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Maddinliest
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Borken

Bewertungen

Insgesamt 947 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2020
Fehlstart
Messina, Marion

Fehlstart


ausgezeichnet

Auf der Suche nach einer Perspektive

Als die 19-jährige Aurelie von ihrer ersten großen Liebe, dem kolumbianischen Studenten Alejandro, von einem Tag auf den anderen verlassen wird, beschließt sie, ihr bisher fremdbestimmtes Leben selber in die Hand zu nehmen. Sie zieht sich aus dem Einflusskreis ihrer Eltern heraus und will in Paris ein Jurastudium beginnen. Aber hier stößt sie mit ihren gesparten siebenhundert Euro auf eine wenig soziale und gnadenlose Welt. Anstatt das Studium anzutreten übernimmt sie einen Hostessjob um sich damit über Wasser zu halten. Die Illusion einer 180-Grad-Wende in ihrem Leben, scheint sich nicht zu erfüllen...
Der Debüt-Roman der jungen französischen Autorin Marion Messina hat für viel Aufsehen gesorgt, so dass ich mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet bin. Der außergewöhnliche und nicht immer leicht zu lesende Schreibstil verleiht dem Buch sicherlich schon einmal einen besonderen Charakter, die Handlung kann da aber aus meiner Sicht nicht ganz mitziehen. Natürlich nimmt Marion Messina in ihrem Roman die oberflächliche und egomanische Gesellschaft der heutigen Zeit aufs Korn. Ohne einen gewissen finanziellen Hintergrund besteht für einen jungen Menschen kaum die Möglichkeit aus seinem Sozialstatus zu entfliehen und sich selbst zu entfalten. Dies verleiht dem Buch aber auch eine sehr depressive Stimmung, die nicht immer leicht zu ertragen ist. Das Ganze wirkt dann zwar auch mit einem fehlenden Happy-End authentisch, konnte mich aber nicht vollends überzeugen.
Nichts desto trotz halte ich den Roman "Fehlstart" für durchaus lesens-wert, in erster Linie aber aufgrund des außerordentlichen Erzähltalents der Autorin. Man wird sicherlich nach folgenden Werken von Marion Messina die Augen offen halten müssen und darf darauf gespannt sein. Ich bewerte das Buch mit vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 04.04.2020
Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2
Geschke, Linus

Finsterthal / Born-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Grandiose Fortsetzung

Eigentlich will Ex-Polizist Alexander Born den Auftrag seines Freundes Dimitri nicht annehmen, als er aber den Vater des vermissten Mädchens und deren persönliches Umfeld gesehen hat kann er nicht mehr anders und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Dabei stößt er auf einen sehr ähnlich gelagerten Fall und vermutet, dass die beiden Väter ein gemeinsames Geheimnis verbindet, über dass sie aber trotz ihres Verlustes nicht sprechen wollen. Als dann auch noch ein drittes Mädchen vermisst wird, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...
Ich habe bereits mehrere Bücher des Autors Linus Geschke gelesen und jedes mal konnte er mich bisher begeistern. Ich bin also mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung ins Buch gestartet und mir war schon nach nur wenigen Seiten klar, dass er mich auch diesmal nicht enttäuschen wird. Er erzählt die Geschichte wieder einmal in seinem äußerst lebendigen und temperamentvollen Schreibstil, der den Leser schnell in die Handlung zieht und das Buch zu einem echten Page-Turner macht. Der Spannungs-bogen wird direkt zu Beginn des Buches mit der Entführung gut aufgebaut und über die packenden Ermittlungsarbeiten von Born und der Berliner Kommissarin Carla Diaz auf einem ständig hohen Niveau gehalten. Es entwickelt sich im Verlauf des Thrillers eine immer komplexere Geschichte, die auch gute Einblicke in die Täterwelt erlaubt und den Leser zunehmend in den Bann zieht. Die Protagonisten sowohl auf der Täter- als auch auf der Ermittlerseite sind interessant und vielschichtig gezeichnet und sorgen so für den besonderen Charme in diesem Thriller.
Insgesamt ist "Finsterthal" für mich ein rundum gelungener Thriller, der mich schon jetzt sehnsüchtig auf den abschließenden Band der angedachten Trilogie warten lässt. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung an die Freunde der Spannungsliteratur und meine Bewertung fällt mit vollen fünf von fünf Sternen natürlich absolut positiv aus.

