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MirjS
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2025
Der Laden in der Mondlichtgasse
Kurisu, Hiyoko

Der Laden in der Mondlichtgasse


gut

Ein wenig magischer Ort

Eine magische Zuckerbäckerei an einem ebenso magischen Ort, der sich nur jenen Menschen offenbart, die aus dem Gleichgewicht geratenen sind, deren Dasein bedroht zu sein scheint - die Mondlichtgasse. In ihrem Buch „Der Laden in der Mondlichtgasse“ lässt sich Autorin Hiyoko Kurisu von japanischen Fabeln und Märchen inspirieren, die sie zu verzauberten Lebensweisheiten umformt.

Ich liebe landestypische Märchen und Fabeln. Und auch Bücher, die in durch Erzählungen Lebensweisheiten vermitteln und zum (um)denken anregen. Kein Wunder also, dass mich sowohl das hochwertige Cover, als auch die zauberhafte Beschreibung der Buchrückseite direkt angesprungen und angesprochen hat. Für mich klang sie nach Lebensweisheiten, aber auch nach einem einfallsreichen, zusammenhängenden Roman über eine wundersame Confiserie in besagter, geheimnisvoller Mondlichtgasse und deren „problematische“ Kunden. Sie klang nach kleinen Wundern, viel Fantasie, Gefühlen und magischen Süßigkeiten - wer kann da schon widerstehen :-)

Schon nach dem ersten Kapitel wurde mir allerdings klar, dass es sich vielmehr um eine Aneinanderreihung, nicht zusammenhängender Kurzgeschichten handelt, die nichts miteinander gemein haben, außer eben den Besuch in der Confiserie. Was ja auch nicht weiter schlimm gewesen wäre, hätte es vielleicht Übergänge gegeben, wären sie nur irgendwie, aus Zauberhand, miteinander verbunden worden und nicht einfach so platt aneinandergereiht. Süß zu lesen, vermittelt jede von ihnen eine Lebensweisheit - was ich normalerweise echt mag - doch waren mir diese einfach zu plump geschrieben, zu kindlich und naiv formuliert und der Wortwahl fehlte, meiner Meinung nach, wirklich jeglicher „magische“ Ansatz, was ich ganz besonders schade fand, schließlich hatte ich mir von einer Mondlichtgasse so einiges versprochen.

Fazit: Schade, schade, hier wurde eine wirklich tolle und vielversprechende Grundidee, leider nicht genutzt. Mich hat die Umsetzung, insbesondere der Schreibstil, leider nur wenig erreicht und berührt.

Bewertung vom 04.09.2025
Peggy Guggenheim
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Portrait einer leidenschaftlichen Frau -

In vielen Köpfen hat sich Peggy Guggenheim vermutlich irgendwo zwischen reiche, amerikanische Kunstsammlerin und exzentrische, skandalöse Persönlichkeit, die irgendwas mit Kunst zu tun hat, eingenistet. Doch wird diese, sicherlich sehr weit verbreitete, Einschätzung weder ihr, noch ihrem Lebenswerk gerecht. Was viele nicht wissen, Marguerite „Peggy“ Guggenheim war sehr viel mehr als das - sie war eine Kunst liebende, sammelnde, rettende und fördernde Visionärin, ein mutiger Freigeist und eine Institution für sich.

Kunsthistorikerin Mona Horncastle ist es in ihrer Biografie gelungen, ein wertschätzendes Bild einer wirklich mutigen Frau zu portraitieren, das nicht auf ihre Eskapaden und Stereotypen fokussiert ist, sondern darauf, welch unglaublichen Einfluss sie auf die Kunstwelt hatte und wie sie u.a. zur Rettung der modernen Kunst und der Avantgarden, insbesondere während des Zweiten Weltkrieges, beitrug. In klarer und fesselnder Sprache beschreibt die Autorin u.a. sowohl Peggys leidenschaftliches Engagement für die moderne Kunst, als auch ihre Unterstützung der Arbeiterklasse, der literarischen feministischen Avantgarde und auch ihre Rolle als Fluchthelferin. Was mir persönlich zuvor gar nicht so bewusst war. Dabei lässt sie Peggy Guggenheims unumstritten unkonventionelles Privatleben ganz bewusst außen vor, was den einen oder anderen vielleicht enttäuschen wird, aber letztendlich einen einwandfreien Fokus auf „ihr Schaffen“ legt. Diesbezüglich hat mir das erklärende Nachwort auch sehr gut gefallen, ebenso wie die gesamte Vorgeschichte zum Vermögen ihrer Familie etc.

