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Benutzername: 
KimVi
Wohnort: 
Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


sehr gut

Josie ist Anfang 40 und seit Jahren mit Bengt zusammen. Nun ist Josie ungeplant schwanger. Für Bengt ist sofort klar, dass er das Kind nicht will. Denn er ist verheiratet - und zwar nicht mit Josie. Außerdem hat er schon zwei Kinder. Für Josie ist nicht klar, was sie eigentlich will. Denn dieses Kind könnte ihr letzte Chance sein, Nachwuchs zu bekommen. Doch ist sie dem überhaupt gewachsen? Kathi hat ganz andere Sorgen. Nach fast 50 gemeinsamen Ehejahren ist Werner unerwartet verstorben. Was soll nun werden? Enkelkinder sind nicht in Sicht. Ihr Sohn ist ihr mit den Jahren sogar fremd geworden. Durch Zufall lernt Kathi Josie kennen. Zwischen den beiden herrscht sofort eine ganz besondere Verbindung....

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, dabei stehen Josie und Kathi abwechselnd im Zentrum des Geschehens. Beide sind an einem Scheideweg in ihrem Leben angekommen. Der Autorin gelingt es hervorragend, die beiden unterschiedlichen Frauen zu beschreiben und das, was Josie und Kathi bewegt, zu vermitteln.

​​​​​​​Der Schreibstil ist ruhig und angenehm lesbar. Zwischen den Zeilen nimmt man eine einzigartige Atmosphäre wahr, in der man sich wohlfühlt. Dadurch kann man sich mühelos auf die Handlung einlassen. Die Entwicklung der Frauen und die ihrer Freundschaft wird glaubhaft vermittelt. Probleme, Missverständnisse und heikle Themen fließen dabei feinfühlig in die Handlung ein. Dadurch liest sich das Buch nicht nur beinahe von selbst, sondern regt außerdem zum Nachdenken an. 

Ein feinfühlig erzählter Roman, der zum Nachdenken anregt. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2021
Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2
Graw, Theresia

Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Nach der Vertreibung aus Ostpreußen und der überstandenen Flucht, wurden die Twardys  auf einem kleinen Hof in der Lüneburger Heide einquartiert. Das Leben ist beengt und man begegnet den Vertriebenen eher misstrauisch. Dora träumt davon, eines Tages als Tierärztin zu arbeiten. Doch die Universitäten im Westteil Deutschlands lehnen ihre Bewerbung ab. An der Ost Berliner Universität wird Dora allerdings angenommen. Deshalb siedelt sie mit der kleinen Clara in den Ostteil von Berlin über. Sie hofft außerdem, dort ihre große Liebe Curt von Thorau  wiederzufinden. Denn eine Adresse in Berlin scheint eine vielversprechende Spur zu sein. Doch dann erfährt Dora, dass Curt seit Jahren im Gefängnis der DDR sitzt. Sie setzt alles daran, ihn zu sehen und beginnt um seine Freilassung zu kämpfen... 

"Die Heimkehr der Störche" ist die Fortsetzung von "So weit die Störche ziehen". Auch wenn man den zweiten Band sicher auch dann lesen kann, wenn man den ersten nicht kennt, ist es ratsam, bei dieser Saga die Reihenfolge einzuhalten. Denn dann kann man die Schicksalsschläge und die damit verbundene Weiterentwicklung der Charaktere einfach besser nachvollziehen. 

Der erneute Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es wieder hervorragend, Handlungsorte und Protagonisten so zu beschreiben, dass man alles vor Augen hat und dadurch ganz ins Geschehen eintauchen kann. Es ist eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Man kann Doras Wünsche und Gefühle nachvollziehen. Dennoch beobachtet man mit gemischten Gefühlen, wie sie in den Ostteil Berlins zieht und sich dort eine Zukunft aufbauen will. Die Handlung ist durchgehend interessant und überzeugt durch eine glaubhafte historische Hintergrundkulisse. Man fiebert mit Dora mit und hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird. Dadurch gerät man früh in den Sog der Ereignisse und fliegt förmlich durch das Buch. 

