Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
leserattebremen
Wohnort: 
Berlin
Über mich: 
https://sarahs-buecherregal.blogspot.com

Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2013
Schatten des Wahns / Stachelmann Bd.3
Ditfurth, Christian von

Schatten des Wahns / Stachelmann Bd.3


sehr gut

Der bereits bekannte Historiker Dr. Josef Maria Stachelmann ermittelt wieder einmal auf eigene Faust. Sein Freund aus Studien- und Revolutionstagen in Heidelberg, Ossi Winter, soll sich mit einem neuen Insulinspray und Schmerzmitteln umgebracht haben. Doch Stachelmann kann das nicht glauben, sein Freund war niemand, der sich selbst das Leben nehmen würde. Neben der Leiche lagen Ausschnitte aus ihrer Zeit in Heidelberg, bei Demos und Streiks, und der Bericht über einen Mord, der damals nicht aufgeklärt werden konnte. Also vermutet Stachelmann Ossis Mörder in diesem Umfeld und reist nach Heidelberg- und damit auch in seine eigene Vergangenheit.
Selten erschien einem als Leser der Historiker Stachelmann so verdreht und auf Abwegen wie „Schatten des Wahns“. Diesem Wahn scheint er selber aufgesessen, so viele Hinweise sprechen dafür, dass er einfach falsch liegt mit seinen Ermittlungen. Dass er von der Polizei nicht ernst genommen wird, ist er inzwischen gewohnt, doch dieses mal kann ihn auch der Leser kaum ernst nehmen. Liiert mit einer Kollegin, fängt er etwas mit der Freundin des toten Freundes an, um dann einer Italienerin hinterher zu weinen, die er nur kurz kennen lernt. In diesem Band wirkt Stachelmann realitätsferner und verweichlichter als je zuvor. Geplagt von der Habilitation (die auch in Band drei immer noch nicht fertig ist) und seiner Arthritis stolpert er durchs Leben. Anrechnen muss dem Autor Christian v. Ditfurth bei dieser wirren Konstruktion jedoch, dass dem Protagonisten die Absurdität seines Handelns immer wieder bewusst wird, ohne dass er jedoch versucht, daraus auszubrechen. Eine richtige Krimi-Spannung will hier nicht aufkommen, so sehr steht Stachelmann im Fokus und nicht die Mordermittlung. Dies liegt sicher auch daran, dass er mit Ossis Vergangenheit auch seine eigene wieder ausgräbt. Der Schluss ist dann doch noch sehr gut gelungen, wenn vielleicht auch etwas knapp, und entschädigt für vorhergehende Wirrheiten des Herrn Doktor auf der Mörderjagd.
Christian v. Ditfurth hat mit „Schatten des Wahns“ ein solides Stück Literatur abgeliefert, ohne so stark zu überzeugen wie in den ersten beiden Büchern. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht kontinuierlich bergab geht mit Stachelmann- und dass im vierten Band seine Habilitationsschrift endlich fertig hat!

