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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2022
Die Pestinsel
Hermanson, Marie

Die Pestinsel


ausgezeichnet

Ungewöhnlicher, atmosphärischer Krimi aus dem Göteborg der 20er Jahre

Kommissar Nils Gunnarsson wird von einem Jungen zum Fundort einer Leiche gebracht...die Treibgutsammler haben es sonst nicht so mit der Polizei, aber eine gefundene Leiche und dann noch offensichtlich ein feiner Herr, damit wollen sie nix zu tun haben...
Schnell stellt sich heraus, dass der Tote nicht einfach nur ertrunken ist, sondern auf eine besondere Weise erwürgt wurde, mit einer Garotte. Dieses Mordinstrument ist ja relativ ungewöhnlich und doch hat Kommissar Nils gerade einen Krimi gelesen, in dem die Opfer genau auf diese Art ermordet wurden.
Die Recherchen nach dem Autor der Werke führen den Kommissar zu einem dubiosen Arzt und zu einem Gefangenen auf der "Pestinsel", die schon lange nicht mehr als Quarantäneinsel gebraucht wird, aber nun als "Hochsicherheitstrakt" für einen gefährlichen Mörder dient, welcher die Kriminalromane unter Pseudonym verfasst.
Alles scheint dennoch etwas merkwürdig auf dieser Insel. Darum lässt sich Nils darauf ein, dass seine ehemalige Freundin Ellen, inzwischen zu seinem großen Kummer anderweitig verlobt, sich als Küchenhilfe quasi undercover auf der Insel umsieht.
Was diese dort entdeckt und was am Ende schließlich aufgedeckt wird, ist schier unglaublich, und natürlich gerät sie in große Gefahr...
Die Autorin hat einen sehr angenehm zu lesenden klaren und bildhaften Sprachstil. Es gelingt ihr, fast durchgehend eine unterschwellige Spannung aufrecht zu erhalten, so dass man das Buch kaum aus den Fingern legen möchte. Nicht unbedingt etwa für Freunde eines blutigen Thrillers mit rasanten Szenen, obwohl es auch hier noch weitere Tote gibt. Die Spannung ist viel subtiler, da man sehr lange nicht weiß, wie man gewisse Menschen und Situationen auf der Insel einzuschätzen hat.
Am Ende löst sich alles auf und man lehnt sich erleichtert zurück, doch die Stimmung auf der Insel, die beschriebenen Personen und ihre Abhängigkeiten, lassen das Buch noch eine Weile nachhallen.
Es ist einwandfrei ein besonderes Buch und ich vergebe sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für Liebhaber eines ruhigen und dennoch durchweg spannenden Krimis, der zwar vor 100 Jahren spielt, aber nichts Verstaubtes an sich hat.

Bewertung vom 03.11.2022
Düsteres Wasser: Thriller
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Dies ist bereits der 7. Teil der Julia Schwarz-Reihe, den man aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen kann.
Die Protagonistin Julia, eine Rechtsmedizinerin, ist mir sehr sympathisch, genau wie ihre Kollegin Lenja und ihr Lebensgefährte, der Kriminalkommissar Florian Kessler.
Gleich der Prolog - in Ich-Form verfasst - lässt einen atemlos in die spannende Handlung eintauchen.
Worum geht es? Eine junge Frau wird aus den kalten Wassern des Rheins gefischt, ertrunken, offenbar Selbstmord, denn sie hat einen Abschiedsbrief bei sich. Doch Julia entdeckt bei ihrer Untersuchung Scherben in ihren Füßen...und warum trägt sie einen Keuschheitsgürtel um den Leib?
Es gibt weitere Fälle - die Frauen wurden offensichtlich gezwungen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, um Selbsttötung vorzutäuschen, während jedoch ein Serientäter am Werk ist...
Julia und Florian ermitteln - beide für sich - in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus, und es dauert lange, bis sie auf eine Gemeinsamkeit bei den jungen Frauen stoßen...Julia und ihre Kollegin bringen sich dabei selbst in große Gefahr.
Was macht die Thriller von Catherine Shepherd zu etwas Besonderem?
Beim letzten Buch (aus einer anderen Reihe) war ich mir da noch nicht so sicher, denn es hat mich nicht komplett überzeugen können.
Aber hier muss ich eindeutig den wirklich guten Schreibstil erwähnen. Dieser und das noch zusammen mit den kurzen Kapiteln, machen das Buch sehr flüssig lesbar, man mag es buchstäblich nicht aus der Hand legen.
Dazu kommt, dass man - ob man will oder nicht - als LeserIn ständig miträtselt, Verdächtige tauchen auf und müssen wieder verworfen werden, der Plot ist raffiniert und verschlungen und durch verschiedene Erzählebenen bekommt man immer genau soviel Häppchen serviert, um einen neuen Verdächtigen zu finden - oder einen anderen von der Liste zu streichen.
Man hat dann irgendwann eine Ahnung, dennoch bleibt das Buch bis zum letzten Kapitel höchst spannend. "So muss Krimi!"
Julia Schwarz und ihre Entourage waren mir sympathisch und ich würde einen nächsten Band dieser Reihe sehr gern lesen. Man muss jedoch erst einmal sehen, ob es so weitergeht wie bisher, denn im Privatleben der Protagonistin wird es eine drastische Veränderung geben.
Verdiente 5*, solide Thrillerkost - Lesempfehlung für Freunde des Genres, die gerne miträtseln und vor Neugierde, wie es weitergeht, mal wieder ein Buch atemlos hintereinander weglesen möchten!

