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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 15.01.2021
Ein zauberhafter Weihnachtswunsch
Friese, Jani

Ein zauberhafter Weihnachtswunsch


ausgezeichnet

„Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst.“ (Hans Christian Andersen)
Seit dem Tod ihrer Großeltern hat die junge Mutter Thilda mit Weihnachten nichts mehr am Hut. Am liebsten würde sie diese Feiertage ausfallen lassen, sogar ihr kleiner Sohn Finn muss sich Thildas Einstellung fügen und auf die Weihnachtsvorfreude mitsamt ihren glänzenden Lichtern, Traditionen und dem ganz speziellen Duft verzichten. Als Thilda eines Tages einer verwirrten älteren Dame begegnet und ihr Hilfestellung bietet, da diese sich nicht mehr an ihre Adresse erinnern kann, ahnt Thilda noch nicht, wie sehr sich ihr Leben durch Lillybeth verändern wird. Thilda nimmt Lillybeth erst einmal mit sich nach Hause, denn die alte Dame erinnert sie stark an ihre Großmutter, aber auch Finn ist schnell begeistert von Lillybeth. Als Nicolas vor Thildas Haustüre steht, um seine Oma Lillybeth abzuholen, wird Thildas Herz bei seinem Anblick sofort von Amors Pfeil getroffen. Allerdings ist Nicolas bereits verlobt mit Annabelle, die in Lillybeth‘ Augen nicht gut genug ist für ihren Enkel. Da wäre ihr Thilda wesentlich lieber….
Jani Friese hat mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ einen unterhaltsamen und stimmungsvollen Weihnachtsroman vorgelegt, der mit einem modernen Märchen die festliche Zeit schön romantisch in Szene setzt. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und sich an Thildas Seite wiederfinden, deren Abneigung gegenüber Weihnachten sofort spürbar und deren Gedanken- und Gefühlslage gut nachvollziehbar sind. Die Autorin versteht es geschickt, mit farbenfrohen Beschreibungen den Leser zum Teil ihrer Romangeschichte zu machen, um alles hautnah mitzuerleben. Beim Lesen läuft das Kopfkino auf Hochtouren. Themen wie schmerzliche Erinnerungen, Trauer und Demenz werden in der Geschichte sehr gut und stimmungsvoll umgesetzt, gleichzeitig spürt man als Leser aber auch die Magie von Weihnachten durch die Zeilen huschen und sich langsam immer mehr ausbreiten. Einer Weihnachtsgegnerin das Fest wieder schmackhaft zu machen, gelingt hier liebevoll durch Lillybeth‘ Art des Zelebrierens und Finns kindlicher Freude, was einem das Herz sofort erwärmt. Die gesamte Geschichte liest sich mit den alltäglichen Sorgen und Nöten wie mitten aus dem Leben gegriffen, wirkt aber gleichzeitig wie ein wunderschönes Märchen und bestimmt so den durchgehenden Wohlfühleffekt beim Lesen.
Die liebevoll gestrickten Charaktere versprühen lebendigen Charme und wickeln den Leser mit ihren glaubhaften menschlichen Eigenschaften regelrecht um den Finger. Der Leser ist mittendrin statt nur dabei und leidet, bangt und hofft mit ihnen. Thilda hat als alleinerziehende berufstätige Mutter alle Hände voll zu tun, doch zeigt sich bei allem, was sie anpackt, dass sich ihr Herz am rechten Fleck befindet. Sie ist hilfsbereit, liebevoll und fürsorglich. Finn ist eine liebenswürdiger kleiner Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein schönes Weihnachtsfest zu feiern. Lillybeth ist eine herzliche alte Dame mit eigenem Kopf, der sie manchmal im Stich lässt, die ihr wichtigsten Anliegen aber präsent hält. Nicolas besitzt nicht nur ein liebenswertes, ehrliches Wesen, sondern liebt seine Großmutter abgöttisch. Manchmal wirkt er allerdings etwas hilflos in Hinblick auf Annabelle. Annabelle selbst ist eine herrische, kalte und manipulative Frau, die ihren Willen durchsetzen will.
Mit „Ein zauberhafter Weihnachtswunsch“ wird die Magie von Weihnachten lebendig und bringt den Leser wunderschön in die dazugehörige festliche Stimmung durch Romantik, Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl. Verdiente Leseempfehlung für zauberhafte Lesestunden!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2021
Meine ferne Schwester
Lennox, Judith

