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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2015
School`s out - Jetzt fängt das Leben an!
Kolbe, Karolin

School`s out - Jetzt fängt das Leben an!


ausgezeichnet

Aus Puzzleteilen ihrer eigenen Erlebnisse und denen ihrer Freundinnen im ersten Jahr nach dem Abitur hat Karolin Kolbe mit "School's Out!" einen Jugendroman geschrieben, der vier Geschichten in einer vereinigt.
Die Geschichte beginnt mit einem Wiedersehen in Lottes Garten, wo sich vor genau einem Jahr die Freundinnen Anni, Marlene, Clara und Lotte getroffen hatten bevor sie für ein ganzes Jahr in alle Windrichtungen verstreut ihr erstes Jahr nach dem Schulabschluss verbringen.

Clara und Marlene bleiben in Deutschland, Lotte zieht es auf den Bauernhof ihres Vaters in den Niederlanden, während Anni mit dem Ziel Malaysia die größte Veränderung bezüglich Kultur macht und sich in ein richtiges Abenteuer stürzt. Doch auch, wenn sich die Vorhaben der anderen drei zunächst nicht ganz so abenteuerlich wie Annis Plan anhören, stoßen auch die auf Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen und die sie teilweise vor ihren Eltern und Familien zu rechtfertigen haben: Clara absolviert ein FSJ in Berlin und lernt dort viele neue Lebensansichten kennen, die sich nachdrücklich auf ihren eigenen Lebensstil auswirken, zudem muss sie noch ihren Berufsweg ins Leben finden. Lotte steht zwischen den Stühlen zwischen ihrer alleinerziehenden Mutter in einer kleinen 2-Zimmer-Wohung in Deutschland und der neuen Familie ihres Vaters in den Niederlanden, während Marlene sich zugunsten eines Vernunftsstudiums gegen ihren Traum entschieden hat und nun mit dieser Entscheidung hadert.

Im stetigen Wechsel begleitet der Leser Anni, Marlene, Clara und Lotte auf ihrem abenteuerlichen Weg ins Leben, lernt gemeinsam mit ihnen neue Menschen kennen, neue Kulturen und andere Sichtweisen auf das Leben. Neben all dem neuen spielen aber auch immer wieder die alten Strukturen in ihrem Leben eine Rolle: die Konflikte mit den Eltern, sei es wegen dem Umzug in eine andere Stadt beziehungsweise gar ein anderes Land oder der finanziellen Unterstützung, weil die Mädchen ihre eigenen Wege gehen und nicht den Traum der Eltern leben. Nur von Anni bekommt man von dieser Seite leider gar nichts mit, das fand ich ein bisschen schade, mag aber dem recht geringen Umfang des Romans zu Schulden sein.

Die vier selbst und die Geschichten um ihre Erlebnisse bleiben durch einen gemeinsamen Blog verbunden, in dem sie Fotos und kurze Kommentare einstellen, mit Eindrücken, die sie in ihrem neuen Wirkungskreis erleben.
Obwohl unabhängig voneinander, entscheidet sich jede von ihnen nur positive Eindrücke zu posten oder die fotografischen Eindrücke kommentarlos online zu stellen, die vielen neuen Eindrücke führen dazu, dass jede mehr Zeit mit ihrem neuen Leben verbringt und negative Erlebnisse sind auch meist besser in direkter Aussprache zu erzählen und erklären als per Schriftverkehr oder telefonisch.

"School's Out!" erzählt vier sehr authentische Geschichten über junge Menschen auf ihrem sehr unterschiedlichen Start ins "echte Leben", welche sowohl für junge Leserinnen in der entsprechenden Altersklasse interessant sind als auch für ältere Leserinnen, die sich in ihre Zeit kurz vor und nach dem Schulabschluss zurückgesetzt fühlen.
Karolin Kolbe beziehungsweise ihre Protagonistinnen geben dem Leser Lebensweisheiten und Möglichkeiten zu Konfliktlösungen und Entscheidungsschwierigkeiten mit auf dem Weg. Da dies aber immer aus der direkten Sicht der Betroffenen passiert, wirkt es wie gute Ratschläge von Freunden, da es auf einer Augenhöhe geschieht.
Auch Anni, Marlene, Clara und Lotte finden so häufig Rat und Hilfe bei Menschen, bei denen es sich nicht um die eigenen Familie handelt, da Ratschläge oft besser durchdacht und hilfreicher sind, wenn der Abstand zur beratenten Person größer ist oder sich derjenige in einer ähnlichen Lage befindet oder in Vergangenheit befunden hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2015
Liebe ist was für Idioten. Wie mich
Schoder, Sabine

Liebe ist was für Idioten. Wie mich


ausgezeichnet

"Liebe ist etwas für Idioten. Wie mich." erscheint von Covergestaltung, Titel und Klappentext zunächst wie ein lockerleichter Jugendlieberoman, doch hinter dieser Fassade steckt so viel mehr:

