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Benutzername: 
lalunara
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Heidesee
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lese fast alles

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2025
Der Einfluss der Fasane
Strubel, Antje Rávik

Der Einfluss der Fasane


ausgezeichnet

Wenn Dir Dein Leben aus dem Nichts zerbricht
Gleich vorneweg, Hella Karl hat mir als Frau richtig gut gefallen. Sie bezieht Position und fragt erst an zweiter Stelle, ob die Einstellung nun wirklich auch nützlich fürs eigene Fortkommen ist. Sie erscheint mir ehrlich, stellenweise in Gedanken etwas vulgär. Aber wo steht geschrieben, dass Frauen nicht vulgär sein dürfen?
T., ihr nicht angeheirateter Mann lebt mit ihr, unaufdringlich und leider zunehmend abwesend. Anfänglich mochte ich ihn, ja auch äußerlich erscheint er als Leckerli. Aber zunehmend verliert er im Roman an Bedeutung, weil er auf Abwegen wandert, allerdings nicht klischeehaft und billig. Nein, das hat auch was, finde ich.
Hella ist also mehr und mehr gezwungen, den Karren, den sie nicht in den Dreck gefahren hat, der sie aber betrifft, allein heraus zu ziehen. Meiner Meinung nach, gelingt ihr das gut in dieser Situation.
Ganz ehrlich, den Roman habe ich mir gekauft, weil ich mich an die Leseprobe erinnern konnte und an die Beschreibung des Gartens von Hella und T. mit Weinranken und Brombeeren. Über das ganze Romangeschehen war ich noch gar nicht im Bilde. Was der Freitod von einem Star der Berliner Theaterszene für Hella bedeutet, wird erst nach und nach klar.
Nun ja und welchen Einfluss Fasane auf Leben und Tod haben können, lernen wir auch. Eigentlich hätte man die auch weglassen können, aber dann hätte etwas gefehlt.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ließ sich zügig lesen und leicht, ohne meiner Meinung nach, trivial zu sein. Das würde ich dem Buch auf keinen Fall vorwerfen.

Bewertung vom 26.05.2025
Kokoro
Kempton, Beth

Kokoro


sehr gut

Reise zum Finden des eigenen Kokoro durch Japan
Das Buch ist übersichtlich, die einzelnen Kapitel relativ kurz, so um die 20 Seiten, das Gesamtwerk umfasst 287 Seiten, wobei die letzten 6 davon reine Quellenangaben sind.
Kokoro war mein erstes Buch von Beth Kempton.
Beth Kempton schreibt in ihrem Buch sehr viel über ihre Gefühle, besonders die, die sie beherrschen, seit Ihre Freundin Lisa und ihre Mutter verstorben sind.
Man kann sagen, Japan ist das zweite Heimatland von Beth Kempton und so macht sie sich auf eine Reise zu den spirituellen Orten in Japan, beschreibt verschiedene Besuche von Tempeln, Bergen, heiligen bzw. spirituellen Orten und Plätzen und lässt den Leser dabei sein, bei der jeweiligen Erkenntnisgewinnung.
Darüber hinaus erfahren wir etwas über Menschen, die sie trifft und die Schönheit der Orte, die sie besucht. Sie erzählt immer mal wieder über ihre Familie, ihren Mann und ihre 2 Töchter, die in Großbritannien verblieben während ihrer Japanreise.
Ich war neidisch auf Beth. Sie hat 2 jüngere Mädchen als meine und trotzdem kann sie sich so lange Zeit frei machen und auf Exkursionstour gehen. Und auf dieser Reise steht ganz allein sie im Mittelpunkt. Zeitweilig ist sie nicht einmal telefonisch zu erreichen.
Und dann frage ich mich unweigerlich: wer kann das noch tun? Wer ist so frei in seinem Leben, auf Grund eines Selbstfindungstrips und hier stelle ich den Nutzen der Reise gar nicht in Abrede, einfach mal Familie, Job und was es noch so gibt, für längere Zeit hinten an zu stellen? Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich niemanden und bei mir geht das leider auch nicht.
Sicher, zum Ende jeden Kapitels gibt es Fragen, die sich der Leser stellen kann, um eventuell auch die Reise ins Innere anzutreten, ohne gleich nach Japan oder wo auch immer hinzumüssen. Aber ich habe für mich gemerkt, dass mir das nicht hilft. Bin ich hier in meinem Dunstkreis gefangen, dann kann ich nur kurze Augenblicke meine eigene Nummer 1 sein und das meist zu einer Zeit, wo die anderen noch schlafen, ich aber aufstehe, um mein Haus für kurze Zeit ganz allein zu haben und das zu tun, was ich gern mache, auf Kosten meines eigenen Schlafes natürlich. Und das ist ja dann auch schon wieder nicht hilfreich auf der Reise zu einem gelungenen Leben.
Vielleicht nehme ich das Buch wann anders noch einmal zur Hand, wenn es bei mir ruhiger ist. Vielleicht schaffe ich selbst mal so etwas wie eine Pilgerreise, wo es momentan nicht einmal für einen längeren Urlaub reicht, weil bestimmte Verpflichtungen dies einfach nicht zulassen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht …
Am Ende haben mir die Beschreibungen des wunderschönen Japans sehr gefallen. Japan war für mich nie ein Land der Träume. Nun ist es das durchaus. Diese Erkenntnis ist vorerst geblieben aus dem Buch von Beth Kempton und ich wünsche allen Lesern des Buches mindestens dieses Ergebnis und darüber hinaus ein Stück mehr Selbstfindung.

