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gaby2707

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Insgesamt 2030 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2023
Mord am Saar-Hunsrück-Steig
Demme-Zech, Marion

Mord am Saar-Hunsrück-Steig


ausgezeichnet

Toni und Güntherlein ermitteln auch im Urlaub

Antonia „Toni“ Kuppertz hat Geburtstag, den 35 und sie begeht ihr 15jähriges Dienstjubiläum. Klar, dass sich die lieben Kollegen da ein ganz besonderes Geschenk ausgedacht haben. Sie schicken Toni zusammen mit dem Polizeihund in Ausbildung, Dackel Günther, der unbedingt abspecken muss, auf eine Wandertour auf den Saar-Hunsrück-Steig. Güntherlein ist von der Idee, dass er Toni begleiten darf, genau so wenig begeistert wie sie selbst. Hundetrainerin Lodi van der Pütten, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt, hat für diese Tour als Wanderguide angeheuert. Zusammen mit Grundschullehrerin Conny, den Öko-Reisebloggern Kola und Anja, Survivaltrainer und Wildniscoach Walli, Witwe Regine, Felix Brecht vom Adrenalin Innovationsmanagement in Köln, der au der Tour den Fotografen spielt und Jungwinzer Myong Hoseok Schmitt, geht es von Perl in 8 Etappen über den Saar-Hunsrück-Steig bis nach Trier.
Was die Gruppe da alles sieht und vor allem erlebt, und wie Güntherlein sich todesmutig in die Ermittlungen und eine Rettung stürzt, das lest ihr in dem neuen Wanderkrimi von Marion Demme-Zech „Mord am Saar-Hunsrück-Steig“.

Ich bin nun schon einige Jahre mit der Autorin im Saarland auf krimineller Mission unterwegs. Und auch diesmal hat es mir in der Gegend, die sie mir hier auf einer Wanderung vorstellt, sehr gut gefallen. Durch Kola, der sich anscheinend hervorragend auf die Tour vorbereitet und eingelesen hat, erfahre ich einige interessante Begebenheiten und Legenden aus der Gegend, die die Gruppe hier durchwandert. Aber es ist diesmal nicht nur die Gegend, die fasziniert. Es gibt auch einige unschöne Begebenheiten in die die Wandertruppe da hinein gerät, und die diese auf dramatische Weise verkleinert.
Zu jeder Etappe der Wanderung gibt es einen Kartenausschnitt, wo ich den Verlauf und die Länge der Strecke mit den Sehenswürdigkeiten, die voraussichtliche Dauer und die Höhenmeter angezeigt bekomme.
Die Teilnehmer der Wanderung sind lebensecht und farbig gezeichnet, so dass ich sie mir bald gut vorstellen kann. In den einzelnen Kapiteln kommt auch jeder von ihnen mal zu Wort, was die Story mit der Ich-Form-Erzählung noch lebendiger macht und die Vorkommnisse aus den verschiedenen Blickwinkeln zeigt. Ein älteres Ehepaar, das in saarländischer Mundart darauf pocht, als erstes ins Kneippbecken zu dürfen, trägt zum typisches Flair des Saarlandes genau so bei wie die verschiedenen Spezialitäten, die hier richtig Appetit machen.
Bei dem, was hier alles so passiert, hatte ich schon mal den ein oder anderen in Verdacht. Der Täter allerdings wird von der Autorin so gut getarnt, dass ich auf den nie gekommen wäre. Für mich auch immer sehr wichtig, dass alles so aufgeklärt wird, dass ich es gut nachvollziehen kann. Und genau so ist es hier. Ich bin mit der Aufklärung und auch dem Ende rundum zufrieden.

Ein spannender Regionalkrimi in einer Landschaft, bei der es sich lohnt, sie mal zu besuchen, mit einem Schuss Humor und sehr interessanten Menschen. Mir hat der Besuch im Saarland großen Spaß und gute Unterhaltung gebracht.