Mit ihrem Debüt hat Sabine Schoder einen sehr vielschichtigen und tiefgründigen Jugendroman geschrieben, der neben der ersten wirklichen Liebe auch Themen wie Drogenprobleme und (psychische) Kindesmisshandlung behandelt.
Die siebzehnjährige Viktoria wächst bei ihrem Vater auf. Ihre Mutter ist vor zehn Jahren an Krebs gestorben, seitdem hat sie ihre Gefühle in sich verschlossen und nicht mehr geweint. Wohlüberlegt schreibe nicht, dass sie bei ihrem alleinerziehenden Vater aufwächst, eigentlich sollte ich noch nicht einmal das Wort Vater hier gebrauchen, da außer der biologischen Tatsache, dass der Mann Viktoria gezeugt hat, die beiden nichts Positives miteinander verbindet. Viktorias Vater trinkt und schreit, die Wohnung versinkt im Chaos, da Viktoria nichts auf die Reihe bekommt, am liebsten würde sie dort gar nicht mehr auftauchen, wenn sie bereits volljährig wäre. So verzieht sie sich zumeist in ihr Zimmer, das sie von innen abschließen kann und geht ihrem Vater so gut wie es geht aus dem Weg.
Jay, mit dem Viktoria nach einer verkifften Nacht einen One-Night-Stand verbringt scheint oberflächlich und arrogant. Doch ein zufälliges Wiedersehen mit Jays Mutter führt dazu, dass Viktoria sie Situation hinterfragt, ob hinter dieser Partyfassade von Jay Ferrety nicht doch mehr steckt, als es auf den ersten Blick scheint, denn keiner weiß, warum er von einem Tag auf den anderen die Schule geschmissen hat oder seine Mutter in psychologischer Behandlung ist.
Ist Viktoria einfach nur neugierig, welche Geheimnisse Jay verbirgt oder entwickelt sie tatsächlich Gefühle für ihn? So ganz ist sie sich darüber selbst nicht im Klaren und auch mit ihren besten Freundin kann sie lange Zeit nicht darüber reden beziehungsweise ihre tatsächlichen Gefühle offenbaren. Viktoria steht sich selbst im Weg - zulange hat sie keine Gefühle zugelassen und sich hinter schwarzen Klamotten, Bergen von Dreck und schlechten Schulleistungen versteckt. Sie glaubt sowieso nicht daran, dass jemand sie lieben könnte und will nicht gegenlieben aus Angst darüber erneut im Stich gelassen zu werden.

Ihre Kleider hängen im Schrank, selbst ihre Schuhe sind noch da. Niemand hat mir gesagt, dass man auch Tannebäume und Geschenke verliert, wenn Mama stirbt.
Oder dass keiner mehr übrig bleibt, der mich zum Trost in die Arme schließt. (S.114)

"Liebe ist etwas für Idioten. Wie mich." ist ein überragendes Werk was die Figurenzeichnung und die durch sie vermittelten Gefühle angeht. Sabine Schoder unternimmt mit ihren Lesern eine Berg- und Talfahrt, wobei leider meistens Täler durchfahren werden in einem Wechselbad der Gefühle von Trauer und Wut. Gerade Viktorias Vater ist ein furchtbares Beispiel dafür, wie die Ablehnung eines Elternteils und darüberhinaus dessen Suchtprobleme die Zukunft eines Kindes bzw. Jugendlichen in den Dreck fahren können. Teilweise versucht Viktoria sogar noch sich in die Lage ihres Vaters hineinzudenken, wie es für jemanden sein muss in relativ jungen Jahren allein mit einem heranwachsenden Kind zurückzubleiben, aber das Verhalten des Vaters ist und bleibt unentschuldbar. Jays Familie hat ebenfalls schwerwiegende Probleme, aber im Gegensatz zu Viktorias Vater versuchen dessen Eltern damit umzugehen und damit zu Leben, sie suchen sich Hilfe von außen und nicht in einer Sucht, die alles nur verschlimmert.

Für Sabine Schoders Debütroman sollte man starke Nerven und einen Stapel Taschentücher beim Lesen parat haben, ihr werdet beides brauchen! Was sie mit dem Leser macht ist auch schon fast unentschuldbar ;) Trotzdem habe ich mit diesem intensiven und bewegenden Roman eines der Jugendbuchhighlights des Jahres gelesen und kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2015
Eve sieht es anders
Johnson, J. J.