Meine ferne Schwester


sehr gut

"Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück." (Elizabeth Fishel)
1938 London. Rowan und ihre jüngere Schwester Thea sind eng miteinander verbunden und auf einmal Vollwaisen. Ihre Mutter haben sie durch einen tragischen Bootsunfall verloren und nun ist auch ihr Vater gestorben. Rowan ist seit einigen Jahren mit Patrick verheiratet, doch die Liebe hat sich in Lethargie gewandelt, was Rowan unzufrieden und resignierend werden lässt. Bis sie auf Simon trifft… Währenddessen hofft Thea auf ein Studium, wenn sie die Schule beendet hat. Doch nachdem der Vater ihnen nichts hinterlassen hat, fehlen ihr die Mittel dafür. Während der Beerdigung bemerkt Thea eine unbekannte Frau, die sich als Freundin ihres Vaters ausgibt und dann plötzlich wie vom Erdboden verschwunden ist. Thea fragt sich, in welcher Beziehung diese Frau zu ihrem Vater stand. Aber auch ein altes Familiengeheimnis um den Bootsunfall, bei dem ihre Mutter starb, lässt Thea nicht los. Sie möchte unbedingt Antworten von Rowan…
Judith Lennox hat mit „Meine ferne Schwester“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur mit unterschiedlichen Lebensgeschichten angefüllt ist, sondern auch so manches Geheimnis in sich birgt. Mit flüssigem, atmosphärisch-dichtem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser ein, sich ins vergangene Jahrhundert zu begeben, um dort über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt die Schwestern Rowan, Thea und die geheimnisvolle Fremde näher kennenzulernen und ihren Werdegang zu beobachten. Schon die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg offenbart, wie unterschiedlich die beiden Schwestern gestrickt sind, die sich recht nahe stehen, jedoch in völlig verschiedenen Welten unterwegs zu sein scheinen. Während Rowan durch Ehefesseln sich der Begegnung der wahren Liebe beraubt sieht und von einem Abenteuer ins nächste treibt, ist Thea schon in ihrem jungen Alter viel ernsthafter, disziplinierter und zielgerichteter, was ihre Zukunft angeht. Der Kriegsausbruch macht ihre Anstrengungen zwar zunichte, doch lässt sie ihre Träume nicht aus den Augen. Die mysteriöse Unbekannte stellt für den Leser eine besondere Überraschung dar, die so erst einmal nicht vorhersehbar ist. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin perfekt mit ihrer Handlung verknüpft und spiegelt den damaligen gesellschaftlichen und politischen Zeitgeist authentisch wieder. Die gesamte Geschichte bewegt sich zwar in ruhigem Fahrwasser, doch die unterschiedlichen Persönlichkeiten und deren Entwicklung wiegen das gut auf, da es der Autorin gelingt, dem Leser die Emotionen ihrer Charaktere am Puls der Zeit sehr greifbar zu machen.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet, ihre menschlichen Eigenheiten lassen sie lebendig und glaubwürdig wirken. Der Leser heftet sich an ihre Fersen und teilt mit ihnen ein ereignisreiches Jahrzehnt, das jede von ihnen prägt und ihre Wesenszüge formt. Rowan wirkt als Mitzwanzigerin schon wie eine illusionslose Frau, die sich selbst bemitleidet und sich als Ablenkung eine Affäre nach der anderen gönnt. Sie steckt in einem Korsett, das sie aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Normen nicht einfach so abstreifen kann. Der Schalter in ihrem Kopf legt sich mit Kriegsausbruch um, erst dann erkennt sie, dass sie nicht ganz so nutzlos ist und einiges bewirken kann. Thea ist ihrer Schwester weit voraus, obwohl sie jünger ist. Sie ist fokussiert, weiß genau, was sie will und arbeitet hart für ihre Ziele, wenn diese sich auch dann in Rauch auflösen. Doch sie verliert nicht den Mut und krempelt die Ärmel hoch, um nach vorne zu sehen. Sie wächst einem sofort ans Herz, weil sie pragmatisch und in sich gefestigt wirkt.
„Meine ferne Schwester“ ist ein eher leiser Roman mit großer Wirkung. Die Autorin versteht sich auf Charakterstudien und vermittelt diese eingebettet in historischem Umfeld sehr authentisch und für den Leser durchweg miterlebbar.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2021
Wer lieben kann, ist klar im Vorteil / Happily Inc Bd.5
Mallery, Susan

