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Insgesamt 1630 Bewertungen
Bewertung vom 16.06.2022
Flug 416 (MP3-Download)
Newman, T. J.

Flug 416 (MP3-Download)


sehr gut

Weltbewegende Ereignisse

Bill und Carrie Hoffmann sind ein typisch amerikanisches Ehepaar mit zwei Kindern, Scott und Elsie. Es hat sich der normale Alltag eingeschlichen und sie kämpfen mit den alltäglichen, üblichen Problemen. Dass Bill für einen Kollegen einspringt und dessen Flug übernimmt, ist zum Teil auch eine kleine Flucht vor den Problemen. Der Abschied ist nicht besonders herzlich. Das macht beiden ein wenig zu schaffen, als kurz nach dem Start klar wird, dass Bill nicht zufällig einspringen musste und der vermeintliche Handwerker Carrie und die Kinder gekidnappt hat, um Bill dazu zu bringen, das Flugzeug mitsamt allen Passagieren abstürzen zu lassen, um Frau und Kindern das Leben zu retten. Für Bill steht aber vom ersten Moment an fest: Er will alle retten, die Passagiere und seine Familie.

Sicher, an vielen Stellen im Buch wird maßlos übertrieben und mit Klischees gespielt. Aber dennoch ist es sehr gelungen und absolut fesselnd. So gebannt war ich schon lange nicht mehr von einer Story und ich kann mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen – die wird dann was für meinen filmbegeisterten Mann. Ein wenig erinnert mich einiges an „Speed“, aber das ist nicht negativ gemeint. Hier hat es viele Komponenten, die zusammen einen richtig guten Thriller ergeben, wenn man dazu bereit ist, ein paar kleine Schwächen zu übergehen.

Der Schreibstil ist eingängig und geradlinig, trotz diverser Perspektivwechsel. Ganz unschwurbelig und ohne den Leser oder Hörer als dummes Kind hinzustellen, schafft es die Autorin, den Schrecken des geplanten Attentats sehr real werden zu lassen. Es passt alles zusammen und die Motivation ist zwar nicht wirklich logisch, aber für mich zumindest eben eine Erklärung. Man muss es nicht verstehen – man kann es ja sowieso nicht verstehen, wenn Menschen solche Dinge tun. Trotz aller Übertreibungen und Klischees öffnet die Autorin auch die Augen für Dinge, die wir gern übersehen.

Die Figuren sind allesamt einfach typisch amerikanisch. Das mag die einen stören, für die anderen ist es unwichtig. Ich kann damit leben und finde, es passt zum Setting und zum Plot. Eine Story ohne starke Figuren bleibt blass. Hier bringen die Figuren eine Menge knallige Farben ins Spiel und selbst die weniger sympathischen haben ihre wichtige Funktion. Ohne sie wäre die Story sehr platt.

Ob die Wendungen überraschend sind oder man sie erahnen konnte? Das liegt im Auge des Betrachters. Auf alle Fälle sind sie intelligent gemacht und geben dem Konstrukt Stabilität. Im Grunde ist alles einfach nur erschreckend logisch.

Auch wenn ich wirklich gefesselt war, gebe ich „nur“ vier Sterne. Das liegt an den Namen, die ich unglücklich gewählt finde und die mich immer mal wieder ins Stolpern brachten. Und es liegt an der ein oder anderen Unstimmigkeit, sowie Übertreibungen. Dennoch eine klare Empfehlung, denn Spaß macht die Story auf alle Fälle und wie gesagt – ich kann mir das als Film so richtig gut vorstellen (und ich bin kein Film-Gucker!).

