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anette1809 - katzemitbuch.de
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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2015
Der vierzehnte Goldfisch
Holm, Jennifer L.

Der vierzehnte Goldfisch


ausgezeichnet

Über ihren vierzehnten Goldfisch - gleichzusetzen mit ihrem Großvater - lernt Ellie endlich Veränderungen zu akzeptieren und auszuleben.

In ihren alten Schule lebte sie mit dreizehn Goldfischen bis ihr ihre Mutter eingestand, dass es nicht mehr ihre originale Goldie war, Die Goldies hatten die Vorschulkinder von ihrer Erzieherin namens Starlily erhalten, um ihnen den Lauf des Lebens naherzubringen.

Scheinbar haben jedoch -erwachsene viel mehr Probleme mit dem Lauf des Lebens, so dass Ellies Mutter das Wunder des ewig lebenden Goldfischs aufrecht erhielt bis Ellie eines Tages vor ihr auf den auf dem Bauch schwimmenden Fisch aufmerksam wurde.

Den Lauf des Lebens mit allen seinen guten und schlechten Veränderungen lernt Ellie erst dann, als eines Tages ein Junge in viel zu großen uncoolen Klamotten vor ihrem Haus steht, bei dem es sich tatsächlich um ihren Großvater handeln muss, der das Mittel für die ewige Jugend entdeckt hat.

Opa Melvin schafft Ellie Selbstbewusstsein mit auf den Weg zu geben, an Sachen zu glauben, an die außer ihr niemand glaubt, stolz auf das Versuchen zu sein, auch wenn Dinge scheitern. Eigene Wege zu gehen, auch wenn einen keiner darauf begleitet.

"Ich bin stolz auf dich", sagt mein Großvater.
"Aber ich habe es nicht geschafft", entgegnete ich.
Er schüttelt den Kopf. "Wissenschaftler scheitern ständig. Du hast es versucht. Das ist alles, was zählt. Du darfst nie lockerlassen. Genau wie Marie Curie."
Es fühlt sich wie ein Kompliment an.
"Was hat sie gemacht?"
"Marie Curie hat einen Nobelpreis für ihre Arbeit über Röntgenstrahlen gewonnen."
"Denkst du, ich könnte einen Nobelpreis gewinnen?", frage ich.
"Natürlich", sagt er ohne jedes Zögern.
Und ich glaube ihm. (S.70)

Gerade in der Middle School ist es gang und gäbe das sich Wege der Freundschaft trennen, weil vorher unzertrennbare Freunde plötzlich völlig unterschiedliche Interessen entwickeln. Personen wie Ellie, brauchen trotz innerer Stärke, manchmal einen Schubs in die richtige Richtung, gerade wenn selbst ihre Eltern ein ganz anderes Leben als sie selbst Leben und die Faszination für das neue Interessengebiet nur schwer erfassen können.

Ihr Gesicht nimmt einen weicheren Ausdruck an.
"Du weißt ganz schon viel darüber", sagt sie.
Da könnte sie recht haben.
"Trotzdem fehlt diesen Geschichten eine Prise Romantik", erklärt meine Mom.
"Es gibt sehr viel Romantik", beharre ich.
Sie wirkt verwirrt. "Wirklich? In wen sind sie verliebt?"
"In das Mögliche." (S.113)

Dank Onkel Melvin und dem coolen und jungen Ray, der die Leidenschaft der beiden für die Wissenschaft teilt, hat Ellie nun eine richtig coole Clique, in der sie als Mädchen mit Theater- und Filmeltern ihrem Traum Wissenschaftlerin zu werden nachgehen darf.

Scheitern ist nicht schlimm! Etwas nie versucht zu haben, DAS ist schlimm!

Bewertung vom 10.10.2015
Keiner hält Don Carlo auf
Scherz, Oliver

Keiner hält Don Carlo auf


sehr gut

Auf "Keiner hält Don Carlo auf" bin ich in erster Linie durch die Illustrationen von Peter Schössow aufmerksam geworden und weil mich die Beschreibung ein wenig an eine meiner Lieblingszeichentrickserien aus meiner Kindheit erinnert hat - "Marco" - da auch hier ein Junge alleine auf Reisen zu einem Elternteil in einem anderen Land geht.