Eve sieht es anders


ausgezeichnet

Eve wurde ihr ganzes Leben von ihrer Mutter Zuhause unterrichtet. Das letzte Jahr vor dem Abschluss beschließt sie jedoch in der Schule zu verbringen, um ihren Erfahrungshorizont zu erweitern. Kurz bevor die Schule startet lernt sie bereits zwei ihrer zukünftigen Mitschüler kennen: Jacinda und Rajas. Die beiden finden sie mit einem umgeknacksten Knöchel im Wald und verstehen sich auf Anhieb sehr gut. Jacinda kämpft zunächst mit dem Vorurteil, dass ein Mädchen, das ihr ganzes Leben Zuhause unterichtet irgendwie weltfremd und freakig ist, aber Evie hat einen wunderbaren Humor und gewinnt so schnell die Sympathie der beiden. Das heißt... für Rajas empfindet sie schnell mehr als Freundschaft, aber was soll der attraktive und beliebte Schüler an einem durchschnittlichen Mädchen wie ihr finden? Wobei Evie weiß Gott nicht an mangelndem Selbstbewusstsein leidet, aber sie ist eben "eine unholde Maid in Un-Nöten" wie sie sich selbst bezeichnet und kein It-Girl oder eine attraktive Chearleaderin, wie Jacinda es ist, aber sie kämpft ihrerseits eben auch mit Vorurteilen: das Jungs in erster Linie auf Äußerlichkeiten stehen (was bei Rajas nicht so ist) und Cheerleaderinnen in erster Linie gut aussehen, aber nicht viel im Kopf haben (ein Vorurteil, welchem Jacinda auch so gar nicht entspricht).

"Eve sieht es anders" ist die Geschichte eines Teenagers, die aus einem Leben ohne Beschränkungen für die Entwicklung ihres Geistes in die beengte Welt eines streng geordneten Schulsystems tritt. Schnell wird sie auf zahlreiche Ungerechtigkeiten aufmerksam. Die Lehrer scheinen unbegrenzte Privilegien zu genießen, wohingegen die Schüler sich an teilweise grundlos auferlegte Regeln zu halten haben. Warum darf man auf dem Schulgelände ein Smartphone mitführen und damit im Internet surfen, aber nicht telefonieren? Warum darf man die Mittagspause nur in der Mensa, aber nicht an der frischen Luft verbringen? Und warum darf man diese Regeln nicht in Frage stellen?

Evie bringt diese Sachen zur Sprache, selbst auf die Gefahr hin, damit ihren guten Abschluss und die gerade erst geschlossenen Freundschaften aufs Spiel zu setzen. Aber so riskant der Einsatz ist, für Eve ist es wichtiger ihre Meinung zu vertreten. Sie ruht sich nicht darauf aus, dass ein anderer für etwaige Verfehlungen gerade stehen müsste, sie spielt keinem etwas vor, auch Freunden sagt sie deutlich die Meinung ins Gesicht.

Als ob die Figur von Eve nicht schon eindeutig genug wäre, um dem Leser vor Augen zu führen, wie wichtig es ist "seinen eigenen Kopf zu haben" und seine Meinung auch in den schwierigsten Situationen mit Rückrat zu vertreten, sind die Kapitel von Zitaten eingeleitet, bei denen ich am liebsten alle abgetippt hätte, weil die Aussagen so wichtig sind und Evies Persönlichkeit noch besser hervorheben als es alle Worte können, die ich sie ihrer Figur finden könnte, zudem reflektieren sie sehr gut den Inhalt der Geschichte.

Das Buch ist für mich kein reines Jugendbuch, es behandelt Themen, mit denen man sich auch als Erwachsener auseinandersetzen und die man regelmäßig hinterfragen sollte. Keine Regel sollte ohne Reflektion blind befolgt werden, weder junges Alter oder egal welche Art von Untergeordnetsein (Kind < Eltern, Schüler < Lehrer) ist eine Entschuldigung dafür, wenn man die Regeln anderer befolgt und sich dies im Nachhinein als Fehler herausstellt. Aber so stark und intelligent Eve auch ist... selbst sie lernt am Ende der Geschichte etwas Wichtiges, dessen sie sich die ganzen Jahre nicht bewusst war.

Eve ist eine beeindruckende Figur, von der sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden könnten, ein Charakter der viel hinterfragt und diskutiert, und auch, wenn sie selbst nicht immer vorurteilsfrei ist, ihre Fehler eingestehen kann und im kleinen Finger mehr Toleranz und Akzeptanz besitzt als viele Menschen in ihrer ganzen Person.

Leute, benutzt euren Kopf! Hinterfragt, steht zu eurer Meinung, seid gerecht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2015
Layers
Poznanski, Ursula

Layers


sehr gut

Nach "Erebos" und "Saeculum" ist "Layers" mein dritter Roman von Ursula Poznanski. Wie bei den beiden anderen genannten Jugendromanen handelt es sich auch hier wieder um einen Einzelband mit Thrillerelementen.
Direkt ins Auge stechen die Layer (dt. Schichten) des broschierten Buchumschlags, die gekonnt den Titel des Romans aufgreifen und noch neugieriger auf den Inhalt des Buches machen, als es der ohnehin schon Spannung und Rätsel verheißende Klappentext tut. Und dieser verrät wirklich nicht allzu viel, sondern schürt die Neugier auf die Geschichte gerade soweit, dass man nicht umhin kommt, Dorians Geschichte in einem Rutsch zu lesen bis man endlich zur Auflösung der vielschichtigen Wahrheit kommt.