Eine eindringlich und mitreißend geschilderte Fortsetzung, die auf ganzer Linie überzeugt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.08.2021
Herzklopfen unterm Sternenhimmel
Engel, Cornelia

Herzklopfen unterm Sternenhimmel


sehr gut

"Herzklopfen unterm Sternenhimmel" ist der zweite Band der "Verliebt-auf-Borkum-Reihe". Man kann diesen Teil aber auch dann problemlos lesen, wenn man den ersten nicht kennt. Wenn man Vorkenntnisse hat, dann kann man sich allerdings über ein Wiedersehen mit bereits bekannten Charakteren freuen.

In diesem Band stehen Tierarzt Hark und Kneipenbesitzerin Ella im Zentrum der Ereignisse. Die beiden kennen sich von Kindesbeinen an und waren vor Jahren ein Liebespaar. Doch dann haben sie sich getrennt und andere Partner geheiratet. Hark ist mittlerweile Witwer und Ella geschieden. Da wäre es doch perfekt, wenn die beiden wieder zusammenfinden würden. So sieht es jedenfalls Harks Mutter Frauke. Sie beginnt deshalb, alle Register zu ziehen, um Hark und Ella zu verkuppeln. Leicht machen es ihr die beiden nicht. Denn Hark liebt sein Single-Leben und seinen Beruf, den er quasi rund um die Uhr ausübt. Und auch Ella hat gerade andere Sorgen, denn sie zieht ihren Sohn Rasmus alleine groß und muss sich außerdem um ihre Mutter kümmern. Außerdem hat ein Großinvestor ein Auge auf den Standort ihrer Kneipe geworfen und will sie mit allen Mitteln zum Verkauf drängen. 

Handlungsorte und Protagonisten werden so authentisch beschrieben, dass man sofort das Gefühl hat, selbst auf Borkum zu sein und die Charaktere zu beobachten. Dadurch kann man sich von Anfang an auf die Handlung einlassen und dabei mit den Protagonisten mitfiebern. Man kann mit ihnen lachen, herrlich die Augen verdrehen, aber auch richtig wütend werden, wenn man das Vorgehen, mit dem Ella aus ihrer Kneipe vertrieben werden soll, beobachtet. Die Sorgen, die Ella sich um ihre Mutter machen muss, werden ebenfalls so beschrieben, dass sie glaubhaft und nachvollziehbar wirken. Aufgelockert wird das Ganze durch diverse tierische Protagonisten und die dreisten Verkupplungsversuche der esoterisch angehauchten Frauke. Diese Mischung ist äußerst gelungen, denn das Buch liest sich beinahe von selbst. 

Ein kurzweiliger Liebesroman, der durch lebendige Charaktere und eine gelungene Hintergrundkulisse überzeugt. 

Bewertung vom 29.07.2021
Dein ist die Lüge / Kate Burkholder Bd.12
Castillo, Linda

Dein ist die Lüge / Kate Burkholder Bd.12


ausgezeichnet

Mitten in einem Schneesturm findet der amische Familienvater Adam Lengacher eine halb erfrorene, angeschossene Frau auf seinem Grundstück. Die Frau reagiert ängstlich und bedroht Adam mit einer Waffe. Als es ihm gelingt, die Frau etwas zu beruhigen, erfährt er, dass sie Gina Colorosa heißt. Sie bittet ihn, Kate Burkholder zu informieren. Denn vor vielen Jahren begannen beide Frauen gemeinsam ihre Karriere bei der Polizei. Doch nun ist Gina auf der Flucht und zwar vor den eigenen Kollegen. Gina behauptet, dass sie die Korruption, die unter ihren Kollegen herrscht, aufdecken wollte und dass sie deshalb aus dem Weg geräumt werden soll. Kate weiß nicht, ob sie Gina trauen kann....

"Dein ist die Lüge" ist bereits der zwölfte Fall für die sympathische Polizeichefin Kate Burkholder, die als Amische aufgewachsen ist. Da die Bände in sich abgeschlossen sind, sind Vorkenntnisse aus den vorherigen Teilen nicht unbedingt nötig. Dem aktuellen Geschehen kann man auch dann problemlos folgen, wenn man noch keinen Band aus dieser Reihe gelesen hat, da die Autorin wichtige Details aus Kates Vergangenheit in die Handlung einfließen lässt.