Carlos italienischer Vater lebt seit der Trennung von seiner Mutter in seiner Heimatstadt Palermo. Nachdem Carlo nun bereits mehr als fünf Monate darauf wartet, dass sein Vater zurück zu ihm und seiner Mutter nach Bochum kommt, macht er sich alleine auf den Weg nach Palermo, um ihn nach Hause zu holen.
Vorrangig schildert Oliver Scherz in seinem Buch Carlos Erlebnisse auf der Reise und die Bekanntschaften, die er währenddessen schließt, hier hat der Junge sowohl positive als auch sehr negative Begegnungen zu verzeichnen, allesamt jedoch sehr aufregend und einprägsam geschildert, mit Nebencharakteren, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben, auch wenn ihr Auftritt in der Geschichte kurz ausfällt.

Die Gründe für die Trennung seiner Eltern werden schnell aus dem Kontext klar, Carlos Vater ist ein "typischer" Italiener: spontan, ein Maulheld, ein guter Freund mit einem Herz aus Gold, doch leider nicht besonders zuverlässig.
Bei aller Liebe hat Carlo die negativen Seiten seines Vaters schon häufig genug am eigenen Leib erfahren müssen, um zu wissen, das die Trennung der Eltern nicht die alleinige Schuld der Mutter sein kann und die Sachen seines Vaters wohl doch dauerhaft ihr Dasein im Keller fristen müssen.

'Ich habe mich ja auch schon gefragt, warum sich ein Bär von einer Fliege davon jagen lässt. Das macht ein Bär doch höchstens, wenn er sich ganz klein fühlt, wenn er ein richtig schlechtes Gewissen hat. Vielleicht wurde Papa nicht davongejagt, vielleicht hat er sich auch einfach nur verkrümelt.' (S.39)

Die Illustrationen von Peter Schössow sind schwarzweiß-Vignetten über jedem Kapitelanfang, zudem kleine Icons zwischendurch, die passend zur Reise an Hinweisschilder erinnern. Mich begeistert diese Art der Illustration, jedoch weiß ich nicht, ob ich als Kind mit dieser Art Bilder allzu viel hätte anfangen können.
So gibt es sowohl bei der Ausstattung als auch der Erzählweise der Geschichte ein paar kleine Kritikpunkte, die mich für das Lesealter von 8 Jahren nicht gänzlich überzeugen konnten:
Carlos Reise hat mich sehr gut unterhalten und verarbeitet die Trennung von Eltern aus einem Blickwinkel, der noch nicht so ausgelutscht ist und zum Nachdenken und Diskutieren einlädt. Neben dem typisch italienischen Verhalten von Carlos Vater bedient die Geschichte allerdings etwas zu viele Klischees und phasenweise waren mir die Ereignisse auf Carlos Reise etwas zu "phantastisch".
Die Aufarbeitung der Probleme seiner Eltern hätte am Ende noch etwas intensiver ausfallen können, damit Kinder, die die Geschichte alleine lesen nicht so in der Luft hängen bleiben. Als Erwachsener hat mir das Ende zwar sehr gut gefallen, aber für das empfohlene Lesealter finde ich es zu offen. So würde ich die Geschichte eher empfehlen sie mit einem älteren Familienmitglied gemeinsam zu lesen und zu besprechen oder als Schullektüre im Rahmen einer Erarbeitung von familiären Problemen.

Trotz kleiner Kritikpunkte eine kurzweilige und tiefgründige Geschichte über die abenteuerliche Reise eines kleinen, sehr sympathischen Jungen mit der Mission, seine zerbrochene Familie wieder zusammen zu führen.

Bewertung vom 08.10.2015
Solitaire
Oseman, Alice

Solitaire


sehr gut

Nach "This Song will save your Life" bin ich mit "Solitaire" an ein weiteres Buch geraten, das von Jugendlichen handelt, welche scheinbar nicht in der Lage sind ein ausgefülltes Sozialleben zu führen neben Facebook, Twitter und Co.
So geht es auch der Hauptfigur Victoria "Tori" Spring und ihrem beinahe gleichaltrigen Bruder Charlie, nur dem siebenjährigen Oliver - dem jüngsten der Geschwister - merkt man noch die reine Lebensfreude an, der ein Kind gegenüber einem Jugendlichen fähig ist.

Es ist gar nicht so, dass Tori keinerlei Freundschaften oder familiäre Bindungen pflegt, aber manchmal ist ihr das Sozialleben einfach zu viel und zu anstrengend und sie lieber für sich alleine. Bis zu dem Tag, als sie in der Schule einer Spur von Post-Its folgt, die zu einer leeren Webseite namens "Solitaire", einem faszinierenden Jungen namens Michael Holden und ihrem Freund aus Kindertagen Lucas Ryan, führt.