Wer lieben kann, ist klar im Vorteil / Happily Inc Bd.5


sehr gut

Auf Liebe kann verzichtet werden - wirklich?
Das Einleben in Happily Inc. ist Renee Grothen nicht schwer gefallen, was auch an ihrem Job als Hochzeitsplanerin bei „Weddings out oft he Box“ liegt, den sie mit Leidenschaft ausführt, um den Hochzeitswilligen einen unvergesslichen Tag zu organisieren. Sie selbst hat nach einigen geküssten Fröschen die Liebe auf Eis gelegt und einer eigenen Hochzeit eine Absage erteilt. Die Begegnung mit dem attraktiven Thrillerautor Jasper Dembenski, der sich nach seiner Militärlaufbahn erst einmal wieder einleben muss, ist der Auftakt für eine heiße Nacht für Renee, doch was Festes soll auf keinen Fall daraus werden. Auch Jasper ist wohl für ein Abenteuer, aber nicht für eine engere Beziehung zu haben. Doch für sein neues Buch braucht er dringend Renees Hilfe und die gemeinsam verbrachte Zeit lässt die Gefühle für Renee wachsen. Aber ist auch Renee bereit dazu, endlich die wahre Liebe an sich heranzulassen?
Susan Mallery hat mit „Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ den fünften Band ihrer Happily Inc-Reihe vorgelegt, der nicht nur mit einer romantischen Liebesgeschichte zwischen zwei Freiheitsliebenden, sondern auch mit schönem Kleinstadtflair und der Wiederbegegnung alter Bekannter aus den Vorgängerbänden überzeugen kann. Mit flüssigem, farbenfrohem und gefühlvollem Erzählstil lockt die Autorin den Leser wieder ins romantisch-verträumte Happily Inc. Kaum hat er es sich auf dem Beobachtungsposten gemütlich gemacht, ist der Leser auch schon mitten in Renees Leben gestolpert, die die Liebe auf keinen Fall mehr zu nahe an sich herankommen lassen will und die Romantik bei der von ihr ausgerichteten Hochzeiten aus der Distanz betrachtet. Zu viele Enttäuschungen haben ihre eigenen Träume zerplatzen lassen. Trotzdem ist sie kein Kind von Traurigkeit und die Affäre mit Jasper ist eine pulsfrequenzsteigernde Geschichte. Jasper selbst ist ebenfalls ein gebranntes Kind, der sich allerdings Mühe gibt, wenigstens einen ausgesetzten Hund näher an sich heranzulassen. Wunderbar strickt die Autorin mit spitzen und humorvollen Dialogen ihre Fäden um Renee und Jasper und zieht die Falle dann zu. Das Auftauchen liebgewonnener Charaktere sowie die gemütliche Stimmung der Kleinstadt und ihrer Bewohner tun ein Übriges, um der Handlung durchweg einen sehr unterhaltsamen Anstrich zu verleihen, wobei auch Renees Mutter eine ganz eigene Rolle spielt.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren glaubwürdigen menschlichen Attributen wirken sie authentisch und lassen den Leser nahe an sich heran, so dass ein Mitfiebern leicht fällt. Renee ist eine energische junge Frau mit spitzer Zunge, die genau weiß, was sie nicht will. Was sie sich wünscht, hält sie im Innersten verschlossen, zu groß ist die Angst, noch einmal Verletzungen davon zu tragen. Jasper ist eher ein ruhiger und zurückhaltender Zeitgenosse, der sich selbst sehr kritisch in Frage stellt. Er ist vom Kriegseinsatz angeschlagen und will sich nun auf seine Zukunft konzentrieren, ohne sich in Verbindlichkeiten zu stürzen, die ihm die Luft zum Atmen nehmen. Aber auch Verity mit ihrem Gefühl für Tiere, Wynn, Natalie, Pallas, Silver und weitere Nebendarsteller haben ihre Auftritte dieser Handlungsbühne.
„Wer lieben kann, ist klar im Vorteil“ ist eine gelungene Rückkehr ins romantische Happily inc., wo sich anscheinend die Liebe die Klinke in die Hand gibt. Ein gelungener Mix aus Romantik, Gefühlschaos und spritzigem Humor, der sich als absolutes Lesevergnügen entpuppt. Sehr empfehlenswert zur Aufheiterung an dunklen Tagen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2021
Piz Palü
Brunntaler, Marie