Bewertung vom 28.08.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Malous Geschichte geht weiter

Den ersten Band der Reihe um die Reporterin Malou Graf „Zwischen den Zeilen“ habe ich mit Leidenschaft verschlungen und mich sehr auf den zweiten Teil der Geschichte gefreut. Der hört ja mit einem gigantischen Cliffhanger auf und setzt nun hier genau dort wieder an.

Marie-Louise, die alle nur Malou nennen, arbeitet weiterhin als geschätzte Gesellschaftskolumnistin bei der Zeitung „Der Tag“ den Promi-Klatsch auf. Sie hat ein so seltenes Gespür für Menschen, entlockt ihnen einiges, was die nie an andere Journalisten weitergeben würden. So zählen Romy Schneider, Roy Black, Heintje (wie habe ich ihn angehimmelt) die Rolling Stones, Udo Jürgens, Zarah Leander, Jimmi Hendrix, Esther und Abi Ofarim, die Beatles und viele andere zu den Interviewpartnern der Gräfin, wie sie von vielen liebevoll genannt wird.
Aber sie hat neben einigen persönliche Schicksalsschläge auch den Neid, die Frotzeleien und die Missgunst dreier Kollegen wegzustecken. Ich bewundere die junge Frau, wie sie ihren Weg als berufstätige Mutter meistert und sich nie unterkriegen lässt. Wie sie mit der Zeit lernt auch mal Hilfe anzunehmen. Die Liebe allerdings steht erst mal hinten an.
Das Jahr 1969 beschließt die Geschichte auf eine so wunderschöne Weise...

Ich habe mich in die zweite Hälfte der 1960er Jahre hinein fallen lassen, was mir bei dem lebendigen und gefühlvollen Erzählstil von Teresa Simon ganz leicht gefallen ist. Habe mir eine Leseauszeit genommen um die politischen und sozialen Recherchen der Autorin und ihre Geschichte um Malou richtig genießen zu können. Dabei habe ich sehr viele Bilder von damals im Kopf gehabt. Seien es die Studentenunruhen, die Mondlandung, der Prager Frühling in der ČSSR oder der Sechs-Tage-Krieg in Israel. Alles wird wie nebenbei in die Geschichte eingeflochten und macht sie rund und lesenswert.
Da ich in München lebe, ziehen die Beschreibungen der Orten, die hier vorkommen, an meinen inneren Augen vorbei. Genau so habe ich von Iffeldorf, wohin sich Malou eine Zeit lang zurückzieht, und den Osterseen Bilder im Kopf.
Die meisten Menschen, denen ich hier begegne kenne ich ja schon aus Bd. 1, weswegen ich auch anregen möchte, diesen zuerst zu lesen. Es wird doch immer wieder auf Geschehnisse zurück gegriffen, die man sonst hier nicht richtig einzureihen weiß. Die wenigen neuen Protagonisten sind genauso lebensecht und farbig gezeichnet, dass es auch bei ihnen sehr einfach war, sie mir vorzustellen. Neben Malou, die ich auch weiterhin absolut ins Herz geschlossen habe, habe ich mich gefreut ihre Freundin Roxy wiederzulesen. Auch Onkel Julius ist weiterhin ein Platz in meinem Herzen sicher. Und natürlich die kleine Leonie, die die Welt von Malou ganz schön durcheinander wirbelt.
Die Lieder der Playlist am Anfang der Geschichte kenne ich zum großen Teil noch aus meiner Kindheit und Jugend. Die beiden Zitate von Frida Kahlo und Mascha Kaléko haben mich sehr berührt.

Ich habe mich mit Malou über ihren Erfolg und später über ihr Glück gefreut. Ich habe mit ihr getrauert und hatte dabei ein paar Tränen in den Augen. Es war spannend diesen Weg mit ihr gemeinsam zu gehen und es tut mir leid, dass ich diese bezaubernde junge Frau nun gehen lassen muss.
Sie hat mich mit ihrer Geschichte bestens unterhalten und mir wundervolle Lesestunden geschenkt.

