil zu folgen. Einige Sätze musste ich wiederholt lesen, um ihren Sinn zu verstehen, was sich aber im Verlauf gegeben hat. Vermutlich ist es eine Eigenheit, die der Autorin eine Art Wiedererkennungswert verleiht.

Mit Cass bin ich schnell warm geworden. Sie ist ein Freigeist, der so gar nicht in die damalige Zeit passen will. Obwohl sie mit dem Schicksal bei den Seidenrittern haderte, wurde ihr schnell klar, dass es für sie das Richtige ist. Dabei ist sie keineswegs nur hart. Nein, in ihr wohnt neben einer unbändigen Kraft auch eine zurückhaltende, zarte Seele, die Probleme mit der Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen hat.
Um die Schwesternschaft geheim zu halten, ist den Frauen jedes Mittel recht. Sei es das Schwert und ihre Talente im Kampf oder das Bezirzen der Männer oder sogar Unterwürfigkeit. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass nicht alle Männer so sind.

Obwohl ich zu Beginn etwas unsicher war, was die Story betrifft, konnte sie mich letztendlich absolut überzeugen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich die Legende von Artus kenne und auch mag. Was unter Umständen den einen oder anderen stören könnte, ist die Tatsache, dass der Feminismus hier extrem hochgehalten wird. Nicht falsch verstehen, als Frau stehe ich komplett dahinter, aber hier wirkt es ein wenig erzwungen.

Der Aufbau ist hervorragend gelungen und fügt die Story nach und nach zu einem tollen Werk zusammen, in dem die Tempi variieren und nicht mit überraschenden Wendungen gegeizt wird. Jedoch wurden oftmals Geschehnisse angekündigt, wovon ich kein Fan bin, da der Leser damit vorbereitet wird. Das nimmt ein wenig die Spannung. Allerdings sorgt es auch dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Also ist das hier schlichtweg eine Geschmacksfrage.



Fazit
Eine ungewöhnliche Geschichte mit einer vielschichtigen Hauptprotagonistin, die eine tolle Entwicklung durchmacht, garniert mit einer Prise Magie und jede Menge Gefühl. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 25.11.2024
Fire Study (eBook, ePUB)
Snyder, Maria V.

Fire Study (eBook, ePUB)


sehr gut

Seelenmagie

Cover & Klappentext
Von allen Covern der Reihe gefällt mir dieses am besten. Passend zu den anderen gibt es hier auch viele Details zu entdecken, wenn man sich die Mühe macht, genauer hinzusehen. Aufgrund des Feuers verspricht es, heiß herzugehen.
Der Klappentext wiederum war für mich eher nebensächlich, da ich einfach nur wissen wollte, wie es mit Yelena weitergeht. Nichtsdestotrotz macht es aber neugierig auf mehr.


Meinung
Vorab sei gesagt, dass man die vorherigen Bände kennen muss, um sich hier zurechtzufinden, denn es geht nahtlos weiter.

Yelena verleiht auch diesem Teil ihre Stimme. Nachdem ich noch am Anfang meine Schwierigkeiten mit ihr hatte, wuchs sie mir immer mehr ans Herz. Das hängt aber auch mit ihrer fantastischen Entwicklung zusammen. In Ixia war sie beinahe unnahbar, was natürlich auch ihrer Vergangenheit geschuldet ist. In Sitia, ihrer wahren Heimat, war sie weitaus zugänglicher. Umso interessanter, dass es hier einige Szenen gibt, die in Ixia spielen, wo sie wieder zu der alten Yelena mutierte.

Während in Sitia Yelenas Fähigkeiten für Angst und Unsicherheit sorgen, treibt ein Komplott die Kriegsanstrengungen voran. Es herrscht Panik auf den Straßen. Zudem gibt es einen neuen Haftbefehl gegen Yelena, diesmal aus ihrem Heimatland, was sie dazu bringt, nach Ixia zu flüchten. Doch auch dort ist sie keineswegs in Sicherheit. Wem kann sie noch vertrauen, wenn es zum alles entscheidenden Kampf kommt?