Wahrscheinlich hätte sich Tori ihrer Art gemäß aus der Solitaire-Geschichte herausgehalten, wenn "Solitaire" nicht genau auf ihre Interessen zugeschnitten wäre und so die ersten Stimmen laut werden, ob sie nicht selbst dahinter steckt. Tori gerät wider Verlangen in ein Gefühlschaos zu dem faszinierenden Michael Holden, ihrem früheren Schulfreund Lucas und ihrem erneut selbstmordgefährdeten Bruder Charlie, der seit Kindheitstagen an einer ausgespägten Manie, Essstörungen und messiehaften Zügen leidet. Tori selbst ist kein so stabiler Charakter, dass sie in diesem Trubel sich nicht selbst verlieren könnte. Doch aus dem Kreis der Protagonisten zeichnen sich zwei ab, die sich Halt geben können, aber erst einmal die Größe beweisen müssen, sich ihre Zuneigung zueinander einzugestehen.

Tori ist ein sehr schwieriger, aber auch liebenswertiger Charakter, ich mochte ihr Faible für 80er Jahre Filme, ihre Bindung innerhalb der Familie und ihre Sicht auf alltägliche Dinge, mit ihr steht und fällt der Roman. Ich denke, um "Solitaire" zu mögen, muss man Tori verstehen und mögen und vielleicht auch schon Kontakt zu psychischen Erkrankungen gehabt haben, da die Geschichte sehr sperrig ist und entdeckt werden will, um Tori zu zitieren "man muss praktisch der Protagonist werden".

'Bestimmt gibt es ein paar Bücher, die mir gefallen würden, wenn ich es über die ersten Seiten hinaus schaffen würde, aber ich versuche es erst gar nicht. Ich kann keine Bücher lesen, weil ich weiß, dass nichts davon der Realität entspricht. Ja, ich bin scheinheilig. Filme entsprechen auch nicht der Realität und ich liebe sie trotzdem. Aber mit den Büchern ist es anders. Wenn man einen Film schaut, ist man eine Art Außenstehender, der nur zusieht. Wenn man ein Buch liest, ist man mittendrin. Man ist praktisch der Protagonist.' (S.154)

Auch wenn das Buch den typischen Lesern von Jugendbüchern nur bedingt liegen wird, es vor dem Ende wegzulegen wird trotzdem schwerfallen: wie die Bindungen der einzelnen Personen zueinander sich im Laufe der Geschichte entwickeln und die Auflösung, wer oder was hinter "Solitaire" steckt, machen einfach zu neugierig, um das Buch vorzeitig abzubrechen.
Bemerkenswert ist die Sprache, die die damals gerade mal siebzehnjährige Alice Oseman in ihrem Debütroman verwendet: wüsste man nicht um ihre Jugend, hätte der Roman auch von einem Erwachsenen geschrieben sein können.

Bewertung vom 06.10.2015
Cleo und der total (un)coole Kuchenclub
Polák, Stephanie

Cleo und der total (un)coole Kuchenclub


ausgezeichnet

"Na, das ist ja niedlich. Die Außenseiter rotten sich zusammen und essen rosa Kuchen...]
"Ja, da hat sie recht. Die einen gründen den Cheerleader-Club mit dem albernen Namen Pink Angels und wir den total uncoolen Kuchenclub. (S.25)

Nach dem Wechsel von der Grundschule in das Gymnasium der fünften Klasse steht Cleo vor einer Entwicklung wie so viele andere Schülern vor ihr; ihre beste Freundin Emma und sie entwickeln sich in völlig anderen Richtungen. Die eher unsportliche Cleo bleibt dem Lesen treu und bringt sich immer mehr in n die geplante Kuchentheke ihrer Eltern "Dem Tortenparadies" ein. Emma hat in den Ferien ihre Leidenschaft für das Reiten für sich entdeckt und wird Mitglied bei den Cheerleadern der Schule, die sich schon bald Pink Angels nennen. Und gerade Pinke Tussis waren früher bei Cleo und Emma total unten durch! Wenn Cleo oder Emma versuchen sich anzunähern und die alte Freundschaft wiederaufleben zu lassen, dann fährt die fiese Cheerleader-Hexe Fee mit bösem Mobbing dazwischen. Ob es für Cleos und Emmas Freundschaft überhaupt noch eine Zukunft geben wird?

Zum Glück hat Cleo in anderen Außenseitern der beiden fünften Klassen weitere Mitstreiterinnen gefunden, die der Cheerleader-Aufführung am Schulfest ein bissfestes Konkurrenzprodukt vor die Nase stellen wollen.