Bewertung vom 12.06.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12 (12 Audio-CDs)
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12 (12 Audio-CDs)


sehr gut

Klufti, ein Urzeit-Affe und die moderne Technik

Mit dem Skelett des Urzeitaffen „Udo“ wollte Professor Brunner beweisen, dass die Wiege der Menschheit, anders als bisher angenommen, im Allgäu liegt. Einer seiner vielen Feinde hat das nun zumindest vorerst verhindert – Brunner liegt tot unterm Schaufelbagger. Kluftinger muss bei brütender Hitze die Sache aufklären. Das ist gar nicht so einfach, hat er es doch mit dem Besitzer und Betreiber der Tongrube, in der „Udo“ gefunden wurde, und einer obskuren Sekte zu tun. Und noch dazu soll seine Enkelin von einer Tagesmutter betreut werden, was Kluftinger gar nicht gefällt. Die muss also auch noch observiert werden. Und so muss er sich notgedrungen mit der Technik von Facebook und Drohnen beschäftigen, wodurch er sich mit seinem Kollegen befreunden und mit Doktor Langhammer Zeit verbringen muss. Klufti bleibt aber auch gar nix erspart!

Ich fand den Krimi schon amüsant, ganz klar. Klufti ist und bleibt Klufti, aber dennoch tritt er nicht so ganz auf der Stelle. Ist schwer zu erklären, eine Weiterentwicklung ohne echte Veränderung ist ja eigentlich nicht möglich. Tja, Klufti kann das. Er kann sogar als Interims-Polizeipräsident seinen neuen persönlichen Assistenten einerseits vor niederen Aufgaben, die ihm seine Kollegen aufdrücken wollen, retten, aber andererseits selbst ein paar unbequeme Dinge auf ihn abwälzen. Er kann sogar Flohmarkt. Und er kann Herz zeigen unter seiner ruppigen Schale.

Es gibt massig Szenen und Momente, die echt urkomisch sind. Leider wurden die dann so stark beansprucht, dass man irgendwann denkt: „ja, ja, schon gut, weiter jetzt“. So entstehen hin und wieder Längen, die gar nicht nötig gewesen wären. Bedenkt man, dass das Buch 560 Seiten und das Hörbuch mehr als 16 Stunden hat, hätte ein klein wenig Kürzen definitiv nicht geschadet. Dass die Autoren jede Menge aktuelle Themen mit verwoben haben – und das gar nicht so ungeschickt – bläht das Buch auch ein wenig auf, dennoch finde ich es gut. Gewisse Dinge darf man einfach nicht übergehen, auch in einem humorigen Krimi nicht.

Die Idee für den Fall und seine Verdächtigen gefällt mir super gut. Auch sind die Charaktere drumrum passend zum Rest echt schräg und einzigartig. Das Lösen des Falles ist, wie man das bei Klufti kennt, eine ganz besondere Sache und hat ganz viel mit Zufällen zu tun, die ihn in die richtige Richtung schubsen.

Ich bin nicht der Klufti-Fan schlechthin, aber hin und wieder tut er einfach gut. So auch hier. Man muss sich einfach fallen lassen und darf nicht erwarten, einen ernsthaften Krimi zu lesen oder zu hören. Spannung gibt es nur angedeutet, dafür aber jede Menge Kluftinger-Fettnäpfchen und Humor. Für die vollen fünf Sterne reicht es nur knapp nicht, aber es gibt vier stabile, glänzende Sterne!

Bewertung vom 09.06.2022
Hochbeete für jeden Garten: Pflanzen - Pflegen - Ernten
Gutjahr, Axel

Hochbeete für jeden Garten: Pflanzen - Pflegen - Ernten


ausgezeichnet

Kompaktes Wissen rund um das Hochbeet

Schon seit meiner Kindheit gärtnere ich zwar super gern, aber auf meine eigene Weise. Für mich ist Mischkultur schon immer ganz normal – und mit den Hochbeeten ist diese Ansicht wieder viel mehr verbreitet worden. In diesem Buch ist alles super übersichtlich und gut verständlich erklärt und dargestellt, was mit dem Anlegen, Bepflanzen und Pflegen von Hochbeeten verbunden ist. Anfänger sowie Fortgeschrittene finden hier Ideen, Anregungen und Tipps, die viele Fragen beantworten und die Erträge erhöhen können.

Die Texte sind so kurz wie möglich und dennoch informativ. Alle Fotos sind passend zu den Themen und verdeutlichen die Texte noch visuell. Der Aufbau des Buches ist sehr sinnvoll – von der Ur-Idee über die Vorteile und Varianten von Hochbeeten über Standort und Fruchtfolge bis zu Pflanzen, die nicht ins Hochbeet müssen und solche, die ideal dafür sind, ist alles vorhanden. Am Ende findet sich noch ein „Jahres-Arbeits-Kalender“, der auf einen Blick alles zusammenfasst.