Bewertung vom 25.08.2023
Wenn der Tod die Glocken läutet / Walli Schimmel Bd.3
Angeli, Romina

Wenn der Tod die Glocken läutet / Walli Schimmel Bd.3


sehr gut

Rentnerin Walli Schimmel ermittelt wieder

Ausgerechnet vor ihrem ersten großen Solo-Auftritt während der sonntäglichen Messe in der St.-Bonifatius-Kirche in Burglbach, ein wie Walburga „Walli“ Schimmel findet elendes Kaff am Rande von Nirgendwo im Allgäu, beginnt die Kirchenglocke wie wild zu läuten und hört nicht mehr auf. Zusammen mit Pfarrer Hockl macht Walli sich auf die Suche nach dem Ausschalter des Radaus. Dabei stoßen die Beiden auf den am Glockenseil auf und ab schwingenden Mesner Xaver Allgaier, den alle nur „Xare“ nennen. Warum hat sich der Landwirt, der nach dem Tod seiner Frau doch gerade erst wieder eine neue Liebe gefunden hatte, im Glockenturm aufgeknüpft? Und wo ist diese Freundin, von der niemand weiß, wo sie gerade steckt?
Da ist es klar, dass Walli ihre Spürnase wieder in Dinge steckt, die sie normalerweise gar nichts angehen.

In „Wenn der Tod die Glocken läutet“ ermittelt die taffe, manchmal äußerst anstrengende, eigensinnige und vor allem neugierige Rentnerin Waltraud „Walli“ Schimmel schon zum dritten mal und geht damit ihrem Sohn Wolfgang Adalbert „Wolfi“, der als Oberkommissar bei der Kemptener Polizei arbeitet, kräftig auf die Nerven.
Ich hatte großen Spaß mit Walli, die ihre Nase wirklich überall hinein steckt und dann gar nicht verstehen kann, dass ihr das einer, meist ihr Sohnemann, krumm nimmt. Als sie auf Recherchereise mit ihrer Freundin Friedl Moosbach mal schnell nach Mecklenburg-Vorpommern in die idyllische Kleinstadt Stralsund reist, hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht. Hier trifft sie auf die alte Frau Wurm, die es in Sachen Schnüffelei locker mit ihr aufnehmen kann. So klasse. Auch aus der Vergangenheit mit ihrem verstorbenen Mann erfahre ich einiges, was mir Walli alles in allem noch sympathischer macht.
Aber es geht nicht nur humorvoll zu in diesem Allgäu-Krimi. Immerhin muss der Täter für einen Mord und ein Verschwinden gefunden werden. Ich habe mich bei den Ermittlungen sehr schwer getan und bis zum Schluss nicht gewusst, aus welcher Richtung der Täter auftauchen wird.
Autorin Romina Angeli reißt mich mit ihrem lebhaften und sehr bildhaften Erzählstil sofort in die Geschichte hinein. Vor allem die Bilder, die sie mir in den Kopf setzt – einfach krass. Ich sehe es immer noch vor mir, wie der an dem Seil hängende Leichnam des Mesners metaphorisch wieder und wieder versucht in den Himmel aufzufahren. Als Walli die auf dem Turmpodest herum liegenden Fliegen mit krossen Erdnussflips vergleicht, schüttelt es mich. Aargh – das will ich mir doch gar nicht vorstellen.
Ich finde den Humor, der hier immer wieder auftaucht einfach so klasse.
Das Allgäu-Flair kommt einerseits durch die regionalen Beschreibungen, vor allem aber durch den Dialekt, den Friedl und Anna bei ihren Dialogen von sich geben, sehr gut heraus. Übersetzung braucht es dazu keine, da sich alles aus dem Text heraus erklärt.
Friedl´s legendäres Allgäuer Kässpätzle Rezept, das sie hinten im Buch für uns hinterlassen hat, werde ich bestimmt bald mal ausprobieren.

Alles löst sich dann zu meiner vollsten Zufriedenheit, aber ganz anders als gedacht, auf. Nur weiß ich leider immer noch nicht, wer nun die Secret Affair vom Wolfi ist. Da geht es mir genau so wie seiner über neugierigen Mama. Für mich ein Indiz, dass ich mich bald auf einen weiteren Fall für Walli, Wolfi & Co. freuen kann.

