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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2015
Lilien und Luftschlösser / Verliebt in Serie Bd.2
Kaiblinger, Sonja

Lilien und Luftschlösser / Verliebt in Serie Bd.2


sehr gut

Wer zu "Lilien und Luftschlösser" greifen will, sollte im Vorfeld auf jeden Fall den Vorgängerband "Rosen und Seifenblasen" gelesen haben, denn wie es sich für eine echte Seifenoper gehört, schließt die zweite Folge nahtlos an den Cliffhanger der ersten Folge an.
Im ersten Band erklärte die Autorin vor Beginn der Geschichte die Bedeutung des Begriffs Seifenoper, hier geht sie auf die Bedeutung des Begriffs Cliffhanger ein. Auch die Covergestaltung greift die Idee des ersten Bandes auf: wiederum findet sich auf dem Schutzumschlag ein Sammelsurium an Gegenständen, die entweder England oder die USA charakterisieren, statt zartem Rosa ist die Hintergrundfarbe nun in einem hellen Fliederton gehalten.
Um die Erinnerung an den Beginn der Seifenoper aufzufrischen, wo Abby urplötzlich in die Serie "Ashworth Park" versetzt wird, die täglich am frühen Abend auf Channel Island TV ausgestrahlt wird, gibt die Autorin einen kurzen Rückblick auf die vergangenen Geschehnisse, bevor die Handlung der zweiten Folge beginnt:

Nach dem üblichen Kribbeln und Auflösen, das Abby jedesmal befällt, wenn eine Folge von "Ashworth Park" mit einem Cliffhanger endet, findet sie sich in der New Yorker Wohnung ihrer Familie wieder, allerdings ist eine Sache ganz anders gelaufen wie sonst: statt alleine in der Realität zu landen, ist Jasper aus "Ashworth Park" bei ihr. Nach einigen gemeinsamen Abenteuern in Abbys Stadt landen die beiden zu Beginn der nächsten Folge wieder in Ashworth Park, doch kann Abby Jasper dauerhaft vorgaukeln, dass New York nur ein sehr realistischer Traum war? Mit der Zeit findet Abby durch eine zufällige Begegnung heraus, dass sie nicht die einzige ist, die der "Serienfluch" gepackt hat. Tatsächlich gibt es neben ihr einen weiteren Seriendarsteller, der zwischen den Welten wechseln muss, nun hat sie immerhin einen Verbündeten, mit dem sie Pläne schmieden kann, wie sie die Serie gemeinsam zu einem Happy End bringen können, um den Fluch aufzuheben. Doch diverse Intrigen und familiäre Geheimnisse, die nach Jahren der Verborgenheit ans Tageslicht kommen, lassen die Wahrscheinlichkeit eines Happy Ends unmöglicher erscheinen als je zuvor...

Als ich "Lilien und Luftschlösser" anfing zu lesen gefiel mir die Idee sehr gut, dass nun einer der Seifenoperdarsteller gemeinsam mit Abby in der realen Welt landete, trotzdem dachte ich nicht, dass Sonja Kaiblinger mich mit noch weiteren spektakulären Ideen würde begeistern können, da die Figuren an sich ihrer Entwicklung in der ersten Folge treu geblieben sind. Zum Glück habe ich mich jedoch getäuscht und das Buch nimmt rasant an Fahrt auf, als Abby die Entdeckung macht, dass nicht nur sie den Fluch der Serie auf sich geladen hat.
Im Vergleich zum ersten Band gewinnen die Darsteller aus "Ashworth Park" mehr an Tiefe, nur die Spannungskurve hätte für meinen Geschmack etwas früher an Fahrt aufnehmen können.

Freunde von Seifenopern und verrückt-schrulligen Darstellern mit überzogenen Charaktereigenschaften, sollten auf jeden Fall zu der gedruckten Version ihrer täglichen Dosis Fernsehserien greifen, ich bin mir sicher, dass gerade diese Zielgruppe großen Spaß an der Idee von "Verliebt in Serie" haben wird.
Auch wenn ich wie bei "Rosen und Seifenblasen" leichte Kritikpunkte habe, so bleibt einem wie nach Teil 1 schon wieder nichts anderes übrig, als auch zum hoffentlich bald erscheinenden dritten Teil zu greifen, denn par excellenge lässt Sonja Kaiblinger den Leser bei "Lilien und Luftschlösser" mit den lezten Zeilen "an der Klippe hängen". Wir lesen uns also wieder auf Channel Island TV!