Piz Palü


sehr gut

„Es ist nicht der Berg der dir zum klettern so hoch erscheint, es ist der Kiesel in deinem Schuh.“(Muhammad Ali)
1957 Schweiz. Das seit Generationen familiengeführte Hotel Grand Arnold mit Blick auf den Berg Piz Palü ist Anziehungspunkt für die Reichen, Schönen und allerlei illustre Gäste, die sich zur Hautevolee zählen und dort ihre Sommerfrische verbringen. Als Frau von Hoppe, die mit dem Hoteleigentümerehepaar verwandt ist, mit ihrer Gesellschafterin Corinne Förster anreist, weilt bereits der Filmstar O.W. Fischer mit seinem Drehbuchautor im Hotel. Kurz nach ihrer Ankunft bricht mit dem plötzlichen Verschwinden der Kinder des Hoteldirektors ein absolutes Chaos aus. Während sich nahezu alle an der Suche beteiligen, wird bald darauf der Geschäftsführer des Hotels und Vater der Kinder im Turmzimmer leblos aufgefunden. Der Skandal ist perfekt…
Marie Brunntaler hat mit „Piz Palü“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der nicht nur Krimielemente in sich vereint, sondern auch zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb einer Familie gut herausstellt. Der locker-flüssige und bildhafte Erzählstil lädt den Leser auf eine Reise in die Vergangenheit ein, wo er sich alsbald inmitten der Schweizer Bergwelt im Luxushotel wiederfindet und in einer authentisch in Szene gesetzten Atmosphäre der 50er Jahre das Gewusel der Bediensteten beobachtet, die wie fleißige Bienen um die Hotelgäste herumwuselt, um ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Schnell taucht man ein in die verwinkelten Familienverhältnisse der Hotelführung und muss dabei hinter den Kulissen so einiges an Missgunst, Neid und Intrigen beobachten, während sich in der Lobby die Gesellschaftselite die Klinke in die Hand gibt. Zuerst plätschert die Geschichte wie einer der alten Farbfilme aus den 50ern vor sich hin, bis sich neben dem Verschwinden der Kinder auch der Todesfall ereignet und die schöne Hotelatmosphäre zu bröckeln beginnt. Die Autorin stiftet nicht nur Verwirrung mit der Identität einiger Gäste, sondern sorgt mit überraschenden Wendungen auch für einen nichtvorhersehbaren Ausgang ihrer Geschichte. Die idyllische Beschreibung der Landschaft und des Hotels steht dabei in völligem Widerspruch zu den familiären Abgründen, die sich beim Aufdecken so einiger Geheimnisse nach und nach auftun.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt, wirken glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich gern inkognito an ihre Fersen heftet, um ihr Treiben zu verfolgen und selbst mitzurätseln. Frau von Hoppes Snobismus zeigt sich in ihrer ganzen Wesensart und spiegelt gekonnt den damals herrschenden Standesdünkel wieder. Corinne Förster ist eine geheimnisvolle Frau, die sich als Hoppes Gehilfin im Hotel umtreibt und verdeckt Informationen sammelt. Patters ist das Hotelfaktotum, der auf seine Regeln pocht und seine Autorität immer wieder in die Waagschale wirft. Bartolo ist eigentlich der Chauffeur des Hotels, doch hilft er gern, wo er kann. Aber auch die Herrschaften des Hauses in Gestalt von Erika Kälin, geborene Arnold, nebst Gatte Arthur sowie O.W. Fischer und weitere Protagonisten machen die Geschichte rundum kurzweilig.
„Piz Palü“ ist eine gelungene Mischung aus Heimatroman, Kriminalgeschichte sowie Familiengeheimnissen vor der erhabenen Kulisse der Schweizer Berge. Ein unterhaltsames Lesevergnügen mit verdienter Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2021
Rom - Das Kochbuch
Parla, Katie;Gill, Kristina

Rom - Das Kochbuch


ausgezeichnet

Zu Gast in Roms Küchen
Italien hat nicht nur aufgrund mehrjähriger Aufenthalte in Rom und der Toskana einen Platz in unsere Herzen, auch die Landesküche ist seitdem ein fester Bestandteil unseres Speiseplans. Unsere Suche nach besonderen Kochbüchern wurde mit dem Fund von „Rom. Das Kochbuch“ von Katie Parla und Kristina Gill belohnt, das wir in den letzten Wochen ausgiebig getestet haben. Der Schwerpunkt in diesem gewichtigen Buch liegt hier neben altbekannten Klassikern vor allem auf der Zubereitung traditioneller Gerichte, die sich in italienischen Familien wiederfinden oder in den kleinen familiengeführten Trattorias in den verwinkelten Gassen von Rom, nicht aber in den üblichen frequentierten Restaurants.
Das Kochbuch besticht nicht nur durch ausführliche Rezepte mit sehr gelungenen Endproduktfotos, die sofort den Appetit anregen, sondern gibt dem Leser zusätzlich viele Informationen über die Geschichte Roms untermalt von schönen Stadtfotos sowie die Entwicklung der landestypischen Küche und seine Besonderheiten. Eine Einführung in die notwendigen Küchengeräte zur Zubereitung ist ebenfalls enthalten sowie einige Zutatenempfehlungen, um die Gerichte außerhalb Roms authentisch auf den Tisch zu bringen. Gelungen ist auch die Aufteilung des Buches, das neben den Kapiteln „Snacks, Vorspeisen, und Street Food“, „Klassiker und Variationen“, „Cucina ebraica“, „Quinto Quarto“, „Gemüse“ auch „Brot und Pizza“, „Dolei“ und „Getränke“ enthält. Die Suche nach dem Leibgericht fällt somit sehr leicht.
So macht man sich mit der gut erklärten Zubereitung ans Werk und darf schon bald in Gerichten wie Bambolotti all’amatriciana, Cacio e pepe di Leonardo Vignoli oder involtini di manzo schwelgen. Aber auch Rigatoni alla carbonara lassen sich auf unterschiedliche Weise zubereiten, so dass dieses Lieblingsgericht immer wieder in einem neuen „Kleid“ auf den Teller kommt. Der Exkurs in die jüdisch-römische Küche (Cucina ebraica) ist ebenfalls ein Gaumenabenteuer der besonderen Art, ob es sich nun um ein cremiges Limonenrisotto mit Spargel handelt, frittierte Salz-Kabeljau-Filets, carciofo alla guidia (frittierte Artischocken) oder eines der zahlreichen Ricotta-Desserts, die auf der Zunge zergehen und nach Sonne und mehr schmecken.
Ein wunderbares und vielseitiges Buch, das nicht nur tolle Rezepte zum Nachmachen bietet, sondern neben Gaumenschmeichlern schon beim Durchblättern das Fernweh auf die Ewige Stadt weckt. Absolut zu empfehlen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2021
Mit dem Mut des Herzens
Berg, Sofie

