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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 805 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2022
Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1
Fuchs, Felicitas

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück / Mütter-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die (biografische) Geschichte einer starken Frau – unglaublich fesselnd!


Die junge Minna liebt ihre Familie, möchte aber aus der Armut ausbrechen und sehnt sich nach geordneten Verhältnissen, einer eigenen Familie und einem Ende der Armut. Als sie Fred kennenlernt, gutsituiert und charmant, heiraten sie schnell. Minnas Mutter, eine Toilettenfrau, ist skeptisch, warnte sie Minna doch schon immer vor kleineren Männern mit braunen Augen – die bringen nur Unglück. Doch Minna geht ihren Weg und eine Zeitlang sind sie und Fred auch sehr glücklich. Minna baut Dank seiner finanziellen Starthilfe ein eigenes Nähatelier auf und macht sich im reichen Düsseldorf bald einen Namen. Bald ist sie erfolgreicher als ihr Mann, der das alles eigentlich nur als kurzfristige Spinnerei abgetan hat. Doch letztlich geht die Ehe schief, Fred verspekuliert ihrer beider Vermögen und Minna landet auf der Straße. Sie beschließt, zurück in das Dorf Minden zu ziehen, in die Nähe zu Mutter und Bruder. Der 2. Weltkrieg hält Einzug, die Zeiten sind schwer und Minna verliebt sich in Fritz, mit dem sie endlich die ersehnten zwei Kinder bekommt. Lange Zeit sind sie glücklich, doch die kräftezehrenden, von Armut und Gewalt geprägten Kriegsjahre fordern ihren Tribut, Fritz wird eingezogen und kommt als gebrochener Mann zurück. Die Ehe scheitert. Minna geht in ihrer Mutterrolle auf und muss einen weiteren schrecklichen Schicksalsschlag erleben.

Ich begleite Minna und ihre Familie vom Jahr 1924 an bis ins Jahr 1951 und ich muss schon sagen: eine tolle, sehr starke Frau, die mich schwer beeindruckt hat. Selbstbewusst packt sie ihr Leben an, sucht das Glück und wird sehr erfolgreich. Sie ist fleißig und ehrgeizig und zielstrebig. Dennoch ist ihr die Karriere nicht wichtiger als ihre Familie, die in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt. Ihrer einfachen Herkunft zum Trotz steht Minna ihre Frau und beweist, was in ihr steckt. Sie lässt sich nicht unterkriegen, macht aus jeder noch so schwierigen Situation immer das Beste und pfeift auf jegliche Konventionen. Bewundernswert!

Minna ist übrigens die Großmutter der Autorin. Es ist also ihre Familiengeschichte, die ich da lesen durfte und meine Güte – die hat es in sich. Auf dem Cover sehen wir Minna und ihre Tochter. Die Geschichte ist gründlich recherchiert und in einem Schreibstil niedergeschrieben, der mich absolut fesseln konnte. Ich hatte alles immer klar vor Augen und sämtliche Charaktere waren greifbar und real. Kopfkino. Mit 608 Seiten ist es kein schmales Büchlein, sondern ein rechter Wälzer, der mir jedoch an keiner Stelle langweilig wurde. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten, mitgeweint, mitgelacht. Ergreifend, kurzweilig, historisch super interessant und wunderbar lebendig erzählt. Von mir gibt es dafür ganz klar 5/5 Sterne und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 17.07.2022
Feuerwanzen lügen nicht
Höfler, Stefanie

Feuerwanzen lügen nicht


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch über Armut und Scham - und über eine Freundschaft, die unbezahlbar ist