Bewertung vom 04.04.2020
Die verdammte Generation
Hardinghaus, Christian

Die verdammte Generation


ausgezeichnet

Gegen das Vergessen

Das Ende des 2. Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum fünfundsiebzigsten mal. Eine lange Zeit, in der die Menschheit von solch verheerenden Kriegen verschont geblieben ist. Die Gefahr des Vergessens nimmt jedoch mit fortlaufender Dauer immer zu, so dass es aus meiner Sicht unendlich wertvoll ist, den noch wenigen Zeitzeugen dieser dunklen Stunden, Gehör zu verschaffen. Aus diesem Grunde hat sich auch der Historiker und Autor dieses Buches Christian Hardinghaus aufgemacht, um den spannenden und oft erschreckenden Geschichten zu lauschen und sie so für die Nachwelt festzuhalten.
Insgesamt hat er Gespräche mit 13 Zeitzeugen geführt, von denen seit den Recherchen zum Buch mittlerweile schon sechs gestorben sind. Desto wertvoller erscheint mir der Inhalt von "Die verdammte Generation". In den einzelnen Kapiteln kommen sehr unterschiedliche Personen zu Wort, die während des 2. Weltkriegs in verschiedenen Regionen und Funktionen eingesetzt waren. Eines haben die Berichte aber gemeinsam, sie lassen den Leser nie kalt und führen die Schrecken der damaligen Zeit manchmal unbarmherzig vor Augen. Für mich sehr nachhaltig die Schilderung eines Angriffs der russischen Übermacht, wo sich der Soldat vorher eingegraben hat und mit viel Glück überlebt, da der ihn überrollende Panzer nicht dreht. Wie schrecklich muss der Umgang mit einer solchen Erfahrung auch für den Rest des Lebens sein. Geschildert werden so die Geschehnisse vor während und nach dem Krieg. Gerade die Tatsache, dass es sich bei den Schilderungen um persönliche Einzelschicksale handelt verleiht dem Buch eine unglaubliche Authentizität.
Sehr geschickt verbindet Christian Hardinghaus die Aussagen dieser Zeitzeugen mit den historischen Fakten, die die Geschehnisse beschreiben. Es bleibt auf diesem Wege stets sehr lehrreich und emotional ergreifend. Eine Kombination, die für einen langen Nachhall sorgt. Sehr gut gefallen hat mir ebenfalls, dass der Autor den jeweiligen Zeitzeugen im Anschluss noch drei Fragen stellt. Eine immer wiederkehrende Frage ist dabei, wann die jeweilige Person vom Holocaust erfahren hat. Gerade um diese Frage rankt sich in der heutigen Zeit viel Unverständnis, wie die deutschen Soldaten solche Gräueltaten billigen konnten. Schaut man auf die glaubwürdigen Antworten, erfährt man von tiefer Betroffenheit und zu Kriegszeiten einheitlicher Unkenntnis. was diese menschenverachtenden Taten anbetrifft. Dies kann vielleicht auch mit dem verallgemeinerten Vorurteil aufräumen, dass es sich bei den deutschen Soldaten des 2. Weltkriegs grundsätzlich um Nazis gehandelt hat. Das Gegenteil ist der Fall, die meisten Betroffenen sind aus Irrglaube einer imaginären Gefahr von außerhalb und oft auch einer Alternativlosigkeit in den Krieg gezogen, ohne jemals das Nazi-Gedankengut gutgeheißen zu haben.
Insgesamt ist "Die verdammte Generation" für mich ein sehr wichtiges Buch, welches uns die Schrecken eins solchen Krieges vor Augen führt. Wenn man die heutige Welt betrachtet, kommt man leider zu dem Schluss, dass einige Personen diesbezüglich deutlichen Nachholbedarf haben. Da kann das Lesen eines solchen Buches nur nützlich sein, was ich auch jeden ans Herz legen möchte. Auch wenn die Schilderungen nicht immer leicht zu ertragen sind, verfehlen sie so auch niemals ihre Wirkung. Ein tolles Buch, welches ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2020
Die wichtigsten Fragen zum Intervallfasten
Thuile, Christian