Natürlich ist mein Lieblingsteil des Buches der mit den Portraits von Gemüse und Kräutern, die sich besonders wohl im Hochbeet fühlen. Hier erfährt man jeweils alles von der Aussaat bzw. dem Vorziehen bis zum Einpflanzen, der Pflege, dem Wachstum und der Ernte. Zusätzlich gibt es fast immer noch Hinweise oder Tipps.

Ob man ein kleines Hochbeet hat oder ein großes, ob man eins oder mehrere bepflanzen möchte – das Buch hilft bei der Entscheidung, was und wie man pflanzt. Und ich wage zu behaupten, dass man sehr schnell mehr als ein Hochbeet haben möchte, denn es ist super bequem, praktisch und die Ernte ist eindeutig größer – und Erfolg macht bekanntlich süchtig!

Für mich ist dies ein gelungenes Nachschlagewerk, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. Die Reihe „Land & Werken“ vom Heel-Verlag überzeugt eben immer wieder. Fünf Sterne!

Bewertung vom 07.06.2022
Gwendys letzte Aufgabe / Gwendy Bd.3
King, Stephen;Chizmar, Richard

Gwendys letzte Aufgabe / Gwendy Bd.3


sehr gut

Gleichstand

Seit ihrer Kindheit spielt der Wunschkasten eine große Rolle in Gwendys Leben. Immer wieder muss sie für Mr Farris auf ihn aufpassen, doch diesmal ist ihre Aufgabe unermesslich groß. Der Wunschkasten ist zu mächtig geworden und hat eine immense Zerstörungswut. Doch nicht nur das – er hat auch mächtige Helfer gewonnen. Gwendy muss die Welt retten, doch der Preis dafür könnte hoch sein …

Ich gebe zu, der erste Band um Gwendy und den Wunschkasten hat mir am besten gefallen. Dieser letzte Band beinhaltet ein paar Punkte, die mich innerlich aufstöhnen ließen. Vermutlich werden sich viele Leser genau darüber freuen, für mich sind sie leider eher Grund zur Enttäuschung. Auch wenn das typisch für King ist und im Grunde auch die Erklärung für viele offene Fragen ist, hätte ich es mir einfach anders gewünscht. So oft sich King neu erfindet und neue Wege beschreitet, hier kehrt er an einen Punkt zurück, den ich nicht als seinen besten sehe. Doch wie gesagt, die Mehrheit der Fans wird das genau anders sehen.

Ansonsten gefällt mir sehr, wie Gwendy immer wieder Kraft und Mut findet, die ihr gestellten Aufgaben zu meistern. Ihre Entwicklung ist nicht selbstverständlich, aber großartig. Das Ende ist gleichzeitig überraschend, als auch vollkommen logisch und in sich stimmig. Im Grunde möchte ich sagen, dass man das am Anfang schon hätte wissen können oder gar müssen, wenn man wie ich alle Bücher Kings gelesen hat und seine Art, seinen Stil und seine Tricks kennt. Dennoch hat er mich völlig überrumpelt und mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Auch das ist typisch King, oder?

Das Setting ist hier sehr speziell. Die Querverweise (wovon eben ein paar der Grund meines „Unmutes“ sind) werden King-Fans mehr oder weniger stark auffallen. Ob Neulinge etwas damit anfangen können, bezweifle ich stark. Am Ende des Buches kam mir gar nicht die auffälligste Verbindung in den Sinn, sondern „Erhebung“. Das hat mich dann sogar wieder ein wenig mit der Geschichte versöhnt. Dass King und Chizmar hier auch ein bisschen die Pandemie verarbeiten, finde ich richtig und gut.