Mit dem Mut des Herzens


weniger gut

Die Geächtete
1945. Ingrid Baken verlässt ihre Heimat Norwegen, um mit ihrem deutschen Ehemann Georg Reimers und der gemeinsamen Tochter nach Deutschland zu gehen. Aufgrund ihrer Beziehung zu einem Deutschen war das Leben für Ingrid und ihre Familie nahezu ein Spießrutenlauf, weshalb sich ihre Familie bis auf ihre Mutter auch von ihr lossagt. Nun hofft sie auf einen Neuanfang in Hamburg. Die Nachkriegsjahre in Deutschland sind allerdings alles andere als ein Zuckerschlecken, denn neben der unbarmherzigen Winterkälte und dem Mangel an Lebensmitteln sieht sich Ingrid auch in Hamburg Ablehnung gegenüber, nicht nur ihre Schwiegereltern machen ihr als Ausländerin das Leben schwer. Der Neustart in Deutschland ist für Ingrid und ihre Lieben einmal mehr ein schwerer Kampf…
Sofie Berg hat mit „Mit dem Mut des Herzens“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der vor allem herausstellt, wie Ausländer in der Nachkriegszeit in Deutschland behandelt wurden und im Familienverbund mit einem deutschen Ehepartner auch in ihren Heimatländern geächtet wurden. Das Buch ist eine Fortsetzung des Romans „Schicksalstage am Fjord“, kann aber durchaus eigenständig gelesen werden. Mit flüssigem und bildhaftem Erzählstil lässt die Autorin den Leser in der Zeit zurückreisen, um die schwierige Zeit nach dem Krieg zusammen mit Ingrid und ihrer Familie zu erleben, die sie anhand ihrer eigenen Familiengeschichte verfasst hat. Die Schilderungen über die Not der Menschen, denen es neben Lebensmitteln und Heizkohle auch an medizinischer Versorgung mangelt, sind plastisch beschrieben und lassen dem Leser immer wieder Gänsehaut über den Rücken laufen. Ebenso wird der blühende Schwarzmarkt ausführlich und detailliert beschrieben, auf dem zwar fast alles zu bekommen ist, jedoch immer mit der Angst vor Entdeckung im Nacken oder weil man vielleicht nichts Adäquates zum Tausch anbieten kann. Die ablehnenden und teils sogar hasserfüllten Vorbehalte gegenüber Ausländern wird auch gut dargestellt, allerdings verliert sich die Autorin immer wieder in zu detaillierte und eintönige Beschreibungen und vergisst dabei Spannungselemente mit einzubauen, um den Leser zu fesseln, so dass die Geschichte auf Dauer sehr langatmig und langweilig wird.
Die Charaktere wurden leider nur sehr oberflächlich ausgestaltet, so dass der Leser kaum Nähe zu ihnen aufbauen kann und daher die Geschichte aus der Distanz betrachtet. Ingrid hat es wahrlich nicht leicht, denn als „Deutschenliebchen“ ist sie sowohl in ihrer eigenen als auch in der Familie ihres Mannes eine persona non grata. Sie wirkt durchweg resigniert und wenig kraftvoll. Ehemann Georg hat es einfacher, da die Ablehnung seiner Familie sich nicht auf ihn bezieht und er nur mit den schwierigen Umständen der Nachkriegszeit zu kämpfen hat. Die Stärkung seiner Frau kommt in der Geschichte viel zu kurz. Seine Schwester Erika ist eine Frau ohne Profil, die ihre Entscheidungen im Hinblick auf die allgemeine Meinung abwägt.
„Mit dem Mut des Herzens“ ist durchaus eine interessante Geschichte, der es allerdings neben lebendigen Charakteren vor allem an Spannungselementen fehlt und so in langweilige Monotonie abrutscht. Kein Buch, das im Gedächtnis bleibt, schade!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2021
Solange es Schmetterlinge gibt / Schmetterlinge Bd.1
Münzer, Hanni

Solange es Schmetterlinge gibt / Schmetterlinge Bd.1


sehr gut

Zurück ins Leben
Die Grundschullehrerin Penelope Arendt lebt allein in München, nachdem ihr Sohn Dominik bei einem Unfall starb und sie sich von ihrem Mann David getrennt hat. Sie zieht sich völlig aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und kennt nur noch ihre Arbeit, zu schlimm sind die Erinnerungen und der damit verbundene Schmerz an ein glücklicheres Leben. Doch durch ihre 80-jährige Nachbarin Trudi Siebenbürger , den neuen Mieter Jason, aber auch durch ihre umtriebige Mutter kehrt Penelope langsam aber sicher aus ihrem Schutzpanzer ins normale Leben zurück und lernt auf neue Art, dass das Leben aufregend und schön sein kann…