'Als sie später in Bett lag, dachte, sie noch lange nach. Sie war schon seit drei Monaten auf der neuen Schule und hatte keine neuen Freunde kennengelernt. Im Gegenteil, sie hatte ihre beste Freundin Emma verloren. Vielleicht hatte ihr Vater Recht und sie musste Charlotte, Juli und Toni erst etwas besser kennenlernen. Vielleicht würden sie sich ja doch irgendwann gut verstehen, Sie dachte an die Cheerleader-Clique und stellte sich ihren Vierertrupp daneben vor. Sie musste über den krassen Gegensatz lachen. Die IN-Clique und die Außenseitergruppe. Aber besser als alleine bleiben allemal, oder?' (S.57)

Da die Vier dank Probeessen bei Cleos Mama und den Lehrstunden bei Cleo Spaß am Backen gefunden haben, die Schulkasse aufpolieren, sowie Werbung für das neugestartete Tortenparadies starten wollen, raufen sie sich zu dem ungleichen wie uncoolen Kuchenclub zusammen und schaffen auf der Veranstaltung eine Sensation!

Hier stellt es sich heraus, dass es viel mehr Wert bedeutet in einer Gruppe zu arbeiten, die Fähigkeiten nicht nach Sympathie, sondern nach Können zu vergeben. Wo im Kuchenclub alles nach Plan oder zumindest zurück in die Spur läuft, droht sich in der Cheerleader-Clique eine unausweichliche Katastrophe an.
Ein Team muss zusammenarbeiten können, ein Team mit einem Leader, der nicht kritikfähig ist, ist schlechter als sein schlechtestes Glied in der Truppe.
Mit dem Wissen und Können, welches sich der der uncoole Kuchenclub angeeignet hat, sind sie sogar gleich dreifache Gewinner: sie sind teamfähig, lassen jeden der Gruppe ebenbürtig zu Wort kommen und haben neue beste Freunde gewonnen. UND: Sie können verzeihen!

Die Geschichte ist hier (erstmal?) fertig, dank der Autorin können die Leserinnen jedoch 10 der Kuchenköstlichkeiten nachbacken, die dieser Kinderroman enthält und die jedes Mal optimal in die Stimmung der einzelnen Kapitel integriert sind.

Da es mit den typischen Geschmäckern in diesem Alter spielt, kommen bei uns eigentlich alle Rezepte zum Nachbacken in Frage, ganz vorne auf der Planung steht allerdings das Grübelgebäck.

Bewertung vom 22.09.2015
Luzies verrückte Welt
Lott, Anna

Luzies verrückte Welt


ausgezeichnet

Luzie ist die Heldin eines Comicromans, die Handlung beginnt zwei Tage bevor sie in die dritte Klasse der Grundschule kommt. Das Buch ist aus ihrer Perspektive geschrieben in Tagebuchform. So umfasst die Handlung gerade mal eine Woche, was man gut verfolgen kann, da neben den durchnummerierten Kapiteln immer der betreffende Tag aufgeführt ist. In einer Woche kann aber jede Menge passieren: nicht nur, dass Luzie jetzt einen eigenen Haustürschlüssel und ihr eigenes Zimmer hat, muss sie sich so kurz vor Schulbeginn Gedanken machen, wie sie möglichst wenig in der Schule auffällt, denn in ihre Klasse geht neben ihrer besten Freundin Bella auch die gemeine Horrorbande, die sich in jedem Schuljahr ein Kind aussucht, das kleiner ist als sie, und dieses dann in jeder Schulpause quälen. Nur wie soll sie es anstellen, möglichst wenig aufzufallen, wenn sich die neuen Nachbarn als Anführer Leon und seine Eltern herausstellen? Gar nicht - denn Leon entpuppt sich als böser Tierquäler - was die tierliebende Luzie natürlich nicht dulden kann - so dass sie es bereits am ersten Tag seines Einzugs schafft in seinen Radar zu raten, als sie ihn davon abhalten will die Schmetterlinge auf dem Balkon zu quälen...