Fazit: Ich empfand das Buch als überaus informativ, doch auch ebenso inspirierend. Immer wieder habe ich, aus Neugierde und in Anbetracht der unzähligen genannten Künstler, das Buch zur Seite legen müssen, um mehr über sie herauszufinden und mir ihre Bilder anzuschauen. Sehr interessant und auf jeden Fall lesenswert!

Bewertung vom 01.09.2025
Der Große Gary (eBook, ePUB)
Perry, Rob

Der Große Gary (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn Mut und Empathie über Ängste siegen


Was bedeutet es eigentlich, sich trotz sämtlicher Phobien, Ängsten und Zwängen, um ein „keimbehaftetes“ Tier zu kümmern, das einem in Form eines Windhundes, plötzlich am Strand hinterher läuft? Sich plötzlich, aus Sorge um einen völlig fremden Hund, der sich zudem noch als bekannter Rennchampion entpuppt, seinen eigenen Ängsten zu stellen und obendrein noch den Mut aufzubringen, ihn vor seinen grausamen Besitzern zu beschützen? Im Roman „Der große Gary“ von Rob Perry geht es um Ängste, um Mitgefühl, Liebe und um Mut. Es geht um skurrile Menschen und um Freundschaft. Das Buch erzählt die ergreifende Geschichte des jungen Außenseiters Benjamin, der, nach dem Zusammenbruch seiner Oma, ganz allein auf sich gestellt, Halt und Hoffnung durch und bei einem Hund findet. Einem ganz besonderen Hund, dem großen Gary.

Mit seiner ganz besonderen Erzählweise und einer gewissen Art von Leichtigkeit, greift der Autor u.a. die oftmals nicht nur tabuisierten, sondern ebenso unverstandenen Themen der Zwänge, Ängste und Phobien auf. Indem er diese aus Sicht von Benjamin darstellt, werden sie plötzlich greifbar und lassen sich besser nachvollziehen. Oft musste ich erstmal innehalten und über das Ausmaß nachdenken, über die Einschränkungen und auch die Isolation, die Benjamin aufgrund dessen widerfährt. Und darüber, wie großartig seine Entwicklung, in Anbetracht dessen, im Verkauf der Geschichte doch ist. Ich konnte richtig mitfühlen, wäre am Liebsten selbst zu Hilfe geeilt, hätte Mut zugesprochen und mich mit auf diesen skurrilen Roadtrip begeben. Um dieser, eigentlich recht dramatischen und traurigen Geschichte besagte Leichtigkeit und sogar Humor zu verleihen, kommen die übrigen, echt schrägen, doch irgendwie auch ebenso liebenswerten, Protagonisten ins Spiel. Alle sind sie auf ihre spezielle Art und Weise Außenseiter, doch zugleich absolut echt und authentisch. Wobei ich jedem, von Zwangs- oder Angststörungen Geplagten, eine Vorgesetzte und Freundin wie Camille, einfach nur wünschen kann!

Da ich nicht nur eine große Tierfreundin bin, sondern selbst auch mit Ängsten zu kämpfen und eine Oma im Krankenhaus habe, kann ich nicht beurteilen ob das Buch wirklich jeden so erreichen wird, wie es mich beim lesen erreicht und zudem zutiefst berührt hat. Ich denke, um die Tiefgründigkeit des Buches wirklich fühlen zu können, sollte man zumindest offen bzw. interessiert an psychischen Problematiken sein und darüber hinaus auch die enge Verbundenheit und Liebe zu einem Tier nachempfinden können oder sie im besten Fall selbst schon einmal erlebt haben. In dem Fall kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen, für mich war es in Idee und Umsetzung ein wahres Highlight. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, wann mich ein Buch das letzte Mal dazu gebracht hat, es in einem Rutsch durchzulesen. Dabei hat es mir gleichzeitig sowohl Tränen, als auch urkomische Schmunzler entlockt. Einfach eine großartige Mischung, wenngleich ich mir schon irgendwie ein klareres Ende gewünscht hätte, ein eindeutigeres Happy End, eines schwarz auf weiß, das nicht so viel Raum für Interpretationen und eigene Gedanken gelassen hätte. Eines, das ich Benjamin zutiefst wünsche.