In diesem Band wurde das Tempo erneut angezogen, dabei war es schon zuvor ziemlich rasant. Das sorgt zum einen dafür, dass man förmlich durch die Seiten fliegt, lässt aber den Leser kaum durchatmen. Auch die Emotionen kommen dabei zu kurz. Denn neben der Spannung, der Angst und der Wut gibt es auch positive Gefühle, die man dadurch hätte etwas verstärken können. Wo Dunkelheit herrscht, herrscht auch Licht. Und das ging etwas unter.
Ansonsten war die Geschichte mit all ihren Protagonisten, die man zum Teil liebgewonnen hat, wie nach Hause zu kommen. Ich könnte vermutlich noch unendlich viele Abenteuer von Yelena lesen, solange Valek und Ari und Janco und Kiki eine Rolle spielen. Ein Teil meines Herzens gehört übrigens immer noch Kiki, die so zauberhaft ist, dass man ihr einfach nicht widerstehen kann.

Der Schreibstil hat sich von Band eins bis zu Band drei deutlich gesteigert. Gab es anfangs noch ein paar Holpersteine, sind diese nun nicht mehr existent.


Ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Bekanntlich fällt es gelegentlich schwer bei mehreren Teilen, alle Details innerhalb der Wartezeit zu behalten, aber die Autorin hat kleine Erinnerungsstützen in die Story gebaut, sodass es nicht notwendig ist, die anderen Bände erneut zu lesen. Dafür gibt es einen großen Pluspunkt.
Negativ anmerken muss ich jedoch, dass die Handlung etwas chaotisch wirkt. Zum Schluss werden insoweit alle losen Fäden zusammengefügt, aber die vielen Abzweigungen sorgen für etwas Verwirrung. Dazu kommt, dass es manchmal den Anschein hat, als wären bestimmte Geschehnisse nur eingefügt worden, um die Handlung voranzutreiben, um eine weitere Spannungsspitze zu kreieren. In meinen Augen hätte der Geschichte aber ein wenig mehr Ruhe gutgetan und ein paar Erklärungen mehr, um besser folgen zu können.

Unabhängig davon wurde ich grandios unterhalten, denn diese Reise war ein einziges Abenteuer.


Fazit
Für alle, die bereits die ersten beiden Bände gelesen haben, werden unter Garantie auch hier dranbleiben. Für all jene, die noch unsicher sind: Traut euch. Diese Geschichte ist rasant, düster, voller Magie, Intrigen, aber auch Freundschaft und Hoffnung und Liebe. Eben ein wahrer Pageturner.
Ich vergebe erneut vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.11.2024
Sweet Nightmare
Wolff, Tracy

Sweet Nightmare


sehr gut

I´m fine


Cover & Klappentext
Das Cover ist ein absoluter Blickfang und hat zuerst meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Es passt zum Inhalt, wenn auch nicht ideal, aber das ist in Ordnung.
Der Klappentext hat mich allerdings nicht komplett überzeugt. Zum einen ist er zum Teil missverständlich und gibt nicht einmal ansatzweise wieder, wie fantastisch dieses Buch ist.


Meinung
Es ist nicht mein erster Roman von Tracy Wolff. Und obwohl nicht alle bei mir punkten konnten, ist dieser ein kleines Highlight.

Clementine Calder nennt die Calder Academy auf einer entlegenen Insel ihr Zuhause. Obwohl sie als Mantikor über Kräfte verfügt, konnte sie diese noch nie nutzen, weil ein Zauber über der Insel dies verhindert.
Ihr großer Traum ist es, diesen Ort zu verlassen, und damit auch weit weg von Jude Abernathy-Lee zu kommen, der ihr das Herz gebrochen hat.
Als jedoch ein Sturm über die Insel fegt, wird Clementine schnell klar, dass es sich dabei nicht um einen normalen Hurrikan handelt, sondern um weit mehr, was nicht nur ihre Gabe, Geister zu sehen, verrücktspielen lässt, sondern auch das Leben aller bedroht. Und dabei erkennt sie, dass Jude für sie nach wie vor mehr bedeutet, als sie wollte.

Clementine leiht der Story ihre Stimme und gewinnt mit ihrer einnehmenden Art den Leser schnell für sich. Das erleichtert den Einstieg ungemein. Aber auch die Tatsache, dass es sofort spannend anfängt. Es gibt nur wenig Momente, um durchzuatmen, die Geschehnisse zu verdauen, ehe es weitergeht. Das Tempo ist zeitweise enorm. Trotzdem konnte ich dem Inhalt gut folgen. Zwar mag für manche die Vielzahl der Charaktere verwirrend wirken, aber das gibt sich schnell, zumal man erst nach und nach erfährt, welche Fähigkeiten jeder Einzelne besitzt. Besagte Fähigkeiten spielen insbesondere am Anfang kaum eine Rolle, da sie aufgrund des Zaubers unterdrückt werden.