Bewertung vom 03.11.2022
Frau Morgenstern und die Flucht
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und die Flucht


ausgezeichnet

Die Mordslady und der Ex-Söldner in einem neuen aberwitzigen Abenteuer, purer Lesegenuss, vom Anfang bis zum Ende!

Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger, das bewährte Killerduo im Auftrag des Geheimministeriums Tell, gerät in Turbulenzen, als Violetta durch hier nicht näher beschriebene Umstände selbst eliminiert werden soll. Die Exkollegen von Tell heften sich an ihre Fersen, sie ist nirgends mehr sicher...
Ihr "Arbeitskollege", Teampartner und Freund Miguel überlegt nicht lange. Er folgt ihr in den Untergrund. Wie sie es bewerkstelligen, sich dennoch fast frei im Lande zu bewegen, ist nur eine von vielen genialen Ideen, von denen auch der vierte Band meiner Lieblingsserie nur so strotzt.
Ihren Lebensunterhalt verdienen sich unsere beiden Helden nach wie vor mit dem, was sie am besten können - Auftragsmorde, die nicht als solche nachweisbar sind. Um ein wenig gutes Karma anzusammeln übernehmen sie zwischendurch Ermittlungsfälle umsonst.
In einem anscheinend idyllischen Schweizer Dörfchen kommen sie bei der Untersuchung des angeblichen Unfallstods eines Jungen einer ungeheuren Sache auf die Spur.
Soweit so gut - klingt alles gar nicht so besonders - ist es aber.
Denn die Morgenstern-Reihe ist einfach unbeschreiblich. Soviel Schwarzhumorigkeit, Wortwitz und Genialität... hier müsste man schon Hypersuperlative bemühen, um dem Ganzen gerecht zu werden!
Liebenswerte Auftragskiller mit privaten Sorgen und Problemen, ständige Dialoge zum Schmunzeln - ich musste gar beim Lesen in der U-Bahn mitunter aufpassen, nicht laut loszuprusten. Lesespaß vermitteln auch die geschickt eingestreuten typischen Schweizer Begriffe und die für diese Reihe typische Wortakrobatik, dazu noch Freud und Leid der Protagonisten und eine spannende Handlung...

Marcel Huwyler ist mit diesen Figuren ein Meisterstück gelungen, was seinesgleichen sucht, aber nicht finden wird! Chapeau und wieder einmal 5 *, weil ich leider nicht mehr vergeben darf!

Und eine Leseempfehlung - am besten für die ganze Serie, weil man die Entwicklung der Charaktere so besser genießen kann!

Bewertung vom 23.10.2022
Und es wurde finster (eBook, ePUB)
Golling, Alexander Lorenz

Und es wurde finster (eBook, ePUB)


sehr gut

Wahrlich, ein finsterer Krimi!