Reihen-Info:
Verliebt in Serie Folge 1: Rosen und Seifenblasen
Verliebt in Serie Folge 2: Lilien und Luftschlösser
Verliebt in Serie Folge 3: noch ohne Erscheinungstermin

Bewertung vom 25.05.2015
Happy Smekday oder der Tag, an dem ich die Welt retten musste
Rex, Adam

Happy Smekday oder der Tag, an dem ich die Welt retten musste


ausgezeichnet

Im Gegensatz zur Verfilmung "Home - ein smektakulärer Trip", die mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist die Buchvorlage ungleich facettenreicher, noch tiefgehender und spricht in meinen Augen auf Grund des Sprachwitzes und durchaus ein älteres Publikum an. (Wer das Buch bereits gelesen hat und die Verfilmung noch vor sich hat, dem möchte ich mit auf den Weg geben, dass die außerirdischen Gegenspieler der Boovs - die Gorgs - im Film zum Teil ganz anders dargestellt werden. Die Auflösung des Konflikts zwischen den beiden verfeindeten Völkern hat mir im Film tatsächlich noch besser gefallen als im Buch, auch wenn im Film dafür viele Handlungsstränge fehlen und die Geschichte dort insgesamt kindgerechter erzählt wird.)

Hauptfigur in "Happy Smekday" ist die elfjährige Tip Tucci, die im Rahmen eines Schulwettbewerbs einen Aufsatz über die außerirdische Invasions der Boovs auf der Erde schreibt.
Die komplette Bevölkerung der USA soll nach Florida umgesiedelt werden. Auf der Suche nach ihrer Mutter bricht Tip gemeinsam mit ihrer Katze Sau im Auto auf den Weg dorthin. Unterwegs hat sie eine Autopanne und trifft in einem Gemischtwarenladen auf den Boov J-Lo. Die beiden schließen sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammen, nachdem J.Lo Tips Auto repariert hat. Unterwegs treffen die beiden auf andere Menschen, die sich bislang gegen eine Umsiedlung nach Florida zur Wehr gesetzt haben, auf weitere Boovs und Gorgs und vor allem Sau spielt noch eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Invasion. Nicht nur die Boovs wollen die Erde für sich beanspruchen, auch die Gorgs sind hinter dem neuen Lebensraum her und im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, das J.Lo nicht ganz unschuldig daran ist, dass die Gorgs den Weg auf die Erde gefunden haben. Während der gemeinsamen Zeit mit J.Lo wird Tip schnell klar, dass die Boovs verglichen mit den Gorgs das kleinere Übel sind und sie schließt sie sich mit ihm zusammen, um die Gorgs zu bekämpfen. Unterstützung erhalten sie dabei unter anderem von einem alten Indianer, der sich jahrelang um das ausgestellte UFO in Rosswell gekümmert hat.

"Happy Smekday" von Adam Rex entpuppt sich schon ab der ersten Seite als ein raffiniert und abwechslungsreich erzählter Roadtrip. Nicht nur die Erzählweise als Schulaufsatz ist etwas ganz besonderes, auch das Zusammenspiel zwischen Text, "Fotos" und Comicstrips ist außergewöhnlich in der Aufmachung und sehr unterhaltsam.
Anspielungen auf die Werbemaschinerie und die heile Disney-Welt durch seinen erfundenen Freizeitpark "Königreich der Glücksmäuse" und den Handlungsstrang in Rosswell, wo 1947 angeblich ein unbekanntes Flugobjekt abgestürzt ist, machen Adam Rex' Roman auch für ein erwachsenes Lesepublikum interessant. Das anvisierte Lesealter ab etwa 11 Jahren vermag möglicherweise in diesen Episoden den tieferen Sinn und diverse Anspielungen nicht erkennen, wird dafür aber auf anderen Ebenen unterhalten. Für mich ist Adam Rex eine Geschichte gelungen, die auf Grund ihrer Facettierungen, der unterschiedlichen Prota- und Antagonisten und der Erzähltiefe wirklich eine Leserschaft über Generationen erreichen kann.
Auch wenn mich die Auflösung des Konfliktes zwischen Boovs und Gorgs in der filmischen Adaption stärker von der enthaltenen Botschaft begeistert hat, ist das Ende im Buch dafür um einiges lustiger und skurriler gestaltet. Man sollte beides unabhängig voneinander sehen, zudem der Film schon von jüngeren Kindern zu verstehen ist, dass Buch meiner Meinung nach in seiner Komplexität aber wirklich erst für das empfohlene Lesealter funktioniert.

"Happy Smekday" ist ein verrücktes Roadmovie voller ungewöhnlicher Begegnungen und Freundschaften, welches in erstes Linie mit seiner Geschichte und der herausragenden Umsetzung zu punkten weiß, aber auch durch die tiefgehenden Botschaften über das Zusammenleben verschiedener Kulturen, die es zwischen den Zeilen vermittelt.

Bewertung vom 25.05.2015
Leonardo & Salaï
Lacombe, Benjamin;Echegoyen, Paul

Leonardo & Salaï


ausgezeichnet

"Leonardo und Salai" ist ein Werk bei dem Benjamin Lacombe mit Paul Echegoyen zusammengearbeitet hat.
Um die Zusammenarbeit besser verstehen und die Bilder in all ihren Facetten kompetent und gänzlich aufnehmen zu können, sollte man in dem Buch nicht mit dem Lesen der Graphic Novel beginnen, sondern mit dem angehängten Werkstattbericht, wo beide Künstler zu der außergewöhnlichen Zusammenarbeit zu Wort kommen und zudem einige Skizzen in ihrer Entstehungphase gezeigt werden.