Dorian schlägt sich auf der Straße durch seit er von zu Hause abgehauen ist. Das geht mehr oder weniger gut, bis er eines Morgens neben einem ermordeten Obdachlosen aufwacht. Zwischen dem Opfer und ihm liegt sein Taschenmesser inmitten einer großen Blutlache. Er sieht sich schon von der Polizei verfolgt als ein Unbekannter ihm in dieser Situation Hilfe anbietet.
Dorian kommt in eine große Villa, wo er Unterkunft, Essen und Unterricht erhält. Im Gegenzug für die Hilfe muss er Flyer verteilen und Botengänge erledigen. Das dahinter ein großes und gefährliches Geheimnis steckt, merkt er am eigenen Leib, als er eines Tages das Päckchen eines Botenganges nicht zustellt und bei sich behält. Von da an wird er gejagt. Aber ist die Wahrheit offensichtlich oder verbirgt sie sich hinter einer von vielen Schichten?

Ursula Poznanski ist mit "Layers" wieder einmal ein sehr spannend und kurzweilig zu lesender Jugendthriller gelungen. Das Thema der Layer greift sie nicht nur mit dem mysteriösen Geheimnis auf, welches sich dem Leser erst offenbart, als Dorian seinen Botengang nicht nach Anweisung ausführt, sondern sie vermittelt die Thematik auch durch die verschiedenen Schicksalen der Jugendlichen in der Villa, die wie Dorian aus einem unglücklichen Elternhaus abgehauen oder aus anderen Gründen auf der Straße gelandet sind. Die äußere Erscheinung ist nur die erste von vielen Schichten, um zu erkennen, was sich hinter einem Menschen tatsächlich verbirgt, muss man nicht nur diese, sondern noch viele weitere aufdecken. Des weiteren wird die Frage aufgegriffen, ob der Zweck alle Mittel heiligt. So wird in diesem Buch durchaus der eine oder andere gute Zweck verfolgt, aber zum Wohle der Masse einzelne Personenopfer dafür ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf genommen.

Allein die Auflösung der Geschichte konnte mich nicht ganz so überraschen wie beispielsweise bei "Erebos", andererseits bin ich immer wieder positiv erstaunt, welche unterschiedlichen Ideen Ursula Poznanski in ihren Geschichten ausarbeitet. Von daher ist es wahrscheinlich reine Geschmackssache, ob man "Erebos", "Saeculum", "Layers" oder einen ihrer anderen Romane favorisiert. Auf jeden Fall ist ihr wieder eine großartige Charakterausarbeitung gelungen, selbst die Nebenfiguren wissen zu überzeugen, sowie ein stetig ansteigender Spannungsbogen, der die Seiten des Romans nur so an einem vorbeifliegen lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2015
Archie Greene und die Bibliothek der Magie / Archie Greene Bd.1
Everest, D. D.

Archie Greene und die Bibliothek der Magie / Archie Greene Bd.1


ausgezeichnet

"Archie Greene" mutete bereits nach den ersten Kapiteln für mich wie eine Harry-Potter-Variante für jüngere Leser an, dies ist jedoch nicht negativ gemeint, vielmehr schafft D. D. Everest ähnlich wie Joanne K. Rowling eine magische Welt zu erschaffen, die für viele unentdeckt neben der alltäglichen, menschlichen Welt besteht und schöpft aus einem ebenso vielseitigen und fantasievollen Ideenvorrat wie seine berühmte Schriftstellerkollegin.

Archie Greene wächst alleine bei seiner Großmutter auf, da seine Eltern und seine Schwester bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, als er noch ein Kleinkind war.
An seinem zwölften Geburtstag wird ihm ein mysteriöses Päckchen zugestellt, in dem sich ein geheimnisvolles, magisches Buch verbirgt. Nun kann seine Gran ein großes Geheimnis nicht länger vor ihm verbergen: Archie stammt aus einer magiebegabten Familie. Die Schwester seines verstorbenen Vaters und deren Familie leben in Oxford und gehen allesamt Aufgaben im Reich der Magie nach. Archies Weg führt nun eben dahin, da mit dem erhaltenen Buch die Aufgabe verknüpft ist, dieses in einer Buchhandlung in Oxford persönlich abzugeben. Es ist sozusagen die Eintrittskarte in die Welt der Magiebegabten und das Pfand, um eine Lehre als Finder, Binder oder Bewahrer von Zauberbüchern zu beginnen. Archies Berufung liegt in dem Binden von Büchern. Doch sehr bald eröffnet sich ihm eine weitere Begabung, die nur sehr selten unter Menschen auftritt, die den Zauberkünsten zugewandt sind.

