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Insgesamt 1260 Bewertungen
Bewertung vom 12.04.2020
Baedeker Reiseführer Skandinavien
Nowak, Christian;Knoller, Rasso

Baedeker Reiseführer Skandinavien


ausgezeichnet

Eine Reise unter dem skandinavischen Kreuz

Zur Zeit, sprich in der Osterwoche Anfang März 2020, gehört reisen erzwungenermaßen nicht zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen weltweit.

Auf immerhin etwas mehr als 700 (!) Seiten wird sicher nicht alles, aber sehr, sehr viel über die skandinavischen Länder erläutert.
Die wirklich umfassenden Informationen über alle Aspekte des Reiseziels ist schon seit je her das Kennzeichen der Baedekers. So auch in diesem Werk. Keines der im Norden Europas liegenden Länder wird vernachlässigt. Ziele entlang der norwegischen Nordseeküste, im finnischen Lappland sind ebenso zu finden wie der Siljansee im Inland Schwedens oder Stockholm und Malmö. Das Königreich Dänemark ist ausgespart. Sonst wäre der Baedeker sich noch umfangreicher geworden. Zu und über Dänemark existiert ein eigener BAEDEKER-Band.

Egal, ob es um historische Bauwerke, Geschichte, Gerichte, wirtschaftliche Fakten oder was auch immer geht: der Baedeker informiert fundiert.


Fünf Tourenvorschläge, die sich mit Auto, Moped oder, zumindest die fünfte, im Wohnmobil erleben lassen. Für die ersten vier beschriebenen Touren sollte man sich vorschlagsweise zwischen sieben und vierzehn Tagen Zeit nehmen. Die Tourenlänge beträgt dann zwischen 680 Kilometer /Süd-Finnland) und 1.600 Kilometer (die Fjorde Norwegens). Tour Nummer 5 ist dann schon etwas ausgedehnter: Während der grossen „Nordkaptour“ legt man in vorgeschlagenen drei Wochen immerhin 5.300 Kilometer hinter sich. Nur so zum Vergleich: das ist in etwa die Distanz von Basel nach Libreville, Hauptstadt von Gabun, dem Staat südlich von Äquatorialgiunea.

Es folgen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadt oder Ziel wiedergegebenen Beschreibungen. Eine kleine Umrisskarte Italiens mit einem entsprechenden Markierungspunkt erleichtert die geographische Orientierung.
Bei den Ortsbeschreibungen werden zunächst ein paar statistisch interessante Infos wie Einwohnerzahl, Zugehörigkeit zu welcher Provinz gegeben. Gefolgt von recht bis sehr ausführliche Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, Museen, Kirchen etc. gegeben. Zum Grossteil auch mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan, teilweise mit einer 3D-ähnlichen Explosionszeichnungen der Bauwerke. Dass bei den Ortsbeschreibungen keine dem aktuellen Stand entsprechenden Hinweise zu Hotels, Restaurants oder Cafés fehlen, ist selbstverständlich. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass der Baedeker bei vielen Stadt- und/oder Ortsbeschreibungen Angaben zu lohnenswerten Abstechern in die Umgebung gibt. Ebenso selbstverständlich sind die Illustrationen mit schönen Farbaufnahmen.

Im letzten Teil des Baedekers werden die allgemeinen Infos über ideale Reisezeit (diese kommt bestimmt wieder, siehe einleitenden Absatz), Geschichte, Kunst, Freizeitmöglichkeiten, Essen & Geniessen, Feiertage, Verkehr, Post & Telekommunikation und Weiteres gegeben. Das dreisprachige Miniwörterbuch (Norwegisch, Schwedisch, Finnisch) könnte die Konversation etwas erleichtern.

Wer seine Fahrt samt eventuellen Abstechern genauer planen will, wird Karten mit kleinerem Massstab benötigen. Aus Überzeugung und bester Erfahrung nennen ich in dem Zusammenhang die Karten aus dem österreichischen Verlag freytag & berndt. Dort ist der „Skandinavien Superatlas“ mit Karten im Massstab zwischen 1:250.000 und 1:400.000 erschienen.