Auf einem Einödhof werden vier Menschen brutal ermordet. Eine ganze Familie plus die Magd. Nein, nicht die ganze Familie...Der Hausherr ist vor einiger Zeit verschwunden. Und ein Kind hat überlebt, Amelie, doch sie kann nicht sprechen. Und wo ist der undurchsichtige Wanderarbeiter abgeblieben, der auf dem Hof lebte, und den jeder nur unter "Paul" kannte?
Kommissar Brauner und sein Team kommen nicht weiter, weder beim Motiv noch beim Täter. Doch je tiefer sie graben, desto mehr dunkle Geheimnisse der Familie kommen ans Licht.
Und dann gibt ausgerechnet die stumme Amelie den entscheidenden Hinweis...

Dies ist der erste Band der "Kommissar Brauner" Serie von Alexander Lorenz Golling. Ich hatte bereits den zweiten Band ("Racheengel") gelesen, der mir zugegebenerweise noch etwas besser gefallen hat als der Erstling.
Doch auch dieses Buch hier liest sich flüssig und ist sehr spannend.
Alexander Golling schreibt in einem sehr angenehm zu lesendem Stil. Auch seine Protagonisten - also ich spreche jetzt vom Ermittlerteam - sind sympathisch und gut gezeichnet, man kann sie sich sehr gut vorstellen.
Der Fall selbst - am Anfang war mir die detaillierte Beschreibung des Schauplatzes etwas zu blutig. Dann dachte ich - durch einige Einschübe im Buch - sehr bald den Täter zu kennen. Doch weit gefehlt. Es gibt einige Finten und ich bin dem Autor sehr gern auf den Leim gegangen, denn die Auflösung war letztendlich auch sehr schlüssig.

Das Dorf Moosbach und vor allem der Hof Finsterholz lassen schon durch die Namensgebung ein düsteres Bild entstehen...und so liest sich der ganze Krimi als eine sehr dunkle Geschichte - wohl ideenmäßig angelehnt an den ähnlichen Fall in Hinterkaifeck, welcher tatsächlich 1922 stattgefunden hat und bis heute nicht aufgeklärt wurde.

Leider haben sich einige "Holprigkeiten"eingeschlichen: Eine als Frau eingeführte Person wird zwei Sätze später zum Mann und ein bereits auf Seite 44 identifizierter mysteriöser Fleck wird über 100 Seiten später verwundert zur Kenntnis genommen. Schade, das hat mich doch ein wenig gestört, so dass ich nur 4 von 5* vergeben kann.
Aber eine Leseempfehlung bekommt der Krimi auf jeden Fall, denn wie schon erwähnt, er ist so spannend, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag und der Schreibstil macht viel Lesefreude!

Ich freue mich schon auf Band Drei und ein Wiedersehen mit Herrn Brauner!

Bewertung vom 10.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


ausgezeichnet

Rasanter Katzen-Thriller mit viel Spannung und Humor - und mit sehr viel Liebe zu Katzen geschrieben! Eine Hommage an alle Katzen dieser Welt

Dieses Buch ist anders. Er ist sowohl Krimi als auch Fantasy, aber vor allen Dingen ein sehr spannender und humorvoller Katzenroman.
Auch der Schreibstil ist anders. Sehr schnell. Kleine, kurze Abschnitte, bei denen die Überschrift bereits den Szenenwechsel andeutet. Wie im Film - Zack!Schnitt! Szenenwechsel...