Nits (eigentlich Nityananda, halb Inder) und Mischa sind beste Freunde seit dem Sandkasten. Sie sitzen in der Klasse nebeneinander und verbringen viel Zeit zusammen. Eines Tages fällt Nits auf, dass Mischa, der immer korrekt und strebsam ist, seinen Klassenlehrer anlügt. Kurz darauf stellt er fest, dass Mischa auch ihn selbst angelogen hat und seine Welt gerät ein bisschen ins Wanken. Er stellt Mischa zur Rede und so nach und nach zeigt sich, dass Mischas Leben so ganz anders ist, als das von Nits. In seiner Wohnung (in die Mischa Nits bis jetzt nie eingeladen hat) gibt es kaum Möbel, sie kaufen bei der Tafel ein, er läuft immer in ziemlich abgerissenen Klamotten herum. Nits fragt sich, wie er das die ganze Zeit übersehen haben kann. Und warum Nits Mischas Mama noch nie gesehen hat, sondern nur den in seinen Augen ziemlich coolen Dad, hat auch einen Grund. Als dieser Dad in Schwierigkeiten gerät und das Jugendamt quasi schon vor der Tür steht, gilt es, zusammenzuhalten. Nits beweist, dass eine Freundschaft wichtiger ist, als alles andere.

Dass Kinderarmut auch in unserem reichen Deutschland leider keine Ausnahme ist, wissen wir alle. „Feuerwanzen lügen nicht“ dreht sich um dieses Thema und behandelt es mit einer Direktheit, die wehtut, aber auch mit einer Wärme, die Hoffnung macht. Mischas Scham geht unter die Haut und seine Art, mit der Situation umzugehen ebenso. Nits Gefühlswelt wird einmal über den Haufen geworfen und wie er es schafft, diesen Haufen wieder glattzuziehen, mit welchem Vertrauen und Mut er das angeht, seine Erkenntnisse darüber, wie privilegiert er mit einer ganz normalen Familie ist und wie glücklich er sich schätzen kann – das ist wirklich berührend. Genau so wie seine Freundschaft zu Mischa, die ihm so wichtig ist wie kaum etwas anderes.
Zum Ende hin wandelt sich das Buch in einen kleinen Kinder-Krimi, was frischen Wind reinbringt und nochmal ordentlich spannend ist.

Der Schreibstil ist recht außergewöhnlich. Nits ist ein Sprücheklopfer, reimt gerne und rappt schon fast. Diese „Reime“ findet man immer wieder im Buch und das passt einfach gut, auch wenn es anfangs ein bisschen seltsam war. Jedes Kapitel beginnt zudem mit einem gereimten Spruch/Rap über Tiere. Die Sprüche ziehen sich durch das ganze Buch und passen einfach super! Das Buch lässt sich gut und schnell lesen, es ist so fesselnd geschrieben, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Die Charaktere (nicht nur Nits, Mischa und Amy – sondern alle) sind detailliert und herrlich lebendig beschrieben, so dass man jeden förmlich agieren sehen kann.

Ein Buch, das zu Herzen geht, wichtig ist, zum Mitfiebern und unheimlich gut zu lesen. Voller Gefühl, Witz, Wärme und Spannung ist es nicht nur für Kinder ab 11 Jahren eine tolle Lektüre (und vielleicht ein kleiner Augenöffner, ein Anstoß, vielleicht manchmal etwas genauer hinzusehen), sondern auch für ältere und Erwachsene.
Ganz klar: 5/5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2022
Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1
Schleif, Thorsten

Richter morden besser / Siggi Buckmann Bd.1


ausgezeichnet

Ausgefeilter und höchstvergnüglicher Krimi über einen Richter, der doch nur seine Familie schützen will


