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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 777 Bewertungen
Bewertung vom 18.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Leben zwischen Absturz und Erfolg;
Der schnörkellose, direkte Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die alleinerziehende, arbeitslose Schauspielerin Wanda kämpft sich durch den Alltag und so manch prekäre Situation hat mir richtig weh getan, aber ich wollte immer weiterlesen und wissen, wie es weitergeht. Die Autorin beschreibt hervorragend Wandas jagt nach Erfolg, sie versucht jede Chance zu ergreifen und doch verliert sie auch mal die Hoffnung, wenn die Lage aussichtslos scheint. Dieser alltägliche Kampf wird sehr nachvollziehbar geschildert, es gab nicht eine Passage, die ich unglaubwürdig und gekünstelt fand. Der Zusammenhalt ihrer Nachbarschaft wird gut geschildert und die Charaktere wurden alle sehr gut gezeichnet, ich fand es psychologisch ausgefeilt. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, das Gute liegt manchmal näher als man denkt. Es ist ein versöhnliches, hoffnungsvolles Ende mit Ausblick in die Zukunft, eine tolle Idee für das Finale. Sollte es eine Fortsetzung von Wandas Geschichte geben, so würde ich sie gerne lesen, ich habe Lust auf mehr.

Bewertung vom 18.02.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


ausgezeichnet

Überzeugende Analyse;
Bei der Erzählerin handelt es sich um eine nicht mehr ganz junge Frau, die sich an einen Missbrauch in der Kindheit erinnert und ihr Leben und Lieben rückblickend analysiert. Man bleibt das ganze Buch über in dieser Perspektive und der Aufbau und der sehr angenehme, gehobene und gebildete Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Die Erzählung wird mit schonungsloser Offenheit und Details vermittelt und die intelligente Selbstanalyse der Erzählerin ist ausgesprochen gelungen. Sie beschreibt ihre Lebensstationen und Beziehungen und analysiert ihr jeweiliges Verhalten im Hinblick auf die Folgen des Missbrauchs. Dazu werden allgemeine Informationen aus der Psychologie, Soziologie, etc. gegeben, die das Verhalten einordnen. Es wird nachvollziehbar, dass diese Analyse erst mit viel Abstand und einer gewissen Lebenserfahrung möglich war, da sich bestimmte Muster erst wiederholen mussten, um sie zu erkennen. Mich hat das Buch sehr berührt und die Weisheit und Reflexion der Erzählerin fand ich überragend herausgearbeitet.

Bewertung vom 13.02.2025
Mission Road
Corbett, Ron

Mission Road


ausgezeichnet

Tödliche Schnitzeljagd;
Weder der Autor noch seine Buchreihe um Frank Yakabuski waren mir bisher ein Begriff. Dies ist bereits der dritte Fall und ein Einstieg in die Reihe war mir problemlos möglich. Es geht sofort zur Sache, man wird direkt zu Beginn mit Informationen und Handlung überhäuft, kann aber alles gut einordnen. Das spricht für den klaren Schreibstil des Autors und die ausgewogene Dosierung der Handlung. Die Charaktere und das Setting sind eigenwillig, es werden einige Stereotype und Vorstellungen erfüllt, die man von dem naturnahen Landleben einer nicht besonders erfolgreichen Kleinstadt hat. Das Diamantenfieber und die Jagd nach dem Diebesgut wird hervorragend beschrieben, ebenso wie die Folgen von Gier und Neid. Es gibt viel Action, aber auch jede Menge unterschwelligen Humor. Mir gefällt gut, wie immer neue Schichten zum Vorschein kommen und sich die Allianzen der Jäger verschieben und sich ihre Zahl langsam lichtet. Ich war sehr gut unterhalten und empfand die Handlung als sehr interessant. Etwas schade, dass wenig Frauen im Buch vorkommen, aber trotzdem bekommt es volle fünf Sterne von mir.

Bewertung vom 13.02.2025
Deutsche im Wind
Bittner, Michael

Deutsche im Wind


ausgezeichnet

Niveauvolle Unterhaltung;
Michael Bittner war mir bisher nicht bekannt, aber mir haben der angenehme Schreibstil und der sympathische Ton im Buch sehr gut gefallen. Alltagserlebnisse werden seziert und analysiert und sehr treffend und humorvoll wiedergegeben. Das Absurde mancher Handlungen und Dinge wird sichtbar gemacht und ironisch kommentiert. Es gab sehr viele Situationen, die mir bekannt vorkamen und bei denen ich lachen oder wissend nicken musste. Der Humor ist durchgängig da, aber nicht aufdringlich, sondern fein dosiert und nicht laut. Es wird auch niemand niedergemacht, sondern der Humor lebt von der guten Beobachtung und pointierten Analyse. Ich habe dieses Buch als eine sehr niveauvolle, satirische Unterhaltung wahrgenommen und ich würde jederzeit wieder etwas von Michael Bittner lesen, der eine tolle Beobachtungsgabe hat.