Die Idee hat mir sehr gefallen, da es um weit mehr als nur Schüler auf einer Academy geht, die Probleme bewältigen müssen. Zuerst einmal kommen auf die Calder Academy nur jene, die ihre Kräfte missbraucht oder einen Unfall herbeigeführt haben. Zumindest alle bis auf Clementine. Allerdings weist das Resozialisierungsprogramm die ein oder andere Schwäche auf. Denn wie sollen die Absolventen lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen, wenn sie diese nicht nutzen können?

Im Fokus steht ganz klar Clementine und ihre Freunde, sowie Jude, der anfänglich ein Mysterium darstellt. Das ist klar gewollt und gut gelungen. Denn er zählt zur der Sorte schweigsamer, gut aussehender, nicht einschätzbarer Typ. Erst im Verlauf ist er greifbarer. Und dann gibt es natürlich die Antagonisten, die in diesem Fall leicht zu erkennen sind. Alle sind so unterschiedlich und detailreich gezeichnet, dass keiner so farblos wie die Geister sind. Doch so unterschiedlich alle auch sind, sie müssen sich zusammenraufen, um dem Sturm zu widerstehen, aber auch der Katastrophen, die andauernd auf sie niedergehen, in denen nicht nur einer sein Leben verliert.

Der Schreibstil hat mir gefallen. Zum einen, weil er dem Alter der Protagonisten angemessen ist, locker und umgangssprachlich, sowie sehr flüssig.
Allerdings bedient sich die Autorin sehr vieler Schachtelsätze, was für manche das Lesen unter Umständen etwas schwieriger gestaltet. Ein ausgewogenes Verhältnis von kurzen sowie längeren Sätzen ist erfahrungsgemäß leichter händeln.
Mich persönlich hat es nicht weiter gestört, ich musste mich nur daran gewöhnen.

Des Weiteren arbeitet die Autorin mit vielen Spannungsspitzen, die aufgebaut werden müssen. Das ist manchmal nicht immer gelungen, weil sie zu sehr ausuferten, ehe dann der Knall folgte. Zum Glück betraf das nicht alle Szenen, sodass das Lesevergnügen nur wenig geschmälert wurde.

Alles in allem wurde ich fantastisch unterhalten und kann den nächsten Band kaum erwarten.


Fazit
Der erste Band glänzt durch Plot-Twists, einem überwiegend rasantem Tempo und einer schönen Romanze, die trotz dem ganzen Chaos innerhalb der Story für ein wenig Ruhe sorgt. Für mich ist das Buch trotz der genannten kritischen Punkte ein kleines Highlight. Dabei kommen auch sämtliche Emotionen nicht zu kurz.
Wer Fantasy mit einer grandiosen Hauptprotagonistin, die in den schlimmsten Momenten erst zu sich findet, inklusive fantastischer Geschöpfe, mit einer ordentlichen Portion Magie und etwas Liebe, nicht widerstehen kann, ist hier absolut richtig. Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.11.2024
The Kinder Poison (eBook, ePUB)
Mae, Natalie

The Kinder Poison (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Facettenreicher Auftakt


Cover & Klappentext
Definitiv ein interessantes Cover, das durch seine Farbgebung ins Auge fällt. Das Motiv passt zur Story. Der Klappentext überzeugt auf ganzer Linie, auch wenn er bei Kleinigkeiten etwas ungenau ist, was erst auffällt, nachdem man das Buch gelesen hat. Nichtsdestotrotz hat er mich sofort angesprochen.


Meinung
Ein Klappentext schürt immer eine gewisse Erwartungshaltung, die mit dem Werk nicht immer im Einklang ist. Hier wurden so ziemlich alle Erwartungen übertroffen.

Zahru lebt in einer Welt, die von Magie bestimmt ist. Je mächtiger man ist, desto mehr Möglichkeiten bieten sich einem. Als einfache Flüsterin, einer eher niederen Magieform, bleiben ihr diese Chancen verwehrt. Trotzdem träumt sie von Abenteuern. Dank ihrer Freundin gelingt es ihr, in die Hauptstadt zu kommen, wo die Erben des Herrschers ihren Begleiter oder ihre Begleiterin für die Querung, ein Rennen quer durch die Wüste, auswählen. Aufgrund diverser Umstände wird sie zum menschlichen Opfer auserkoren und ist Teil dieses Abenteuers, nur um anschließend durch den Gewinner ihr Leben lassen zu müssen.