Siggi Buckmann, über 50 und glücklich getrenntlebend, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, ist Richter am Amtsgericht und einer von denen, die das aus Idealismus machen und der Justizverwaltung eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Als eines Tages Ferdi stirbt, weiß jeder, wer dafür verantwortlich ist: ein gefährlicher Bandenchef, der schon einige Leichen in seinem Keller hat. Doch offenbar auch einige Fürsprecher – Dank des korrupten Systems. Der Fall soll zu den Akten gelegt werden. Richter Bruckmann, dessen Tochter vor einigen Jahren von Ferdi beschützt und vor einem Übergriff gerettet wurde, kann da nicht tatenlos zusehen. Damit sticht er in ein Wespennest und plötzlich ist seine Familie, seine Tochter in Gefahr. Da er das System in und auswendig kennt und sehr gute Kontakte zu einigen Gleichgesinnten in Justiz und bei der Polizei hat, reift in ihm ein Plan. Ein Plan, wie er den Bandenchef ein für allemal unschädlich machen kann – ohne dafür selbst zu Verantwortung gezogen werden zu können.

Das ist so ein Buch, durch das man einfach so hindurchrauscht. Der Schreibstil ist herrlich kurzweilig, flüssig und lebendig. Es strotzt nur so vor trockenem Humor, Sarkasmus und Einblicke in unser Justizsystem. Und auch wenn es ein Roman, also eine fiktive Geschichte ist, beschleicht mich das Gefühl, das hier schon ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert wird. Das alles und natürlich die Tatsache, dass der Autor im echten Leben tatsächlich Richter ist, macht das Buch zu einem echten Pageturner. Selbstjustiz ist natürlich nichts, was ich gutheiße, doch hier ertappe ich mich, wie ich denke: „dieser Drecksack hat es nicht anders verdient“. Wie der Fall aufgebaut ist und wie es letztlich alles vonstattengeht, macht einfach Spaß und ist herrlich ausgeklügelt.

Die Charaktere sind greifbar und bildhaft, die Dialoge spritzig, auf den Punkt und fesselnd. Mir gefällt vor allem dieser Humor, der die Story ständig begleitet. Das „Gespräch“ zwischen Bruckmann und seinem Kater Grisu über das schlechte Gewissen – zu köstlich! Ich mag hier alles: die Protagonisten, die Story, den Schreibstil, den Aufbau, die Seitenhiebe auf unser System. Ein rundum super gelungener Auftakt der Siggi Bruckmann-Reihe – denn eine Reihe soll es wohl werden, was der Cliffhanger am Ende auch vermuten lässt. Ich werde diesem äußerst sympathischen Richter Bruckmann auf jeden Fall treu bleiben und freue mich darauf, bald mehr von ihm zu lesen. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 10.07.2022
Die Flut / Keeper of the Lost Cities Bd.6
Messenger, Shannon

Die Flut / Keeper of the Lost Cities Bd.6


ausgezeichnet

Rasant, gefährlich und sehr düster geht es weiter – super spannende Fortsetzung


Immer noch geschockt vom Tod von Mr. Forkle setzt Sophie alle Hebel in Bewegung, um ihre menschlichen Eltern aus den Händen der Neverseen zu befreien. Ihre Schwester Amy ist glücklicherweise in Sicherheit und wird in Atlantis versteckt. Keefes Mutter mischt sich ein will die Kinder dazu bringen, ihr zu vertrauen, weil die Neverseen sie selbst verraten haben. Da ihnen kaum eine andere Wahl bleibt, gehen sie auf dieses Bündnis ein. Um nach Nightfall zu kommen, wo Sophies Eltern angeblich gefangen gehalten werden, müssen sie viele Rätsel lösen und sogar den Ogerkönig in einem Duell besiegen. Sie wissen immer noch nicht, wem sie trauen können und wem nicht und nur das feste Vertrauen der Kids untereinander lässt sie vorwärtskommen. Auf ihrem Weg erfahren sie immer mehr schreckliche Dinge über die Vergangenheit von Elfen und Menschen und Sophie fragt sich einmal mehr, zu welchem Zweck sie geschaffen wurde.