Trotz allem freue ich mich auf weitere Werke des Autors, der mich so viele Jahre schon mit seinen Büchern begleitet und mal mehr, mal weniger begeistert, der aber immer authentisch ist. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 29.05.2022
Salate zum Sattessen
Dusy, Tanja

Salate zum Sattessen


ausgezeichnet

Salate modern und alles andere als langweilig

Salat ist einfach nur, Zeugs zusammenwürfeln und mit Dressing vermischen? Jo, könnte man so sehen. Der Trick liegt aber darin, die richtigen Zutaten zu kombinieren. Kann man einfach selbst ausprobieren, stimmt. Aber so die eine oder andere Anregung und Idee findet man immer bei anderen. Und Tanja Dusy hat hier wunderschöne Ideen zusammengestellt, die mir schon beim Blättern nicht nur Appetit, sondern gleich Hunger machen!

Die Zutaten sind nicht sonderlich ausgefallen und dürften keine Schwierigkeiten beim Einkauf machen. An jeden Geschmack ist gedacht, auch wenn auch hier nicht jedem alles schmecken wird. Das fängt bei mir schon bei der Avocado an – die mag ich einfach nicht. Aber zur Not wird der Grüne Nudelsalat mit Schinken eben ohne sie gemacht. Und den Tofu ersetze ich durch das, was mir gerade passend erscheint – mal Käse, mal Schinken, mal Fleisch, mal gar nichts!

Aufgeteilt sind die Rezepte in die Kategorien „ganz pur“, „ganz klassisch“ und „ganz kreativ“. Der Aufbau ist, wie man das mag – neben einer Zutatenliste sind die Zubereitungsschritte aufgeführt. Zum aussagekräftigen Foto werden auch immer eine „Prise Magie“ und/oder eine „Zauberformel“, also spezielle Extra-Tipps, die speziell zum Rezept passen, geliefert. Das ist humorvoll und fröhlich aufgemacht und spricht mich sehr an. Zwischendurch tauchen noch Doppelseiten auf, die einige zusätzliche Informationen, Tipps und Tricks zu Salaten und Dressings bieten.

Für Eilige sind die Rezepte eher nichts, denn eine halbe Stunde ist fast immer das Minimum, das für die Zubereitung erforderlich ist. Bei einigen Rezepten kommt noch Zeit fürs Marinieren oder Ziehen dazu, wodurch schnell mehr als eine Stunde benötigt wird.

Ich finde die Zusammenstellung, sowie die Aufmachung, sehr gelungen. Noch dazu ist das Buch handlich und kommt ohne große Selbstdarstellung oder Selbstinszenierung der Autorin aus. Das mag ich! Man mag sagen, es ist ein sehr dünnes Kochbuch, doch für mich ist genau das der Vorteil, denn so verzettelt man sich nicht zwischen endlos vielen Vorschlägen und kommt schneller auf den Punkt. Ja, für mich ist dieses Rezeptbuch rundum gelungen und deshalb gebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 29.05.2022
Das große kleine Buch: Das Wiener Schnitzel
Berninger, Jakob M.

Das große kleine Buch: Das Wiener Schnitzel


ausgezeichnet

Das kennt jeder – und so geht’s richtig!

Vermutlich ist dies das bekannteste Gericht überhaupt: Das Wiener Schnitzel oder aus anderen Fleischsorten als Kalb dann das Schnitzel Wiener Art. Es muss toll aussehen, die Panade muss fluffig sein, das Schnitzel dünn und dennoch saftig – und für mich ist es eine Sünde, wenn mir jemand Soße draufklatschen will! Himmel, das zerstört doch die tolle Panade!

Dieses Büchlein erzählt die Geschichte des leckeren Fleischgerichtes, erklärt die Zubereitung, die Unterschiede in den regionalen Arten und gibt Auskunft über Fleischsorten und Beilagen.

Wichtig mag das alles nicht sein, aber es ist sehr interessant, gerade für Kochfans und Fleischfans. Die Zubereitung wird Schritt für Schritt sehr ausführlich erklärt und es wird auch über die Fehler, die man dabei machen kann, eingegangen.

Für mich ist erstaunlich, dass nur am Rande von der bei uns immer wieder so hochtraditionell und deshalb wichtig hingestellten „Wiener Garnitur“ gesprochen wird. Diese besteht aus Sardelle, Kaper und Zitrone. Und siehe da – der österreichische Autor Jakob Maria Berninger selbst sagt, dass dies nicht jedermanns Sache ist. Wunderbar – mir reicht der Schnitz Zitrone völlig!