Das Buch selbst erzählt in einem ersten Band von zweien, von Leonardo da Vincis Schaffen, von seinem Treffen und seiner Liebschaft mit Salai und spricht viele Themen an, mit denen sich Künstler nicht nur im 15. Jahrhundert herumzuschlagen oder gar zu verstecken hatten, sondern die auch heute noch brandaktuell sind: Ausgrenzung und Verstecken wegen homosexueller Neigungen und der Schwierigkeit mit Kunst Geld zu verdienen, um damit gut Leben, und nicht nur einen Teil seiner Gläubiger bezahlen zu können. Zudem lernt man Leonardo hier nicht erst als alten Mann kennen, sondern als einen Erfinder, Maler und Bildhauer in der Blüte seiner Jahre.

Die Bilder wirken homogen und authentisch, als entstammten sie tatsächlich der entnommenen Zeit. Warum dies so ist, erklärt sich im Werkstattgespräch mit den Illustratoren.

Es ist ein ganz anderes Werk von Lacombe, als diejenigen, die ich bisher kennengelernt habe. Ich bin aber nicht minder begeistert davon, vielmehr zeigt er hier wieder völlig neue Facetten von sich, beispielsweise durch den Wechsel von kleinformatigen, sepiafarbigen Illustrationen in der erzählenden Novel, die dann ganz plötzlich wieder von einer doppelseitigen, mehrfarbigen Illustration überflügelt werden. Trotz dieser Mittel wirkt Lacombes Arbeit mit Echegoyen wie ein homogenes Ganzes, bei dem viel zu schnell das Ende naht und man ehrlich gesagt nicht gewillt ist, lange auf die Fortsetzung zu warten. Ich für meinen Teil bin nun viel zu neugierig, wie sich das Auftauchen Francesco Melzis auf die zuweilen sehr komplizierte Beziehung zwischen Leonardo und Salai auswirken wird...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2015
Jonas, der mechanische Hai
Santini, Bertrand

Jonas, der mechanische Hai


ausgezeichnet

Nach der sehr skurrilen Märcheninterpretation von der Schönen und dem Biest dieses Autors, dem "Yark", musste ich unbedingt auch "Jonas, der mechanische Hai" lesen.
Auch in diesem Buch interpretiert Bertrand Santini einen Klassiker neu. Da diese Interpretation allerdings relativ überraschend und erst gegen Ende des Buches deutlich zur Sprache kommt, werde ich diesen Klassiker in meiner Rezension nicht namentlich erwähnen.

'Glaubt man den Statistiken, setzt ein Mensch, wenn er in haiverseuchten Gewässern schwimmt, sein Leben weniger aufs Spiel, als wenn er seinem Nächsten die Hand gibt.' (S.54)

Jonas war in seinen besten Zeiten der Star mehrerer Blogbuster-Horrofilme. Nun verdient er sein Gnadenbrot in einem Freizeitpark in Hollywood neben Krokzilla, einem japanischen Filmsaurier und diversen Zombies und Vampiren.
Auch wenn die Figuren mechanischer Natur sind, so erwachen sie dennoch nachts zum Leben, wenn das menschliche Personal des Freizeitparks schon lange Feierabend gemacht hat.
Nach einem verpatzten Auftritt im Park, als Jonas' Mechanik im entscheidenden Moment versagt, will die Parkleitung ihn verschrotten. Damit das nicht passiert versucht sein Freund und Kollege Krokzilla ihn zum richtigen Ozean zu bringen. Ein Abenteuer, von dem Jonas schon immer geträumt hat, auch wenn ihm der Abschied von seinen Freunden schwerfällt.

Wie "Der Yark" ist auch "Jonas, der mechanische Hai" im Genre erzählendes Kinderbuch angesiedelt, dennoch ist die Geschichte auch gerade für erwachsene Leser geeignet auf Grund der Symbolik und den diversen Zitaten auf alte Filme und literarische Klassiker.

Die Illustrationen von Paul Mager zeigen ein breites Spektrum von melancholisch über putzig und gruselig. Obwohl Betrand Santini häufig eine reduzierte Sprache benutzt, beinhaltet seine Geschichte genau wie Magers Illustrationen eine tiefschürfende und märchenhafte Handlung. Die beiden ergänzen sich großartig, Text und Bilder gehen eine Symbiose ein und verstärken ihre Wirkung wechselseitig.

Jonas - der vermeintlich Böse in dieser Geschichte - bleibt immer ehrlich und handelt nie gegen seine Natur. Der Mensch erweist sich letzten Endes als der wahre Schrecken und Jonas wird belohnt, nicht nur mit einem echten Freund, der seine Gefährten aus Monsterland mehr als würdig ersetzt, auch wenn diese trotz Mechanik immer lebendig und echt beim Leser ankommen.