Bewertung vom 24.08.2023
Meine Auszeiten - München
Höfler, Verena

Meine Auszeiten - München


ausgezeichnet

Durchatmen und Kraft schöpfen in München

Unter dem Motto „Raus aufs Land“ bzw. „Rein in die Stadt“ geht es bei diesem Buch schon auf den inneren Klappen vorne und hinten los. Hier sind all die Orte mit Zahlen eingezeichnet, die dann im Laufe der 166 Seiten im Buch erwähnt werden.

Das Inhaltsverzeichnis teilt sich auf in 4 große Abschnitte, die sich auch farblich unterscheiden: Meine Atempause, meine Kraftquelle, mein Tag Urlaub und meine Frei-Zeit.
In Meine Atempause werfe ich z. B. einen Blick in den Hirschgarten, den Luitpoldpark, die Kirche St. Ursula und den Katzentempel. Die Alpakas vom Pointnerhof, die Gondel aus Metall auf der Panzerwiese, Santosa Yoga in Giesing oder das Premium Float und Spa in Schwabing werden mir mit vielem anderen als Kraftquelle angeboten. Einen Urlaubstag kann ich z. B bei Claudia Steiner beim Brotbacken, im Perlacher Forst oder beim Bogenschießen verbringen. Wenn ich mehr als einen Tag Freizeit genießen will, werden mir eine Radtour durch die Hallertau, ein Baumhaushotel in Jetzendorf oder ein Wellness-Bauernhof in Notzingermoos vorgeschlagen. Nach jedem Artikel im Buch steht ganz unten eine Anschrift unter der man die jeweilige Aktivität findet.

Allein, wenn ich mir die 70 Beiträge durchlese, die Autorin Verena Höfler
verfasst hat, und mir die dazu ausgesuchten Bilder anschaue, komme ich runter und meine Entspannung beginnt schon hier beim Lesen. In meinem Buch kleben nun einige kleine Zettelchen, die markieren, welches Angebot ich unbedingt mal ausprobieren möchte.
Auch wer meint München zu kennen, wird hier bestimmt das ein oder andere finden, was für ihn/sie neu ist. Mir jedenfalls ist es genau so gegangen.

Bewertung vom 24.08.2023
Borkumer Rache
Gerdes, Peter

Borkumer Rache


ausgezeichnet

Spannung bis zur letzten Seite

Vor vielen Jahren hat Steffen Baalmann, 65, seine Heimatinsel Borkum verlassen. Nun hängt er hier an einer Litfaßsäule vor dem Haus in dem er aufgewachsen ist. Was zuerst nach einem Suizid aussieht, entpuppt sich schnell als Mord. Sein drei Jahre jüngerer Bruder Klaas starb vor einem halben Jahr abgefüllt mit teurem Whisky in einem Bushäuschen in Oldenburg. Hängen die beiden Todesfälle zusammen? Und wenn ja, wer hatte solch einen Hass auf die beiden Brüder?
Hauptkommissar Stahnke mit seinem Oldenburger Team bekommt Verstärkung aus Leer/Emden und von Borkum und tut sich bei den vielen Verdächtigen nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen.

In Rückblicken ab November 1964 lerne ich die beiden Brüder Steffen und Klaas Baalmann beim beruflichen Pläne schmieden und ihrem privaten Leben kennen. Da es auf der Insel nicht so viele Möglichkeiten gibt um Geld zu verdienen, wollen sie Musik machen, vielleicht als Wattführer arbeiten. Besonders Steffen geht seinen Traum von einer großen Musiker-Karriere gezielt an, lernt Gitarre spielen und singen. Und auch Klaas schafft es mit seinem sonnigen Gemüt ihr Publikum, vor allem die Frauen, zu begeistern. Um seine Freundin Silke, die noch verheiratet ist und ein abgesichertes Leben anstrebt, endgültig an sich zu binden, studiert Klaas auf Lehramt, was für die gemeinsamen Auftritte der Brüder immer wieder und immer mehr Probleme mit sich bringt. Als sich Silke schließlich dem erfolgreicheren Steffen zuwendet, zerbricht die Band und Feindschaft trennt die beiden Brüder.