Dieser Fall unterscheidet sich von den Vorgängern. Dieses Mal beobachtet man Kate Burkholder nicht bei ihren Ermittlungen, da sie gemeinsam mit ihrer ehemaligen Studienfreundin im Schneesturm auf Adam Lengachers Farm festsitzt. Die Nachforschungen, was an Ginas Behauptungen dran ist, muss Kate ihrem Lebensgefährten John Tomasetti überlassen. Dennoch ist auch dieser Band durchgehend spannend. Nach und nach erfährt man mehr über Gina, ihre Vergangenheit und ihre aktuellen Behauptungen. Genau wie Kate Burkholder auch, ist man hin- und hergerissen, ob man Gina glauben und vertrauen kann. Denn beim Lesen schleicht sich langsam das Gefühl ein, dass Gina entscheidende Informationen verschweigt. Das führt dazu, dass man bereits nach kurzer Zeit in den Sog der Handlung gerät und unbedingt mehr erfahren möchte.

Die Serie um Kate Burkholder zeichnet sich dadurch aus, dass man viele Einblicke in das Leben der amischen Gemeinde bekommt. In diesem Fall sind die Einsichten fast nur auf die Farm und das Familienleben von Adam Lengacher beschränkt, da Gina und Kate bei ihm eingeschneit sind. Das ist allerdings so gelungen beschrieben, dass man sich sowohl den Schneesturm, als auch das Familienleben mühelos vorstellen kann. Man entwickelt Sympathien für die Bewohner der Farm. Da man nicht sicher sein kann, ob Ginas Kollegen sie finden und brutal in diese Idylle eindringen werden, fiebert man beim Lesen mit den Charakteren mit und spürt dabei stets eine unterschwellige Bedrohung. Die Spannung kann nicht nur durchgehend gehalten werden, sondern steigert sich stetig und gipfelt schließlich in einem grandiosen Finale.

Spannende Lesestunden sind bei diesem Thriller garantiert!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2021
Die gefährliche Mrs. Miller (eBook, ePUB)
Dickson, Allison

Die gefährliche Mrs. Miller (eBook, ePUB)


sehr gut

Phoebe Miller lebt mit ihrem Ehemann in einer gehobenen Wohngegend. Da Phoebes Vater ihr ein immenses Vermögen hinterlassen hat, kann sie sich durch den Tag treiben lassen. Abwechslung liefert die alte Rostlaube, die ständig in der Nachbarschaft parkt. Phoebe fühlt sich beobachtet. Doch sie hat keine Ahnung, warum jemand ausgerechnet an ihr Interesse haben sollte. Ihre Ehe läuft immer schlechter. Als neue Nachbarn in die Wohngegend ziehen, beginnt Phoebe Kontakte zu knüpfen. Das liegt allerdings hauptsächlich an Jake, dem 18-jährigen, äußerst attraktiven Sohn der Familie. Phoebe geht sogar so weit, eine Affäre mit ihm zu beginnen. Und damit kommen Ereignisse ins Rollen, die nicht mehr zu stoppen sind....

Die Handlung ist in zwei Hauptteile gegliedert, die zwischendurch immer wieder durch kleine Abschnitte unterbrochen werden, in denen eine unbekannte Person ihre Sicht der Dinge schildert. Der Grundton dieser Zwischenspiele wirkt bedrohlich und da man nicht weiß, um wen es sich handelt und was die Person damit eigentlich bezweckt, bekommt man beim Lesen ein mulmiges Gefühl. Dennoch startet das Ganze zunächst eher gemächlich. Man verfolgt den Verlauf zwar durchgehend interessiert, doch die erhoffte Spannung lässt auf sich warten. Allerdings nimmt man recht früh eine bedrohliche, angespannte Atmosphäre wahr, die dafür sorgt, dass man förmlich darauf wartet, dass etwas Unheilvolles passiert.

Der zweite Hauptteil wartet mit einer ziemlichen Überraschung auf. Zu diesem Zeitpunkt stellt sich die bisher etwas vermisste Spannung ein. Die Ereignisse überschlagen sich und man weiß nicht, was man eigentlich glauben soll. Die Autorin legt einige Fährten aus, denen man allzu bereitwillig folgt, um dann allerdings festzustellen, dass man keinen Schritt weitergekommen ist und die eigenen Überlegungen überdenken muss. Diese Ungewissheit macht einen großen Reiz aus, sorgt für hohes Tempo und führt außerdem dazu, dass man in den Sog der Handlung gerät. Die Charaktere sind unheimlich schwer einzuschätzen. Jeder scheint etwas zu verbergen und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Und so steuert man auf ein Finale zu, das für weitere Überraschungen sorgt.