Das Buch ist für ein reichhaltig illustriertes Buch recht kleinformatig ausgeführt, von Papierqualität und Anzahl, Ausführung und Druck der Illustrationen jedoch sehr hochwertig ausgestattet.
Wer schön gestaltete Bücher oder Neuinterpretationen von Klassikern liebt, sollte die bislang erschienenen Geschichten von Bertrand Santini auf jeden Fall näher in Augenschein nehmen.

Bewertung vom 17.05.2015
Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde / Kriminaloberkommissar Kasimir Bd.1
Endres, Brigitte

Der Tag, an dem mein Meerschweinchen Kriminaloberkommissar wurde / Kriminaloberkommissar Kasimir Bd.1


ausgezeichnet

Valentines Eltern sind Bestatter, sie haben also im wahrsten Sinne des Wortes "Leichen im Keller". Eines Tages kommt als Kunde der an seinem Herzleiden dahingeschiedene Kriminaloberkommissar Kasimir in das Haus ihrer Eltern. Vor diesem Tag hat Valentine nie an Seelenwanderung geglaubt, doch als der Geist des Kriminaloberkommissars in ihr Meerschweinchen Bully fährt, das just in der Zeit an einem Stromschlag stirbt als der Oberkommissar für seine Beerdigung vorbereitet wird, sieht sich Valentine nicht nur eines Besseren in dieser Hinsicht belehrt, sondern wird kurzerhand zur Kriminalassistentin berufen und steckt inmitten einer Mordermittlung. Denn der Oberkommissar aka Bully aka Herr Kasimir ist der festen Überzeugung Opfer eines Mordanschlags geworden zu sein...

Brigitte Endres habe ich in der Vergangenheit hauptsächlich durch Bilderbücher und Bücher für Erstleser kennengelernt. "Der Tag, an dem mein Meerschweinchen zum Kriminaloberkommissar wurde" ist das zweite Buch der Autorin, welches ich las, das für ein etwas älteres Lesepublikum konzipiert wurde und es hat mich restlos begeistert! Das skurrile Setting, sowie die sehr gut ausgearbeiteten und ebenfalls häufig schräg ausgelegten Figuren haben mich dermaßen in den Lesebann gezogen, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen hatte:
Für gewiefte Krimileser mag die Entwicklung der Geschichte keine Überraschung sein. Aber für Kinder, Jugendliche und erwachsene Gelegenheitskrimileser legt die Autorin wenig vorhersehbaren, verschachtelte und sehr gut konstruierte Spuren aus, bei denen es Spaß macht, ihnen bis hin zur Auflösung des Falles zu folgen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es einige erwachsene Leser von humorvollen Krimireihen gibt, die an diesem Kinderkrimi nicht weniger Vergnügen haben als ihre jüngeren Pendants. Krimilesern mit lesebegeisterten Nachwuchs lege ich in jedem Fall ans Herz Valentines Geschichte gemeinsam lesend zu entdecken.

Doch die verrückten Ideen und die spannende Kriminalhandlung sind noch lange nicht alle Facetten dieses Kinderromans, mit denen mich die Autorin gefangen genommen und überzeugt hat.
Besonders gut hat mir die Aussage gefallen, dass man auch als Außenseiter gute Freunde finden und die Fassade eines Menschen einen völlig Eindruck von der Person vermitteln kann, die sich hinter der Hülle versteckt - es trägt eben nicht jeder Mensch sein Herz nach außen.

Ganz vorne dabei bei den eckigen, kantigen und verschrobenen Figuren dieser Geschichte ist der Oberkriminalkommissar: mittleren Alters und Muttersöhnchen bis zum Verscheiden der geliebten Mama. Doch auch für diese Figur werden beim Leser schnell Sympathien geweckt, da sie durch ihren Bodyswitch in den Körper eines Meerschweinchens nun völlig auf die Pflege und Fürsorge eines anderen Menschen - in diesem Fall Valentine - angewiesen ist. Brigitte Endres schafft es hierbei abwechselnd Mitleid und ein herzhaftes Lachen hervorzurufen. Keiner von uns mag sich wohl die Situation vorstellen, dass man in eine Ecke eines Käfigs zum Geschäft verrichten gehen muss und anschließend darauf angewiesen ist, dass einem jemand hinterher den Dreck wegräumt. In Momenten, in denen der nikotinsüchtige Herr Kasimir Valentine dazu drängt ihm eine Zigarette anzustecken und er geflasht vom Nikotin umkippt, muss man jedoch herzhaft Schmunzeln.

Das Buch beinhaltet so viele schöne und hintergründige Aussagen, und macht trotzdem vor allen Dingen Spaß. Es hat einfach alles, was ich Buch haben muss, damit es einem noch lange in Erinnerung bleibt. Spaß und Tiefgründigkeit müssen sich in (Kinder-)Büchern nicht gegenseitig ausschließen!
Zum Glück schreibt Brigitte Endres bereits an einem zweiten Band. Die Geschichte funktioniert zwar problemlos als Stand-Alone, aber nachdem man die Charaktere einfach ins Herz schließen muss, gibt es keine schönere Nachricht für den Leser, als ein Versprechen für ein Wiederlesen mit Valentine und ihren (tierischen) Freunden.