Dieser Baedeker In Kombination mit dem Superatlas lässt die Reise dann wirklich zum Erlebnis werden. Natürlich erst, das wieder möglich sein wird. Aber bis dahin kann man ja im Baedeker blättern, lesen. Und sich schon jetzt auf die Nordländer freuen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2020
Heilmittel, Partydroge, Teufelszeug
Hager, Thomas

Heilmittel, Partydroge, Teufelszeug


ausgezeichnet

Informativ, erhellend und zugleich unterhaltsam

Gar manche Medikamente waren reine Zufallstreffer der Forschung. Wobei 'Forschung' während der Anfangszeit dessen, was heute unter Pharmazie verstanden wird, reines Ausprobieren und Herumexperimentieren war.
Von Opium über Morphium zu dem 'Hustenstiller' Heroin, die Entdeckung der K.-o.-Tropfen [sic!], Cholesterinsenker, Aufstieg, Interesse, raffiniertes Marketing und Geldgier der Pharmariesen, Suchtproblematik und die vergeblichen Versuche, diese in den Griff zu bekommen - das Buch ist einfach toll zu lesen.

Mit Hilfe auch der Beschreibung der 'Forscher', deren Motivation, Anhand der Suche nach Medikamenten, die die zur jeweiligen Zeit höchst aktuellen massiv vorhandenen Leiden (zum Beispiel Erster Weltkrieg - die Schmerzen verletzter Soldaten zu lindern, Wundbrand zu verhindern) zeigt Thomas Hager die wie erwähnt nur durch reinen Zufall entdeckten Wirkstoffe die zur Behandlung der diversen körperlichen Leiden geeignet sind.

Heutzutage ist der Ausgangspunkt vieler milliardenschwerer Pharmagiganten kaum bekannt. Und wird von diesen auch bewusst verschwiegen. Beispiel Seite 59, es geht um die Entwicklung von Morphium aus dem Saft von bestimmten Mohnkapseln, also Opium: "Ein altes deutsches Arzneimittelunternehmen wurde zum Experten für die Herstellung großer Mengen. Vielleicht haben Sie schon einmal von Merck gehört. Das Unternehmen produziert heutzutage viele Arzneimittel, doch Morphium ist der Fels, auf dem sein Reich errichtet wurde."

Im Zusammenhang mit Opium zeigt der Autor auch auf, wie die Britische Regierung unter Queen Victoria mit ihrer militärisch weit überlegenen (See-) Macht die British East India Company unterstützte, um den extrem gewinnträchtigen Verkauf des in der britischen Kolonie Indien gewonnen Opiums in Indien zu sichern. Und Abermillionen Chinesen in die Opiumsucht trieb. Hong Kong war damals das Drogenhandelszentrum Nummer 1 weltweit.

Der Stil, in dem Thomas Hager sein Buch geschrieben hat, ist bei allen sachlichen Informationen absolut unterhaltsam und macht das Lesen zu einem reinen Vergnügen. "Dann kamen die ersten europäischen Seeleute. Sie wollten unbedingt Handel treiben und brachten verschiedene Dinge mit, von denen sie glaubten, dass man sie in China schätzen würde. Aber wozu brauchten die Chinesen kratzige britische Wollwaren oder steifes holländisches Leinen, da sie doch Seide hatten? Sie hatten Porzellan, wozu brauchten sie dann minderwertige westliche Keramik?" (Seite 44f.)

Kurzum: es macht Spass, das Buch zu lesen. Es gewährt stellenweise einen Blick hinter die aufpolierten Kulissen der Pharma-Giganten. Es zeigt auf, worin die Gründe für das hohe Suchtpotential diverser Wirkstoffe wie Opium, Morphium, Heroin, Fentanyl etc. liegen.

Als einzigen negativ angehauchten Kritikpunkt finde ich nur einen: mich persönlich hätte auch die Entdeckung und der ursprünglicher Einsatzzweck von Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, als elften Wirkstoff interessiert. Aber die Kenntnis dieser Fakten die zehn beschriebenen Wirkstoffe sind auch Gewinn genug.

Bewertung vom 07.04.2020
Baedeker Reiseführer Österreich
Spath, Stefan

Baedeker Reiseführer Österreich


ausgezeichnet

Auf nach Österreich – host mi!?

Zur Zeit, sprich in der Osterwoche Anfang März 2020, gehört reisen erzwungenermaßen nicht zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen weltweit.

Diese Phase wird in einigen Wochen zu Ende sein. Wer sich die Zeit bis dahin auf die schon länger geplante oder auch den spontan aufgetretenen Wunsch einer Reise nach Österreich sinnvoll vertreiben möchte, ist mit diesem 'Wälzer' an Reiseführer bestens beraten. Vorausgesetzt, sie oder er hat Interesse daran, unsere Nachbarn, ihren Lebensstil, ihre kulinarischen Genüsse, ihre Landschaften, ihre Geschichte, Kunst und Kultur kennen zu lernen. Also keine 'Event-Reise' im Stil von ein Wochenende Ballermann.