Fazit: Ein Muss für jeden, der weiß was es heißt - trotz seiner Ängste - mutig zu sein! Und ein Muss für jeden, der weiß wie heilsam Tiere sein können, wie sie es immer wieder schaffen, dass man aus Liebe zu ihnen über sich selbst hinauswächst. Großartige Idee, großartige Umsetzung!

Bewertung vom 30.08.2025
Im Leben nebenan (MP3-Download)
Sauer, Anne

Im Leben nebenan (MP3-Download)


sehr gut

Eine Frau, zwei Lebensentwürfe

Statt kinderlos mit verzweifeltem Kinderwunsch und Jakob an ihrer Seite, erwacht Antonia eines Tages, mit ihrer Jugendliebe Adam verheiratet, als frisch gebackene Mutter mit Baby im Arm. Plötzlich steckt sie in einem ganz anderen Leben, in dem ihr alles fremd erscheint. Ein Leben, dass in der Vergangenheit andere Lebensentscheidungen verlangt hätte und ihr einen
anderen Lebensentwurf offenbart.

Vorab sei erwähnt, dass ich „Im Leben nebenan“ von Anne Sauer als Hörbuch gehört habe, welches von Chantal Busse ganz wundervoll eingesprochen wurde. Mit ihrer angenehmen Stimme hat sie die jeweiligen Situationen, Gedanken und ebenso Gefühle ganz hervorragend transportiert, sodass ich der Story mit der gleichen Leichtigkeit folgen konnte, wie ihren Worten, was mir bei Hörbüchern nicht immer ganz leicht fällt.

Zunächst einmal sollte sich jeder darüber bewusst sein, dass der Roman hauptsächlich das Thema Kinderwunsch behandelt, also schon recht speziell und dadurch vielleicht nicht für jeden geeignet ist. Dies geschieht aus zwei Erzählperspektiven (Antonia und Toni), jedoch ein und derselben Frau, die sich einer was-wäre-wenn Utopie hingibt. Parallel lebt sie das Leben als Mutter und das als Nicht-Mutter. Exakt auf den Punkt gebracht und mit gnadenloser, erfrischender Ehrlichkeit, beschreibt die Autorin (Antonias/Tonis) Gefühle und Überlegungen, wobei sie dabei auch auf das Thema grundsätzliche Thema Partnerschaft eingeht und sich dabei so neutral gibt, wie die Schweiz.Trotzdem hat mich das unklare Ende ein wenig gestört, welches einerseits natürlich viel Raum für eigene Gedanken lässt, mich andererseits aber auch ein wenig, nennen wir es „ratlos“, zurückgelassen hat.

Fazit: Interessante Idee, sprachlich erfrischend und grandios umgesetzt, allerdings muss einem das Thema schon liegen, um sich auf das Buch einlassen zu können. Wenn dem so ist, eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.08.2025
Unsterblich / Pearls & Skulls Bd.1
Grauer, Sandra

Unsterblich / Pearls & Skulls Bd.1


gut

Die Goldene Mitte für Lavaughn und Page

Pearls & Skulls - Unsterblich ist der Auftakt zur neuen Dilogie von Sandra Grauer, in der sie diesmal Vampire und einen Bikerclub, in New Orleans, als Erzfeinde ins Rennen schickt. Nachdem an Mardi Gras jedoch ein - für beide Seiten wichtiges - Artefakt gestohlen wird, gilt es eine kollektive Lösung zu finden. Also brechen Blutsauger Lavaughn und Bikerchef-Tochter Page kurzerhand zu einem gemeinsamen Roadtrip auf, bei dem schnell auch knistern in der Luft liegt.