Nach einem eher gemächlichen Start, nimmt dieser Thriller dann doch noch ein rasantes Tempo auf, dem man sich kaum entziehen kann.

Bewertung vom 28.07.2021
Das Leben fällt, wohin es will / Hamburg-Reihe Bd.4
Hülsmann, Petra

Das Leben fällt, wohin es will / Hamburg-Reihe Bd.4


sehr gut

Marie lebt ihr Leben so, wie es ihr gefällt. Das bedeutet, keine großen Verpflichtungen einzugehen, sich mit wechselnden Jobs über Wasser zu halten, Party, Spaß und Feiern, die bis in den Morgengrauen dauern. Doch plötzlich erkrankt ihre Schwester Christine an Brustkrebs. Christine bittet Marie darum, zu ihr zu ziehen, sich um die Kinder zu kümmern und ihr durch die schwere Zeit der Chemotherapie zu helfen. Marie sagt sofort zu, denn sie liebt ihre große Schwester. Doch plötzlich verlangt der Vater auch noch von ihr, Christines Arbeit in der familieneigenen Werft zu übernehmen. Darauf hat Marie gar keine Lust, denn der Geschäftsführer Daniel bringt sie mit seiner spießigen Art regelmäßig auf die Palme. Doch es hilft alles nichts, Marie muss für ihre Schwester einspringen. Das Chaos scheint vorprogrammiert....

Die Handlung wird in der Ich-Form, aus der Sicht von Marie, geschildert. Man steckt also quasi in ihrer Haut und bekommt deshalb einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Zunächst wirkt sie nicht unbedingt sympathisch, denn sie scheint nur für den Augenblick zu leben. Partys und Spaß scheinen den größten Stellenwert bei ihr einzunehmen. Doch wenn man sie ein wenig näher kennenlernt, dann ändert sich dieser erste Eindruck schnell. Man kann sich ihrem Charme und dem, was wirklich in ihr steckt, nur schwer entziehen. 

Der Schreibstil von Petra Hülsmann ist locker und leicht. Dennoch gelingt es ihr, Christines Brustkrebserkrankung und die Nebenwirkungen der Therapie, glaubhaft in die Handlung einzuflechten. Man fühlt mit Christine mit und würde sie am liebsten in den Arm nehmen, um sie zu trösten, genießt aber dennoch die Momente, in denen Marie versucht, die Situation aufzulockern. Marie ist alles andere als perfekt, doch man merkt, dass sie versucht, sich für ihre Schwester zu verändern, um ihr beizustehen. Dennoch kommt es natürlich zuweilen zu chaotischen Szenen. Trotz des ernsten Hintergrundthemas ist die Handlung locker, humorvoll und sehr abwechslungsreich. Man kann mit den Charakteren lachen, aber auch mit ihnen weinen. Denn die Gefühle werden authentisch vermittelt. 

Ein wunderbarer Roman, der durch lebendige Charaktere und große Emotionen überzeugt. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2021
Das geheime Lächeln
Storks, Bettina

Das geheime Lächeln


ausgezeichnet

Die Journalistin Emilia Lukin entdeckt in einem Auktionskatalog ein Gemälde, das eine Frau zeigt, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Da das Gemälde Ende der 1930er Jahre entstanden sein soll, keimt in Emilia der Verdacht auf, dass es sich um ihre bereits verstorbene Großmutter Sophie handeln könnte. Sophie galt stets als schwarzes Schaf der Familie. Nie wurde über sie gesprochen. Das Bild weckt Emilias Neugier, endlich mehr über diese Frau zu erfahren. Sie beginnt nachzuforschen und blickt dabei immer tiefer in die Vergangenheit dieser geheimnisvollen Frau...