Jetzt geht´s langsam ans Eingemachte! Die Neverseen schrecken vor keiner noch so grausamen Tat zurück und gehen dabei ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen. Ich erfahre – wie Sophie – immer mehr über die Vergangenheit und die Dinge, die dazu geführt haben, dass Elfen und Menschen nun in getrennten, geheimen Welten leben. Was da auf uns zurollt ist schrecklich und ich befürchte, dass in den Folgebänden noch so einiges an Wahrheiten offengelegt wird, dass einmal mehr die Sichtweise auf Elfen, Menschen und andere Wesen ändert. Die Story ist fesselnd ohne Ende und ich möchte gar nicht mehr aufhören, zu lesen. Die Spannung ist permanent ganz oben und es werden kleine Andeutungen eingestreut, die mich furchtbar neugierig machen (was z.B. ist mit dem Alicorn Sylvenie los? Warum verhält sie sich so seltsam?).

Neben ganz viel Action und Spannung und Gefühlen ist auch hier der Humor wieder mit dabei. Habe ich schon gesagt, dass ich Keefe einfach klasse finde? Seine witzige, neckische, freche Art ist so liebenswert und was ich wegen ihm schon gelacht habe!

Gut gefällt mir der Zusammenhalt der Kids untereinander und dass jeder mit seiner eigenen Fähigkeit einen Teil zum Großen und Ganzen beiträgt. Nur zusammen sind wir stark!

Shannon Messenger schafft es jedes Mal aufs Neue, mich in Sophies Welt hineinzuziehen und dafür zu sorgen, dass ich am liebsten gar nicht mehr raus will. Ich freue mich auf Ende August, wenn es weitergeht mit KOTLC. Süchtigmachend, fesselnd, spannend, detailliert, bunt, magisch – 5/5 Sterne! Love it!

Bewertung vom 04.07.2022
Zum Pissen reichts
Bettschart, Rafael;Zwerschina, Franz

Zum Pissen reichts


ausgezeichnet

Noch nie so viel gelacht bei einem Rezeptbuch – quadratisch, praktisch, gelb! Na dann Prost!


In diesem kleinen, quadratischen, quitschegelben Büchlein sind insgesamt 25 Cocktailrezepte versammelt. Wie jetzt? Nur 25 Rezepte, aber 148 Seiten? Ja – und ich sage euch: jede Seite ist ein (Trink-)Genuss! Neben den Rezepten gibt es viel Wissenswertes und Kurioses aus der Welt der Säufer und des Alkohols. Kleine Anekdoten, harte Fakten, witzige Zitate, Fußnoten zum Brüllen.

Innen ist das Buch komplett in schwarz/weiß gehalten. Es gibt keine Hochglanzfotos, sondern einfache, witzige und passende Illustrationen im Strichmännchendesign.
Das Buch ist ein bisschen frech (logisch, schon allein der Titel), aber mit viel Liebe gemacht – da bin ich mir sicher. Hier waren zwei Herren am Werk, die mit viel Humor durchs Leben gehen. Die Texte sind mit einigen Fußnoten versehen, die rotzfrech, anstößig und echt zum Wegschmeißen komisch sind. Sicherlich nicht jedermanns Humor aber hey! Wer ein Buch mit diesem Cover und Titel kauft weiß, dass das hier mit seriös, ernst und politisch korrekt nichts zu tun haben wird.

Mir persönlich hat „Zum Pissen reichts“ super gefallen! Ich musste viel lachen und kichern und fühlte mich bestens unterhalten. Die Aufmachung ist genial und es macht einfach Spaß, durch die Seiten zu blättern und immer wieder was neues frivoles, gemeines, versoffenes oder witziges zu entdecken. Und die Cocktailrezepte haben Hand und Fuß – also keinesfalls Fake-Rezepte. Die Rubriken Kurioses und Wissenswertes, oft in Verbindung mit prominenten Persönlichkeiten, sind informativ und echt interessant.

Für jeden, der zum Lachen nicht in den Keller geht, der Cocktails mag und deren schräge, teils freche, sehr direkte Präsentation nicht scheut, kommt hier auf seine Kosten. Ich liebs! 5/5 Sterne!