"Du bist ein Buchflüsterer!", stieß Seidenpapier aus. "Einige Menschen haben die Fähigkeit, magische Bücher zu verstehen und sich mit ihnen zu unterhalten. Aber diese Gabe ist sehr selten. Seit langer, langer Zeit hat es keinen Buchflüsterer mehr gegeben! Und da du der Einzige bist, der uns hört, bist du der Einzige, der uns helfen kann!" (S.119)

Wer sich in der Welt Harry Potters heimisch gefühlt hat, wird sich auch bei Archie Greene gerne in den fantastischen Ideen des Autors verlieren. Sprechende Bücher, Figuren, die aus Büchern aufploppen, magische Tränke, verborgene Häuserfassaden... und dies alles in der historischen Kulisse Oxfords angesiedelt lassen bibliophile Herzen höher schlagen. Welcher Bücherliebhaber träumt nicht von riesigen Bibliotheken und Büchern mit besonderen Fähigkeiten? Zudem sind Archie und seine Begleiter Thistle und Bramble aufgeweckte und gewitzte Kinder, die man gerne auf ihren Abenteuern begleitet. Die Erwachsenen spielen in der Geschichte eher die zweite Geige, so dass man sich als Kind (oder Jugendlicher) besonders gut mit den Hauptcharakteren des fantastischen Abenteuers identifizieren kann.
Archies besondere Begabung als Buchflüsterer führt ihn in so manche gefährliche Lage, die er gemeinsam mit seinem Cousin und seiner Cousine bewältigen muss, um die magische Welt und deren Zauberbücher zu bewahren. Dabei gibt es für den Leser mindestens ebenso viele Geheimnisse zu entdecken, da D. D. Everest vor fantastischen Einfällen nur so sprüht.

"Archie Greene und die Bibliothek der Magie" ist ein Reihenauftakt. Wie viele Bände die Serie einmal umfassen soll, ist mir nicht bekannt, für den Folgeband steht im Original mit Juni 2016 jedoch ein Erscheinungstermin fest. Das Ende lässt lose Fäden offen, die Potential für weitere Geschichten bieten, ist im Haupthandlungsstrang aber soweit in sich abgeschlossen, dass man ohne große offene Fragen oder wegen eines Cliffhangers in der Luft hängen gelassen wird. Gerade für die anvisierte Altersgruppe ist das dramaturgisch ein sehr guter Kompromiss.

Neben dem Inhaltsverzeichnis bietet das Buch zu Beginn noch eine Art Glossar magischer Begrifflichkeiten, die an verschiedenen Stellen im Buch vorkommen, und so jederzeit an gesammelter Stelle nachgeschlagen werden können:
Die drei Arten der Magie
Die drei Buchkünste, die jeder Lehrling erlernt
Die Lehre von den fünf magischen Tabus

Bewertung vom 21.07.2015
Elke
Duda, Christian

Elke


ausgezeichnet

'Viel lässt sich nicht von Elke erzählen.' (S.7)

Mit diesem Satz beginnt das Buch, und wenn man es beendet hat, kann man dieser Aussage nur zustimmen. Man kann tatsächlich nicht viel von Elke erzählen, da man kaum etwas über Elke weiß. Aber warum heißt das Buch dann nach dieser Frau, die jeden Abend einen Kuchen für das Café in der Lubitsch gebacken hatte? Hatte... weil Elke nicht mehr lebt.
Elke war keine unscheinbare Frau, Elke war groß und fett. Aber Elke verstand es nicht aufzufallen und sie stellte sich nie in den Mittelpunkt. Sie war sich selbst nicht wichtig, aber ihre Mitmenschen waren ihr wichtig...

Eines Morgens läuft sie mit durch ein Kuchenblech versperrter Sicht direkt in den fünfjährigen Kasimir hinein, der allein auf dem Weg in den Kindergarten ist, da sein alleinerziehender Vater bereits auf dem Weg zur Arbeit ist. Aus dieser spontanen Begegnung entwickelt sich eine Freundschaft, die sich nach und nach auf die ganze Straße auswirkt. Der muffige Cafébesitzer Uwe und Kasimirs unsicherer Vater öffnen sich genau wie weitere sperrige Charaktere nach und nach gegenüber der unschuldigen und offenen Freundschaft, die sich zwischen den beiden ungleichen Menschen Elke und Kasimir entwickelt. Dies ist auf Elkes zurücknehmende Art zurückzuführen, aber auch vor allen Dingen auf Kasimirs unschuldige Offenheit, wie sie Kindern eigen ist.

Wenn man aufmerksam liest, dann erkennt man, wie viel Elke für ihre Mitmenschen und ihr Viertel tut, aber sie macht dies immer auf eine bescheidene und zurückhaltende Art und Weise, nicht mit großem Tamtam. Vielleicht ist das das Geheimnis dafür, dass es Menschen wie Kasimirs Vater ermöglicht großzügige Hilfe von ihr anzunehmen, die daraus besteht Zeit zu schenken; die den Cafébesitzer Uwe bewegt vom Knauser zum Wohltäter zu werden. Weil sie spüren, das kleine Gesten, die von Herzen kommen anderen Menschen unheimlich viel bedeuten und helfen können und das Glück auf einen selbst zurückfällt. All dies schafft Elke. Sie ist wie ihr Kuchen, der eine ganz besondere Wirkung zeigt: es ist keine spektakuläre Torte, sondern ein einfacher Zupfkuchen, der die Leute zusammen und ins Gespräch bringt. Genauso schafft Elke nichts Unmögliches, sondern mit einem offenen Ohr, Zuwendung und Zeit für andere gelingt es ihr Menschen zusammenzubringen und Freundschaften entstehen zu lassen.
So schön die Aussage und der immer fester werdende Zusammenhalt der Bewohner der Lubitschstraße ist, so traurig ist das Buch gegen Ende, wenn Elke sich so sehr in den Hintergrund stellt, das sie darüber ihre Gesundheit sträflich vernachlässigt. Sie hat es aber mit ihrer Art geschafft den Bewohnern der Lubitsch ein großartiges Vermächtnis zu hinterlassen, so dass der Leser am Ende das Wohnviertel und seine Menschen mit einem warmen und wohligem Gefühl verlassen kann.