Bewertung vom 13.05.2015
Wo ist Professor Nitroglitz? / Die drei Superbrillen Bd.1
Krüger, Thomas

Wo ist Professor Nitroglitz? / Die drei Superbrillen Bd.1


ausgezeichnet

Die drei Superbrillen sind die Jungs Max "Chip", Leo "Kiste" und Uli "Nudel", deren Spitznamen von Anton Riedel gekonnt in Bildern umgesetzt wurden. So bekommt man direkt beim Anblick der Vorsatzseite, auf der die Steckbriefe der drei Helden abgebildet sind, Lust daran den Reihenauftakt um die drei jugendlichen Helden und ihre verrückten Abenteuer zu erkunden.

Eine wichtige Geheimwaffe im Kampf gegen das Böse, sind die genialen Erfindungen, die Chips Johann Nepomuk von Seidel entwickelt hat.

'Er hat ALLES erfunden, was die Superbrillen zur coolsten Bande der Welt machen: den Coolator, den Torpophin, den Falkokopter, das Black-Shadow-Phone und noch vieles mehr.' (S.10f)

Der Coolator beispielsweise ist eine Sonnenbrille, die bewirkt, dass man für Erwachsene ebenfalls ein Erwachsener ist, und zwar ein wichtiger Erwachsener, ein Chef. Auch die anderen Erfindungen stehen dem Coolator in Coolness und Können in keinster Weise nach. Im Laufe der Geschichte kommen sie alle zum Einsatz und werden im Einsatz erklärt. Verrückt und einfallsreich ist auch die Namensgebung der genialen Erfindungen: zum Beispiel die Symbiosen aus Torpedo und Delphin = Torpophin oder Falke und Helikopter = Falkokopter.
So gesehen ist der Auftakt um die drei Superbrillen nicht nur ein kurzweiliges und sehr lustiges Abenteuer, sondern auch ein Sachbuch, das mit Umgangssprache und schrägen Beschreibungen alltägliche Dinge kindgerecht erklärt:

'ATOME UND MOLEKÜLE
ALLES besteht aus ATOMEN. Ganz egal, ob Hundek***, Briefmarken, die Sterne oder Popel. Es gibt auf der Erde nur 92 verschiedene, natürlich vorkommende ELEMENTE. Das ELEMENT mit dem kleinsten ATOM heißt Wasserstoff. [...]' (S.75)

Auch die Erzählweise der Geschichte ist alles andere als gewöhnlich:
Die Kapitel sind nicht einfach nur Kapitel, sondern von den drei Jungs eingeleitete Pausen, wenn sie zum Beispiel ihre Instrumente checken müssen, oder eine Verschnauf- oder Pinkelpause brauchen.

In "Wo ist Professor Nitroglitz" werden die drei mitten in der Nacht ins Hauptquartier der Superbrillen gerufen, wo ihnen der Geheimauftrag erteilt wird, dass sie Professor Nitroglitz, den Erfinder des Supersprengstoffs, aus den Händen skrupelloser Entführer retten müssen.

Als wäre das nicht schon verrückt und spannend genug, entpuppt sich das Abenteuer in Kombination mit den Sachbucheinschüben und den genialkomischen formatfüllenden Illustrationen von Anton Riedel - die wie Ar*** auf Eimer zu Thomas Krügers Geschichten passen - als ein riesengroßes Ideenfeuerwerk, welches nur leider viel zu schnell ein Ende nimmt. Zum Glück sind zwei weitere Abenteuer mit Kiste, Chip und Nudel in Planung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2015
Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher
Ockler, Sarah

Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher


ausgezeichnet

"Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher" verspricht zunächst eine leichte Teenie-Lovestory, die der Leser durchaus geboten kommt, aber hinter diesem Titel und dem romantischen Cover verbirgt sich weit mehr: es ist für mich eines der schönsten Bücher über Freundschaft und Familie, welches ich jemals gelesen habe:

Jude ist die jüngste von vier Schwestern und die letzte, die noch zuhause bei ihren Eltern wohnt. Diesen Sommer verbringt sie weder mit ihren Freundinnen im Schwimmbad noch nimmt sie an der Aufführung der Theatergruppe teil: bei ihrem Vater wurde früheinsetzende Alzheimer festgestellt, und da ihre Schwestern weit von ihrem Elternhaus entfernt wohnen und die Mutter arbeiten geht, kümmert sich Jude um ihren Papi.
Eines Tages entdeckt sie in der Garage ein altes Motorrad, das es schafft bei ihrem Vater die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachzurufen, als er in Argentinien Mitglied einer Motorradgang war. Um ihrem Vater näher zu kommen und mit der Hoffnung, seine Krankheit durch die Erinnerungen an die Vergangenheit aufhalten zu können, sucht sie gemeinsam mit ihrem Vater nach einem Mechaniker, der das alte Stück ihres Vaters wieder in Stand setzen kann.
Dabei lernt sie Emilio kennen, gutaussehend, nett, und im Gegensatz zu ihren Freundinnen meidet er Judes Vater nicht, sondern akzeptiert ihn so wie er ist: in seinen guten, aber auch in seinen hilflosen Momentan. Jude täte der zuverlässige Anker gut, nachdem die Last der Krankheit ihres Vaters alleine auf ihren Schultern liegt. Es gibt nur ein Problem: Emilio ist ein Vargas, und nachdem zwei seiner Brüder zwei ihrer Schwestern in der Vergangenheit das Herz gebrochen haben, haben die Hernandez-Schwestern einen Blutschwur auf das Buch der gebrochenen Herzen (OT: The Book of broken hearts) geschworen, sich nie wieder mit einem Vargas einzulassen...

In der Geschichte baut der Leser eine tiefe Beziehung zu der zauberhaften Jude auf, die trotz ihres jungen Alters auf so vieles verzichtet zugunsten ihres Vaters und der Zeit, die ihr mit ihm bleibt. Es ist traurig zu lesen, wie sich ihre Freundinnen von ihr und ihrer Familie abwenden, da es ihnen unangenehm und peinlich ist, wenn Judes Vater einen seiner Ausfälle hat.
Jude muss lernen Vergangenes hinter sich zu lassen und sich für die Zukunft zu öffnen, dies lernt sie metaphorisch nicht zuletzt anhand ihres Hobbies fotografieren.

Für Jude ist der Sommer mit ihrem Vater und Emilio intensiv, traumhaft schön, aber auch traurig. Sie muss lernen sich von früheren Bekanntschaften zu lösen und sich aus den behütenden Armen von Mutter und älteren Schwestern zu befreien, die zwar schützen, sie aber auch davon abhalten eigene Erfahrungen zu sammeln und damit auch das eigene Glück zu finden.
Des weiteren ist die Geschichte auch eine Geschichte über Vorurteile und dass man für fremde Dinge gerade stehen soll, obwohl man dafür nicht verantwortlich ist. So hat Jude keine Schuld daran, dass ihr Vater krank ist und sich ihre Freundinnen deshalb von ihr abwenden, genauso wenig, wie Emilio die Verantwortung für das Verhalten seiner Brüder trägt, die ihm und seiner Familie den Blutschwur der Hernandez-Schwestern eingebracht haben.

Die Charaktere in dieser Geschichte sind echt und tiefgründig. Allen voran erobern Jude und Emilio das Herz des Lesers, die beiden muss man einfach gern haben. Für das was sie sind und für das was sie in der Vergangenheit oder Gegenwart zu ertragen haben. Die Nebencharaktere sind genauso sorgfältig ausgeführt und die Interaktion zwischen ihnen und den Hauptfiguren führen mit dazu, dass man sich so gut in Jude und Emilio hineinversetzen kann.

"Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher" ist eine zauberhafte, leichte Liebesstory, aber auch bewegende, manchmal traurige Familiengeschichten, sowie eine Hommage an den Zusammenhalt in Familien und unter Freunden. Ein absolutes Lesemuss!

(Info: Der Titel ist bereits 2013 unter dem Titel "Verlieb dich nie in einen Vargas" erschienen.)

Bewertung vom 29.04.2015
Der Galimat und ich / Galimat Bd.1
Maar, Paul

Der Galimat und ich / Galimat Bd.1


ausgezeichnet

Der zehnjährige Jim wächst bei Onkel und Tante auf, nachdem seine Eltern sich auf Grund von Spionagetätigkeiten weltweit verstecken müssen. Jim wäre gerne erwachsenen, dann hätte er mehr Freunde und die Lehrer wären nicht ständig von seinem fotografischen Gedächtnis genervt, dank dem er seine Lexika auswendig lernt, um irgendwann an der Superwissershow teilnehmen und eine Million Euro gewinnen zu können. Ganz besonders nervtötend für seine Umgebung ist es, dass er das Wissen nur in seinem Kopf abspeichern kann, in dem er die Definitionen aus dem Lexikon immer laut vor sich her sagt.

Eines Abends sitzt plötzlich ein Galimat in seinem Zimmer, eine kugelförmige Figur, die ebenfalls durch eine sprachliche Besonderheit auffällt: bei Galimaten gehört es sich aus Gründen der Höflichkeit, das Wort am Gesprächsende doppelt auszusprechen, damit das Gegenüber weiß, dass es nun antworten kann.
Der Galimat hat aber noch eine viel bessere Eigenschaft, die Jim von Nutzen sein kann und seinen Wunsch erfüllen, zumindest für eine Weile ein Erwachsener zu sein. Der Galimat kann Sachen materialisieren, auch eine Pille zum Erwachsenwerden. Jim probiert sie aus, um seiner Schulfreundin Rebekka zu helfen und sich an dem Klassenclown Alex und seinem Klassenlehrer zu rächen. Aber die Anwendung ist nicht ganz einfach und urplötzlich besteht die Gefahr, dass Jim für immer erwachsen bleiben muss, zu einem Zeitpunkt, an dem er es eigentlich viel schöner fände wieder Kind zu sein, denn er freundet sich richtig dicke mit Rebekka an, aber als alter Mann kann er ja schlecht mit ihr befreundet sein.