Bewertung vom 02.07.2022
Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5
Messenger, Shannon

Das Tor / Keeper of the Lost Cities Bd.5


ausgezeichnet

Fesselnd wie eh und je – auch Teil 5 kann mich voll überzeugen


Keefe ist also zu den Neverseen übergewandert, um diese von Innen heraus zu schwächen, gegen sie zu arbeiten. Doch können die Kids ihm trauen? Oder spielt er ein doppeltes Spiel? Als wäre es nicht schon schwer genug, dass ihre Clique dadurch zu zerbrechen droht, gerät nun auch noch die sonst so heile Elfenwelt aus den Fugen. Krieg wird angedroht, die Oger arbeiten mit den Neverseen zusammen und es verbreiten sich Angst und Schrecken unter den Elfen. Zeit, sich vorzubereiten auf das, was da vielleicht auf alle zukommt. Der hohe Rat will daher alle Elfen in Fertigkeiten ausbilden, damit sie sich notfalls zur Wehr setzen können. Und Sophie? Sie will zusammen mit den Freunden herausfinden, was die Neverseen vorhaben – und geraten dabei in große, tödliche Gefahr.

Puh! Es wird von Buch zu Buch spannender, rasanter und ja, auch gewalttätiger, ernster. Hier geht’s nicht mehr nur um eine Kinderfreundschaft, um Elfen, Glitzerkacke und kuschelige Imps. Jetzt geht es ums Überleben, um Taktik, Strategie, Fertigkeiten und Fähigkeiten. Um das Fortbestehen der Welt, in der die Elfen und anderen Wesen bisher einigermaßen friedlich leben konnten. Sophie wächst an ihren Erfahrungen, die Freundschaft der Kids untereinander ist wichtiger denn je und die Frage, wem kann ich noch vertrauen, wird mehr als einmal gestellt. Shannon Messenger hat mit KOTLC eine Welt erschaffen, die so umfangreich und fantasievoll ist, die aber auch Parallelen zu unserer menschlichen Welt zieht.

Wie auch schon in den Vorbänden kommt der Humor nicht zu kurz. Immer wieder muss ich auflachen, weil vor allem Keefe wieder einen rausgehauen hat oder sich der über 2 m große Leibwächter Sandor mit seiner Quietschestimme wieder mal über Sophie aufregt. Doch genau so musste ich das eine oder andere Mal schlucken – vor allem bei einem Todesfall, der am Ende passiert. Damit habe ich nicht gerechnet. Und überhaupt - dieses Ende! Cliffhanger par excellence!

Einfach eine tolle Fantasy-Reihe mit fabelhaften, starken Charakteren, bildhaften Beschreibungen und mordsmäßiger Spannung. Fesselnd von vorne bis hinten, süchtig machend und daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 30.06.2022
Tante Dimity und das verzauberte Cottage
Atherton, Nancy

Tante Dimity und das verzauberte Cottage


ausgezeichnet

Zauberhafter Wohlfühlroman – einfach was fürs Herz und für die Seele


Immer, wenn in dem englischen Dörfchen Finch jemand neu hinzuzieht, stehen alle Bewohner unter Strom und versuchen, so viel wie möglich über den Neuzugang in Erfahrung zu bringen. Bei Crispin Windle, einem alleinstehenden Mann im Seniorenalter, ist das nicht anders. Er ist in das Cottage „Weidenkätzchen“ gezogen, von dem die Bewohner sagen, dass jeder, der dort wohnt, innerhalb von 6 Monaten seine große Liebe findet. Doch er hält die Nachbarn freundlich aber bestimmt auf Abstand und zieht sich zurück. Lori vermutet, dass da eine Depression dahintersteckt und möchte dem neuen Nachbarn helfen. Die Fincher Bewohner organisieren eine Art Nachbarschaftshilfe, und wechseln sich mit Besuchen bei Mr. Windle ab. Ohne rechten Erfolg. Doch irgendwann stellen sie fest, dass er sehr wohl Kontakt zu jemandem im Dorf hat und sich auch nicht wie vermutet in seinem Cottage mit dem ominösen Webstuhl einigelt. Nach und nach kommt Licht in die Sache und am Ende wird sogar ein lange zurückliegendes, dunkles Geheimnis von Finch aufgedeckt.