'Dem Hort schenkte sie Bücher aus ihrer großen Sammlung, darunter waren wertvolle Ausgaben, zum Teil sogar Raritäten, alte und seltene Bücher. Sie wollte diese Bücher in Kinderhänden wissen, obwohl sie natürlich wusste, dass der Sammlerwert Kinder überhauupt nicht interessiert und sie mit der Zeit zerstört würden. Aber das war ihr egal.
Sie meinte nur: "Bis es soweitist, werden sie vielleicht noch ein paarmal gelesen."
Das beschreibt Elke ganz gut.' (S.156)

Julia Friese untermalt Christian Dudas Geschichte über eine wunderbare Nachbarschaftsgemeinschaft mit Schwarz-weiß Illustrationen, die Szenen aus der Handlung aufgreifen. Das Ende des Buches hält als besonderes Schmankerl das Rezept von Elkes Russischem Zupfkuchen bereit, dessen letzter Zubereitungsschritt daraus besteht, dass man das Kuchenblech auf die Straße trägt...

Bewertung vom 22.06.2015
Sternschnuppenstunden
McIntyre, Rachel

Sternschnuppenstunden


ausgezeichnet

In "Sternschnuppenstunden" vertraut sich die fünfzehnjährige Lara über den Zeitraum eines halben Jahres ihrem Tagebuch an. Ihre Tagebucheinträge beginnen am ersten Januar:
Durch die Insolvenz der Firma ihres Vaters, hat ihre Familie ihr ganzes Vermögen verloren, selbst das Haus konnten sie nicht halten, so dass sie nun in einer Wohnung mit unausstehlicher Nachbarschaft wohnen. Ihre Mutter hat eine Putzstelle bei einer von Laras vermögenden Mitschülerinnen - gefundenes Fressen für die oberflächliche und fiese Molly. Sie mobbt Lara mit deren familiären Situation und erpresst sie zudem, dass ihre Mutter die notwendige Anstellung verlieren würde, wenn Lara zu irgendjemanden ein Wort über die Schikanen verliert, die bald nicht mehr nur in psychischer, sondern auch körperlicher Form stattfinden.
Niemanden wagt sich Lara anzuvertrauen, bis in ihrer Schule der Aushilfslehrer Ben Jagger den Englischunterricht übernimmt, der nicht nur wahnsinnig gut aussehend und nett ist, sondern auch ein Gespür für Laras missliche Lage zu haben scheint.
Da ihre Mutter bis zum Umfallen arbeitet, ihr Bruder noch viel zu klein ist, ihr Vater seinen Kummer in Alkohol ertränkt und ihre Cousine und beste Freundin Emma nicht mehr in der gleichen Stadt wohnt, wird Mr. Jagger bald zu Laras wichtigster Bezugsperson.
Dabei bleibt es jedoch nicht bei einer normalen Lehrer-Schüler-Beziehung, denn Lara verliebt sich in ihren sympathischen und fürsorglichen Lehrer und auch Mr. Jagger scheint mehr für sie zu empfinden als das berufliche Verhältnis zwischen den beiden vor Gesetz erlaubt.
Dank Ben wird der Teufelskreis aus psychischem und körperlichem Mobbing für Lara zwar erträglicher, denn die Zeit mit ihrem geliebten Lehrer ist für sie wie Sternschnuppenstunden, jedoch sehen sich die beiden bald einem anderen, gesellschaftlichen Problem gegenüberstehen.
Kann Lara das Schuljahr durchstehen, bis Ben Jagger seine Aushilfsstelle an ihrer Schule aufgibt?

"Sternschnuppenstunden" behandelt das Thema Mobbing, insbesondere auf Grund gesellschaftlicher Unterschiede. Lara war niemals ein wirkliches It-Girl, hatte jedoch zumindest ein paar gute Freunde bevor sie durch den beruflichen Ruin ihres Vaters in der sozialen Unterschicht gelandet ist.
Die finanzielle Misere bestimmt ihr ganzes Leben. Nicht nur das extrem fiese Mobbing in der Schule, auch das Familienleben, welches immer mehr in die Brüche geht, auf Grund Überbelastung und Alkoholismus, führt sie an den Rande eines Selbstmordversuchs. Als Leser kann man stellenweise gar nicht glauben, zu welchen Aktionen ihre Mitschüler fähig sind, und es stimmt abgrundtief traurig zu sehen, dass Lara neben ihrem Tagebuch niemanden hat, dem sie sich anvertrauen kann.
Das Buch hat einen sehr einnehmenden und dringlichen Schreibstil, da man auf Grund der Tagebucheinträge direkt an Laras Gefühlschaos teilnimmt. Zudem sind die täglichen Einträge oft recht knapp und stellenweise umgangssprachlich gehalten, so dass die Seiten nur so an einem vorbeifliegen. Da sich Laras Situation bezüglich des Mobbings und ihrer Verbundenheit zu Ben Jagger immer mehr zuspitzt, baut sich darüber hinaus eine kaum erträgliche Spannung auf, dass man das Buch irgendwann nur noch schwer aus der Hand legen kann.
Gegen Ende war mir Laras Verhalten schon fast zu obsessiv und die Geschichte hätte meinetwegen einige Kapitel eher enden können. Ich hätte mir lieber mehr eigene Gedanken zu Laras und Bens Zukunft gemacht, statt ein Ende präsentiert zu bekommen, aber diese Kritik ist nicht so groß im Vergleich zu der ansonsten überragenden Mobbinggeschichte, dass sie meine Gesamtwertung herabstufen würde.