Grundsätzlich fand ich die Idee Vampire gegen Bikerclub echt interessant und neuartig, im Detail dann aber doch leicht „Twilight“ abgeschmackt, dabei jedoch nicht nervig. In die Geschichte hineinzufinden ist mir dann auch, dank des einfachen und legeren Schreibstils der Autorin, sehr leicht gefallen. Zwischendurch bin ich allerdings auch mal ins Schleudern geraten, wenn zunehmend Figuren und Handlungen aus den anderen Dilogien der Autorin ins Spiel kamen und ich der ganzen Sache nicht mehr so recht folgen konnte. Darauf hatte die Autorin allerdings im Vorfeld schon hingewiesen und soll nicht heißen, dass sich dieses Buch nicht ohne die anderen, in der selben Welt spielenden, Dilogien lesen ließ. Es hat nur mich ganz persönlich genervt, nicht alles darüber zu wissen und zu verstehen.

Gefallen hat mir auf jeden Fall das außergewöhnliche Setting, dieses Mardi Gras Gefühl, welches im Buch echt gut transportiert wurde und mich dahingehend auch zum nachschlagen motiviert hat. Trotzdem hat es das Buch leider irgendwie nicht geschafft mich vollends zu fesseln. Dieses „ich muss wissen wie’s weitergeht“ Gefühl wollte sich bis zum Schluss einfach nicht bei mir einstellen, obwohl die Story gut, und die Charaktere echt interessant waren und es zum Ende hin auch recht spannend wurde. Vielleicht habe ich in letzter Zeit auch einfach schon zu viele, echt starke und mich fesselnde, Bücher gelesen.

Fazit: Alles eine Sache des Geschmacks - ich persönlich fand das Buch weder richtig gut, noch richtig schlecht. Wenn es mich auch nicht wirklich in seinen Bann ziehen konnte, so hat es mich „für zwischendurch“ doch durchaus unterhalten. Den zweiten Band werde ich mir bei Erscheinen aber vermutlich nicht mehr holen.

Bewertung vom 22.08.2025
Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1
Raabe, Marc

Der Morgen / Art Mayer-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Ermittler-Duo, spannender Fall, grandioser Auftakt!

Am Kreisverkehr der Berliner Siegessäule wird, auf der Ladefläche eines Kleinlasters, die Leiche einer Frau gefunden. Halbnackt, mit einem Schriftzug aus roter Farbe. Schnell wird klar, dass es sich nicht nur um irgendeinen Schriftzug handelt. Doch was hat es zu bedeuten, dass auf ihrem halbnackten Körper die Anschrift des Bundeskanzlers prangt? Obwohl Artur Mayer dem Polizeidienst eigentlich abgeschworen hatte, wird der berüchtigte Ermittler um Hilfe gebeten. Kurzerhand bekommt er Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski zur Seite gestellt und das ungleiche Ermittler-Duo begibt sich auf eine Spurensuche die es in sich hat.

Ich kannte bisher keine Bücher von Marc Raabe, doch mit „Der Morgen“ ist ihm ein wirklich spannender Auftakt zu seiner neuen Thrillerreihe, rund um den eigenwilligen Ermittler Artur Mayer, gelungen. Eigenwillig oder sollte ich besser unkonventionell, unbequem und zudem rau sagen? Auf jeden Fall ist er eine Marke für sich und konnte mich, gemeinsam mit Nele Tschaikowski, direkt für sich einnehmen. Beides spannende Charakter und während man noch verfolgt, wie sich beide problembehaftet annähern, ist eigentlich eins schon klar: ein neues Dreamteam ist geboren - wenn auch beide noch nichts davon ahnen.

Anfangs hatte ich erst so meine Problemchen in die komplexe Geschichte reinzufinden, da die Story u.a. in zwei Zeitebenen spielt und ich den vielen Handlungen nicht gleich folgen konnte, was aber durchaus auch daran gelegen haben kann, dass ich zu Anfang nur das Hörbuch gehört habe.und erst später parallel gelesen habe. By the way, der Sprecher Peter Lontzek hat wirklich einen tollen Job gemacht! Als ich dann einmal drin war, konnte ich die Kopfhörer dann gar nicht mehr weglegen. Die Story hat nicht nur brillant ausgearbeitete Handlungsstränge, sondern ist ebenso spannend, fesselnd und ineinander fein verwoben. 