Bewertung vom 25.06.2013
In Zeiten des abnehmenden Lichts
Ruge, Eugen

In Zeiten des abnehmenden Lichts


ausgezeichnet

Drei Generationen im 20. Jahrhundert: Während Charlotte und Wilhelm nach dem zweiten Weltkrieg nach Mexiko fliehen und von dort auf eine Möglichkeit warten, in der neu gegründeten DDR die Zukunft mitzubestimmen, lebt ihr Sohn Kurt in Verbannung hinter dem Ural in der Sowjetunion und heiratet die Russin Irina. Später kehren alle zurück nach Deutschland, in die DDR und versuchen dort Fuß zu fassen. Kurts Sohn Alexander wächst bereits in der DDR auf und muss versuchen, sich in die Realität einzufügen. Drei Generationen - und drei Sichtweisen auf ein politisches System im Verfall.
Eugen Ruge ist ein generationsübergreifender Familienroman gelungen, der sich besonders durch das anachronische Erzählen der Ereignisse auszeichnet, die alle im wieder zu einem Punkt zurückkehren, dem 90. Geburtstag von Wilhelm. Dadurch gelingt es Eugen Ruge besondere Verbindungslinien in den Perspektiven der Figuren und ihren Beziehungen aufzuzeigen, ohne sie Wort für Wort formulieren zu müssen. Die Charaktere entbehren nicht einer gewissen traurigen Komik, wie sie an einem am Boden liegenden System festhalten oder sich an den anderen Familienmitgliedern reiben. Jeder scheint sich in der Realität seine eigene Welt gebaut zu haben, die nur stückweise in das wirkliche Leben passt.
Der Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ wurde von der ZEIT-Redakteurin Iris Radisch als „Der große DDR-Buddenbrooks-Roman“ bezeichnet. Diese Beschreibung passt nicht nur großartig wegen der groß angelegten generationenübergreifenden Erzählung, sondern besonders wegen des Untertitels, den Thomas Mann seinem Werk gab. Bei ihm heißt es „Verfall einer Familie“ und beschreibt den Untergang einer Kaufmannsfamilie, die sich selbst in den Abgrund stürzt und einem Wandel der Zeit nicht gewachsen scheint. Auch bei der Familie Umnitzer scheint ein Verfall der Familie zusammen mit dem Verfall des politischen Systems der DDR stattzufinden, alle sind gezeichnet von Alter, Alkoholismus, Krankheit und enttäuschten Träumen.
Einen Hoffnungsschimmer lässt Eugen Ruge seinen Lesern dennoch, indem der letzte existierende Nachkomme der Familie, Markus, in dem Buch nur als Kind kurz Erwähnung findet. Wie sein Weg in der deutschen Einheit aussieht, bleibt letztlich dem Leser überlassen. So bleibt der Verfall der Familie doch nicht so abgeschlossen, wie es auf den ersten Blick scheint, während der Verfall des politischen Systems mit der Einheit seinen Abschluss gefunden hat. Eugen Ruge ist mit „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ein großartiger und stark autobiographisch fundierter Familienroman vor politischer Kulisse gelungen, der 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.06.2013
Der große Gatsby
Fitzgerald, F. Scott

Der große Gatsby


ausgezeichnet

Jay Gatsby lebt in einem großen Haus am Meer und jeden Samstag gehen die Menschen bei seinen Partys ein und aus, der Alkohol fließt in Strömen, es wird getanzt und geraucht. Gatsby müsste ein glücklicher Mann sein, denkt man sich, das ganze Geld und die vielen Freunde. Doch all dies ist nur Schein und bei dem Versuch seine erste Liebe Daisy zurück zu gewinnen, die inzwischen verheiratet ist, geht er ohne es zu merken viel zu weit.
Fitzgerald beschreibt in seinem Roman „Der große Gatsby“ das laute Leben der Goldenen Zwanziger, die Suche nach dem Glück, dem großen Geld und dem amerikanischen Traum. Mit Jay Gatsby hat er dabei eine Projektionsfläche für all das geschaffen, was heute als Inbegriff des damaligen Lebens gilt, das lockere Leben, viele Party und vielleicht auch Gedankenlosigkeit. Der Roman gibt einen Überblick über das gesellschaftliche Panorama und verdeutlicht gleichzeitig die unglaubliche Oberflächlichkeit. Die „roaring twenties“ sind bei Fitzgerald eine Scheinwelt, in der blasse Menschen agieren, die sich selbst täglich den gerade passenden Anstrich verpassen. Ehrlich und wahr scheint nichts zu sein, wie auch der Erzähler schockiert feststellen muss, nachdem er in Gatsbys Welt gelandet ist.
„Der große Gatsby“ gilt nicht ohne Grund als einer größten Romane seiner Epoche und bietet einen spannenden Blick die Zeit und die Menschen, die versuchen in ihr zu leben.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2013
Mit Blindheit geschlagen / Stachelmann Bd.2
Ditfurth, Christian von