Bewertung vom 23.05.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Dorfidylle?
Gleich vorneweg, dieser Roman war absolut wie für mich geschrieben. Obwohl ich in Ostdeutschland groß geworden bin und wir nur Verwandtschaft auf dem Land in Mecklenburg hatten, die neben der LPG noch eigene wenige Tiere hatten, konnte ich mich so reinversetzen in das Treiben und die Arbeit auf einem Hof.
Nun nach der 2000er Wende hat sich einiges verändert. Junge Familien ziehen aufs Dorf und erhoffen sich hier eine Ruhe und Idylle, die es tatsächlich so aber nicht gibt. Deshalb müssen Hähne abgeschafft werden oder kleine Teiche in Kindergärten im Dorf, die bislang als Biotop dienten und in 50 Jahren nicht ein Kind hineingefallen ist. Und einige gehen wieder, weil sie das Stadtleben vermissen.
Und auch hier beschreibt Martina Behm die Wirklichkeit so klasse, dass ich dachte, die Geschichte könnte auch hier spielen, mal davon abgesehen, dass wir die Landschaft Schleswig Holsteins hier nicht haben.
Die Beschreibung von Uwe, der Jäger ist und einen Schweinemastbetrieb hat, obwohl er eigentlich lieber bio für die Schweine und artgerechter gemacht hätte, aber dafür leider keinen Kredit bekam, ist mir nahe. Auch meine Tochter sitzt auf dem Hochsitz, um die Tiere zu beobachten und schießt nur selten. Auch sie liebt die Natur und erholt sich in ihr.
Uwe hat keine Frau und keine Kinder und manchmal ist er irgendwie allein. Er wäre sicher Familienmensch gewesen.
Die beiden Hauptprotagonisten sind Ingo und Lara und ich kann beide gut verstehen, auch wenn ich einiges anders entschieden hätte.
Martina Behm hat trotz der vielen zwischenmenschlichen Probleme im Dorf ein Wohlfühlbuch mit Wiedererkennungseffekt für mich geschrieben. Bestimmt lese ich es noch einmal nach einiger Zeit.
Und ganz toll fand ich, dass sie ab und zu auch ein paar Damen hatte, die strickten. Da fühlte ich mich gleich auch zu Hause.
Tolles Buch, kann ich wirklich wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 18.05.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Trauriger, tragischer und schöner Roman
„Musik ist die größte unerforschte Kraft der Welt“
Dieses Zitat aus dem Buch von Cristopher Kloeble musste ich sofort aufschreiben, denn darin liegt so viel Wahrheit. „Durch das Raue zu den Sternen“ ist traurig schön mit tragischem Humor.
Arkadia Fink, genannt Moll liebt Musik. Sie liebt sie so sehr, dass sie alles daransetzt, um in einen berühmten Knabenchor aufgenommen zu werden. Und sie singt und kämpft und findet Verbündete, die ihr helfen, ihren Plan durchzusetzen. Dabei muss sie lernen, mit ihrer verlorenen Mutter zu leben, der sie ihre Liebe zur Musik verdankt. Arkadias Mutter war Komponistin und so denke ich mir das, depressiv. Mit ihrem planlosen Verhalten ist Arkadia aufgewachsen und das war ziemlich schwierig. Sie hat aber gelernt, zu kämpfen und sich durchzusetzen. Ihr Vater verblasst neben der Mutter, aber nun ist nur noch er da und das macht das Leben nicht leichter.
Arkadia ist weder in erster noch in zweiter Linie ein Kind, in das man sich spontan verliebt. Sie ist schnoddrig, sehr intelligent, hat das letzte Wort, durchschaut die Erwachsenen und hält ihnen ständig den Spiegel vor. Sie ist anstrengend, aber sie kämpft und reißt damit Mauern ein. Und ich zolle ihr Respekt.
Ein wenig Kampfgeist von Moll würde ich allen Kindern dieser Zeit wünschen. Sie hat alles nur durch sich geschafft und das ist beachtlich.
Dieser Roman ist ein ganz besonderer und wird bei mir ganz sicher noch lange nachhallen.