Wie in den Sams-Bänden zeigt Maar auf, dass es nicht immer die Wunscherfüllung schlechthin ist, die unser Leben lebenswerter und glücklicher macht. Jim und Gali weisen durchaus einige Parallelen zu Herrn Taschenbier und dem Sams auf, wer die Geschichten dieser beiden verschlungen hat, wird auch mit dem Gali seinen Spaß haben.
Zudem ergeben sich noch einige Überraschungen aus Jims familiären Umständen und die sprachlichen Besonderheiten von ihm und seinem Freund Gali sorgen für Lacher und so manche Verwirrung.

Meiner siebenjährigen Tochter ist der Einstieg in die Geschichte leicht gefallen, da sie sowohl Schreibstil als auch den Erfindungsreichtum Maars bereits aus Geschichten mit dem Sams kennt. Sie stört sich nicht an der männlichen Hauptfigur und möchte das Buch genau wie ich noch fertiglesen.

Bewertung vom 19.04.2015
Blätterrauschen / Zeitreise Bd.1
Rahlens, Holly-Jane

Blätterrauschen / Zeitreise Bd.1


sehr gut

Wer "Everlasting" aus der Feder von Holly-Jane Rahlens gelesen hat und gerne mehr von den Figuren und der Welt dieses Buches gelesen hätte, wird in Blätterrauschen zumindest in Ansätzen fündig: wie "Everlasting" ist auch "Blätterrauschen" ein Zeitreiseroman, der ebenfalls in Berlin spielt und das gleiche Zukunftsszenario hat, sowie einige - aktive sowie passive - Auftritte von Protagonisten aus "Everlasting". Des Weiteren beinhaltet auch dieses Buch Holly-Jane Rahlens typischen Humor und eine sehr dichte und authentische Atmosphäre.
Im Gegensatz zu "Everlasting" ist "Blätterrauschen" jedoch noch mehr auf ein jugendliches Lesepublikum ausgerichtet und hat gänzlich neue Hauptfiguren:

Oliver, Iris und Rosa sind Mitglieder im Leseclub der Buchhandlung "Blätterrauschen". An einem stürmischen Herbstnachmittag schrecken sie mitten in Blitz und Donner auf, als es ausdauernd an der Hintertür der Buchhandlung klopft. Vor der Tür steht Colin, ein Junge aus dem Jahr 2273, der die drei Kinder zunächst für Protagonisten aus einem Reality-Game hält, welches er in der Zukunft gerade spielt. Es dauert eine Weile, bis er versteht, dass er sich in keinem virtuellen Spiel befindet, auch Oliver, Iris und Rosa brauchen ihre Zeit, bis sie verstehen, dass sie es bei Colin mit einem Zeitreisenden zu tun haben.
Auf der Flucht vor drei seltsamen, dunkel gekleideten Gestalten, landen Oliver, Iris und Rosa gemeinsam mit Colin in seiner - und ihrer - Zukunft. Doch ob es auch wirklich ihre Zukunft sist beziehungsweise sein wird, liegt im Dunkeln, denn im Jahre 2273 erfahren sie, dass Europa nur einige Jahre nach dem Zwischenfall im "Blätterrauschen" von einer mysteriösen Krankheit befallen wird, die fast die gesamte Menschheit auslöschen wird. Dieses Zeitalter ist in der Zukunft als "Dark Winter" bekannt...

Holly-Jane Rahlens benutzt relativ einfache Strukturen, so dass das Thema Zeitreisen nicht allzu "gehirnverknotend" daher kommt und auch für ein jüngeres Lesepublikum nachvollziehbar bleibt.
Ihr Humor und das Spiel mit alter und neuer Technik ist sehr realitätsbezogen und aktuell. So gibt es im Jahr 2273 Bücher in Papierform nur noch in großen Bibliotheken, in Privathaushalten sind sie völlig verschwunden.
Die jugendlichen Protagonisten sind sehr authentisch geschildert. Durch die verschiedenen Figuren ist die Geschichte sowohl für Jungen als auch für Mädchen interessant zu lesen. Jedes der Kinder hat sein Päckchen zu tragen, so dass man sich in alle sehr gut hineinversetzen kann und mit ihnen fühlt.
Einzig die Erwachsenen haben mir in dieser Geschichte teilweise nicht so zugesagt. Es sind einige Charaktere am Start, die etwas überzogen und kindisch wirken. Wiederum gelungen ist jedoch das Zusammespiel der Charaktere und das gut gestrickte Komplott, bei dem lange im Unklaren bleibt - nicht nur für die Protagonisten, sondern auch für den Leser - welche Personen in der Zukunft auf der Seite der Kinder stehen und welche ihre eigenen Interessen verfolgen, auch wenn damit das Leben von Oliver, Iris und Rosa auf dem Spiel stehen sollte.