Bewertung vom 13.02.2025
Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt
Schmidt, Nicola

Streit! Und nun? Das artgerecht-Bilderbuch von Nicola Schmidt


ausgezeichnet

Eine Bereicherung für Groß und Klein;
Das Buch hat ein großes Format und dicke Seiten, so dass die Kinder selber gut umblättern können. Die Farbwelt im Buch ist naturnah und schön aufeinander abgestimmt, also passend für das Spielplatz-Setting. Vier ganz verschiedene Tiere sind befreundet und haben aber auf dem Spielplatz immer mal wieder Streit miteinander. Die Situationen sind aus dem Leben gegriffen und kennt jeder, der mit Kindern auf den Spielplatz geht. Die Lösungsansätze sind hilfreich für die Großen und auch die Kleinen können sie schon gut verstehen. Es wechseln sich Seiten mit wenig Text und viel Text ab, die Systematik bleibt gleich, je nachdem ob gerade Streit herrscht oder eine Lösung gefunden wird. Das ist sehr gut gemacht und hilfreich. Am Ende des Buches gibt es kleine Suchaufgaben, so dass es einen Grund gibt, das Buch nochmal gründlich durchzusehen, eine tolle Idee, ein bisschen wie ein Wimmelbuch. Die Illustrationen sind hübsch, es gibt viele schöne kleine Details auf den Seiten, so dass man das Buch noch oft in die Hand nehmen kann. Die Tiere sind nett gezeichnet, aber nicht immer so wie man sie erwartet und manchmal nicht eindeutig zu identifizieren. Daher gibt es einen kleinen Abzug und insgesamt 4,5 Sterne von uns.

Bewertung vom 10.02.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Meisterhafte Unterhaltung;
Bisher hatte ich noch nichts von Takis Würger gelesen, aber dieses Buch hat mich tief berührt. Es ist meisterhaft komponiert und die Geschichte an sich ist ebenso wie der Schreibstil bestechend schön. Das Buch beginnt mit der Perspektive von Fritzi und wechselt dann zu ihrem musisch begabten Sohn Hannes. Es kommt ohne große Perspektivwechsel aus und die Erzählzeit wechselt zeitlich vor und zurück und alles ist miteinander verzahnt. Mit Hannes Lebensweg werden die Themen Freundschaft, Liebe, Trauer und Glück behandelt und trotz der Trauer und Nostalgie über vergangene Lebensphasen ist das Buch voller Hoffnung und Zuversicht. Die Handlung ist nachvollziehbar, eindringlich und von zarter Klugheit und Lebensweisheit geprägt. Von Traurigkeit bis Ergriffenheit habe ich als Leser alles mitgemacht und mir standen seitenweise Tränen in den Augen, obwohl das eher nicht meine Art ist. Ich bin begeistert von der Handlung und vom zarten Schreibstil und kann dieses Buch von Herzen empfehlen - auch wenn man kein Musikkenner ist.

Bewertung vom 10.02.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


ausgezeichnet

Realitätsnah und glaubwürdig;
Das Buch spielt mit der Haupthandlung im Jahr 1983 und wird aus der Perspektive des 14jährigen Daniel geschildert. Ich fand die Lebenswelt eines Teenagers in den 1980er Jahren hervorragend getroffen und viele kleine Details haben meine Erinnerung getriggert. Das Ganze war gut dosiert, nicht zu viel und war ganz natürlich in der Erzählung platziert. Immer wieder gibt es Rückblenden zur Geschichte seiner Eltern und Großeltern, die die Charaktere und ihre Handlungen verständlich gemacht haben. Daniels Eltern, die ihre Finanzen nicht im Griff haben und ihre Situation gekonnt ignorieren, sind ein wiederkehrendes, dramatisches Motiv. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der damaligen Zeit wurden nachvollziehbar geschildert. Es gab einige Details zu den beruflichen Aktivitäten und Geschäften der Eltern, die mir einen Tick zu ausführlich waren. Davon abgesehen eine sehr realitätsgetreue Erzählung, die mich durch das interessante Nachwort des Autors auch persönlich betroffen gemacht hat. Von mir gibt es einen kleinen Abzug für die erwähnten Längen, also insgesamt 4,5 Sterne.