Die Handlung trägt sich auf unterschiedlichen Zeitebenen zu. Den Großteil der Erzählung nehmen die aktuellen Ereignisse, also Emilias Bemühungen, mehr über ihre Großmutter zu erfahren, ein. Doch immer wieder gibt es Rückblicke in die Vergangenheit, die sich harmonisch in die Handlung einfügen und außerdem für Spannung sorgen. Da die Wechsel entsprechend gekennzeichnet sind, fällt es leicht, die unterschiedlichen Zeitebenen richtig zuzuordnen. 

Bettina Storks beschreibt Handlungsorte und Charaktere in beiden Handlungssträngen äußerst authentisch. Dadurch kann man sich alles mühelos vorstellen und ganz in die Geschichte eintauchen. Die Hintergrundkulisse wirkt so authentisch, dass man schon bald mit den Charakteren mitfiebert und gespannt verfolgt, wie sich langsam das Geheimnis um Emilias Großmutter lüftet. Die Handlung wirkt nicht zu vorhersehbar, denn sie hält einige Überraschungen bereit, die dazu führen, dass man in den Sog der Ereignisse gerät und das Buch nicht eher aus der Hand legen mag, bevor man am Ende angekommen ist. 

Eine fesselnde Geschichte, die man, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen mag. 

Bewertung vom 25.07.2021
Raumfahrer
Rietzschel, Lukas

Raumfahrer


weniger gut

Jan arbeitet in einem Krankenhaus. Eines Tages wird er von einem Patienten angesprochen. Dieser zeigt ihm ein Foto und lädt Jan zu sich ein. Jan bekommt bei seinem Besuch einen Karton mit Unterlagen. Der Patient gibt außerdem geheimnisvolle Andeutungen von sich, die darauf schließen lassen, dass Jans Familiengeschichte mir der des Patienten verwoben sein muss. Bei seinen Nachforschungen wird Jan mit Ereignissen aus der DDR-Zeit konfrontiert. 

Beim Einstieg in dieses Buch macht sich sofort eine triste, geradezu hoffnungslose Atmosphäre breit, die gut zum Inhalt passt. Man hat die verlassenen Wohnungen und die leerstehenden Geschäfte vor Augen, zumal das Krankenhaus, in dem Jan beschäftigt ist, demnächst ebenfalls geschlossen wird. Jans Verwunderung, was der Patient von ihm will und warum er ausgerechnet ihm die Unterlagen in die Hand drückt und dabei geheimnisvolle Andeutungen macht, wirkt glaubhaft. 

Die Familiengeschichte der Brüder Kern muss mit der von Jan verwoben sein. Um was genau es dabei geht, enthüllt sich nach und nach in einer Vielzahl von Kapiteln. Dabei sollte man konzentriert lesen, denn die Wechsel der Perspektiven und die Zeit, in der sich die jeweiligen Ereignisse gerade zutragen, sind nicht gekennzeichnet. Man schwebt quasi schwerelos durch Zeit und Raum und braucht einen Moment, um sich zu orientieren. Einen durchgehenden roten Faden sucht man vergeblich, wodurch leider der Lesefluss gehemmt wird. Da die Charaktere außerdem eher blass und austauschbar wirken, fällt es schwer, sich auf die Geschichte einzulassen. Man beobachtet das Ganze eher distanziert, ist aber dennoch zunächst gespannt, wie sich die unterschiedlichen Stränge miteinander verbinden werden. 

Mein Interesse hat allerdings recht bald nachgelassen, da mir die Handlung einfach zu sprunghaft war und mich die Charaktere einfach nicht in ihren Bann ziehen konnten. Ich habe mich regelrecht dazu überwinden müssen, diesen Roman zu beenden. Da man über Geschmack bekanntlich streiten kann und mir wahrscheinlich das nötige Verständnis fehlt, dieses Werk gebührend zu würdigen, kann ich nur empfehlen, selber zum Buch zu greifen und sich eine eigene Meinung zu bilden. 

Bewertung vom 25.07.2021
Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Der Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath genießt seinen Bekanntheitsgrad und sein Single-Leben. Doch plötzlich muss er sein Leben gewaltig umstellen. Denn seine 84-jährige Mutter Greta vergisst immer mehr. Tom und Greta wollen nicht wahrhaben, dass dies die Symptome einer beginnenden Demenz sind. Obwohl Greta damit Toms scheinbar perfektes Leben durcheinanderbringt, beginnt er, sich mehr um sie zu kümmern. Dabei erfährt er endlich Details aus Gretas Vergangenheit, die sie bis dahin immer unter Verschluss gehalten hat...