Dies ist nun schon der 19. Fall für den Oldenburger Kommissar Stahnke, dessen Vornamen ich bis zum Schluss nicht heraus gefunden habe. Und auch diesen Fall schließt er ab, ohne dass ich Vorkenntnisse zu den anderen Fällen gebraucht hätte.
Autor Peter Gerdes habe ich erst mit diesem Buch kennengelernt, werde ihn aber sofort auf meine Lieblingsautoren-Liste setzen, da mir sein Erzählstil hier sehr gut gefallen hat. Bestimmt werde ich auch noch den ein oder anderen vergangenen Fall mit HK Stahnke zusammen lösen.
Ich lerne die Ermittler neben ihren Fällen auch sehr gerne privat etwas näher kennen. Wie hier OK Nidal Ekinci vom Fachkommissariat 1 der Polizeiinspektion Leer/Emden für den bei seinen beiden dauerbrüllenden Kleinkindern seine Übermüdung schon zum Normalzustand geworden ist. Auch OK Johann „Joke“ Reents von der Polizeistation Borkum hat sich meine Sympathie schnell gesichert. Aber auch die anderen Ermittler in diesem doch relativ großen Team mag ich gerne.
Etwas anders sieht es bei den beiden Toten und deren Umfeld aus. Da gibt es fast niemanden, mit dem ich unbedingt befreundet sein möchte.
Die Handlung, die zwischen den Ermittlungen und den Rückblicken in die Vergangenheit abwechselt, fand ich sehr interessant. Vor allem die Ermittlungen zum Tod der beiden Brüder, die dann ja immer weiter in die Vergangenheit gehen und sich dort der Grund für die beiden Morde findet.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Dialoge, die nicht direkt mit dem Fall zu tun hatten; bei denen immer wieder mal Fakten aus der Kategorie unnützes Wissen auftauchen, die ich sehr interessant fand. Und natürlich viele Fakten zu den 1970er Jahren wie Lehrerüberschuss, Berufsverbote und Radikalenerlass. Das alles zusammen macht für mich einen Fall erst richtig authentisch und rund. Und vor allem lerne ich auch noch was.

Ein spannender Kriminalfall mit einigen Wendungen, bei dem ich gut mit ermitteln konnte und einem Täter, dem ich die Morde bis kurz vor Schluss nicht zugetraut habe, hat mich richtig gut unterhalten.

Bewertung vom 22.08.2023
Inselsehnsucht / Büchernest Bd.5
Engelmann, Gabriella

Inselsehnsucht / Büchernest Bd.5


ausgezeichnet

Ich habe mich sehr wohl gefühlt im Büchernest

Auf Sylt hat der Spätsommer Einzug gehalten. Eigentlich könnten die Freundinnen Bea, Lissy, Nele und Vero ihren Alltag rund um die kleine Bücherei „Büchernest“ und Veros Café in Keitum etwas ruhiger angehen lassen. Aber nein, jetzt drängen bei jeder ihre eigenen Probleme ans Licht. Bea plagt sich mit einer Schreibblockade; Lissy ist mit ihren beiden Kindern Liuna-Marie, fast 2, und dem Neugeborenen Niels mehr als ausgelastet; Kinderbuchillustratorin Nele schmiedet Hochzeitspläne und will mit ihrem Liebsten Sven zusammenziehen und Vero plagt mit Anfang 70 die Frage, ob das nun schon alles gewesen ist. Die Einzige, die sich mit all ihrer Kraft und ihren Ideen für die kleine Buchhandlung einsetzt, ist die ehemalige Auszubildende Rieke. Aber was sie alles vor hat, gefällt Bea nicht so recht.
Steht durch die vielen Probleme, die hier auftauchen, auch die Freundschaft der vier Frauen auf dem Spiel?