Die vorgestellten Varianten Pariser Schnitzel, Mailänder Schnitzel, Cordon Bleu und Schnitzel Holstein sollte man definitiv auch mal probiert haben!

Wie immer, so ist auch dieses „Kleine große Buch“ ein kleiner Wissensschatz. Es lohnt sich und macht Freude, diese Büchlein zu sammeln und sich eine kleine Bibliothek mit Wissen anzulegen. Es ist quasi das Pendant zu den Was-ist-Was-Büchern für Kinder. Ich bin mal wieder total begeistert und gebe fünf Sterne.

Bewertung vom 16.05.2022
Schreib oder stirb
Fitzek, Sebastian;Beisenherz, Micky

Schreib oder stirb


sehr gut

Großartige Idee, kleine Schwäche – dennoch super Unterhaltung

David Dolla ist Literaturagent und gerät unvermittelt in eine kuriose Situation – ein Häftling bekennt sich der Entführung der kleinen Pia, verrät ihren Aufenthaltsort aber nur dann, wenn Dolla seine Story schreibt und einen ein-Million-Dollar-Vertrag für die Veröffentlichung an Land zieht. Dieser glaubt kein Wort und lehnt dankend ab, doch da wird seine große Liebe überfallen und liegt im Koma. Die Nachricht löst viele unerwartete Ereignisse aus und Dolla landet quasi mitten in der Geschichte, ohne zu wissen, wohin sie führt. Nur eines ist sicher – nichts ist so, wie Dolla dachte!

Ein wenig störend sind die vielen Vergleiche. Gefühlt jeder vierte Satz besteht aus einem solchen. Zwar sind sie bildhaft und schon witzig, aber in dieser inflationären Nutzung lässt es mich innerlich dann doch irgendwann nur noch aufstöhnen.

Dennoch ist „Schreib oder stirb!“ ein amüsanter und zugleich spannender Thriller mit gelungenen Ideen, Twists und Zusammenhängen. So sehr ich mich wundere, dass Fitzek schneller schreibt als andere lesen (ich bin noch immer nicht sicher, ob er tatsächlich eine Einzelperson ist oder eher „Frontmann“!) und ich staune, dass manche Bücher super, andere total daneben sind und ich nie weiß, was mich bei ihm erwartet, diesmal war es keine Zeitverschwendung, sondern – bis auf die Vergleiche – richtig gelungene Unterhaltung.

Ich fand „Der erste letzte Tag“ sehr gelungen und urkomisch, trotz aller Tragik. Deshalb hatte ich etwas Ähnliches erwartet. Hier kommt aber Beisenherz mit seinen Vergleichen zu stark durch. Das ist anfangs lustig, wird aber mit der Zeit anstrengend. Dennoch schlägt Fitzek durch mit seiner Art, Fallstricke zu legen, den Leser zu verwirren, falsche Fährten zu legen und unerwartet alles zu drehen – und das auch noch ziemlich logisch und in sich stimmig.

Ich mag Experimente und ich mag es, wenn jemand aus seiner Schiene herausgeht, sich dabei aber dennoch treu bleibt. Ich mag schrägen Humor und ich mag Thriller. Aber besonders mag ich es, überrascht zu werden. Das ist gerade im Bereich Thriller gar nicht mehr so einfach – irgendwie war immer alles schon mal da. „Schreib oder stirb!“ ist erfrischend anders, wenn auch teils nervig (aber das bin ich selbst auch – passt also bestens). Ich kann deshalb nur einen Stern abziehen und gebe damit vier Sterne. Kleiner Tipp: Einfach mal auf ein Experiment einlassen, alles andere vergessen und sich in die Story fallen lassen. Es lohnt sich!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2022
Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
Steinfeld, Mimi