Juhuu… endlich geht es weiter mit Tante Dimity. Das ist inzwischen Band 25 und das Buch aufzuschlagen und die ersten Zeilen zu lesen fühlt sich an, wie heimkommen. Ich liebe es wirklich! Ich liebe den Ort Finch, ich liebe die Bewohner, die so herzlich, verschroben, bisschen verrückt, liebenswert und nervig sind. Ich liebe die Landschaft und ich liebe die Story, die immer mit so viel Liebe und Wärme und Gefühl erzählt wird, das es einem warm ums Herz wird. Jedes Mal denke ich mir: könnte ich doch nur in das Buch reisen und direkt vor Ort sein. Und ich liebe auch Tante Dimity, die ja schon lange tot ist und nur als Schrift in einem Tagebuch Teil der Geschichte ist. Diese Mischung aus Geistergeschichte, Krimi, leichter Unterhaltung, liebenswerter Erzählung, Familien- und Dorfgeschichte ist einfach super gelungen und wird mir niemals langweilig. Neben ganz viel Lachen und Schmunzeln musste ich diesmal auch ein paar Mal schlucken, weil z.B. das dunkle Geheimnis aus der Vergangenheit sehr traurig ist und mich sehr berührt hat.

Diese Cosy Crime-Reihe ist einfach was fürs Herz und für die Seele. Wie eine Tasse heißer Tee mit einem Teller voller Kekse. Mir sind alle Dorfbewohner fest ins Herz gewachsen, alte, liebgewonnene Bekannte und ich kann es gar nicht abwarten, bis Band 26 erscheint. Leichte, aber sehr herzliche und warme Unterhaltung für alle, die England mögen, die Krimis im weitesten Sinne mögen und die es lieben, wenn sie beim Lesen dieses wohlige, geborgene, herzerwärmende Gefühl haben, das nur ganz wenige Bücher auslösen. Geht gar nicht anders: 5/5 Sterne.

Wie in jedem der Vorgängerbände gibt es am Ende ein leckeres Rezept – welches auch immer eine Rolle in der Handlung spielt und zum Nachbacken einlädt. Diesmal: Elspeth Binneys Bakewell-Törtchen.

Bewertung vom 29.06.2022
Das Gotteshaus
Tudor, C. J.

Das Gotteshaus


ausgezeichnet

Gruselig und extrem fesselnd – ein echter Pageturner

Jacqueline (Jack) Brooks - verwitwet, alleinerziehend, Pfarrerin - wird zwangsversetzt von der Großstadt Nottingham in das Bauerndorf Chapel Croft. Alles wirkt heruntergekommen, der Empfang der Bewohner ist verhalten. Jack erfährt, dass ihr Vorgänger sich in der Kirche aufgehängt hat und erhält von einer Anwohnerin den Hinweis, dass das sicher kein Selbstmord war. Sie will der Sache auf den Grund gehen und stößt dabei auf eine alte, das Dorf prägende Geschichte über Ketzertum und Märtyrer, auf brennende Mägdelein (Strohpuppen) und auf einen Vermisstenfall von vor 30 Jahren, als zwei Mädchen spurlos verschwunden sind. Zudem haben sie und ihre Tochter Flo auch noch Visionen von brennenden Mädchen und erhalten Drohbotschaften. Was ist nur los mit diesem Dorf?