Hanni Münzer hat mit ihrem Buch „Solange es Schmetterlinge gibt“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der wohl als Vorgeschichte zu „Honigtot“ und „Marlene“ dienen soll, denn die hier auftauchenden Protagonisten sind ebenfalls in den anderen Büchern mit von der Partie. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil, der ihrer Geschichte etwas Familiäres und gleichzeitig Vertrautes gibt. Als unsichtbarer Schatten folgt der Leser Penelopes Spuren der Vergangenheit und erlebt mit dieser einige Gefühlswallungen anhand der Schicksalsschläge, die Penelope schon zu verkraften hatte. Die Vergangenheit von Trudi ist ebenfalls interessant, kommt aber in diesem Buch zu kurz, da sie erst in einem Nachfolgewerk der Autorin auftaucht. Der Spannungsbogen sollte wohl durch eine eingeflochtene Kriminalhandlung erreicht werden, doch dies ist leider so gar nicht geglückt, wirkte die Story doch völlig unglaubwürdig und konstruiert. Die Geschichte rund um Penelope, Trudi und Jason aber ist herzerfrischend und lässt einen wünschen, dass es auch im täglichen Leben fremde Menschen gibt, die sich für andere interessieren und ihnen eine Stütze sein können.

Die Protagonisten sind durchweg liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr realistisch und authentisch. Penelope ist eine Frau, die schon so einiges verkraften musste. Als Folge davon hat sie sich aus der Welt zurückgezogen, lebt mit ihrer Katze zusammen und hat dem gesellschaftlichen Leben und all ihren Freunden abgeschworen. Einzig ihre Mutter geht ihr mit ihren ständigen Besuchen auf die Nerven, dabei versucht diese nur, Penelope wieder ins Leben zu schubsen. Trudi Siebenbürger hat mit ihren 80 Jahren schon eine Menge Gutes wie Schlechtes erlebt, sich davon aber nie unterkriegen lassen. Sie sprüht vor Lebensfreude, ist charismatisch und hat das Herz am rechten Fleck. Gerade diese Art verschafft ihr Zugang zu Penelope. Jason ist ein junger Mann, der bei der Polizei arbeitet. Er ist sympathisch und hat eine einnehmende fröhliche Art. Auch Penelopes Mutter trägt mit ihren ganz eigenen Wesenszügen zum Unterhaltungswert der Handlung bei.

„Solange es Schmetterlinge gibt“ ist ein Roman über Trauerbewältigung, neue Freunde und einen Schritt hinein ins Leben. Unterhaltsame Lektüre mit ernstem Thema für kurzweilige Lesestunden. Auf jeden Fall eine Empfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2021
Das Meer unserer Herzen
Clark, Rosie M.

Das Meer unserer Herzen


ausgezeichnet

„Die Liebe ist ein Erleben des anderen in der eigenen Seele.“ (Rudolf Steiner)
Der Tod von Großtante Elli beschert Goldschmiedin Romy als Erbe ein altes Medaillon, dessen Inhalt Romy sofort neugierig macht, findet sie doch eine wunderschöne Liebeserklärung eines Unbekannten namens Ruben darin. Als sie ihre Mutter darauf anspricht, reagiert die völlig kurz angebunden und abweisend, was Romys Spürsinn noch mehr anheizt. Da sie momentan gefühlsbedingt unbedingt einen Tapetenwechsel nötig hat, packt Romy ihre sieben Sachen und reist mit den geheimnisvollen Zeilen sowie Freundin Kathie im Gepäck nach Mallorca, wo Elli in den 60er Jahren wohl eine heimliche Liebesbeziehung gehabt haben soll. Romy will unbedingt mehr darüber herausfinden und Ruben aufspüren. Nicht nur die Nachforschungen in Mallorca bringen Romys Gefühle in Wallung, auch die Begegnung mit Fotograf Xavi lässt es schneller schlagen...