Fazit: Ein toller Auftakt, mit ganz viel Spannung, interessantem Plot und einem Ermittler-Duo, von dem ich nicht nur wissen möchte wie es privat bei Beiden weitergeht, sondern mit dem ich nur allzu gerne weiter auf Spurensuche gehe. Band 2 liegt schon hier und wartet :-)

Bewertung vom 20.08.2025
Der Duft der fernen Insel
Rey, Christina

Der Duft der fernen Insel


ausgezeichnet

Töchter des Orients

1852. Eve, eine junge Lehrerin an einer Liverpooler Blindenschule, bekommt die einmalige Chance Nunu, die blinde Tochter des Sultans von Sansibar, zu unterrichten. Die 9jährige Nunu ist blind zur Welt gekommen, ringt mit ihrem Schicksal, wodurch sie immer wieder zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen neigt. Doch Nunu hat auch ein einzigartiges Talent im Umgang mit Aromen und Düften, welches Eve sich zu Nutze macht um das Mädchen zu bändigen. Alles scheint sich zu zum Guten zu fügen, bis sich Eve und Nunu in denselben Mann verlieben und das Schicksal einen unvorhergesehenen Lauf nimmt.

Vor „Der Duft der fernen Insel“ habe ich bislang noch kein Buch der Autorin Christina Rey bzw. Sarah Lark gelesen, vermutlich weil ich mich normalerweise eher in anderen Genres bewege. Um so mehr hat es mich überrascht, wie schnell und intensiv mich das Buch in seinen Bann gezogen hat. Zunächst der atmosphärischen Beschreibungen wegen, die mich sofort mit auf einen Kurzurlaub ins Sansibar des 19. Jahrhunderts genommen haben, dann waren es hinterher die einnehmenden Beschreibungen von Nunu’s Duftkompositionen - ich hätte mir am liebsten auch direkt ein Destilliergerät bestellt und selbst experimentiert :-)

Mir haben sowohl die unterschiedlichen Erzählstränge, die nicht nur von Nunu und Eve berichten, sondern eben auch andere Personen und Themen wie Sklavenhandel und Missionarsarbeit aufgreifen, als auch das exotische Flair, sehr gut gefallen. Besonders beeindruckt hat mich jedoch das Nachwort, welches über die historischen Hintergründe aufklärt und darüber, dass es tatsächlich eine blinde Sultanstochter Nunu gab, welche aber natürlich nichts mit der Nunu im Buch gemein hat. Trotzdem hat es mich dazu bewogen, mir direkt auch noch die im Buch genannte, weiterführende Literatur über das Leben im Sultanspalast zu bestellen.

Fazit: Ein - im wahrsten Sinne des Wortes - absolut dufter Wohlfühl-Roman! Wenn vielleicht auch nicht durchgängig Spannung mit im Spiel war und am Ende alles etwas schnell ging, so habe ich dennoch jedes einzelne Wort und auch die Details genossen.

Bewertung vom 18.08.2025
Im Schatten von Giganten
Schreiber, Jasmin

Im Schatten von Giganten


ausgezeichnet

Das große Krabbeln - ein Highlight!

Jasmin Schreiber ist nicht nur Schriftstellerin, Illustratorin und Naturfotografin, sondern auch Biologin, und das mit Leib und Seele. Bereits seit der Kindheit gilt ihre besondere Vorliebe und Aufmerksamkeit allen Arten von Krabbeltieren, denen sie nun auch ihr neuestes Buch „Im Schatten von Giganten“ gewidmet hat. Sie lädt den Leser ein, mit ihr die spannende Welt von meist verborgenen Insekten und ungesehenen Mikroorganismen zu entdecken.