Es gibt zwar mittlerweile Comicromane wie Sand am Meer, sowohl für Jungs als auch wie hier für Mädchen, trotzdem kann ich die Geschichte von Luzie und ihrer etwas verrückten Familie sehr empfehlen. Ein wenig hat mich die Geschichte nicht nur wegen der Namensgleichheit der Hauptfigur an "Luzie, der Schrecken der Straße" erinnert, sondern vor allen Dingen wegen der Figur des Leon, der mich an die Figur des Oswald aus dem erwähnten Klassiker der Kinderliteratur erinnert, der bei Lehrern und Eltern immer seine brave Seite heraushängen lässt, während er hinter dem Rücken der Erwachsenen heimlich Kinder und Tiere quält. Dabei besteht der Witz und der rote Faden in der Geschichte vorrangig aus den Strategien von Luzie und Bella, die sie entwickeln, um Leon und die Horrorbande auffliegen zu lassen und den Reaktionen der uneinsichtigen Erwachsenen, die immer an Leons Unschuld glauben und im Laufe der Handlung mehr und mehr in Luzie und Bella die Schuldigen für den Streit zwischen den Kindern suchen, weil ihre Pläne nicht selten anders ausgehen, als die beiden es vorgesehen haben.
Neben den Schmetterlingen vom heimischen Balkon gibt es noch eine viel wichtigere tierische Figur in der Geschichte und dabei handelt es sich um Luzies haarloses Meerschweinchen Herkules, das eines Tages entführt wird. Dahinter kann nur Leon stecken und nun geht es nicht mehr nur um die Wahrheit über die Horrorbande, sondern um Leben und Tod!

Durch die Tagebuchform und die zahlreichen Illustrationen von Lucie Göpfert - die gerade die Szenen mit Situationskomik unheimlich gut hervorheben und noch witziger werden lassen - liest sich das Buch weg wie nichts. Gerade für Leseanfänger oder Lesemuffel finde ich Comicromane immer wieder empfehlenswert. Zudem überzeugt Anna Lotts Debüt mit verrückten Figuren, die man in der ein oder anderen Art selbst schon begegnet ist. Sei es die zerstreute Mutter, die vorurteilsbehafteten Lehrer, die Sorte Eltern, die immer nur das Beste auf ihr Kind geben, egal was sie von anderen zu hören bekommen oder die beiden Freundinnen Luzie und Bella, die zusammen durch dick und dünn gehen, egal was passiert. Bleibt zu hoffen, das es weitere Abenteuer der beiden geben wird. Die Mission aus "Luzies verrückter Welt" ist am Ende der Geschichte zwar erfolgreich gelöst, aber das witzige Ende deutet darauf hin, dass sich weitere Schlachten zwischen dem sympathischen Freundinnenduo und der Horrorbande entwickeln könnten ;)

Bewertung vom 20.09.2015
BUCH - 'Mein Name ist Buch und nun erzähle ich euch meine Geschichte'
Agard, John

BUCH - 'Mein Name ist Buch und nun erzähle ich euch meine Geschichte'


ausgezeichnet

Mit "Mein Name ist Buch" ist John Agard ein sehr persönliches und vom Stoff her jugendgerecht aufgearbeitet Sachbuch zum Thema Buch gelungen.
Das Buch selbst erzählt hier seine Geschichte, von Tontafeln und der Erfindung des Alphabets bis hin zu seiner hundert- und tausendfachen Vervielfältigung über Druckmaschinen bis zum digitalen Zeitalter, in dem dem "analogen" Buch der ebookreader gegenübersteht.
Aufgelockert wird die Geschichte durch zahlreiche O-Töne und Zitate zeitgenössischer Schriftsteller [Wissen Sie, dass Bücher nach Muskatnuss oder sonstwelchen fremdländlichen Gewürzen riechen? Als Junge habe ich immer daran geschnuppert. Gott, was gab es schöne Bücher, Bevor wir davon abkamen. Ray Bradbury (1938-2012), amerikanischer Schriftsteller, in seinem berühmten Roman Fahrenheit 451].
Neil Packer schmückt das Buch mit zahlreichen Schwarzweißillustrationen: stilisierten Hieroglyphen oder Pflanzen aber auch einigen verspielten Bildern.

Neben historisch verbürgten Tatsachen wie der Bücherverbrennung während des zweiten Weltkriegs, liest man auch Anekdoten, dass der Zutritt in Büchereien früher für Kinder und Hunde verboten war,
Obwohl das Thema für ein jugendliches Publikum aufgearbeitet wurde, liest sich die Geschichte auch für Erwachsene sehr interessant, auch wenn man sich gerne in den einen oder anderen Punkt weiter vertieft hätte.
Im Anhang zählt der Autor jedoch zahlreiche Quellen auf, die vielleicht des Potential bieten favorisierte Punkte weiter auszuschöpfen. "Mein Name ist Buch" ist in jedem Fall ein schön gestalteter und kurzweilig geschriebener Einstieg in die Entstehungsgeschichte des Buches bis zu seiner heutigen Entwicklung, die Lust auf mehr macht!

Das bunte Cover zieren zahlreiche Gegenstände, die mit dem Buch zu tun haben - es erweckt die Lust in seinem Inneren zu erfahren, wie welche Gegenstände mit dem Buch in Verbindung stehen.