Zahru leiht dem Großteil der Story ihre Stimme. Sie ist eher zurückhaltend, da sie wegen ihrer niederen Magieform als minderwertig erachtet wird. Ihr Leben ist im Prinzip vorgezeichnet. Ihre Gabe, mit Tieren zu kommunizieren, ist nicht sonderlich angesehen, aber sie wird sie ausüben, bis sie irgendwann versiegt; wie bei ihrem Vater.
Ich habe schnell in die Geschichte gefunden, dank der Art von Zahru. Sie ist im Grunde ein ganz normales Mädchen ohne herausragende Fähigkeiten. Das macht sie authentisch. Hier geht es nicht darum, dass man ihren wahren Wert noch nicht erkannt hat; sie geheime Fähigkeiten besitzt, die sich erst in einer Extremsituation zeigen, oder andere Besonderheiten. Jedoch heißt das nicht, dass mangelhaft ist, wie ihr zeit ihres Lebens eingeredet wurde. Das gibt der Story das gewisse Etwas.

Der Autorin ist es gelungen, mit ihrem flüssigen, entspannten Schreibstil eine mitreißende Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in ihren Bann zieht. Jedoch haben die häufigen, teilweise schwer verständlichen Schachtelsätze das Lesevergnügen manchmal etwas geschmälert. Diesbezüglich ist noch Potenzial nach oben. Aber unabhängig davon findet man sich schnell in einem Abenteuer um Palastintrigen, Konflikten und dem Kampf auf Leben und Tod wider. Mittendrin mit Zahru, die als auserkorenes Opfer die Querung mitmacht und dabei nicht nur um ihr Leben fürchtet.

So spannend die Geschichte auch ist, gibt es doch auch ruhigere Momente, die dem Leser die Gelegenheit geben, das Geschehene zu verarbeiten. Das mindert aber keineswegs die Intensität der Emotionen, die das Buch überträgt. Neben Spannung, die einem den Atem raubt, gibt es zarte Zuneigung, Hoffnung, Freundschaft, aber auch Rührung. Das lockert die teilweise bedrückende Stimmung etwas auf. Man fiebert regelrecht mit.

Obwohl Zahru vom Wesen her eher bescheiden und unaufdringlich ist, gelingt es ihr, sich eine Stimme zu verschaffen. Trotz der Protagonisten, die locker das Potenzial hätten, ihr die Show zu stehlen. Ich bin begeistert von der Vielzahl und Varianz der Charaktere, und jeder bringt etwas mit, eine Eigenheit, die hervorsticht. Dazu kommen die Interaktionen, sodass man nicht nur mit Zahru mitfiebert, sondern auch mit einer Menge anderer.
Während der Wüstendurchquerung erlebt Zahru das Abenteuer ihres Lebens, wenn auch vielleicht auf eine andere Art, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber in dieser Zeit entwickelt sie sich. Und das geschieht keineswegs ruckweise oder plötzlich, sondern so allmählich, dass es kaum auffällt. Das ist eine der Besonderheiten, die diese Story ausmacht. Diese Kleinigkeiten, die man als selbstverständlich ansieht, obwohl sie es nicht sind.

Das Tempo ist angenehm. Ruhig in den erholsamen Momenten und rasant, wenn es angebracht ist. Einfach genau richtig. Genau wie die Beschreibungen. Die Autorin verliert sich nicht in überflüssigen Schilderungen oder schweift ab, sondern hält den Leser immer bei der Stange. Sie findet stets das richtige Maß.

Dieses Buch ist eine wahre Überraschung, ein Abenteuer mit besonderen Charakteren, einer herausragenden Hauptprotagonistin, die ihre Stärke erkennt, und einem Setting, das nicht nur wunderschön, sondern auch potenziell tödlich ist, abgerundet mit einer Prise Romantik und viel Magie.


Fazit
Eine außergewöhnliche Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen, deren Auftakt unglaublich vielversprechend ist. Ich vergebe viereinhalb Sterne, runde aber auf fünf auf, in der Hoffnung, dass die weiteren Bände diesem Anspruch gerecht werden.