Bewertung vom 18.05.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Geschichte aus dem alten Land 1923 - 2023
Der Roman behandelt die Geschichte der Zwillinge Enna und Jale, die viele Jahre, sie sind 17 Jahre alt, auf die Entlassung der Mutter aus dem Gefängnis warten mussten. Die Mutter hatte dort 38 Jahre einsitzen müssen.
Aus diesem Sachverhalt webt Rebekka Frank eine spannende Geschichte, die bis ins Jahr 1923 zurückreicht und ganz am Anfang bei Urgroßvater und Großvater der handelnden Protagonisten beginnt.
Es lohnt sich unbedingt, diesen Roman oder Thriller, was es für mich durchaus war, zu lesen.
Die Beschreibungen der einzelnen Personen und wie sie miteinander durch Liebe oder Hass verwoben sind, ist der Autorin meisterhaft gelungen.
Tatsächliche Begebenheiten bringt sie in dieser Geschichte unter.
Der ganze Roman hängt mit Emma und Jale zusammen. Sie sind die Unschuldigsten in dieser Geschichte und doch müssen sie die Fehler, Missverständnisse und unglücklichen Umstände ihrer Vorfahren und Mitmenschen ausbaden.
Dieses Buch verdient unbedingt 5 Sterne. Es ist garantiert eines der Jahreshighlights für mich. Ich kann diesen Roman uneingeschränkt empfehlen.
Auch die Beschreibung der Elbmarsch gefällt mir super. Da muss ich unbedingt mal hin.

Bewertung vom 15.05.2025
Eine Welt nur für uns
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