Warum auch immer, aber auch ich mag Insekten. Empfinde sie in keinster Weise als ekelig, sondern mag es, sie bei ihren Aktivitäten zu beobachten und ihre Vielfältigkeit zu bestaunen. Irgendwann bin ich in einer Talkshow dann über Jasmin Schreiber gestolpert, wie sie mit großer Leidenschaft über ihre Vorliebe für Insekten sprach. Ich fand sie nicht nur auf Anhieb sympathisch, sondern auch in ihrer Begeisterung so mitreißend, dass ich mir daraufhin gleich ihre ersten beiden Bücher zulegen musste. Genau diese Begeisterung ist auch in diesem Buch auf jeder Seite spür- und lesbar! Die Autorin berichtet zwar mit Fachausdrücken, jedoch leicht verständlich und zudem authentisch, von ihren eigenen Erfahrungen, Vorlieben und eben Entdeckungen, die sie in insgesamt 8 Lebensbereiche aufteilt. Neben Leben unter Steinen oder Leben im Totholz findet sich ebenso Leben in speziellen Mikrohabitaten, zudem ist alles mit schönen, großformatigen Fotos versehen. Gerade die Kapitel in denen es um Moose und Flechten ging, fand ich absolut spannend. Es handelt sich hier also nicht um ein reines, starr Insekten beschreibendes Sachbuch - das vermutlich sowieso nur die Wenigsten zur Hand nehmen würden - sondern vielmehr um ein Buch, das Lust zum rausgehen und forschen machen soll. Das für Kleinstlebewesen begeistern und gleichzeitig sensibilisieren und gleichzeitig aufzeigen soll, wie gigantisch und ausgeklügelt unsere Natur schon im allerkleinsten ist. Und genau das, ist der Autorin wieder einmal hervorragend gelungen!

Um alles unter einen Hut bzw. Buchdeckel zu bringen, konnte natürlich nicht auf jedes einzelne Lebewesen genauer eingegangen werden (das hätte den Rahmen wohl mehr als nur einfach gesprengt). Darum geht es meiner Meinung nach in diesem Buch auch gar nicht und dafür gibt es heutzutage ja zum Glück, bei weitergehendem Interesse, ja auch Google ;-)

Fazit: Für mich ein absolutes Jahreshighlight! Ich habe auf unterhaltsame und dennoch authentische Art und Weise wieder einiges dazugelernt und mich von Frau Schreiber mitreißen und begeistern lassen. Sicherlich werde ich beim nächsten Gassigang auch den ein oder anderen Stein oder Totholzast heben und mir die Zeit nehmen, richtig hinzuschauen, was für viele sicherlich auch eine lohnenswerte Achtsamkeitsübung wäre!

Bewertung vom 13.08.2025
Der Sommer am Ende der Welt
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


sehr gut

„Ein bisschen wat hinter die Löffel hat noch keinem geschadet“

Als Verschickungskind verbringt Hannas Mutter den Sommer 1963 in einem Kinderkurheim auf Borkum. Sechzig Jahre später will Journalistin Hanna den bislang verdrängten, traumatischen Erlebnissen ihrer Mutter nachspüren und fährt mit ihrer Tochter Katie zur Recherche auf die Insel. Nach und nach kommt sie, mit Hilfe des Inselarztes Ole, in den sie sich verliebt, den erschütternden Ereignissen von Damals auf die Spur. Doch das Ausmaß der Ereignisse sind verstörender als sie sich je hätte vorstellen können.