Die Handlung trägt sich auf zwei Zeitebenen zu. In der Vergangenheit beobachtet man die junge Greta, deren Leben durch den Zweiten Weltkrieg stark beeinflusst wird. Doch Greta ist zäh und entschlossen durchzuhalten. Doch auch nach dem Ende des Krieges hält das Schicksal entscheidende Wendungen, die ihr gesamtes Leben für immer beeinflussen werden, für sie bereit. Diese Rückblenden werden so intensiv geschildert, dass man sich ganz auf die Handlung einlassen kann. Man fiebert mit Greta mit und mag manchmal kaum glauben, was sie ertragen muss. Im aktuellen Geschehen stehen Tom und die mittlerweile 84-jährige Greta im Mittelpunkt. Auch dieser Handlungsstrang wird so interessant und berührend geschildert, dass man sich kaum vom Gelesenen lösen mag. 

Susanne Abels Schreibstil lässt sich flüssig und äußerst angenehm lesen. Es gelingt ihr hervorragend, beide Handlungsstränge so gekonnt miteinander zu verknüpfen, dass man in den Sog der Ereignisse gerät. Dabei wachsen einem die Charaktere an Herz. Deshalb berührt die Handlung und regt außerdem zum Nachdenken an. Das, was hier thematisiert wird, darf nicht in Vergessenheit geraten. 

Ein Roman, der zum Nachdenken und Erinnern anregt und dabei mitten ins Herz trifft. 

12 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


sehr gut

Leopold von Herzfeldt wechselt von seinem Posten als Grazer Untersuchungsrichter nach Wien, um dort als Inspektor bei der Polizei zu arbeiten. Bereits kurz vor seinem regulären Dienstantritt erfährt er von einem Mord am Prater. Er macht sich sofort auf den Weg, um seine künftigen Kollegen vor Ort zu unterstützen. Sein forsches Vorgehen und seine modernen Untersuchungsmethoden sorgen dafür, dass er sich schon vor seinem Dienstantritt unbeliebt macht und aufs Abstellgleis geschoben werden soll. Doch bei dem einen Mord am Prater bleibt es nicht. Ein Serienmörder, der es offenbar auf junge Dienstmädchen abgesehen hat, scheint umzugehen. Von Herzfeldt bekommt deshalb die Chance, sich und seine neuen Untersuchungsmethoden zu beweisen. Unverhoffte Unterstützung bekommt er dabei von Augustin Rothmayer, der als Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof arbeitet...

Die Handlung trägt sich im Jahre 1893 in Wien zu. Es gelingt Oliver Pötzsch hervorragend, die damalige Atmosphäre einzufangen und zu beschreiben. Handlungsorte und Protagonisten werden ebenfalls so authentisch geschildert, dass man alles mühelos vor Augen hat und sich auf diesen historischen Krimi einlassen kann. 

Der forsche Inspektor Leopold von Herzfeldt und der Totengräber Augustin Rothmayer stehen abwechselnd im Zentrum der Ereignisse. Außerdem startet fast jedes Kapitel mit einem Auszug aus dem Almanach für Totengräber, an dem Augustin Rothmayer arbeitet. Diese Auszüge sind nicht nur interessant, sondern sorgen außerdem dafür, dass man feststellt, dass der schrullige Totengräber ein hochgebildeter Mann ist.
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Der Einstieg in den Krimi verläuft zunächst eher gemächlich. Man macht sich mit den Charakteren und dem Kriminalfall vertraut. Auch wenn zunächst noch keine Spannung aufkommt, sind diese Schilderungen durchgehend interessant und regen dazu an, eigene Überlegungen anzustellen. Im Verlauf der Handlung nimmt der Fall für die Ermittler unerwartete Wendungen. Dadurch gerät man in den Sog der Ereignisse und möchte unbedingt erfahren, ob man mit den eigenen Vermutungen richtig liegt. Die etwas vermisste Spannung stellt sich schließlich doch noch ein. Das führt dazu, dass man das Buch zum Ende hin nicht mehr aus der Hand legen mag. 

Ein historischer Krimi, der durch eine gelungene Hintergrundkulisse überzeugt. 

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.