Der Autorin ist eine wichtige Story über Mobbing, Selbstwertgefühl, familiäre und soziale Beziehungen gelungen, die in meinen Augen unbedingt von vielen Jugendlichen gelesen werden sollte.

Bewertung vom 22.06.2015
Die wahre Geschichte von Regen und Sturm
Martin, Ann M.

Die wahre Geschichte von Regen und Sturm


ausgezeichnet

Ruth (ruht) ist ein fast (fasst) 12jähriges Mädchen mit hochfunktionalem Autismus. Sie (sieh) wächst bei ihrem alleinerziehenden Vater auf, da die Mutter die Familie verlassen hat, als sie (sieh) gerade (gerade im Sinne von erst, nicht im Sinne von nicht schief) mal zwei Jahre alt war (wahr).
Ruth mag:
1. Wörter
2. Regeln
3. Zahlen
Wegen Ruths Vorlieben mutet der Beginn meiner Rezension auch etwas eigenartig an, da Ruth ihre Geschichte selbst erzählt, und so während der kompletten Handlung Homophone und Homonyme in Klammern aufgeführt werden. Ruth sammelt diese Wortpaare auf einer handgeschriebenen Liste, wenn jemand Regeln nicht einhält, ist ihr fast zum Heulen und zur Beruhigung schreit sie dann meistens Primzahlen laut heraus. Kein Wunder also, dass die Kinder in ihrer Klasse sie seltsam finden und kaum einer es schafft eine Bindung zu ihr aufzubauen. Selbst zu ihrem Vater hat sie keinen Draht. Dieser war gerade mal 21 Jahre alt als Ruth geboren wurde, und ist mit ihrer Erziehung eindeutig überfordert. Wenn er nicht arbeiten ist, geht er meistens ins "Irische Glück" zum Trinken, Hauptsache, er kann Ruth und den täglichen Sorgen aus dem Weg gehen. Er hat Probleme den Tatsachen ins Auge zu sehen und möchte eigentlich nur, dass Ruth sich integriert und ihr merkwürdiges Verhalten sein lässt, damit er sich nicht noch mehr mit ihren Problemen auseinander setzen muss.
Zum Glück hat Ruth neben ihrem Vater noch ihren Onkel Weldon und ihren Hund Regen, den ihr Vater im Regen gefunden hat. Mit Weldon kann sie über alles reden und Regen verhilft ihr sogar Kontakt zu ihren Klassenkameraden zu schließen. Doch als ein Hurrikan die kleine Stadt heimsucht, in der Ruth zuhause ist, lässt ihr Vater Regen ohne Halsband heraus und diese geht im Unwetter verloren. Was soll Ruth nun bloß ohne Regen machen? Zum Glück hilft Onkel Weldon ihr auf der Suche nach Regen und Ruth beweist in dieser tragischen Situation, welch ein großartiges und intelligentes Mädchen tatsächlich in ihr steckt.

Da Ruth ihre Geschichte selbst erzählt, kann man sich sehr gut in ihr Gefühlsleben und ihren Verstand hinein versetzen, dennoch schafft es die Autorin trotz der Ich-Perspektive auch die weiteren Haupt- und Nebencharaktere einfühlsam und echt zu schildern, so dass man sich auch in deren Situation und den täglichen Umgang, den sie mit Ruth haben, hineinversetzen kann.
Obwohl die Autorin (bzw. in der deutschen Version die Übersetzerin) konsequent die Aufführung von Homophonen und Homonymen durchziehen, unterbricht dieses Stilmittel nicht den Lesefluss. Viel mehr habe ich mich auf dieses Spiel eingelassen und mich häufig gefragt, ob mir alle Homophone beim Schreiben eingefallen wären. An dieser Stelle muss ich auch die Übersetzungsarbeit von Gabriele Haefs loben, denn wie bereits am Originaltitel "Rain reign" zu sehen ist, sind es im englischen wie im deutschen natürlich ganz andere Wörter, die Homophone oder Homonyme bilden.
Ich habe die Geschichte ab der ersten Seite sehr gerne gelesen, ab dem Verschwinden von Regen während des Hurrikans konnte ich die Geschichte dann gar nicht mehr aus der Hand legen: zu gespannt war ich, ob Ruth Regen wiederfinden kann, ich habe regelrecht mit ihr gelitten nach dem Verschwinden des Hundes. Doch nicht nur die Sache mit Regen führt im weiteren Lauf der Geschichte noch zu der einen oder anderen Überraschung, die Autorin wirft am Ende des Buches einige Tatsachen über den Haufen, die sich als blanker Trug und Schein entpuppen.