Ein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubendes Lesevergnügen für alle Katzenliebhaber.
Katzen sollte man schon mögen, um sich auf diesen Roman einzulassen.
Worum geht es? In Katzenstadt leben überall verschiedene Gruppen von Katzen - im Park, auf der Müllhalde, in der Bibliothek und erst recht in der ehemaligen Katzenfutterfabrik, deren Besitzer vor Jahren unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Man schob den Tod den Katzen in die Schuhe (oder Pfoten?) und die Menschen verließen nach und nach aus Furcht vor den "Killer-Katzen" die Stadt...
Ein Lost Place sozusagen. Nun findet sich ein Investor, der die Stadt wieder aufpeppen will. Bankier und Bürgerweister sind hellauf begeistert. Nur: Die Katzen müssen weg!
Entmietung und Gentrifizierung im Katzenmilieu, teilweise sogar recht brutal und blutrünstig. Zu sensibel sollte man nicht sein, um das Buch zu mögen...
Aber die Katzen sind (natürlich! JederKatzenliebhaber wird das aus tiefster Seele bestätigen!) sehr intelligent und haben bald einen Plan...
Wie das turbulente Abenteuer schließlich vonstatten geht und wie sich die Gangs zusammenraufen, das muss man einfach selbst lesen.
Die Charaktere der Katzen sind detailreich geschildert und die Illustrationen im Buch liebenswert. Das Buch ist sehr spannend, wenn man sich auf die Story einlassen kann. Die Personenaufstellung am Ende ist hilfreich, denn es handelt sich um wirklich sehr viele Katzen.
Ich kann das Buch nicht beschreiben - Ihr müsst es selbst lesen!
Ich bin sicher, die Katzen tun das bereits und geben den Lesetipp per Miau-Propaganda weiter!
Von mir 5 begeisterte Sterne und eine Lesempfehlung für Leute, die Katzen und Krimis lieben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Bluthochzeit - Ein japanischer Columbo ermittelt

Winter in einem japanischen Dorf.
Der älteste Sohn einer hochangesehenen Familie heiratet eine nicht standesgemäße Frau. Zähneknirschend hatte seine Familie eingewilligt und auf dem abgelegenen Gut wird die Hochzeit traditionell gefeiert.
Der Sake fließt und die Hochzeitsweisen auf der Koto, einem Zupfinstrument, werden gleich von zwei Damen des Hauses gespielt
Nachts hört man Schreie und dissonante Koto-Klänge.
Die herbeigeeilten Verwandten machen eine schreckliche Entdeckung: Braut und Bräutigam liegen blutüberströmt auf ihrem Hochzeitslager, tot. Die Tatwaffe, ein japanisches Schwert, steckt vor dem Haus im Schnee...Und alle Türen sind verschlossen. Von innen.
Die Polizei tappt im Dunkeln. Der einzig Verdächtige - ein Landstreicher, dessen eine Hand nur drei Finger aufweist - ist unauffindbar. Und die Familienangehörigen wirken allesamt irgendwie schrullig bis verdächtig. Jedenfalls kommen die Ermittlungen nicht voran.
Der Onkel der Braut holt den brillanten Kosuke Kindaichi, einen jungen Privatdetektiv, um die Morde aufzuklären.
Das "Whondunit" ist hier in erster Linie ein "Howdunit" und das eine führt zum anderen...
- Welche Rolle spielt die Koto, die nachts erklang?
- Bringt eine tote Katze Unglück, wenn man sie nicht sofort vergräbt?
- War der dreifingrige Mann der im Tagebuch des zu Tode gekommenden Bräutigams erwähnte Todfeind?
- Was weiß die geheimnivolle Frau im Bus?
- Und stehen die Lösung des Falls womöglich ein einem der vielen Bände der Krimibibliothek des jüngeren Bruders, welcher auch noch finanziell vom Tod des Bruders profitiert?
Dies sind einige der Puzzleteile, aus denen unser junger Detektiv Kindaichi in einzigartiger Weise das Rätsel um die beiden Toten löst.
Erzählt wird das Ganze in unaufgeregtem, herrlich altmodischen Stil, welcher an Agatha Christie erinnert- und die Lösung ist unvorhersehbar und genial. Brillant übersetzt von Ursula Gräfe, die das japanische Flair beibehält und das Ganze dennoch für Europäer verständlich macht.
Ein Personenregister, ein Glossar und eine Zeichnung des Anwesens helfen beim Verständnis.
Ein besonderes Buch für Freunde des ruhiger ablaufenden Krimis, bei dem man miträtselt und ständig hofft, nichts zu überlesen, was später von Bedeutung sein könnte. Die Figur des Ermittlers ist originell und macht Lust auf weitere Bände! Obwohl die Geschichte 1937 spielt und schon 1946 geschrieben wurde ist das Buch mit seiner klaren Sprache nicht altmodisch. Aber schon der interessant gestaltete Einband, der farblich an alte Edgar-Wallace-Bände gemahnt, lässt die Leser erahnen, was sie erwartet - jedenfalls kein Setting aus der Gegenwart!
5* für ein großes Leseerlebnis und eine Leseempfehlung für Fans von oldfashioned Locked Room Murder Mystery Crimes (was für ein Wortungetüm...) - also für Freunde des klassischen Krimis!