"Blätterrauschen" wartet mit dem typischen Humor von Holly-Jane Rahlens auf und ist vor allem den Lesern empfohlen, die nach "Everlasting" gerne mehr von ihrer Zukunfsvision gelesen hätten. Auch wenn ich "Everlasting" auf Grund seiner Figuren und der höheren Komplexität etwas fesselnder fand, habe ich "Blätterrauschen" sehr gerne gelesen. "Everlasting" muss man im Übrigen nicht kennen, um "Blätterrauschen" zu verstehen. Aber ich denke, dass der Lesespaß damit größer ist, da es ein sehr schönes Wiederlesen mit einigen Charakteren aus diesem Buch gibt.

Bewertung vom 19.04.2015
Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling
Kuyper, Sjoerd

Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling


ausgezeichnet

Kos und seine drei Schwestern leben zusammen mit ihrem Vater in ihrem Familienhotel. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Nach dem Verlust seiner Mutter ist sein Vater sein bester Freund und seine engste Bezugsperson. Als einziger Junge unter drei Schwestern hat Kos kein einfaches Los, zudem seine Familie mehr oder weniger etwas verrückt ist:
Er selbst spielt Fußball und hofft auf die Auswahl für die Jugendmannschaft von Ajax, außerdem ist er verrückt nach Isabel, schafft es aber immer wieder sich bei ihr ins Abseits zu spielen.
Seine drei Schwestern könnten verschiedener nicht sein, aber ihre Extravaganz und ihre verschworene Gemeinschaft gegen ihren Bruder vereint sie:
Seine jüngste Schwester Pel sprudelt über vor Fantasie und liebt Tiere über alles, seine ältere Schwester Briek versteckt sich hinter aufreizenden Klamotten, einer dicken Schicht Schminke und eine ständig währenden Wut, die älteste Schwester Libbie versucht ihren Geschwistern die fehlende Mutter zu ersetzen.
Neben den Geschwistern sind auch die Nebenfiguren gut ausgearbeitet und punkten mit teils schrägen und skurrilen Charaktereigenschaften.

Als wäre Kos' Welt nicht schon kompliziert genug, bekommt sein Vater während seines Fußballspiels einen Herzinfarkt. Für Kos bricht eine Welt zusammen. Doch für seinen Vater muss er stark sein: um ihn im Krankenhaus nicht noch stärker zu belasten versuchen er und seine Geschwister das Familienhotel weiter am Laufen zu halten, erfinden eine Vertretung und müssen gegen eine Verpfändung ankämpfen, sonst droht dem Hotel das Ende.

'Schon seltsam, dass Leute, die sterben, andere, die nicht sterben, trösten. Aber so seltsam ist es auch wieder nicht, denn wer weiterlebt, der steht hinterher mit seinem Kummer da, und man selbst ist tot und kriegt nichts mehr mit. Ich finde, mit Sterbenden sollte man schöne Erinnerungen wachrufen,, damit sie das Gefühl haben, im Leben alles richtig gemacht zu haben. Wie eine Art letzter großer Applaus von den Zuschauern, kurz vor Spielende.' (S.34)

Auch wenn Kos' die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, so kommt doch immer wieder seine Flamme Isabel zu Wort. so dass die ganzen Verrücktheiten, die Sjoerd Kuyper in seiner Geschichte auffährt, noch besser zur Geltung kommen, da man so als Leser direkt an Kos' aber auch Isabels persönlichen Gedanken und Gefühlen teil hat.
Nicht nur Kos, auch seine Schwestern wachsen an der verantwortungsvollen Aufgabe, der sie sich durch die Krankheit und den langen Krankenhausaufenthalt ihres Vaters gegenübergestellt sehen, und alle drei finden etwas, woran sie sich festhalten können und worin sie Trost finden.

Eigentlich wäre die Geschichte sehr traurig, wenn die Figuren in Kuypers Geschichte nicht so stark wären und der Roman vor verrückten Ideen so übersprudeln würde. So bleibt dem Leser selbst in dem drohenden Aus des Hotels das Lachen erhalten, weil die Geschwister die abstrusesden Ideen haben, um an das benötigte Geld zu kommen. Daneben ist die erste Liebe herrlich menschlich und realitätsnah erzählt und das Thema Tod und Sterben wird zart und gefühlvoll behandelt und den jugendlichen Lesern näher gebracht. Wobei Sjoerd Kuypers Geschichte so vielschichtig und tiefgehend ist, dass das Buch auch für erwachsene Leser uneingeschränkt zu empfehlen ist!