Also ich muss sagen: ich habe diesen 560 Seiten-Wälzer innerhalb von wenigen Stunden weggesuchtet! Schreibstil, Thema, Aufbau – genau mein Ding! Ich mochte die Charaktere sehr und diese immer ein bisschen düstere, bedrohliche Atmosphäre, genau so wie das Setting des englischen Hinterlandes mit den verschrobenen, misstrauischen Einwohnern. Das Cover passt perfekt zum Inhalt und gefällt mir daher ausgesprochen gut. Hauptfigur Jack ist super! Sie steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, wuppt ihr nicht gerade einfaches Leben als alleinerziehende Mutter in einem typischen Männerberuf und hat trotz aller Schicksalsschläge, die das Leben ihr seit jüngster Kindheit geboten hat, ihren Humor nicht verloren. Forsch und selbstbewusst geht sie die neue Situation an. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, hat aber dennoch auch dunkle Geheimnisse, die sie sogar vor ihrer Tochter verbirgt.

Alles beginnt mit einem Prolog, der es in sich hat und die Spur auf kirchlichen Exorzismus lenkt. Direkt gefolgt von einem Zeitungsartikel über das Verschwinden der beiden Mädchen aus dem Jahr 1990. Dann geht die Geschichte mit Jack und ihrem Einzug in Chapel Croft los – derartig fesselnd geschrieben, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Teilweise wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jack erzählt, dann gibt es Kapitel, die sich um deren Tochter Flo drehen und die in der dritten Person erzählt werden. Dann wiederum gibt es Szenen, die sich um einen Mann drehen, der im Gefängnis war und auf der Suche nach jemandem ist und schließlich auch noch die Szenen, die aus dem Leben der beiden verschwundenen Mädchen Merry und Joy erzählen. Ganz schön viel auf einmal, doch lasst euch gesagt sein: das ist grandios aufgebaut und kommt im Laufe des Buches natürlich alles irgendwie zusammen.

Für mich ein absolut gelungener Thriller, der fesselnd und spannend ist, der einige Gruselelemente enthält, aber auch seine humorvollen Bestandteile hat. Ich wurde überrascht von diversen Wendungen und gekonnt auf falsche Fährten gelockt. Mit seiner faszinierenden Sogwirkung ein echter Lesegenuss und absoluter Pageturner! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 28.06.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Eine Ode an das Leben – gefühlvoll, humorvoll, wundervoll!


Lenni, 17 Jahre alt, hat eine lebensverkürzende Krankheit und befindet sich im Krankenhaus. Dort trifft sie auf Margot, 83 Jahre alt, die eine Herzerkrankung hat. Beide nehmen an einer neu eingeführten Kunsttherapie teil, da kommt Lenni die Idee, dass sie für jedes ihrer gemeinsamen 100 Jahre je ein Bild malen und sich die dazugehörige Geschichte gegenseitig erzählen. Und so machen sie es dann auch.
Heraus kommt eine Liebeserklärung an das Leben und die beiden Frauen verbindet sehr bald eine tiefe Freundschaft, die zwar nur kurz sein wird, aber intensiv und lebensbejahend.

Ich weiß gar nicht, was ich erwartet habe, als ich den Inhalt des Buches gelesen habe. Was ich dann jedoch erhalten habe, ist eine Geschichte, die unfassbar berührend und warmherzig und humorvoll und einfach wunderschön ist! Auf der einen Seite erfahre ich ein bisschen was über Lennis kurzes Leben, die Auswanderung von Schweden nach England, ihre eher oberflächlichen Freundschaften und ihre Familienprobleme. Und ganz viel darüber, was Lenni für ein fabelhaftes Mädchen ist: mutig, direkt, selbstbewusst und dennoch auch verletzlich und ängstlich. Auf der anderen Seite darf ich Margots langes, teils mit viel Leid, teils mit viel Liebe angefülltes Leben in Episoden miterleben. Und ich bin dabei, als diese wunderbare Freundschaft zwischen der alten Dame und dem jungen Mädchen entsteht, die beide vor dem Ende ihres Lebens stehen und ineinander einen Seelengefährten finden. Und auch, als Lenni sich mit dem kurz vor der Rente stehenden Krankenhauspriester Pater Arthur anfreundet und dessen Leben dadurch irgendwie gehörig durcheinanderwirbelt.