Dies ist zwar schon der 5. Band der Büchernest-Reihe von Gabriella Engelmann in die ich jetzt erst eingestiegen bin, Aber durch die vielen kleinen wie nebenbei eingestreuten Zusatzinfos zu den einzelnen Personen hatte ich beim Lesen nie den Eindruck etwas Wichtiges aus den Vorgängerbänden verpasst zu haben. Da mir diese Geschichte aber so gut gefallen hat, werde ich die Freundinnen auch in ihren vorherigen Geschichten noch näher kennenlernen.
Es war eine sehr gute Idee mich mit einer Tasse Friesentee mit Kluntjes auf die Reise nach Sylt zu machen. Gabriella Engelmann hat einen so leichten, mitreißenden und bildhaften Schreibstil, der mich ganz schnell an die Insel, die ich so liebe, gefesselt hat. Durch sie spüre ich den pudrig weißen Sand zwischen meinen Zehen, habe den Geschmack von saftigem Hering und Krabben auf der Zunge, das Salz der Nordsee auf der Haut, den salzigen Wind in den Haaren und in der Nase und ich meine zu hören, wie sich die Wellen an den Buhnen brechen. Die in Westerland vor dem Bahnhof stehenden Reisenden Riesen habe ich direkt vor Augen.

Eine Geschichte zum innehalten und die Wohlfühlatmosphäre zu genießen, mit einem Sylt-Feeling, das ich unbedingt mal wieder genießen will, zum träumen und schlemmen mit den Rezepten, die hinten im Buch abgedruckt sind. Wenn ich an die Morsumer Krabbenfrittata oder die Sylter rote Grütze mit Avocadomousse denke, läuft mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen.
Ich hoffe sehr, dass Autorin Gabriella Engelmann noch ganz viel Ideen zu weiteren Geschichten übers Büchernest hat.

Bewertung vom 21.08.2023
Das geheime Wissen der Pinguine
Jung, Reinhardt

Das geheime Wissen der Pinguine


ausgezeichnet

Nur die wirklich dummen Fragen sind der Schlüssel zur Wahrheit

„Das geheime Wissen der Pinguine“ – als ich diesen Titel gelesen habe, musste ich das Buch einfach lesen. Und nun bin ich um einiges schlauer. Denn auch kleine Pinguine stellen viele Fragen, die die Pinguineltern ihnen in einer Geschichte beantworten.

Insgesamt werden hier 29 Fragen behandelt, die von Menschenkindern gestellt und von Pinguinen beantwortet wurden. So möchte die 8jährige Sina wissen, warum sie sich in einem Spiegel spiegeln kann; der 7jährige Michael fragt, warum der Clown eine rote Nase hat; die 8jährige Christina fragt sich, warum ihr Magen manchmal knurrt; der 8j. Pierre rätselt, warum Schuhe nicht alleine laufen können; Aminah, 7 J., plagt die Frage, warum Papageien bunt sind; Johanna und Leonie wollen wissen, warum die Menschen so viele verschiedene Sprachen sprechen; Johannes, Thomas und Sabine fragen sich, warum Pinguine nicht fliegen können; Tobias, 5 J., wüsste gerne, warum der Wasserhahn Wasserhahn heißt, obwohl er gar nicht krähen kann und vieles mehr.

Ich habe bei den Fragen schon schmunzeln müssen und war sehr gespannt auf die Antworten, die die Pinguine in Geschichtenform geben. Beim lesen der einzelnen Geschichten haben sich meine Mundwinkel dann noch weiter nach oben gezogen. Einfach super witzig, wie die Pinguine ihren Kindern die Fragen beantworten. Ich bin mir sicher, dass den Menschenkindern die originellen Antworten genau so viel Spaß machen werden.

Bewertung vom 20.08.2023
Lyoner-Komplott
Kuhn, Greta R.