Einleitend werden auf je zwei Seiten unter der gemeinsamen Überschrift „Das ist Österreich...“ der „Gipfel der Genüsse“, die „Seen-Sucht“, „Wege … zum Wein“ oder um die „Pracht der Tracht“ auf je zwei Seiten vorgestellt.

Es folgen fünf Tourenvorschläge, die sich mit Auto oder Moped erleben lassen.

Nach diesem sehr ordentlich beschriebenen Tourenteil folgen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadt oder Ziel wiedergegebenen Beschreibungen. Eine kleine Umrisskarte Österreichs mit einem entsprechenden Markierungspunkt erleichtert die geographische Orientierung.
Bei den Ortsbeschreibungen werden zunächst ein paar statistisch interessante Infos wie Einwohnerzahl, Zugehörigkeit zu welchem Bundesland gegeben. Gefolgt von recht bis sehr ausführliche Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, gegebenenfalls Museen, Kirchen etc. Dort, wo es Sinn macht auch mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan, teilweise mit einer 3D-ähnlichen Explosionszeichnungen der Bauwerke. Dass bei den Ortsbeschreibungen keine dem aktuellen Stand entsprechenden Hinweise zu Hotels, Restaurants, Bistros oder Cafés fehlen, ist selbstverständlich. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass der Baedeker bei vielen Stadt- und/oder Ortsbeschreibungen Angaben zu lohnenswerten Abstechern in die Umgebung gibt.
Ebenso selbstverständlich sind die Illustrationen mit schönen Farbaufnahmen.

Im letzten Teil des Baedekers werden die allgemeinen Infos über ideale Reisezeit (diese kommt bestimmt wieder), Geschichte, Kunst, Freizeitmöglichkeiten, Essen & Geniessen, Feiertage, Verkehr, Post & Telekommunikation und Weiteres gegeben. Ein kleines Wörterbuch Österreichisch – Deutsch wäre nett gewesen. Wer weiss schon, was ‚Paradeiser‘ sind? Oder ‚Frittaten‘? Oder ‚Karfiol‘?

Die in einer Plastiktasche beigelegte Strassenkarte der Rubrik 'Easy Zip' im Massstab 1:700.000 ist für einen ersten Überblick ausreichend. Logischerweise können bei diesem Massstab solch schöne Pässe wie das Hahntenjoch (vom Lechtal nach Imst) oder der Namlospass, eine der schönsten Strecken Tirols, dargestellt werden.
Wer seine Fahrt samt eventuellen Abstechern also genauer planen will, wird zu einer Karte mit kleinerem Massstab greifen. Aus Überzeugung und bester Erfahrung nennen ich in dem Zusammenhang mal die Karten aus dem österreichischen Verlag freytag & berndt. Dort ist eine Karte von ganz Italien 1:800.000 und Regionalkarten bis hin zum Massstab 1:50.000 (!, dort findet man auch das kleinste Landsträsschen) im Angebot. Nicht nur während der Planungsphase, sondern auch unterwegs ist eine gute Karte jedem Navi überlegen! In Kombination mit dem Baedeker wird die Reise dann wirklich zum Erlebnis. Sobald das wieder möglich sein wird. Aber bis dahin kann man ja im Baedeker blättern, lesen. Und sich schon jetzt auf das Land der Berge freuen.

Um es mit Franz Grillparzer zu beenden:

„Die Deutschen wollen die Österreicher verstehen, können es aber nicht.
Die Österreicher könnten die Deutschen verstehen, wollen aber nicht.“

Dieser Baedeker verhilft dazu, Grillparzers Feststellung zumindest teilweise ad absurdum zu führen.

Bewertung vom 07.04.2020
Baedeker Reiseführer Italien
Abend, Bernhard;Schliebitz, Anja

Baedeker Reiseführer Italien


ausgezeichnet

Bella Italia – (quasi) sempre vale la pena di fare un viaggio

Zur Zeit, sprich in der Osterwoche Anfang März 2020, gehört reisen erzwungenermaßen nicht zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen weltweit.

Aber auch diese Phase wird irgendwann zu Ende sein. Wer sich die Zeit bis dahin auf die schon länger geplante oder auch den spontan aufgetretenen Wunsch einer Reise nach Italien sinnvoll vertreiben möchte, ist mit diesem 'Wälzer' an Reiseführer bestens beraten. Vorausgesetzt, sie oder er hat Interesse daran, unsere westlichen Nachbarn, ihren Lebensstil, ihre kulinarischen Genüsse, ihre Landschaften, ihre Geschichte, Kunst und Kultur kennen zu lernen. Also keine 'Event-Reise' im Stil von ein Wochenende Ballermann.