Bewertung vom 27.08.2022
Den Tod geerbt
Jäger, Helmut

Den Tod geerbt


ausgezeichnet

Atmosphärischer und spannender Krimi mit Toskana-Feeling und Thriller-Elementen

Ein Porsche fährt führerlos in ein Ravensburger Straßencafé, kurz darauf verschwindet die Besitzerin, eine wohlhabende Erbin und Gastronomin, spurlos auf dem Weg in die Toskana. Ihre Tochter wendet sich an den "Spezialermittler" Carl Sopran, einen ehemaligen Journalisten, der mehr oder weniger erfolglos - oder eher mandantenlos - eine Detektei betreibt. Sein Spezialgebiet ist das Aufspüren verschwundener Personen.
Da ihn sein Weg in die Toskana führt und er kein Italienisch spricht, holt er sich die junge und temparamentvolle Francesca als Dolmetscherin. Schon bald wird sie Co-Ermittlerin und Vertraute.

Dies ist der zweite Band einer Reihe, den man aber vollkommen ohne Vorkenntnisse problemlos lesen kann. Mit Carl Sopran und Francesca hat der Autor zwei sympathische und authentische Protagonisten erschaffen. Der Stil des Buches ist sehr bildhaft und gut zu lesen. Ich hatte beständig Kopfkino und könnte mir den Roman sehr gut verfilmt vorstellen!

Die Spannung besteht permanent, manchmal eher unterschwellig, mitunter werden aber auch thrillerähnliche Elemente eingebaut. Zugleich besticht das Buch durch die geradezu fühlbare Toskana-Atmosphäre - und hat sogar noch ernsthafte historische Elemente in die spannende Familientragödie eingebaut.
Carl und Francesca ermitteln, manchmal planlos, manchmal etwas zu forsch und geraten dadurch mitunter in gefährliche Situationen. Gemeinsam gelingt es ihnen, den verzwickten Fall zu knacken. Das Ende löst alle offenen Fragen zufriedenstellend.

Obwohl gerade die von mir erwähnten thrillerähnlichen Elemente für die Auflösung eventuell etwas überzogen wirken könnten ("und der Berg gebar eine Maus!") verzeihe ich das dem Autor sehr gern. Ich habe mich von dem Buch nicht nur sehr gut und spannend unterhalten gefühlt, sondern die Ermittler in mein Herz geschlossen, was durchaus nicht immer der Fall ist. Da das Buch auch noch sehr angenehm zu lesen ist vergebe ich eine klare Leseempfehlung und verdiente 5*.

Bewertung vom 20.08.2022
Wir schweigen bis ins Grab
Esser, Frank

Wir schweigen bis ins Grab


ausgezeichnet

Packend und zum Miträtseln - zwei Morde führen zu einem Cold Case

Es gibt Bücher mit einem spannenden Prolog, die einen später enttäuschen, und es gibt Bücher, da ist man sofort gefesselt - und die Spannung bleibt bis zu den letzten Seiten bestehen.

Dieses Buch gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Zwei brutale Morde geschehen und die sympathische Kommissarin Jana Brinkhorst, Leiterin der Hamburger Mordkommission und ihr Team ermitteln. Bei den Ermittlungsarbeiten sind die Leser mit dabei und so kommt man nicht umhin, ständig selbst Überlegungen anzustellen. Bald bekommt man eine Ahnung, in welche Richtung der Fall führen könnte, und auch die Tatsache, dass offensichtlich ein Zusammenhang mit einem alten, nie geklärten Fall bestehen könnte, überrascht nicht wirklich...aber wie das alles zusammenhängt, das ist so kunstvoll verwoben, dass man es nicht erraten kann.
So soll ein spannender Krimi sein! Nicht zuviel Privates von den Ermittlern - gerade soviel, dass sie ein Gesicht bekommen. Und angenehm auch, dass sie alle miteinander arbeiten und keine Zickigkeiten im Team vorherrschen. Sogar der Chef ist nicht, wie oft üblich, eine Karikatur - sondern ein netter Kerl.