Lyoner-Komplott


ausgezeichnet

Es geht hart zu in der Sterne-Gastronomie

Der bekannte Saarbrücker Sternekoch Markus Wendemann ist verschwunden. Seine Schwester Mareike meldet ihn als vermisst. Und tatsächlich findet Hauptkommissarin Veronika Hart in seinem Restaurant „Le Table“, wo man wochenlang auf einen Tisch warten muss, Spuren einer Entführung. Das GHB, das in der Lyoner gefunden wird, die noch angebissen auf dem Frühstückstisch liegt und Blutspuren, verstärken diesen Eindruck auch noch. Erpresserschreiben gibt es keines. Aber die Wurstfabrik aus der die Lyoner stammt, bekommt verschiedene Drohbriefe und auf einen Tiertransporter wird ein Anschlag verübt. Hängt das alles zusammen? Und wenn ja, wie? Geht es vielleicht um Schutzgeld, Geldwäsche oder organisiertes Verbrechen?
HK Veronika Hart, im Moment selbst mit privaten Problemen stark behaftet, tut sich bei ihren Ermittlungen nicht leicht. Gut, dass sie da ihre Kollegen Sven Becker und Max Langner an ihrer Seite hat.

Dies ist zwar schon Band 4 der Saarland-Krimireihe um die taffe HK Veronika Hart und ihr Team, den ich aber auch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen konnte. Da mich dieses Ermittlerteam aber stark für sich eingenommen hat, werde ich demnächst auch die ersten drei Fälle mit ihnen noch gemeinsam lösen.
Wie das Cover schon andeutet, geht es hier um die Wurst, von der ich im Laufe der Geschichte einiges erfahre. Vor allem von der Zubereitung und von den Arbeitsbedingungen in einer Wurstfabrik, die alles andere als angenehm sind. Da kann man leicht zum Vegetarier werden. Aber auch in der Sterne-Gastronomie geht man nicht zimperlich mit den Angestellten um. Hier wird mit harten Mitteln, sehr viel Druck, Disziplin und Engagement um jeden einzelnen Kunden gekämpft. Ich bin mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob ich mich in einem solchen Gourmet-Tempel auch mal verwöhnen lassen möchte.
Greta R. Kuhn habe ich mit diesem Buch erst kennengelernt. Ihr sehr bildhafter, eingängiger und emotionaler Erzählstil hat mich sehr schnell in die Story hinein gezogen. Die kurzen Kapitel lassen die Geschichte sehr rasant erscheinen.
Mich haben auch die sehr gut ausgearbeiteten Protagonisten, einige sympathisch, andere weniger, gleich in Beschlag genommen. Der entführte Sterne-Gastronom und auch der Entführer kommen immer wieder mal zu Wort. Das heizt die Spannung, die sich von Anfang an stetig aufbaut, noch weiter an. Ich konnte die Handlungen und die Gedankengänge hier sehr gut nachvollziehen und der Fall bzw. die Fälle lösen sich für mich nachvollziehbar auf.
Aber nicht nur der Kriminalfall hat mich gefesselt. Auch zu Veronika mit ihrem derzeitigen Gefühlschaos habe ich mich schnell hingezogen gefühlt.

Ein spannender Regionalkrimi mit einem Schuss Humor und einer Portion Lokalkolorit, der mich gepackt, gefesselt und vor allem sehr gut unterhalten hat. Sehr gerne würde ich Veronika Hart bei weiteren Fällen begleiten.

Bewertung vom 13.08.2023
VORLESEN! Zwei Erfinder für alle Fälle - Von Törtchenkanonen und Gespensterfallen
Volk, Katharina E.

VORLESEN! Zwei Erfinder für alle Fälle - Von Törtchenkanonen und Gespensterfallen


ausgezeichnet

Hier wird erfunden was das Zeug hält

Heinrich Hase und Filibert Fuchs leben beide im Dörfchen Hasenwinkel und beide sind geniale Erfinder. Sie sind die besten Kumpel, außer wenn es um neue Erfindungen geht. Da versuchen sie sich immer wieder gegenseitig zu übertreffen. Nun treibt ein Gespenst auf Schloss Schnabelruh bei Gräfin Hulda und Graf Fridolin von Huhn sein Unwesen. Die Schlossherren bitten mittels Zeitungsinserat um Hilfe. Demjenigen der das Gespenst vertreibt, versprechen die Schlossherren einen großartigen Preis. Da ist es ja klar, dass sich Heinfried und Filibert sofort an die Arbeit machen.
Was es mit dem Gespenst auf sich hat und ob es ihnen gelingt, es zu vertreiben, das müsst ihr beim Lesen oder Vorlesen selbst herausfinden.