Auf immerhin rund 850 (!) Seiten wird sicher nicht alles, aber sehr, sehr viel über das Land erläutert, über welches schon Goethe dichtete:

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,

Die wirklich umfassenden Informationen über alle Aspekte des Reiseziels ist schon seit je her das Kennzeichen der Baedekers. So auch in diesem Werk.

Egal, ob es um historische Bauwerke, die verschiedenen Weinregionen, Geschichte, Gerichte, wirtschaftliche Fakten oder was auch immer geht: der Baedeker informiert fundiert.

Einleitend werden auf je zwei Seiten unter der gemeinsamen Überschrift „Das ist Italien...“ die Stellung von „Mutter Kirche“, die „Designschmiede Mailand“ aber auch die Regionen „Wo Wolf und Bär sich gute Nacht sagen“ und auch, Mädels aufgepasst, „Die Schumacher der Stars“ auf je zwei Seiten vorgestellt.

Es folgen sieben Tourenvorschläge, die sich mit Auto oder Moped erleben lassen. Für die man sich zwischen zwei und fünf Tagen Zeit nehmen sollte. So der Ausgangspunkt in Italien bereits erreicht ist. Die Touren erhöhen den Kilometerstand des Fahrzeuges je nachdem um durchschnittlich 400 Kilometer. Es sind also wahrhaft keine Gewalt-, sondern Genusstouren.

Es folgen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadt oder Ziel wiedergegebenen Beschreibungen. Eine kleine Umrisskarte Italiens mit einem entsprechenden Markierungspunkt erleichtert die geographische Orientierung.
Bei den Ortsbeschreibungen werden zunächst ein paar statistisch interessante Infos wie Einwohnerzahl, Zugehörigkeit zu welcher Provinz gegeben. Gefolgt von recht bis sehr ausführliche Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, Museen, Kirchen etc. gegeben. Zum Grossteil auch mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan, teilweise mit einer 3D-ähnlichen Explosionszeichnungen der Bauwerke. Dass bei den Ortsbeschreibungen keine dem aktuellen Stand entsprechenden Hinweise zu Hotels, Restaurants, Bistros oder Cafés fehlen, ist selbstverständlich. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass der Baedeker bei vielen Stadt- und/oder Ortsbeschreibungen Angaben zu lohnenswerten Abstechern in die Umgebung gibt. Ebenso selbstverständlich sind die Illustrationen mit schönen Farbaufnahmen.

Die in einer Plastiktasche beigelegte Strassenkarte der Rubrik 'Easy Zip' im Massstab 1:1.150.000 ist für einen ersten Überblick ausreichend. Der grosse Massstab ist natürlich der Grösse Italiens geschuldet.
Wer seine Fahrt samt eventuellen Abstechern genauer planen will, wird zu einer Karte mit kleinerem Massstab greifen. Aus Überzeugung und bester Erfahrung nennen ich in dem Zusammenhang mal die Karten aus dem österreichischen Verlag freytag & berndt. Dort ist eine Karte von ganz Italien 1:800.000 und Regionalkarten bis hin zum Massstab 1:50.000 (!, dort findet man auch das kleinste Landsträsschen) im Angebot. Nicht nur während der Planungsphase, sondern auch unterwegs ist eine gute Karte jedem Navi überlegen! In Kombination mit dem Baedeker wird die Reise dann wirklich zum Erlebnis. Sobald das wieder möglich sein wird. Aber bis dahin kann man ja im Baedeker blättern, lesen. Und sich schon jetzt auf bella Italia freuen.

Bewertung vom 06.04.2020
Amerika im Kalten Bürgerkrieg
Lütjen, Torben

Amerika im Kalten Bürgerkrieg


ausgezeichnet

Die gesellschaftliche Spaltung in den USA begann schon Jahre vor Trump...

Demokraten gegen Republikaner, links (obwohl 'links' für die us-amerikanischen Demokraten ein komplett falscher Oberbegriff ist) gegen rechts, Chaos gegen 'Katastrophe'.

Wo diese nahezu an Feindschaft grenzende Spaltung der us-amerikanischen Wählerschaft ihren Anfang genommen hat, dieses unversöhnliche Aufeinanderprallen, das schildert Torben Lütjen in sehr lesenswerter Form. Auch die Gründe der für die politischen Verhältnisse in Europa, insbesondere in Deutschland nicht nachvollziehbaren 'Nibelungentreue' der republikanischen Kongressmitglieder gegenüber Trump analysiert der Autor. Alle wissen genau, dass er eine Lüge an die andere reiht, dass Trump sowohl intellektuell als auch moralisch, ethisch, charakterlich eine katastrophale Fehlbesetzung ist. Dass er die Weltordnung nicht nur durcheinander wirbelt. Sondern offensichtlich mutwillig zerstört. Weswegen ist dann mehr oder minder die Hälfte der us-amerikanischen Wähler fast schon fanatisch überzeugt von ihm. Weswegen fällt es den Demokraten in den USA so schwer, einen überzeugenden Gegenkandidaten zu finden?