Verschickungskinder. Ein wichtiges und wirklich lange verdrängtes Thema, auf das Eva Völler mit ihrem Roman „Der Sommer am Ende der Welt“ aufmerksam machen möchte. Doch leider verliert es sich, meiner Meinung nach, zunehmend in der Liebesgeschichte zwischen Hanna und Ole. Davon abgesehen, fand ich es auch nicht ideal noch weitere Themen, wie die Verbrechen während der NS-Zeit, mit aufzugreifen und miteinander zu kombinieren - irgendwie verliert dadurch jedes einzelne Thema für sich an Dramatik und Wichtigkeit. Stattdessen hätte ich halt gern noch mehr „Zeitzeugenberichte“ gelesen, was allerdings auch damit zusammenhängen kann, dass ich selbst auch ein Verschickungskind bin, wenn auch ein spätes der 80er Jahre, wenn auch mit nicht ganz so schlimmen Erfahrungen. Was mir jedoch bis zu diesem Buch gar nicht bewusst war, ich nun auch fast 40 Jahre als „dumm gelaufene“, schlechte Kindheitserinnerung abgetan habe! Da sieht man also mal, wie wichtig es ist solche Themen auch in Unterhaltungsromanen aufzugreifen - ohne dieses Buch hier, wäre ich nie auf dieses Thema gekommen! „Ein bisschen wat hinter die Löffel hat noch keinem geschadet“, so hieß es auch noch in den 80ern, da wurde wurde man als Kind nicht wirklich ernst genommen und hinterher einfach nicht mehr drüber gesprochen.

Ansonsten fand ich sowohl die Insel-Atmosphäre, als auch die thematisch bedrückende Atmosphäre in dem Buch hervorragend beschrieben und auch die Protagonisten waren gut ausgearbeitet. Zwar hatte ich mit Hanna und Katie anfangs so meine Probleme, das hat sich dann aber irgendwann auch gelegt. Ergriffen war ich von Sabines Zeitzeugenberichten, die haben mich einige Nächte nicht schlafen und in meinen Erinnerungen graben lassen und waren gut recherchiert. Allerdings ist mir, die Story betreffend, einiges auch nicht ganz so schlüssig erschienen und auch einige Fragen blieben schlussendlich unbeantwortet.

Fazit: Alles in allem hat mir der Roman jedoch sehr gut gefallen und mich, als ehemaliges Verschickungskind, zutiefst berührt und gleichfalls animiert, mich näher mit dem Thema auseinander zu setzen und nach Sachliteratur Ausschau zu halten.

Bewertung vom 12.08.2025
Mein erstes Vorlese-Fühlbuch - Bist du eine Katze?
Orso, Kathrin Lena

Mein erstes Vorlese-Fühlbuch - Bist du eine Katze?


ausgezeichnet

Eine Erkundungstour für Ohren, Augen und kleine Fingerchen

Bei der Vorlesegeschichte „Bist Du eine Katze?“ von Kathrin Lena Orso und Iris Blanck nimmt eine kleine Katze Kinder ab 18 Monaten mit auf eine liebevoll gestaltete Bauernhof-Erkundungstour. Dort treffen sie natürlich auf verschiedene Tiere wie Hund oder Esel.

Das besondere an diesem Büchlein ist natürlich, dass es sich nicht nur um ein Vorlese-, sondern eben auch um ein Fühlbuch handelt. Kinder erleben somit nicht nur akustische und optische, sondern eben auch haptische Reize, was ich persönlich großartig finde. Dazu sei allerdings gesagt, dass ich selbst keine Kinder habe, sondern das Buch von mir verschenkt wurde. Doch ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen, es zuvor selbst in Ruhe einmal anzuschauen, durchzublättern und zu befühlen. Dabei empfand ich das kleinformatige Papp-Bilderbuch als recht hochwertig verarbeitet, zumal ich mir habe sagen lassen, dass es extra über abwaschbare Seiten verfügt. Sowohl die Illustrationen, als auch die kleinen Reime, sind absolut süß und wirklich liebevoll umgesetzt, obgleich ich auf den ersten Blick erstmal dachte „was schauen denn die Tiere so grimmig und stechend“. Dem Fühlstoff (Fell der einzelnen Tiere) kann man einfach nicht widerstehen, auch wenn mir da vielleicht ein wenig abwechslungsreichere Materialien gewünscht hätte, die den Unterschied der einzelnen Tiere, nach der immer wiederkehrenden Frage „Bist Du eine Katze?“, noch wesentlich deutlicher gemacht hätte.

Fazit: Ein niedliches und tolles Buch, wie ich finde, mit dem Kinder wirklich mit allen Sinnen begreifen und somit auch lernen können. Als Geschenk war es jedenfalls ein voller Erfolg! Bei groß ist es toll angekommen, während es bei klein mit großer Begeisterung angenommen und immer wieder befühlt wurde.