Rosie M. Clark hat mit „Das Meer unserer Herzen“ einen sehr unterhaltsamen und anrührenden Roman vor der malerischen Kulisse der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca vorgelegt, der nicht nur ein Familiengeheimnis birgt, sondern auch zwei Liebesgeschichten in sich vereint. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sich schnell an Romys Fersen heften, um gemeinsam mit ihr Mallorca zu erkunden und einer alten und berührenden Geschichte auf die Spur zu kommen. Geschickt verknüpft die Autorin ihre Handlung mit bildhaften Beschreibungen der Baleareninsel, so dass der Leser sich dort sofort wie zuhause fühlt und sich von dem Flair der Umgebung, Land und Leuten gefangen nehmen lässt. Zwei Zeitebenen halten den Leser auf Trab, so folgt er einerseits Romy in der Gegenwart bei ihrer detektivischen Suche und erlebt andererseits die bittersüße Liebesgeschichte von Elli und Ruben in der Vergangenheit, die direkt in Herz und Seele geht. Wohldosiert steigert die Autorin ihren Spannungsbogen mit einigen unvorhersehbaren Wendungen immer weiter in die Höhe und lässt den Leser nach und nach alle Puzzleteile zusammenfügen, um am Ende mit Romy das große Geheimnis zu lüften und auch deren Leben die gewünschte Veränderung hervorruft.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen. Ihre menschlichen Eigenschaften wirken glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich ihnen gern anschließt und bei der Geschichte von Anfang bis Ende mitfiebert. Romy ist eine offene und herzliche Frau, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausführt. Sie besitzt eine gesunde Neugier und lässt sich von ihrem Ziel nicht abbringen, auf den Spuren ihrer Großtante zu wandeln. Freundin Kathie ist ihr eine Stütze in unsicheren Zeiten. Xavi hat nicht nur eine charmante Art, sondern ist auch ein talentierter, warmherziger und hilfsbereiter Mensch. Elli hat das Herz am rechten Fleck, ist liebevoll und uneigennützig, Ruben ist ihr Seelenverwandter und ihr Gegenstück, um sich vollkommen zu fühlen.

„Das Meer unserer Herzen“ ist eine zauberhafte Geschichte angefüllt mit Familiengeheimnissen, großer Liebe und neuen Perspektiven. Wunderschön und emotional erzählt, so dass die Seiten nur so durch die Finger rinnen. Absolute Leseempfehlung für ein Buch mit Sogwirkung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2021
Die Schritte zu deinem Herzen
Brown, Kate Lord

Die Schritte zu deinem Herzen


sehr gut

Das Kaleidoskop ihres Lebens
Als sich ihr Ehemann Kit nach 22 Jahren von ihr scheiden lassen will, fällt die Ballettlehrerin Tess Blythe aus allen Wolken. All die Jahre hat sie sich um die Belange der Familie gekümmert, es jedem recht gemacht und sich selbst dabei hinten angestellt. Dabei hat sie sich, ihre eigenen Wünsche und Träume verloren und steht jetzt nicht nur vor dem Eheaus, sondern weiß auch nicht wirklich, wie es mit ihr selbst weitergehen soll. Eine willkommene Ablenkung von dem trüben Gedankenkarussell bietet da die bevorstehende Hochzeit ihres Sohnes und das Zusammentreffen mit der Familie der Braut. Dabei lernt sie auch den italienischen Schuhmacher Marco Affini kennen, der schon bald nicht nur ihren Herzschlag mit einem neuen Takt versieht und ihr das Gefühl gibt, eine begehrenswerte Frau zu sein. Tess sieht ihre verschütteten Träume vor sich und wagt sich endlich aus der Deckung, um ihrem Leben einen neuen Anstrich zu geben...

Kate Lord Brown hat mit „Die Schritte zu deinem Herzen“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser ins New York Anfang der 60er Jahre einlädt, um dort die Choreografin Tess und ihr Leben kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und anrührende Erzählstil wirft den Leser regelrecht in die Handlung hinein. Nach einem interessanten Prolog, der 1939 in Hongkong neben der Trauung auch Tess‘ Gedankengänge hinsichtlich der Eheschließung begleitet, springt die Geschichte ins Jahr 1961, wo Tess bereits von der Scheidungsabsicht ihres Gatten weiß. Der Leser kann ab da verfolgen, wie es Tess in den vergangenen Jahren sowie in der Gegenwart ergeht und wie sie sich im Laufe der Ereignisse immer mehr verändert. Dabei geht es nicht nur um verdrängte Wünsche und Träume, es gilt auch, ein Geheimnis in Bezug auf ihren Sohn aufzudecken. Eingebettet in den historischen Hintergrund, in dem der Vietnamkrieg ebenso eine Rolle spielt wie das Leben im Amerika der damaligen Zeit, bringt die Autorin dem Leser Tess‘ ständiges Hinterfragen und Verwerfen näher. Die Tatsache, dass es nochmals jemanden geben könnte, dem sie ihr Herz öffnet und der dabei auch ihr Wohl und ihre Wünsche und Träume im Blick hat, ist sowohl anrührend als auch realistisch in der Geschichte verarbeitet, so dass man ihre Bedenken und Ängste gut nachvollziehen kann.

Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, man spürt, dass die Autorin ihre Hauptprotagonistin selbst kennengelernt hat. Glaubwürdige menschliche Eigenschaften zeichnen sie aus, die sie nicht nur authentisch wirken lassen, sondern dem Leser auch das Gefühl geben, ihnen sehr nahe zu kommen. Tess ist eine warmherzige Frau, die den Menschen ihre Geheimnisse entlocken kann, während sie selbst verschlossen ist wie eine Auster. Sie ist fürsorglich, mitfühlend und besitzt einen wachen Verstand, innerlich jedoch plagen sie ständige Zweifel und Unsicherheit. Marco ist ein herzlicher Mann, der Tess‘ Selbstbewusstsein zu stärken weiß. Sohn Robert ist ein offener und ehrlicher junger Mann, der seiner Mutter sehr zugetan ist. Aber auch Kit, Francis und weitere Protagonisten machen die Geschichte rundum spannend und sehr kurzweilig.

„Die Schritte zu deinem Herzen“ überzeugt nicht nur durch eine eindrucksvolle Lebensgeschichte, sondern auch mit Familiengeheimnissen, die nach und nach an die Oberfläche kommen, sowie einer Liebesgeschichte, wie sie das Leben nicht schöner schreiben könnte. Verdiente Empfehlung für ein berührendes Buch!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2021
Die Schwestern Chanel
Little, Judithe

Die Schwestern Chanel


sehr gut

„Mode hat etwas mit Ideen zu tun, mit der Art wie wir leben, mit dem, was passiert.“ (Coco Chanel)
1897 Frankreich. Nach dem Tod der Mutter lädt der Vater von Gabrielle, Julia und Antoinette Chanel seine drei Töchter in einem von Nonnen geführten Waisenhaus ab und ward nicht mehr gesehen. Während Julia in ihrer eigenen Welt lebt, sind es gerade Gabrielle und Antoinette, die nach Höherem streben und sich durch die Armut und strenge Erziehung im Kloster stemmen. Besuche bei den Großeltern geben den Mädchen ein wenig Normalität, wofür gerade ihre gleichaltrige Tante Adrienne sorgt, die ihnen die Welt der Klatschliteratur eröffnet. Gabrielle kann es gar nicht erwarten, die Mauern des Klosters zu verlassen, ihr Freiheitsdrang ist unbändig und das zeigt sich auch in der Änderung ihres Namens, der fortan Coco lautet. Endlich dem Kloster entronnen, beginnt Coco, nach einer gescheiterten Gesangskarriere, mit dem Geschäftssinne und der Unterstützung ihrer Schwester Antoinette als Hutmacherin zu arbeiten...

Judith Little hat mit „Die Schwestern Chanel“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der das Leben der Modeikone nebst einem Teil ihrer Familiengeschichte durch die Augen deren Schwester Antoinette beleuchtet und mit viel Fiktion zu einer runden Handlung formt. Mit flüssigem und farbenfrohem Schreibstil lädt die Autorin den Leser ein, einen Teil des Weges mit den so unterschiedlichen Schwestern Chanel zu teilen und diesen durch die Augen von Antoinette zu betrachten. Während Coco Chanel durch ihre außerordentlichen Kreationen in der Modewelt heutzutage jedem ein Begriff ist, geht der Verdienst von Antoinette an dem Imperium Chanel oftmals unter. Dabei ist gerade sie die treibende Kraft gewesen, die Coco immer wieder den Kopf zurechtrückte und ihr vor Augen hielt, dass sie ihr Ziel nicht erreichen würde, wenn sie weiterhin ihrer Verschwendungssucht frönt und sich darauf verlässt, dass sie ausgehalten wird. Die Schwestern sind eng miteinander verbandelt, sie stützen sich gegenseitig und bilden eine enge Einheit. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin gut mit ihrer Geschichte verknüpft, so dass der Leser während er den Schwestern folgt, den ersten Weltkrieg, das Pariser Hochwasser sowie den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Interessant für den Leser ist vor allem, aus welch einfachem Milieu die Schwestern stammen, mit welcher Kraft und Durchsetzungsvermögen sowie Cocos Unkonventionalität und vorlauter Frechheit nebst Visionen die Welt auf sie aufmerksam machte und sie auch nach ihrem Tod bis heute eine der tragenden Rollen in der Modewelt spielt.

Mit menschlichen Zügen ausgestattete inszenierte Charaktere vermitteln dem Leser einen guten Einblick in deren Leben, ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Gabrielle/Coco ist eine rebellische und freiheitsliebende Frau, die sich nicht um Konventionen schert und nach ihrer eigenen Facon lebt. Sie hat ein außergewöhnliches Stilgefühl und ist ihrer Zeit voraus. Antoinette dagegen ist eher zurückhaltend, besitzt Geschäftssinn und ein Gefühl für Zahlen. Sie ist diejenige, die Gabrielle ins Gewissen redet und auch bei ihr durchdringt. Julia hat ein schlichtes Gemüt und ist beeinflussbar. Adrienne ist eine aufgeschlossene junge Frau, die Gabrielle und Antoinette eine neue Welt eröffnet.

„Die Schwestern Chanel“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der mit viel fiktionaler Freiheit den Leser in das Leben der Schwestern und deren geschäftliche Anfänge hineinschnuppern lässt. Verdiente Leseempfehlung für eine kurzweilige Lektüre.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.