Mit Blindheit geschlagen / Stachelmann Bd.2


ausgezeichnet

Zwei Jahre nachdem der Historiker Stachelmann der Hamburger Polizei bei der Lösung eines Mordfalls geholfen hat, gerät er selbst in das Visier der Mordkommission. Nach einer Berlinfahrt findet er in seinem Kofferraum die Leiche des neuen Kollegen am historischen Seminar Professor Wolfgang Griesbach. Da er einen One Night Stand mit dessen Ehefrau Ines hatte, scheint das Motiv klar. Doch Stachelmann ermittelt auf eigene Faust, um seine Unschuld zu beweisen und recherchiert in der Vergangenheit des toten Kollegen. Dabei gerät er tiefer in die Machenschaften der früheren Stasi, als ihm lieb ist.
Wie schon „Mann ohne Makel“ lebt auch der zweite Band um den Lübecker Historiker stark von dem Protagonisten. Er ist sympathisch und ein wenig eigen, man wünscht ihm einfach, dass ihm nichts Böses passiert und er den eigentlichen Mörder findet. Der Krimi ist nicht so spannend, dass man Seite um Seite umblättert ohne nachzudenken, sondern beeindruckt eher durch die ruhigen Töne. Stachelmann grübelt viel nach, kombiniert und sucht nach logischen Schlüssen. Das Fehlen von blutrünstigen Mordserien und Verfolgungsjagden ist hier also durchaus positiv zu werten, gibt es dem Leser doch die Möglichkeit, die ganze Geschichte sehr reflektiert zu betrachten. Dies fordert vom Autor automatisch ein größere Genauigkeit und Logik, was für Christian v. Ditfurth jedoch kein Problem ist. Die Geschichte ist klar und realistisch erzählt und dennoch spannend und kreativ umgesetzt. Trotzdem lässt der Autor sich einen spannenden Showdown rund um Stachelmann nicht nehmen, so dass der Schluss doch noch zu einem klassischen Pageturner wird.
„Mit Blindheit geschlagen“ ist ein absolut empfehlenswerter intelligenter Krimi mit historischem Hintergrund. Wer Wolfgang Schorlau und Volker Kutscher mag, wird auch Christian v. Ditfurths Krimis verschlingen.

Bewertung vom 09.06.2013
Mann ohne Makel / Stachelmann Bd.1
Ditfurth, Christian von

Mann ohne Makel / Stachelmann Bd.1


ausgezeichnet

Der Immobilienmakler Holler scheint ein Mann ohne Makel zu sein, reich und doch sympathisch, spendet er für alle, die es nicht so gut haben wie er und versucht dabei außerdem, nicht mit seinem Engagement in den Medien zu stehen. Dennoch hat es jemand auf ihn abgesehen. Im Abstand von immer einem Jahr wurden zuerst seine Frau und dann zwei seiner drei Kinder ermordet. Der ermittelnde Hamburger Polizist Ossi Winter holt einen alten Studienfreund mit ins Boot, als die Ermittlungen die Vergangenheit der Familie Holler beleuchten. Der Hamburger Historiker Josef Stachelmann soll herausfinden, ob das Motiv bis in die Zeit die Nationalsozialismus zurückreichen könnte und verstrickt sich schnell in der Geschichte.
Der Krimi „Mann ohne Makel“ ist der erste von bisher sechs Bänden um den Historiker Stachelmann. Mit dieser Figur ist Christian v. Ditfurth eine sympathische und dennoch eigenwillige Hauptfigur gelungen, der man gerne durch die Ermittlungen folgt. Er hat zwar seine Macken und ist auch nicht ganz fit, dennoch ist er mit viel Einsatz dabei und ermittelt auch noch weiter, als die Hamburger Polizei die Spur längst für kalt erklärt hat. Die Idee, dass ein Historiker Kriminalfälle löst, deren Ursache schon weit zurück liegt, hebt sich von anderen Krimireihen ab, so dass einem nicht alles bereits bekannt vorkommt und neue Motive in den Vordergrund rücken. Zudem hat man nicht den Eindruck, schon nach wenigen Seiten zu wissen, wer der Täter ist, sondern muss gemeinsam mit dem Historiker tief in die Geschichte der Personen eintauchen, um die Lösung für die Morde zu finden.
Mit „Mann ohne Makel“ ist Christian v. Ditfurth ein besonderer und absolut empfehlenswerter Kriminalroman gelungen, der einen durch neue Lösungsansätze überrascht und einfach Spaß macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2013
Der Mondscheingarten
Bomann, Corina