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)


ausgezeichnet

Glücksente für alle

Der Therapeut Lindholm versucht, Cressida Catterberg dabei zu helfen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Oder will Cressi das einfach nur glauben? Auf alle Fälle ist sie ständig pleite und das definitiv hauptsächlich, weil sie die teuren Therapiesitzungen zahlen muss. Noch dazu hat sich der One-Night-Stand ihrer Mitbewohnerin auf ihrer Couch einquartiert und mischt sich ständig in ihr Leben ein, sogar die alte Chinesin vom Imbiss gibt ihr ständig ungefragt Ratschläge. Ganz zu schweigen von ihre Schwestern und Tanten! Und dann stirbt die Mutter und lässt jede Tochter mit einem überraschenden leiblichen Vater und tausend unbeantworteten Fragen zurück. Dafür sollen die Schwestern ihre Asche illegal im Englischen Garten verstreuen und noch dazu Cressi das seit Jahren stillgelegte Bistro übernehmen. Noch mehr Chaos geht ja wohl gar nicht!

Ja, Cressi hat es nicht leicht und noch dazu steht sie sich ständig selbst im Weg. Man mag ihr immer wieder auf die Schulter tippen und ihr sagen, dass sie sich einen neuen Therapeuten suchen soll oder noch besser: gar keinen braucht! Sie lässt sich einfach nur immer wieder viel zu viel gefallen und wehrt sich zu selten. So schräg die meisten Entscheidungen von Cressi sind, man mag sie irgendwie und findet sie erstaunlicher Weise nicht halb so nervig, wie sie eigentlich doch ist.

Der Schreibstil ist wunderbar! Cressi erzählt ihre Geschichte selbst und das mit ganz viel Selbstironie und Galgenhumor. Sie ist sich also durchaus bewusst, dass in ihrem Leben immer wieder Dinge geschehen, die absolut unüblich und ungewöhnlich sind. Entsprechend wirkt ihre Erzählweise ein bisschen hektisch und überstürzt, aber es passt genial zu den Geschehnissen.

Die „Randfiguren“ sind einfach wunderbar und ganz vorne steht bei mir Wischnewski – ich habe es bildlich vor Augen, wie er aus dem Keller heraus Eis verkauft. Und es versetzt mich in meine Kindheit zurück, in der es so einen Eisverkauf auch gab. Hach, war das toll! Selbst Cressis wirklich anstrengende Tanten haben etwas Liebenswürdiges. Sie wirken ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber anders würde ich sie gar nicht haben wollen!

Die Lektüre hat enorm Spaß gemacht, schon allein, weil Mimi Steinfeld ernste Themen auf eine humorvolle Weise verarbeitet, die nicht respektlos ist. Ein bisschen mehr Cressi würde uns allen gar nicht schaden. Vor allem, wenn eine Lucinda, ein Mika, ein Wischnewski, eine alte Chinesin und ein Hund namens Schröder beteiligt sind. Keine nobelpreisverdächtige Lektüre, aber ein großartiger Lesespaß und deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!

Bewertung vom 10.05.2022
Grünes Gartenwissen. Gemüse anbauen
Whittingham, Jo

Grünes Gartenwissen. Gemüse anbauen


ausgezeichnet

Klein, aber fein – tolles Buch für alle, die gern selbst ziehen, was sie essen

Dies ist ein handliches, kleines Taschenbuch mit enorm viel (Grund-)Wissen. Alle wichtigen Themen werden behandelt. Dabei werden sie oftmals nur angeschnitten, dennoch hat man selbst als Anfänger wichtige Informationen griffbereit und kann sie auch sehr gut nachschlagen. Dass ein Buch in diesem Umfang (knapp über 140 Seiten) nicht ausführlich über alles berichten kann, ist klar. Sich weiterführende Lektüre zuzulegen bleibt also nicht aus. Dennoch finde ich das Buch rundum gelungen und habe viele gute Tipps für mich gefunden.

Wir haben neu gebaut und legen den Garten entsprechend auch ganz neu an. Das ist die Chance, alles von Grund auf anders als bisher zu machen, sich selbst zu verbessern und den Garten am Ende toll gestaltet und sinnvoll genutzt zu haben. Für den kleinen Gemüsegarten-Teil habe ich in diesem Buch wunderbare Anregungen und Ideen gefunden. Nennen möchte ich als Beispiel nur mal die Idee, Schlangengurken an einem selbstgebauten Rankgerüst aus alten Fahrradfelgen (mit Speichen) klettern zu lassen. Das finde ich absolut großartig und genau solche Ideen habe ich gesucht.