Verlorene Leben – verlorene Lieben
Der furchtbare 2. Weltkrieg machte vor Niemandem halt. Vincent, der in Wirklichkeit so nicht heißt, sucht seine Liebe Ariane. Sie ist verschwunden. Um Antworten zu finden, schließt er sich einem Mienenräumkommando an. Dieses räumt gemeinsam mit deutschen Kriegsgefangenen Mienen weg an der Côte d’Azur.
Saskia kehrt aus einem deutschen Konzentrationslager nach Frankreich zurück. Sie hat ihre gesamte Familie verloren. Wer hatte sie denunziert. Saskia sucht Antworten. Das Haus, das ihrer Familie gehörte, ist besetzt von Menschen, die sie fortjagen.
Wird Vincent seine Liebe wiederfinden und wird es dann noch Liebe sein? Wird Saskia ihr Haus zurückerhalten und was macht sie mit dem Wissen um den Mord an ihrer Familie?
Und so gibt es noch einige andere exemplarische Schicksale in diesem wunderbar geschriebenen Buch. Es hat ungefähr 50 Seiten gebraucht, um warm zu werden, aber dann war ich gefesselt an diesen Roman.
Die Autorin verwebt Geschichten aus ihrer Familie mit Fiktion und sie tut dies meisterhaft. Ich habe mitgebangt und mitgelitten und konnte „Eine Welt nur für uns“ nur sehr schwer aus der Hand legen.

Bewertung vom 12.05.2025
Ein ungezähmtes Tier
Dicker, Joël

Ein ungezähmtes Tier


ausgezeichnet

Mein erster Dicker, aber nicht der letzte
2 Tage habe ich für das Ungezähmte Tier benötigt und war richtig traurig, dass es vorbei war.
Einen Roman in dieser Art habe ich noch nicht gelesen, der so viel Lust auf noch mehr Dicker gemacht hat.
Im Mittelpunkt des Romanes stehen 2 Ehepaare, Sophie und Arpad stellen das Glamourpaar dar und Greg und Karine würden auch gern etwas mehr Glamour in ihrer Beziehung haben. Mehr möchte ich über diese Paarkonstellationen allerdings überhaupt nicht verraten. Das würde spoilern, denn dieser Roman lebt von den Lebensumständen dieser beiden Pärchen und ich verspreche, es ist überhaupt nicht langweilig.
Darüber hinaus geht es um Raubüberfälle mit einer Millionenbeute, so geschickt gemacht, dass …, aber auch darüber will ich mich ausschweigen.
Fest steht ich bin begeistert von der Schreibe des Herrn Dicker. Kurze Kapitel und hier ging es mir wie beim Stricken, nur noch ein Kapitel statt nur noch eine Reihe. Und so werden Minuten zu Stunden, Haushalt, Kinder und Mann können sich auch einmal alleine versorgen.
Und dann absolut überraschende Wendungen, Kleinigkeiten bei den handelnden Personen, die zur richtigen Zeit ein gang anderes Bild ergeben und und und.
Also, wer von Literatur mal so richtig überrascht werden will, der sollte nicht zögern und sich dieses Buch schnappen – unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.05.2025
Wilde Berge des Balkan
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Bartelmus, Lisa

Wilde Berge des Balkan


ausgezeichnet

Spannendes Wanderabenteuer
3 junge Frauen machen sich auf den Weg in die Wildnis des Balkans. Dabei streifen sie 3 Länder, den Kosovo, Nordmazedonien und Albanien.
Okay, die 3 wurden schon beobachtet und begleitet von einem Team, da das Projekt und die Erlebnisse schließlich in Podcast und Buch Niederschlag finden sollte.
Die drei Frauen zwischen Mitte 20 und Anfang 40 finden gut zusammen. Es werden viele Erlebnisse mit dem Leser geteilt, auch Befinden und Unwohlsein bleiben dem Leser nicht verborgen. Umso bewundernswerter ist es, dass Schmerzen sie nicht ans Aufhören denken lassen.
Mir hat das Buch gut gefallen. Für mich wäre so eine Wanderung nichts, leider. Aber ich wünsche möglichst vielen Lesern, dass dieses Buch einige Menschen motiviert, diesen Trail zu laufen. Das dient der Bekanntheit dieser Route, die noch relativ wenig besucht ist. Und der Tourismus unterstützt die Region und macht auch mehr Naturschutz möglich.
Für mich hätten es gern mehr Fotos sein dürfen. Einige wenige gibt es ja genau in der Mitte des Buches. Auch beschrieben die wandernden Frauen die Umgebung und die Natur gut, aber mehr Fotos wären trotzdem schön gewesen.
Zum Ende des Buches gibt es noch einmal gebündelte Tipps und Informationen für so ein Vorhaben. Alles in allem, ein tolles Buch, dass auch bei mir Lust auf mehr Wanderbewegung gemacht hat, wenn auch nicht gleich über 170 km.