Der Mondscheingarten


gut

Lilly Kaiser betreibt einen Antiquitätenladen in Berlin und führt seit dem Tod ihres Mannes ein ausgesprochen ruhiges Leben. Bis plötzlich ein Fremder ihren Laden betritt und ihr eine Geige alte überlässt. Diese solle angeblich ihr gehören und hat neben einer eingebrannten Rose noch ein Notenblatt mit dem Titel „Der Mondscheingarten“ als Besonderheit im Geigenkoffer. Lilly macht sich auf die Suche nach Hinweisen, wieso der Fremde gerade zu ihr kam und fährt nach London zu ihrer Freundin Ellen, die sich mit alten Musikinstrumenten auskennt. Gemeinsam versuchen sie, die Geschichte der Geige zu ergründen.
Die Handlung wird abwechselnd im Jahr 2011 aus der Sicht Lilly Kaisers und im Jahr 1902 in Padang auf Sumatra von Rose erzählt, einer berühmten Geigenvirtuosin. Was als Idee auf den ersten Blick spannend erscheint, wird jedoch beim Lesen schnell ermüdend. Die mitreißende Story, die Corina Bomann bei der „Die Schmetterlingsinsel“ noch so großartig gelungen war, will einfach nicht in Gang kommen. Zudem beginnt bereits alles sehr kitschig, schon im Flieger nach London lernt sie einen Mann kennen, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht, während sie bis zum Flug doch noch unglaublich um ihren Mann getrauert hat. Die ganze Geschichte bleibt einfach zu flach und auch dem Teil der Story, der den Leser ins koloniale Sumatra entführt, fehlen die detaillierten Beschreibungen und Ideen, die die Phantasie des Lesers anregen sollten. Lillys ganze Suche hängt von Zufällen ab und es fehlt einem die Logik, die sie ans Ziel führt. Überall tauchen plötzlich alte Dokumente auf, obwohl der Leiter eines Musikinstituts in London doch angeblich so lange erfolglos versuchte, etwas über Geigerin aus Sumatra herauszufinden.
Alles in allem handelt es sich bei „Der Mondscheingarten“ zwar um ein nettes, aber sehr seichtes Buch. Wer eine leichte Unterhaltung mit ein bisschen Geheimnis und Historie sucht, ist mit diesem Roman sicher gut beraten. Das Niveau des Vorgängers „Die Schmetterlingsinsel“ der Autorin sollte man jedoch nicht erwarten.

9 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2013
Die letzte Flucht / Georg Dengler Bd.6
Schorlau, Wolfgang