All diese Themen – Familie, Freundschaft, Liebe, Glaube, Hoffnung, Tod und Leben – werden auf eine humorvolle, tiefgründige und herzerwärmende Art und Weise erzählt, die niemals kitschig oder überzogen ist, aber auch nicht ins Lächerliche abdriftet oder belehrend daherkommt. Hier geht jede Zeile direkt ins Herz, die Charaktere muss man einfach alle gern haben, die Rückblicke/Lebensepisoden sind furchtbar fesselnd und das ganze Buch steckt so voller Leben und Liebe, obwohl es letztlich um den Tod, um das Sterben geht.

Ich musste viel schmunzeln und lachen, aber auch oft einen dicken Kloß herunterschlucken und mir Tränen wegwischen. Gefühl pur, ohne Schnickschnack und Klimbim. Mit Figuren, die man nicht so schnell vergisst und einem Schreibstil, der sich festsetzt. Lebensbejahend, hoffnungsvoll, grandios! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 26.06.2022
Drachendieb - Das Buch der Bänder 1
Raphael Lang

Drachendieb - Das Buch der Bänder 1


ausgezeichnet

Eine fantasievolle Abenteuerreise, die in schneegepeitschten Gipfeln beginnt und den Leser dann durch ein Fantasieland in wärmere Gefilde bringt. Immer begleitet von Menschen und Chimären und einer ganzen Menge fantastischer Ideen. Eine Fantasy-Geschichte, die ein bisschen asiatisch angehaucht ist und die einfach irren Spaß macht!

Diese Geschichte ist wunderbar und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, die Charaktere sind mir nahezu sofort ans Herz gewachsen. Allen voran Narugar, der überaus sanfte, rücksichtsvolle und einfach liebenswerte Panther-Chimär. Aber auch Kaira, die (menschliche) Prinzessin und Tark, der weise, alte Schildkröten-Chimär und natürlich auch Hok, der große, starke und witzige Eisbär-Chimär. Allesamt Charaktere, die einem ans Herz wachsen.

Eher traurig beginnt die Geschichte mit dem Zirkusleben von Narugar, der vom Zirkusdirektor Herr Sonogun in Gefangenschaft gehalten wird. Wobei die Beziehung der beiden wirklich fesselnd, weil seltsam ist. Nach der Flucht von Narugar und Kairi erleben diese wirklich so einiges. Ich war immer mit dabei und konnte mir alles bildlich vorstellen - Kopfkino vom Feinsten. Alles hat einen asiatischen Touch: die Namen, die Landschaft mit Pagoden. Ich konnte mir die Charaktere so gut vorstellen... könnte ich sie zeichnen, hätte ich dazu richtig Lust! Es ist aber keine bierernste, tröge Fantasy-Geschichte. Ganz im Gegenteil. Die Dialoge enthalten so viel Humor und Witz, es gibt einiges an Situationskomik und der Autor schreibt einfach in einem wirklich flüssigen, lebendigen und sehr gut lesbaren Stil. Ich mag dieses Buch wirklich sehr, bin nahezu hindurchgerauscht und freuen mich schon jetzt auf Band 2 dieser "Buch-der-Bänder-Saga". Apropos "Bänder"... das ist eine schöne Idee mit den "magischen Bändern", mit denen Menschen und Chimären verbunden sind. Jede Chimäre ist mit einem bestimmten Menschen verbunden - und das bereits vor der Geburt und über den Tod hinaus. Und nicht jeder kennt seinen Seelenpartner. Tolle Idee, wunderbare Figuren, lebendiges Setting, super Schreibstil! Bitte mehr davon!