Die wichtigsten Fragen zum Intervallfasten


ausgezeichnet

Gutes tun für die Gesundheit und ein langes Leben

Wer hat sich noch nicht mit den Prinzipien der Ernährung auseinandergesetzt, um sein Gewicht zu reduzieren? Unterschiedlichste Vorschläge wirkungsvoller Diäten überfluten den Markt, doch meist haben sie alle den gleichen Effekt, nach anfänglichen Erfolgserlebnissen stellt sich alsbald Frustration ein, die für den Abbruch der jeweiligen Diät sorgt. Der Autor Dr. med. Christian Thuile setzt sich mit genau diesem Umstand in Hinblick auf das Intervallfasten auseinander. Handelt es sich wieder einmal nur um eine Modeerscheinung, die frühere Ratschläge von möglichst vielen kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt konterkariert? Thuile ist davon überzeugt, dass dies nicht so ist und liefert in seinem Buch "Die wichtigsten Fragen zum Intervallfasten" die entsprechenden Hintergründe seiner These.
In einem leicht verständlichen und mit nicht viel Fachwörter überfrachteten Schreibstil führt er zunächst über die Historie des Fastens an das Thema heran. Gerade der Umstand, dass in der heutigen zivilisierten Welt eine jederzeitige Ernährung sichergestellt ist, führt zu den Problemen des Übergewichts und den begleitenden Erkrankungen wie Diabetes. Setzt sich nun jemand mit der Frage des Intervallfastens auseinander, kann er sich zur Motivation ja die Frage beantworten, wer von seiner Verhaltensänderung profitieren wird. Das Ergebnis wird die betroffene Person selber sein, denn weder die Nahrungsmittelindustrie, noch die Pharmaindustrie, noch die Politik oder gar die Religionen haben ein Interesse an dieser Art von Konsumverzicht.
Dr. med. Christian Thuile geht in seinem Ratgeber auch ins Detail des Intervallfastens. Was bedeutet es nun, diesen Schritt zu tun? Was gilt es zu beachten? Welche Auswirkungen hat meine Verhaltensänderung? Wie kann ich davon profitieren? Welche Erfolgschancen habe ich? Bei der Beantwortung dieser Fragen bedient sich der Autor zum einen an wissenschaftlichen Erkenntnissen und zum anderen an Erfahrungswerten auch aus seiner eigenen Praxis. Er lässt seine Patienten zu Wort kommen, was die Authentizität seiner Ausführungen weiter unterstreicht.
Das Buch entwickelt sich so zu einem aus meiner Sicht sehr hilfreichen Ratgeber und Motivator, etwas für seine eigene Gesundheit zu tun. Denn der sicherlich sehr attraktive Nebeneffekt der Gewichtsabnahme ist lediglich eine Begleiterscheinung, im Augenschein sollte eigentlich ein erfüllteres und gesünderes Leben stehen. "Die wichtigsten Fragen zum Intervallfasten" weckt auch keine reißerischen Erwartungshaltungen, sondern setzt sich seriös und gut umsetzbar mit dem Thema einer gesunden Ernährung auseinander. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 29.03.2020
Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1
Eckert, Horst