Stellenweise wirft der Autor seinen analysierenden Blick auch auf Staaten, die nicht zu den USA gehören. Polen unter Kaczyński, das Aushebeln der Demokratie in Ungarn durch Orbán, die Türkei unter Recep Tayyip Erdoğan. Thematischer Schwerpunkt sind aber die Entwicklungen in den USA. Wobei er, der Autor, auch zwei mögliche Szenarien je nach Ausgang der nächsten Präsidentenwahl in den USA am 03. November 2020 schildert.

Diese und alle weiteren im Zusammenhang damit stehenden Fragen versucht der Autor zu beantworten. In einem gut lesbaren, gut verständlichen, teilweise humorvollen bis sarkastischen Stil. Beispiel von Seite 155: "Vielleicht sind Amerikas Bürger ja wie die Frösche im Kochtopf, die nicht merken, wie die Temperatur langsam steigt, bis es irgendwann zu spät ist."
Wobei des Autors Feststellungen stets nachprüfbar begründet sind. Der Anhang des Buches mit Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln, Literaturverzeichnis und Angabe der Online-Quellen samt letztem Zugriffszeitpunkt umfasst immerhin 26 Seiten. Torben Lütjens Feststellungen sind also wahrlich nicht aus der Luft gegriffen.

Nach der Lektüre der rund 200 wie erwähnt gut lesbaren, höchst informativen Seiten bin ich doch etwas verwundert, weswegen der Titel nicht in der Spiegel Bestsellerliste geführt wird.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2020
Baedeker Reiseführer Frankreich
Abend, Bernhard;Schliebitz, Anja

Baedeker Reiseführer Frankreich


ausgezeichnet

La Grande Nation - afin d'être pleinement informé

Zur Zeit, sprich in der Osterwoche Anfang März 2020, gehört reisen erzwungenermaßen nicht zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen weltweit.

Aber auch diese Phase wird irgendwann zu Ende sein. Wer sich die Zeit bis dahin auf die schon länger geplante oder auch den spontan aufgetretenen Wunsch einer Reise nach Frankreich sinnvoll vertreiben möchte, ist mit diesem 'Wälzer' an Reiseführer bestens beraten. Vorausgesetzt, sie oder er hat Interesse daran, unsere westlichen Nachbarn, ihren Lebensstil, ihre kulinarischen Genüsse, ihre Landschaften, ihre Geschichte, Kunst und Kultur kennen zu lernen. Also keine 'Event-Reise' im Stil von ein Wochenende Ballermann.

Auf immerhin etwa mehr als 800 (!) Seiten wird sicher nicht alles, aber sehr, sehr viel über die große Nation erläutert. Die wirklich umfassenden Informationen über alle Aspekte des Reiseziels ist schon seit je her das Hervorhebungsmerkmal der Baedekers. So auch hier.

Egal, ob es um historische Bauwerke, die verschiedenen Weinregionen, Geschichte, Gerichte, wirtschaftliche Fakten oder was auch immer geht: der Baedeker informiert fundiert.

Einleitend werden auf je zwei Seiten unter der gemeinsamen Überschrift "Das ist Frankreich..." Paris, die Küstenregionen, die klimatischen Unterschiede in diesen Regionen und auch dem Inland skizziert.

Es folgen fünf Tourenvorschläge, die sich mit dem Auto oder Moped erleben lassen. Für die man sich zwischen drei Tagen und zwei Wochen Zeit nehmen sollte. Immerhin erhöhen diese Touren den Kilometerstand des Fahrzeuges je nachdem um circa 420 Kilometer ("Von Paris zum Atlantik") bis etwa 1.950 Kilometer ("Le Nord"). Für "La Route des Grandes Alpes" von Genf über Chamonix und Briançon nach Niçe, also Nizza sollten laut Vorschlag für die 690 Kilometer rund 4 Tage angesetzt werden. Spätestens hier wird des Mopedfahrers Herz höher schlagen. Wer es geruhsamer haben möchte: unter der Überschrift "Frankreich mit Tempo Zehn" wird auf zwei Seiten auch ein Urlaub auf dem Hausboot über die zahlreichen teilweise untereinander verbundenen Kanäle und Flüsse, die Frankreich durchziehen, angerissen.