"Die wahre Geschichte von Regen und Sturm" ist eine ungewöhnliche Geschichte: sowohl vom Erzählstil als auch von ihrer tragenden Hauptfigur. Es ist eine berührende Geschichte über Familie und Freundschaften und über die außergewöhnliche Stärke eines kleinen Mädchens, dass es in seinem Leben nie einfach hatte und in einer Krisensituation weit über sich und seine Möglichkeiten hinauswächst.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2015
#Skandal
Ockler, Sarah

#Skandal


sehr gut

Nachdem in den vergangenen beiden Jahren Sarah Ocklers Bücher "Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher" und "Der Geschmack des Sommers" Lesehighlights von mir waren, musste ich völlig unabhängig vom Thema auch zu ihrem neusten Werk greifen.

In #Skandal steht das Thema Cypermobbing im Vordergrund. Nachdem ihre beste Freundin Ellie mit einer Grippe ans Bett gefesselt ist, erklärt sich Lucy widerstrebend dazu bereitmit deren Freund Cole zum Abschlussball zu gehen. Weder Ellie noch Cole wissen, dass Cole schon seit Jahren Lucys geheimer Schwarm ist. Obwohl Lucy den ganzen Abend mit Ellie in Cyperkontakt steht und sie ihre beste Freundin keinesfalls hintergehen möchte, passiert es: Lucy und Cole küssen sich! Bevor Lucy diesen Vorfall am nächsten Tag Elie gestehen kann, tauchen auf ihrer Facebook-Chronik entlarvente Fotos auf. Doch nicht nur zu diesem Vorfall, auch ihre Mitschüler finden bloßstellende Fotos auf ihrer Seite. Lucy wird zur Zielscheibe eines Shitstorms, wie soll sie auch erklären, dass sie die brisanten Fotos nicht gepostet hat, wenn sie selbst nicht weiß, wer hinter der fiesen Intrige stecken könnte?

Cypermobbing ist in unserer Zeit ein wichtiges Thema. Sarah Ockler arbeitet dieses sehr anschaulich durch SMS und Facebooknachrichten in ihren neuen Roman ein. Dabei spielt neben der Haupthandlung den Anstifter zu dem fiesen Cypermobbing ausfindig zu machen, auch Lucys Familienleben eine Rolle, da bereits seit einer ganzen Weile unausgesprochene Widrigkeiten zwischen ihrer durch eine Seifenoper berühmt gewordene Schwester und ihr stehen, sowie der aufkeimenden Liebesgeschichte zwischen Cole und ihr und den Problemen, die sie nach dem Abend des Abschlussballs mit ihrer vormals besten Freundin Ellie hat.
Insgesamt eine runde Geschichte zu einem brandaktuellem Thema, die lange ihre Geheimnisse verwahrt. So klärt sich wirklich erst am Ende auf, wer den Shitstorm gegen Lucy zu verantworten hat, welches Ereignis zu dem Zerwürfnis zwischen den Schwestern geführt hat und wie es zwischen den Freunden weitergeht. Zudem hat das Buch am Ende noch eine sehr schöne Botschaft an den Leser, dass wahre Freundschaften manchmal an ganz anderen Stellen zu finden sind, als man mit ihnen rechnen würde.
Leider ist die Geschichte stellenweise zäh, da Sarah Ockler die Geheimnisse zwar bis zum Schluss bewahrt, so dass der Spannungsbogen über die ganze Handlung anhält, aber oftmals tritt die Geschichte somit auf einer Stelle und man hat das Gefühl, das nichts vorangeht.
Mein Hauptkritikpunkt liegt jedoch im direkten Vergleich zu Sarah Ocklers beiden anderen Büchern, die ich bereits gelesen habe: in diesen hat sie Charaktere mit einer unglaublichen Tiefe erschaffen, so dass man schnell von den Geschichten aufgesogen wurde und eine starke Bindung zu den Figuren aufbauen konnte. Bei "#Skandal" blieben mir fast alle Akteure zu flach und oberflächlich, dass kann die Autorin besser!

So reicht es trotz sehr gut in Szene gesetztem aktuellen und wichtigen Thema Cypermobbing nicht zur besten Wertung, da die Geschichte wie schnell dahin getippte SMS oder Facebooknachrichten bei mir leider keinen langandauernden Eindruck hinterlassen wird. Zudem die Verbindung zwischen Cole und Lucy zumindest gegen Ende für meinen Geschmack weiter vertieft werden hätte können, nachdem Lucy sooo viele Jahre heimlich in Cole verliebt war.