"Buch" ist ein leicht zu lesendes Buch, das viel Bekanntes aber auch Neues über unseren treuen Begleiter aus Papier verrät.

Bewertung vom 11.09.2015
Affenbruder
Oppel, Kenneth

Affenbruder


ausgezeichnet

"Affenbruder" spielt in den 70er Jahren in Kanada, zu einer Zeit, als die Sprachforschung bei Primaten ihren Höhepunkt erreichte. Mir gefiel es besonders, wie Kenneth Oppel mit Beschreibungen und Benennen der damaligen Mode, Musik und Filme die Atmosphäre der damaligen Zeit erlebbar macht, ohne den Zeitraum, in dem die Geschichte spielt, gleich zu Anfang konkret zu beziffern.

Hauptfigur dieser Geschichte ist der 13jährige Ben, der durch die Arbeit seiner Eltern einen ungewöhnlichen Halbbruder bekommt: für ein Projekt nehmen seine Eltern einen jungen Schimpansen ins Haus, der im Alter von wenigen Tagen von seiner Mutter getrennt wurde. In Bens Elternhaus soll er wie ein Mensch aufwachsen und in ihrer Gesellschaft im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments die Zeichensprache erlernen, um damit den Beweis zu erbringen, dass ein Primat die Fähigkeit besitzt die menschliche Sprache zu verstehen und zu verwenden. Während Zan - wie Ben den jungen Schimpansen nennt - für Ben und seine Mutter bald tatsächlich zur Familie gehört, bleibt er für Bens Vater ein reines Forschungsobjekt. Als das Projekt scheitert, wird Ben gnadenlos mit der Kehrseite der Medaille der Wissenschaft konfrontiert. Während das Projekt noch erfolgversprechend verlief, war sich die Familie der finanziellen Unterstützung der Hochschulen sicher, der Vater auf dem besten Weg eine Koryphäe im Bereich der Sprachforschung zu werden, nach dem Scheitern des Versuchs steht die Familie vor dem Problem einen Platz für Zan zu finden, wo er weitmöglichst artgerecht weiterleben kann und nicht als Tier für Laborversuche endet.

Kenneth Oppel schafft es das Thema von vielen Seiten kritisch und trotzdem mit einer gewissen Objektivität auszuleuchten, so dass der Leser zwar mit vielen Fakten über die Sprachforschung mit Primaten zur Zeit der 70er Jahre gefüttert wird, ansonsten aber durch verschiedene Hinweise und Zitate auf Forschungen, Einrichtungen und Verfilmungen auf eigene, weitere Recherche verwiesen wird, insofern er Interesse an dem Thema gefunden hat.

Neben dem Hauptstrang der Geschichte, der sich mit dem Für und Wieder der Forschung an und mit Tieren widmet, erzählt Kenneth Oppel anhand der ungewöhnlichen Patchworkfamilie von den Problemen eines heranwachsenden Jungen mit seinem Umfeld und seinen Eltern und von seiner ersten Liebe.

Die Geschichte ist sehr emotional und intensiv, besonders mit dem Wissen, dass sich solche Experimente so oder ganz ähnlich in den 70er Jahren tatsächlich ereignet haben. Kenneth Oppel zitiert einige wahre Begebenheiten, wie die ersten Affen im Weltall, die ständig daran erinnern, was Tieren in der Forschung in den letzten Jahrzehnten angetan wurde und das der Mensch bis heute nur wenig mehr respektablen Umgang mit seiner Umfeld gelernt hat.
Dass Zan trotz seinen ersten Monaten innerhalb einer menschlichen Familie immer noch seine tierischen Instinkte bewahrt hat, lässt umso intensiver über die Frage nachdenken, wie weit Forschung mit Tieren gehen darf.
Ben - und vielleicht auch der eine oder andere Leser - lernt, dass die Liebe zu einem Tier, auch wenn Zan für Ben in der Geschichte tatsächlich zu einem Bruder wird, einen zwingt für dessen Wohl und schlimmstenfalls gegen die eigenen Gefühle zu entscheiden. "Affenbruder" ist eine emotionale und berührende Geschichte über ungewöhnliche Familienbande und der Notwendigkeit manchmal zum Wohle eines Freundes Loslassen zu können und den anderen sein eigenes Leben leben zu lassen. Abgesehen vom jugendlichen Alter des Protagonisten wird hier ein wichtiges Thema derart umfassend und kritisch behandelt, dass der Roman auch für erwachsene Leser eine ansprechende und interessante Lektüre bildet.