Es folgen in alphabetischer Reihenfolge nach Stadt oder Ziel wiedergegebenen Beschreibungen. Eine kleine Umrisskarte Frankreichs mit einem entsprechenden Markierungspunkt erleichtert die geographische Orientierung.
Alle mit recht bis sehr ausführliche Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, Schlössern und Museen etc. gegeben. Zum Grossteil auch mit einem kommentierten Auszug aus einem Stadtplan, teilweise mit einer 3D-ähnlichen Explosionszeichnung des Schlosses, der Kirche und ähnlichem. Dass bei den Ortsbeschreibungen keine dem aktuellen Stand entsprechenden Hinweise zu Hotels, Restaurants, Bistros oder Cafés fehlen, ist selbstverständlich. Sehr schön ist auch die Tatsache, dass der Baedeker bei vielen Stadt- und/oder Ortsbeschreibungen Angaben zu lohnenswerten Abstechern in die Umgebung gibt.

Im letzten Teil des Baedekers werden die allgemeinen Infos über Geschichte, Kunst, Freizeitmöglichkeiten, Reisezeit, Essen & Geniessen, Feiertage, Verkehr, Post & Telekommunikation und Weiteres gegeben.

Die in einer Plastiktasche beigelegte Strassenkarte der Rubrik 'Easy Zip' im Massstab 1:1.100.000 ist für einen ersten Überblick ausreichend. Der grosse Massstab ist natürlich der Grösse Frankreichs geschuldet. Die Fläche der Grande Nation ist immerhin eineinhalb so gross wie die Deutschlands.

Bewertung vom 01.04.2020
M. Der Sohn des Jahrhunderts
Scurati, Antonio

M. Der Sohn des Jahrhunderts


ausgezeichnet

Ein gewaltiges Buch - über eine Zeit voller Gewalt! Und M., den Mann, der das auszunutzen wusste.

Das Attribut "gewaltig" bezieht sich nicht nur auf den Seitenumfang. Deren 816 es zu lesen gilt. Dazu noch weitere 14 Seiten mit der Nennung und den entsprechenden Mini-Biographie der Hauptfiguren des Romans.

Oder sollte es besser heissen "ein gewaltiger Roman über die Entwicklung des Faschismus in Italien in der Zeit zwischen März 1919 bis Januar 1925."?
Oder sollte es noch besser heissen "Aktuelle Warnung vor der (un-) heimlichen Entwicklung des Faschismus in vielen Staaten Europas und der Welt."?

Antonio Scurati gelingt es, die Gründe für den Aufstieg des Faschismus von einer kleinen, nur wenige Mann umfassenden Organisation zu der gewaltigen Staatsdoktrin, die nicht nur das damalige Italien in den Griff nahm, realistisch wiederzugeben.

Angefangen bei den Rückkehrern der italienischen Armee aus den Schlachten des Ersten Weltkrieges, die hauptsächlich zwischen den Armeen Österreich-Ungarns und Italiens in den Dolomiten ausgetragen, von den Soldaten auf beiden Seiten erlitten wurden.
Weiters zu den blutigen Unruhen, die das damalige Königreich Italien zwischen den Sozialisten und Kommunisten auf der einen Seite, dem Grossbürgertum und den Industriellen auf der anderen erschütterten. Ebenso eindrucksvoll schildert der Autor die Lebensumstände der verarmten Landbevölkerung im Italien jener Zeit.
Das vorherrschende Gefühl der Italiener, durch die Bestimmungen der Siegermächte, festgelegt im Vertrag von Saint-Germain, betrogen worden zu sein. Schliesslich hatten die Westmächte grosse Teile des heutigen Kroatiens inklusive Istriens, Dalmatiens und auch Albaniens Italien versprochen, um das prinzipiell kriegsunwillige Königreich doch noch zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg zu bewegen. Diese Versprechungen hatten sich durch den Vertrag von Saint-Germain kommentarlos in Luft aufgelöst.

Auf der Grundlage all dieser katastrophalen Umstände in Italien konnte sich dort der Faschismus unter der Regie Mussolinis, eben dem Sohn des Jahrhunderts, Stück für Stück, Schritt für Schritt, Stadt für Stadt weiter entwickeln. Weiter festigen.

Was an dem Buch nicht minder fasziniert, ist die historische Akkuratesse.
Ein Grossteil, wenn nicht alle der agierenden Personen existierten. So und mit dem Lebenshintergrund wie geschildert. Ob restlos alle Personen so existierten, kann ich insofern nicht beurteilen, weil ich mir aus Neugierde während des Lesens der ersten etwa 250 Seiten die Mühe machte, die Fakten zu den bis dahin erschienen Personen zu recherchieren. Ergebnis: so wie Sie Antonio Scurati schildert, zitiert, deren Handlungen, Äusserungen, Briefe, Telegramme wiedergibt, existierten diese Menschen in der Tat. Nach diesen ersten etwa 250 Seiten habe ich Antonio Scurati soweit vertraut, dass er sicher keinen Humbug schreibt.