Die letzte Flucht / Georg Dengler Bd.6


sehr gut

Ein hochangesehener Arzt der Charité in Berlin wird verdächtigt, ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt und brutal erschlagen zu haben. Die Beweise scheinen erdrückend, der Anwalt des Arztes glaubt jedoch nicht an dessen Schuld und zieht den Stuttgarter Ermittler Georg Dengler hinzu. Während der in Berlin ermittelt, ist sein Sohn aktiv in der Bewegung gegen Stuttgart 21, so dass die Hintergründe rund um den Bahnhofsbau immer mit in die Geschichte eingestreut werden. Der zweite Handlungsstrang beschreibt den Pharmaboss Assmuss, der von einem scheinbar verrückten Mann entführt wurde, der ihn in seinem Gefängnis täglich mit Fragen über die Pharmabranche konfrontiert.
Fast bis zum Schluss werden die beiden Handlungsstränge nicht miteinander verbunden, was das Lesen zum Teil etwas schwierig werden lässt, da völlig unabhängig erscheinende Geschichten nebeneinander stehen. Doch die Jagd von Dengler nach dem Mörder des Mädchens und seine Faktensuche sind spannend und aufregend wie immer, so dass der Krimi kaum darunter leidet. Die Informationen, die Assmuss seinem Entführer gibt und die der Autor Wolfgang Schorlau gemäß seinem Nachwort genauestens recherchiert hat, offenbares Grausiges: Für die meisten Krankheiten wird gar nicht mehr geforscht, weil es sich finanziell nicht lohnt, es werden lediglich abgewandelte Medikamente von alten Produkten auf den Markt geworfen. Erst ganz zum Schluss wird aufgeklärt, was diese Informationen mit dem Mord an dem Mädchen und dem renommierten Arzt zu tun haben könnten.
Auch wenn ich diesen Band rund um den Ermittler Georg Dengler nicht ganz so spannend fand wie die letzten, ist er immer noch großartig zu lesen, besonders durch die Aktualität des Themas und dem Hintergrundwissen, das Wolfgang Schorlau recherchiert hat und an den Leser weitergibt.

Bewertung vom 16.05.2013
Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1
Mantel, Hilary

Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Heinrich VIII. ist der wohl bekannteste englische König. Um sich von seiner Frau scheiden zu lassen, brach er mit der katholischen Kirche und hatte nacheinander mehrere Ehefrauen, von denen einige sogar auf dem Schafott landeten, wenn er sich zu einer anderen hingezogen fühlte. Doch wer ist der Mann an seiner Seite, der in ihn bei allen rechtlichen und privaten Problemen zur Seite stand? Thomas Cromwell wurde als armer Sohn eines Schmieds in Wales geboren, floh vor seinem gewalttätigen Vater durch ganz Europa, lerne Recht und Wirtschaft kennen und wurde später zum Berater von Heinrichs Feind in der Kirche, Kardinal Wolsey. Nach dessen Tod arbeitet er sich bis zum engsten Berater und Vertrauten des Königs hoch.
Hilary Mantel beschreibt in diesem Buch detailliert den Aufstieg von Thomas Cromwell, seine Rolle bei der Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche und den gleichzeitigen Aufstieg von Anne Boleyn zur Königin von England. Dieser historische Roman unterscheidet sich von den meisten anderen nicht nur durch die großartige Rechercher und die detailreiche Beschreibung, sondern auch durch den völligen Verzicht auf Kitsch und die romantische Verklärung von vergangenen Zeiten. Der nüchterne Stil der Booker-Preisträgerin von 2009 passt zum kühl denkenden Analytiker Thomas Cromwell, der immer zwei Schritte weiter zu denken scheint, als alle in seinem Umfeld. Während alte Vertraute des Königs in Ungnade fallen, arbeitet er sich konstant immer dichter an das direkte Umfeld des Königs heran.
„Wölfe“ ist ein herausragender historischer Roman, von dessen Umfang (immerhin 760 Seiten) man sich keinesfalls abschrecken lassen sollte. Die Autorin näherte sich Heinrich VIII. aus einem neuen Blickwinkel, was das Buch auch für Leser, die sich schon viel mit seiner Geschichte beschäftigt haben, durchaus interessant werden lässt. Und mit „Falken“ ist bereits der zweite Band ins Deutsche übersetzte worden, auch für diesen erhielt Hilary Mantel 2012 den Booker Prize. Die Geschichte um Thomas Cromwell und eigenwilligen englischen König geht also weiter.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.