Bevor die Geschichte beginnt, stellen Heinfried Hase und Filibert Fuchs sich selbst und dann ihre Freunde aus Hasenwinkel kurz vor. Auch das Dörfchen lerne ich auf der vorderen Coverinnenseite kennen und weiß nun, wer wo lebt.
Es macht so viel Spaß die beiden Erfinder bei ihren kleinen Abenteuern zu begleiten und ihnen beim Tüfteln über die Schulter zu schauen. Und wir lernen beim Lesen eine ganz wichtige Lektion, wenn die Beiden verkünden: „Zu zweit sind wir noch besser als jeder für sich alleine“ oder „Macht zusammen auch viel mehr Spaß“. Beim Erfinden geht natürlich nicht alles glatt, was zu manchem Lacher führt.
Die vielen tierischen Darsteller hier bestechen schon mit ihren ausgefallenen, direkt auf sie zugeschnittenen Namen. Wir hätten jetzt auch gerne so ein kleines kugeliges Zahnputzmännchen, das morgens und abends unsere Zähne putzt.
Patrick Fix hat so liebevolle, detailreiche Bilder beigesteuert, die die Geschichte noch vorstellbarer und sie absolut rund machen.
Auf der hinteren Coverinnenseite gibt es einen ganzen Bogen voller Aufkleber, von denen man je eines unter jedes gelesene Kapitel kleben kann. Leider reißt beim abtrennen des Stickerbogens an zwei Stellen der Einband ein.
Und ich bekomme noch das erste Kapitel zu einem weiteren Vorlesespaß, wo es um „Wilma Walnuss und das kleine Baumhotel“ geht.

Ein absolut gelungener und lehrreicher Vorlesespaß. Für geübte kleine Leser*innen natürlich auch zum selbst lesen.

Bewertung vom 13.08.2023
Hallo, ich bin auch noch da!
Endres, Brigitte;Tourlonias, Joëlle

Hallo, ich bin auch noch da!


ausgezeichnet

Übersehen werden tut weh

Das merkt auch das kleine Chamäleon, das in einem Zooladen jeden Tag wartet, ob es vielleicht Jemand mit zu sich nachhause nimmt. Aber alle nehmen nur die Kaninchen, Meerschweinchen und Goldhamster mit. Als es dann gerade mal keiner sieht, entwischt es aus seinem Terrarium – und ein großes Abenteuer beginnt. Aber auch in der großen Stadt sieht es keiner. Es ist weiterhin wie unsichtbar und es ist gefährlich hier am Boden. Bis es in einer Bäckerei auf die kleine schüchterne Camée trifft. Sie gibt dem kleinen Chamäleon seinen Namen: Leon und sie nimmt ihn mit zu sich nachhause. Ab dann geben sich die Beiden Kraft und sind nicht mehr unsichtbar.

Ein wirklich wundervolles Mut-mach-Buch von Brigitte Endres, das ich immer wieder anschaue. Das mich berührt und mir zeigt, wie auch hier Freundschaft das Selbstvertrauen stärken kann und dann alles endlich gut wird. Ich bin mir sicher, dass unsere Jüngsten sich an Chamée und Leon ein Beispiel nehmen können um mutig auf sich aufmerksam zu machen, wenn es angebracht ist.
Dazu die durchgängig farbigen Illustrationen von Joëlle Tourlonias, die allein durch die Farbgebung, zuerst eher dunkel und gedeckt, später dann hell und lebensbejahend, die Gefühle der Einsamkeit des Alleinseins und dann die Zusammengehörigkeit so gut ausdrücken. Es gibt auf den detailreichen Seiten so viel zu entdecken, dass wir uns manchmal nur die Bilder anschauen.
Das übergroße Buch liegt gut in der Hand und die Schrift hebt sich auch auf den dunkleren Seiten gut ab. Es hat genau den richtigen Seitenumfang um es abends als Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.

Eine wunderbare Geschichte, die zeigt, wie Freundschaft und Zusammenhalt das Selbstbewusstsein stärken und Mut machen können auf sich aufmerksam zu machen.