Weswegen ist es wichtig, dieses Buch zu lesen?

Zum einen natürlich, um ein gewisses Maß an Nachvollziehbarkeit zu entwickeln, was zum Faschismus führte. Wie dieser überhaupt möglich war.

Zum anderen lässt sich nur eine Aussage von der Rückseite des Buchdeckels zitieren:

"Ein Roman wie ein Spiegel europäischer Geschichte -
UND EIN MAHNMAL GEGEN DIE RÜCKKEHR DES FASCHISMUS IN EUROPA."

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2020
Allgäu Reiseführer Michael Müller Verlag
Braun, Ralph-Raymond

Allgäu Reiseführer Michael Müller Verlag


ausgezeichnet

Das Allgäu - noch auf Platz 3 der beliebtesten Urlaubsziele Deutschlands. Noch. Tendenz nach oben.

Wer den ausführlichen Reiseführer gelesen hat und einen Hang zu Natur, Bergen, Seen, traumhafter Natur und schönen Städtchen hat, wird sich überlegen, ob er an die Ostsee (Platz 1) oder in den Harz (Platz 2) fahren wird, um dort einen erholsamen Urlaub zu verbringen.

Selbst für die Glücklichen, die im Allgäu leben, ist das Buch mit seinen rund 350 Seiten im Taschenbuchformat lesenswert. Denn es bietet mehr als ein sonstiger reiner Reise- oder Wanderführer. In dem Sehenswürdigkeit für Sehenswürdigkeit, Hotels, Restaurants, Berggipfel und Wanderwege abgehakt werden. Zu allen Städten, Dörfern gibt es diese natürlich auch. Dazu aber jede Menge Informationen zur jeweiligen Geschichte, kleine Anekdoten, Infos zur Geologie, zu Fauna und Flora. Flüssig zu lesen. Ralph-Raymond Brauns Schreibstil ist durchaus unterhaltsam. Somit auch eine Lektüre um sich über das Allgäu ganz allgemein zu informieren. Oder während dem Allgäu-Urlaub abends im Hotelbett noch ein paar Seiten zu lesen.

Die behandelte Region erstreckt sich in etwa von Lindau über Bad Wurzach, Memmingen, Kaufbeuren, Schloss Linderhof und Schloss Neuschwanstein über das Kleinwalsertal wieder nach Lindau. Die zehn im Buch verteilt angegebenen Wandervorschläge werden am Ende des Buches in einem Wanderteil genau beschrieben. Sie geben die Wege mit einer Gehzeit zwischen 3,5 und 6 Stunden an. Mitsamt ausreichend detaillierten Karten. Im ‚Leseteil‘ wird schon deutlich gekennzeichnete darauf hingewiesen, welche Wanderung von welcher gerade beschriebenen Ortschaft in ‚Angriff‘ genommen werden kann.
Im bekannten Stil der Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag informieren die gelb unterlegten Textbereiche "Alles im Kasten" beispielsweise über den Märchenkönig Ludwig II oder den Käsekönig Stadler.

Wer weitere über den Inhalt des Buches hinaus gehende Informationen zum Allgäu sucht, findet jede Menge Internetadressen. Den Outdoor-Fans (Klettern, Wassersport, Gleitschirm- oder Drachenfliegen) sind auch noch zehn Seiten mit Hinweisen gewidmet.

Dass die Auflage Nummer 3 des "Allgäu" vom Autoren aktualisiert und an vielen Stellen den Gegebenheiten angepasst wurde, versteht sich von selbst.

Dass es das Allgäu verdient hat, in der Rangliste der beliebtesten deutschen Urlaubsziele nach oben zu klettern, versteht man nach der empfehlenswerten Lektüre.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2020
Rügen - Stralsund - Hiddensee Reiseführer
Talaron, Sven

Rügen - Stralsund - Hiddensee Reiseführer


ausgezeichnet

Umfangreich, detailliert, aktuell

Die Auflage Nummer 6 des Reiseführers zu einem der vielfältigsten Urlaubsgebiete Deutschlands wurde von Sven Talaron natürlich auf den neuesten Stand gebracht. Seien es die Angaben und Hinweise zu Unterkünften, Restaurants, Cafés oder Sehenswürdigkeiten, Wandervorschlägen oder was auch immer.