Ob für ein Mini-Gemüse-Beet, Hochbeete, das Pflanzen in Gefäßen – hier ist an alles gedacht und für jeden was dabei, bis hin zur kompletten Selbstversorgung, wenn man das möchte und kann. Nach dem Teil mit dem Drumrum gibt es eine ganze Reihe Portraits von Gemüse, Salaten und Kräutern. Die Beschreibungen umfassen von der Aussaat bzw. dem Pflanzen bis zur Ernte alles, was man wissen muss. Pflege, Schädlingsbekämpfung und jede Menge Tipps verhelfen zu einer guten Ernte. So kann man sich seine eigene Auswahl heraussuchen und ausprobieren, was besonders zu einem passt und Erfolg verspricht.

Die Texte sind kurz und gut verständlich geschrieben. Dazu gibt es reichlich Bilder, die sowohl die Pflanzen, als auch die Arbeiten zeigen. Mir gefällt das Buch rundum sehr gut und ich bin mir sicher, dass ich es viele Jahre im Einsatz haben werde – denn Abwechslung im Garten und auf dem Teller mag ich sehr. Fünf Sterne!

Bewertung vom 09.05.2022
Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5 (2 MP3-CDs)
Ribeiro, Gil

Einsame Entscheidung / Leander Lost Bd.5 (2 MP3-CDs)


ausgezeichnet

Der Deutsche in Portugal erstaunt mal wieder alle

Leander Lost und Soraia Rosaro genießen die Ruhe, doch der Sturm folgt schneller, als gedacht – ein englischer Tourist liegt tot im Ferienhaus, seine portugiesische Begleiterin ist weg, auf der Flucht. Fast könnte man meinen, der Fall ist klar, doch die Ermittlungen bringen mehr Fragen als Antworten zutage und so ist Lost schnell wieder ganz in seinem Element …

Es ist schwer zu beschreiben – die Bücher rund um Leander Lost sind ganz speziell und sehr unterhaltsam, dennoch mag ich sie sehr. Ich muss aber in der passenden Stimmung und Laune dafür sein. Die Mischung aus Lokalkolorit, Spannung und Humor ist einzigartig und der Besonderheit Losts angemessen. Doch geht es mir ein wenig wie den meisten, die Lost begegnen: er strengt ein wenig an, auch wenn man hinterher merkt, dass er genial ist und trotz aller Eigenheiten super liebenswert. Und selbst im fünften Band lässt all das nicht nach – im Gegenteil, ich finde, Gil Ribeiro ist es gelungen, den Standard immer ein kleines bisschen zu erhöhen.

Trotz aller „Gemütlichkeit“ packt der Autor, der eigentlich Holger Karsten Schmidt heißt, brandheiße Themen in den Fall, die den Leser urplötzlich und kalt erwischen. Dabei sind die Wendungen und Kniffe sehr intelligent gemacht und muten nicht „gewollt“ an, sind also sehr in sich stimmig. Das gefällt und imponiert mir enorm. Diesmal geht es um Nahrungsmittelknappheit, Hunger und Überbevölkerung, illegale Experimente und natürlich das liebe Geld. Die Zusammenhänge sind komplex und logisch – und erschreckend. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu glauben, dass dieses Szenario sehr real sein könnte.

Die Entwicklung der Figuren ist stimmig und gelungen. Die Beschreibungen der Gegend, der Genüsse, der Geschehnisse – alles sehr bildhaft, aber nicht langatmig. Man wird nach Fuseta versetzt und kann sich alles sehr gut vorstellen. Leander Lost überrascht an einigen Stellen. Auch das finde ich erfrischend und lobenswert.

Ja, es war wieder wunderbar, Zeit mit „alten Bekannten“ zu verbringen. Und ich freue mich auf die nächste Begegnung, aber auch darüber, dass diese nicht gleich morgen sein wird. Ich gebe deshalb trotz der kleinen Kritikpunkte sehr gerne fünf Sterne.