Dazu ein frischer, sehr gut zu lesender Schreibstil, kurze Kapitel - und ein logisches Ende, in dem alle Unklarheiten beseitigt werden!

Ich hatte spannende und unterhaltsame Lesestunden, viel zu schnell war das Buch zu Ende. Ich freue mich auf Band Zwei und werde Frank Esser definitiv weiter im Auge behalten...
Von mir eine Leseempfehlung und 5*

Bewertung vom 16.08.2022
Der Bewunderer: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Bewunderer: Thriller


ausgezeichnet

Solider und spannender Thriller, der sich schnell wegliest
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, endlich einmal einen Thriller von Chatherine Shepard zu lesen - nun war es soweit.

Die Protagonistin Laura ist sympathisch, einige der anderen Charaktere waren mir etwas schablonenhaft geraten.Es handelt sich um Band 7 einer Reihe, jedoch konnte ich das Buch auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen.

Worum geht es? Ein Mörder hinterlässt seine weiblichen Opfer stets auf einem kunstvoll angerichteten Gemälde. Er muss etwas von Malerei verstehen, das ist bald klar, und so führen alle Spuren in die Kunsthochschule...Welche Rolle spielt der Professor, der als "Womanizer" gilt, und wer hat die Opfer vorab immer fotografiert?

Dies gilt es herauszufinden und wir sind bei der Ermittlungsarbeit dabei.
Für uns als Leser*innen gibt es immer wieder "Häppchen" aus der Sicht des Mörders, die uns jedoch nicht wirklich weiterhelfen... im Gegenteil, oft wird man gerade durch diese geschickt auf eine falsche (Denk-)Spur geleitet...
"Der Bewunderer" liest sich flüssig und ist spannend, ein solider Thriller, mit einigen Wendungen. Man kann miträtseln und liegt doch meist um Haaresbreite daneben.

Stilistisch ist das Buch recht einfach gehalten, auch sind für mich manche Elemente und Personen sehr klischeehaft gewesen.

Kurz und gut: Ein Thriller, der spannende Unterhaltung bietet, nicht mehr und nicht weniger - aber das ist auch völlig ok.

Mich hat "Der Bewunderer" jetzt nicht unbedingt vom Hocker gerissen, aber ich hatte einige spannende Lesestunden und darum bekommt das Buch von mir auch 5* und eine Leseempfehlung für Freunde von nicht allzu anspruchsvoll geschriebenen Thrillern.

Bewertung vom 13.08.2022
Sandmann: Albtraumleben
Aurass, Dieter

Sandmann: Albtraumleben


ausgezeichnet

Grandioses Spiel mit Zeitreise und Seelenwanderungselementen incl. Spannung und Humor

Was für eine Idee - die Seele eines jungen Manns, im Buch "Sandmann" genannt, muss bei jedem Vollmond ein Jahr zurückreisen und wacht jedes Mal in einem fremden Körper auf. In diesem "Wirt" bleibt die Seele/der Sandmann dann ein Jahr.

Dieses Mal steckt seine Seele in einem kroatischen Kleinkriminellen, der verdächtigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Sandmann, der ja in der Seele seines Wirts steckt, weiß, dass dieser unschuldig ist und setzt alles daran, das zu beweisen und bringt damit nicht nur seinen Wirt in gefährliche Siuationen.
Das ist jetzt erst einmal die Krimihandlung in aller Kürze.
Aber wie das Ganze vor sich geht, wie sich der Sandmann andere seiner "Ichs", hier "Seelensplitter" genannt zu Hilfe holt - schließlich hat ein Jahr mindestens 12 Vollmonde, bitte selbst gedanklich weiterspinnen..., das kann man nicht beschreiben, das muss man lesen.
Wenn man sich auf das Gedankenspiel des Autors, welches sehr gewitzt umgesetzt wurde, einlässt, und ein wenig Mystery verträgt, dann bietet dieser Roman einen absolut großartigen Lesespaß mit echter Spannung, teilweise skurrilen Dialogen zwischen Wirt(en) und Sandmann und einem aberwitzigen Plot.
Ich hatte großes Vergnügen beim Lesen und das Buch gehört jetzt schon zu meinen Highlights des Jahres.
Volle 5* und eine absolute Leseempfehlung!