An Wandervorschlägen gibt es deren zehn zu entdecken, zu erwandern. Wobei die Sonnenanbeter und (Sand-) Strand-Fanatiker wahrlich nicht zu kurz kommen.
Denn Rügen bietet für beide Urlaubs-Spezies genügend Angebote. Worüber der neue 'Michael Müller' bereits im Vorfeld, also während der Planungsphase umfassend informiert. Die vielen Farbaufnahmen wecken die Lust auf den Urlaub an der Ostsee.

Die einzelnen Ortschaften bzw. Städte (Stralsund, Bergen, Sassnitz etc.) werden mitsamt der besuchenswerten Stellen und Zielen vom Autoren vorgestellt. Sich dort jeweils zu verlaufen ist dank der kommentierten Auszüge aus einem Ortsplan so gut wie unmöglich.

Die im laufenden Text angegebenen Wandervorschläge werden im letzten Teil des Buches nochmals mit genauer Wegbeschreibung zusammengefasst.
Davor befindet sich das Kapitel 'Nachlesen & Nachschlagen' mit allgemeinen Infos zu Wetter und Reisezeit, Fauna und Flora, Geschichte und Architektur etc.

Wie von den Reiseführern aus dem Verlag Michael Müller gewohnt bietet auch dieser sehr viele farblich unterlegten Textbereiche 'Alles im Kasten'. Als abendliche Bettlektüre durchaus geeignet, denn hier ist zu erfahren, was es mit dem rasenden Roland, dem Schinkelturm, dem Hiddenseer Goldschatz oder auch mit der nie fertig gestellten KdF-Ferienanlage namens 'Prora', geplant für 20.000 Menschen, die dort gleichzeitig ihre zehn Tage propagandistisch durchzogenen Urlaub verbringen sollten, auf sich hat.

Bewertung vom 23.03.2020
Die Kraft der Zirbe
Moser, Maximilian

Die Kraft der Zirbe


ausgezeichnet

WWW ==> Wood Wide Web

"Ein besonders faszinierendes Kapitel der Zusammenarbeit zwischen Bäumen und Pilzen ist das WWW. Nein, nicht das allgemein bekannte! Nicht das, in dem Bundesnachrichtendienst und NSA unseren geheimen Eigenschaften und Fehlern wie auch Firmengeheimnissen und Patenten nachspionieren. Gemeint ist ein rundum nützliches Wood Wide Web, also ein waldweites Netz., das unterirdisch die Bäume eines Waldbestandes durch Pilzfäden verbindet und über das Informationen ausgetauscht, Gefahren gemeldet und Nährstoffe zu schwächeren Mitgliedern des Waldbestandes transportiert werden." (Seite 46)

Wind und Wetter, eisige Temperaturen und alles andere verdorrende Hitze, Stürme und Orkane - dem allem widersteht die Zirbe. In der Schweiz Arve genannt.

Der Baum wächst langsam, sein Holz ist harz- und astreich. Zum Glück. Denn deswegen ist er bisher der wirtschaftlichen Ausbeutung entgangen. Und kann in Ruhe weiter wachsen, dem harten alpinen Klima zum Trotz.

Maximilian Maser beschreibt alles, was die Zirbe zu einem wahren 'Wunderbaum' macht. Die klimatischen Bedingungen, in denen er wächst, die Wirkstoffe, die in ihm vorhanden sind, was sich aus den Holz, den Nadeln, den Zapfen der Zirbe alles machen lässt, von Möbeln bis zu Rezepten, Salben, Seifen, dem Destillieren ätherischer Öle.
Hotels samt Anschrift, deren Einrichtung grossteils aus Zirbenholz gefertigt wurde, Tischlereien, die sich auf Möbel, insbesondere auch Betten, die ohne Metallteile und synthetische Klebstoffe getischlert werden, Kissen gefüllt mit Zirbenspänen etc.
Der Buchrücken dieses Werkes ist im Übrigen aus Zirbenholz gefertigt…

Die einzig mögliche Negativ-Kritik zu diesem Buch: die Kapitel- oder Abschnittstitel sind wegen der Farbwahl für den Text (leuchtendes Orange auf weissem Papier) schwer zu lesen.

Eine persönliche Anmerkung: nein, ich bin kein Fan von Esoterik samt Salzlampen und Salzlecksteinen...
Aber im Hotel Tann auf dem Ritten hatte ich mehrfach Gelegenheit, nachts mein Haupt auf ein Kissen gefüllt mit Zirbenspänen zu legen. Herrlich!

Die "Königin der Alpen" - ein wahrer "Zauberbaum"!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.