Kenneth Oppel ist für mich einer der besten Jugendbuchautoren der heutigen Zeit. Egal ob fantastische Literatur, Neuinterpretationen von Klassikern, Reihen oder Stand Alones - Oppel kann einfach alles... und das grandios!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.09.2015
Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens
Fitzgerald, Sarah Moore

Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens


ausgezeichnet

'Es ist kein normaler Apfelkuchen, wenn man das erste Stück gegessen hat, weiß man, das alles wieder gut wird.' (Rückentest)

Was aber ist, wenn es diesen wundersamen Apfelkuchen nicht in einem Märchen gibt, sondern in einer kleinen irischen Küstenstadt und dieser wundersame Apfelkuchen wird von einem Jungen gebacken, immer im gerade richtigen Moment, wenn er mit seiner besonderen Begabung gebraucht wird.

'Oscars Hobby war es, Menschen zu retten. Ständig rettete er irgendjemanden. Er reparierte Sachen, die Kaputtgegangen waren, und fing Leute auf, die hinfielen. So ein Talent bemerkt man nicht sofort. Steve meinte, dass Oscar eine Spezialbegabung besitze und Dinge riechen könne, bei denen man gar nicht denken würde, dass sie einen Geruch haben - ...' (S.45)

Was ist, wenn ein solcher Junge in eine Situation gerät, in der er selbst Hilfe benötigt und seine beste Freundin Meg zu diesem denkbar ungünstigen Zeitpunkt am anderen Ende der Weltweilt? Da Oscars und Megs kleine Welt von einer bösen Fee (im übertragenen Sinne - wir sind hier nicht im Märchenland, die böse Fee ist ein ganz gemeiner und ordinärer Stinkstiefel, der auf den Jungen mit seinem besonderen Talent eifersüchtig ist, und deshalb die Situation als seine Freundin Meg nicht eingreifen kann, dazu nutzt ihn zugrunde zurichten.) auf den Kopf gestellt wird - verschwindet er einfach... Und niemand außer Oscars kleinem Bruder Steve hegt auch nur einen Funken Hoffnung, dass Oscar noch am Leben sein könnte.
Lange bekommt Meg nichts davon mit, was sich in ihrer Abwesenheit in ihrem irischen Heimatstädtchen abgespielt hat. Mit ihrer unguten Meinung der bösen Fee Paloma gegenüber scheint sie alleine dazustehen, aller anderen sind von dem hübschen und zuvorkommenden Mädchen begeistert und geblendet. Mit Hilfe eines älteren Witwers, dem Oscar in der Vergangenheit zu seiner Lebensfreude zurückgeholfen hat, schafft Meg Oscar wieder ins rechte Licht zu rücken und holt ihn damit ins Leben zurück.

'Ich hätte nie gedacht, dass ich den Kontakt zu ihm verlieren könnte - bis es soweit war. Ich glaubte, ich hätte meine Gründe. Aber wie es sich zeigte, waren es keine guten Gründe. Wie es sich zeigte, sollte man zu Menschen, die einem wichtig sind, die den Kontakt verlieren, Dafür gibt es keine Entschuldigungen.' (S.99)

In Anlehnung an den Apfelkuchen erzählt Sarah Moore Fitzgerald das Buch in Stücken, das erste Kapitel heißt "Das erste Stück" und das zieht sich durch bis "Das letzte Stück".

"Das Apfelkuchenwunder" ist eine Geschichte über eine enge Freundschaft, die zeigt, dass gerade in Phasen von örtlichen Trennungen auf lange Zeit nichts so wichtig ist wie immer an Wahrheit und Vertrauen festzuhalten, zu seinen Gefühlen zu stehen und über alles zu reden. Denn nur so hat kein Stinkstiefel der Welt Macht darüber etwas auseinanderzubringen was eigentlich zusammengehört.
Sarah Moore Fitzgerald erzählt eine Freundschaftsgeschichte mit magischem Einschlag, die auf sehr berührende Weise näher bringt, wie wichtig es ist über alles reden zu können und dass man immer auf sein Bauchgefühl und sein Herz hören sollte statt auf die Worte Dritter. Man empfindet starke Empathie mit Meg und Oscar und schließt über der letzten Seite das Buch mit dem angenehmen Gefühl zwei wertvolle Personen kennengelernt zu haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2015
Teslas irrsinnig böse und atemberaubend revolutionäre Verschwörung / Tesla Bd.2
Shusterman, Neal;Elfman, Eric

Teslas irrsinnig böse und atemberaubend revolutionäre Verschwörung / Tesla Bd.2


ausgezeichnet

Die spannende Geschichte von Nick, der nach einem Umzug auf dem Dachboden des neu bezogenen Hauses auf alte Erfindungen des genialen Nikola Tesla gestoßen ist im Kampf gegen den Geheimbund der Accelerati, die diese für ihre eigenen und bösen Zwecke einsetzen wollen, geht in die zweite Runde!