Bewertung vom 10.02.2025
Die Richterin
Mischkulnig, Lydia

Die Richterin


weniger gut

Anstrengende Lektüre und ganz anders als erwartet;
Ich fand dieses Buch in mehrfacher Hinsicht ziemlich anstrengend. Es gibt keine Kapitel und wenig Struktur in der Geschichte, der Text reiht sich einfach aneinander. Der Schreibstil ist umständlich und etwas verworren. Auch inhaltlich konnte der Roman mich nicht überzeugen, obwohl der Klappentext so vielversprechend war. Die Richterin bearbeitet in zweiter Instanz hauptsächlich Asylverfahren und hadert mit ihrer Rolle, der Gerechtigkeit, dem strengen Asylrecht Österreichs, usw., was in ihren Gedanken pausenlos Ausdruck findet. Den größten Teil des Buches nimmt aber ihre Familiengeschichte ein, der frühpensionierte Ehemann mit Putzfimmel und Fetisch, der ehemals drogenabhängige Bruder, der Tod des Vaters, die Augenkrankheit der Mutter und die eigenen gesundheitlichen Probleme. Das ist ziemlich viel und wird nicht kohärent erzählt, was das Verständnis erschwert und einen die Leselust verlieren lässt. Im letzten Viertel geht es dann um konkrete Verfahren im Asylrecht, die Passagen fand ich interessant, gut recherchiert, aber doch getrübt von dem unruhigen Schreibstil. Am Ende kommt dann noch ein neues Thema im Zusammenhang mit dem Vater auf sowie eine Bedrohungslage, das ist alles zu viel und passt nicht zusammen. Leider nicht mein Fall.

Bewertung vom 10.02.2025
Vermissen auf Japanisch
Tominaga, Yukiko

Vermissen auf Japanisch


gut

Interessante Geschichte, verwirrende Erzählweise;
Die Geschichte der jungen Witwe Kyoko wird teilweise chronologisch erzählt und dann auch wieder nicht. Es gibt viele Sprünge in der Erzählzeit und bei den Orten. Mal spielt die Handlung an verschiedenen Wohnorten in den USA, mal in ihrer Jugend oder bei Besuchen in Japan. Diese Wechsel kommen ohne Ankündigung, Überschrift oder Einleitung und mir waren es zu viele unnötige Wechsel. Sie haben den Lesefluss und das Verständnis gestört. Davon abgesehen fand ich die Geschichte interessant und erzählenswert, vor allem die Charaktere fand ich liebevoll gezeichnet. Kyokos Umgang mit ihrem Verlust fand ich sehr nachvollziehbar und glaubhaft dargestellt und gerade die kulturspezifischen Informationen waren lesenswert. Die Handlung fand ich bis auf die Surf-Episode am Ende gut, sie hätte aber auch von einer etwas übersichtlicheren Erzählweise profitiert. Der Schreibstil ist an sich in Ordnung, aber aufgrund des verwirrenden Erzählstils, der mir streckenweise die Lesefreude geraubt hat, kann ich nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 10.02.2025
Linges Mission
Wiik, Oystein

Linges Mission


ausgezeichnet

Fesselnde Geschichte über Krieg, Spionage, Liebe und Freundschaft;
Am Anfang hatte ich leichte Probleme, mich im Buch zu orientieren, da ich die Vorkommnisse ohne Vorwissen über Norwegen im Zweiten Weltkrieg erst einmal nicht richtig einordnen konnte, was sich dann schnell gelegt hat. Bisher war mir Martin Linge kein Begriff, aber ich fand es sehr interessant, mehr über sein Leben zu erfahren. Vor allem der norwegische Blick auf den Zweiten Weltkrieg hat ganz neue Informationen und Ansichten vermittelt. Es gelingt dem Autor, eine spannende Geschichte über Krieg, Spionage, Liebe, Freundschaft und vieles mehr zu schreiben. Ich fand die Erzählzeiten mit 1941 und 1991 gut gewählt und die Rückblicke anhand des Theaterstücks über Linge im Jahr 1991 ermöglichen eine breitere Sicht auf die Geschichte. Linge wird als vielschichtiger Teufelskerl beschrieben, charismatisch und risikobereit, aber auch unkonventionell und tiefgründig. Alles in allem war es eine sehr spannende und interessante Geschichte, die ich gerne gelesen habe und mich gefesselt hat.