Im Namen der Lüge / Melia und Vincent Bd.1


ausgezeichnet

Zeit für die Wahrheit

Nach der offiziellen Auflösung im Jahre 1998 ist es sehr still um die RAF geworden, umso erstaunlicher erscheint daher das Gerücht, eine vierte Generation dieser Linksbewegung hätte sich um drei ehemals radikale Mitglieder gegründet. Dies ruft Melia Khadit, die Leiterin des Referats für Linksextremismus auf den Plan. Über mehrere Informanten erfährt sie, dass es im Untergrund brodelt und so lässt der erste Anschlag auch nicht lange auf sich warten. Melia muss in die obersten Führungsebenen des Landes vordringen und dabei noch ein Auge auf ihre eigene Umgebung haben, denn sie kann scheinbar niemanden vertrauen...
Mit Wolfsspinne hatte mir der Autor Horst Eckert schon gezeigt, wie spannenden und fesselnd ein Polit-Thriller sein kann. So bin ich mit hohen Erwartungen in sein neues Werk gestartet und nach wenigen Seiten war mir bereits klar, dass ich nicht enttäuscht werden würde. Mit seinem enorm temporeichen und hervorragend zu lesenden Schreibstil hat mich Horst Eckert schnell in den Bann gezogen. Er arbeitet dabei mit sehr vielen kurzen Kapiteln, was dem Geschehen noch einmal ein zusätzliches Tempo verleiht. Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches klassisch aufgebaut und über die packenden Ermittlungsarbeiten sowohl am rechten als auch am linken Rand unserer Gesellschaft auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Die vielen Beteiligten, die häufigen Szenen- bzw. Perspektiv-wechsel und die clever und komplex aufgebaute Geschichte erfordern schon die Konzentration des Lesers, aber gerade dies gibt diesem Polit-Thriller seinen ganz besonderen Charme. Es ist stellenweise schon erschreckend, den korrupten und machtbesessenen Protagonisten im Kampf um die Spitze zu folgen, denn vieles scheint der Realität nicht weit entrückt. In einem fulminanten Finale liefert Horst Eckert noch eine nach-vollziehbare Auflösung, die dieses Buch aus meiner Sicht hervorragend abrundet.
Insgesamt ist dem Autor mit "Im Namen der Lüge" ein brisanter und packender Polit-Thriller gelungen, der den Auftakt einer Reihe um die ein wenig extravagante aber in ihrer Art auch sympathischen Ermittlerin Melia Khadit darstellt. Es bleibt nach diesem Auftakt zu hoffen, dass die Haupt-Protagonistin noch viele Einsätze erhält. Ich empfehle das Buch daher unbedingt weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 28.03.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


gut

Eine Marionette der Zeit

Josef Klein gelingt die Auswanderung ins gepriesene Amerika, um dort ein neues Leben aufzubauen. Sein Bruder Carl hat aufgrund eines Unfalls, bei dem er ein Auge verliert, weniger Glück und muss in Deutschland bleiben. Aber in der Phase um den Zweiten Weltkrieg ist das Leben in Amerika auch nicht unbedingt das, was sich Josef darunter vorgestellt hat. Seine Unterkunft ist mehr als bescheiden und völlig unfreiwillig wird er auch noch in Spionage-Tätigkeiten verwickelt, die bei Aufdeckung mit dem Tod bestraft werden. So entfernt sich Josef immer mehr von einem selbstbestimmten Leben...
Ulla Lenze beschreibt in ihrem Roman "Der Empfänger" die brisante Situation eines Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkrieges und bezieht sich dabei auf die Erinnerungen und Aufzeichnungen ihre Großonkels. Sie erzählt die Geschichte in einem etwas nüchternen, aber dadurch auch passenden Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt. Sie entführt uns in die aufgeriebene und völlig ungewisse Atmosphäre der späten dreißiger Jahre, in der gerade die Nazifizierung Deutschland die Welt polarisierte. In dieser Situation versucht der Hauptprotagonist Josef in einer für ihn neuen Welt Fuß zu fassen und gerät dabei unversehens in eine Situation, aus dies es für ihn kein Entrinnen zu geben scheint. Ein wirkliches spannendes Thema welches historisch gut recherchiert erscheint und aufgrund der persönlichen Notizen ihres Großonkels auch durchaus authentisch wirkt. Ein wenig Probleme hatte ich mit dem wenig charismatischen Hauptprotagonisten, welcher fast wehrlos zwischen den Fronten der damaligen Welt hin und her gestoßen wurde. Ich bekam beim Lesen wenig Zugang zu ihm, so dass der Geschichte aus meiner Sicht "die Seele" fehlte und mich nicht wirklich fesseln konnte.
Insgesamt ist "Der Empfänger" für mich ein Roman, welcher sein großes Potential des aufgearbeiteten historischen Hintergrunds nicht ausschöpft, aber durchaus das Erzähltalent der Autorin Ulla Lenze erkennen lässt, so dass ich ihn mit drei von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 22.03.2020
Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1
Ziebula, Thomas

Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1


ausgezeichnet

Packender Kriminalroman aus den Zwanzigern

Der ehemalige Polizist Paul Stainer kehrt nach mehreren Jahren Kriegs-Gefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Nicht nur, dass sich die grausamen Kriegsgeschehnisse in seinem Kopf festgesetzt haben, auch die lang ersehnte Rückkehr zu seiner Frau verläuft alles andere als erfreulich. Da ist es für ihn ein erster Lichtblick, dass er an seine Dienststelle zurückkehren darf und sogar zum Kriminalinspektor befördert wird. Sein erster Einsatz lässt nicht lange auf sich warten und verstrickt ihn auch gleich in komplizierte und vielschichtige Ermittlungsarbeiten in einem prekären Fall...
Der Autor Thomas Ziebula ist bisher eher im Genre Fantasy zu Hause und hat mit "Der rote Judas" seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Der äußerst bildreiche und lebendige Schreibstil hat mich schnell in die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts entführt und die Geschehnisse sehr authentisch vor Augen geführt. Der Hauptprotagonist Paul Stainer wird vom Autor interessant und sympathisch gezeichnet. Von schrecklichen Kriegserinnerungen heimgesucht, versucht er sein in Trümmern liegendes Privatleben über seine Arbeit in den Griff zu kriegen. Hier legt der Autor viel Wert auf die Beschreibung des zur damaligen Zeit noch stark vom Krieg geprägten Umfelds und erzeugt so eine passende Atmosphäre, die dem Kriminalroman ihren ganz besonderen Charme verleihen. Auch der Spannungsbogen kommt nicht zu kurz, er wird zu Beginn des Buches über die ersten rätselhaften Todesfälle aufgebaut und über die spannenden Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten.
Insgesamt ist "Der rote Judas" ein aus meiner Sicht äußerst gelungener Kriminalroman, der in einen wohl recherchierten historischen Mantel gehüllt wurde und sich durch das Erzähltalent des Autors von vielen anderen Büchern des Genres unterscheidet. Ich empfehle ihn daher sehr gerne weiter und bewerte ihn mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 22.03.2020
Ich erwarte die Ankunft des Teufels
MacLane, Mary

Ich erwarte die Ankunft des Teufels


sehr gut

Drei Tage Glück

Die Autorin Mary Mac Lane gibt uns drei Monate lang einen Einblick in ihr Leben. Sie verfasst ihre Gedanken und Gefühle in Tagebuchform und lässt den Leser auf dieser Art daran teilhaben. Grundsätzlich ist dies in unserer heutigen Zeit nichts Besonderes, wenn Mary Mac Lane dies nicht bereits vor hundert Jahren getan hätte.
In ihren täglichen Notizen wird schnell klar, dass sie mit ihrem zur damaligen Zeit stark vorgeprägten Leben als Frau im Haushalt wenig anfangen kann. Sie sucht quasi nach einer Erlösung aus diesem tristen und für sie unakzeptablen Leben, indem sie den Teufel herbeisehnt. Er soll ihr lediglich drei Tage des vollkommenen Glückes schenken und so für ihr gesamtes Leben vorsorgen. Ihre revolutionären Gedanken bewegen sich dabei auf einem Grat zwischen Größenwahn und tiefer Depression. Sie fühlt sich ihr Leben lang auch von ihren engsten Verwandten ungeliebt und ist daher bereit, alle Tabus zu brechen, um in das Gefühl des absoluten Glücks zu gelangen. Mary Mac Lane erzählt von ihrem Leben und ihren aufbegehrenden Gedanken in einer poetischen und damit sehr berührenden Art und Weise. Ich konnte so in die Zeilen eintauchen und selbst die Wiederholungen und Aneinanderreihungen, mit denen sie aus meiner Sicht bewusst spielt, erschienen mir ausdrucksstark.
Das Buch war seiner Zeit ein absoluter Bestseller und die Lektorin des veröffentlichenden Verlags behielt Recht, als sie das Manuskript für eine Sensation hielt. Im ersten Monat wurden für die damalige Zeit unglaubliche hunderttausend Bücher verkauft. Das Besondere daran war sicherlich auch, dass solch revolutionäre Gedanken von einer Frau verfasst wurden.
"Ich erwarte die Ankunft des Teufels" ist aus meiner Sicht ein historisch gesehen sehr bedeutendes Buch. Es hat seiner Zeit das eher prüde Amerika aufgerüttelt und durchaus auch beeindruckt, so dass die Autorin zum Inbegriff einer selbstbewussten und starken Frau wurde. Für mich ist es allein durch diesen Umstand ein lesenswertes Buch, welches nun zu Recht durch den Reclam-Verlag erstmals in einer deutschen Übersetzung veröffentlicht wurde. Ich bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen und empfehle es gerne weiter.