'Wenn man einen Privatflohmarkt veranstaltet und ahnungslosen Nachbarn seinen alten Schrott andreht, hofft man eigentlich, der Kram würde auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Doch wenn es sich bei diesem "Schrott" zufälligerweise um die verschollenen Erfindungen des größten Wissenschaftlers aller Zeiten handelt, denkt man sich hinterher: "Upps".' (S.20)

Nach dem atemberaubenden Showdown des ersten Bandes verfolgen Nick und seine Freunde weiterhin die Mission, alle verkauften Erfindungen zurück zu erlangen, damit sie zu einer Apparatur zusammengesetzt werden können, dem Far Range Energy Ermitter, kurz F.R.E.E., dem Lebenswerk Nikola Teslas. Den erbitterten Kampf um diese Apparatur gegen die Accelerati musste einer von Nicks Freunden bereits mit dem Leben bezahlen und auch vor weiteren Anschlägen schrecken die Accelerati nicht zurück. Sie haben Verbündete in den Reihen der Freunde, von denen diese nichts wissen, sie kontrollieren Nicks Umfeld, unter anderem dadurch, dass sie Nicks Vater in ihrer Firma angestellt haben, zudem sind weitere Charaktere mit den Accelerati verbunden, bei denen man dies nicht ahnen konnte, und deren Offenlegung zu ebenso genialen Überraschungseffekten wie im ersten Band führt.
Shusterman und Elfman überzeugen weiterhin mit einem skurrilen und aberwitzigem Humor, die Erfindungen Nikola Teslas sind ebenso verrückt wie genial und man fiebert regelrecht mit Nick und seinen Freunden auf der Suche nach ihnen mit, immer mit dem Schrecken im Hinterkopf, dass die Accelerati ihnen einen Schritt voraus sein könnten und ihnen den Schatz vor der Nase wegschnappen. Nichts desto trotz ist der zweite Band der Trilogie auch ernster und fieser: die Freundschaftsbande zwischen Nick und seinen Verbündeten werden harten Prüfungen unterzogen, die Methoden der Accelerati gegen die Freunde werden immer härter und kompromissloser. Während man Band eins noch guten Gewissens gemeinsam mit technisch interessierten achtjährigen lesen konnte, ist es bei dieser Geschichte ratsam sich an die Altersempfehlung des Verlags von etwa 11 Jahren zu halten. Dafür wird die Story aber für Erwachsene immer attraktiver, da die wissenschaftlich-technische Schiene einen großen Raum einnimmt und die Charaktere vielschichtig und interessant gestaltet sind. Man verfolgt nicht nur gespannt die Weiterentwicklung der Hauptcharaktere, auch was die Nebencharaktere angeht, sorgen die beiden Autoren immer wieder für interessante Impulse. Es werden neue Gestalten eingeführt, die der Geschichte unverbrauchte und originelle Facetten geben und die bereits bekannten Figuren entwickeln sich in Richtungen, die man nicht erwartet hätte oder die für neues Konfliktpotential in der Story sorgen.

Sollte dies überhaupt möglich sein, endet dieser Band noch fieser als Band eins. Nach dem Ende sieht es trotz errungenen Schlachten im Kampf gegen die Accelerati für Nick sehr danach aus, als würde der Sieg letzten Endes an die Gegenseite gehen. Kann er noch auf die Unterstützung seiner Freunde zählen, oder haben die Accelerati mittlerweile zu viele Asse auf der Hand, als das Nick ob mit oder ohne Unterstützung Teslas bahnbrechender Erfindung zu der verdienten Anerkennung verhelfen kann?

Die Accelerati-Trilogie ist besonders für jugendliche männliche sowie erwachsene Leser geeignet, die ein Faible für Technik haben und einem ausgeprägten Sinn für schrägen Humor.

Reihen-Info:
Accelerati 1: Teslas unvorstellbar geniales und verblüffend katastrophales Vermächtnis (Tesla's Attic)
Accelerati 2: Teslas irrsinnig böse und atemberaubend revolutionäre Verschwörung (Edison's Alley)
Accelerati 3: Hawking's Hallway (Februar 2016, noch ohne dt. Titel und Erscheinungstermin)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.