Bewertung vom 08.05.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Richtig netter Krimiklamauk

Ich gestehe, dass ich von Volker Klüpfel noch nie einen Krimi gelesen habe, allerdings ist er mir als Autor durchaus ein Begriff.
Die Leseprobe des Buches fand ich äußerst unterhaltsam und abwechslungsreich, das Cover ist sehr gelungen. Die Idee, einen angehenden Autor mit seiner ukrainischen Putzhilfe in einen Krimi zu schicken, hat was.
Moralisch absolut verwerflich fand ich die Tatsache, dass ein Ehepaar das Mädchen mit einer Trisomie 21 ausgesetzt haben und dafür nicht wirklich belangt wurden. Das hat mir nicht gefallen. Für die beiden hätte ich mir noch eine saftige Strafe gewünscht. Die sind mir zu seicht davongekommen.
Jedenfalls war das Buch eine lustige Krimiunterhaltung. Genau das richtige, um zwischen meinen doch teils dramatischen Romanen mal einen Gang runter zu schalten. Ich bin gespannt, ob weitere Bücher folgen werden.

Bewertung vom 05.05.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Venedig im 18. Jahrhundert
Bin ich froh, dass ich mir dieses Buch gegönnt habe. Es ist für mich definitiv ein Highlight des Jahres.
Es geht um Anna Maria della Pietà. Sie wächst in einem Waisenhaus in Venedig auf, erhält dort eine Ausbildung und darf sich mit Musik beschäftigen.
Ausgebildet wird sie von keinem geringeren als Antonio Vivaldi. Dies sind Fakten, die verbürgt sind. Auch Anna Maria hat es gegeben und sie wurde eine Maestro und stand ihrem berühmten Lehrer in nichts nach.
Die Geschichte rundherum ist dann zum größten Teil fiktiv, aber so könnte es gewesen sein.
Harriet Constable hat sich gut informiert. Mir scheint, der Leser ist dabei, bei den großen Auftritten in Venedig oder auch in den Armutsvierteln der damaligen Zeit. Man kann sich hineinversetzen, was es für eine Frau bedeutet hat, damals ohne gesicherte Existenz und ohne Mann schwanger zu werden.
Auf der anderen Seite zeigt dieser Roman aber auch, dass es wohl zu jeder Zeit Frauen gegeben hat, die für sich eingestanden sind, die die Lorbeeren ihrer Arbeit auch ernten wollten und nicht für Männer Erfolgsgeschichten schrieben, wenn ihnen diese Arbeit nicht zuerkannt wurde.
Mir hat auch die Anna Maria sehr gut gefallen. Sie wurde eine der größten Violinistinnen, die diese Welt jemals gehört hat und man kann nicht behaupten, nur weil sie sich mit Musik beschäftigte, wäre sie immer nett und lieb gewesen. Die Autorin arbeitet hier ein Mädchen, eine Frau heraus, mit der man sich identifizieren kann, die Engel und Teufel gleichermaßen darstellt und die sich gerade deshalb die Butter nicht vom Brot nehmen lässt. Anna Maria hat sehr hart gearbeitet und gerade deshalb pochte sie darauf, dass ihr auch der Erfolg zugesprochen wurde. Sie wurde die erste Musikdirektorin des Waisenhauses und Europas vermutlich auch. Sie hat gezeigt, was möglich ist und ich ziehe meinen Hut vor dieser Leistung und vor der Autorin, die einen phantastischen Roman geschrieben hat.